Spaceapes von Gamesh ================================================================================ Kapitel 32: Flashbacks VIII: Stay --------------------------------- Goku steckte das schwarze Notizbuch ein als er an der Tür von Stationszimmer 28 angekommen war. Er straffte die Schultern, um sich auf das ‚Drinnen‘ vorzubereiten. Anfangs hatte er sich als Ersatz für Radditz in diese Sache mit Vegeta gefügt, aber je öfter er zum Prinzen kam, desto klarer wurde ihm, dass er das hier für sich selber brauchte. „Prinz und Gefolgsmann“ war es für die Shayanjinn, aber die Wahrheit lautete, dass Goku die einsamen Gitarrensessions in der Garage seines Elternhauses nicht mehr ertrug. Man konnte als Musiker nur eine gewisse Zeit lang allein jammen, bevor man wahnsinnig vor Langeweile wurde. Wenn Goku wirklich gute Musik machen wollte, brauchte er jemanden, der genauso ehrgeizig war wie er selbst. Er brauchte jemanden, der ihm das Wasser reichen konnte und dieser Jemand lag in Zimmer 28. Die Tür flog unvermittelt auf. Goku sprang aus dem Weg. „Woah?!“ „Das war das letzte Mal, dass ich Ihnen helfen wollte!“, eine Schwester flüchtete aus dem Raum. Etwas wurde in ihre Richtung gepfeffert. Es klapperte, als das Plastikteil vor ihr auf den Boden fiel. „VERSCHWINDE, DU DÄMLICHE TRINE!“ Die Krankenschwester hatte Wuttränen in den Augen. Erst jetzt bemerkte Sie Goku. „Wollen Sie da wirklich rein?!“ „Yeah?“ Mit einem „Na, Sie müssen es ja wissen“, ließ sie den verblüfften Goku stehen. Der grinste, hob das ihm unbekannte Ding auf, betrat das Zimmer und schloss die Tür hinter sich. „Tag auch!“ „WAS WILLST DU AFFE HIER?!“ Goku war beeindruckt. Vegeta war totenblass, viel zu dünn und in einen riesigen Apparat eingespannt, der seinen linken Arm mit Hilfe von viel Metall in Form brachte. Zudem war sein linkes Bein Polster gepackt, die das linke, aufs Doppelte angeschwollene Knie stützten. So schafften es die Wenigsten derartig gefährlich zu wirken. Vegeta war da anders. Je mehr man ihn bedrängte, desto giftiger wurde er. „Zeit für den täglichen Besuch.“ Goku ließ sich nicht beirren. Er spürte, dass Vegetas Wutanfall gleich vorbei sein würde. Der Frontmann der Spaceapes hatte für mehr keine Kraft. Dass er das Teil in Gokus Händen hatte schmeißen können, war überraschend. „VERZIEH DICH, KRETiN! IcH wiLL kEiNen BesUch!“, Vegetas Stimme ließ ihn einfach im Stich. ‚Ah, jetzt‘, dachte Goku und kam näher. Er schob einen Stuhl an das Bett. Vegeta indessen fiel förmlich in sich zusammen. Die Schwester wegzubeißen hatte seine Reserven aufgebraucht. „Verschwinde, Kakarot“, stöhnte er. „Nachher“, Goku setzte sich in aller Ruhe, zog die Schuhe aus und legte testweise seine Füße auf der Kante von Vegetas Krankenbett ab. Ein kurzer Wutschub über die Dreistigkeit war zu bemerken, aber es reichte einfach nicht für weitere Beleidigungen.Vegeta sackte mit hasserfülltem Blick zurück auf sein Kissen und atmete schwer. Goku seinerseits betrachtete nun das Plastikteil von allein Seiten. Sah aus wie eine angefahren geformte Flasche. Der Hals war echt breit. „Leg sie einfach weg!“, kam die erschöpfte Anweisung vom Bett. „Nö.“ „Leg sie weg!!!“, ein weiteres Aufbäumen. Vegetas Blässe wurde stärker. Wann er wohl zum letzten Mal gegessen hatte? „Sag mir erst, wofür das ist“, verlangte Goku. „…“ Der Gitarrist warf die Flasche in die Höhe und fing sie wieder. Ließ sie in den Händen kreisen, machte den Deckel ab, spähte spaßenshalber hinein- „Für Pisse, okay?!“, fauchte Vegeta. „Ah.“ „Jetzt leg-“ „Musst du pinkeln?“ „…“ „So arg?“ Goku betrachtete die Stützapparate um Vegetas Arm und Knie. „Aber auf’s Klo kommst du noch nicht“, stellte er fest. „Auch schon bemerkt, Idiot?“ „Wie hast du das vorher gemacht?“ „Ein Katheter, Spatzenhirn.“ „Wie funktioniert das?“ „Ich hasse dich“, Vegeta klang zu Tode erschöpft „Soll ich dir die Flasche halten?“, testete Goku. „NEIN!“ Das müsste eigentlich das allerletzte Fitzelchen unfokussierter Wut gewesen sein. „Dann lass es einfach laufen“, schlug Goku mit einem Schulterzucken vor. „Ich klingel’ nach den Schwestern, wenn du dein Geschäft erledigt hast. Die werden die Bettwäsche schon wechseln, jetzt wo du zu müde zum Werfen bist.“ Vegeta hatte den Anstand zu erröten. Er zog seine Bettdecke mit der rechten Hand hoch. Sogar seine funktionstüchtige Hand hatte einen Tremor, der sich prima zur Herstellung von Milchshakes eignen musste. Goku legte die Flasche in seinen Schoß und fischte in seiner Hosentasche nach dem ersten Schokoriegel. Vegeta beobachtete mit stechenden Augen, wie sein Rivale die Verpackung entfernte und genüsslich aß. „Soll ich dir das Ding also halten?“, fragte Goku, als er mit dem Riegel fertig war. Er wusste, er kam gut voran. „NEIN!“ „Nicht dein Ding. Das Ding!“ Goku zeigte die Flasche hoch. Die Kissen waren weich, auf denen Vegeta ruhte. Es brachte also nicht viel, als er begann, den Hinterkopf immer wieder nach hinten zu knallen, in der Hoffnung, er könnte sich einfach selber bewusstlos schlagen. Er stöhnte frustriert: „Nein!“ „Sag Bescheid, wenn du soweit bist.“ „Ich hasse dich wirklich, Kararot.“ Vegeta schluckte. Er fühlte sich als müsste er gleich ohnmächtig werden. Oder Kotzen. Oder beides. Gleichzeitig wurde sein Mund wässrig, als sein Besucher den zweiten Schokoriegel auspackte und verspeiste. Fünf Minuten vergingen. Vegeta starrte an die Decke. Goku hatte den Fernseher eingeschaltet. Seine Lieblingssoap lief in tausendster Wiederholung. Er machte es sich noch etwas bequemer und sah fern. Ohne Ton zwar, aber er kannte die Folge sowieso auswendig. „Hast du noch einen davon, Blödmann?“, kam irgendwann die kratzige Frage. Wortlos holte Goku einen dritten Schokoriegel hervor, packte das Ding aus und hielt es Vegeta hin. Die Hände der beiden berührten sich einen Augenblick. „Die Scheiße ist schon halb geschmolzen!“, beschwerte sich der Sänger nach einer Inspektion der Süßigkeit. Aber trotzdem aß er den Riegel restlos auf. Den letzten Bissen ließ er sich mit geschlossenen Augen auf der Zunge zergehen. ‚Geht doch‘, dachte Goku, der Vegeta den letzten der ursprünglich vier Zartbitter-Krokant-Riegel auspackte und hinhielt. Das Zeug war verdammt teuer und nicht mal Gokus Geschmack. Für ihn hätte es etwas mit Karamell sein müssen. Und vielleicht Erdnüssen! Ja, definitiv Erdnüsse. Aber hier ging es nicht um ihn, sondern darum, Vegetas stress- und medikationsbedingte Hungerkur zu unterbrechen. Wobei, das Krankenhausessen auch nicht sonderlich lecker aussah. So oder so: Radditz’ Notizbuch war Gold wert. ‚Wenn es sich nur von allein vorlesen würde…‘, sinnierte Goku. Wieder herrschte Schweigen. Die Soap lief weiter. Goku fläzte auf dem Stuhl, spielte mit der Flasche und dachte über Hörbücher nach. Vegeta entwickelte unterdessen eine gesündere Hautfarbe. „Legst du das Scheißteil jetzt endlich weg?!“, grollte der Frontmann der Spaceapes und deutete mit einem Nicken auf die Urinflasche. „Musst du nicht immer noch pinkeln?“ „…“ Goku beachtete Vegeta nicht weiter. Das war wichtig. Stattdessen musste er wegen der Soap grinsen. „Aber ich mach’ das mit meinem Schwanz alleine, klar?!“, fauchte Vegeta unvermittelt. Goku sah noch immer zum Fernseher, auch als er die Füße vom Bett nahm und sich vernünftig hinsetzte. „Roger.“ Vegeta ließ unwillig die Decke los und schob sie beiseite. Er kam aber nicht weit, weil er sich kaum bewegen konnte. Also half Goku nach, während er noch immer zum Fernseher sah. Das Knurren aus dem Bett für die unerwünschte Hilfe beachtete er nicht. Mit viel Gefummel und Justieren war es dann endlich geschafft. Goku hielt die Flasche, während er fernsah und Vegeta...entspannte deutlich, je mehr Erleichterung er fand. Am Ende brauchte er erneut Hilfe beim Zudecken, aber dieses Mal gab es keinen Protest. Goku erhob sich und brauchte eine Weile, bis er kapiert hatte, wo die gefüllte Flasche hinkam. Vegeta quittierte das mit einem bösartigen Grinsen, das ganz klar aussagte, für wie dämlich er seinen Rivalen wirklich befand. Der blieb davon unberührt. Stattdessen schaltete Goku den Fernseher aus, warf die Fernbedienung zu Vegeta auf’s Bett und zog seine ausgelatschten Sneaker wieder an. „Irgendwelche Wünsche zum Abendessen?“ „Das schlagende Herz der Oberschwester.“ „Pizza also.“ „Spar’ dir deine Besuche, Kakarot. Keine Ahnung, warum sie ausgerechnet dich beschränkten Hirni als Ersatz für Radditz genommen haben. Ich will dich hier nicht!“ „Geht klar. Aber dann solltest du dir die Krankenschwestern echt warm halten, Vegeta.“ „Warum sollte ich?!“ „Weil die Schokoriegel früher oder später unten wieder rauskommen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)