Till The World Stops Turning Round von Schreibfeder (Wie weit bist du bereit zu gehen?) ================================================================================ Kapitel 5: Puzzle der Vergangenheit ----------------------------------- „Komm schon, Sakura! Du musst dich schon mehr anstrengen, um mich zu besiegen!“, rief Naruto grinsend über den Trainingsplatz und wischte sich über die Stirn. Auch, wenn Sakura bisher noch keinen schwerwiegenden Treffer landen konnte, brachte sie ihn trotzdem gehörig zum Schwitzen. Die Fäuste geballt stand sie ihm gegenüber und schien auf alles gefasst zu sein. So kampfbereit hatte er sie lang nicht mehr gesehen. Doch das sanfte Lächeln auf ihren Lippen ließ ihre wahren Gefühle erkennen. Sie würden sich niemals ernsthaft verletzen. Ein Schmunzeln legte sich auf Narutos Gesicht. Dieser Kampf erinnerte ihn an die vergangene Zeit, in der sie noch junge Genin unter Kakashis Lehre gewesen waren und noch keinen blassen Schimmer von dem Bösen da draußen hatten. Wie verliebt und gleichzeitig auch naiv er doch damals gewesen war. Sakura hatte ihn kaum beachtet und ihn als Idioten abgestempelt, weil sie ihn andauernd mit Sasuke verglichen hatte. Naruto wusste noch ganz genau wie sehr sie ihn geliebt hatte, wie sehr sie Sasukes Aufmerksamkeit wollte. Ein ewiger Kreislauf unter ihnen Dreien. Inzwischen wusste er es allerdings besser. Ihm standen alle Wege offen und er war sich sicher, dass er gute Chancen hatte, sie für sich zu gewinnen. Naruto war bereit dafür zu kämpfen. So in Gedanken merkte er gar nicht wie Sakura einen Kunai nach ihm warf. Erst als ein Schmerz durch seine Wange zischte und Blut seine Wange hinunter tropfte, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf seine Trainingspartnerin. „Wo bist du mit deinen Gedanken?“, rief sie ihm zu und stürmte mit gehobener Faust auf ihn zu. Gerade noch rechtzeitig schaffte er es zur Seite auszuweichen. „Nur bei dir, Liebes!“, grinste er und warf ein paar Shuriken nach ihr. Doch sie war auch schnell und brachte sich innerhalb von einer Sekunde auf der Ziellinie. Der blonde Ninja war sich nicht sicher, ob die Röte auf ihren Wangen an dem Training oder an seinem Kommentar lag, aber sie stand ihr ausgezeichnet zu Gesicht. Ihr Mund verzog sich beschämt. „Hör auf herumzualbern“, meckerte sie und ließ ein wenig Chakra in ihre Hand fließen, um dann schließlich auf ihn zu zustürmen. Er hatte sich gerade bereit gemacht ihren Schlag abzuwehren, als sie plötzlich stolperte und er nur noch wahrnahm wie roter Stoff sein Blickfeld bedeckte und der Boden unter ihm in Stücke zerbrach. Für die Sekunden des Schocks hatte er seine Augen geschlossen und als er sie wieder öffnete, befand er sich in einer liegender Position und spürte Sakuras Körper auf seinem. Unter ihnen unzählige Steinbrocken, und ein rundum zertrümmerter Boden. Im selben Augenblick riss der Himmel entzwei und Regen begann auf sie nieder zu prasseln. Geschockte, apfelgrüne Augen blickten auf ihn nieder und weiche Lippe streiften seine Wange. Ein leises Keuchen war zwischen ihnen zu vernehmen. „Was...?“, brachte er leise hervor und sah wie Sakura schlagartig ihren Oberkörper aufrichtete. „Entschuldige, Naruto“, eine ihrer Hände fuhr zu ihrer Stirn ,“So was kann auch nur mit passieren. Verdammt, ich habe dich echt umgehauen.“ „Ja, sprichwörtlich.“ Ein Lachen entfloh ihrer Kehle und ganz wie natürlich stieg er mit ein. So lagen sie da. Tränen lachend, sich aneinander festhaltend. Als wäre die Welt in Ordnung. Unweigerlich musste Naruto feststellen, dass er sich durch sie erschreckend beflügelt fühlte. Regelrecht befreit. Seine Schultern zuckten nur noch auf und ab, als er für einen Moment inne hielt. Da sah er es. Sakuras Augen huschten gehetzt zwischen seinen hin und her. Etwas machte ihr Angst oder bereitete ihr Unwohlsein. „Oh, man. Tut mir ehrlich leid“, würgte sie errötend hervor und stützte sich mit den Händen auf seiner Brust ab. Hastig drückte sie sich nach oben. Doch bevor sie auch nur dazu kam, richtig aufzustehen, hielt Naruto sie fest. „Ist alles okay?“, fragte er skeptisch. Sonst wirkte sie immer so entschlossen, jagte ihm manchmal sogar Angst ein mit ihrer Kraft. Doch diesmal schien er sie zu verunsichern. Nach all den Jahren sorgte er sich immernoch um sie. Und wenn er ehrlich war, dann liebte er sie immernoch genauso wie am ersten Tag. Die Zeit, die er in Einsamkeit verbracht hatte, hatte ein jähes Ende gefunden, als er mit Sasuke und ihr zusammenstieß. Die beiden hatten ihn dazu gebracht sich wieder glücklich zu fühlen. Und das rechnete er ihnen hoch an. Er erinnerte sich, dass er immer ihre Nähe gesucht hatte. Nur, um dieses Glücksgefühl zu spüren. Als er begriff, dass er sich verliebt hatte, da hatte er zuerst Angst. Er hatte sich geschämt, weil er nunmal das fühlte, was er fühlte. Und konnte es denen, die er liebte nicht sagen, weil er wusste, dass sie damit nicht klar kämen. Doch irgendwann wollte er es nicht länger leugnen. Die Nähe zu seinen beiden Teamkameraden hatte ihn berührt, mehr als er sagen konnte. So lange hatte er sich leer gefühlt und sich abgeschottet. Und in dem Moment, in dem er begriff, welche Gefühle er hegte, wollte er sie nehmen und am besten für immer begraben. Bevor er jedoch auch nur dazu gekommen wäre, musste er einsehen, dass er schon viel zu tief drin war. Plötzlich riss ihn ein hohes Quietschen aus seinen Erinnerungen und ließ ihn verwirrt blinzeln. Er brauchte ein paar Sekunden, um zu begreifen, was da vor sich ging. Wie besessen hatte er, ganz in Gedanken, Sakuras Körper an seinen gedrückt und seine Lippen auf ihre gepresst. Er konnte gerade noch feststellen, dass ihre Lippen samtweich waren, als sich die junge Frau auch schon von ihm losriss und nach hinten weg auf ihren Hintern fiel. Erschrocken riss Naruto seine Augen auf, wollte schon nach ihr greifen. Sakura allerdings zuckte vor ihm zurück und er sah zu wie sich Tränen in ihren Augen bildeten. Dieser miese Verräter hinter seiner Brust klopfte so stark, dass er glaubte, er wurde entzwei brechen. Ihr trauriger Gesichtsausdruck und ihre Tränen verletzten sie mehr als er es sich hätte vorstellen können. „Sakura, ich ...“ Er unterbrach sich selbst, als er mitansah, wie ihre Faust eine kleine Delle in das Gras schlug. Wütend und mit von Tränen benetzten Wangen blickte sie ihm entgegen. „Du verdammter, verblödeter, egoistischer Idiot!“, schrie sie ihm entgegen und stand unbeholfen auf. „Was hast du … warum hast du … ich … ach scheiße!“, rief sie verzweifelt, riss die Arme nach oben, um ihre Tränen zu verdecken. Noch im Stand drehte sie sich um und rannte davon. Naruto blieb alleine und verwirrt zurück. Sasuke war gerade dabei sich einen Pfefferminztee zu kochen, als er die Haustür lautstark ins Schloss knallen hörte. Daraufhin folgte ein eindeutig weibliches Schluchzen. Der Shinobi spitzte die Ohren und ließ die Tasse wieder zurück auf die Küchentheke sinken. Er konnte vernehmen wie ein Schlüsselbund auf die Kommode im Flur abgelegt wurde und ein leises Wimmern zwischen den Wänden widerhallte. Schließlich ein weiteres Schluchzen. Leise öffnete er die Tür. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen wie Sakura völlig überstürzt an ihm vorbei lief und dann die Treppe hinauf stürmte. Sasuke runzelte besorgt die Stirn. Er hatte Tränen auf ihrem Gesicht entdecken können. Irgendetwas musste vorgefallen sein während sie mit Naruto trainieren war. Was hatte der Idiot wieder angestellt? Langsam folgte er ihr nach oben zu ihrem Zimmer. Die Tür war nur angelehnt. So konnte er durch den dünnen Spalt sehen, dass sich die Kunoichi bäuchlings auf ihr Bett gelegt und das Gesicht in den Kissen vergraben hatte. Der Stoff dämpfte ihr Schluchzen. Sasuke schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter. Auch, wenn er es nicht gerne zugab, so konnte er es einfach nicht ertragen, wenn sie weinte. Schon früher hatte er immer allergisch darauf reagiert. Jedes verfluchte Mal. Kaum sah er Tränen in den Augen dieses Mädchens, dann umklammerte eine kalte Hand sein Herz und ein Zittern suchte seine Eingeweide heim. Ein tonloses Seufzen entkam seiner Kehle. Wegen der Höflichkeit halber klopfte er kurz mit den Fingerknöcheln gegen die Tür, ehe er ohne Umschweife eintrat. Kaum hatte er auch nur einen Fuß über die Türschwelle gesetzte, ebbte auch das Schluchzen schlagartig ab und Sakura verkrampfte sich. Unbeholfen trat er zu ihr und legte ihr eine Hand auf den Rücken. „Geh weg, Naruto“, wimmerte sie und krallte ihre Fingernägel in den Kissenbezug. „Ich bin nicht Naruto.“ Er spürte wie sie unter seiner Hand zusammenzuckte und sah dabei zu wie sie ihren Kopf langsam zur Seite drehte. Langsam ließ er sich auf der Bettkante nieder und versuchte mit ihr Augenkontakt aufzubauen. Er war echt nicht gut in so etwas. „Was ist passiert?“, murmelte er und blickte sie ungewohnt unsicher an. Auf einmal blitzte ein Bild vor seinem inneren Auge auf. Wie die kleine Sakura für ihn und Naruto einstand und sie dafür verletzt wurde. Seltsam. Obwohl inzwischen so viele Jahre dazwischen lagen, war und blieb sie immernoch das Mädchen von damals. Dieselben rosanen Haare, die gleichen apfelgrünen Augen und auch die winzigen Sommersprossen auf ihren Wangen hatten sich nicht verändert. Früher hatte er es kaum wahrgenommen. Aber nun konnte er es kaum noch verleugnen. Sakura war schön. Nicht hübsch, nicht sexy. Aber wunderschön. Selbst mit Tränen in den Augen, aufgeplatzten Lippen und einer laufenden Nase war sie immernoch wunderschön in seinen Augen. Er musste sich etwas eingefangen haben. Eine Grippe oder so ähnlich. Aus einem Affekt heraus, umfasste er ihre Schultern und zog sie an seine Brust. Beschützend legte er seine Arme um ihren Oberkörper und vergrub seinen Kopf in ihren Haare. Zuerst saßen sie da, Sakura völlig verkrampft und er ahnungslos, was genau er da tat. Doch nach wenigen Minuten entspannten sich beide und genossen diese längst überfällige Umarmung. „Sasuke? Was..?“, hörte er sie schniefen und musste schief schmunzeln. „Du weinst, das nervt.“ So hart wie es auch klang, so gut war es gemeint. Und sie schien es auch so aufzufassen, denn unmittelbar danach erklang ein leises, helles Kichern aus ihrem Mund. Augenblicklich fühlte auch er sich wieder ein Stückchen leichter. „Also, was ist vorgefallen?“, fragte er dann doch. Ein unverständliches Murmeln, erstickt an seiner Brust war zu vernehmen. „Was?“, grinste er amüsiert. „Naruto ist ein Idiot.“ „Das ist nicht Neues.“ Ein erneutes Kichern. Dann ein Schluchzen. „Er hat alles kaputt gemacht“, brachte sie schließlich hervor. Verwirrt sah Sasuke hinunter auf den hellen Haarschopf. „Ich versteh nicht.“ „Er hat mich geküsst.“ Sasukes Herz stockte. Es war still im Raum. Beide hielten den Atem an. Der Shinobi spürte wie sich das Blut in seinen Adern in Eis verwandelte und Übelkeit seine Organe nach oben kroch. Er wusste nicht, was es war, aber die Tatsache, dass Naruto sie geküsst hatte, machte ihn unglaublich aggressiv. „Sasuke, du zerquetscht mich“, presste Sakura dann unerwartet hervor und riss ihn aus seinen Fantasien. Schlagartig lockerte er seinen Griff um ihren Körper und senkte seinen Kopf. Warum war er so wütend? „Sasuke?“ Vorsichtig streckte Sakura ihre Hand nach seinem Gesicht aus, doch bevor sie es auch nur ansatzweise berühren konnte, hielt er sie auf. „Nicht“, grollte er und nahm am Rande des Blickfeldes wahr wie sie sich erschrocken ein paar Zentimeter von ihm entfernte. Aus heiterem Himmel tat ihm ihre Nähe auf einmal weh. Vielleicht, weil er für einen winzigen Moment tatsächlich mehr in ihnen gesehen hatte, als die Freunde, die sie waren. Und Naruto hatte das tatsächlich kaputt gemacht. Sasuke lächelte bitter. „Vielleicht solltest du ihm gestehen, was du fühlst.“ Die junge Frau wollte gerade ein Veto einlegen, als es plötzlich an ihrer Fensterscheibe klopfte. Perplex wandten sich die beiden um und erblickten einen Jonin, der höflich lächelnd auf dem Balkon stand. „Wie ... Was ...?“ Sakura erhob sich, wischte sich kurz mit den Händen übers Gesicht und öffnete dann die Balkontür. „Was gibt es?“ „Der Hokage möchte Sie, Sasuke Uchiha und Naruto Uzumaki umgehend in seinem Büro wissen. Es ist dringend.“ Überrascht blickte Sakura zu dem Uchiha. „In … in Ordnung. Wir machen uns sofort auf den Weg.“ „Herein!“ Zögerlich öffnete Sakura die Tür zum Büro des Hokage und hielt sogleich inne, als sich ihre Augen unwillkürlich mit den von Narutos trafen. Zaghaft schlug sie ihre Augen nieder und machte Platz, damit auch Sasuke eintreten konnte. Sie hoffte nur, dass Kakashi nicht bemerkte, wie unangenehm ihr diese Situation war. „Sakura ...“, hörte sie Naruto ihren Namen wispern, schüttelte darauf aber den Kopf. „Nicht jetzt.“ Unwohl fand sie dann schließlich ihren Platz zwischen den beiden Männern und traute sich nicht aufzusehen. Die Luft um sie herum war geschwängert von elektrischen Spannungen. Ob diese guter oder böser Natur waren, vermochte sie allerdings nicht zu sagen. „Die Aufgaben mit der ich euch jetzt betraue unterliegt strengster Geheimhaltung“, fing Kakashi schließlich an zu sprechen und hatte sich sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit gesichert. „Wie euch aufgefallen ist, sind in den letzten Tagen einige unerklärliche Dinge passiert. Die Ursachen dafür sind noch unbekannt. Jedoch haben auch andere Dörfer ähnliche Ereignisse gemeldet. So wie hier die Vögel vom Himmel gefallen sind, weisen die Küsten in Mizu no Kuni zahlreiche tote Fische auf und in Kusa no Kuni herrscht eine unerwartete Dürre, wogegen in Kaze no Kuni plötzlich Schnee fällt“, erklärte Kakashi und sah bei dem wechselhaften Mienenspiel seiner ehemaligen Schüler zu, wie sich die Überraschung zuerst in Schock und dann in Entsetzen verwandelte. „Aber das kann nicht sein. Das ist unmöglich!“, warf Sakura ein und trat einen Schritt nach vorne. Schwer seufzend legte sich Kakashi eine Hand in den Nacken. „Deswegen bin ich momentan dabei Erkundungsteams aus Leuten zusammenzustellen, denen ich zu hundert Prozent vertraue. Ihr seid mit meine erste Wahl gewesen. Auch wenn sich einige von euch ...“, für einen Moment flogen seine Augen zu Sasuke ,“... in der Vergangenheit einige Fehler erlaubt haben, seid ihr als Team dennoch unschlagbar. Das habt ihr mir oft genug bewiesen. Deshalb würde ich euch bitten, dass ihr euch morgen früh unverzüglich auf den Weg macht und auf eurer Reise versucht Erklärungen für diese Vorfälle zu finden. Nach einer Woche erwarte ich einen ausführlichen Bericht über eure Fortschritte. Wenn sich Ergebnisse zeigen, werde ich weitere Teams aussenden.“ Der Hokage schob ihnen über den Tisch eine Schriftrolle entgegen. „Dieses Schriftstück wird euch erlauben auch außerhalb von Hi no Kuni zu fungieren. Naruto, du wirst hiermit zum Leiter eurer Gruppe erklärt. Ihr habt zwei Monate Zeit.“ Sasuke verzog keine Miene, nahm wortlos die Schriftrolle an sich und reichte sie Naruto. Dieser steckte sie ebenso stumm in seine Jackentasche. Doch Sakura gab sich damit nicht zufrieden. Sie stemmte ihre Hände auf dem große Schreibtisch ab. „Und wer kümmert sich solange um Akito? Und wer forscht an meiner Stelle weiter nach dem Gegenmittel? Wer übernimmt solange meine Schichten im Krankenhaus?“, fragte sie aufgebracht und hörte ganz unerwartet ein Räuspern hinter sich. „Darum wird sich gekümmert.“ Völlig aus dem Konzept gerissen drehte sich die Medic-Nin um und befand sich sogleich Angesicht zu Angesicht mit ihrer ehemaligen Lehrmeisterin Tsunade. „Akito wird innerhalb dieser Monate von einer ausgewählten Pflegekraft betreut, die sich selbstverständlich nach meinen Anweisungen zu richten hat. Und für die Forschungen wird selbstverständlich gesorgt. Immerhin sind Ino und ich ja noch da. Zudem wirst du für etwas ganz anderes zuständig zu sein. Bei eurer Suche ist ein weiterer Aspekt, dass ihr nach einem Gegenmittel für die Krankheit suchen sollt. Vielleicht findet ihr ja etwas nützliches. Ich persönlich habe dich dafür vorgeschlagen, weil du meine fähigste Schülerin warst und du mich – auch, wenn ich es nicht gerne zugebe – bei Weitem übertroffen hast. Nicht nur Konoha braucht euch, was das anbelangt, sondern das gesamte Ninjareich. Außerdem habt ihr euch als Team inzwischen einen internationalen Namen gemacht. Auch, wenn die Talente jedes Einzelnen von euch atemberaubend sind, wird euch als Team 7 wohl überall Zutritt gewährt. Ihr seid für diese Mission mehr als nur geeignet“, argumentierte Tsunade mit Stolz erhobenem Haupt und schenkte den Dreien ein mütterliches Lächeln. Sakura gab sich geschlagen, ließ die Schultern hängen. Resigniert sah sie zwischen ihren beiden Männern hin und her und stellte fest, dass beide Feuer und Flamme für die ganze Aktion waren. „Euer erster Anhaltspunkt ist Taki no Kuni. Dort soll es, vor ungefähr zwei Tagen, einen Blutmond und eine darauffolgende Mondfinsternis gegeben haben. Da wir ein Bündnis mit diesem Land geschlossen haben, dürfte es für euch kein Problem sein, rein zu kommen. Viel Glück, Team 7.“ Naruto grinste und nickte Kakashi zu, ehe er sich umdrehte und mit seinen beiden Teamkameraden verschwand. Doch bevor sie das Gebäude ganz verließen, hielt Tsunade sie noch einmal auf. Ihre bernsteinfarbenen Augen blitzten ihnen warnend entgegen. „Passt ja auf euch auf und kommt mir gefälligst heil zurück. Konoha braucht euch noch“, grummelte sie und verschränkte die Arme vor ihrer üppigen Brust. Es war nicht zu übersehen, dass sie sich Sorgen machte. „Na, klar. Schließlich haben wir ja die Miniatur-Version von Euch hier. Es wird schon alles schiefgehen, Oma.“ Mit flatterndem herzen beobachtete Tsunade, wie Team 7 ihr den Rücken zu kehrte und in der Ferne verschwand. Zwischen ihren Augenbrauen zogen sich ein paar Falten steil nach oben. „Oh, Naruto. Beschwöre mir ja kein Unheil.“ Der Abend war angebrochen und langsam wurde Konoha von der Dunkelheit ummantelt. Im Hause Haruno schien noch das Licht durch die Fenster. Keiner von ihnen war in Stimmung zu schlafen. Nein, sie saßen allesamt schweigend am Tisch, die leeren Teller vom Abendessen vor ihnen. Inmitten der drei brannte eine einsame Kerze vor sich hin und wurde mit der Zeit immer kleiner. Während Naruto sich und Sasuke noch Wein nachgoss, starrte Sakura in die Flamme und hing ihren Gedanken nach. Akito lag schon in seinem Bett und träumte wahrscheinlich seelenruhig vor sich hin. Auf die Nachricht, dass er ab morgen erstmal ganz alleine sein würde und jemand Unbekanntes auf ihn aufpassen würde, hatte er nicht minder geschockt als Sakura reagiert. Zuerst hatte er sich geweigert, musste dann aber einsehen, dass es nichts brachte. Er hatte keine Wahl. Die rosahaarige Kunoichi seufzte leise auf. Das letzte Mal als sie zusammen mit Sasuke und Naruto zu einer Mission angetreten war, lag schon weit zurück. Sie war sich nicht sicher … Konnten sie denn überhaupt noch als Team fungieren? Mussten sie sich denn nicht erst wieder aufeinander abstimmen? Immerhin hatte jeder von ihnen sowohl in der Kampfkunst, als auch in der Strategie Änderungen vorgenommen. Das konnte doch nur schiefgehen. Niedergeschlagen schloss sie ihre Augen und sah sofort das Bild ihrer beiden Kameraden vor ihrem inneren Augen aufblitzen. Unglaublich wie sich die beiden einfach in ihr Herz gemogelt hatten. Je länger sie die Gegenwart der beiden genießen durfte, desto mehr wurde ihr klar, dass sie ohne die beiden verloren war. Auch, wenn sie nie wieder gekehrt wären, war sie sich sicher, dass die beiden sie nie gänzlich verlassen hätten. Sowohl in Gedanken, als auch in ihren Träumen waren sie bei ihr. Egal, ob sie sie dann quälten oder trösteten, sie waren da. Die beiden Männer hatten sie auf Dauer verändert, stärker gemacht. Und das bei allem, was sie tat. Unvermittelt kam ihr Narutos Kuss wieder in den Sinn. Ihr Herz hüpfte in ihrer Brust. Obwohl sie wie ein Feigling geflohen war, war es dennoch aufregend gewesen so fordernd geküsst zu werden. Verschlagen lächelte sie in sich hinein. „Woran denkst du?“, riss Naruto sie aus ihren Gedanken und grinste sie fröhlich ein. Das Blut schoss ihr ins Gesicht, kroch von ihren Wangen hinüber in ihre Ohren. „An nichts“, fiepte sie und leerte schnell ihr Rotweinglas. Sie mochte dieses Zeug nicht unbedingt, aber sie musste zugeben, dass dieser tatsächlich ganz angenehm gewesen war. Ino hatte einen gute Geschmack, was das anbelangte. „Das sah aber nicht nach nichts aus“, erhob nun auch Sasuke seine Stimme. War er ihr doch wirklich in den Rücken gefallen ... „Ach, ihr bildet euch da etwas ein“, grummelte Sakura schließlich und erhob sich, um das Glas kurz durch zu spülen und dann stehen zu lassen. „Ich werde mich nun in meine Gemächer begeben und ruhen“, sprach sie etwas elitär und hörte augenblicklich ein Lachen hinter sich. Wärme strömte in ihren Brustkorb. Und diesmal lag es nicht an dem Alkohol. „Ihr seid bescheuert“, kicherte sie leise und verschwand dann nach oben. Die beiden Männer blieben alleine in der Küche zurück. Schweigend sahen sie einander an. Lange hatten sie so nicht mehr zusammen gesessen. Nach und nach tranken beide aus, blieben aber dennoch sitzen. Über ihnen hörten sie die Dusche laufen und nebenan das Radio, aus welchem leise klassische Musik erklang. „Sie hat sich verändert, nicht wahr?“ Diese Seite von Naruto, die jetzt zum Vorschein kam, sah man selten. Ruhig, ernst, beinahe verträumt. Sasuke hatte in den Jahren des Zusammensein auch Einfluss auf ihn genommen. Sie hatten alle einen gewissen Einfluss aufeinander gehabt. Auf die ein oder andere Art. „Hn.“ Naruto schmunzelte träge. „Mach mir nichts vor. Ich dachte, das hätten wir hinter uns gelassen, Teme.“ Bei dem Gebrauch der alten Anrede bekam Sasuke eine Gänsehaut. Er fühlte sich sogleich in die Vergangenheit zurück versetzt. Hatte er es damals noch als beleidigend aufgefasst, so war es nun schon so etwas wie ein liebevoller Kosename. „Wir haben uns alle verändert, Dobe.“ Ein verlegenes Grinsen umspielte die Lippen des Blonden als Sasuke aufstand, ihm das Glas aus der Hand nahm und ebenfalls in die Spüle stellte. „Ich hoffe nur alles wird gut gehen“, meinte der Ältere schließlich und drehte Naruto den Rücken zu. Dieser blickte verloren auf seine Hände, lachte dann bitter. „Unsere Aufenthalt hier war ja ziemlich kurz. Wehe du landest wieder auf der Krankenstation.“ Sasuke schaltete das Radio aus und auch das Plätschern, über ihnen im Bad, war verstummt. „Ich mache mir eher Sorgen um Sakura. Hoffentlich wird sie nicht zum Hindernis.“ „Sasuke! Du weißt ganz genau, dass Sakura ...-“, empörte sich Naruto, wurde jedoch direkt unterbrochen. „So war das nicht gemeint. Wenn ihr was passiert … Wir wissen nicht … Wenn dir was … Verdammt“, stotterte der sonst so stolze Uchiha und fuhr sich zerstreut durch das wilde Haar. Gerührt seinen besten Freund in einem solch schwachen Moment zu sehen, erhob sich Naruto. Vorsichtig legte er dem Anderen einen Hand auf den Arm. „Wirst du jetzt sentimental, Teme? Dem großen Uchiha fehlen die Worte. Dass ich das noch erleben darf.“ Der Shinobi verzog seinen Mund. Dieser Idiot sollte nach der langen Zeit doch wissen, dass auch er mal nicht weiter wusste. „Es wird schon alles gut gehen. Dafür sorge ich schon. Und jetzt mach dir keinen Kopf mehr. Lass und schlafen gehen.“ Während Naruto das Licht ausschaltete, drückte Sasuke die Kerze aus. Und schon hatte die Dunkelheit auch das Hause Haruno ergriffen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)