Der Ritter und die Prinzessin von Lupus-in-Fabula ================================================================================ Kapitel 1: Die Frage der Prinzessin ----------------------------------- Lissa seufzte tief. Wo war er nur? Sonst hatten ihr Bruder und sie keine ruhige Minute und nun war Frederick wie vom Erdboden verschwunden. Während die Prinzessin durch das Lager streifte, arbeitete der Gesuchte im Waffenzelt. Eine Armee verbrauchte einige Waffen. Frederick schauderte es beim Gedanken, wie sein Prinz mit einer gebrauchten Waffe in die Schlacht zog. Ruhig und konzentriert sortierte der Ritter die Schwerter. Nicht allein, dass Chrom die Schwerter und Lanzen im Kampf benutze, diese Waffen waren allgemein sehr schnell aufgebraucht. Ein Seufzer verliess den Mund des Mannes, da er an die kleinen Missgeschicke seines Herrn denken musste. Dabei gingen hin und wieder Waffen zu Bruch. Lissa knurrte mürrisch, während sie einen Stein wegkickte. Ricken blickte zu ihr, runzelte die Stirn und widmete sich weiter seiner Studien. „Oh nein, ich habe das falsche Buch mitgenommen“, murmelte der Junge. Erschrocken zuckte er zusammen, als Lissa regelrecht aufsprang und rief: „Das ist es!“ Irritiert blickte Ricken ihr nach. *** „Hm, das ist ja seltsam. Ich hätte schwören können, dass er hier irgendwo …“ Sie drehte sich um, suchte im Waffenzelt nach dem Ritter. „Ahaa! Da bist du ja, Frederick!“ Lissa blinzelte, legte den Kopf schief.„Oh, warum das grummelige Gesicht?“ Der Angesprochene legte einen Silberbogen zurück in die Holzkiste. Er hörte schon, dass seine Herrin ins Zelt trat. Auch ihre neugierige, und leicht spöttische, Frage konnte er nicht überhören. Lady Lissa trug ihr Herz auf der Zunge. „Ich fürchte, ich habe nur das eine Gesicht, meine Dame. Was kann ich für Euch tun?“ Die Gefragte antwortete nicht sofort. Sie schaute sich gespannt um. Hob einen Heilstab auf, betrachtete diesen lange. Geduldig wartete der Ritter. Sein Blick ruhte auf der Prinzessin. Ob sie an ihre Schwester, die Erhabene, dachte? „Was machst du denn da hinten?“ „Ich überprüfe den Inhalt unseres Rüstlagers auf unbrauchbare Ausrüstung“, antwortete der Mann und nahm ihr den Stab ab. Während er den Heilstab wieder an seinem Platz legte, schlich sich ein Lächeln auf das Gesicht von Lissa. Entschlossen blickte sie Frederick an, der sie freundlich musterte. „Uuuh! Ich helfe dir dabei!“, sprach das Mädchen begeistert und wollte sich in die Arbeit stürzen. Ein paar Waffen zu sortierten war sicherlich nicht schwer. Entweder war ihr Bruder oder der doofe Vaike Schuld an den kaputten Waffen. Und es war spannend. Die randvollen Kisten und Fässer mit den glänzenden Waffen. Für Lissa war alles neu. So viele verschiedene Arten! Sogar solche Waffen, die mit Magie versiegelt oder solche, die gegen Drachenwesen wirksam waren. Im Kampf oder beim Training konnte die Prinzessin die Waffen schon sehen, jedoch war es jetzt eine ganz andere Situation. Fröhlich nahm Lissa einen Silberbogen in die Hände, besah ihn genau. „Das kann ich nicht zulassen“, sprach Frederick und nahm ihr den aufgespannten Bogen achtsam aus ihren Händen. Auf den missmutigen Blick der Prinzessin antwortete der Mann:„Ihr könntet Euch aus Versehen verletzen.“ Er musste nicht in ihr Gesicht sehe, um zu erkennen, dass diese Antwort ihr nicht gefiel. Doch lieber würde er sich ihrem Zorn stellen, als das seine Herrin verletzt werden würde. Lissa, die sich murrend auf eine Kiste setzte, betrachtete den Ritter böse. Er nahm sie einfach nicht ernst! Der Ritter arbeitete ruhig weiter. Hin und wieder blickte er zu seiner Herrin, die ihm die Zunge herausstreckte oder den Kopf wegdrehte. Einige Minuten verstrichen, bis Lissa das Gespräch mit Frederick suchte. „Hältst du mich für eine Idiotin?!? Also wirklich, Frederick!“ Lächelnd drehte sich der Angesprochene um. Lissa schmollte immer noch, doch sie sah ihn an. Natürlich ehrte es ihn, dass seine Herrin ihm helfen wollte. „Ich halte Euch für die Prinzessin, für deren Schutz ich persönlich verantwortlich bin“, gab Frederick zur Antwort. Er kniete sich vor sich hin, nahm sanft ihre Hand in seine. Er spürte, dass die Prinzessin was beschäftigte. Genervt zog Lissa ihre Hand weg und sprach augenrollend:„Ja, ja … Laaaaaaaangweilig!“ Frederick, welcher immer noch vor ihr kniete, fragte fürsorglich: „Wolltet Ihr etwas Bestimmtes von mir?“ Lissa besorgte irgendwas. Ob was geschah? Hatte sie eine Frage? Oder … Fredericks Gedankenkarussell wurde von Lissas Gemurmel unterbrochen. Sie beugte sich zu ihm hinunter und sprach: „Oh, nein. Ich meine, ja, aber … Ich wollte dich um einen Gefallen bitten.“ Wie sollte sie ihre Bitte am besten vortragen? Wenn Frederick ihr nicht einmal erlaubte, Waffen zu sortieren? Oder einen harmlosen Spaziergang? Schnaubend dachte die Prinzessin an die Geschichte, als der Ritter darauf bestand ihre Freundin und sie in die Stadt zu begleiten. „Wie kann ich Euch dienlich sein?“ „Ich will, dass du mich trainierst. So wie die anderen! Ich bin es Leid, immer hinterherzuhinken! Ich will mich behaupten können!“ Entschlossen blickte das Mädchen den Ritter an. Dieser schwieg, musterte seine Herrin. Schon wollte Lissa Frederick vorsichtig anstupsen, da nickte der Mann. „Eine sehr gute Idee! Ich helfe Euch gerne bei Eurem Training.“ Weshalb nicht?, schoss es dem Ritter durch den Kopf. Zwar war seine Herrin eine Heilerin, jedoch schadete es nicht ihr beizubringen, sich zu verteidigen. Lissa jubelte. Sie tänzelte um Frederick herum, strahlte ihn an. „Aber ich muss Euch warnen. Ich bin ein strenger Lehrer. Wollt Ihr das wirklich?“, warf der Mann ein. Schon befürchtete der Ritter, das Lissa wieder anfing zu schmollen oder um Rücksicht bettelte. Kichernd nahm sie seine Hand, zog ihn zu sich hinunter. Überrascht liess er es über sich ergehen, dass die Prinzessin seine Haare streichelte. „Oh, auf jeden Fall!“, antwortete das Mädchen nach einigen Sekunden und lief fröhlich zum Ausgang des Zeltes. Endlich nahm er sie ernst. Behandelte sie nicht wie ein kleines Kind! „Wenn ich mir Mühe gebe, werde ich eine mächtige Kriegerin!“, sprach Lissa zu sich selbst und winkte Vaike zu, der versuchte Miriel zu beeindrucken. Was Frederick wohl mit ihr machte? Was für Waffen sie auszuprobieren durfte. Lissa stoppte, blickte zum Himmel. Würde Emm wütend auf sie sein, wenn sie eine Kriegsausbildung erhalten würde? Ricken, der immer noch am Üben war, bemerkte Lissa. „Hast du deine persönlichen Dinge erledigen können?“ „Ja, Frederick wird mich persönlich ausbilden!“ Verdutzt sah Ricken zu der Prinzessin. „Ich dachte, er möchte dies nicht tun. Weil du …“ „Ja, ja!“, unterbrach die Prinzessin ihn, „Aber endlich sieht er ein, dass ich auch kämpfen kann.“ *** Frederick nickte zufrieden. Die Waffen und das Material waren nicht nur kontrolliert, die Bestellung war auch schon aufgegeben. Das Abendessen wurde zubereitet, die Nachtwache war eingeteilt. Mit einem zufriedenen Lächeln lief der Ritter durch das Lager. Wie die Ausbildung für seine Herrin aussah, wusste er schon genau. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)