Nackte Tatsachen von Fiamma ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Nackte Tatsachen   „Marinette?“ Perplex sah er in weit aufgerissene himmelblaue Augen. Warum starrte sie ihn denn so an? Was war überhaupt passiert? Das Letzte, an das er sich erinnerte war, dass er zusammen mit Ladybug gegen ein wild gewordenes, Schnuller werfendes, Mädchen gekämpft hatte. Er war vorgelaufen. Ladybug rief ihm irgendetwas zu und dann, nichts mehr. Alles schwarz. Was war denn zwischen dem Kampf und jetzt passiert? Hatte Ladybug das Mädchen besiegt? Was machte Marinette überhaupt bei ihm? Ganz offensichtlich war er aber nicht mehr Cat Noir, da sie ihn Adrien nannte. Langsam wanderte sein Blick durch die Gegend. Wenn er es richtig in Erinnerung hatte, war er in ihrem Zimmer. Und dann fiel ihm erst bewusst auf, wo genau in ihrem Zimmer. Warum lag er in ihrem Bett? Immer noch starrte sie ihn einfach nur an und schüttelte ständig ihren Kopf. Warum lagen sie denn zusammen in ihrem Bett? Schwungvoll richtete er sich auf, was Marinette allerdings plötzlich laut kreischen ließ. Prompt bekam sie einen hochroten Kopf, griff panisch nach einem Kissen und drückte ihr Gesicht hinein. Was hatte sie denn jetzt? „Ähm. Könntest du mir vielleicht sagen …“, doch mitten im Satz brach er ab, als er an sich herunterblickte und sah, dass er nichts anhatte. Gar nichts. Warum lag er splitterfasernackt zusammen mit Marinette im Bett? Augenblicklich merkte er, wie auch sein Kopf anlief, wie eine überreife Tomate und kopflos griff er nach der Bettdecke, damit er seinen Körper damit bedecken konnte. „M-marinette … ich … ich …“, stammelte er planlos vor sich her und versuchte sich krampfhaft daran zu erinnern, was denn nur passiert war. Hatten sie etwa irgendetwas gemacht, woran er sich nicht mehr erinnern konnte? Doch, gerade als er noch etwas sagen wollte, ertönte plötzlich eine piepsige Stimme. Das war mit Sicherheit ihre Mutter. Das würde ärger geben, wenn sie sah, dass er hier nackt in ihrem Bett lag. Auch wenn er keine Ahnung hatte, warum. Er machte sich schon auf ein Donnerwetter gefasst und sah wieder herüber zu Marinette, die immer noch ihr Gesicht in das Kissen drückte und ständig Oh mein Gott, oh mein Gott murmelte. Machte sie sich etwa auch schon auf eine Standpauke gefasst? Wie war er denn bloß hier hergekommen? Und warum? Was machten die beiden hier? Marinette war zumindest angezogen, stellte er zu seiner Erleichterung fest. Warum aber war er nackt? „Marinette, ist alles in Ordnung? Ich hab einen Schrei gehör... Oh … Okay, das erklärt den Schrei“, kicherte plötzlich ein rotes kleines Wesen und schwebte vor dem Bett. Zaghaft blickte Marinette wieder auf, doch vermied sie es anscheinend ihn anzusehen. „Tikki! Siehst du das?“, quietschte Marinette und vergrub ihr Gesicht wieder in dem Kissen. Das kleine Wesen hieß also Tikki. „Was ist das denn für ein Lärm? Kann man hier nicht ein wenig ausschlafen?“ „Plagg?“ Fassungslos klappte ihm die Kinnlade herunter, als sein Kwami neben dem kleinen roten Wesen auftauchte. Und erst jetzt wurde ihm klar, das kleine rote Wesen musste auch ein Kwami sein. Wenn es so war, dann konnte es ja nur bedeuten, dass … Ganz langsam drehte er seinen Kopf wieder zu Marinette. „L-ladybug?“ Das gab es doch nicht. War sie es wirklich? Mit großen Augen blickte er zwischen ihr und dem roten Kwami, das tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Marienkäfer hatte, hin und her. „Möchtet ihr vielleicht kurz alleine sein?“ „Tikki. Was soll das. Jetzt, wo es spannend wird? Ich will dabei sein, wenn er es erfährt.“ Sofort brach Plagg in schallendes Gelächter aus. „Könnte mich vielleicht jemand mal aufklären, was hier überhaupt los ist?“ Immer noch lachend, schwebte Plagg zu ihm herüber und musterte ihn von oben bis unten. „Am Besten ziehst du dir erst mal etwas an Prinzeschen.“ „Prinzeschen?“ Er verstand immer noch nicht, was das hier alles sollte. In seinem Kopf herrschte das reinste Chaos. Marinette war Ladybug. Ladybug war Marinette. Er war die ganze Zeit, ohne es zu wissen, in ihrer Nähe. Warum hatte er das nicht bemerkt? Und warum zur Hölle saß er nackt in ihrem Bett? „D-deine Sachen liegen irgendwo unten im Wohnzimmer“, murmelte Marinette plötzlich durch das Kissen hindurch. „Und deine Eltern?“ „Die sind nicht da“, quiekte es erneut unter dem Kissen und nickend, auch wenn sie es nicht sehen konnte, schwang er seine Beine über die Bettkante. Anziehen war wirklich eine gute Idee. Flink stand er auf, wickelte die Decke um sich herum und blickte verwundert auf irgendwelche pinken Stofffetzen im Bett. „Was …“, doch weiter kam er nicht, da er sofort von Tikki unterbrochen wurde. „Gleich. Zieh dich erst mal an. Plagg am Besten hilfst du ihm schnell seine Sachen zu finden.“ „Na schön.“ Murrend folgte ihm sein kleiner Kwami herunter ins Wohnzimmer und gleich, als er sich sicher war, dass Marinette ihn nicht mehr hören konnte, wandte er sich an seinen kleinen Freund. Er wusste ja anscheinend, bestens über alles bescheid. „Warum liege ich nackt in Marinettes Bett? Wie bin ich hier überhaupt hergekommen?“ „Die kurze oder die lange Variante?“, lachte Plagg erneut und schien sich köstlich darüber zu amüsieren. „Die Kurze, für den Anfang. Und dabei suchen wir meine Sachen.“ Rasch flitzte er durch das Wohnzimmer und entdeckte seinen Pulli auf dem Sofa. „Die Kurze. Also, du wurdest von einem Schnuller getroffen, bist zu einem Kleinkind geschrumpft und Ladybug, also Marinette, hat dich mit nach Haus genommen. Sie hat sich um dich gekümmert, dir etwas zu Essen gegeben und du hättest ihr beinahe auf das Sofa gepinkelt.“ „Was?!“ Abrupt blieb er stehen und erneut an diesem Tag fiel ihm die Kinnlade herunter. „Ja, aber sie hat dich dann doch auf die Toilette gesetzt. Wäre ja auch schade um die schöne Couch gewesen.“ Er war ein kleines Kind? Und sie hatte sich um ihn gekümmert? Ihn auf die Toilette gesetzt? Gut, das erklärte, warum er hier war. Nicht aber, warum er keine Sachen mehr anhatte. Flink warf er de Decke beiseite, zog sich seinen Pulli über und wandte sich dann wieder an Plagg. „Warum bin ich denn nackt? Und warum lag ich in ihrem Bett?“ Wieder kugelnd vor lachen, ließ sich Plagg auf das Sofa fallen. „Du hättest dich sehen müssen. Ich verstehe immer noch nicht, warum sie dir die Flügel nicht anziehen wollte.“ Stirnrunzelnd funkelte er seinen kleinen Kwami böse an. Musste man ihm etwa alles aus der Nase ziehen? „Plagg!“ „Ja, ist ja gut. Also, als du dich dann zurück in Adrien verwandelt hast, sind deine Sachen nicht mit geschrumpft und Marinette hat dir etwas zum Anziehen besorgt, da deine Klamotten ja viel zu groß waren. Du hättest dich sehen müssen. Ein Traum in Rosa. Das Einzige, was dir gepasst hat, waren die Klamotten für ein kleines Mädchen. Tja, und als du nun wieder groß geworden bist, sind die Sachen ja nicht mitgewachsen und du somit nackt.“ Erneut bekam sein kleiner Freund einen Lachkrampf und Augen rollend schnaufte Adrien aus. „Sehr witzig. Sag mir lieber, wo meine Hose und der Rest sind.“ „Ach, guck mal bei der Tür. Da liegt bestimmt der Rest.“ Deshalb nannte Plagg ihn also Prinzeschen. Das durfte er sich bestimmt nun ewig von ihm anhören. Und dann fiel ihm ein, was Plagg noch gesagt hatte. Er wollte auf das Sofa pinkeln? War das peinlich. Gab es irgendwo ein Erdloch, in dem er sich verstecken konnte? Schnellen Schrittes lief er in Richtung der Haustür und entdeckte zum Glück den Rest seiner Sachen. Stöhnend zog er sich an und sah wieder zu Plagg. Das erklärte ihm aber immer noch nicht, warum er in ihrem Bett lag. „Und warum lag ich nun in ihrem Bett?“ Langsam lief er zurück zu Plagg, der immer noch auf dem Sofa saß. „Naja, eigentlich solltest du unten auf dem kleinen Sofa schlafen, aber du wolltest nicht und hast gejammert. Also hat sie dich mit zu ihr ins Bett genommen.“ Erneut lief er rot an und warf sich neben seinen kleinen Freund auf die Couch. „Wusste sie denn, dass ich Adrien bin?“ „Nein, bis eben, als du, wie Gott dich schuf, neben ihr im Bett lagst, nicht.“ Wieder begann sein Kwami zu lachen und genervt bewarf er ihn mit einem Sofakissen. Immer noch grinsend tauchte dieser unter dem Kissen wieder auf und schwebte nun direkt vor seinem Gesicht. „Na los du Casanova. Deine Angebetete sitzt da oben. Geh zu ihr.“ „Plagg!“ „Was denn?“ Schwerfällig stand er wieder auf und fuhr sich durch seine Haare. Marinette war Ladybug. Irgendwie hatte er das nie in Betracht gezogen. Aber im Nachhinein ergab es durchaus Sinn. „Plagg, ich lag nackt in ihrem Bett. Wie kann ich ihr denn bitte noch in die Augen sehen.“ „Es war doch quasi ein Unfall. Bestimmt lacht ihr morgen schon darüber. Und ich weiß aus sicherer Quelle, dass sie dich sehr gerne hat.“ Irritiert runzelte er seine Stirn und sah seinen Kwami mit schiefem Kopf an. Seit wann war Plagg so einfühlsam? Hatte er sich den Kopf gestoßen? Und was für eine sichere Quelle? „Na los. Geh schon.“ „Ja. Ist ja gut.“ Tief atmete er ein, straffte die Schultern und lief zur Treppe. Es brachte ja wirklich nichts, sich hier unten zu verstecken. Und nachdem sie nun wussten, wer der andere war, sollten sie wirklich miteinander sprechen. „Frag sie, ob sie noch etwas Camembert für mich hat.“ Kopfschüttelnd setzte er einen Fuß auf die Treppe. Da war Plagg wieder, wie er leibt und lebte. Aber anders könnte er sich ihn auch gar nicht vorstellen. Einen Schritt nach dem anderem stieg er die Stufen herauf. Wie sie wohl nun auf ihn reagierte? Aufgeregt betrat er wieder ihr Zimmer. Irgendwie war es seltsam nun auf sie zu treffen. Nicht nur, wegen der äußerst peinlichen Aufwachüberraschung. Verwundert sah er sich um. Wo war sie? Sein Blick wanderte durch das Zimmer und blieb an der Wand hinter ihrem Schreibtisch hängen. Sie war übersät mit Bildern. Von ihm? Grübelnd ging er etwas näher heran und betrachtete die Fotos. Warum hatte sie so viele Bilder von ihm aufgehangen? „Sie ist auf dem Balkon.“ Erschrocken zuckte er zusammen und drehte sich wieder herum. Tikki lächelte ihn freundlich an und so nickte er schnell. „Ich bin dann mal unten bei Plagg. Nicht, dass er noch die Wohnung auseinandernimmt, auf der Suche nach Käse.“ Sie hatte kaum die Worte ausgesprochen, da verschwand sie auch schon durch die Bodenluke. „Auf dem Balkon also“, murmelte er und blickte noch mal zurück auf die Bilder. Schnell huschte er dann aber die kleine Treppe herauf. Mit einem Satz sprang er vom Bett herauf zur Dachluke und kletterte heraus. Marinette stand am Ende des Balkons, lehnte sich gegen die Balkonbrüstung und sah hinaus auf die Stadt. Da sie mit dem Rücken zu ihm gewand war, hatte sie ihn noch nicht bemerkt und so schluckte er den dicken Kloß, der sich in seinem Hals gebildete hatte, herunter und ging los. Schnell hatte er sie erreicht und lehnte sich ebenfalls, ohne sie anzusehen, gegen die Brüstung. „Hey.“ „H-hey. I-ich denke, Plagg hat dir alles gesagt?“ "Mhm." Stur sahen beiden weiterhin in die Ferne und fieberhaft überlegte er, was er sagen sollte. „Danke“, murmelte dann aber plötzlich und verwundert sah Marinette zu ihm herüber. „W-wofür?“ Verlegen kratzte er sich an seinem Kopf und zog seine Schultern in die Höhe. „Dass du auf mich aufgepasst hast.“ Er konnte sehen, wie sie rot um die Nasenspitze wurde und abrupt wandte sie ihren Blick wieder von ihm ab. „Naja … ich konnte dich ja nicht hilflos zurücklassen.“ Wieder herrschte Stille zwischen den beiden und er begann die Menschen unten auf der Straße zu beobachten. „Du hast sie gesehen oder?“ Verwundert sah er wieder auf und blickte zu ihr. „Was meinst du?“ „Na die Bilder.“ Betreten zuckte er mit seinen Schultern. „Ja. Irgendwie schon.“ Stöhnend vergrub sie ihr Gesicht in ihren Händen. „Kann es etwas noch Peinlicheres geben?“ „Nackt in einem fremden Bett aufzuwachen zum Beispiel.“ Langsam nahm sie ihre Hände wieder herunter und sah ganz langsam zu ihm herüber. Er konnte ein leichtes Schmunzeln entdecken. „Mylady, du wirst doch nicht etwa unzüchtige Gedanken haben?“ Sofort hob sie ihre Augenbrauen in die Höhe und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Wo denkst du hin Kitty. So interessant bist du dann auch nicht.“ Gespielt beleidigt verzog er seinen Mund. Allerdings hielt er es nicht lange durch und begann zu lächeln. Nachdenklich legte er dann aber seine Hände auf die Brüstung und sah hinaus in die Ferne. „Schon irgendwie seltsam oder? Ich meine, da sehen wir uns fast jeden Tag in der Schule und hatten keine Ahnung.“ Im Augenwinkel konnte er sehen, wie auch sie sich wieder gegen die Brüstung lehnte. „Das stimmt … Bist du … enttäuscht?“ „Enttäuscht?“ Prompt sah er sie wieder an. „Na ,… dass ich es bin.“ Wie kam sie auf den Gedanken, dass er deswegen enttäuscht sein könnte? Gut, er hatte zwar nie darüber nachgedacht, dass sie es sein könnte. Aber jetzt, wo er es wusste. Sie hatten die gleichen blauen Augen, die Haare. Gott, was war er nur für ein Trottel. „Ich bin doch nicht enttäuscht. Ganz im Gegenteil …“ Er mochte sie schon immer, mehr als im vermutlich bewusst war. Aber was sagte sie überhaupt dazu, dass er Cat Noir war? Und, warum hatte sie überhaupt so viele Bilder von ihm? „Was ist mit dir? Bist du es denn?“ „Nein … Nur überrascht.“ Nickend sah er sie an und er musste es jetzt einfach wissen. „Warum …, darf ich fragen, warum die ganzen Fotos von mir?“ „Naja … also …“ Er konnte sehen, wie sie wieder rot anlief. Langsam konnten die beiden wirklich einem Ampelmännchen Konkurrenz machen. Seufzend senkte sie ihren Kopf und sah auf ihre Füße herunter. „Weil ich dich mag … sehr sogar“, murmelte sie und begann ihre Hände ineinander zukneten. Überrascht und erleichtert zu gleich machte sein Herz einen kleinen Hüpfer. Sie hatte ihn tatsächlich gerne. „Weißt du … Ich mag dich auch … sehr gerne.“ Mit großen Augen blickte sie ihn an und keiner sagte mehr ein Wort. Tonlos standen sie auf dem Balkon, blickten beide verlegen zu Boden, bis er sich schließlich räuspernd am Hinterkopf kratzte. Irgendwer musste doch etwas sagen. Und dann hatte er eine Idee. „Was meinst du, wollen wir vielleicht zusammen irgendwo frühstücken gehen?“, fragte er nervös und hielt ihr seine Hand entgegen. Nickend legte sie ihre Hand in seine, vermied es aber immer noch ihn anzusehen. Lächelnd zog er sie zur Dachluke und wusste, dass es der Anfang von etwas ganz Besonderem war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)