Till The World Stops Turning Round von Schreibfeder (Wie weit bist du bereit zu gehen?) ================================================================================ Kapitel 6: Zuhause ------------------ Der nächste Morgen kam für Sakura schneller als sie es erwartet hatte. Noch vor Sonnenaufgang fanden sie und ihre beiden Teamkameraden sich in voller Kampfmontur am Frühstückstisch ein, den die Beiden netterweise für sie gedeckt hatten. Und auch die gepackten Taschen standen schon bei der Garderobe. Es war alles bereit zum Aufbruch. Sie wusste es nicht wirklich zu beschreiben, aber irgendwie ging ihr das hier zu schnell. Viel lieber würde sie sich jetzt wieder in ihre warme Bettdecke einkuscheln und die Mission einfach verschlafen. Doch leider war sie eine passionierte Kunoichi und hatte die Pflicht für ihr Land einzustehen. „Guten Morgen“, murmelte sie und bekam gleich ein belegtes Brötchen zugeworfen, welches sie reflexartig fing. „Wir brechen in einer Stunde auf“, teilte Naruto ihnen mit, während er sich beim Essen nebenher mit der Schriftrolle beschäftigte, die Kakashi ihnen mitgegeben hatte. Sakura hob eine Augenbraue. Er klang so ernst, war voll bei der Sache. Hatte er denn gar keine Bedenken? Auch, wenn es so erschien, war noch lange nicht alles in Ordnung. Es stand noch so vieles zwischen ihnen. Die Vergangenheit, falsche Versprechen und unerfüllte Wünsche. Sie seufzte tonlos. Wie sollte sie das nur wieder repariert bekommen? Langsam aß sie das Brötchen, stärkte sich für das, was kommen würde. Ihr war wirklich nicht wohl bei der Sache. Es rumorte in ihrem Inneren. Als würde etwas sie davon abhalten wollen, loszugehen. Sakura wollte sich gerade einen Kaffee eingießen, als sie mit einem Mal ein zaghaftes Klopfen an der Haustür hörte. Ihre Augen trafen sich mit Sasukes. „Wer kann das sein? Es ist doch gerade mal ...“, Sakura sah auf die Uhr, die ihr gegenüber an der Wand hing ,“... kurz vor Sechs.“ Als sie sah, dass keiner der Männer bereit war aufzustehen, erhob sie sich schließlich und öffnete die Tür. Müde rieb sie sich die Augen. Wer auch immer geklingelt hatte, sie würde bei ihm sicherlich keinen guten Eindruck hinterlassen. „Hinata ...“, gab sie dann verblüfft von sich, als sie erkannt hatte, war da vor ihr stand. „Guten Morgen, Sakura“, grüßte die dunkelhaarige Kunoichi sie mit einem zarten Lächeln. Und ehe Sakura es auch nur geistig erfassen konnte, befand sie sich schon in einer Umarmung. „Tsunade hat mich geschickt, damit ich auf Ayato aufpasse. Also, lässt du mich rein?“ Hinatas Stimme klang hell und freundlich als sie sprach. Für Sakuras Geschmack viel zu hell und viel zu freundlich für diese Uhrzeit. Sie war noch gar nicht richtig wach und dann sowas … „Er heißt Akito“, murmelte Sakura etwas abwesend, während sie ihrer Freundin Einlass ins Haus gewährte. Erst als sie die Tür hinter sich geschlossen und Hinata in die Küche geschickt hatte, verdunkelten sich ihre Augen. Die Hyuuga war so ein guter und liebevoller Mensch … Ganz im Gegensatz zu ihr. Sie war laut, nervig und brutal. Wenn sie sich nur daran zurück erinnerte wie sehr Hinata Naruto liebte, dann wurde ihr ganz kalt ums Herz. Die beiden wären wirklich ein perfektes Paar. «Kopf hoch, Brust raus, Schätzchen. Davon lassen wir und doch nicht unterkriegen.» Sakura atmete tief ein, straffte die Schultern und betrat schließlich ebenfalls wieder die Küche. Doch kaum warf sie einen Blick in die kleine Runde, fror ihr Lächeln ein und eine bittere Übelkeit schlich sich langsam ihre Magenwand hinauf. «Sieh dir an, wie er sie anschaut … Als wäre sie das schönste Wesen auf Erden», schnappte die bissige Stimme in ihrem Kopf und Sakura spürte wie sich ihre Organe schmerzhaft zusammenkrampften. „Wir sollten langsam aufbrechen, meint ihr nicht?“, murmelte sie kaum hörbar mit einem Blick nach Draußen und schenkte der Gruppe ein unsicheres Lächeln. Erstaunt sah Naruto von ihr zur Uhr und wieder zurück. „Wir haben doch noch Zeit. Außerdem ist Hinata doch gerade erst gekommen.“ Die rosahaarige Kunoichi biss sich auf ihre Unterlippe, nickte dann aber und beobachtete die dunkelhaarige, junge Frau dabei, wie sie sich zu den beiden Herren setzte und sich fröhlich mit ihnen unterhielt. Übel gelaunt goss sie sich schließlich ihren Kaffee ein, gab ordentlich Milch und Zucker hinzu und lehnte sich dann demonstrativ an die Anrichte. Innerlich hielt sie einen Moment inne. «Na, sieh mal einer an. Du bist eifersüchtig.» Leise grummelte sie vor sich hin. Als sie Hinata aus dem Augenwinkel hinaus beobachtete, musste sie still und heimlich zugeben, dass sie erkennen konnte, wieso die Männer im Dorf ihr hinterher sahen. Sie war wirklich ausgesprochen schön. Glänzende Haare, eine elfenbeinfarbene Haut, üppige Kurven und ein Lächeln, dass den Frühling versprach, gepaart mit einer hellen, freundlichen Stimme. Nein, damit würde sie niemals konkurrieren können. Doch sollte sie die Finger von ihren Männern lassen. Hinata hatte ja keine Ahnung, was sie ihr bedeuteten, wie viel sie für sie geben würde. Sakuras Hand drückten die Tasse so stark zusammen, dass ein winziger Riss im Porzellan anstand. Erst dann hatte sie sich wieder im Griff. Noch nie war sie ihrer langjährigen Freundin gegenüber so feindlich gestimmt gewesen. Das musste sie dringend unter Kontrolle bekommen. „Sakura, ich habe hier etwas für dich“, erklang Hinatas Stimme urplötzlich aus dem Gespräch heraus und erweckte Sakuras Interesse. Zwei Briefe wurden ihr entgegen geschoben als sie an den Tisch trat. Fragend hob sie eine Augenbraue. „Der eine ist von Ino. Sie kam nicht mehr dazu ihn dir selbst zu geben. Ich habe ihr zwar gesagt, sie soll mit mir kommen, wenn ich zu euch gehe, aber sie wollte nicht. Du kennst sie ja. Und der Andere ist von deiner Mum. Tsunade hat ihn mir gestern Abend noch gegeben als ich Hanabi im Lazarett besucht habe. Für den Fall … Naja … Dass etwas in deiner Abwesenheit passieren sollte.“ Die rosahaarige Kunoichi hielt die Luft an. Das kam vollkommen unerwartet. „Danke, Hinata. Ich bin dir was schuldig“, brachte sie leise hervor und öffnete vorsichtig Inos Brief. Sofort verwandelte sich ihr trauriges Gesicht in ein Strahlendes. Die kleinen, aufgeklebten Rosen am Rand des violetten Papiers waren vielleicht etwas kindisch für ihr Alter, aber sie passten zu Ino. Sie passten zu ihrer Freundschaft. Bei dem Gedanken an die alten Zeiten fuhr ihre Hand automatisch zu ihrem Hitai-ate. Obwohl sie und Ino sich das ein oder andere mal gestritten oder sogar bekriegt haben, war sie dennoch ihre treueste und ehrlichste Freundin. Ihre Mutter hatte einmal den Ausdruck gebraucht, dass sie wie Arsch auf Eimer passten. Und es war tatsächlich so. Ino war eine der wenigen Personen, die ihren Charakter und ihr Leben am meisten geprägt hatten. Nur dank ihr war sie zu der Frau geworden, die sie heute war. Sie war stolz darauf, dass sie so eine stolze und großartige Frau zu ihren Freunden zählen durfte. „Liebe Breitstirn ...“, leise lachte Sakura auf, als sie begann vorzulesen. Diese kleine Beleidigung löste ein warmes Gefühl in ihrer Brust aus. Hatte sie sich früher noch für dieses Merkmal geschämt, so war sie dank Ino inzwischen stolz drauf und hatte gelernt sich mit all ihren Makeln zu lieben. “Ich weiß nicht wann und ob du diesen Brief öffnen wirst, aber bevor du zu dieser verdammten Mission aufbrichst und ich in Gefahr laufe, dich womöglich nie wieder zu sehen, schreibe ich jetzt diesen Brief und verabschiede mich hiermit. Hinata mag dir vielleicht gesagt haben, dass ich nicht vorbei gekommen wollte, aber du weißt genauso gut wie ich, dass ich mich einfach nicht persönlich von dir verabschieden kann ohne in Tränen auszubrechen. Sei mir bitte nicht böse, ja? Immerhin warst lange nicht mehr auf einer solch gefährlichen Mission und ich weiß schon jetzt, dass ich mir die ganze Zeit über Sorgen um euch machen werde. Wer wird mir denn dann auf die Nerven gehen, wenn du weg bist? Das ist echt unverantwortlich von dir, Breitstirn. Schließlich bist meine besten Freundin und Rivalin. Und das womöglich seit ich denken kann … Du bist immernoch die kleine Heulsuse von damals. Das schüchterne Knallbonbon mit den Sommersprossen … Verdammt, ich werde dich echt vermissen, Breitstirn. Komm mir ja heil zurück, sonst werde ich Sasuke und Naruto dafür verantwortlich machen und ihnen eigenhändig den Arsch aufreißen. Mach´s gut und bis bald. Deine Ino-Pig.“ Sakura konnte nicht verhindern, dass ihr ein paar Tränen aus den Augen kullerten. Ino war doch bescheuert. Ihr so einen Brief zu schreiben … Rasch wischte sie sich über die Augen und blinzelten den dichten Tränenschleier weg. „Oh, Sakura“, murmelte Hinata wehmütig und schloss die Haruno in eine sanfte Umarmung, welche auch gleich erwidert wurde. „Wenn Sasuke und Naruto schon die Pflicht haben auf mich aufzupassen, dann möchte ich, dass du bitte auch auf Ino aufpasst. Und wenn wir zurück kommen, will ich sie und Sai endlich verlobt sehen, klar?“ Beide Frauen lachten leise. „Ich verspreche es. Und wenn ich selbst dafür sorgen muss ...“, erwiderte Hinata fröhlich und kreuzte mit Sakura den kleinen Finger. Dann war es soweit und Team 7 musste Wohl oder Übel aufbrechen. Nach einer kurzen Verabschiedung verließen sie, im Schein der aufgehenden Morgensonne, still und leise das Dorf.   „Hier müsste es ungefähr sein“, ließ Naruto nach einigen Stunden des Laufens verlauten und sprang vom Baum auf die kleine, offene Lichtung hinunter. Seine beide Teamkameraden folgten ihm ohne Worte und nahmen ihre Plätze neben ihm ein. Mit wachem Blick scannten sie ihre Umgebung nach etwas Ungewöhnlichem ab. „Teilen wir uns auf. Sakura nach Osten, Sasuke in den Westen und ich weiter nach Norden. Wenn einer von uns etwas findet, sendet er einen kurzen Chakrastoß aus.“ Auf diese Worte hin, strömten die Drei in verschiedene Richtungen und gingen dabei äußerst vorsichtig vor. Keiner von ihnen wollte entdeckt werden und es so womöglich auf einen Kampf hinauslaufen lassen. Sakura hielt sich währenddessen am Boden. Der dunkle Mantel um ihre Schultern verdeckte ihren kurzen, dunkelroten Qipao perfekt und auch die Kapuze ließ nichts von ihren rosanen Haaren zum Vorschein kommen. Und obwohl ihre grünen Augen herausstachen wie Smaragde, blieb sie unauffällig. Plötzlich stieg ihr ein wirklich ekelhafter Geruch in die Nase. Schlagartig änderte sie ihre Richtung. Sie kannte den Geruch. Es war der Geruch von Blut und Verwesung. Erst als sie versteckt zwischen einigen Bäumen und hohen Sträuchern den Eingang einer Höhle sah, hielt sie an. Angewidert hielt sie sich mit der Hand die Nase zu und betrat nach kurzem Zögern die Höhle. Dabei vergaß sie allerdings völlig, dass sie einen Chakrastoß aussenden sollte, um die Anderen zu benachrichtigen. Doch vor dem, was sie dort drinnen erwartete, hätte weder Naruto noch Sasuke sie warnen können. Auf einem Altar, ganz am Ende des Ganges, lag die Leiche einer jungen Frau. Ihre Kehle war aufgeschlitzt worden. Leblos starrten ihre Augen auf einen Punkt über ihr, schrien stumm nach Hilfe. Blut bedeckte den Tisch, den Boden, die Leiche, einfach alles. Wie ein roter Schleier zog es an Sakuras Blick vorbei. Fliegen häuften sich auf dem toten Körper, schwammen in der roten Masse und Ratten nagten langsam an der von Maden zersetzten Haut. Hier und da schimmerten silbern Knochen aus den Löchern hervor. Das rechte Bein fehlte komplett, wahrscheinlich von einem Wolf oder einem anderen, wilden Tier abgebissen. Doch der Geruch war mit das Schlimmste. Brennend, bitter, stechender als zuvor. Metallend, blutig. Es war grauenvoll. Und so war es auch kein Wunder, dass Sakura die Magensäure nach oben stieg, ihr Tränen in die Augen schossen und sie sich geradewegs übergab. Röchelnd stand sie an der Höhlenwand und erbrach solange, bis sie das Gefühl hatte, dass sich nichts mehr in ihrem Magen befand. Zitternd stützte sie sich ab. „Wer tut so etwas?“, wisperte sie leise. „Schuldig!“ Sakura schreckte auf als, vollkommen unerwartet, eine fiese Stimme durch die Höhle hallte. Gemütlich an dem blutigen Altar lehnend, stand ein braunhaariger Mann, schätzungsweise Anfang Dreißig und grinste ihr dreckig entgegen. Seine Augen blitzten ihr entgegen und ließen von der Dunkelheit in seinem Inneren nur einen Bruchteil erahnen. „Mhh, gefällt es dir?“, Er drehte sich einmal präsentierend um sich selbst, blieb dann ruckartig stehen. Seinen Oberkörper dabei so weit nach vorne gebeugt, dass man Angst bekam, er würde vorneüber fallen. ,“Gefällt dir mein Kunstwerk?“ Sakura zog die Augenbrauen zusammen, trat einen Schritt zurück, sodass ihr Rücken beinahe die Höhlenwand berührte. „Kunstwerk?“, wisperte sie ungläubig. „Ich fasse das mal als ein Nein auf“, deduzierte er aus ihrem angewiderten Ton und zog aus einer kleinen Tasche an seinem Gürtel eine handvoll Wurfnadeln. Die Kunoichi hielt die Luft an und machte sich bereit. Sie sah, was er wollte. Schnell nahm sie ihr Kunai in die Hand, hielt es schützend vor ihren Körper, während sie in die andere Hand ihr Chakra fließen ließ. Sie konnte ihren Gegenüber nicht genau einschätzen. „Du wirst nun durch meine Hand sterben. Fühle dich geehrt, meine Schöne.“ Er riss seine Augen unmenschlich weit auf als er absprang und auf sie losstürmte. Die Senbon hielt er dabei fest im Griff. Sakura nahm an, er würde sie werfen und machte sich dementsprechend zur Verteidigung mit ihrem Kunai bereit, doch riss er im letzten Moment seinen Arm herum und zog ein Schwert aus seinem Mantel. Dieses schwang er in solch einer Geschwindigkeit herum, dass ihr nichts anderes übrig blieb, außer sich unter dem Metall hinweg zu ducken. Adrenalin rauschte durch ihren Körper und ihre Reflexe liefen auf Hochspannung. Schnell bog sie ihren Rücken durch und vollführte einen Flic Flac. Sie musste Abstand zwischen sich und ihren Gegner bringen und sich schnell eine Strategie ausdenken. Dadurch dass sie sich in einer Höhle befanden, konnte sie es nicht riskieren, ihre Chakrafaust in den Boden zu rammen ohne alles zum Einsturz zu bringen. Mit dem Schwert hatte er außerdem einen großen Vorteil. Entweder lockte sie ihn nach draußen, um mehr Angriffsfläche zu haben oder sie parierte das Schwert mit einer Chakraklinge. Das würde sie allerdings nicht ewig durchhalten. Und ihr Byakugou wollte sie nicht einsetzen. Also Nummer Eins. Abrupt drehte sie sich um und stürmte zum Ausgang, ihren Gegner im Nacken. «Dummkopf» Kurz nachdem sie wieder nach Draußen getreten war, wandte sie sich zurück zu ihrem Gegner, ließ das Chakra in ihrer Faust pulsieren und rammte diese kräftig in den Boden. „Shannaro!“ Die Erde unter ihr erzitterte im Angesicht ihrer Kraft, die Höhlenwände bekamen Risse und stürzten schließlich mit lautem Krachen in sich zusammen. Staub wirbelte auf, ließ sie einen Rückwärtssalto hinlegen. Für einen kurzen Moment wiegte sie sich in Sicherheit. Doch dann musste sie mitansehen, wie ihr Gegner zwischen den Steinbrocken hervorbrach und mit dem gehobenen Schwert auf sie zustürzte. „Verdammt“, konnte sie gerade noch so hervorbringen, bevor er auf sie einstach.   Zwei einsame Gestalten rannten gehetzt durch den grünen, mit Leben gefüllten Wald. Der laue Wind zupfte regelrecht an ihrer Kleidung wiegte die Kronen der Bäume sanft zur Seite. Doch keinem von ihnen blieb auch nur die Zeit, dieses Schauspiel zu genießen und sich für einen Moment auszuruhen, denn nur wenige Augenblicke zuvor hatte eine unglaubliche Chakrawelle, nicht unweit von ihnen, sie aufs Höchste alarmiert. Sakura musste in Gefahr schweben, wenn sie es riskierte, solches Aufsehen zu erregen. Plötzlich jagte eine mächtige, zitternde Druckwelle durch den Wald und mähte Büsche, Sträucher und Halme mit einem Schlag nieder. Der Boden bebte, wie unter einer heftigen Detonation, wirbelte Steine auf und riss sie beinahe von den Füßen. Wie auf ein Zeichen hin, sprangen die beiden männlichen Mitglieder des Trios hinauf in die Bäume. Auf ihrem Weg passierten sie zwei im Sonnenlicht glänzende Shuriken, die in den Stämmen steckten. Dunkelrote Blutspritzer sprenkelten die raue Rinde eines Baumes und lange, einzelne Strähnen von rosanem Haar hatten sich in den Abzweigungen der dünnen Äste verfangen. Rechts von ihnen eine in sich zusammengefallene Steinhöhle. Das konnte nur Sakura sein. Eine männliche, hämisch lachende Stimme, lockte sie schließlich tiefer in den Wald. Zusammen stoppten sie vor einer Baumreihe, hinter welcher sich eine kleine, schmale Lichtung erstreckte. Diese war vollkommen zerstört. Eine riesige Kluft hatte sich in der Mitte aufgetan, bereit alles und jeden zu verschlingen, Risse zogen sich über den Erdboden und ließen nur erahnen, welche Kräfte hier gewütet haben. „Sakura!“, rief Naruto aus, als er den vertrauten, rosanen Haarschopf erblickte und warf zur Ablenkung einen Kunai auf ihren Gegner. Schon aus der Ferne sah er die blutende Schnittwunde an ihrem Oberarm und kam nicht umhin sich daran zurückzuerinnern, wie er sie damals fast genau an der selben Stelle verletzt hatte. Es hatte Tage, ja fast Woche gebraucht, bis er ihr wieder in die Augen blicken konnte, ohne währenddessen Schuldgefühle zu empfinden. Dabei wusste er, dass sie noch heute damit zu kämpfen hatte. Kuramas Chakra hatte sich in einen ihrer Chakrazweige gefressen und diesen beschädigt. Er wusste nicht, ob sie noch Schmerzen hatte, aber die Narbe würde wohl auf ewig zu sehen sein. Wie zwei bunte Blitze schnellten sie auf ihre Kameradin zu und mischten sich in den Kampf ein. Augenblicklich schlug ihr Gegner mit dem Schwert auf die beiden Neuankömmlinge ein, völlig blind vor Mordlust. Als Naruto dem ersten Hieb auswich, schnitt die Spitze des Schwertes kurz vor seinen Augen durch die Luft, hinterließ ein schneidendes Geräusch. Er hielt die Luft an. Das war verdammt knapp gewesen. Bevor das Schwert ihn auch nur erneut hätte erreichen können, parierte Sasuke selbiges mit seinem Kusanagi. Klirrend schabten die Klingen aneinander und man hätte meinen können, Funken würden zwischen ihnen sprühen. Im selben Moment noch, holte Sakura erneut mit ihrer geladenen Faust aus, bereit ihrem Gegner das Licht auszublasen. Doch trat er im rechten Zeitpunkt nach ihrem Handgelenk und ließ den Schlag somit ins Leere gehen. Jedoch war sie keineswegs gewillt aufzugeben. Unbarmherzig schlug sie nach ihm, trieb ihn damit immer weiter zurück. „Scheiße“, hörte sie ihn murmeln und sah wie er in Windeseile nach hinten auswich, sich immer weiter von ihnen entfernte. „Wir werden und wiedersehen“, zischte er, vollführte einige Fingerzeichen und nur wenige Sekunden später prasselten Senbon, Kunai und Shuriken wie eine Todeswelle auf sie nieder. Schnell flüchtete sie auf einen großen Baum am Rand der Lichtung, sah aus dem Augenwinkel wie Sasukes Augen kurz rot aufflackerten und wehrte dann mit einem Kunai die restlichen Waffen ab, die es durch die Baumkrone geschafft hatten. Und wie es im Nachhinein aussah, hatte auch kein anderer etwas abbekommen. Allerdings waren sie so sehr damit beschäftigt gewesen, nichts abzubekommen, dass die Drei nur am Rande wahrgenommen hatten, wie ihr Gegner im dichten Wald verschwunden war. Erst als der Waffenregen ein Ende gefunden hatte stießen sie wieder zusammen. „Ist das alles, was du drauf hast?“, rief Naruto schließlich in den Wald hinein und grinste triumphierend. Ihr Gegner hätte es sowieso nie mit ihnen aufnehmen können. Nicht mit Team 7. Beschützend legte er einen Arm um Sakuras Schultern. „Wir sind unschlagbar“, lachte er dann und brachte seine Kameradin ebenfalls leise zum Kichern. Doch sie wusste, dass sie herausfinden mussten, wer das gewesen war, ob es noch mehr von ihm gab und was genau er mit den vergangenen Ereignissen zu tun hatte. Sie war sich sicher, dass da erst der Anfang gewesen war.     Als sich die Nacht langsam über das Land legte, hatten Sakura und ihre beide Männer schon längst ein Lager am Rande eines Flusses aufgeschlagen. Draußen, vor dem Zelt, knisterte das Feuer leise vor sich hin, schlug Funken über dem Holz und spendete ein wenig Wärme. Über ihnen funkelten die Sterne am Firmament, blitzten ab und zu auf. Eigentlich ein durch und durch idyllisches Bild, wenn man drüber hinwegsah, dass sich im Inneren des Zeltes Sasuke von der einen Seite zur anderen wandte, bis es schlussendlich aufrecht saß. Das Sharingan aktiviert, wild rotierend, sah er sich um. Für einen Moment durchflutete Panik, reine nackte Angst seinen Körper und Itachis verzerrtes Gesicht erschien mit seinen toten, leeren Augen. Blutig, verloren, aber ihn dennoch liebend. Rote Farbe durchzog Sasukes Blick, als er sich an das ganze Blut erinnerte. Es war seine und ganz allein seine Schuld gewesen. Es war immer seine Schuld. Er war der Rächer, der Mörder, der Verräter. Seine Nasenflügel blähten sich und seine Hände krampften immer wieder zusammen. Tief durchatmen. Die letzten Jahren hatten ihn doch gelernt, damit umzugehen. Fahrig fuhren seine Hände über seine Augen. Anscheinend hatte er nicht wirklich lange geschlafen, wenn Naruto immernoch Wache hielt. Er sollte sich beruhigen. Ob es daran lag, dass er sich wieder auf Mission befand? Solange er in Sakuras Haus gewesen war, in einem der weichen Betten, wo er sich geborgen fühlte, wo er umgeben von seinen Freunden war, hatten sie Albträume keine Chance gegen ihn gehabt. Er hatte sie immer wieder bezwingen können. Doch nun war alles wieder da. Das Blutvergießen, das Abschlachten von willkürlichen Personen. Das war sein Leben. Schon immer. Der Weg des Mordens. Er, alleine, der letzte seines Klans. Schnaufend legte er sich wieder hin, zog die Decke hoch über seine Schultern. Es war wirklich außergewöhnlich kalt. Wenn er sich nicht irrte, sogar kälter als sonst. So als wäre ein kalter Winter angebrochen. „Sasuke? Was ist los? Dein Chakra pulsiert“, brach plötzlich eine verschlafene Stimme durch die Stille. Er wollte antworten, doch brachte er nicht einen einzigen Ton hervor. Erst als er ihren blassen Umrisse grob vor sich erkennen konnte, zog er zischend die Luft ein. Ihre Hand die sich zärtlich auf seine Wange legte, strich langsam und vorsichtig darüber, als wäre er zerbrechlich. „Du bist ganz kalt.“ Sie war kaum zu verstehen, so sehr nuschelte sie. Wahrscheinlich hatte er sie aus irgendwelchen Träumen gerissen. Er wollte sich entspannen, er wollte wieder einschlafen. So sehr. Doch die Bilder seiner Vergangenheit fesselten ihn. Als hätte sie seine dunklen Gedanken erahnt, rückte Sakura auf einmal näher an ihn heran und warf einen Teil ihrer Decke über ihn. Der Shinobi spürte wie sich ihre Oberkörper berührten und konnte einen leichten Schauder nicht verhindern. Er kam nicht umhin ihren leichten Geruch nach Vanille und Mandeln zu bemerken. Es war der Duft, der sie immer umgab. So vertraut. Unklar, was genau ihn in diesem Moment überkam, legte er seinen Arm um sie, hörte sie nach Luft schnappen. Ihr Atem hatte angehalten, ihre Bauchmuskeln tanzten unter seinen Fingerkuppen. „Sasuke ...“ Sie bekam nur ein leises Brummen zu hören. Doch sie gab sich damit zufrieden. War er im einen Moment so kalt und verletzend, konnte er im anderen genauso warm und herzlich sein. Dieser Mann würde wohl auf ewig ein einziges Mysterium für sie sein. Doch auch wenn sie ihn womöglich nie verstehen würde, wenn sie dieses Schloss nie knacken würde, war es dennoch kein Hindernis für sie, ihn zu lieben. „Weißt du … Ich habe auch Albträume. Du musst dich dafür nicht schämen. Jeder hat Angst vor etwas. Ich zum Beispiel habe Angst davor, euch zu verlieren“, flüsterte sie blind in die Dunkelheit hinein. Und es stimmte. Wenn sie Sasuke und Naruto jemals verlieren würde, hätte sie keine Lust mehr zu leben. Die beiden waren ihre Vergangenheit, ihre Gegenwart und ihre Zukunft. Und rein gar nichts konnte das ändern. „Schlaf.“ Ein zartes Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Das war es. Hier, inmitten dieser beiden Männer, war ihr Zuhause. Dort wollte sie leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)