Unerwartet von KatieBell (Sequel zu "Friendship") ================================================================================ Kapitel 1: Only Chapter ----------------------- Kalt wehte der Wind um die Ländereien von Hogwarts. Der Sommer, sowie der Herbst war gegangen und der Winter hielt inne. Die grünen Blätter waren gänzlich verschwunden und die Bodendecke war weiß bedeckt von Schnee. Doch trotz der Kälte konnte sich ein gewisser weißblonder Junge nicht zurückhalten. Er schnappte sich seinen Nimbus 2001 und drehte ein paar Runden auf dem Quidditchfeld. Der Unterricht war schon lange vorbei und graue Wolken verdunkelten den Himmel bereits. Aber er scherte sich nicht darum. Er flog hoch hinaus, bis zur ersten verdickten Wolke und sauste gleich daraufhin wieder hinab. Der Wind peitschte hart an seinen Wangen und er hatte das Gefühl seine Ohren würden erfrieren und danach abfallen. Doch e tat ihm gut. So unheimlich gut, seinem heißen Gemüt widerstand zu leisen. Kurz vor dem Boden hielt er abrupt inne, so als wäre nichts gewesen. Doch ebenso schnaufte er frustriert aus. Nicht einmal das Fliegen konnte ihn von seinen jetzigen Gedanken abbringen. Seit dem sein 7. wiederholtes Jahr angefangen hatte, war nichts wie früher. Ja gut, er hatte so etwas schon in der Richtung erahnt. Aber das einfach alles anders wurde, hätte er nie gedacht. Er hatte sich nicht wirklich darauf gefreut Hogwarts wieder besuchen zu dürfen. Viel mehr musste er. Es war eine Auflage vom Zaubergamot, der ihn zwar damals soweit freisprach, aber eben mit minimalen Aufgaben. Zum Beispiel eben sein Schulabschluss auf der Schule absolvieren, auf der er so viel Unheil angerichtet hatte. Unvorstellbar dass die alte Schreckschraube von Schulleiterin McGonagall zugestimmt hatte dem ganzen eine Chance zu geben. Ihm wäre es lieber gewesen, sie hätte ein Hausverbot ihm gegenüber ausgesprochen. Das hätte er sogar verstanden und ohne Worte hingenommen. Doch sie wollte ihm sein Werdegang nicht verbauen. So ihre Worte im Gerichtssaal. Das war eine Sache. Okay. Er hatte sich damit arrangiert. Irgendwie zumindest. Doch das Jahr hat irgendwie komplett falsch angefangen. Nicht nur, dass Pansy Parkinson ebenso ihr Jahr wiederholte, nein sie wollte sogar Muggelkunde belegen! Gab's denn sowas? Welcher Hippogreif hatte sie bitteschön getreten diesen Kurs belegen zu wollen? Das war irgendwie der Stein, der alles ins Rollen brachte. Natürlich kam Pansy nicht mit dem Fach klar. Zu viele neue Eindrücke, er hatte es prophezeit, aber sie wollte ja nicht hören. Schlussendlich hatte sie sich Hilfe geholt, um ihm zu beweisen, dass ihr der Kurs wichtig war und um ihm eines reinzuwürgen, ganz klar. Und das war der Knackpunkt gewesen, in dem einfach alles in seinem bisherigen Leben über den Haufen geworfen hatte. Denn sie hatte tatsächlich Granger gefragt, ob sie ihr helfen könne. Zu dem Zeitpunkt hatte Draco ernsthaft an der Schwarzhaarigen gezweifelt. Er glaubte sogar, dass sie unter einem Imperiusfluch stand, oder einfach nur ihr Gedächtnis verloren hatte. Aber dem war nicht so. Gegen jede Vernunft hatten sich die beiden Schülerinnen sogar angefreundet. Freunde! So absurd im Zusammenhang mit Granger und Pansy. Es schien aber zu funktionieren. Selbst Blaise, der vor einigen Monaten zugab sich zu Pansy hingezogen zu fühlen, machte nur positive Erfahrungen mit dieser Freundschaft. Und seitdem der Schwarzhaarige mit seiner Ex-Freundin anbandelte, nannte man dieses Dreiergespann nun das neue gold-silber Trio. Absurd. Einfach nur absurd. Der Slytherin schüttelte seinen Kopf. Die Welt konnte nicht noch mehr aus den Fugen geraten. Das dachte er zumindest. Bis zu dem Tag, an dem Blaise ihn tatsächlich dazu überredet hatte mit ihnen mal etwas zu viert zu unternehmen. Er hatte sich zu Anfangs geweigert. Er wollte nichts mit Granger zu tun haben. Früher nicht und heute auch nicht. Ganz gewiss nicht! Aber sein langjähriger Freund ließ nicht locker und sie trafen sich einmal alle zusammen am Schwarzen See. Es war ein lauwarmer Spätsommer, als sie am See saßen und über belangloses Zeug sprachen. Er hielt sich gekonnt aus den Gesprächen heraus. Wollte das ganze einfach schnell hinter sich bringen und so tun, als würde ihn das alles nichts angehen. Doch irgendwann, als Pansy und Blaise für eine Weile verschwanden. Merlin weiß, wo sie sich herumgetrieben hatten, kam Granger zu ihm und streckte ihm ihre zierliche Hand entgegen. Minutenlang konnte er nichts sagen, nur auf ihre Hand sehen, bis sie ihr Gesicht in sein Blick wandern ließ. Sie faselte etwas von Waffenstillstand. Frieden. Neuanfang. Er wollte ihre Hand nicht annehmen. Ihr Angebot nicht erwidern, weil er das einfach nicht nötig hatte. Wenn Pansy und Blaise sich damit arrangiert hatten, dann war es deren Entscheidung. Aber das musste nicht unbedingt auch seine gewesen sein! Doch so stark sein Wille auch war, als er seinen Blick über ihren linken Arm gleiten ließ, fühlte er sich auf einmal so schuldig. So schuldig, dass er in Erwägung zog, wieder etwas gutmachen zu müssen. Keiner der drei Wörter aus ihrem Mund hätten ihn umstimmen können, aber ein einziges Wort, geschrieben auf ihrem Arm änderte von diesem Augenblick alles. Das Wort Schlammblut brannte sich in seine Seele ein. Er hatte diese Szene schon längst aus seinem Gehirn verbannt und dann kam es wie eine Feuersalve wieder über ihn herein. Die Schreie hatte er ausgeblendet und es abgetan, als wäre es nie passiert und mit einem Mal war alles wieder so präsent. Er nahm ihre Hand in die Seine. Vor seinem inneren Auge geschah all das wie in Zeitlupe. Als sie diese Gestik selbst registrierte, lächelte sie ihn leicht an und bedankte sich sogar bei ihm. Wofür auch immer. Im selben Moment kamen seine zwei Freunde wieder und er ließ ihre Hand so schnell wieder los, als hätte er sich verbrannt. Es war wie ein Meilenstein zwischen ihr und ihm. Und tatsächlich hatte er sich nach weiteren Monaten daran gewöhnt. Oftmals saß Granger bei ihnen am Slytherintisch, während sie Pansy verinnerlichen lassen wollte, wie wichtig Elektrizität für die Muggel waren. Oder wie weit die Technik schon fortgeschritten war. Er hatte in der Zeit immer noch nicht allzu viel mit ihr zu tun, aber man grüßte sich auf dem Gang, oder ging den selben Flur entlang, wenn man dasselbe Fach belegte. Es war angenehm. Unheimlich, aber angenehm. Ein Glück nur, dass Potter und Weasley nicht nach Hogwarts zurückkamen. Wahrscheinlich wäre ein Waffenstillstand dann nicht so gut angekommen, oder wohl eher in Mord und Totschlag geendet. Obwohl, wenn er genau darüber nachdachte, wäre es vielleicht gar nicht so schlecht gewesen. Dann hätte man diesen dämlichen Ausrutscher verhindern können. Dann wäre es nie soweit gekommen, dass er sich jetzt tatsächlich in den kalten Wind stellte und über Granger nachdachte. Dann wäre einfach alles wie immer und jeder würde seine Wege gehen. Basta. Aber so war es leider nicht. Und er selber, Draco Malfoy hatte einmal in seinem Leben einfach gehandelt, ohne vorher abzuwiegen ob es richtig war oder nicht. Er hat einfach instinktiv gehandelt. Mit fatalen Folgen. Immer und immer wieder ging er in Gedanken an den Tag zurück, an dem einfach alles in eine völlig falsche Richtung ging. Es war vor drei Tagen. Samstag. Es war Hogsmead Ausflug und Blaise hatte ihn regelrecht angebettelt mitzugehen. Er wolle nicht zusammen mit Pansy und Granger durch die Läden stapfen. Männliche Unterstützung hatte er es genannt. Draco hatte sich wie immer breitschlagen lassen. Sein Freund aus Kindheitstagen konnte da sehr überzeugend sein, wenn er es wollte. Also ging er mit. Die Mädchen gingen vor ihnen und schauten sich die verschiedenen Schaufenster an. Blaise hatte seine Arme ineinander verwinkelt, da es der erste Tag im Winter war, der erstaunlich kalt war. Seinen Wintermantel zog er enger um seinen athletischen Körper, während Draco einfach nur seine Hände in den Hosentaschen vergrub. Er empfand keine Kälte, zumindest war es für ihn noch nicht eisig kalt, so dass man wie Blaise übertreiben musste. Es dauerte ganze zwei Stunden, bevor sie endlich im Drei Besen ankamen und sie sich eine Sitzecke im hintersten Zimmerchen gönnten. Draco setzte sich ans Fenster, während Blaise neben ihm auf der Bank platz nahm. Granger wollte Pansy den Vortritt lassen, aber sie winkte ab und schob stattdessen die Gryffindor in die Ecke, Draco gegenüber. Die Schwarzhaarige fragte in die Runde was sie trinken wollten und sie entschieden sich alle erst einmal für Butterbier. Pansy lief also an die Theke zu Madame Rosmerta. Noch war die Hütte nicht allzu voll und die Ecke in der sie saßen, lag sowieso außerhalb des üblichen Gästeverkehrs. Kaum zu glauben, dass es bisher keine ungeschickten Schüler gab, die darauf hinwiesen was für ein seltsames Vierergespann sie doch waren. Oder sie hatten einfach zu viel Angst vor Draco, dass keiner sich traute etwas zu sagen. „Und Hermione, wie geht’s dir? Pansy hat etwas angedeutet, dass du gerade ein paar Probleme hast?“, fragte Blaise auf einmal und Draco horchte auf. Nicht dass es ihn interessierte, aber er saß hier und konnte schlecht verleugnen, dass er nichts gehört hatte. Außerdem so unangenehm diese ganze prekäre Situation auch war, es interessierte ihn nur ein klein wenig, was in Gryffindor Granger so vorging. Nicht dass er sich für sie interessierte. Merlin bewahre! Aber ehrlich gesagt, wusste er dennoch nicht allzu viel über sie. Nur eben das, was alle wussten. Dank der Hexenwoche wohlgemerkt, die Pansy ihm ständig vor die Augen hielt. „Gut, gut. Wieso sollte es mir anders ergehen?“, sagte sie und senkte jedoch zugleich ihren Blick. Diese direkte Frage schien sie aus dem Konzept zu bringen und macht sie leicht nervös. „Na ja... wegen Weasleybee, du weißt schon. Pansy erzählt mir schon etwas, wenn sie etwas bedrückt und sie hat in dir eine gute und vor allem ehrliche Freundin gefunden.“ Okay. Jetzt war er hellhörig geworden. Es war kein ungeschriebenes Blatt, dass die Hexenwoche nach dem Krieg fast jede Woche über das Traumpaar von Gryffindor berichtete. Aber auch ihre Trennung war lang und breit getreten worden. Er fand es ein wenig pietätlos. Manchmal zumindest. Sie hatte sicherlich viele Reporter am Bein hängen, als es rauskam. Und er beneidete sie kein bisschen darum. Er war froh, dass die Presse damals schnell von ihm abgelassen hatte, als der Prozess rum war und zu seinen Gunsten ausgefallen war. „Es ist... schwierig. Und nervend. Aber ich komm schon damit klar, irgendwann wird er aufhören damit. Das hoffe ich zumindest.“ Draco hielt sich die ganze Zeit über geschlossen. Wie sehe das aus, wenn er nachfragen würde, was sein bester Freund und Granger eigentlich meinten? Auch wenn es ihn nun doch interessierte. „Wo gehst du eigentlich hin in den Weihnachtsferien? Oder bleibst du hier?“, fragte Blaise weiter und Draco sah sich nach Pansy um. Wo blieb sie nur? „Wahrscheinlich bleibe ich hier. Ich möchte Harry und Ginny nicht auch noch die restliche Zeit wegnehmen und den Platz. Gerade jetzt wo sie schwanger ist.“ „Oh, ist sie deswegen nicht in Hogwarts?“ Granger nickte, „Ja, sie hat sich eine Auszeit genommen und sobald ihr Mutterschutz rum ist, will sie die Schule weitermachen.“ „Vernünftig. Find ich gut.“, sagte Blaise und sah sich nun ebenso nach seiner Freundin um, „Ich geh mal eben schauen ob Pans Hilfe braucht.“, grinste er und ließ die beiden auch sofort alleine. Unpassende Art von dem Schwarzhaarigen wie Draco fand. Es war kaum zu übersehen, dass die beiden etwas ausheckten. Aber er würde den Teufel tun und darauf anspringen. Seine Blicke wanderten zu Granger, die verträumt aus dem Fenster sah. Ihr Blick war trüb, fast traurig. Er fragte sich, ob es mit dem Wiesel zu tun hatte. Es war ein reiner Rosenkrieg in der Hexenwoche, aber keiner konnte genau sagen an was die Beziehung gescheitert war. Für ihn war es von Anfang an klar, dass die beiden nicht zusammenpassten. Vielleicht hatte er dem Wiesel auch einfach nicht eine glückliche Zukunft gegönnt. Um Granger ging es ihm gar nicht. Wirklich nicht. Selbst wenn sie nicht dieses Kriegsbeil begraben hätten. Sein Mund öffnete sich, doch er schloss ihn gleich wieder. Was wollte er ihr sagen? Wollte er überhaupt etwas sagen? Nein, eigentlich nicht. Jedenfalls nicht zu ihr. Im nächsten Moment stand er einfach auf und beachtete ihren Blick nicht, die sie ihm schenkte, als er nun ebenso den Tisch verließ. Er schritt auf die Theke zu, und schon bei der nächsten Ecke die er bestritt, sah er Blaise und Pansy an der Theke trinken und lachen. Vielleicht turtelten sie auch, aber das war ihm gerade sowas von egal. „Na ihr beiden. Habt ihr Spaß?“, fragte er gereizt und beide sahen aus, als hätte man sie bei irgendetwas dreckiges erwischt. Draco hingegen war sauer. Wütend auf seinen besten Freund, was er ihm auch gleich vor die Füße warf. „Wenn du mit deiner Freundin rummachen willst, dann macht das doch unter euch aus. Aber ladet nicht erst noch Granger ein und dann noch mich. Ein Blinder sieht was ihr vorhabt! Und ihr wollt Slytherins sein...“ „Draco. Wir haben gar nichts...“ „Lass es Blaise.“ - und dann brach es einfach aus ihm heraus, „Und du.“, er wandte sich an Pansy, „Sie ist also deine Freundin, ja? Wieso behandelst du sie dann, wie das dritte Rad am Wagen?“, fragte er gezielt an Pansy, die nun mitleidig nach unten schaute, „Nur weil du jetzt auf der siebten Wolke schwebst, solltest du diese Hinterhältigkeit ablegen.“ Im selben Moment rauschte Granger hinter ihm vorbei. Er merkte nur den schnellen Luftzug. Er sah nach links und erkannte nur noch ihre braunen Haare hinter der Tür der Drei Besen verschwinden. „Habt ihr toll gemacht. Wirklich. Bravo.“, sagte er zum Abschied und ging dann ebenso. Die Tür der Drei Besen knallte zu und er sah hoch zum Schloss. Er sah Granger in weiter Ferne darauf zu laufen. Der Slytherin schaute sich weiter um und entschied sich noch in den Ebertkopf zu gehen. Sich einen Feuerwhisky zu gönnen und dann ebenso wieder zurück zukehren. Er lief also los, Granger sah er eine ganze Weile in den Rücken. Bevor er in eine Gasse umbiegen wollte, sah er noch einmal zu der Gryffindor. Er wusste nicht was ihn geritten hatte, aber von einer Sekunde auf die andere, hatte er die Beine in die Hand genommen und lief ihr hinterher, um sie noch einholen zu können. Kurz bevor er sie erreichte, rief er ihr zu. Sie wandte sich nur kurz um und als sie ihn wohl entdeckte, ging sie schnurstracks weiter. „Granger. Warte.“, sagte er, holte sie tatsächlich ein und stellte sich vor sie. „Geh mir aus dem Weg, Malfoy.“, sagte sie gereizt und wollte an ihm vorbeilaufen. Er schnappte sich ihren Arm und drehte sie zu sich um. „Was?!“, peitschte sie heraus und zog auch schnell den Arm aus seinem Griff. „Dein Ausflug war wie meiner beschissen, Granger. Was hältst du davon noch ein bisschen im Ebertkopf abzuhängen?“ „Bitte was?“, fragte sie verwirrt nach. Er glaubte ja auch nicht, was er da sagte. Aber er wollte ungern alleine Trinken. Das war schon damals nicht gut für ihn gewesen. Und wenn Granger neben ihm saß, kam er vielleicht nicht ständig auf dumme Gedanken. „Das ist ein Scherz, richtig?“ „Komm schon, Granger. Du wolltest diesen Waffenstillstand! Was ist also dabei, wenn wir was trinken gehen?“ „Du... du hast da etwas falsch verstanden, Malfoy.“, versuchte sie zurück zu rudern, „Du bist nur der beste Freund von Blaise, der der Freund meiner Freundin ist. Ich wollte nur nicht, dass wir uns in der Gegenwart deiner Freunde ständig kabbeln. Das nennt man Anstand.“ „Dann hättest du das auch einfach am Schwarzen See sagen sollen, dafür brauchtest du mir nicht die Hand zu geben. Ich verstehe durchaus, wann ich wem aus dem Weg gehe.“ „Merlin Malfoy, was ist falsch mit dir? Mir ist die Unterhaltung zu blöd.“, sagte sie und hatte ihn schon wieder überholt, „Entschuldige, aber ich muss noch Hausaufgaben machen.“ „Zwei Drinks.“, rief er ihr nach, doch sie hielt nicht an, „Okay, einen. Nur auf einen Drink und ich lad' dich ein.“, er machte eine kurze Pause und legte sich die richtigen Worte im Kopf zusammen, „Was ist, wenn ich diesen Waffenstillstand auch möchte?“ Granger blieb abrupt stehen und drehte sich erneut langsam um. „Das glaube ich kaum, Malfoy. Deine Abneigung mir gegenüber ist immer noch da.“, sagte sie und sie ging zügig und sicher auf ihn zurück, „Wenn du das genauso wollen würdest, hättest du zum Beispiel im Drei Besen etwas gesagt-“ „Jeder Blinde hätte gesehen, dass du nicht darüber reden wolltest. Ich bin vielleicht alles, aber nicht taktlos.“ „Lass mich doch einfach ausreden! Verdammt!“, fuhr sie ihn an und blieb genau vor ihm stehen, „Du hättest etwas sagen können, bevor du aufgestanden wärst! Du behandelst mich dennoch nach wie vor wie Luft, als würde ich nicht existieren!“ „Jetzt übertreibst du aber. Wir gehen zusammen in den nächsten Kurs, wir grüßen uns, du sitzt ja sogar in Arthimantik neben mir!“ „Aber da ist keine Kommunikation, Malfoy. Nichts. Und ich bin gerade jetzt nicht in Stimmung, das irgendwie zu ändern. Ich wurde gerade von deinen beiden Freunden einfach hängen gelassen. Obwohl ich genau das Gegenteil gebraucht hätte.“, sie machte ein Pause und zog ihre Jacke näher zu sich, „Ich freue mich für sie, wirklich. Es ist nicht so, dass ich es Pansy nicht gönnen würde. Aber ich kann diese Beziehungskisten nicht um mich haben. Jetzt jedenfalls nicht und deine... deine kalte Schulter macht mich ebenso wahnsinnig. Ja, ich wollte einen Neuanfang. Aber du machst ja nichts und ich kann dich nicht einschätzen. Ich... ich hab genug zu tun mit meinen eigenen Problemen, da kann ich nicht auch noch... noch... Ach scheiße. Egal. Ich geh jetzt.“, sagte sie aufgebracht. Offenbar hatte sie den Faden gegen Schluss verloren. Und auch hatte sie mehr preisgegeben, als sie wollte, dachte Draco. Jetzt interessierte es ihn, was für Probleme sie hatte. Er konnte nicht sagen wieso. Aber sie schien mehr verloren sein, als er. Obwohl er nicht glaubte, dass sie so viel schlimmer waren als seine. „Granger.“, sagte er und lief ihr hinterher, „Dann lass uns noch einmal einen Neustart machen. Jetzt. Okay? Wir gehen in den Ebertkopf, trinken etwas und reden.“ Wieder blieb sie stehen. „Du gibst nie auf, oder?“ „Richtig. Ich bin ein Malfoy, schon vergessen?“, grinste er und sah, wie sie tatsächlich darüber nachdachte. „Wie könnte ich das vergessen.“, murmelte sie, doch er hatte sie gut genug verstanden, „Okay. Aber nicht lange. Ein Drink. Nicht mehr und nicht weniger.“ Es war eine beschlossene Sache gewesen. Sie hatten sich also wieder den Weg zurück gebahnt nach Hogsmead. Sie gingen langsam nebeneinander her. Keiner sagte etwas mehr, bis sie den Ebertkopf betraten. Es war sehr leer hier, aber das war kein Wunder. Die wenigsten Schüler verirrten sich hier her. Draco ging voraus und suchte einen Tisch in einer Ecke heraus. Er war sogar so Gentlemanlike, dass er ihr einen Stuhl zurück rückte, doch es war immer noch Granger, die ihn da begleitete. Sie ging an dem Stuhl vorbei, zog ihre Jacke aus, die sie über den gegenüberstehenden Stuhl hängen ließ und setzte sich provokativ auf diesen. Er ließ es unkommentiert und setzte sich ihr gegenüber, ließ aber sein Jackett an. Kaum als sie saßen, kam eine Bedienung und fragte, was sie trinken wollten. Sie bestellte sich einen Met und er tat es ihr gleich. Als sie wieder alleine waren sah er, wie Granger ihre Finger ineinander verknotete. „Also...“, begann der weißblonde Junge, wusste aber nicht wie er ein Gespräch anfangen sollte. Anschreien und Streiten war mit Granger einfach. Aber eine normale Unterhaltung war eine ganz andere Sache. Er fragte sich, ob er einfach fragen sollte, was Blaise vorhin in den Drei Besen angesprochen hatte. Aber er erinnerte sich, dass er nicht taktlos erscheinen wollte. Er hoffte nur, dass ihre Getränke bald kommen würde. Der Alkohol würde beider Zungen etwas lockern. „Wie läuft es im Quidditch?“, fragte sie dann plötzlich und er schaute etwas erstaunt. „Du interessierst dich für Quidditch?“, stellte er die Gegenfrage. „Nein. Gar nicht. Aber du wolltest reden und jetzt kriegst du kein Laut raus. Also dachte ich... ich dachte etwas Belangloses sei eine gute Idee.“ Er atmete tief ein bevor er ihre Frage beantwortete. „Gut. Na ja, es könnte besser sein. Wir haben viele Pappnasen dieses Jahr im Team. Und...“, er brach ab. Irgendwie gefiel ihm das Thema nicht. Nicht dass es zu belanglos war, aber Quidditch war eine Sache, die ihm früher viel Spaß gemacht hatte, aber heute sehr schwierig war. Viele in seinem Team wussten, was er getan hatte. Seine Vergangenheit lief ihm immer hinterher. „Laut Madame Hooch habt ihr gute Chancen auf den Pokal.“ „Hat sie das gesagt?“ Sie nickte. Ich hab sie mit Professor Sprout reden hören.“ „Du hast sie belauscht, meinst du.“ „Nein!“, sagte sie und sah ihn, das erste Mal seit sie hier waren, direkt in die Augen, „Ich bin zufällig an ihnen vorbeigekommen deletzt.“, sagte sie verteidigend und sah wieder von ihm ab, „Ich wollte Professor Sprout nur nach den Pflanzen fragen für die Dekoration zur Weihnachtsfeier.“ Erst jetzt fiel ihm ein, dass sie ja Schulsprecherin war. Zurecht wie er fand. „Wie schaffst du das alles? Die vielen Kurse, dann noch Schulsprecherin und nicht zu vergessen Pansy Nachhilfe zu geben?“, fragte er wirklich interessiert und allmählich war es gar nicht mehr so schwer sich mit ihr zu unterhalten. „Ich war schon immer ein Workaholic.“, sagte sie und lächelte leicht, „Früher konnte ich das nur nicht ausleben, schätze ich. Und jetzt seit Harry und... Ron nicht da sind, habe ich eben mehr Freiheiten.“, sagte sie und er merkte sofort wieder ihre Unsicherheit, „Ich meine... ich muss nicht mehr irgendwelche Hausaufgaben kontrollieren und vor allem musste ich die beiden nicht wieder aus pikante Situation hinaus manövrieren. Auf Dauer ging das echt auf die Substanz.“ Eine Stille überkam beide. Doch gerade, als es zu seltsam werden würde kamen ihre Getränke. Granger nahm sich einen kleinen Schluck, während sein Glas immer noch unangetastet vor ihm stand. Sein Kopf rauchte. Er sah sie an und überlegte, wie er nicht zu impulsiv nachfragen sollte. Aber anscheinend war das alles nicht von Nöten. Sie schaute zu ihm auf und wie durch Telepathie wusste sie, was in ihm vorging. „Frag endlich.“ „Was?“ „Ich bin nicht blöd, Malfoy. Der einzige Grund, warum du mich hier hin eingeladen hast, ist nicht der, dass du mich besser kennenlernen willst. Ich sehe dir deine Frage schon seit den Drei Besen an.“ „Vielleicht liegst du falsch. Schon einmal daran gedacht?“, sagte er und er sah wie sie eine ihrer Augenbrauen hochzog, „Okay, vielleicht ist da eine Frage, aber vielleicht will ich dich ja auch besser kennenlernen.“ „Und du meinst, das wäre ein guter Einstieg?“ „Ja. Durchaus. Und immerhin kann ich dich dann besser verstehen. Also... was ist mit dem Weasleybee?“, haute er dann einfach raus und wartete auf eine Antwort ihrerseits. Jetzt wo es raus war, konnte er ihre Antwort kaum abwarten. Doch auch wenn sie offenbar schon vorher wusste, für was er sich interessierte, war sie nun doch etwas vorsichtig. „Es ist kompliziert.“, begann sie, „Eigentlich will ich darüber nicht reden. Schlimm genug, dass es Blaise weiß.“ „Aber du hast es ihm erzählt?!“ „Nein.“, sagte sie nun deutlich und sah ihn an, „Ich habe es Pansy erzählt. Im Vertrauen. Hätte ich geahnt, dass sie es rum erzählt, hätte ich kein Wort darüber verloren.“ „Sie sorgt sich um dich,... schätze ich. Und wenn du es ihr im Vertrauen erzählt hat, dann hat sie es höchstwahrscheinlich auch nur Blaise erzählt. Sie wollte wahrscheinlich einfach nur mit jemanden darüber reden.“ „Du verteidigst sie?“ „Nein. Ich sage dir nur die Fakten auf. Pansy würde den Teufel tun und eure Freundschaft wegen so etwas banalen aufs Spiel setzen. Sie hat nicht viele Freundinnen. Eigentlich gar keine. Die meisten sind nur Bekanntschaften, weil sich ihre Eltern kennen.“, sagte er ehrlich und legte seinen linken Ellenbogen auf den Tisch ab. Seine Hand lehnte dabei an seine linke Wange und er sah sie weiterhin an, „Vielleicht tut es dir also gut auch mal mit jemanden zu reden.“ „Ich glaube nicht, dass du dafür der richtige Gesprächspartner wärst, Malfoy. Es geht um Ron, und jeder weiß wie sehr die Malfoys die Weasleys verabscheuen.“ „Und?“ „Und? Du könntest nicht neutral dem gegenüberstehen.“ „Aber Pansy kann es?“ „Ich hab sie dieses Jahr anders kennengelernt. Merlin, das ist schwachsinnig dieses Gespräch.“, sagte sie und nahm einen größeren Schluck aus ihrem Glas. Er wollte gerade wieder etwas sagen, doch sie kam ihm zuvor. „Okay. Du willst wissen, was für Probleme ich mit Ron habe? Schön. Er belagert mich seit der Trennung. Er hat schon in der Beziehung mir die Luft zum Atmen genommen und das wir getrennte Wege nun gehen, hat es nur noch verschlimmert.“ „Er belagert dich? Inwiefern kann man sich das vorstellen?“, fragte er und trank nun auch das erste Mal von seinem Met. „Er schreibt Briefe. Unendlich viele. Zehn Stück am Tag. Es ist... es nervt einfach nur noch. Ich lese sie schon gar nicht mehr, weil jedes Mal der selbe Mist drin steht.“ „Ich frag nicht nach, was drin steht, das interessiert mich wirklich nicht. Aber,... wegen was hast du dich getrennt? Die Hexenwoche-“ „Schreibt ebenso den größten Dreck.“, schnaufte sie und trank wieder an ihrem Glas, welches schon halbleer war, „Wie gesagt, er hat mich einfach erdrückt. Als ich den Brief von Hogwarts bekommen habe, dass ich das 7. Schuljahr wiederholen könnte, war ich glücklich darüber. Ich hatte nicht daran gedacht, dass es möglich wäre. Ron und Harry haben auch einen bekommen, aber sie hatten beide abgelehnt. Es war auch okay. Ich bin nicht dazu befugt ihnen etwas vorzuschreiben. Aber Ron wollte das von mir.“, sagte sie ruhig und starrte in ihr Glas, „Ich hatte einige gute Angebote für eine Stelle im Ministerium. Aber ich wollte einen Abschluss, wer weiß denn was in zehn Jahren ist, wenn ich keinen Schulabschluss habe und das mit dem Job nicht so hinhaute wie ich mir das vorgestellt hätte.“ Draco folgte ihren Worten, sagte aber nichts dazwischen, da er ihr ansehen konnte, dass da viel mehr dahinter steckte. „Er wollte es mir verbieten. Er meinte, ich bräuchte mir das nicht antun. Er würde schon für mich sorgen, wenn irgendetwas schief läuft.“, lachte sie nun auf, „Unfassbar oder? Ich weiß, dass er von Schule nichts hält. Aber dass er mir sein Willen aufdrücken wollte, ging einfach zu weit. Er hat mich behandelt wie ein rohes Ei, wie ein Baby, dass nicht alleine laufen kann. Am Anfang hatte ich gedacht, dass es wegen dem Verlust von Fred wäre, dass er so ist. Aber es hat einfach nicht aufgehört. Und mit ihm Reden konnte man auch nicht. Es endete immer im großen Streit.“ „Wie ist es ausgegangen?“, fragte er dann doch. Granger seufzte und schob ihr Glas von der einen Hand in die andere. „Der letzte Streit war der Schlimmste. Es war ein Tag vor Schulbeginn. Ich hatte ihm gesagt, dass es mir egal ist, wie er sich sein Leben vorstellt, aber mein Leben mir nicht egal war. Er hat... er ist ausfallend geworden.“, sagte sie immer leiser werdend, „Er hat mich beleidigt, ich hab ihm eine gescheuert, habe mir die wichtigsten Sachen geschnappt und bin aus unserer gemeinsamen Wohnung raus. Das ist das Ende vom Lied.“ „Ihr habt schon zusammen gewohnt?“, fragte er erstaunt. „Ja.“, sagte sie zerknirscht, „Es war eine Schnapsidee von ihm. Und ich war blöd genug darauf einzugehen. Schon da hätte mir auffallen müssen, das er nur eine Chance sucht, mich zu kontrollieren.“ „Und er stalkt dich seitdem?“ „Er belästigt mich. Stalken wäre, wenn er hier tagtäglich auftauchen würde. Merlin sei Dank ist das nicht der Fall. Aber wenn das auch noch kommt, dann wüsste ich nicht was ich machen würde.“ „Das ist... wahrlich kompliziert.“ „Du wolltest es wissen.“, sagte sie nüchtern und trank ihren letzten Schluck, während sein Glas noch so gut wie voll war. Es war einfach zu interessant ihr zu zuhören. „Gut. Mein Glas ist leer, ich gehe jetzt.“, sagte sie und war schon dabei aufzustehen, doch er hielt sie zurück. „Du solltest noch etwas trinken.“, sagte er und holte die Bedienung noch einmal zu sich. „Das war nicht abgemacht, Malfoy!“, kam es prompt zurück von ihr. Doch er hörte nicht auf sie und bestellte noch etwas für sie beide. „Malfoy!“, sagte sie gepresst und wollte der Bedienung noch schnell hinterher rufen, dass sie nichts mehr wollte, aber da war der junge Mann schon wieder weg, „Das ist unfair!“ „Du solltest echt mehr trinken, Granger. Einfach mal zum Abschalten. So ein Theater kann man doch wohl nicht nüchtern ertragen.“ „Nüchtern zu sein, behält mir mein Verstand bei. Was ausgesprochen gut ist in dieser Situation.“ „Komm runter.“, sagte er nur, da ihre beide Getränke schon auf den Tisch abgestellt wurden. „Was ist das?“, fragte sie und nahm das kleine Glas zwischen ihre Hände. „Feuerwhisky. Es brennt im Hals, aber es geht schnell ins Blut und du wirst dich danach besser fühlen, glaub mir.“ „So etwas trinke ich nicht.“, sagte sie, nachdem sie kurz daran gerochen hatte und stellte das Glas wieder auf den Tisch. „Wo ist dein Gryffindormut geblieben?“ Er wusste dass dieser Schlag unfair war. Aber anders konnte er sie nicht an ihrem Stolz packen. Und er wollte ungern diese Unterhaltung beenden. Es fing gerade an Spaß zu machen. Sie schnaufte und erhob das Glas wieder. Er tat es ihr gleich und beide kippten sich den Inhalt hinunter. Wie gesagt, brannte es im Rachen, aber ihm machte das schon lange nichts mehr aus. Im Gegenzug zu ihr anscheinend. Sie keuchte und presste ihre Lider aufeinander. „Das... ist widerlich.“ „Noch einen?“ Sie sah ihn argwöhnisch an. „Du willst mich aber nicht abfüllen?“ „Ich bin nicht lebensmüde, Granger.“ Da sie weder etwas sagte, noch im Begriff war aufzustehen, bestellte er weitere vier Gläser. Nein er wollte sie wirklich nicht abfüllen. Was sollte das bringen? Er wollte nur mal, dass sie alles um sich herum vergaß. Sie würde morgen vielleicht einen Kater haben, aber es wäre Sonntag und zum Unterricht am Montag wäre sie schon wieder fit genug. Es vergingen drei Stunden, in denen sie einen Feuerwhisky nach dem anderen tranken. Sie sind derweil wieder zu normalen Gesprächen übergegangen und ein lachen ihrerseits war berauschend. Er war nicht betrunken, sie jedoch eindeutig. Aber er fand es angenehm hier mit ihr zu sitzen und über belanglose Themen zu reden. Sie sprachen über den Unterricht, über andere Schüler, über ihrer beider Zukunft, auch wenn seine nicht so rosig werden würde. Sie hatte ihm gut zureden wollen. Und es gefiel ihm, wie sie immer nur das Gute sah. Er beobachtete oft ihr Gesicht. Und trotz dessen, dass er noch gut seinen Verstand beibehalten konnte, kam er nicht drum herum sie als hübsch zu bezeichnen. Doch kaum als dieser Gedanken gekommen war, schüttelte innerlich den Kopf und stand dann langsam auf. „Wir sollten gehen. Jetzt hast du genug getrunken, Granger.“ „Was?“, nuschelte sie ein wenig, „Normal... normal sollte ich dieses Gespräch beenden, Malfoy! Wieso kommst du mir immer zuvor?“, fragte sie mehr zu sich und versuchte ebenso aufzustehen. Doch sie schwankte auf einmal und kurz bevor ihre Beine einknickten, stand er an ihrer Seite und umfasste ihre Hüfte. „Du kannst kaum noch gerade stehen, geschweige denn Laufen. Komm, ich bring dich hoch.“ „Zum Gryffindorturm?“, hauchte sie leise gegen seinen Hals, was ihm eine Gänsehaut einbrachte. „Von mir aus auch dahin.“, sagte er, „Dich kann man ja nicht mehr alleine lassen.“ „Das... ist deine schuld, Malfoy. Du hast mich doch abgefüllt.“ „Das war nicht beabsichtigt. Wie hätte ich ahnen können, das du so wenig verträgst?“ „Als ich sagte... das ich dieses Gesöff nicht trinke.“ „Muss ich überhört haben.“, sagte er leicht grinsend, nahm ihre Jacke vom Stuhl und versuchte sie darin einzupacken. Sie ließ es geschehen und er umfasste ihre Schultern, um sie voran zu schieben. Kurz vor der Theke lehnte er sie an einen Balken und sagte ihr, sie solle ja da stehen bleiben und sich nicht bewegen. Er würde nur schnell die Getränke bezahlen. Als er wiederkam stand sie immer noch am selben Fleck und schien verträumt durch die Gegend zu schauen. „Komm.“, flüsterte er ihr zu und schob sie wieder nach vorne. Als sie die Eingangstür passierten, empfing sie beide der kalte Wind. Es war augenscheinlich kälter geworden, da schon leicht der Frost auf dem Boden erkennbar gewesen war. Er merkte, wie sie fröstelte, selbst mit der dicken Jacke. Sie gingen langsam dem Berg hinauf, auf dem Hogwarts schon zu sehen war. Lichter von drinnen drangen nach draußen und die Stille um sie beide herum war diesmal sehr angenehm. „Ich trink nie wieder irgendetwas.“, murmelte sie und er lachte. „Wenn du öfters mal was trinken würdest, wärst du nicht so schnell voll.“ „Ich bin nicht voll, mir ist... schlecht.“ „Das ist, weil du voll bist.“ „Wie auch immer.“, sagte sie nuschelnd und er spürte plötzlich ihre Hand an seinem Arm. Sie hielt sich an ihm fest und er ließ es ebenso geschehen. Es war... komisch und unheimlich, wie sehr sie aneinanderhingen. Aber es war auf keinen Fall unangenehm. Gerade hatten sie das Tor von Hogwarts beschritten, als Granger wieder ein Wort ergriff. „Du sagst es keinem, oder?“ „Was?“ „Was ich dir erzählt habe. Ich meine... das bleibt unter uns, oder?“, fragte sie schüchtern. „Ich verspreche, es bleibt unser Geheimnis. Wem sollte ich es auch erzählen? Es gibt kaum noch jemand, der mich in Gesprächen miteinbezieht.“ „Du tust mir leid. Wirklich.“, sagte sie und sah zu ihm hoch. Er blieb stehen, ebenso wie sie. Kurz war ihm danach, ihr zu sagen, dass er ihr Mitleid nicht brauchte. Aber er enthielt sich. Es würde die Stimmung kaputt machen, die sie zuvor aufgebaut hatten. Er ging weiter ohne etwas dazu zu sagen, und um seine bösen Wörter herunter zu schlucken. Das wäre jetzt nicht angebracht gewesen. Granger konnte mittlerweile wieder halbwegs ohne Hilfe laufen, was sicherlich auch an der frischen Luft lag. Sie hatte sich aus ihm heraus gehakt und lief nun so neben ihm her. „Malfoy?“, fragte sie leise. „Nicht jetzt, Granger. Lass uns einfach still hoch laufen.“ Er sah in seinem Augenwinkel, wie sie bedrückt auf den Boden starrte. Er wusste nicht, was ihn auf einmal geritten hatte, sie so abzuweisen. Aber es war wohl möglich besser so. Es war zu vertraut und das sollte nicht zwischen ihnen sein. Wenn er immer noch behauptete, er wäre vorhin nicht betrunken gewesen, dann hatte er gelogen. Jetzt waren seine Gedanken jedenfalls wieder klar. „Du musst mich nicht hochbringen. Ich schaff das schon alleine.“, sagte Granger erneut und ging ein paar Schritte vor ihm her. Er wollte etwas erwidern, doch ließ es bleiben. Vielleicht war es gut so, wenn sie sich wieder voneinander distanzierten. Das heute Abend war etwas Einmaliges. Nichts, was er wiederholen würde. Und er glaubte auch nicht, dass es Granger wollte. Aber dennoch tat es weh, wenn er daran dachte, dass sie es auch nicht wieder machen würde. Gerade als er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, stolperte die Gryffindor und fiel nach vorne. Draco reagierte schnell, wie ein Sucher eben und versuchte sie abzufangen. Doch leider hatte er die Schwerkraft völlig unterschätzt und so fielen sie beide auf den Boden. Er direkt auf sie. „Ich... bin gestolpert. Tut mir leid.“, sagte sie leise, rührte sich aber nicht weiter. „Ja, das hab ich gemerkt.“, sagte er ernüchternd und wollte eigentlich sofort wieder aufstehen, doch plötzlich veränderte sich ihr Blick und er konnte nicht anders, als in ihre funkelten braunen Augen zu sehen. „Es schneit.“, sagte sie lächelnd, doch Draco achtete nicht darauf was sie sagte, „Es schneit endlich.“, sie verlor ihr Lächeln nicht. Sie lächelte wie damals, als er ihre Hand angenommen hatte am Schwarzen See. Doch diesmal war es wärmer. Herzergreifend und brachte ihn nun völlig aus dem Konzept. Sein Herz raste, das erste Mal wohlgemerkt in der Nähe einer Frau. Und vor allem das erste Mal bei jemanden wie ihr. Wie sie in den Himmel schaute, um den einzelnen Schneeflocken, die sich ihren Weg gen Erde bahnten, zu zuschauen war wie ein Stein, der von ihm fiel. Der etwas ins Rollen brachte, ihn vielleicht umdenken ließ. „Du bist jetzt schon völlig eingeschneit, Malfoy.“, lachte sie und begann schon von seinen Schultern den Schnee abzuwischen. Noch im selben Moment fasste er ihre Hand mit der seinen und drückte diese auf den Boden. Sie erschrak ein klein wenig, doch hatte keine Zeit für eine vorwurfsvolle Aussage. Denn im selben Moment hatte er sich zu ihr hinunter gebeugt und seine Lippen auf ihre gedrückt. Er spürte ihren durchbohrten Blick auf sich, doch er ließ seine Augen geschlossen, während er sie küsste. Wahrscheinlich war er doch total betrunken, wie sonst könnte er das jetzt mit ihr tun? Er kam keinen Gedanken weiter, als er merkte, wie sie den Kuss dann doch erwiderte. Er lockerte den Griff um ihre Hand, während sie ihre in die seine fließen ließ. Eine innere Hitze breitete sich in ihm aus und er konnte ein leises hingebungsvolles Stöhnen nicht unterdrücken, als sie ihre Lippen teilte und sich ihre Zungen berührten... Sein Herz raste wieder bei dem Gedanken, wie sie sich beide geküsst hatten. Es war nicht geplant. Es war einfach so passiert. Dieses kindliche an ihr hatte ihn schwach gemacht. Und jetzt? Jetzt war er auf dem Quidditchfeld und dachte darüber nach, wie er da wieder herauskam. Er dachte daran, wie sie den Kuss abrupt beendete und sich unter ihm herausschob. Sie sah ihn geschockt an, oder vielleicht war sie auch über sich selbst erschrocken. Sie sagte nichts, als sie aufstand und davon lief. Seit dem hatte er sie nicht wieder gesehen. Er glaubte sogar, dass sie ihm absichtlich aus dem Weg ginge. Es war zum Verrückt werden. Draco fuhr durch seine Haare, um eventuell seine Gedanken ordnen zu können, doch es half natürlich nicht. Er musste sich nichts vormachen. Er... er fühlte sich zu ihr hingezogen. In diesen paar Stunden hatte er etwas empfunden. So unwirklich das auch war, aber es war echt. Doch er hatte keine Ahnung, ob es ihr ebenso erging. Sie hatte den Kuss erwidert, ja. Aber wer sagte ihm, dass es nicht einfach wegen dem Alkoholkonsum passiert war? Er wusste, er musste mit ihr reden. Aber andererseits wollte er sie nicht bedrängen. Nicht so wie es das Wiesel tat zumindest. Oder er stand einfach darüber und ging zum Alltag hinüber. Er könnte es vergessen und einfach wieder so tun, als ob er sich nicht für sie interessierte. Es als Ausrutscher abhaken und einfach weitergehen. Er stöhnte frustriert auf, nahm seinen Besen und machte sich auf zur Umkleidekabine. Er sollte zurück in den Gemeinschaftsraum gehen. Morgen stünden einige Tests an, bevor es in die Weihnachtsferien gehen würde. Unter anderem auch Arthimantik, in der Granger sich mittlerweile weggesetzt hatte... Als er im Slytheringemeinschaftsraum ankam, sah er Blaise auf der schwarzen Ledercouch sitzen, während Pansy aufgeschreckt wie ein wildes Huhn immer vor ihm hin und her lief. Er wusste direkt, dass da etwas passiert war, was sie tierisch aufregte. Mit zügigen Schritten ging er auf die beiden zu, stellte seinen Besen neben die Couch ab und sah in die Runde. „Alles okay bei euch?“ Blaise wollte gerade den Mund aufmachen, als Pansy ihm dazwischen fuhr. „Nichts ist okay! Okay?! Ich könnte... platzen vor Wut! Was erlaubt er sich überhaupt??“, schrie sie empört auf und Draco sah verwirrt zu seinem Freund. „Was hast du angestellt?“ „Ich? Ich hab nichts gemacht, Draco. Pansy kam gerade von der Nachhilfe mit Granger! Ich schwöre ich hab nichts gemacht!“ „Du bist ein Troll, Blaise Zabini! Es geht nicht immer nur um dich!“, fuhr sie ihn scharf an, wobei er zusammenzuckte. - Wenn Pansy sauer war, dann war mit ihr ganz und gar nicht zu spaßen. „Dann erzähl endlich was los ist, Pans. So aufgebracht hab ich dich schon lange nicht erlebt.“ „Es ist... dieses Wiesel!“ Draco horchte auf, auch wenn er sich noch auf dem Weg in die Kerker geschworen hatte, nicht mehr über sie nachzudenken. „Was hat er denn jetzt schon wieder angestellt?“, fragte Blaise das, was sich der Blonde auch schon fragte. „Was stimmt bei dem nicht, ganz ehrlich? Erst bettelt er monatelange ihr hinterher, dass sie zurückkommen soll und entschuldigt sich bei ihr, weil er sie als Schlammblut bezeichnet hatte und-“ In ihm setzte etwas aus, als er Pansys Worten lauschte. Er hatte ihr dieses Wort entgegengebracht? Granger hatte am Samstag nichts davon erzählt. Zumindest konnte er sich an nichts dergleichen erinnern. Er hatte sie beleidigt, hatte sie gemeint. Aber er dachte da eher an harmlose Beschimpfungen und nicht an dieses Wort. „... und eben kam ein weiterer Brief von ihm. Nein, entschuldigt, es war kein normaler Brief, einen Heuler! Er hat ihr tatsächlich einen Heuler geschrieben! Weißt du wie feige das ist? Oder was wäre, wenn der beim Abendessen angekommen wäre? Warum musste er sie so demütigen?“ „Und... was hat... der Heuler so gesagt?“, fragte Blaise vorsichtig weiter. Pansy seufzte und ließ sich neben Blaise auf die Couch nieder. „Du weißt doch... dass sie mit ihm zusammengewohnt hat. Na ja. Er hat ihr heute Abend ihre restlichen Sachen vor die Tür gestellt. Ohne Vorwarnung. Ich meine... sie ist Mittellos, Blaise! Ihr Elternhaus ist verkauft, zu den Potters kann sie auch nicht, zumindest würde sie das nie in Erwägung ziehen und... die Wohnung in London war der einzige Ort an dem sie hin konnte. Aber seit der Trennung ist das natürlich nicht mehr möglich, weil sich das Wiesel weigert ihr die Wohnung zu überlassen. Aber ihr gehört die Wohnung noch zur Hälfte. Sie zahlt ja sogar noch ihren Teil der Miete, obwohl sie nicht mehr da wohnt. Dieses miese Schwein.“ „Wo... ist sie jetzt?“, fragte Draco nun und Pansy sah ihn verwundert an, offenbar hatte sie vergessen, dass er immer noch da stand. „Sie wollte zu McGonagall um sie zu fragen, ob sie sich morgen freinehmen könnte und um heute Abend noch das Schloss verlassen zu dürfen. Ich schätze mal, dass sie ihr das erzählt, was ihr ehemaliger Dumpfbrot von Schüler sich geleistet hat.“, schnaufte sie und verschränkte die Arme ineinander, „Sie tut mir einfach unheimlich leid.“ „Aber woher kommt auf einmal dieser Sinneswandel von Weasley? Noch vor ein paar Tagen wollte er sie wohl doch noch zurück.“, sagte nun Blaise nachdenklich. „Tja... er hat wohl 'ne neue Schlampe, für die er jetzt den Platz braucht!“ „Das ist ein Scherz, oder? Das ist doch sowas von... Abgerechnet. So hätte ich ihn echt nicht eingeschätzt.“ „Ich auch nicht. Egal wie ich ihn verachte, aber das ist einfach unterste Schublade. Vielleicht hat er auch darauf abgezielt, dass er sie damit verletzt. Ich meine... ihr ist es egal, was er macht. Aber das er sie einfach vor verschlossenen Türen setzt ist abartig. Es ist alles andere als Gryffindorlike.“ „Was macht sie jetzt? Sie bekommt wohl nicht von einem Tag auf den nächsten eine neue Bleibe. Geschweige denn, dass sie die bezahlen kann.“ „Das habe ich sie auch gefragt, wenn meine Eltern nicht so verklemmt wären, hätte ich ihr angeboten bei mir zu bleiben. Aber ich glaube nicht, dass sie das Angebot angenommen hätte.“, sagte sie nun etwas mit gedämpfter Stimme, „Hermione meinte, sie nimmt sich ein Zimmer über den Drei Besen, bis sie etwas anderes gefunden hat.“ Kurz war es still um die drei herum, bis Pansy etwas sagte, was auch Draco durch den Kopf ging. „Sie hat so viel durchgemacht und Weasley weiß das besser als jeder andere. Und trotzdem zieht er so etwas ab. Ich hoffe nur, dass es ihr gut geht soweit. Sie hat... ich hab sie das erste mal richtig weinen gesehen. Sie ist am Ende. Ich hoffe, dass sie keine Dummheiten macht.“ „Dummheiten?“, kam es schnell aus dem Mund von Draco. „Sie hat Alpträume. Immer noch... wegen Bellatrix Folterung. Sie hat sich deshalb auch im St. Mungos behandeln lassen, aber es wurde wohl nicht besser. Durch Weasleys Aktionen konnte sie das wenigstens noch ein bisschen kompensieren, aber wenn das jetzt auch endgültig wegfällt,... Hermione erzählte mir, dass sie schon einmal fast in eine Depression abgerutscht wäre. Aber der Ärger mit ihm, hatte sie immer gut bei Verstand gehalten. Sie konnte sich auf etwas konzentrieren und nicht über Vergangenes nachdenken.“ So viele Probleme. Erst heute Abend verstand Draco, wie es wirklich in ihr aussah. Wie verloren sie war. Dabei wirkte sie auf ihn immer noch wie eine starke Löwin. Jedenfalls wollte sie wohl, dass es von Außen so aussah. „Ich kann es immer noch nicht fassen, dass er sie Schlammblut genannt hat. Gerade er, verstehst du? Das ist wie ein Schlag ins Gesicht. Ich denke nicht, dass sie sich verletzt gefühlt hatte, wegen diesem Wort. Aber ich stelle mir vor, dass es einem das Herz zerbrechen lässt, wenn es der Mensch sagt, den man mal geliebt hatte.“ Draco konnte dem Gespräch nicht mehr länger zuhören. Er musste etwas tun. Er wollte sie sehen. Egal, wie oft sie ihm in den letzten Tagen aus dem Weg gegangen war. Er wandte sich um, schloss im Gehen noch seinen Slytherinumhang, bevor er den Gemeinschaftsraum wieder verlassen wollte. Blaise rief ihm hinterher, aber er antwortete nicht, sondern ging geradewegs auf die Ländereien hinaus. Er stieg den Berg hinunter und sah wie das Tor nach Hogsmead noch nicht geschlossen war. Es müsste kurz vor Sperrstunde sein. Er beeilte sich also und schlüpfte gerade noch so hindurch, bevor sich das Tor magisch verschloss. Er sah noch einmal kurz über die Schultern. Heute Abend würde er nicht in seinem Bett schlafen können und zum Arthimantiktest würde er auch zu spät kommen, da das Tor sich erst wieder um 9 Uhr öffnen würde, während er Arthimantik bereits um 8 Uhr hatte. Aber es war ihm egal. Er stapfte durch den Schnee, seine Schuhe waren schon durchnässt, als er unten ankam und sich ebenso schnell zu den Drei Besen aufmachte. Doch kurz davor hörte er ein leises Geräusch und als er seine Augen über die Gegend um ihn herum schweifen ließ, erkannte er tatsächlich jemanden im Dunkeln unter einem Vordach sitzen. Er kam näher und erkannte direkt die Gryffindor. Um sie herum fünf, vielleicht auch sechs Kisten. Sie war in sich zusammengesunken. Ihre Hände lagen vor ihrem Gesicht und er hätte schwören können, dass sie leise weinte. Ohne zu zögern hatte er seinen Umhang über den Kopf gezogen und kaum als er vor ihr stand, ging er in die Hocke und legte ihr diesen um ihren zierlichen, schon erkalteten Körper. Erst jetzt schaute sie auf, brach den Augenkontakt aber gleich wieder, als sie ihn erkannte. „Geh. Hau ab.“ „Granger.“ „Nein. Ich will nicht, okay. Geh einfach und lass mich in Ruhe.“, sagte sie mit einer zerbrechlichen Stimme und wollte den Umhang wieder von sich schieben. Doch er hielt ihn an Ort und Stelle. „Ich weiß, was passiert ist. Was machst du hier draußen? Warst du noch nicht in den Drei Besen, wegen einem Zimmer?“ Sie schüttelte den Kopf, wollte aber offenbar auch nicht mit ihm reden. „Ich kann auch für dich fragen, ob sie etwas frei haben. Warte hier einfach.“ Er wollte gerade wieder aufstehen, als sie ihn am Arm festhielt. „Nicht. Rita Kimmkorn sitzt da drin. Ich will nicht... dass... dass sie etwas aufschnappt.“ „Okay.“, hauchte er. Selbst unter seinen Pullover merkte er, wie kalt ihre Hand bereits war. Er legte abwesend seine Hand auf ihre, um ihr ein bisschen von seiner Wärme zu spenden. Sie ließ es geschehen, wahrscheinlich da sie bereits zu erschöpft war, sich gegen ihn zu wehren. „Aber irgendwo musst du hin. Das Tor ist schon zu. Du kannst hier nicht einfach draußen sitzen bleiben.“ „Und wenn doch?“, murmelte sie leise. „Red' keinen Schwachsinn, Granger!“, fuhr er sie an, wobei sie erschrak und nun doch ihre Hand unter seiner wegzog. Er sah zu den Kisten und hatte kurz über eine Möglichkeit nachgedacht. Vielleicht könnte er sie in das Cottage bringen, dass er vor Beginn der Schule erworben hatte. Da hätte sie wenigstens ein Dach über den Kopf und Verpflegung. Er stand auf und stellte die Kisten übereinander, bevor er seinen Zauberstab greifen wollte. Er fand ihn auf Anhieb nicht, bis ihm einfiel, dass er noch im Umhang war, den Granger nun anhatte. Er beugte sich zu ihr herunter, während Grangers Augen ihn verfolgten. Er griff in die linke Innentasche und zog seinen Weißdorn Zauberstab heraus, den er damals von Potter wiederbekommen hatte. Er wandte den Reducio Zauber an, was die Kisten verkleinern ließ. So konnte er sie einfach in seine Hosentaschen stopfen, ohne viel Mühe. „Warte hier. Lauf nicht wieder weg.“, sagte er bevor er ohne ein erwidertes Wort apparierte. Eine Sekunde später war er an seinem Cottage angekommen und öffnete die Türen magisch. Er stellte die Päckchen auf den Boden und sprach den Gegenzauber aus, so dass sie wieder auf ihre Normalgröße wuchsen. Er sah sich kurz um, entzündete noch schnell den Kamin, sah kurz in die Vorratskammer, die viele Lebensmittel beinhaltete und war sich sicher, dass sie hier bis morgen bleiben könnte. Vielleicht würde er ihr auch anbieten, es zu bewohnen, bis sie etwas eigenes gefunden hatte. Er wollte schließlich sowieso die Ferien in Hogwarts verbringen. Mit gutem Gewissen apparierte er wieder zu ihr zurück. Sie saß immer noch an der selben Stelle. Aber seinen Umhang hatte sie mehr zu sich gezogen. „Warum nutzt du eigentlich deinen Zauberstab nicht?“, fragte er als er ihr wieder näher kam. „Weil... ich es nicht kann.“ „Du kannst nicht?“ „Ich kriege es nicht hin. Wahrscheinlich... weil ich einfach zu aufgewühlt bin.“ „Aber du konntest nach London Apparieren.“ „Da bin ich auch noch nicht Ron begegnet.“, sagte sie kalt und abweisend. Er ließ es so stehen und reichte ihr dann seine Hand. „Na komm. Ich bring dich hier weg.“ „Wohin?“ „Das siehst du dann.“, sagte er mit einem kleinen Lächeln auf dem Gesicht.“ Sie nahm nur zögerlich seine Hand an und erschrak sogar, als er sie auf die Beine zog. Sie klammerte sich an seine Arme fest und wollte schon zurückweichen, als er seinen linken Arm unter ihre Kniekehle platzierte und sie hoch hob. „Was... tust du da?!“, fragte sie fast panisch. „Ich geh nur sicher, dass du nicht abhanden kommst, während wir Seit-an-Seit Apparieren, Granger.“ „Aber nicht nach...“ „Nein.“, sagte er schnell, ahnte er schon, was sie sagen wollte, „Ich bring dich nicht ins Manor. Das würde ich nie von dir verlangen.“ „Okay.“, sagte sie leise und beruhigt. „Halt dich fest.“, sagte er noch, bevor er sich auf das Cottage konzentrierte, während er Grangers Kopf auf seine Brust spürte und ihre Hände um seinen Hals sich legten. Es war wie ein leiser Windhauch als Hogsmead verschwand und plötzlich ein kleines Wäldchen in seinem Blick erschien. Sie waren beide vollständig an einem Stück angekommen, doch weiterhin ließ er sie nicht los, sondern trug sie bis zur Tür. Erst dann ließ er sie herunter. „Wo.. sind wir?“, fragte sie und sah sich um, „Ist das...“ „Meins? Ja. Ich habe es kurz vor Schulbeginn gekauft. Meine Eltern wissen davon nichts, also wirst du ihnen auch nicht zufällig begegnen. Du kannst bis morgen hier bleiben. Von mir aus, bewohne es auch, bis du etwas besseres gefunden hast.“, sagte er und ließ sie hinein. Granger sah sich genau um in seinem kleinen Reich, fernab seiner Familie. Es war ein kleiner Rückzugsort geworden, den er eigentlich nie mit jemanden teilen wollte. „Das... das kann ich nicht annehmen, Malfoy.“ „Ich will es aber so. Sieh es als... Entschädigung.“ „Entschädigung? Für was?“, sie stand offensichtlich auf dem Schlauch. „Für alles einfach. Als... Entschuldigung, dass ich dir die Schulzeit so verdammt schwer gemacht habe.“ Er sah, wie sie auf den hölzernen Boden sah. „Und wo willst du hin? Du kannst schließlich auch nicht zurück nach Hogwarts. Zumindest nicht diese Nacht.“ „Ich hab noch ein Appartement über der Winkelgasse. Oder ich geh in den Tropfenden Kessel. Ich werde sicherlich was finden.“ Er war bereit sie alleine zu lassen. „Fühl dich wie Zuhause, okay? Bis morgen.“, er wollte ihr noch eine gute Nacht wünschen, aber ließ es lieber bleiben. Die Situation war schon eh zu grotesk. Er wandte sich von ihr ab und wollte sich schon das Haus verlassen, bis er ihre weiche Stimme vernahm. „Warum machst du das?“ Er drehte sich erneut zu ihr um, wusste aber nicht was er ihr sagen sollte. Egal was er sagen würde, er könnte sie verschrecken. Sie könnte es auch falsch verstehen und... es wäre einfach besser nichts dazu zu sagen. Also blieben seine Lippen geschlossen und öffnete die Tür. „War das alles nur ein Spiel für dich?!“, sagte sie nun mit mehr Wut in der Stimme, „Ich füll Granger ab und bringe dann ihre Gefühlswelt noch mehr durcheinander, als sie eh schon ist? Hat es Spaß gemacht?“ Sein Mund bewegte sich auf einmal, ohne dass er es wollte... „Denkst du ich würde dich hier wohnen lassen, wenn ich nur darauf aus gewesen wäre, dir eines reinzuwürgen? Was für Gründe hätte ich, Granger?! Du... du bist naiv und dumm, wenn du das glaubst!“ Ja, streiten war schon immer einfach gewesen mit ihr. Aber sie machte es ihm auch nicht gerade einfach ruhig zu bleiben. „Warum hast du mich dann... ge-geküsst?! War es weil du sauer auf Blaise warst, das er dich zum Ausflug mitgenommen hatte und du irgendwem absagen musstest? War ich nur eine widerwillige Notlösung?!“ „Beim blutigen Baron du bist blöd!“, sagte er aufgebracht und schritt auf sie zurück, die Tür fiel knarrend in ihre Halterung, „Ich hab dich geküsst, um deiner Willen! Okay! Weil... weil ich dich attraktiv finde und hübsch und...“ Er atmete so heftig, besonders weil er ihr so nah stand. Draco konnte ihren Duft einatmen und ihr abermals in ihre braunen Augen sehen, die ihn schon am Samstagabend so verrückt gemacht hatten. „Ich habe Gefühle für dich.“, sagte er dann leise und schluckte hart. So wollte er das nicht sagen. Nicht so eindeutig zumindest. Sie müsste ihn für verrückt halten. Wer verliebte sich auch schon innerhalb eines Abends in jemanden, den man ein ganzes Leben lang schikaniert hatte? Es wäre ihr gutes Recht, wenn sie ihn jetzt rauswarf, oder selbst ging. Und er würde sie nicht aufhalten. Die Zeit verstrich, bis er einen Schritt zurückging und ihr mitteilte, dass er jetzt gehen würde. Doch er kam nicht weit. Wieder einmal. Kaum an der Tür, spürte er ihren mittlerweile erwärmten Körper an seinen Rücken. „Nicht. Geh nicht.“, ihre Arme wickelten sich um seinen Bauch. „Granger, ich weiß nicht ob das jetzt eine gute Idee-“, er kam nicht mehr weiter, denn da hatte sie ihn schon losgelassen, sich zwischen ihm und der Tür gestellt und ihn geküsst. Er schloss abrupt seine Augen und drückte sich ebenso an sie, wie sie an ihn. Seine Hände lagen an ihren Hüften, während sie ihre Arme um seinen Hals legte. Er presste sie an die Tür, während sie sich leidenschaftlich küssten, ohne das ein Ende in Sicht war. Er hatte es vermisst. Seit Tagen hatte er genau das vermisst. Und doch war es um so vieles besser, als vor diesen drei Tagen. Hastend kam Blaise Zabini in die Große Halle gestürmt. Seine Freundin saß bereits am Slytherintisch und aß zum Mittagessen. Sie sah auf, als er auf den Tisch zukam. „Sie sind nicht da!“ „Sie sind? Hermione ist nicht da, das wussten wir aber.“ „Draco ist auch nicht da, Pansy.“ „Wie? Er ist nicht da? Woher willst du das wissen, er hatte die ersten beiden Stunden Arthimantik und danach glaube ich Alte Runen. Die Kurse belegst du doch gar nicht.“ „Ich war soeben auf dem Weg hier her, als mich Professor Vektor abgefangen hatte. Sie drückte mir diese Pergamentbögen entgegen und sagte, ich solle sie doch bitte Malfoy geben, es sei denn er hätte kein Interesse mehr an dem Kurs und das er sich bei ihr ein T abholen kann!“, sagte er aufgebracht und knallte die Bögen auf den Tisch. Die schwarzhaarige Slytherin besah sich diese genauer und erkannte eindeutig Rechenaufgaben von Arthimantik. „Er war nicht in der Stunde? Das ist untypisch für ihn.“ „Sag bloß? Wo steckt er nur. Er weiß doch ganz genau, dass er keine Stunde schwänzen darf, sonst steht das Ministerium noch schneller hier auf der Matte und seine Bewährung ist futsch!“ „Er wird schon einen guten Grund haben. Vielleicht...“, begann sie, nahm sich ihr Glas Kürbissaft und wollte gerade einen Schluck trinken, als sie das Glas schwungvoll auf den Tisch zurück knallte, „Bei Medusa!“ „Was?!“ „Er war gestern doch so schnell verschwunden. Du weißt schon, als wir über Weasleys Aktion geredet haben.“ „Und? Vielleicht hatte er nur etwas vergessen.“ „Kurz vor Sperrstunde? Nein, Draco ging bisher nie ein Risiko ein, was seine Bewährung gefährlich werden könnte, es sei denn...“ „Es sei denn was? Pansy so sehr ich dich auch liebe, aber kannst du mal zum Punkt kommen, ich versteh nämlich nur Bahnhof.“ „Meine Güte Blaise. Er ist bei Hermione!“ „Granger? Und Draco? Neeein. Niemals. Die beiden können sich nicht leiden. Das haben wir doch am Samstag gesehen. Ich hatte dir da schon gesagt, dass es eine bescheuerte Idee war, die beiden irgendwie warm miteinander zu machen. Die sind wie Tag und Nacht. Völlig unterschiedlich und... bei aller Liebe. Bei deren Vergangenheit...“ „Aber überleg mal. Er war ziemlich interessiert an unserer Unterhaltung und hat nach ihr gefragt und... das mir das nicht eher aufgefallen war.“, sagte sie mehr zu sich selbst. „Du meinst... er ist jetzt bei ihr?“ „Womöglich. Und jetzt...“, grinste Pansy schelmisch, „...knutschen sie gerade irgendwo rum.“, sie klatschte aufgeregt in ihre Hände, „Mein Plan hat sowas von funktioniert!“ „Du spinnst doch total.“ Im selben Moment öffneten sich die Türen der Großen Halle erneut und niemand anderes als Draco Malfoy stolzierte hinein. Sofort wurde er von Blaise fast überfallen. „Wo warst du!? Du hast deine ersten drei Stunden geschwänzt! Das war gegen deine Auflage! Wo kommst du... du riechst nach Damenparfüm. Wo genau warst du?“, kam es gefährlich aus dem Mund des Schwarzhaarigen, „War dir ein Schäferstündchen wichtiger, als Askaban?“ „Beruhige dich ja. Ich hatte kein... jedenfalls nicht das was du meinst.“ „Aber du...“, begann Blaise, doch sie kamen am Tisch an. Draco sah zu seiner jahrelangen Freundin, die ihn wissentlich angrinste. „Na? Wie war die Nacht?“ „Was meinst du?“, fragte er unschuldig, doch sein Versuch es zu verbergen, war einfach zu schwer. „Ich kann eins und eins zusammenzählen, Draco. Ihr wart die Nacht zusammen. Du und Hermione.“ „Sag ihr bitte, dass sie Bullshit redet!“, meldete sich nun wieder Blaise, der sich gegenüber auf die Bank fallen ließ. „Ihr findet es ja eh raus.“, seufze er. „Du hast wirklich die Nacht mit ihr verbracht? Das ist nicht dein ernst, Draco!“ „Wir haben nicht... so wie du das sagst, klingt das wie, als wären wir übereinander hergefallen.“ „War es also nicht so?“, hakte er nach. „Nein.“, sagte er glaubwürdig. Nun ja. Vielleicht war es schon so, aber sie hatten sich nur zur Besinnungslosigkeit geküsst. Das war alles was in der Nacht passiert war. Er war glücklich, wie es war. Er hatte die Nacht wirklich bei ihr verbracht, aber neben ihr im Bett, mit Klamotten. Da war nichts anderes im Spiel. Auch wenn er nichts dagegen gehabt hätte, aber es wäre vermutlich zu viel gewesen für einen Abend. Er wollte sein Glück nicht herausfordern. „Geht's ihr gut?“, fragte Pansy nun etwas leiser und er nickte. „Den Umständen entsprechend. Sie ist bei mir im Cottage.“ „Das was du erst vor ein paar Monaten gekauft hattest?“, meinte nun Blaise und er nickte wieder. „Da bin ich jetzt echt erleichtert. Danke Draco. Danke dass du dich so für sie einsetzt.“ Er sagte nichts dazu. Er tat es schließlich nicht wegen Pansy. Heute Abend würde sie nach Hogwarts zurückkommen, bis dahin musste er mit der alten Schreckschraube geredet haben, um einen Verweis zu umgehen. Aber darum machte er sich weniger Sorgen. Wenn er sagen würde, dass er einer Gryffindor in Not geholfen hatte, wäre er fein aus dem Schneider und sie würde es ja auch bestätigen können. Niemals hätte Draco gedacht, dass er im Stande gewesen war, jemand anderes außer sich selbst zu lieben. Schon gar nicht so plötzlich. So unerwartet. Sie war... wie ein Sturm, der einfach kam und ihn mit sich nahm. Von ihm aus, könnte es immer so sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)