Calls out of the Dark von -AkatsukiHime ================================================================================ Kapitel 12: Fotos ----------------- Die Stunden verstrichen und langsam setzte die Dämmerung über dem einsamen Arbeiterdörfchen ein. Immer wieder warf Sasori flüchtige Blicke, raus aus dem Fenster und hinab auf die Straße, begutachtete sich und beobachtete eingehend die Menschen, die unten auf dem frostigen Boden umherliefen, doch nichts an ihrem Verhalten ließ darauf schließen, das hier etwas nicht stimmen sollte. Leise seufzend ließ der Sunaninja sich schließlich wieder auf den Rand des Doppelbettes sinken und überlegte, wie lange es wohl dauern würde, bis Verstärkung vor Ort wäre. Kurz wanderte sein Blick zu Deidara, welcher, unruhig und leise wimmernd, neben ihm lag und schlief und dessen Fieber den letzten halben Tag stetig gestiegen war, inzwischen bereits über 41 Grad und langsam sah sich der Puppenspieler mit seinem Latein am Ende. Nichts, was er dem Jungen gegeben, oder aber injiziert hatte, hatte bislang Wirkung gezeigt und inzwischen gingen ihm die Mittel aus. Leise stöhnend vergrub er das Gesicht in den Handflächen, schloss einen Moment die Augen, ehe er sich ungeduldig mit den Fingerspitzen an den feuerroten Haarspitzen herum zu zuppeln begann. Er hasste warten. Aber noch nie, hatte er es als so unerträglich empfunden. Ruhelos hob er erneut den Blick, ließ ihn ziellos durch den lieblos eingerichteten Raum wandern und blieb mit einem Mal an der Katze hängen, die es sich neben dem Blonden, in dessen Armbeuge zusammengerollt, bequem gemacht hatte. Eine Weile betrachtete er sich das Tier, das schildpattfarbene Fell, die kleinen Pfötchen und der schmale, lange Schweif, welcher rhythmisch und ruhig, hin und her wippte, dabei ab und an Deidaras Nasenspitze streifte, was den Toner leise schniefen ließ. Sasori schnalzte kurz mit der Zunge, schnippte dann mit Daumen und Zeigefinger gegen die Spitze des Schwanzes, als diese sich wieder dem Gesicht seines Partners nährte, was das Kätzchen protestierend aufmaunzen ließ. Aus zusammengepressten Lidern warf der Stubentiger ihm einen äußerst ärgerlichen Blick zu, was Sasori augenblicklich schmunzeln ließ. „Lass das.“, murrte er dann, ehe sich die Andeutung seines Lächelns wieder verflüchtigte und er aufstand, „Er soll schlafen, ich will nicht, dass du ihn weckst.“ Immer noch leise grummelnd und insgeheim mit sich selbst schimpfend, so albern zu sein und auch noch Worte an diese Flohschleuder zu verlieren, beschloss Sasori schließlich sich die Zeit damit zu vertreiben, ein wenig Ordnung im Zimmer zu schaffen, denn in diesem sah es momentan aus, als hätte Deidara eine seiner Bomben los gelassen. Bei dem Gedanken blickte er kurz auf, schaute wehmütig zu dem blonden Balg, welches nach wie vor, schwer atmend und immer wieder sachte schluchzend,im Schlaf, zusammengerollt, unter der dicken Decke lag. Gedankenverloren schüttelte der Rothaarige den Kopf, wand sich wieder den verstreuten Reagenzien und sonstigen Rohstoffen zu, aus welchen er, in den letzten paar Stunden immer wieder neue Hustenstiller, Entzündungshemmer und fiebersenkende Mittel für Deidara versucht hat zu kreieren. Bislang allerdings mit recht mäßigem Erfolg. Gemächlich packte er alle Sachen zurück in seine Tasche, faltete dann die beiden Mäntel zusammen und hing sie fein säuberlich, zum lüften, über das Kopfteil des Ohrensessels und schielte dabei immer wieder aus den Augenwinkeln, misstrauisch, zu der Katze, welche der Weilen wieder damit begonnen hatte Deidaras Hände, Arme und auch Wangen ab zu lecken und zu putzen. Verständnislos schüttelte der Puppenspieler den Kopf, fand er die Vorstellung doch nun wirklich nicht appetitlich, wer wusste schon, wo dieses Straßentier zuvor mit seiner Schnauze überall drin herumgewühlt hatte, doch solange es das Gör damit nicht aufweckte, konnte es ihm auch egal sein. Leise seufzend schlurfte er schließlich um das große Bett herum, zurück auf seine Seite, überlegte kurz, ob er vielleicht versuchen sollte sich, durch das Weiterarbeiten an seinen Puppen, etwas ab zu lenken, doch aus irgendeinem Grund war ihm im Moment einfach nicht danach. Mit hängenden Schultern ließ er sich auf die Matratze sinken, die unter seinem Gewicht leicht einsackte und lugte, über die Schulter zurück, zu Deidara, welcher irgendetwas Unverständliches murmelnd, ab und an zuckte und dann das Gesicht tiefer ins Kissen rieb. „Du musst noch ein bisschen durch halten.“, murmelte Sasori gedankenverloren, strich dem Blonden ein paar Mal sanft über den Haaransatz, bis dieser wieder ruhiger wurde. „Unkraut vergeht nicht, Kleiner.“, murrte er, ließ schließlich von seinem Partner ab und kurz kam ihm der Gedanke, dass „Unkraut“ eigentlich nicht die passende Bezeichnung für jemanden, wie Deidara war. Seufzend blinzelte er dem schlafenden Balg entgegen und fragte sich insgeheim, was für eine besondere Gattung des Springkrautes man ihm da unter die Fittiche gesetzt hatte und ob er vielleicht all die Jahre stur auf den falschen Dünger gesetzt hatte. Unwillkürlich schürzte er die Lippen, als ihm bewusst wurde, das er sein kleines Pflänzchen einfach so hatte eingehen lassen. Allerdings hatte er nie behauptet einen grünen Daumen zu besitzen, was hatte Pein sich also dabei gedacht, ihm so jemanden Blutjunges an zu vertrauen? Und sie hatten Glück gehabt, dass Deidara für sein Alter relativ weit gewesen war, andernfalls, wäre er längst verdorrt, denn mit dem Bewässern war Sasori all die Zeit sparsam gewesen. Frustriert verzog der Puppenspieler das Gesicht, wollte sich gerade schon wieder erheben, da er innerlich bereits erneut zappelig wurde, da fiel sein Blick mit einem Mal auf seinen Nachttisch und auf das dort liegende Buch. Das Fotoalbum. Welches beinah wie durch Geisterhand aus dem Schrank gekippt war. Er hatte es nur kurz überflogen und trotzdem hatte es ein wirklich beklemmendes und unwirkliches Gefühl in ihm hinterlassen, denn noch nie, hatte er ein Album, alleinig gefüllt mit solch seltsamen Bildern gesehen. Nicht ganz sicher, was genau er nun wieder damit zu bezwecken versuchte, wahrscheinlich um sicher zu gehen, das er sich die seltsamen Motive der Bilder nicht auch nur eingebildet hatte, griff er erneut nach dem ramponierten Buch, zog es sich auf den Schoß und öffnete es. Sofort schüttelte es ihn, wie beim ersten Mal, als er sich die sonderbaren schwarz-weiß-Fotografien betrachtet hatte, doch er versuchte dieses ungewohnte Gefühl abzuschütteln, immerhin war er kein kleines Kind mehr und es war letztendlich nicht mehr, als ein altes Buch. Auch, wenn er es doch recht sonderlich fand, ein so privates Eigentum in einem öffentlich, zugänglichen Hotelzimmer zu finden, anderseits, sah er vielleicht auch einfach Gespenster, wo keine waren, denn das Buch war wahrscheinlich einfach nur von einem vorherigen Gast vergessen worden, oder unwillentlich mit in dem Regal gelandet. So, oder ähnlich, musste es gewesen sein und beinah hätte Sasori lachen müssen, bei dem Gedanken daran, wie albern paranoid er inzwischen doch war. Dieser Ort hier tat ihm nicht gut. Sie waren bereits viel zu lange hier und vermutlich war es genau das, denn als Mitglied von Akatsuki, generell, als landesweit gesuchter Nuke-Nin, waren sie es kaum mehr gewöhnt, länger, als ein-zwei Tage an einem Ort zu verweilen. Eine Ausnahme bildetet das Hauptquartier, aber selbst da, waren sie noch nie länger, als drei, oder höchstens vier Nächte am Stück geblieben, so gesehen, war es tatsächlich das erste Mal, wieder, seit... er überlegte kurz, rutschte währenddessen die Matratze weiter hoch, ließ sich mit dem Rücken gegen das Kopfteil des Bettes sinken und strich mit der flachen Hand über die zerknitterten, dünnen Seiten des Albums. Es war tatsächlich das erste Mal, seit er Sunagakure verlassen hatte, dass er sich über einen längeren Zeitraum an ein und dem selben Ort aufhielt. Kurz schaute er zu Deidara, der sich inzwischen halb auf den Bauch gerollt hatte, die Katze dabei, wie ein Kuscheltier, mit sich mitgezogen hatte und an sich drückte, doch der Fellnase schien das nicht das Geringste aus zu machen. Was lustig war, denn als Sasori selbst, einen recht halbherzigen Versuch unternommen hatte Frieden mit dem Biest zu schließen und es zu streicheln, hatte es nur einen Buckel gemacht, ihn angefaucht und die Zähne gebleckt. Kurz musterte er die Katze und blickte ihr kühl entgegen, welche diesem Blick, ebenso unbeeindruckt, seltsam gekonnt stand hielt. Sasori schnaubte leise, riss sich schließlich von dem Anblick des Tieres los und begann kopfschüttelnd weiter die Seiten des Buches zu glätten. „Gewöhn' dich nicht zu sehr an ihn.“, murmelte er nach einer Weile dunkel und lugte aus den Augenwinkeln ein letztes mal in ihre Richtung, „Akatsuki braucht kein weiteres Haustier, wir haben bereits genug Mitglieder, welche in diese Kategorie fallen.“ Doch die Katze ließ nur ein misstrauisches Brummen vernehmen, was Sasori kurz aufschauen ließ. Wie gebannt starrte das Tier auf das Buch, in seinen Händen, als würde es sich eine Klapperschlange, oder ähnliche Bedrohungen, betrachten. Misstrauisch zog der Puppenspieler eine Braue nach oben, klappte das Album dann zusammen und schwenkte es kurz hin und her, worauf die Katze prompt auf den Pfoten stand, sogar die Krallten ausfuhr. Ungläubig schüttelte der Rothaarige den Kopf und lachte dann leise. „Du hast Angst vor dem Buch?“, er ließ den ramponierten Einband wieder sinken, „Und da sagt man, Katzen wären so intelligente Tiere, da ziehst du den Durchschnitt ja ganz schön nach unten.“ Immer noch leicht belustigt, öffnete er das Album erneut, versuchte den aufgebrachten Stubentiger zu seiner Linken zu ignorieren, welcher nun, wie von der Tarantel gestochen, unruhig, auf der Stelle kleine Kreise drehte, dabei immer wieder vorsichtig über Deidaras Arm kletterte und aufgebracht mit dem Schwanz peitschte. „Nun ist aber gut.“, knurrte der Puppenspieler nach einer Weile genervt, warf dem Kätzchen einen warnenden Blick zu und bereute es bereits, sich diesen Spaß erlaubt zu haben. Am liebsten hätte er das Vieh einfach im Nacken gepackt und aus dem Fenster nach draußen befördert, immerhin sagte man doch, dass Katzen immer auf ihren Pfoten landeten, also konnte dies ja nicht all zu großen Schaden anrichten. Doch ein kurzer Blick auf seinen schlafenden Partner ließ ihn den Gedanken wieder verwerfen, denn, warum auch immer, das Gör schien Gefallen an der Fellnase gefunden zu haben und solang diese es ab und an zum lächeln bringen konnte, würde Sasori die Füße still halten. Vorerst zumindest. Erstmal hatte er genug bei dem Balg angerichtet, was allerdings auch nicht bedeutete, dass sein Geduldsfaden sich von heute, auf morgen, mit einem Mal verlängert hatte und ob nun Katze, oder nicht, es ausreizen, sollte keiner. Egal, wie viele Beine. Es war die gedämpfte Stimme Sasoris und das aufgebrachte Maunzen des Kätzchen, sowie das leise Rascheln von Pergament, welches ihn aus dem Schlaf riss. Oder zumindest, aus dem apathischen Zustand, zwischen „Ansprechbar“ und „Ohnmächtig“, denn, ob er wirklich geschlafen hatte, oder einfach nur kurzzeitig das Bewusstsein verloren hatte, darüber war er sich nicht eindeutig sicher. „Mh...“ Er wollte was sagen, doch seine Kehler war dermaßen trocken, das er kaum einen Laut über die Lippen brachte. Immer noch pochte sein Kopf und es war ihm unglaublich schwindelig, selbst jetzt, im Liegen und leise murrend, schüttelte er die schwere Decke ein Stück weit nach unten, da ihm mit einem Mal unglaublich heiß war. „Alles gut?“, hörte er Sasori leise fragen, spürte im nächsten Moment dessen Hand auf seiner Stirn und blinzelte ein paar Mal um eine bessere Sicht, durch die verklebten Wimpern zu bekommen. Unbestimmt zuckte er mit den Schultern und langsam hob und senkte sich die Helligkeit und formte sich zu dem Raum, den er kannte. Unter leisem Ächzen drehte er den Kopf zur Seite, blickte mit gequälter Miene auf, zu seinem Danna, welcher seine Hand wieder zurück zog und ihm einen erschöpften Blick zuwarf. „Brauchst du was?“, wollte der Puppenspieler schließlich wissen, woraufhin Deidara schwach nickte. „Wasser.“, röchelte er dann und unterdrückte ein Husten. Sasori schwieg, beugte sich kurz über ihn hinweg, langte hinter ihn und zog eine Wasserflasche von seinem Nachttisch, welche er öffnete, so das es leicht zischte, ehe er sie Deidara in die Hand drückte. Letzterer warf seinem Partner einen flüchtigen, dankbaren Blick zu, nippte vorsichtig an dem Rand des Flaschenhalses, doch sofort verschluckte er sich, begann spuckend zu husten, gab Sasori die Flasche zurück, während er sich, trotz sofortig einsetzendem Schwindel, aufsetzte um nicht zu ersticken. Er spürte, wie Sasori ihm mit der freien Hand immer wieder sanft auf den Rücken klopfte und instinktiv krallte sich Deidara an des Puppenspielers Armes feste, um das Gefühl des Haltes nicht zu verlieren. Nach ein paar Minuten verebbte der Anfall, seine Kehle brannte wie Feuer, und schwer atmend, mit gesenktem Kopf, saß er auf der Matratze, unfähig, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Ein paar Sekunden verstrichen, bis er sich schließlich, am ganzen Körper zitternd, zurück in die Kissen sinken ließ, sich mit dem Handrücken über die Mundwinkel fuhr, um die letzten Sabberfäden zu beseitigen und Sasori dann einen mitleiderregenden Blick zuwarf. Dieser schüttelte nur den Kopf und reichte ihm dann erneut die Flasche. „Langsam.“, war alles was er sagte, nickte ihm dann aufmunternd zu, doch Deidara schüttelte nur den Kopf. „Du musst trinken.“, wusste der Rothaarige und schaute ihn beinah verzweifelt an, „Sonst dehydrierst du uns noch.“ Kurz blitzte Unsicherheit in den dunklen Irden seines Dannas auf, verschwand allerdings im nächsten Augenblick sofort wieder, ehe der Rothaarige aufstand, um das Doppelbett herumging, kurz in seiner Tasche wühlte, welche neben dem Sessel und unter dem großen Fenster stand. Deidara beobachtete seinen Partner stumm, unfähig zu sprechen, oder überhaupt irgendetwas zu machen, er fühlte sich einfach nur benommen und schwach und beim Gedanken daran, schnürte es ihm augenblicklich die Kehle zu. Konnte das ganze Leiden nicht endlich ein Ende nehmen? Leise seufzend ging Sasori aus der Hocke nach oben, warf dem Blonden einen flüchtigen Blick zu, ehe er wieder zurück zu ihm, ans Bett, trat, sich auf den Rand der Matratze sinken ließ und nach der Flasche griff, welche auf dem Nachttisch stand. Misstrauisch zog der Bomber die Brauen zusammen und kurz trafen sich ihre Blicke, ehe der Rothaarige leise schnaubend ein paar Schlucke, der klaren Flüssigkeit, auf einen Löffel träufelte. „Entweder du nimmst es freiwillig, oder ich muss es dir mit Gewalt einflößen.“, murmelte er, während er die Flasche sinken ließ, ihm dafür allerdings den Löffel an die Lippen hielt. Deidara warf ihm einen fragenden Blick zu, wollte dann erneut den Kopf schütteln, immerhin war ihm übel und allein beim Gedanke daran, irgendetwas, sei es auch nur Wasser, zu schlucken, drehte sich ihm der Magen um. „Alternativ hätten wir auch noch Injektionen.“, murrte Sasori und tippte leicht mit der Spitze des Löffels an seine Oberlippe, ehe er ihm einen kühlen Blick zuwarf, woraufhin Deidaras Miene sich automatisch verfinsterte. Er erwartete nun wirklich kein Mitleid, schon gar nicht von Sasori, aber ein bisschen Verständnis. Ihm wäre es nur recht, würde der Holzkopf sich ein wenig am Riemen reißen und das letzte bisschen Empathie, was ihm inne wohnte zusammenkratzen und verwerten. Das kam ihm gerade nur entgegen. „Deidara.“, schnaufte der Rothaarige entnervt, ließ den Löffel schließlich sinken und warf ihm einen ungeduldigen Blick zu. „Ich weiß mir schon zu helfen, glaub mir das, ja?“, brummte er dunkel und der Blonde wusste, er hatte die Situation überspitzt. „Ich möchte nicht im letzten Moment handeln müssen, erst nachdem du das Bewusstsein verloren hast und es möglicherweise zu spät ist.“ Bei den letzten Worten zuckte es kaum merklich um Sasoris Augenpartie, was Deidara leise seufzen ließ. Nur zu gerne, hätte er seinem Meister mitgeteilt, dass es, erstens, aus seiner Sicht ohne hin zu spät war, zumindest demnach zu urteilen, wie er sich im Moment fühlte und zweitens, Sasori von vorne rein besser dran getan hätte, vorausschauend zu denken. Denn dann wären sie nun mit Sicherheit nicht in dieser Situation. Missmutig ließ der Blonde den Blick sinken, öffnete dann leicht die Lippen, fühlte sich nicht anders, als ein bockiges Kind, welches letztendlich von der Mutter mit Argumenten geschlagen wurde, doch die unschmackhafte Medizin zu schlucken. Leise murrend ließ er sich von Sasori den Löffel mit Wasser in den Mund führen, schluckte vorsichtig und augenblicklich trieb es ihm die Tränen in die Augen und er versuchte den aufkommenden Hustenreiz zu unterdrücken. Aus den Augenwinkeln konnte er beobachten, wie sein Partner den Löffel erneut mit Wasser füllte, allerdings stumm abwartete, bis Deidara seine Atmung unter Kontrolle gebracht hatte, ehe er ihm einen fragenden Blick zuwarf, was der Blonde mit einem zaghaften Nicken beantwortete. Eine Weile ließ er sich gehorsam von Sasori mit dem Wasser füttern und nach ein paar Löffeln war er dem Rotschopf tatsächlich, innerlich, dankbar, seinen Kopf durchgesetzte zu haben, zwar protestierte sein Magen, allerdings ließen die Halsschmerzen durch die Benetzung endlich etwas nach, was auch den Husten etwas linderte. Zumindest redete er sich das ein. „Siehst du, klappt doch.“, kam es nach ein paar weiteren Minuten des Schweigens von Sasori, was Deidara aufschauen ließ, immerhin war er so in Gedanken gewesen, da hatte er seinen Partner fast schon wieder vergessen. Vielleicht war er auch beinah wieder eingeschlafen, denn der Grat war schmal. Kurz huschte ein verhaltenes Lächeln über die schmalen Lippen des Puppenspielers und er hob den Blick, ehe er ihm vertraut zublinzelte. Deidara nickte nur, traute sich nach wie vor nicht zu sprechen, denn dies brannte inzwischen nicht nur in seinem Hals, sondern auch in seinen Lungen, gefühlt der ganze Brustkorb zog sich zusammen, bei jeder noch so kleinen Bewegung, selbst atmen schmerzte. „Ich kann dir nachher noch was gegen den Husten geben, ich müsste noch was Passendes bei meinen Vorräten haben.“, beschloss der Rothaarige schließlich, ließ den Löffel sinken und legte ihn dann, neben der Wasserflasche auf dem Nachttisch ab, ehe er wieder zu Deidara schaute. „Ersteinmal gucken wir, ob alles drin bleibt.“, er verstummte kurz und für den Bruchteil einer Sekunde blitzte Unsicherheit in den gold-braunen Irden auf. „In Ordnung?“, setzte er dann etwas sanfter nach und Deidara nickte sacht. „Sehr gut.“, murmelte der Puppenmensch, erhob sich erneut um wieder um das Bett herum, zurück auf seine Matratzenseite zu gelangen, ehe er das Buch mit dem ramponierten Einband, welches er zuvor in der Händen gehabt hatte, wieder aufnahm. Das Lattenrost quietschte leicht, als er sich mit dem Album auf dem Schoß neben Deidara bequemte, welcher sich das gute Stück misstrauisch betrachtete, ehe er verwirrt auf, zu Sasori, schaute. Kurz warf dieser ihm einen flüchtigen Blick aus den Augenwinkeln heraus zu, als er den schwarzen Einband aufschlug und durch die dünnen, bereits bräunlich angelaufenen Seiten blätterte. Interessiert rutschte Deidara etwas näher, zog dabei sein Kissen, sowie die Katze einfach mit, welcher zwar kurz aufmaunzte, die Prozedur allerdings ansonsten stumm über sich ergehen ließ. Ein wirklich geduldiges Tier. Deidara mochte es. Vielleicht würde Pein ihm erlauben, sie zu behalten, wenn er nett genug fragte und er einen guten Tag bei dem Leader erwischte. Andernfalls konnte er sich auch nicht vorstellen, dass der Anführer es ihm aktiv verbieten würde, zwar würde er mit Sicherheit keine Rücksicht auf den Stubentiger nehmen, doch solange dieser sich hauptsächlich nur bei Deidara im Zimmer aufhalten würde, sollte er nicht all zu viele Einwände haben. Nur Sasori müsste er noch überzeugen, denn der war wahrlich ein härter Brocken. Zumal das Kätzchen ihm gegenüber bereits die Krallen ausgefahren hatte, zumindest den feinen Schnitten auf dessen Handrücken nach zu urteilen und den finsteren Blicken, welche er der Fellnase immer wieder zuwarf. Kurz warf eben Gemeinter Deidara einen weiteren flüchtigen Blick zu, sowie das Kätzchen leise miaute, schien sich aber nicht all zu lange mit auf zu halten, sondern blätterte interessiert die nächste Seite auf. Nun wirklich neugierig geworden, rollte sich der Toner schließlich auf den Bauch und reckte den Kopf ein wenig um einen Blick auf die, leicht verwitterten, Schwarz-Weißfotos zu erhaschen und augenblicklich stellten sich seine Nackenhärrchen auf, als ihm bewusst wurde, was genau dort abgelichtet war. Ein schwaches, jedoch recht hektisches Seufzen stahl sich über seine Lippen und selbst die Katze in seinen Armen unterbracht ihr Putzritual, legte den kleinen Kopf in den Nacken und schaute ihn, beinah fragend, an. Sasori schlug währenddessen, ungeachtet dessen, die nächste Seite auf, entweder wusste er nicht, was genau er dort gerade in den Händen hielt, oder aber, er war so abgebrüht, dass es ihm schlicht und ergreifend egal war. Schockiert ließ er den Blick über die verschiedenen Fotos wandern und kurz rumorte es in seiner Magengegend. Dem so plötzlich aufsteigendem Unwohlsein, in ihm erliegend, duckte Deidara sich leicht weg, warf kurz einen Blick über die Schulter, in den Raum, kam er sich doch mit einem Mal seltsam beobachtet vor und auch die Katze hatte begonnen nervös mit den Ohren zu zucken und peitsche ruhelos mit der Schwanzspitze. Vorsichtig schob der Blonde Mittel- und Zeigefinger unter das Kinn des Kätzchen und begann sie sanft zu kraulen und obwohl das Tier die Streicheleinheiten sichtlich genoss, schien sie es jedoch nicht davon ab zuhalten, weiterhin misstrauisch den Raum auszukundschaften. Leise murrend legte Deidara schließlich wieder den Kopf auf dem Kissen ab, rutsche noch etwas näher gen Sasori, welcher ihn kurz von der Seite musterte, jedoch nichts weiter dazu sagte, was wiederum Deidara mitteilte, dass es okay für den Puppenspieler war, dass er diesem so auf die Pelle rückte. Am liebsten wäre der Blonde seinem Danna komplett auf den Schoß gekrochen, denn sowie der Gedanken und das Gefühl des „Beobachtet werden“ in ihm aufgekommen waren, ließ es ihn nicht mehr los und auch diese grauenvollen Fotos taten ihr Übriges. Woher hatte Sasori dieses Album überhaupt? Und wusste er, was er da in den Händen hielt? Obwohl sich alles in ihm dagegen sträubte, hob der Blonde erneut den Kopf, was direkt wieder einen Schwindelanfall auslöste und mit gequälter Miene schaute er auf, zu seinem Meister. „Sasori...“, hauchte er leise, es kaum mehr als ein Flüstern, doch zu allem anderen sah er sich derweilen nicht in der Lage und es reichte, um die Aufmerksamkeit des Puppenmenschen zu erhaschen. Dieser schaute ihn einfach nur an, sagte nichts, zog dann jedoch auffordernd eine Braue an. Ohne den Blickkontakt zu unterbrechen, deutet Deidara zaghaft mit dem Kinn auf das Buch, ehe er unsicher die Fingerspitzen in dem weichen Fell der Katze vergrub, welche sich seiner Hand jedoch sogleich schnurrend entgegen reckte. Sasori zog misstrauisch die Brauen zusammen und sein Blick wanderte kurz zu dem Album, dann wieder zurück zu Deidara. „Das Buch?“, wollte er wissen, woraufhin der Blonde nickte. „Ist das, welches aus dem Schrank gefallen ist. Hat wohl irgendwer hier vergessen.“, er schwieg kurz, knabberte einen Moment gedankenverloren auf seiner Unterlippe herum und es schien, als würde er nachdenken. „Ist wohl schon was älter.“, fuhr er schließlich fort und richtete die Augen erneut auf die Schwarz-Weißfotografien, „Hat vermutlich irgendeinem Fetischisten oder so gehört, zumindest kann ich mir ansonsten keinen Reim darauf machen, wieso es sich hauptsächlich um Fotografien von schlafenden Menschen handelt.“ Unschlüssig zuckte er mit den Schultern, klappte das Album dann zu. Für ihn schien das Thema beendet, doch Deidara hob irritiert den Blick. „Schlafende Menschen“? Ja, hatte Sasori denn, … dachte er womöglich...? Langsam schüttelte Deidara den Kopf, den Blick nach wie vor auf den schwarzen Einband geheftet und vergrub die Nase dann schutzsuchend in dem schwarz-beigen Fell des Kätzchens. „Was ist?“, wollte der Rotschopf wissen klang leicht alarmiert und beugte sich zu seinem Partner hinunter, welcher jedoch nur erneut mit dem Kopf schüttelte, dann zögerlich den Blick hob. Sasori schaute ihn verwirrt an, zupfte ihm dann behutsam ein paar widerspenstige Strähnen aus der Stirn, ehe er sanft die Hand an seine Stirn legte. „Willst du mal versuchen, etwas zu schlafen?“, wechselte er plötzlich schlagartig das Thema und Deidara riss verwirrt die Augen auf. Ohne die Hand von seiner Stirn zu nehmen, griff Sasori währenddessen hinter sich, langte nach dem Fieberthermometer welches auf dem Nachttisch lag, friemelte kurz und umständlich, mit einer Hand, dran herum, ehe er es Deidara sanft, jedoch bestimmt unter die Zunge schob. Einen kurzen Moment herrschte Stille, welche einzig und alleine durch das monotone Schnurren der Straßenkatze, welche in Deidaras Armen ruhte, durchbrochen wurde. Nach knapp einer halben Minute zog Sasori das Messgerät schließlich wieder zu sich, warf einen kurzen Blick drauf und ihm wurde es beinah schwindelig, bei der Zahl, welche ihm von dem dunklen Display entgegen lächelte. 41,6. Nun wirklich besorgt schaute er erneut zu Deidara, welcher aus großen, blauen Augen zu ihm aufschaute und mit einem Mal äußerst unruhig wirkte. Scharf sog Sasori die Luft ein und begann nervös auf seiner Unterlippe herum zu kauen. Er war kein Mann des Glaubens, alles woran er glaubte, war an sich selbst und an seinen eignen Überlebenstrieb, doch just in dieser Sekunde schickte er ein Stoßgebet gen Himmel, dass sich Kakuzu, oder sonst wer, nicht all zu weit von ihnen entfernt aufhielten. Wieder blickte er zu Deidara und urplötzlich zog sich seine Kehle leicht zusammen, als er den unschuldigen Ausdruck in den blauen Irden erkannte, welche ihn fragend fixierten. Doch dann unterbrach der Bomber den Blickkontakt, schaute mit beinah manischer Miene auf das zerfledderte Buch, welches nach wie vor auf Sasoris Schoß lag und zog, kaum merklich, die Knie etwas näher an den Körper. Sasori folgte fragend dem Blick des Jüngeren, hatte keine Ahnung, warum dieser mit einem Mal so panisch war, vermutete aber, dass der Blonde einfach wieder begann Gespenster und sonstige, nicht reale Figuren zu sehen, wie immer, wenn ein Fieberschub einsetzte. „Mach die Augen zu.“, murmelte er und zog behutsam die Decke des Bombers etwas höher. „Versuch zu schlafen, ich bin die ganze Zeit hier, dir kann nicht das Geringste passieren.“, versuchte er den Jungen schließlich zu beruhigen, begann sogar zögerlich über dessen Arm zu streichen. Doch Deidara schüttelte nur erneut den Kopf und schaute ihn dann direkt an. „Sasori, die Menschen auf den Fotos schlafen nicht.“, flüsterte er dann und in seiner Stimme schwang etwas mit, was der Rothaarige nicht ganz deuten konnte. Fragend hob er eine Braue, ließ sich dann sanft gegen sein eigenes Kissen und gegen das Kopfteil des Bettes sacken, Deidara weiterhin beruhigend kraulend. „Weißt du nicht, was das für Bilder sind?“, fiepste der Blonde mit einem Mal und Sasori zuckte kaum merklich zusammen, als er die Angst in der Stimme des Jüngeren erkannte. Verständnislos schüttelte er den Kopf, schielte zurück auf das Buch, richtete den Blick dann jedoch wieder auf Deidara, welcher schwach , mit leicht apathischem Blick, zu ihm aufschaute, ihm wohl unbedingt etwas mitteilen wollte. „Das sind Totenfotografien.“, antwortete der Blonde ihm und erschauderte kurz, über sein eigenes Gesprochenes. Misstrauisch richtete Sasori sich auf, nahm erneut das Buch in die Hände und schaute Deidara dann verständnislos an. „Totenfotografien?“, wiederholte er, hatte nicht die leiseste Ahnung, was das wieder sein sollte. Er schüttelte den Kopf. „Deidara...“, begann er schließlich, hatte Verständnis für den Blonden, doch immer noch war seine Geduld begrenzt, vor allem aber mit dem Balg. „Ich weiß nicht, ob man das im Land des Windes kennt, aber im Erdreich war es bis vor knapp zwei-drei Generationen noch recht normal.“, begann der Blonde hüstelnd und Sasori seufzte gedehnt aus, ließ seinen Schützling dann jedoch weiter sprechen. Es brachte nichts, Deidara zum Schweigen zu verdonnern, wenn der Junge sich mitteilen wollte, dann würde er solange keine Ruhe geben, bis er losgeworden war, was ihm auf der Seele brannte, dafür kannte der Puppenspieler seinen Partner zu gut. Das Balg konnte nichts, aber auch rein gar nichts, mit sich selbst ausmachen. Und musste immer das letzte Wort haben. Leise grummelnd versuchte der Rothaarige schließlich den Fokus wieder auf den Inhalt, Deidaras Geschwafels zu richten, wenigstens so zu tun, als würde es ihm interessieren, was das Gör dort von sich gab. „Onoki hat es Kurotsushi und mir mal erklärt gehabt, nachdem wir als Kinder, im Keller der Kageresidenz über solche Bilder gestolpert waren...“, murmelte Deidara, was Sasori schließlich aufhorchen ließ. Worauf wollte der Blonde hinaus? Er wusste, dass gerade das Erdreich bekannt warm für seine, etwas eigentümlichen Bräuche, denn das Land war arm und bestand größtenteils aus Arbeitern, welche sich flächendeckend, in kleinen Dörfern, quer in der Einöde verteilt, ansiedelten. Generell waren die Menschen etwas eigen, Deidara war der beste Beweis und insgeheim war Sasori dankbar dafür, dass er immerhin dialektfrei sprechen konnte. Das der Blonde ihm also mit solch einer seltsamen Geschichte kam, wunderte den Puppenspieler vorerst nicht, trotzdem richtete er sich etwas auf, nun gewillt, dem Jüngeren tatsächlich zuzuhören. Deidara schien dies nicht zu entgehen, denn kurz ließ er den Blick musternd über Sasori wandern, ehe er die Katze etwas näher an die Brust zog und leise weitersprach: „Er hat gesagt, es wäre beinah sowas, wie eine damalige Modeerscheinung gewesen, kürzlich Verstorbene ein letztes Mal ablichten zu lassen und somit eine Erinnerung an sie zu bewahren.“ Kurz schauderte der Junge und auch Sasori spürte, wie es ihm leicht mulmig wurde, bei dem, was Deidara ihm dort beschrieb. Zwar hatte er für solche Schauermärchen in der Regel nicht viel übrig und sie ließen ihn auch relativ kalt, die Vorstellung daran Tote zu fotografieren und sich das entstanden Bild womöglich auch noch ein zu rahmen und hinzustellen, fand er jedoch schon recht makaber. „Die Leute in im Erdreich waren schon immer nicht wohlhabend und oft war der Tod eines Angehörigen die einzige Gelegenheit vor Kamera ein Familienportrait auf zu nehmen, denn Fotografien waren teuer, zu der Zeit...“, berichtete der Blonde weiter und warf dabei immer wieder unsichere Blicke auf das schwarze Buch, in Sasoris Schoß, als hätte er die Sorge, es könnte sich verselbständigen und ihn anfallen. Sasori schluckte und es war lauter, als er es angenommen hatte. Deidara schaute kurz auf, unterbrach seine Rede für ein paar Sekunden um Luft zu holen und erst jetzt fiel dem Puppenspieler auf, wie angestrengt der Blonde drein schaute, denn selbst einfach nur zu Reden, seine Lieblingsbeschäftigung, schien nun erschwert. „Und die Bilder wurden so natürlich wie möglich gehalten, … oft wurde es so dargestellt, als würden die Personen schlafen, aber manchmal wurden die Leichen auch mit offenen Augen in eine aufrechte Position gesetzt und durch irgendwelche Metallhalterungen oben gehalten, oder, auch manchmal...“, er stockte kurz, fixierte mit leicht manischem Ausdruck in den blauen Irden einen, für Sasori nicht erkennbaren, Punkt, ehe er begann sich ungeduldig mit den Fingern an seinen Haarspitzen herum zu zupfen. Was er immer machte, wenn er nervös wurde. „Manchmal haben sie auch auf die geschlossenen Augenlider Pupillen aufgemalt, damit es auf den Bildern besser rüber kommt.“ Er schaute auf und die verquollenen Augen blickten Sasori hilfesuchend entgegen. „Und dann hat sich die ganze Familie, nett bekleidet um die Leiche herum gesetzt und es wurde so getan, als wäre es ein ganz normales Foto und in Wahrheit war dort einfach ein Toter in der Mitte...“, er verstummte und zog kaum merklich die Nase hoch. Entrüstet schüttelte Sasori den Kopf. Es stimmte, was Deidara sagte, denn er konnte sich entsinnen, so etwas in der Art mal gehört zu haben, allerdings hatte er nicht um diese, zugegeben, wirklich schaurigen, Details gewusst. Abermals ließ er den Blick zu dem Album wandern, ehe er nachdenklich über den rauen Einband strich, sich dann wieder Deidara zuwandte. „Ihr habt eigentümliche Bräuche, in eurem Land.“, wusste er und seufzte leise. Der Blonde zuckte unschlüssig mit den Schultern, drückte die Nase dann tiefer in das Fell der Katze, welche kurz aufschaut, von ihrem Putzmarathon, sich allerdings nicht weiter aufhalten ließ. Gedankenverloren schlug der Puppenspieler das Album ein weiteres Mal auf, woraufhin Deidara kaum merklich zusammen zuckte. „Es ist trotzdem nur ein Buch, Deidara.“, beruhigte Sasori ihn, schaute ihn nicht an, betrachtete sich die Bilder allerdings erneut, dieses Mal genauer. Es stimmte, was der Junge sagte, teilweise konnte er die Machart der Bilder analysieren, konnte an manchen Stellen eine Ecke des metallischen Stützapparates, im Rücken der Leichen sehen, oder aber auch, wie andere Personen auf den Bildern, die Toten unauffällig aufrecht hielten. Innerlich schüttelte es ihn und obwohl seine eigene Schmerzensgrenze, was so was anbelangte, relativ hoch war, unangenehm an zuschauen war es alle mal. Trotz alle dem hatten diese schaurigen Bilder und auch Deidaras kleine Gruselgeschichte sein Interesse geweckt und ihm fiel noch etwas ein... „Weißt du, ...“, brummte er nach einer Weile, während er die nächste Seite aufschlug, „In Sunagakure vertritt man die Ansicht, dass durch Fotos oder Aufnahmen, die von Leuten entstanden sind, welche verstorben sind, die Seele quasi extrahiert wird.“ Vorsichtig glättete er die neue Seite und musste kurz blinzeln, ehe er mit Schrecken feststellen musste, dass sogar Kinder auf den Bildern abgebildet waren. Hier, auf diesem, saßen ein Mann und eine Frau, die Eltern wohl, mit ihren beiden Kindern auf dem Schoß, welche schlafend dargestellt wurden. Erneut schüttelte es ihn und er konnte hören wie Deidara neben ihm, kaum merklich, fiepste. „Deswegen hat meine Großmutter damals alle Bilder von meinen Eltern verbrannt. Weil sie daran festhielt, dass sie ansonsten ein Tor öffnen würde,...“ Er schnaubte verächtlich, bei den Erinnerungen an dieses einfältige Frauenzimmer. Solch ein Unsinn, aber auch. Was die Menschen sich aber auch immer für seltsamen Quatsch zusammen reimten, um ihre eigene Unwissenheit zu überspielen. Wenn man tot war, war man tot, keine ruhelose Seele, die zurückkehrte, um an irgendwem Rache zu verüben. Dann müssten sie, von Akatsuki, ja pausenlos von irgendwelchen Poltergeistern heimgesucht werden, denn Leute, die vermutlich Rache üben wollten, an ihnen, gab es ja mehr als genug. Kaum merklich zuckte Sasori zusammen, als er mit einem Mal etwas an seinem linken Oberschenkel spürte und schaute überrascht zur Seite und zu Deidara, welcher, die Decke eng um sich geschlungen, noch näher auf gerutscht war und dem die Angst ins bleiche Gesicht geschrieben stand. Sasori seufzte gedehnt und schüttelte dann den Kopf. „Das sind Ammenmärchen, Deidara.“, erklärte er dann mit fester Stimme und schaute den Jüngeren ungerührt an. „Humbuck.“, fügte er hinzu, nachdem sich der Blonde immer noch nicht entspannt hatte, doch Deidara zuckte nur kurz mit den Schultern, zog sie die Decke dann hoch bis zu Nasenspitze und für den Bruchteil einer Sekunde konnte Sasori eine eiserne Note riechen. Und das obgleich er eigentlich kaum mehr riechen konnte. Kopfschüttelnd wand er sich wieder dem Album zu, er wusste nicht genau was ihn an den Bildern so fesselte, doch irgendwas in ihm, war tatsächlich neugierig geworden. Es war ein bisschen wie ein Unfall. Man wollte nicht hinsehen, aber man musste. So schlug er also die nächste Seite auf, fuhr mit der anderen Hand neben sich und begann Deidara beruhigend mit den Fingerspitzen über den Rücken zu streichen, strich ab und an durch die langen, blonden Haare und stellte erleichtert fest, dass sich die Anspannung des Jüngeren tatsächlich etwas zu legen schien. „Ruh dich aus.“, flüsterte er nach einer Weile, hob kurz den Blick und drehte den Kopf in Richtung des Blonden, welcher mit hängenden Lidern und trübem Glanz in den blauen Irden, einen führ ihn nicht erkennbaren Punkt fixiert hatte und dabei schwer atmete. „Pein wird, denke ich, Kakuzu oder sonst wen geschickt haben. Es sollte nicht mehr all zu lange dauern.“, versuchte er seinen Partner ein wenig die Angst zu nehmen, fuhr behutsam mit dem Handrücken über die heißen Wangen des Toners und seufzte leise. Für den Bruchteil einer Sekunde fiel sein Blick auf das Fieberthemometer, welches auf Deidaras Nachttisch lag, ehe er sich wieder dem blonden Künstler zuwandte. „Es wird alles gut, Dara.“, murmelte er und begann erneut den Rücken des Jüngeren zu streicheln, welcher sich leise brummend, halb schlafend, auf den Bauch rollte, damit Sasori mehr Fläche zum kraulen bekam. Mit gequältem Gesichtsausdruck, presste der Rothaarige kurz die Lider zusammen, ehe er sich vom Anblick des kranken Toners losriss und sich versuchte erneut auf das dämliche Buch zu konzentrieren. Wenigstens etwas Ablenkung, bis die Anderen kamen. Was hoffentlich bald sein würde. Nun glaube er zwar nicht an Wunder. Allerdings daran, dass sie, wenn es so etwas doch gab, im Moment gut eines gebrauchen könnten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)