The Red Thread, Which Turned Black At The End von ginakai (Der rote Faden, welcher sich am Ende schwarz färbte) ================================================================================ Kapitel 7: Verrat ----------------- Es war noch früh am morgen, als Shuichi von dem Vibrieren seines Handys geweckt wurde. Doch diesmal handelte es sich um keine SMS, sondern um einen Anruf. Von seinem Vorgesetzten James Black. Vorsichtig, um Gin neben sich nicht zu wecken, stand der FBI-Agent auf, nahm sein Smartphone und schlich sich aus dem Schlafzimmer. „Was gibt’s?“, nahm er den Anruf mit leiser Stimme an. James Black erzählte daraufhin, dass er nun alle Vorbereitungen abgeschlossen hätte und Shuichi sich jetzt auch an den Plan halten sollte, den sie sich schon vor langer Zeit ausgemacht hatten. „Sind sie sich wirklich sicher, dass jetzt schon der Richtige Zeitpunkt dafür ist...?“, fragte Shuichi seinen Chef unsicher, welcher antwortete, dass er ihn lange genug Zeit gegeben habe. „Gibt es etwa ein Problem, Akai?“, kam es von der anderen Seite der Leitung dann. „Nein... Verzeihen Sie. Also, wie lauten die Anweisungen?“, entgegnete Shuichi ihm. James sprach, dass er sich mit Gin in einem Lagerhaus am Hafen verabreden sollte, dort auf diesen warten und den Rest ihm und den anderen abwesenden Agenten überlassen sollte. Shuichi sank seinen Kopf, willigte zögernd ein und beendete den Anruf mit einen leisen „Verstanden...“ Er ging zurück ins Schlafzimmer, in welchem Gin immer noch friedlich schlief. Shuichi nahm seine Sachen und kleidete sich wieder an. Da stand er nun... vor dem Bett des Silberhaarigen, sich fragend, was er da nur getan hatte. Er wollte Gin nicht ausliefern. Nicht mehr. Aber hatte keine andere Wahl, als genau das zu tun. Er umging das Bett und hockte sich an die Bettseite vor Gin und strich diesem behutsam durch seine silbernen Strähnen. „Es tut mir leid.“, flüsterte er ihm mit bedrückter Stimme zu, so dass sein Liebster nicht wach wurde. Der Agent verweilte noch ein paar Minuten, da er seinen Blick einfach nicht von seinem schlafenden Partner abwenden konnte. Mit einem letzten Kuss auf die Stirn verließ er mit leisen Schritten das Schlafzimmer und schloss vorsichtig die Tür hinter sich. Außerhalb der Wohnung schickte er Gin per SMS die Treffpunktsdaten zum Lagerhaus, in welches er sich später begeben sollte. „Bitte, tu mir nur noch einen letzten Gefallen...und komm nicht, mein geliebter Koibito-san...“, flehte Shuichi in Gedanken und schloss dabei seine Augen. Einen Moment später verschwand er aus dem Umfeld von Gins Wohnung und begab sich auf langsamen Weg zum Lagerhaus. Es dauerte nicht mehr lang, als der Silberhaarige in seinem Zimmer von selbst erwachte und sich daraufhin zuerst wunderte, wohin sein Liebhaber von letzter Nacht verschwunden war. Denn die Bettseite neben ihm war leer. Er fasste sich an die Stirn, bemerkte dann, dass sein Handy eine SMS anzeigte. Von Rye. Der Inhalt von der Nachricht hinterließ einen misstrauischen Blick auf seinem Gesicht. „Warum solltest du am frühen Morgen einfach verschwinden, um dich dann mit mir an so einen abgelegenen Ort zu verabreden, mein lieber Dai?“, murmelte Gin gedanklich und konnte es sich einfach nicht erklären. Da wurde er wieder von Misstrauen übermannt. Sowohl Shuichi, als auch Gin selbst wussten, dass er ein sehr vorsichtiger Mensch war, weshalb Shuichi sich auch Hoffnungen machte, sein Liebster würde nicht zum Treffpunkt kommen. Gin kam die Idee, dass er jemand anderen die Lage bei dem besagten Treffpunkt überprüfen lassen könnte, wenn alles in Ordnung sei, würde er sich dorthin begeben. Also informierte er ein älteres Organisationsmitglied, mit welchem er gut in Kontakt stand. Der beauftragte Mann tat, worum Gin ihn gebeten hatte und ging zum Lagerhaus. Noch war niemand da. So hatte es jedenfalls den Anschein. Also nahm er sich einen Stuhl und setzte sich mittig in die alte Halle. Es dauerte nicht lange, bis Shuichi ebenso erschien. Dieser registrierte den alten Mann zwar, schenkte diesem aber keine weitere Beachtung mehr. "Es ist gut möglich, dass Gin vorgesorgt hat..“, dachte er sich und hoffte weiterhin, dass dieser nicht auftauchen würde. Eine Zeit lang herrschte Stille. Er konnte von außerhalb das Rauschen des Windes hören und spürte die kalte Luft des alten Lagerhauses auf seiner Haut. Shuichi atmete tief durch und ließ seinen Blick wieder unauffällig zu dem älteren Mann wandern. Dieser wirkte so, als wäre er eingeschlafen. Doch da er mit seinem Zeigefinger die ganze Zeit über rhythmisch auf den Griff seines Gehstocks tippte, konnte man erkennen, dass er sehr wohl wach war und wie Shuichi wohl aufmerksam seine Gegend im Auge behielt. Doch plötzlich wurde die Ruhe von einem der anwesenden FBI-Agenten gestört, die sich im Lagerhaus für die Mission versteckt hielten. Ein noch recht unerfahrender Agent kam aus seinem Versteck und schrie: „Hey! Verschwinden sie gefälligst, hier wird es gleich gefährlich und sie hindern unsere Vorgehensweise!“ Er meinte damit den alten Greiz, welcher daraufhin aber ein boshaftes Grinsen aufsetzte. Shuichi erkannte sofort, was es nun damit auf sich hatte. Während der alte Mann aufstand und gehen wollte, nickte Shuichi ihm entgegen, als wollte er sich bedanken. Etwas überrascht blickend verließ der alte Mann das Lagerhaus, setzte sich draußen aber noch auf die Lauer, um weitere Informationen erhalten zu können. Shuichi und seine Kollegen warteten noch eine ganze Ewigkeit, doch niemand erschien. Der junge FBI-Agent war daraufhin mehr als erleichtert. Versuchte aber gewiss nicht, das offen zu zeigen. „Es hat keinen Zweck mehr Akai, ich hab's anscheinend vermasselt... Tut mir leid.“, begann der Agent, der dem alten Mann zuvor befohlen hatte das Lagerhaus zu verlassen. „Sollten wir wirklich schon aufgeben, Shuichi..?“, ertönte es von einer weiblichen Stimmes, von Jodie Starling, seiner Kollegin. Shuichi näherte sich dem Agenten, der die Mission ruiniert hatte, fasste diesen auf die Schulter und schüttelte mit den Kopf. Daraufhin verließ er das Lagerhaus. „Verdammt! Hättest du nicht dazwischen gefunkt wäre alles gut gegangen und wir hätten diesen Kerl schnappen können!“, schrie noch ein weiterer Agent, welcher jetzt sauer auf den anderen war, der es verbockt hatte. Dieser sank beschämt den Kopf und schien von sich selbst enttäuscht zu sein. Jodie aber sagte, dass es nichts bringen würde, sich die Schuld zuzuschieben und befahl, das alle das Lagerhaus jetzt verlassen sollten. Auch der alte Mann, der von außerhalb noch lauschte, wich von seiner Position und ging. Er zog sein Handy aus der Jackentasche und wählte Gins Nummer. „Wie du vermutet hast, war es eine Falle.“, begann der Alte im aktiven Gespräch. Die Augen des Silberhaarigen weiteten sich. „Und weiter?“, fragte er dann ernst. „Er ist vom FBI. Sein Name ist Shuichi Akai. Und es war wohl sein Auftrag dich heute mithilfe von seinen Kollegen gefangen zu nehmen. Ich werde die Person davon in Kenntnis setzen. Warte auf weitere Anweisungen.“, entgegnete es vom anderen Ende der Leitung und das Telefongespräch wurde beendet. Kurze Zeit später bekam Gin einen Anruf vom Boss höchstpersönlich. Dieser befahl ihm, dass er unverzüglich von dort, wo er sich gerade befand, verschwinden sollte. Er verwendete dabei das Wort 'aufräumen'. Gin wusste, was er darunter zu verstehen hatte. Er beendete das Telefonat und ließ sein Handy nach unten sinken, woraufhin er einen kurzen Moment später die Zähne zusammenbiss und das Teil voller Hass und angesammelter Wut gegen die Wand schmiss, so dass es in mehrere Teile zersprang. „Dieser verdammte Bastard... wie konnte ich so naiv sein?!“, schrie er, dabei war er völlig außer sich. Vor unkontrollierter Wut schlug er auf den Spiegel ein, welcher sich neben ihm an der Wand befand. Durch diese Geste begannen seine Fingerknöchel zu bluten. Er fasste er sich an die Stirn, musste sich klar machen, dass sein vermeintlicher Partner ihn nur benutzt hatte. Also war alles gelogen? Dass er ihn liebte und das Versprechen, immer bei ihm zu bleiben? Warum benutzte dieser Kerl gerade so eine Vorgehensweise? Etwa nur, um ihm damit noch mehr zu schaden? Wofür war dann diese Nacht gestern, etwa Teil seines Plans? Viele Fragen schossen dem Silberhaarigen durch den Kopf. Er konnte es nicht fassen, was „Rye“ getan hatte. Wollte es nicht wahrhaben. Aber diesen fremden Schmerz, den er allmählich spürte, versuchte er schnell durch üblichen Hass zu ersetzen. Rye war ein Spion. Ein Lügner. Ein Verräter. Ja, er hatte die Organisation verraten und es obendrein noch gewagt, mit Gins Gefühlen zu spielen. Nichts von der gemeinsamen Zeit war echt gewesen. Alles eine Lüge. Doch Gin wäre nicht er selbst, wenn er wegen solch einen Mistkerl jetzt Schwäche, oder gar Gefühle zeigen würde. Immerhin hatte es für ihn oberste Priorität, alle Verräter dementsprechend zu bestrafen. Das war seine Vorgehensweise. Und die würde er beibehalten. Unverzüglich ging Gin zu seiner Garage, wo er noch üblichen Sprengstoff einer früheren Mission versteckt hatte. Er schleppte es von dort hinauf in seine Wohnung. Den Sprengstoff hatte er eigentlich nur noch für Notfälle dort aufbewahrt, welch einer jetzt eingetreten war. Als Gin alles fertig platziert hatte, stellte er den Timer auf genau 15 Minuten. Dies genügte völlig, um die nötigsten Sachen zu packen, seinen Mantel anzuziehen und die Wohnung zu verlassen. Von außerhalb einen letzten Blick, dann stieg er in seinen Porsche und fuhr davon. Keine 3 Minuten später flog fast die gesamte Etage in die Luft, woraufhin sie Feuer fing. Gin hatte dort unter falschen Namen gewohnt und da nun alles zerstört war, konnte niemand mehr nachweisen, dass er jemals dort gelebt hat. :') Shuichi hingegen war genau auf dem Weg zu Gins Wohnung. Als er aber dort ankam, war längst die Feuerwehr und ein Krankenwagen vor Ort. Er traute seinen Augen nicht, als er die gesprengte Etage sah, die fast komplett zerstört war. Er wusste aber, dass Gin sich längst vom Acker gemacht hatte. Denn dessen Porsche, welchen er gestern vor dem Gebäude geparkt hatte, war jetzt verschwunden. Mit letzter Hoffnung nahm der FBI-Agent sein Handy aus der Jackentasche und versuchte Gin anzurufen. Vergeblich. Das Ganze versuchte er fünf Mal, um wirklich sicher zu gehen. Doch immer wieder ertönte die gleiche Stimme, die ihm sagte, dass die Nummer nicht vergeben sei. Shuichi sank langsam zu Boden. Er konnte sich nicht erinnern, jemals so ratlos wie jetzt gewesen zu sein. Ihm fiel nichts ein, was er hätte tun können. Gin war weg. Er hatte das Vertrauen von dem Mann verloren, den er so liebte. Jetzt war er für ihn nichts weiter als ein Verräter. Ein Verräter von womöglich unzähligen anderen, denen der kaltblütige Mörder jemals begegnet war. Und Shuichi konnte Gins Hass auf ihn sehr gut einschätzen. Schweren Herzens erhob der Schwarzhaarige sich vom Boden und verließ den Ort des Geschehens. Dann überprüfte er folgend nochmals alle Orte, an welchen der Silberhaarige hätte sein können. Dazu zählten beispielsweise die Bar, der erste Treffpunkt, oder aber das Gebäude, wo das Meeting stattfand. Aber alle Orte erwiesen sich als erfolglos. Keine Spur mehr von dem Mitglied der Organisation. Dieser fuhr gerade auf einer Autobahn und bewegte sich erstmals weit weg von Tokio. „Warte nur, Shuichi Akai, wenn wir uns eines Tages wiedersehen... dann gnade dir Gott.“, sprach Gin sehnlichst, nachdem er sich eine Zigarette angezündet hatte und weiter der Abendsonne entgegen fuhr. An diesem Abend stand Shuichi im Badezimmer seiner Wohnung. Er betrachtete sein Antlitz im Spiegel, an welchem ein Passbild von Gin geheftet war, mit der Aufschrift 'Target'. Er schnitt sich mit einer Schere die letzte lange Strähne seiner pechschwarzen Haare ab, welche daraufhin wie die anderen davor zu Boden fiel. „Es wird irgendwann der Tag kommen, da werden wir uns wiedersehen. Auch wenn die Suche nach dir lange dauern wird... Glaub nicht, dass du mich so einfach verlassen kannst, Geliebter... Oder du wirst blutige Tränen weinen.“ Waren seine niederträchtigen Worte, als er daraufhin ein vielsagendes Lächeln aufsetzte. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)