Remember Our Love von blackNunSadako ================================================================================ Kapitel 2: One second till I lost you again ------------------------------------------- Zwischen den reißenden Flammen, in meinem Käfig aus Feuer und Rauch, habe ich das leuchtende Rot deiner Haare erblickt... Der deinige Rotton ist so viel intensiver gewesen, als das Flammenmeer, welches uns verschlungen hat...   Die Decke ist über mir eingestürzt, ein ohrenbetäubendes Krachen die schwere Geräuschkulisse begleitend, doch habe ich einen Hoffnungsschimmer besessen...   Deinen Namen habe ich rufen wollen, habe dir sagen wollen, dass es mir leid tut... und dass es meine Schuld gewesen ist... Nichts hat meine zugeschnürte Stimme über meine Lippen gebracht...   Begraben unter den hölzernen Trümmern, habe ich mit letzter Kraft meine tätowierte Hand nach dir ausgestreckt... Aber hast du sie nicht nehmen können...   Ich habe deinen Mantel brennen sehen, das Feuer sich über deine Schulter bis zu deinem Gesicht ausbreitend, doch ist es dir vollkommen gleich gewesen... Für mich hast du dich immer weiter durch die Flammensäulen gekämpft...   Deine Augen, getränkt von Verzweiflung und Besorgnis, haben einzig und allein mich gesehen... Ihr Bernstein in tausende Splitter zerbrochen, als sie meine leblose Figur erfasst haben...   Der körperliche Schmerz ist Nichts, im Vergleich zu der seelischen Wunde, die dein gebrochener Anblick in mir hervorruft... Das Leid, welches ich dir zugefügt habe, ist unentschuldbar...     ...Verzeih mir, Kid...       ~♡~         Schweißgebadet wachte ich auf, schreckte ruckartig hoch und legte meine Hand locker an meine kalt-benässte Stirn. Seufzend bemerkte ich dann das brennende Stechen meines Hinterkopfes, welcher ein permanentes Dröhnen durch meine Nervenbahnen schickte und damit meine Kopfschmerzen verschlimmerte.   Nichts. Die unklaren Bilder meines ruhelosen Traumes waren vollends verblasst.   Mein Unterbewusstsein verweigert es mir, mich an diesen Tag zu erinnern..., schlussfolgerte ich und deutete die Symptome als ausdrückliches Warnsignal meines Geistes, welcher verhindern wollte, dass ich mir die Momentaufnahmen in mein Gedächtnis rief.   Die Ungewissheit und das hartnäckige Pochen störten mich außerordentlich. Fragen hatte ich genügende, Antworten konnte ich von selbst nicht finden.   Was, wenn mein geistiger Zustand sich nicht bessern wird?   Werde ich dadurch ein anderer Mensch werden..?   Ich weiß ja nicht einmal, welche Art von Person ich früher gewesen bin...   Auch nach minutenlangem Nachdenken kam ich zu keinem Ergebnis, was mich ärgerte. In wie weit sich mein momentanes Verhalten von meinem sonstigen Benehmen unterschied und ob sich mein Charakter in meinem Heilungsprozess ebenfalls entfremdet hatte, konnte ich selbst nicht beurteilen.   Ausgeruhter, als zuvor, fühle ich mich zudem nicht im Geringsten.   Wie spät es wohl ist?, fragte ich mich nach einiger Zeit und seufzte tief, während mein entkräfteter Blick zu meiner linken Bettseite schweifte, an welcher der schmale Beistelltisch, mitsamt einer Uhr stand.   Das Krankenzimmer wurde in ein seicht-dunkles Licht gehüllt, die Vorhänge waren zugezogen und ließen die Laternenlichter der nächtlichen Straßen nicht hindurchdringen. Einzig der untere Spalt der Tür, die zu dem beleuchteten Krankenhausflur führte, warf einen blassen Lichtstrahl in die kahle Räumlichkeit.   Meine silbernen Augen erfassten nun die Zahlen des digitalen Weckers, welcher in einem dunklen Grünton aufleuchtete. [03:05 ]Uhr, las ich gedanklich den Display und ließ meinen müden Blick langsam weiter durch den verdunkelten Raum schweifen... Ehe mir der Schrecken durch alle meine Glieder fuhr.   Tonlos, beinahe leblos und wie eingefroren lächelnd, saß der orangehaarige Pfleger auf dem Hocker neben meinem Bett. Hinter seinen getönten Gläsern starrten seine größer werdenden Pupillen mich intensiv an, allem Anschein nach hatte er sich seit einigen unbestimmten Minuten keinen einzigen Millimeter bewegt. Seiner Anwesenheit wurde ich mir nun erst bewusst.   Die Bezeichnung `makaber und äußerst beunruhigend´ traf das Bild wohl am ehesten, welches die strahlende Statue abgab, die im nächsten Atemzug wieder ins Leben fand.   „Guten Morgen, Law~!“, rief er in einer nervenaufreibenden Lautstärke, sprang urplötzlich von seinem Platz auf und winkte mir freudig zu, während ich ihn mit zusammengezogenen Augenbrauen minder verstört anschaute.   Shachi ignorierte meinen überaus gereizten und tödlichen Blick, den ich ihm nun zuwarf, und begann dann wie ein Wasserfall zu reden, dabei gestikulierte er hektisch mit seinen Händen in der Luft umher. „Wie geht’s dir? Hast du gut geschlafen? Brauchst du was? Kann ich dir was bringen? Soll ich dir bei irgendwas helfen? ...“   Ab einem gewissen Zeitpunkt hörte ich dem redebedürftigen Phrasenmäher, welcher nicht einen Atemzug beim Sprechen brauchte, schlichtweg nicht mehr zu. Stattdessen griff ich mit meiner Hand langsam, wie in Zeitlupe, nach der Ruf-Fernbedienung, die an meiner rechten Bettseite angebracht war.   „Und sobald du wieder gesund bist, Law, dann können wir- ...Warte, was hast du vor?! Nein, tu das n-! ...Menno...“   Als ich schweigend den Knopf der Rufanlage drückte, verstummte Shachi schließlich in Begleitung eines trotzigen Schnaufens, während er seine Arme vor seiner Brust verschränkte und beleidigt seine Backen aufblies. Keine Sekunde später riss er seine verdeckten Augen auf, sich panisch seine zerstreuten Haare raufend, indessen er realisierte, wen ich mit dem Betätigen des Knopfes herbeordert hatte.   In dem Augenblick, als die lauten Schritte des braunhaarigen Arztes durch die verlassenen Krankenhausflure hallten, versteckte sich der Pfleger - der eigentlich im Dienst war und niemals hätte hier sein dürfen – mit einem fluchtartigen Sprung unter meinem Krankenbett.   Unfassbar, welch sonderbare Arbeitskräfte ich über die Jahre eingestellt haben soll...   Mit einem Augenrollen kommentierte ich die unreife Reaktion des hyperaktiven Jugendlichen, während ich ungeduldig mit meinen Fingern neben mir auf die Matratze trommelte, auf das Eintreffen Penguins wartend. Nachdem dieser durch die Tür trat, zeigte ich mit meinem Zeigefinger auffordernd unter mein Bett, um dem Arzt mein Anliegen auch ohne Worte mitzuteilen. Aus dem Augenwinkel las ich dabei flüchtig meine mir fremde Handtätowierung: `DEATH´, welche mir bis dahin nicht aufgefallen war, mich jedoch derzeit nicht sonderlich störte.   Dass Shachi dann von sich aus die Flucht ergriff, und mit einem gerufenen: „Sorry!“, flink durch die offene Tür und anschließend über die Gänge sprintete, war mir ebenso gleich. Endlich hatte ich die Ruhe, nach der ich mich sehnte.   „Dieser Idiot..! Verdammt, ich hätte besser auf ihn aufpassen sollen“, erklärte Penguin sich seufzend, in Richtung der leicht schwenkenden Tür blickend, während er sich mit seiner Hand schuldbewusst über seinen Nacken strich.   Nachdem er sich wieder zu mir umgedreht hatte, überreichte er mir schweigend einen Schmerztabletten-Blister, den ich dankend annahm, und überprüfte im Anschluss meine vitalen Werte, die unverändert, im normalen Bereich, geblieben waren. Auch er fragte mich, ob ich noch etwas benötigte, was ich mit einem Kopfschütteln verneinte, bevor er das Zimmer wieder leisen Schrittes verließ.   Beim Gehen schloss Penguin die Tür hinter sich und ließ mich abermals allein mit meinen verworrenen Gedankengängen und dem eisigen Wind, welcher durch das offene Fenster zog. Erst wenige Augenblicke später bemerkte ich den rapiden Temperaturunterschied, gleichzeitig weiteten sich meine Augen merklich.   Das Fenster ist die ganze Zeit über geschlossen gewesen..., erinnerte ich mich und zog eine Augenbraue fragend nach oben, während mein Blick eilig zu den wehenden Vorhängen und der angelehnten Fensterscheibe schweifte... die zeitgleich geräuschvoll eingetreten wurde. Mit einem lärmenden Krachen sprang das Fenster augenblicklich aus seinen Angeln.   In der selbigen Sekunde sah ich den dunklen Springerstiefel, mit dem er sich auf dem Fensterbrett abstieß, seine Hände Links und Rechts am Rahmen abstützend, ehe er mit einem gekonnten Sprung in mein Krankenzimmer stieg. Für einen kurzen Moment verdeckte der wehende Vorhang seine breit gebaute Figur, während ich mir vorstellte, wie er die Feuerleiter hochkletterte, um zu mir in das dritte Stockwerk zu gelangen.   Als er dann, oberkörperfrei und vom Regen vollends durchnässt, hinter der Gardine hervortrat, seine roten Lippen zu einem selbstüberzeugten Grinsen verzog und mit seinen Fingern einmal durch seine tropfenden, wild abstehenden Haare fuhr, blinzelte ich mehrmals, um meinen Augen begreifbar zu machen, was mein Verstand nicht erfassen wollte.   Träume ich..? Oder ist dieser Geistesgestörte tatsächlich in mein Zimmer eingebrochen?   Ich ließ ihn nicht aus meinen Augen, beobachtete ihn kritisch und verfolgte jede seiner Bewegungen mit einem Hauch von Skepsis und Interesse. Dieser Mann war gefährlich und zu allem bereit.   Im Gegensatz zu unserer ersten Begegnung schien er bei vollen Kräften, wie auch eisern entschlossen zu sein. Seine ausdrucksstarke Präsens ließ alles andere neben ihm nichtig wirken, sodass ich nichts außer ihn sah. Wie er langsam auf mich zulief, indessen sich mein Puls und meine Atmung unbewusst beschleunigte.   Einige Regentropfen rannen langsam an seinen trainierten Brustmuskeln hinab, ehe sie winzige Spuren auf dem hellen Linoleumboden hinterließen, über welchen er festen Schrittes ging. Seine bernsteinfarbenen Augen ruhten auf mir, zielgerichtet visierten sie mich an, während er Meter für Meter die Distanz zwischen uns reduzierte. Bis er letztlich grinsend neben meinem Bett zum Stehen kam.   „Hier bin ich“, begann er voller Stolz und zeigte mit seinem Daumen auf seine geschwollene Brust, die Begrüßung schlicht außen vor lassend. „Hat bloß länger gedauert, weil der Vogel in der weißen Zwangsjacke mich nich' vorbei gelassen hat“, brummte er weiter und ließ sich dann, wie selbstverständlich, auf den niedrigen Hocker neben meinem Bett fallen.   Seinen Ellenbogen stützte er auf dem Rand meiner Matratze ab, sein Kinn auf seiner lockeren Faust ablegend, ehe er sich provokant grinsend zu mir vor beugte. „Na, hast'e mich vermisst?“   Und wie ich das habe...   „Ich kann mir wahrlich nichts schöneres vorstellen, als um drei Uhr nachts Besuch von einem begossenen Einbrecher zu bekommen, der mir das Laken meines Bettes aufweicht“, beendete ich meinen von Sarkasmus untermalten Gedankengang sprechend und verschränkte dann meine Arme vor meiner Brust, während ich meinen Oberkörper ein Stück weit von ihm wegdrehte. Er war mir viel zu nah.   Skeptisch musterte ich seine noch breiter grinsende Mimik mit einem misstrauischen Seitenblick und versuchte den Mann vor mir objektiv einzuschätzen, was mir mit einem übermüdeten Geist jedoch nicht gelingen sollte.   Ich kann sein Verhaltensmuster nicht einordnen, noch vorausahnen... Sein Temperament wirkt unberechenbar...   Was ihn beinahe wieder interessant werden lässt...   Meine Bemerkung tat er mit einem rauen Lachen ab, welches meine Nackenhaare unwillkürlich aufrecht stellte. Dann hielt er mir plötzlich eine gepunktete Mütze hin, welche er aus der Innentasche seines durchnässten Mantels hervorholte. Die Plüschmütze war als Einziges trocken geblieben.   „Weiß nich', ob du dich an das uralte Teil erinnerst...“, sprach er in einer leiser werdenden Klangfarbe und betrachtete sich für einen Moment die weiß-braun gefleckte Kopfbedeckung mit einem resignierenden Ausdruck in seinen gedankenverlorenen Augen, ehe er seinen Blick wieder mit dem fragenden Meinigen kreuzte. „Den Fetzen hab ich noch nie leiden können, aber er gehört zu dir, also hab ich ihn dir mitgebracht.“   Kurz besah ich mir die Mütze, deren Muster und Farbe überaus passend für ein geschmackvolles Accessoire war. Annehmen wollte ich dennoch nichts von dem Fremden, da ich von Natur aus einen von Misstrauen und Logik geformten Charakter besaß, welcher die zuvorkommende Geste hinterfragte.   Wer weiß, ob er nicht eine Gegenleistung dafür fordert?   Abermals formten sich seine Lippen zu einem Grinsen, herausfordernd, während er das gefleckte Kleidungsstück mit einer gespielt-langsamen Handbewegung aus meinem Blickfeld nahm, in Richtung des Mülleimers bewegend.   „Wenn du den Lumpen nich' mehr haben willst, werf' ich ihn halt weg-“, griffen meine tätowierten Finger schneller nach der Mütze, als dass mein Verstand mit der Reaktion meiner Muskeln hätte mithalten können. Eilends riss ich ihm den gefleckten Stoff aus seiner Hand, streifte dabei für einen nicht wahrnehmbaren Augenblick zwei seiner rauen Finger und zog meine eigenen eilig zurück.   „Ich werde sie behalten“, entgegnete ich ihm mit fester Stimme, den triumphierenden und zufriedenen Ausdruck seiner markanten Gesichtszüge geflissentlich ignorierend, indessen ich meine rechte Hand beharrlich in den weichen Stoff der Mütze klammerte.   Argwöhnisch sah ich ihn dann mit hochgezogener Augenbraue an. „Und nun erklären Sie mir, was Sie nachts in meinem Zimmer verloren haben, Mister-...“   „Eustass. Eustass Kid, seines Zeichens der perfekte Liebhaber und ein echtes Prachtexemplar eines Mannes“, fing er mit von Stolz erfüllter Brust an zu erzählen, seine goldenen Augen vor Selbstvertrauen leuchtend, doch ließen mich seine prahlerischen Worte kalt.   „...Mister Eustass. Wenn Sie nun damit fertig sind, sich selbst zu bewundern, tun Sie mir einen Gefallen: Stellen Sie Ihr 'perfektes' Abbild woanders aus“, blieb meine Stimme monoton, jedoch autoritär, während ich mit meinem auffordernden Blick zu dem aufgerissenen Fenster zu meiner Rechten deutete. Allerdings interessierte ihn meine unmissverständliche Anweisung in keinster Weise.   „Nope, der knochenharte Hocker is' gerade echt bequem. Ich bleib noch 'ne Weile hier“, gähnte er gelangweilt, verschränkte dann schulterzuckend seine Arme hinter seinem Kopf und lehnte sich grinsend nach hinten.   Seinen belustigten Blick nicht von dem gereizten meinigen ablassend, trieb er seine Dreistigkeit abermals an die Spitze, zog seine nassen Stiefel aus und legte dann seine Füße provokant auf dem Rand meiner Matratze ab. Seine grauen Socken zierte je ein schwarzer Zahnrad-Smiley, dessen Mund zugenäht war.   Ich habe weder die Nerven, noch die Kraft um mich über dieses Dilemma von hohler Muskelmasse aufzuregen... Was denkt dieser Prolet, wer er ist?   Darüber hinaus sagt mir mein Gefühl, dass er etwas vor hat... Und dass es mir nicht im Geringsten gefallen wird...     In dem Moment, als sich seine roten Lippen zu einem dunklen Grinsen verzogen und in seinen dominanten Augen der Funke der Entschlossenheit aufblitzte, wusste ich, dass er mein Schicksal im Alleingang besiegelt hatte.   „Hey, Traf...“, raunte er mir leise zu, seine tiefe Stimme untermalt von einem äußerst verdächtigen Unterton und einer überaus beunruhigenden Mimik, die nichts Gutes verheißen konnte. Und ich sollte recht behalten.   „Ich werde jetzt mit dir durchbrennen.“       --       Ein Rollstuhl fällte schließlich mein Urteil. Wo er ihn aufgetrieben hatte, interessierte mich ebenso wenig, wie es die Durchführung seines glorreichen Planes tat. Mich unbemerkt aus dem Krankenhaus zu bringen war so gut wie unmöglich.   Ich frage mich, ob dieser Holzkopf noch ganz bei Trost ist... Und wie er darauf kommt, dass ich ihm meine Zustimmung dafür gebe...   Davon abgesehen, dass die gedankenlose Aktion eine vollends umnachtete Idee von ihm war, wirkte dieser Mann alles andere als vertrauenerweckend auf mich. Meine interessierten Augen wollten dennoch nicht von ihm ablassen, sodass ich ihm stumm dabei zusah, wie er das krankenhäusliche Transportmittel eilends durch die Tür in mein Zimmer beförderte. Mit dem blassblau-farbenen Stuhl stellte er sich dann vorfreudig grinsend an meine rechte Bettseite.   Vollkommen von sich selbst überzeugt stützte er seinen Ellenbogen nun auf einem der metallenen Griffe des Rollstuhls ab, schwenkte seine Hand auffordernd auf den Platz des selbigen und zog dabei seine Mundwinkel weit nach oben.   „Entweder du setzt dich freiwillig in das Teil“, begann er mit belustigter Stimme, die einen äußerst bestimmenden Ton, wie auch einen Hauch von Herausforderung besaß. „Oder ich verfrachte deinen Arsch höchstpersönlich da rein.“   Dass er seine Drohung wahr machen würde, sah ich an seinem unbeirrbaren Blick, welcher auf meinen undurchschaubaren Gesichtszügen ruhte. Gegen meine Erwartung schien er tatsächlich auf meine Antwort zu warten, was mir genügend Zeit gab, um über sein ominöses Angebot nachzudenken.   Es wäre überaus töricht von mir, wenn ich mich von solch einem unzurechnungsfähigen Idioten entführen ließe...   Andererseits könnte ich nach Antworten suchen, statt an diesem farblosen Ort hier zu bleiben...   Nach einigen Augenblicken, in denen ich meine innere Entscheidung fällte, setzte ich letztlich zum Sprechen an. Meine Stimme war ebenso sicher und fest, wie es mein Entschluss war.   „Erteilen Sie mir keine Befehle“, zischte ich ihm leise zu und warf ihm einen tödlichen Seitenblick zu, welchen er mit einem: „Würde mir doch nie einfallen...“, kommentierte.   Mit meinen Handflächen stützte ich mich nach oben und schwang dann langsam meine Beine über den Rand des Bettes, was ihn sichtlich zufrieden stellte, mich hingegen deutlich reizte. „Wenn Sie weiterhin so dümmlich grinsen, werden Sie in naher Zukunft auf meinem Operationstisch liegen“, war mein Versprechen an ihn unmissverständlich, zeitgleich fielen seine Mundwinkel wieder rasch nach unten.   Wie von selbst setzte ich mir unbewusst die gefleckte Plüschmütze locker auf meinen Kopf und rutschte dann wortlos von meinem Bett in den Sitz des Rollstuhls.   Meinen Rücken hatte ich ihm zugewandt, nicht die geringste Gefahr dabei fühlend, während sich auf seinen Gesichtszügen ein sichtlich erleichtertes Abbild widerspiegelte, welches meinen Augen allerdings verborgen blieb. Es war eine überaus vertrauliche Geste, die ich ihm entgegenbrachte. Ihn nicht ansehen zu können bedeutete, ihm schutzlos ausgeliefert zu sein, falls er niedere Absichten gegen mich hegen sollte.   Ich konnte nicht sagen, was mich schließlich dazu bewegt hatte, ihm mein Vertrauen zu schenken, konnte die Reaktion meines Körpers nicht nachvollziehen, der sich in seiner Nähe sicher fühlte...   Eines wusste ich jedoch mit Gewissheit zu deuten: Meine unkontrollierten Herzschläge, die wegen Aufregung und Ungewissheit ihren Rhythmus vervielfachten, als er sich mit mir auf den Weg in die Freiheit begab.   Erst in diesem Augenblick wurde mir bewusst, wie sehr ich mich nach ihr sehnte.   Nichts, als die kahlen Wände meines Zimmers, habe ich seit meinem Erwachen gesehen... In vollkommener Isolation, eingesperrt in einem Käfig aus leerlaufenden Gedankengängen...   Was mich wohl hinter meinen weißen Mauern erwarten wird..?     Für Kid schien es keine Hürde zu geben, die er nicht überwinden konnte. Er wirkte freier, als jeder andere, und besaß eine außergewöhnlich starke Ausstrahlung, mit der er mir jegliche Zweifel augenblicklich nahm. Selbst meine Kopfschmerzen hatte er mit seinem ungestümen Auftritt vertrieben.   So erschufen wir eine neue Erinnerung, gezeichnet von dem pulsierenden Adrenalin in meinen Blutbahnen und dem rauen Auflachen seiner kraftvollen Stimmfarbe.   In ebendiesem Moment flimmerte ein einziger Gedanke durch meinen Geist, der mir keine Ruhe mehr geben wollte:   Ist Eustass Kid womöglich die Antwort, nach der ich suche?           ###           Mit vollem Karacho preschte ich, mitsamt dem rollenden Metall und meiner Jagdbeute, durch den endlosen Irrgarten von weißer Langeweile. Die Rollräder knatterten mit einem dauerhaften Quietschen, während meine triumphierende Lache laut durch die ausgestorbenen Flure schallte.   Dass ich damit sicher einige der Gefängnisinsassen aus ihren Betten scheuchte, ging mir genauso am Arsch vorbei, wie es die Schmeißfliege tat, die urplötzlich unsere Verfolgung aufgenommen hatte.   „Sofort stehen bleiben!“, quakte der Kappenlurch uns hinterher, während ich einen Zahn zulegte und beim Rennen einen kurzer Blick hinter uns warf.   Pah, als ob ich mir von irgendjemandem Befehle erteilen lassen würde...   Der Vogel in Weiß war halbnackt, trug weder Zwangsjacke noch Kappe, bloß seine weiße Hose, die er beim Laufen festhalten musste. Seine rostbraunen Haare in alle Himmelsrichtung abstehend, versuchte er vergebens mit mir mitzuhalten.   Killer hat ganze Arbeit geleistet..., dachte ich mir grinsend und richtete meinen Blick wieder nach Vorne auf den leeren Gang, inklusive dem geschlossenen Fahrstuhl, der für meinen Geschmack immer noch viel zu weit weg war. Fuck, hätte er ihn nicht noch länger hinhalten können?   Naja, wenigstens kann ich Killer später damit aufziehen und ihm feierlich den Titel: `Schnellschießer´ verleihen..., formten sich meine Lippen zu einem schadenfrohen Grinsen, weil ich das mit Sicherheit tun werde, obwohl ich wusste, dass Gevatter Taube uns frühzeitig durch die Kameras gesehen haben musste.   Jetzt waren es bloß noch zehn Meter, die Trafalgar und mich von der metallischen Büchse trennten, die ich mit gefühlten 200 km/h ansteuerte.   Der fluchende Arzt weit hinter uns wollte nicht den Schnabel halten, was mich echt nervte, doch hatte ich ein klares Ziel vor Augen, auf das ich mich voll und ganz fixierte. Als der Vogel merkte, dass er gegen mein Tempo nicht ankam, griff er nach seinem Schwesterntelefon und hetzte mir seinen Schoßhund auf den Hals: Den orangehaarigen Chihuahua, den ich liebevoll `Fußhupe´ nannte.   „Shachi, schnapp' ihn dir!“, hörte ich ihn noch rufen, während ich mit meiner Faust mehrmals heftig gegen den Knopf schlug, der die geschlossenen Metalltüren des Fahrstuhls verdammt nochmal endlich öffnen sollte. Sekunden, die sich wie beschissene Stunden anfühlten, stand ich vor dem Teil, dachte daran, mir Trafalgar über die Schulter zu schmeißen und die Treppe zu nehmen, während der Miniatur-Zwergpinscher, vom anderen Ende des Flurs aus, auf uns zu sprintete. Der Giftzwerg ging ab, wie eine gezündete Rakete.   Aus dem Augenwinkel sah ich Killer aus dem Aufenthaltsraum schleichen, wo er weniger Spaß hatte, als er sich erhoffte, und dann flüchtend in Richtung Feuerleiter pirschen. Zeitgleich ertönte das erlösende Klingeln der sich öffnenden Türen des Fahrstuhls, in den ich Trafalgar keine Sekunde später schob.   Mit einem dreckigen Grinsen auf meinen roten Lippen winkte ich dem orangehaarigen Pfleger noch zu und drückte mit meiner anderen Hand rechts auf den Knopf für das Erdgeschoss. Die Türen schlossen sich direkt vor Sashimis - oder wie auch immer er hieß - Nase, die er sich beinahe eingeklemmt hätte.   Meine Fresse ist das arschknapp gewesen! Nicht, dass ich je an meiner Aktion gezweifelt hätte...     Während unserer Fahrt nach Unten atmete ich kurz auf, so war das Ganze echt nicht geplant gewesen. Eigentlich wollte ich Trafalgar pünktlich um Acht Uhr nach Öffnungszeit der Irrenanstalt besuchen gehen, doch war mir in unserer Bude die Decke auf den Kopf gefallen, da konnte ich es echt nicht mehr aushalten. Alles andere hatte sich halt so ergeben.   Erst nach mehreren Momenten fiel mir auf, dass Trafalgar die ganze Zeit über auffällig ruhig war, was mich wunderte. Seit unserem Ausflug hatte er keinen Ton von sich gegeben, sich auch nicht beschwert oder einen seiner sonstigen Bemerkungen abgelassen.   Eine meiner nicht vorhandenen Augenbrauen hochziehend, beugte ich meinen Oberkörper von hinten weiter zu dem Rollstuhl und warf dann einen Blick über seine rechte Schulter.   Wo ist denn Trafalgars große Klappe h-?   „Ich würde es bevorzugen, wenn Sie es unterlassen, mir in mein Ohr zu schnaufen, wie ein Ochse in seiner Brunftzeit“, kommentierte er meine schnellere Atmung mit scharfer Stimme, während er seinen Kopf leicht zu mir umdrehte und ihn zeitgleich seitlich neigte, dabei funkelten seine silbernen Augen mich gereizt an. Haargenau zwei Sekunden brauchte ich, bis ich geschnallt hatte, was er damit meinte.   So, so, ich bin ihm also zu nah, was? Tja, aber ich hab absolut keinen Bock drauf, das zu ändern...   Ein Grinsen zog sich über meine roten Lippen, die ich jetzt mit voller Absicht näher an sein rechtes Ohr bewegte. So nah, dass mein warmer Atem seine beiden goldenen Ohrringe streifte.   „Weißt du, Law...“, hauchte ich ihm dunkel wispernd zu, „Dass ich von hier oben unter deinen dünnen Kittel sehen kann..?“   Und wie ich das konnte, die graue Patienten Aufmachung war viel zu groß für ihn. Mir gefiel die Aussicht, sehr. Verdammt, er trug nicht mal fucking Unterwäsche.   Nie und nimmer hätte Trafalgar zugegeben, dass es ihm peinlich war. Als er knurrend seinen Kopf von mir wegdrehte, konnte ich in der spiegelnden Fahrstuhltür den leichten Rotschimmer sehen, den er mit seiner ausdruckslosen Mimik zu verstecken versuchte. Sein genuscheltes `Schön für Sie´, war fast komplett unverständlich, weil sein abfälliges Knurren seine Worte verschluckte.   Das Läuten des Fahrstuhls unterbrach den stillen Moment, die sich öffnenden Türen meine Aussicht auf sein Gesicht vernichtend, bevor uns der dunkle Eingangsbereich des Erdgeschoss' begrüßte. Vom Fahrstuhl aus konnte ich schon die gläserne Doppeltür sehen, die auf direktem Weg nach Draußen führte. Doch legte ich Trafalgar zuerst wortlos meinen mittlerweile trockenen Mantel über seine Schultern.   Seinen fragenden und zugleich irritierten Blick ignorierte ich, blickte stur auf das Ziel vor meinen Augen und umklammerte mit meinen Fingern die Griffe seines Rollstuhls um einiges fester. Jetzt hieß es: Gas geben und die Reifen durchbrennen lassen.   Genau das tat ich dann auch, während sich ein breites Grinsen bis über meine beiden Wangen zog. „Festhalten!“, war meine letzte Warnung an meinen Fahrgast, ehe ich losrannte und nicht ein einziges Mal zurückschaute. Immer geradeaus, Schritt für Schritt über den frisch geputzten, arschglatten Boden, der uns einen ordentlichen Temposchub gab.   Meine rechte Hand legte ich beim Rennen bestimmend auf Trafalgars rechter Schulter ab und hielt nicht in meiner Bewegung an. Nicht, dass ich das hätte jetzt noch tun können... Im Nachhinein fiel mir auf, dass mein Plan vielleicht eine echte Schnapsidee gewesen war, deren Shot ich jetzt wohl oder übel austrinken musste.   Wir konnten nicht mehr bremsen, steuerten mit Vollgas schlitternd auf die geschlossenen Glastüren zu und näherten uns rapide der unvermeidlichen Kollision mit der knüppelharten Panzerglasscheibe.   Oh Shit, gleich kracht's... Fuck... Du willst mich doch jetzt verarschen, oder?   Wir sind sowas von am A- Ne, doch nich'... das Teil hat 'nen automatischen Türöffner...   Also hat Killer vorhin das Sicherheitssystem der Tür ausgeschaltet...   Beide Glasscheiben schoben sich zeitgleich, nach Links und nach Rechts, aus meinem Blickfeld, den Weg komplett freigebend. So konnten wir problemlos durch die große Eingangstür prettern. Die Rollstuhlrampe vereinfachte das Ganze, sodass wir im nächsten Augenblick den arschkalten Wind der Herbstnacht in unsere Gesichter geknallt bekamen. Wenigstens hatte es aufgehört, wie aus Fässern zu kübeln.   Meine Laune war fucking bombastisch. Nichts konnte uns jetzt noch aufhalten. Niemand konnte sich mir in den Weg stellen. ...Außer Karma, der Hure, die mir mit einen kräftigen Tritt in meine Eier wieder die Stimmung versaute.   Hab ich `bombastisch´ gesagt..? Ich hab explosiv gemeint!     Das Augen ausstehende, grell-blaue Licht der in den Ohren blutenden Polizeisirene war ein echter Stimmungskiller. Der Tropfen, der mein inneres Pulverfass zum Überlaufen brachte, waren die beiden von mir verhassten Figuren, die aus dem Polizeiwagen stiegen.   Mit einem lauten Knall schlug Smoker die Fahrertür zu und stampfte festen Schrittes in unsere Richtung, während wir durch den Bordstein vor der Klinik ausgebremst wurden, bis wir langsam zum Stehen kamen.   Hinter dem Kotzbrocken folgte die Streuselvisage, die ich genauso verabscheute, wie das uniformierte Hackgesicht selbst. Der ätzende Anblick von dem Kerl war mir Wochen erspart geblieben und genau jetzt musste er mir seine Strahle-Fratze wieder auf die Fresse drücken. Gleichermaßen stolzierte er neben Smoker auf uns zu.   Ace wurde mit Sicherheit von dem alten Knacker Garp dazu verdonnert, 'freiwillige' Sozialstunden unter der Haube des Gesetzes zu verrichten, anders konnte ich mir seinen hautengen Polizeifummel nicht erklären.   Kann mir scheißegal sein... Is' es auch...   Der grauhaarige Panzer in Uniform stellte sich uns breitbeinig in den Weg, zwischen Klinikeingang und der Straße, und blockierte damit unseren Fluchtweg. Smoker verschränkte seine Arme provokant vor seiner Brust, während er seine Lippen - die wieder mal an seinen einzigen Liebschaften hingen - zu einer absolut arroganten Fresse verzog, die mir die Galle hoch trieb.   Als er seinen schmierigen Mund öffnete, war es zum Kotzen leider schon zu spät.   „Ruhestörung, Einbruch, Diebstahl fremden Eigentums und Entführung“, rotzte er mir selbstgefällig vor meine Stiefel, seine hochnäsigen Mundwinkel mit jedem Wort weiter nach oben ziehend. „Du hast das Recht zu schweigen. Ich rate dir, widerstandslos in den Wagen zu steigen, andernfalls werde ich Gewalt anwenden. Dann wird es ungemütlich werden, darauf hast du mein Wort, Bursche.“   Ein extra tiefer Zug seiner Zigarren. ...Weil er ja sonst keine Befriedigung findet... Dann fielen seine Augen auf Law.   Und da war er wieder, der scheiß vertraute Blick, gepaart mit dem abartig freundlichen Lächeln, das überhaupt nicht zu Smokers griesgrämigen Kotzbrocken-Visage passte.   Ich war am kochen. Die Scheiße von dem fucking Penner musste ich mir echt nicht geben. Meine Hände nahm ich nun von dem standfesten Rollstuhl, bloß, um sie keine Sekunde später kraftvoll zu Fäusten zu ballen.   Fuck, was bin ich jetzt pissig!   Mit einem Knurren aus tiefster Brust, setzte ich mich in Bewegung, meine Stiefel nachdrücklich auf dem Bordsteinpflaster auftretend, während ich zwei Schritte nach Rechts ging, um den Stuhl 'rum, damit ich dem Scheißkerl die Fresse polieren konnte. Ein saftiger Schlag meiner Rechten war mir jede noch so hohe Geldstrafe sowas von wert.   Doch bevor ich dazu kam, Smoker einen blauen Stempel zu verpassen, schob sich ein tätowierter Arm in meinen Weg. Bestimmend drückte der sitzende Trafalgar mir seine kalten Finger auf meine Bauchmuskeln und brachte mich damit zum Anhalten. Der undeutbare Blick seiner silbernen Augen ruhte auf dem Brechkübel vor ihm, den er wohl zu studieren schien.   Dann verzog Law seine Lippen zu einem süffisanten Schmunzeln, das ich nur zu gut kannte.   „Ihnen ebenfalls einen guten Abend, Officer. Mir scheint, als ob Sie etwas missverstehen: Ich habe Mister Eustass aus freien Stücken begleitet und ihn um einen nächtlichen Spaziergang gebeten. Korrigieren Sie mich, wenn ich falsch liege, doch ist dies kein Verbrechen, nicht wahr?“, war der scharfzüngige Unterton seiner Stimme unüberhörbar, während ich ihn fassungslos von der Seite anblinzelte.   Meine Wut war sofort verflogen, gaffend hing ich an Trafalgars schmunzelnden Lippen, die im Sekundentakt, ähnlich einem Pistolenfeuer, Worte formten. „Ihre Aufopferung in allen Ehren; haben Sie Beweise für ihre Anschuldigungen? Sind Sie nicht vor wenigen Minuten erst vor Ort eingetroffen..? Wie können Sie wissen, dass dieser rechtschaffende Bürger eines der von Ihnen dargelegten Delikte begangen hat?“   Hey, den sarkastischen Unterton hab ich gehört!     Smokers Glimmstängel fielen wie in Zeitlupe Richtung Boden, seine Kauleiste segelte gleich mit 'runter, bevor er die selbe keinen Moment später wieder schloss. Der Anblick war echtes Gold wert.   1 Punkt für mich, 0 für die Raucherlunge... Ha, das streichelt mein Ego...   Es war nicht der Inhalt von Trafalgars Worten, die seine steinharte Fassung kurz zum Fall brachten, sondern der kalte und distanzierte Ton, der er ihm 'reindrückte. Ich wusste nicht, was der Kerl sich für eine extra Behandlung erhofft hatte, aber es war sicher nicht die Art von Begrüßung gewesen. Dass er bis jetzt nichts von Laws Gedächtnisverlust wusste, traf ihn an genau der richtigen Stelle, was mich sehr belustigte. Breiter konnte mein Grinsen echt nicht mehr werden.   Nach einem geknurrten Räuspern wandte Smoker seinen Blick endlich von Trafalgar ab und richtete seine rauchige Stimme an seinen immer noch strahlenden Anhang, der neben ihm stand. Ace' Gesichtsausdruck hatte sich bis jetzt kein Stück verändert, als seine Augen auf mich fielen änderte sich das sofort. Provozierend und feindlich zugleich war der Blick, den er mir aufdrückte. Nebenbei bellte Smoker ihn an, doch juckte das keinen von uns beiden, weil wir uns ein stummes Anstarr-Erdolchen lieferten.   Ace... Der Name hängt mir sowas von zum Hals 'raus, aber echt...   Er wird von allen gemocht und keiner kann dem Sunnyboy widerstehen, der andere mit seiner radioaktiven Strahlung vergiftet...   Mir kann der Zieraffe nichts vormachen... Die Streuselvisage hat zweifellos Dreck am stecken, das riech' ich bis hier...   Seit sein Bruder, die Strohbirne, vor einem Jahr wegen irgendeiner Gummiknochen-Krankheit bei Law in Behandlung war, hing Ace an meinem Chirurgen dran, wie alter Kaugummi. Trafalgar war alles andere, als begeistert von seiner penetranten Anhänglichkeit, genauso, wie es mich selbst abfuckte.   Vor vier Monaten allerdings, knappe 8 Wochen vor dem Unfall, hatte ich die beiden durch Zufall zusammen in eine dunkle Seitenstraße einbiegen sehen. Bloß verlor ich sie kurz darauf aus den Augen.   Als ich Law fragte, wo er gewesen war, schloss er sich schweigend in seinem Hobbyraum ein und kam erst nach einer Stunde wieder 'raus. Am Ende brachte er mich mit unfairen Mitteln, nämlich seinen verführerischen Lippen, zum Schweigen und die Frage, ob ich ihm vertraute, bejahte ich ohne zu zögern. Er hatte mein Vertrauen niemals missbraucht. Das war der Grund, warum ich nicht weiter auf dem Thema herum ritt.   Trotzdem ging mir die Heimlichtuerei bis heute auf die Eier. Und immer, wenn ich Ace sah, brodelte die Wut in mir. Wie auch jetzt, als ich ihm einen letzten, vernichtenden und vor Verachtung triefenden Blick schenkte.   Ace' Fratze blieb belustigt, wenn nicht spöttisch, als er seinen Kopf von mir wegdrehte und mich ignorierte. Worauf er dann seine Augen richtete war klar gewesen... Doch was er tat nicht.   Es war ein Bruchteil einer Sekunde, der alles entschied. Alles passierte so verdammt schnell... und ich konnte nichts dagegen tun.   Nicht mal eine fucking Sekunde, in der ich Law hätte retten können...     Ace' Arme schnellten blitzartig auf den überraschten Trafalgar zu, legten sich in einer klammernden Umarmung um ihn... Und lösten urplötzlich den krampfenden Zitteranfall aus, der Law dazu brachte, schmerzverzerrt Aufzukeuchen und sich zuckend in dem Rollstuhl zu winden. Bis er sich wenige Augenblicke später überhaupt nicht mehr bewegte.   Mein erstarrter Blick war auf Trafalgar gerichtet, sowie es alle anderen Augen waren. Ich spürte einen schnürenden Kloß im Hals, der mir meine Kehle zerriss, alles andere nahm ich nicht mehr wahr. Weder Ace' panische Rufe, noch Smokers aschbleiches Gesicht. Auch den zu mir rennenden Killer bemerkte ich nicht oder das durch die Eingangstür stürmende Klinik-Duo.   Law. Er war der Einzige, der in dem zusammenbrechenden Bild vor meinen Augen existierte.   Law, wie er leblos über der linken Lehne des Rollstuhls hing...   Law, wie sein leerer Blick direkt zu mir, doch durch mich hindurch, schaute, das Silber seiner Augen mit jeder Sekunde weiter bleichend...   ...Und wie er immer und immer wieder eine einzige Silbe über seine kaum hörbar flüsternden Lippen brachte:   „Ace... Ace... Ace...“       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)