Alltagshelden von Done (OS-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: The Sheeps Among Us ------------------------------ I. „Weißt du, eigentlich wärst du mit deiner Fähigkeit ja ein viel besserer Bösewicht, als Held.“ Diese Worte verfolgten ihn schon sein ganzes Leben lag. Keiner glaubte daran, dass aus ihm mal ein Held werden würde. Niemand dachte darüber nach, dass er seine Fähigkeit zu etwas anderem, außer Verbrechen und Unheil nutzen konnte. Diese Vollidioten. Er würde es ihnen noch beweisen, würde ihnen zeigen, dass man keine super coole Heldenkraft brauche, um als ein Held zu gelten. II. Den ersten Schritt in Richtung Heldensein hatte er bereits hinter sich, als er an der U.A. angenommen wurde – der Schule schlechthin. Er war zwar nicht in die Heldenklassen gekommen, aber etwas andere hatte sich Shinso auch nicht ausgemalt. Man verkannte immer das Potenzial seiner Fähigkeit. Das machte nichts, er würde allen beweisen, dass in ihm genauso viel Held steckte wie in jedem anderen Schüler auch. Sie sollten nur abwarten, diese arroganten Fatzken aus der A und B. Ihnen würde das Lachen noch vergehen. III. „Shinsō-kun, hast du einen Moment?“ Es war ein warmer Sommertag, als Aizawa ihn während der Pause ansprach. Shinsō war zugegebenermaßen sehr überrascht, versucht es sich jedoch nicht anmerken zu lassen. Seine Klassenkameraden schauten neugierig zwischen ihnen hin und her, bis Shinsō schließlich nickte. „Gut, folge mir. Das ist kein Gespräch für fremde Ohren.“ Er tat wie geheißen, folgte dem Lehrer auf Schritt und Tritt. Midoriya winkte ihm zu, als sie sich auf dem Flur kurz über den Weg liefen. Shinsō schenkte ihm nur einen Blick. Er war zwar ein guter Verlierer, aber seine Niederlage beim Sportfest nagte immer noch an ihm. Es hätte ein so einfacher Kampf sein können. Es hätte leichter sein sollen, als einem Kleinkind einen Lolli wegzunehmen. IV. Sein Herz hämmerte gegen seinen Brustkorb und er war sich sicher, dass man es hören könnte, es hören würde, wenn er sich nicht zusammen riss. Shinsō atmete tief durch und fuhr abrupt zusammen, als sie die Tür öffnete. Verdammt! Er hatte sich nicht mal bemerkbar gemacht! Hatte sie gerochen, dass er hier stand? „Da bist du ja, Purple-Boy! Wir haben schon auf dich gewartet!“ Sie griff ihn bei der Hand und zog ihn mit einen kräftigen Ruck in den Raum. Die Holztür fiel viel zu laut hinter ihm ins Schloss. V. „Hey, Shinsō!“ Midoriya kam freudestrahlenden und mit einer braunen Brottüte auf ihn zu. Er fragte erst gar nicht, ob er sich zu ihm setzen durfte, er tat es einfach. „Ich dachte mir, wir könnten zusammen Mittagessen.“ „Und vorher zu fragen kam dir nicht in den Sinn?“ Midoriya schien bei diesen Worten noch ein wenig kleiner zu werden, als er es ohnehin schon war und er schaute verlegen zur Seite. „Du hast hier so alleine gesessen und ich... Ich kann auch wieder gehen.“ „ Solltest du, huschte es ihm durch den Kopf, aber es würde nur ein Gedanke bleiben. „Wenn ich alleine sein wollte, hätte ich dich mit meiner Fähigkeit schon längst gezwungen zu gehen.“ „Oh... Okay...“ Sie schwiegen, während Izuku anfing sein Mittagessen zu essen. Ihr Schweigen hielt so lange an, bis Shinsō es nicht mehr aushielt. „Was willst du, Midoriya?“ „Dir Gesellschaft leisen...?“ „Und was willst du wirklich?“ Midoriya verschluckte sich fast an einem Bissen. „Ich kann dich auch zwingen, wenn-“ „N-nein! Schon gut.“ Izuku fuchtelte mit den Händen, wahrscheinlich sollte das Shinsō besänftigen. Was auch immer. „Ich... Also... Du hast mich neulich ignoriert und ich dachte... Ich habe mich gefragt, ob...“ Shinsō erhob sich abrupt, die Hände in die Hosentaschen gestopft. „Wenn du weißt was du sagen willst, komm wieder.“ „W-warte! Ich... Ich wollte nur wissen, ob alles in Ordnung ist. Bei dir. Du bist nicht sauer, wegen dem Sportfest, oder...?“ Shinsō war sprachlos. Dieser Kerl... Er hatte vielleicht Nerven. „Alles gut.“ „Sicher? Du siehst irgendwie so... fertig aus.“ „Das ist mein Gesicht. Ich seh immer so aus.“ „Das meine ich nicht. Du wirkst irgendwie-“ „Lass gut sein. Es ist alles okay.“ Midoriya öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, doch Shinsō grätschte dazwischen. Er konnte das nicht. „Ich habe noch was vor. Also. Ciao.“ Ohne Izuku auch nur noch einen letzten Blick zuzuwerfen, ließ er ihn dort auf der Bank sitzen. VI. Er schluckte schwer. Er wusste nicht, was er sagen sollte. Er konnte dazu nichts sagen, weil er es nicht gewusst hatte. Nichts davon. „Ich wusste nicht, dass sie das vorhatten“, sagte er und Shinsōs Stimme klang ihm so seltsam fremd in den Ohren. „Natürlich wusstest du das nicht. Es wäre nicht passiert, wenn du es gewusst hättest.“ Aizawa sah ihn verständnisvoll an, aber es machte die Sache nicht besser, machte es nicht ungeschehen und sorgte nicht dafür, dass er sich besser fühlte. Bakugo hätte sterben können. Und er hatte es nicht einmal gewusst. Das war seine verdammte Aufgabe gewesen, zu wissen, was sie vorhatten, zu wissen, was er vorhatte. „Mach dir keinen Kopf“, Aizawa legte ihm im Vorbeigehen väterlich eine Hand auf die Schulter, „Mach einfach weiter, wie bisher.“ VII. Dieser Vorfall brachte einige Veränderungen mit sich. Veränderungen, die ihm seine Mission erschwerten. Er müsste höllisch aufpassen. Gut, das musste er von Anfang an, aber die neuen Sicherheitsregelungen waren neue Steine auf seinem Weg. „Mit deiner Fähigkeit bist du der einzige, der es machen kann. Es ist gefährlich und wenn du nicht willst, musst du es nicht machen.“ Er wollte es aber. Er wollte es beweisen, wollte sich beweisen, wollte der Welt zeigen, dass er das Zeug dazu hatte. Helden setzten sich doch jeden Tag Gefahren aus. Midoriya. Kirishima. Todoroki. Sie haben sich ohne groß darüber nachzudenken in Gefahr begeben. Warum sollte er das nicht auch tun? VIII. Es war Anfang Oktober, als er sich nachts vom Schulgelände stehlen musste. Es war eine eisige Nacht, obwohl noch nicht einmal alle Blätter von den Bäumen gefallen waren. Unauffällig – wahrscheinlich schon fast verdächtig – bahnte er sich seinen Weg durch die Stadt, zum Versteckt der Schurken. Toga öffnete ihm wie die unzähligen Male davor die Tür. Dieses verdammte Mädchen! Daran konnte er sich einfach nicht gewöhnen. „Du bist der letzte, Pruple-Boy“, trällerte sie und trat beiseite, um ihn reinzulassen. Er sah sich aufmerksam im neuen Versteck um. Es war viel düsterer, als vorher. Kein Wunder, das alte Versteck wurde bis auf die Grundmauern zerstört. Hier im Untergrund... Hier würde man sie nicht so schnell finden. Noch nicht. „Ich hoffe es gibt einen guten Grund, warum wir mitten in der Nacht hier sind“, sagte Shinshō mit einem genervten Tonfall. Er hatte lange mit Aizawa geübt, so böse wie nur möglich zu wirken. Sein Blick wanderte von Shigaraki zu dem Rest der Bande. Es waren die üblichen Verdächtigen. Dabi, Toga, Kurogiri, dieser Twice. Ein paar andere Neuzugänge, die Dabi vor geraumer Zeit angeschleppt hatte. Zwei junge Männer die aussahen, als hätte er sie in der finstersten Ecke der Stadt gefunden und ein Mädchen, vielleicht so alt wie er selbst. Früh übte sich, huh? Hinzu kam der traurige Rest von Overhauls Bande, die sich ihnen angeschlossen hatten, weil es sonst keine Zuflucht mehr für sie gab. „Den gibt es.“ Shigaraki kratzte sich am Hals, wie er es immer tat und Shinsō fand es immer noch verstören. Es war eine schreckliche Macke. Wie gestört musste man sein, sich freiwillig ständig den Hals aufzukratzen? „Dann schieß' los, wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.“ Dabi lehnte sich lässig gegen die Wand hinter ihm. Shinsō hatte noch nicht herausgefunden, wer er wirklich war. Was daran lag, dass dieser Kerl auftauchte, wenn er Bock darauf hatte. Shigaraki regte sich ständig darüber auf. Aber er leistete gute Arbeit und wahrscheinlich war das noch der Grund, warum er ihn noch nicht - „Es gibt einen Verräter unter uns.“ Diesen Satz hörte Shinsō zum zweiten Mal. Tomura deutete mit dem Finger auf ihn und winkte ihn zu sich. Shinso gefror das Blut in den Adern. Das konnte nicht wahr sein! Das durfte es nicht! Hatte er sich mit irgendetwas verdächtig gemacht? Nein. Nein, nein, nein! Er wusste, dass er nicht zögern durfte, dass er es nicht sollte, weil er sich damit nur verdächtig machen würde, doch seine Beine reagierte nicht so schnell, wie sein Gehirn es ihnen befahl. Shinsō stand da, in der Goldenen Mitte, die Hände in den Hosentaschen vergraben und zu Fäusten geballt. So sehr, dass er es kaum noch spürte. Er hielt die Luft an, als Shigaraki langsam auf ihn zukam. Shinsō befürchtete, wenn er auch nur einen Atemzug tat, würde es ihn verraten. Er musste seinen Herzschlag beruhigen. Unbedingt. „Hast du echt geglaubt, ich wäre so dumm, dass du mich verarschen kannst?“ Nein. Nein, natürlich hatte er das nicht geglaubt. Nicht wirklich. Er hatte gehofft, dass er nicht auffliegen würde, dass er das hier durchziehen konnte. Natürlich war Tomura nicht dumm. Keiner von diesen Bösewichten hier war dumm. Sie hatten es geschafft, jahrelang dem Gesetz zu entkommen, sich von keinem Helden erwischen zu lassen. So etwas schaffte man nicht, wenn man dumm. Shinsō sagte nichts. Zu sehr war er darauf konzentriert die kalte Angst, die gerade an ihm hoch kroch, ihn umschlang und ihm die Kehle zuschnürte, von sich wegzudrücken. Vergebens. „Hast wohl nichts dazu zu sagen, hm?“ Nein, hatte er nicht. Was sollte er darauf auch sagen? Jedes einzelne Wort, was von ihm kommen würde, würde man ihm nicht glauben. Ganz davon abgesehen, dass seine Stimme klingen würde, als sei man einer Katze auf den Schwanz getreten. Er versuchte Tomuras Blick stand zu halten, sich seine Angst nicht anmerken zu lassen. Es war leichter gedacht, als getan. Aizawa hatte ihm viel beigebracht, hatte viel und hart mit ihm trainiert. Aber das war ein Witz im Vergleich zu dem hier. Tomura streckte die Hand nach ihm aus. Es war vorbei. Er würde sterben. Hier und jetzt. Ohne auch nur irgendeine wertvolle Information herausgefunden zu haben. Er hätte seine öfters benutzen sollen. Ihm wurde mehr als nur eine gute Chance dazu geboten. Und jedes Mal hatte er gezögert, weil es ihm zu riskant war. Er hätte es einfach wagen sollen. Hätte sich mutig in den Kampf stürzen sollen. So, wie es die Helden taten. Mit einem Ruck wurde er beiseite gezogen und Shinsō landete unsanft auf den Boden, direkt neben Toga, die ihn breit angrinste. Was-? „H-halt! N-nicht!“ Twice schubste einen der Neuzugänge direkt vor Shigarakis Füße. „Vollidiot“ Der Schrei des Mannes ging Shinsō durch Mark und Bein, und sorgte dafür, dass sich seine Eingeweide einmal drehten. Dann war alles vorbei. Toga zog ihn wieder auf die Beine. „Wenn du mir noch mal einen Verräter anschleppst, Dabi, dann töte ich dich gleich mit.“ Dabi zuckte nur gleichgültig mit den Schultern. IX. Shinsō rannte den Rest des Weges zurück zur Schule, als er sich sicher war, weit genug vom Hauptquartier entfernt zu sein. Trotz der Kälte war ihm unglaublich heiß und er war auf halber Strecke vollkommen durchgeschwitzt. Die bedrohliche Atmosphäre verfolgte ihn für den Rest der Nacht, ebenso wie Togas aufbauende Worte. „Keine Sorge. Wenn wir glauben würde, dass du ein Verräter wärst, hätten wir dich schon längst getötet.“ X. „Was fehlt die denn, mein Junge?“ „Ich schlaf' nicht gut.“ „Hmm.“ Recovery Girl musterte ihn von oben bis unten. Zwei Wochen war es her und die Nächte, in denen er einen ruhigen Schlaf gehabt hatte, konnte er an einer Hand abzählen. Die ältere Dame drückte ihm ein weißes Tütchen in die Hand. „Trink jeden Abend eine Tasse von diesem Tee. Das sollte helfen. Wenn nicht, komm wieder.“ Shinsō nickte. Natürlich würde sie nicht ihre Fähigkeit einsetzen, um ihm Abhilfe zu schaffen. Seine Schlafstörungen konnte man nicht einfach so weg küssen. XI. Es gab ein neues Versteck. Tomura hatte es geändert, damit man sie nicht so schnell fand. Ein logischer Entschluss, um nicht das geringste Risiko einzugehen. Shinsō versuchte es positiv zu sehen: so entdeckte er Ecken der Stadt, die ihm bislang unbekannt waren. Wenn er sich die Gegen genauer ansah, wusste er auch warum. „Bedankt euch bei ihr, sie hat's vorgeschlagen“, Shigaraki deutete auf das Mädchen, was in dieser Nacht auch dabei gewesen war. Sie lächelte ein wenig und zwirbelte sich eine Haarsträhne zwischen den Fingern. „Ich hatte noch gar keine Gelegenheit mich vorzustellen“, sagte sie und ihre Stimme kam Shinsō irgendwie vertraut vor. Er durchforstete seine Erinnerungen. Nein, er war sich sicher, dass sie beim letzten Mal nicht viel gesagt hatte. Woher- „Ich bin Hagakure Tōru und ich“, sie trug noch immer ihr Lächeln auf den Lippen, als sie verschwand, „kann mich sichtbar machen, wenn ich will. Meistens bin ich aber unsichtbar.“ Shinsō starrte wie gebannt auf den Haufen Kleidung, der nun ohne Körper in der Luft stand. Er war froh, dass alle Blicke auf Hagarkure gerichtet waren, sonst hätte seine Fassungslosigkeit ihn jetzt verraten. Es war sie. Er stellte sich nicht die Frage nach dem Warum. Er hatte es aus offensichtlichen Gründen nicht bemerkt. Niemand hatte das. Woher auch? Sie fiel nicht auf. Natürlich nicht. Shigaraki erklärte allen, wer sie war und was sie für sie bislang getan hatte. Sie hatte das geheime Trainingscamp verraten und auch sie erwähnte ganz beiläufig, dass sie Tomura auch gesagt hatte, dass sie mit ihren Freunden shoppen gegangen war. Eine perfekt aufgestellte Falle, die nur dank Uraraka nicht zugeschnappt war, wie Tomura es sich vorgestellt hatte. Shinsō hörte die Worte zwar - jedes einzelne - doch er war gedanklich mit anderen Dingen beschäftigt. Hagakure wurde vor seinen Augen wieder sichtbar und warf ihn einem Blick zu. Oh, er verstand ganz genau. XII. Sie sprach kein einziges Wort mit ihm. Stattdessen drückte sie ihm nur einen Zettel in die Hand. »Passt auf, Shinsō-kun. Du bist auf sehr dünnem Eis. Du solltest dich mehr anstrengen, sonst bist du der nächste, der ins Gras beißen wird.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)