Remember Our Love von blackNunSadako ================================================================================ Kapitel 1: Aller Anfang ist schwer, beim zweiten Versuch umso mehr ------------------------------------------------------------------ Ich erinnere mich nicht an dich. Und doch spüre ich, wer du bist.   Deine flammend roten Haare, die wie unbändiges Feuer unter der glühenden Sonne hervorstechen...   Deine bernsteinfarbenen Augen, welche in einem lichtdurchfluteten Blickpunkt die Farbe von purem Gold reflektieren...   Das raue Auflachen deiner tiefen Stimme, die deine grinsenden, roten Lippen verlässt...     ...All dies ruft dieses Gefühl in mir hervor, für das ich keine einzige Erinnerung brauche.   Denn du bist es, was mir das Wichtigste ist.       ~♡~       Langsam und bedächtig versuchte ich meine schweren Augenlider zu öffnen, schaffte es jedoch nur einen Spalt weit. Das grelle Licht, welches mich begrüßte, veranlasste mich umgehend dazu meine Augen wieder fest zusammenzukneifen, dabei brachte ich ein angestrengtes Stöhnen über meine Lippen.   Wo ich war, wusste ich nicht. Ebenso wenig interessierte es mich, da der nebelige Schleier, welcher meinen Verstand umhüllte, nicht verschwinden wollte und keinen klaren Gedanken zuließ.   Vergeblich wollte ich die tauben Muskeln meiner Glieder bewegen. Das empfindungslose Gefühl meines müden Körpers verhinderte mein Vorhaben, sodass ich weiterhin regungslos in meiner liegenden Position bleiben musste.   Doch nahm mein Geist diesen erschwerenden Zustand nicht wahr, weil ich absolut nichts fühlte. Stattdessen konzentrierte ich mich auf die Geräusche in meiner Umgebung und versuchte sie zu deuten, auf dass sie mir im günstigsten Fall einen Hinweis auf meinen Aufenthaltsort gaben.   Ich konnte nichts weiter tun, als meine verbleibenden Kräfte für meinen ausgeprägten Hörsinn zu nutzen.   Eben jener nahm nun eine Stimme wahr, welche mir mit ihrem tiefen Tonfall einen Stich in meiner Brust setzte. Sie war dunkel und rau, zugleich klang sie überaus kraftlos und erschöpft.   „Hey, Traf, kannst du mich hören?“, flüsterte er mir in einem ruhigen, beinahe sanften Ton zu, welcher sich meiner Sinne augenblicklich bemächtigte. Während ich zeitgleich seine rauen Finger über meine Stirn fahren spürte, mir dabei eine meiner losen, schwarzen Haarsträhnen von dieser streichend. „Du bist wach, nicht? Komm zu dir, Law. Lass mich nicht noch länger warten.“   Die gebrochene Stimme verstummte wieder, mit ihr breitete sich der bohrende Schmerz meiner Brust bis zu meinem Hinterkopf aus. Das aufkommende Schmerzgefühl veranlasste mich dazu, meine Muskeln zu verkrampfen und dabei schmerzverzerrt zu husten. Zeitgleich hatte ich das Gefühl, als würde meine Lunge verbrennen.   Ein ohrenbetäubendes Piepsen erfüllte urplötzlich die reißerische und drückende Stille. Unkontrolliert und immer lauter werdend nahm ich das schrille Geräusch unterbewusst wahr, währenddessen rang meine trockene Kehle vergebens nach Luft.   „Scheiße, was-!“, hörte ich die Verzweiflung aus der ungehaltenen Stimme des Fremden heraus. Er schien außer sich zu sein, wirkte vollends fassungslos. Als er realisierte, was dieses schrille Geräusch bedeutete, brüllte er aufgebracht los.   „Fuck! Fuck! Fuck! Wehe, du kratzt mir hier ab, Law!“   Immer und immer wieder rief er diesen einen Namen, welcher mir ebenso entfremdet vorkam, wie die Person, welche fieberhaft an meinen Schultern rüttelte, während ich immer weiter in die Bewusstlosigkeit gezogen wurde. Selbst das unerträgliche Brennen meines Halses konnte nicht gegen meine Müdigkeit ankommen, sodass ich einen kurzen Augenblick später von der empfindungslosen Schwärze übermannt wurde.   Seine Rufe waren das Einzige, was mich in meinen unruhigen Trancezustand begleitete, mit Ausnahme des impulsiven Stiches, der sich in meine linke Brustseite eingravierte.   „Law! Verdammt, bleib bei mir, Law!“     ...`Law´? Ist dies mein Name?...       --       Erneut wachte ich auf. Der Schmerz war verschwunden, mein Körper fühlte sich ungewohnt leicht und unbeschwert an. Die Nadel in meinem Arm, welche mir die schmerzstillenden Mittel durch meine Adern jagte, bemerkte ich nicht. Jedoch spürte ich die raue Hand, welche locker auf der meinigen lag.   Meine beiden Arme lagen flach neben meinem Körper, dessen Muskeln langsam zurück ins Leben fanden. Auch das Schwindelgefühl schien vollkommen vergangen zu sein.   Abermals versuchte ich meine Augenlider zu öffnen und diesmal gelang es mir, sodass mein müder Blick nun in Richtung der kahlen, weißen Zimmerdecke schaute. Gleichzeitig begann mein scharfer Verstand wieder zu arbeiten. Unverzüglich zählte ich eins und eins zusammen. Es war wahrlich nicht schwer, meinen derzeitigen Aufenthaltsort zu erraten.   Die nach leichtem Desinfektionsmittel riechende Luft und das leise, ruhige Piepsen der neben dem Krankenbett stehenden Apparatur ließen mich darauf schließen, dass ich mich in einer Klinik aufhalten musste. Keine Sekunde später schossen aberdutzende Fragen durch meinen Kopf, deren Antworten mein geschwächter Geist nicht finden konnte.   Was ist passiert?   Warum bin ich hier?   Und wieso fühle ich mich so... beschützt?   Meine halb geschlossenen Augen schweiften dann von der eintönigen Decke langsam nach Links, auf den kleinen Beistelltisch, auf dem ein beinahe verwelkter Strauß weißer Blumen in einer durchsichtigen Vase stand, sowie ein Stapel bunter Karten, auf welchen die verschiedensten Genesungswünsche abgedruckt waren. Daneben lag eine unordentlich zusammengelegte Fliegerbrille.   Blinzelnd wanderte mein von trübem Silber erfüllter Blick an meine rechte Bettseite, an der das EKG-Gerät stand, dessen langsam pulsierende Linie ich für einen kurzen Augenblick verfolgte.   Schließlich erinnerte ich mich an die warme Berührung, die weiterhin von meinem rechten Handrücken ausging und gegen welche mein sonst so kontaktablehnender Körper nicht rebellierte. Augenblicklich war ich wacher, als ich die mir fremde Hand bewusst bemerkte.   Schnell schweiften meine leicht geweiteten Augen an meinem liegenden Körper hinab, über das blassblaue, dünne Laken, das den Selbigen bedeckte. Keine Sekunde später entdeckte ich die schlafende Figur, die mit dem Kopf auf der Kante meines Bettes ruhte. Sein Gesicht war von mir weggedreht, in Richtung der Krankenzimmertür, sodass ich lediglich auf seinen Hinterkopf blicken konnte, an welchem seine roten Haarsträhnen zerstreut abstanden. Ihr leuchtender Glanz schien seit längerem verblasst zu sein.   Mein nächster Blick fiel auf meine rechte Hand, die neben seinem Kopf lag. Er hielt sie mit der Seinigen fest umschlossen. Der rote Lack seiner Fingernägel war längst abgeblättert.   Die gesamte Situation verwirrte mich. Noch immer wollte mein geistesabwesender Verstand die Bilder nicht begreifen, welche meine ungläubigen Augen erfassten. Doch reagierte nun mein Körper, anstelle meines Geistes und entzog sich der klammernden Berührung, in dem ich meinen rechten Arm ruckartig von dem Mann wegzog.   Dies war keine meiner glorreichsten Ideen, musste ich feststellen, als meine hektische Bewegung ein krampfendes Ziehen über meine rechte Schulter schickte. Zischend atmete ich deswegen die Luft scharf ein und biss mir dann auf meine Unterlippe.   Zur selbigen Zeit, als die Krankenzimmertür geöffnet wurde, wachte der Schlafende panisch-überrascht auf und schreckte hoch, dabei drehte er seinen Kopf blitzartig zu mir. So konnte ich einen Blick in die markanten, jedoch sehr entkräftet wirkenden Gesichtszüge des rothaarigen Mannes werfen. Das, was mir als Erstes auffiel, war die große Brandnarbe, die sich über die linke Hälfte seines Gesichtes bis über seine linke Schulter zog.   Seine bernsteinfarbenen Augen, in welchen sich gleichermaßen Verwunderung und Erleichterung widerspiegelte, schauten mich stumm an, schweiften über jeden Zentimeter meines Gesichtes, sowie es mein fragend-interessierter Blick mit den blassen Zügen des seinen tat.   „Traf...“, brachten seine spröden Lippen dann mit kratziger und müder Stimme hervor, während er sich zu einem angehauchten Grinsen durchrang. Der rote Lippenstift, den er getragen zu haben schien, war ebenfalls deutlich verwischt und verbleicht.   Als er dann seine Finger zu meinem Gesicht führen wollte, reagierte mein Verstand wieder. Grob schlug ich seine Hand noch im selben Atemzug weg.   „Fassen Sie mich nicht an“, erwiderte ich ihm mit schwacher, doch ausdrucksvoller Stimme und zischte ihm dann leise knurrend zu. Meine Worte waren getränkt von Kälte und Gefühllosigkeit. „Es ist widerlich...“   Bevor ich meinen Kopf gleichgültig in Richtung der Person drehte, die erstarrt im Türrahmen des Krankenzimmers stand. „Sind Sie mein behandelnder Arzt? Erklären Sie mir unverzüglich, was vorgefallen ist“, forderte ich den orangehaarigen Jungen im weißen Kittel auf und ignorierte den geschockten Ausdruck des neben mir sitzenden Mannes, dessen Mimik ein zutiefst gekränktes Abbild widerspiegelte.   Wie vom Blitz getroffen reagierte der Krankenpfleger nun und drehte sich ruckartig zum Gang um, über welchen er noch im selben Augenblick lautstark brüllte.   „Peng! Komm schnell her, Law ist aufgewacht!“, rief er aufgeregt und freudig, dabei winkte er mehrmals hektisch mit seiner Hand in den Flur. Ehe er sich wieder zu mir umdrehte und sich auf seinen Lippen ein übergroßes Lächeln abzeichnete.   Keine Sekunde später sprintete der Jugendliche im Kittel auf mich zu, blieb links neben meinem Bett stehen und wippte dann überschwänglich mit seinen Füßen auf der Stelle, was mich abermals irritierte, ich mir jedoch nicht ansehen ließ. Meine Gesichtszüge blieben kalt und ausdruckslos. Noch immer wartete ich auf eine Erklärung, die ich von dem dümmlich grinsenden Pfleger wohl eher weniger erhoffen konnte.   Was für merkwürdiges Personal arbeitet bitte in dieser Klinik..?   Leise seufzte ich und verschränkte meine Arme vor meiner tätowierten Brust, über welcher ich einen dünnen, gräulichen Patientenkittel trug. Ich mochte die Aufmerksamkeit und die starrenden Blicke, die mir von meiner Linken und Rechten zugeworfen wurden, nicht im Geringsten.   Es kam mir nur gelegen, dass sich nun eine dritte Person im Ärztekittel dazumischte, die mit einem Klemmbrett in der Hand das Zimmer betrat und etwas gefasster und professioneller wirkte, als der Rest der Anwesenden.   „Shachi, wie oft muss ich dir noch sagen, dass du nicht in den Gängen herumbrüllen sollst?“, sprach der junge Mediziner den mich weiterhin eindringlich anblickenden Pfleger an und trat dann an das Fußende meines Krankenbettes. "Irgendwann werden die Leute noch denken, dass sie in einer Nervenheilanstalt, statt eines Krankenhauses sind... Wenn sie das nicht schon längst tun, versteht sich."   Bevor der braunhaarige Arzt - mit dem `Dr.´ auf seinem Namensschild und einer dunklen Kappe in seiner Kitteltasche - sich mir zuwenden konnte, reagierte jedoch der rothaarige Hüne, der wohl aus seiner Starre herausgefunden hatte.   Wutentbrannt erhob der muskulöse Mann sich von dem kleinen Hocker, auf welchem er bisweilen saß, sodass dieser mit einem lautstarken Poltern auf dem Boden aufkam. Keinen Augenblick später stürmte er auf den Mediziner zu und packte diesen aggressiv knurrend an seinem Kragen.   „Was habt ihr Schweinehunde mit ihm gemacht?!“, wollte er erzürnt wissen und funkelte den überrumpelten Doktor bedrohlich und vernichtend an. „Wenn ihr ihm was angetan habt, dann gnade euch-“   „Beruhige dich, Kid“, betrat nun abermals eine mir fremde Person den angespannten Schauplatz, seine klare und ruhige Stimme schnitt augenblicklich durch die reißende Atmosphäre. Es war ein blonder Mann, der locker gegen den Türrahmen lehnte und seufzend seinen Kopf schüttelte. „Komm, lass und ein wenig frische Luft schnappen, das wird dir gut tun.“   Nur widerwillig folgte der Hüne der Aufforderung des dunklen Palituchträgers und stieß den Arzt grob von sich, während er mit festen Schritten die Tür ansteuerte. Bevor die beiden auf dem Gang verschwanden, stützte Kid, wie er anscheinend genannt wurde, seine Hand am Rahmen der Tür ab und warf mir einen letzten Blick zu, welcher Reue und Schwermut widerspiegelte.   Daraufhin schickte Penguin, dessen Name ich durch das von ihm getragene Schild in Erfahrung bringen konnte, seinen hyperaktiven Kollegen mit den Worten: „Du gehst auch. Er braucht Ruhe und du bist das genaue Gegenteil von diesem Begriff“, aus der Räumlichkeit, sodass nur noch er und ich uns in dem privaten Krankenzimmer aufhielten.   Erleichtert atmete ich aus, nachdem die vielen Personen, die mein angeschlagenes Gemüt zunehmend überforderten, verschwunden waren und richtete mein Wort nun an den weißen Kittelträger, welcher sich auf den Hocker neben meinem Bett setzte.   „Danke. Könnten Sie nun die Güte besitzen und mich endlich über die Gegebenheiten aufklären?“, fragte ich ihn leicht gereizt und riss ihm zeitgleich die Akte aus seinen Händen, um das ganze Prozedere etwas abzukürzen.   Während meine aufmerksamen Augen blitzschnell über mein Krankenblatt und die aufgelisteten Diagnostika schweiften, zog ich einen meiner Mundwinkel müde nach oben und legte das Schriftstück im Anschluss auf meinem Schoß ab.   „Sie haben `Amnesie´ vergessen zu notieren.“   Trotz meines Gedächtnisverlustes erinnerte ich mich an meine langjährige Ausbildung und an all die medizinischen Fachbegriffe, welche ich zu deuten wusste. Gewiss missfiel mir die Tatsache meines gesundheitlichen Zustandes, doch brachte es nichts, mich deswegen aufzuregen. Für den Moment akzeptierte ich ihn schlichtweg. Etwas anderes blieb mir ohnehin nicht übrig.   Und auch Penguin ging damit professionell um. Nach dem kurzen Augenblick der Überraschung seufzte er und griff dabei geübt in seine Kitteltasche, um sich im Anschluss die dunkle Kappe auf seinen Kopf zu setzen. Das Kleidungsstück schien ihm eine Art Sicherheit zu geben und diente wohl zur nervlichen Beruhigung.   Kurz sammelte der Kappenträger sich, bevor er meine Fragen beantwortete, welche ich ihm nicht einmal stellen brauchte.   „Dein Name ist Trafalgar Law, du bist der leitende Chefarzt dieser Klinik. Ich bin Penguin und das nervtötende Energiebündel, das du eben in Aktion erlebt hast, ist Shachi. Wir drei haben zusammen studiert und danach dieses Krankenhaus übernommen“, begann er zu erklären und schrieb dabei einige Notizen auf das Klemmbrett. Dann legte er es weg und sah mich ernst an.   Penguins Stimme wurde zunehmend leiser, langsam zog er sich den Schirm seiner Kappe über die Augen, seinen Kopf senkend, ehe er abermals zum Sprechen ansetzte. Der Unterton seiner Stimme klang äußerst übermüdet und wurde von Erleichterung, sowie Besorgnis untermalt.   „Vor zwei Monaten hast du einen Unfall gehabt und hast seitdem im Koma gelegen, bis wir dich vor einer Woche an die stabilen Gerätschaften angeschlossen haben-... Verdammt, wir haben gedacht, dass wir dich verlieren würden, Law...“   Im Anschluss schwieg Penguin für einige Augenblicke, atmete tief ein und sprach dann weiter.   „Erinnerst du dich wirklich an nichts?“, fragte er mich in ruhigem Ton und reichte mir zeitgleich ein Wasserglas, nach welchem meine trockene Kehle förmlich schrie. „Weder an uns, noch an Killer oder Kid?“   Eilig trank ich die Flüssigkeit, gab ihm das geleerte Glas zurück und schüttelte dann langsam meinen Kopf. „Nein“, war meine Antwort, die ihm ebenso wenig gefiel, wie mir selbst.   Um von dem unangenehmen und schnürenden Gefühl der nagenden Ahnungslosigkeit abzulenken, stellte ich ihm nun eine Gegenfrage, die mich zurzeit am meisten interessierte. „Wie lange werde ich noch hier bleiben müssen?“   Im Grunde wusste ich die Antwort bereits, da ich mich gewiss mit der Genesungsdauer solcher Symptome, wie der meinigen auskannte. Dennoch wollte ich eine Absicherung, derzeit war er schließlich mein behandelnder Arzt.   „Nun ja, das liegt ganz bei dir und hängt davon ab, wie du dich fühlst. Um auf Nummer sicher zu gehen würde ich dir raten, noch mindestens eine Woche zur Beobachtung auf Station zu bleiben, damit deine Muskeln sich wieder an die natürlichen Bewegungen gewöhnen können. Natürlich nur, wenn es dir recht ist. Andernfalls bleibt dir die Entlassung auf eigenes Risiko.“   Mit einem verstehenden Nicken wandte ich meinen Blick von ihm ab. Ich brauchte Zeit, um über alles nachzudenken und fühlte mich längst nicht bei Kräften. Penguin verstand meine stumme Aufforderung und erhob sich, um anschließend aus dem Zimmer zu gehen.   „Ich werde dafür sorgen, dass niemand in dein Zimmer kommt und du deine Ruhe hast. Wenn etwas ist, drücke auf den Ruf-Knopf neben deinem Bett und ich bin sofort bei dir.“   Mit diesen Worten schloss er die Tür hinter sich und ließ mich mit meinen Gedanken allein, welche sich im Sekundentakt überschlugen. So gefasst, wie ich anfangs wirkte, nahm ich meine Situation dann doch nicht auf.   Ich war eine sehr wissbegierige Person, wollte stets Antworten auf unzählige Fragen finden und das Gefühl, diese nicht in Erfahrung bringen zu können, löste nicht nur Unbehagen in mir aus, sondern reizte mich zudem deutlich. Unwissenheit fühlte sich für mich an, wie eine klaffende Lücke meines Geistes, welcher die Kontrolle über die fehlenden Informationen verlor. Ich hasste den Kontrollverlust.   Natürlich ließ ich mir dies äußerlich nicht anmerken, innerlich braute sich jedoch ein Sturm in mir zusammen.   Ich muss mich schnellstmöglich erinnern!, mahnte ich mich in Gedanken selbst und seufzte unzufrieden, So schwer kann dies doch nicht sein...     Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass sich die Angelegenheit sehr wohl als weitaus schwieriger herausstellte, als von mir erwartet.   Eine Frage blieb bis zum Schluss, die mir meinen letzten Nerv rauben sollte und mich die nächsten Nächte beinahe in den Wahnsinn trieb:   Wer ist dieser Mann, dessen goldene Iriden ich nicht vergessen kann?           ###           „So 'ne gottverdammte Sch-!“, trat ich wutschnaubend mit meinem Springerstiefel einen der Mülleimer um, der vor dem weißen Klinikgemäuer stand. Dabei warf ich Killer, der lässig an einer der Laternen lehnte, einen wütenden Blick zu. „Fuck, was soll ich denn jetzt machen?! Du weißt doch sonst immer alles, also spuck's schon aus!“   Wenn ich daran dachte, wie Trafalgar mich angesehen hatte, sein Blick voller Ekel und Ablehnung, machte es mich noch rasender und zorniger. Es kotzte mich echt an.   Killer hatte mir vor wenigen Minuten erklärt, dass das wohl irgendein Nebeneffekt von Trafalgars Unfall war, aber ich konnte und wollte das alles nicht hinnehmen. Seine jetzige Verfassung überforderte mich, was ich mir niemals eingestehen würde.   Stattdessen ließ ich meinen Frust an der Parkbank aus, die ich mit ein paar gezielten Tritten meines festen Schuhwerks zu Kleinholz verarbeitete. Auf das nutzlose, morsche Teil wollte sich eh kein Arsch setzen.   Und auch die gaffenden Leute, die in dem weißen Schuppen ein und aus gingen, vergraulte ich mit einem unmissverständlichen Blick, sodass die Alte mit ihrem Renn-Wagen sich keine Sekunde später eilig aus meinem Blickfeld schob - Im wahrsten Sinne des Wortes.   „Nun...“, musste mein bester Freund mal wieder um den heißen Brei reden und schaute dem alten Renn-Besen hinterher, der urplötzlich einiges an Tempo auf die Piste legte, bevor Killers Augen, die größtenteils von seinem langen Pony verdeckt wurden, zu mir schweiften. „Anscheinend erinnert sich deine ruhigere Hälfte nicht an dich, vielleicht auch an sonst niemanden... Was bedeutet, dass er zunächst sein Gedächtnis wiederfinden muss.“   Ach, echt? Sag bloß...   „Als ob ich das nicht selbst wüsste, Sherlock!“, knurrte ich Killer unzufrieden zu und fuhr mir mit meiner Hand wirr durch meine rote Mähne, dessen fehlende Fliegerbrille ich dabei flüchtig bemerkte.   „Erkläre mir lieber, wie ich das anstellen soll, wenn Trafalgar mich nicht an sich 'ranlässt. Du weißt ganz genau, wie lange ich vor 5 Jahren gebraucht hab, bevor er mich überhaupt mit seinem Arsch angesehen hat.“   Der obendrein echt heiß is'...   Um an den distanzierten Chirurgen heranzukommen, musste ich zu jener Zeit alle Geschütze ausfahren, damit der arrogante Eisbolzen mir seine hochgeschätzte Aufmerksamkeit schenkte. Wochen hatte er mich ignoriert, weshalb ich mich oftmals in Schlägereien aller Art stürzte, um dann dem Mediziner unter einem Vorwand einen Besuch abstatten zu können. So musste er sich mir zuwenden, ob er wollte oder nicht.   Danach dauerte es nochmal zwei knappe Monate, bis ich endlich sein `Ja´ für eine Verabredung bekam. Wenn ich heute daran zurückdachte, war es meinem ausdauernden Willen und meinem animalischen Jagdinstinkt zu verdanken, dass ich ihn am Ende mein Eigen nennen konnte. Dass Trafalgar von meinen Reizen nicht abgeneigt war, dem war ich mir vom ersten Augenblick an bewusst gewesen, das interessierte Funkeln seiner silbernen Augen sprach Bände.   Mal ehrlich, wer kann schon meinem Astralkörper widerstehen..?     Killer und ich waren mittlerweile bei dem Park-Grundstück angekommen, das an die Klinik angrenzte. Schnaufend ließ ich mich auf die Wiese unter einer großen Eiche fallen, gegen deren Stamm ich mich lässig lehnte. Meine Arme verschränkte ich hinter meinem Kopf, dabei überschlug ich meine ausgestreckten Beine und warf meinem neben mir stehenden, besten Freund einen abwartenden Blick zu.   Killer rückte das dunkelviolette Palituch, das er über seinem Mund trug, zurecht, während sein Blick in Richtung des wolkenlosen Himmels wanderte.   Das ölige Getriebe in Killers Kopf quietscht und qualmt Mal wieder... Na klasse, das kann dauern...   Nach seinem Schweigegelübde begann er schließlich zu reden und stellte mir eine Frage, die mich eine meiner nicht vorhandenen Augenbrauen heben ließ.   „Erinnerst du dich an alle Details eurer ersten Begegnung?“, entgegnete er mir mit ruhiger Stimme und ließ seine beiden Hände lässig in die Hosentaschen seiner gefransten, blauen Hose gleiten. Mit einem skeptischen Nicken antwortete ich ihm, woraufhin er weitersprach. „Traust du es dir zu, das Szenario abermals exakt nachzustellen?“   Einen kurzen Moment dachte ich über das nach, was Killer mir vorgeschlagen hatte, bis sich meine Augen blinzelnd weiteten. Zeitgleich formten sich meine Lippen zu einem selbstüberzeugten Grinsen.   „Ob ich mir das zutraue? Pah, was für 'ne Frage!“, lachte ich rau auf und neigte meinen Kopf nach oben, in Richtung des raschelnden Blätterwerks des Baumes über mir. „Ich werd' Trafalgar von meinen Vorzügen überzeugen, darauf kannst'e Gift nehmen!“   Auch auf Killers verdeckten Lippen zeichnete sich ein wissendes Schmunzeln ab, „Davon bin ich gänzlich überzeugt“, lachte er leise auf. Keine Sekunde später wurde sein Blick plötzlich ernster und fixierte sich auf eine Figur, die sich uns mit festen Schritten näherte.   Mit zusammengezogenen Augenbrauen verfolgte ich Killers Blick und entdeckte dann meinen liebsten Freund und Helfer, sowie treuer Tabaksteuerzahler, den ich kritisch musterte.   Smoker hatte seine am schlechtesten gelaunte Fratze aufgesetzt und plusterte seine Brust nochmal extra auf, während er auf uns zu stolzierte.   Etwa einen Meter vor uns blieb er dann stehen und ließ seine prüfenden Augen, die von seinen verdunkelten Gläsern verdeckt wurden, nacheinander über Killer und mich schweifen. Dabei zog er gelassen an seinen beiden Zigarren, ehe er zum Sprechen ansetzte.   „Ausweise“, übersprang der Gesetzeshüter seine gespielten Freundlichkeiten und hielt uns fordernd seine offene Hand hin. Dass wir schon oft genug das Vergnügen mit dem egomanischen Kotzbrocken hatten und er unsere Namen eigentlich kennen musste - wenn er nicht so alt und senil war, wie seine grauen Haare es andeuteten – Ja, das ließ er bewusst außen vor.   Genervt seufzend, hielt ich dem Dampfkessel die Karte hin, sowie Killer es neben mir in Begleitung eines Augenrollen tat. Smoker sah sich die Ausweise natürlich nicht einmal richtig an, knurrte uns unzufrieden zu und zeigte dabei auf die geschrottete Parkbank einige Meter hinter sich.   „Wart ihr das?“, murrte er uns zu und warf mir dann wortlos den Ausweis vor meine Stiefel.   Bücken ist wohl nich' mehr drin, was? Nicht nur debil, sondern hat's auch im Rücken, ich versteh' schon...   Innerlich grinsend, wanderte mein unschuldiger Blick übertrieben lange zu dem Haufen Kleinholz neben dem Eingangsbereich, bevor ich meinen Kopf lässig zu Killer drehte.   „Da hat wohl jemand 'n Lagerfeuer gebaut“, grinste ich meinen besten Freund an, der in mein Spiel mit einstieg. Unter den strengen Augen Smokers, antwortete er trocken: „Tatsächlich... Nun, wo du es erwähnst, fällt es mir ebenfalls auf.“   Zum Schluss wandte ich mich wieder an den abwartenden Gesetzeshüter, der zornig auf seine beiden Zigarren biss.   „Das ist bestimmt schon so gewesen“, entgegnete ich der Dampflok und lehnte mich wieder locker gegen den Stamm der Eiche. „Und wenn nicht, hast'e keine Beweise.“   Er wusste, dass ich recht hatte, selbst die Außenkameras des Gebäudes hatten keine Aufnahmen davon machen können. So dampfte Smoker nach einigen `Ich-erdolche-euch-mit-meinem-pissigen-Blick´-Versuchen wieder ab, während er knurrend in seine qualmenden Glühstängel nuschelte.   „Irgendwann krieg ich euch dran“, waren seine letzten Worte, bevor er den Weg zum Krankenhaus antrat, vor dem er seine Stummel hatte im Aschenbecher ausdrücken müssen.     Killer und ich verfolgten ihn wachsam mit unseren Augen, bis er aus unserem Sichtfeld verschwunden war. Dann sprach mein bester Freund das aus, was wir beide in diesem Augenblick dachten.   „Er will zu Trafalgar“, stellte Killer ruhig fest, gleichzeitig zog ich meine Augenbrauen wütend zusammen und nickte abwesend.   Was will der Penner von ihm?, fragte ich mich selbst und blickte auf die gläserne Doppeltür der Klinik, Der Scheißkerl soll seine dreckigen Griffel von Law lassen, sonst lernt er mich kennen!   Nicht nur einmal waren mir die vertrauten Blicke aufgefallen, die er Law zugeworfen hatte. Und auch Trafalgar schien seit einiger Zeit, noch vor dem Vorfall, in irgendeiner Verbindung zu diesem Typen gestanden zu haben. Irgendwas verschwieg er mir und das stank mir gewaltig.   Trafalgar ließ Smoker an sich heran und seine distanzierte Fassade fallen, was alles andere als typisch für ihn war.   Selbst nach Laws Unfall kreuzte der Kotzbrocken öfters im Krankenhaus auf und warf mir jedes verdammte Mal diesen Blick zu, der mir die Pest an den Hals wünschte. Ich wusste, dass Smoker mir die gesamte Schuld an dem Vorfall gab und seine herabwürdigende Art trug dazu bei, dass ich den Kerl auf den Tod nicht ausstehen konnte.   Und er war nicht der Einzige, der plötzlich ein ungewöhnliches Interesse für Trafalgar gezeigt hatte. Zwei andere Typen tauchten wie aus dem Nichts auf und gingen mir mit ihrer bloßen Anwesenheit gewaltig auf die Nüsse. Zu ihrem Glück waren die beiden seit längerem nicht mehr hier aufgekreuzt, ihre Visagen wollte ich echt nie wieder sehen, sonst würde ich ihnen eine gratis Politur verpassen.   Meine Arme verschränkte ich knurrend vor meiner Brust, während mich Killer von der Seite ansprach.   „Du siehst überaus bescheiden aus, Kid. Für heute solltest du nach Hause gehen und dich ausruhen... Wie lange bist du nicht mehr dort gewesen? Zwei Wochen?“, seufzte er und hielt mir seine Hand zum Aufstehen hin, die ich ohne zu zögern nahm. „Morgen kannst du ihn wieder besuchen, bis dahin ist er hier in guten Händen.“   Als ich wieder neben ihm stand, klopfte ich mir imaginären Staub von meiner gefleckten Hose und gab mich murrend geschlagen. „Hast ja recht... “, brummte ich, woraufhin er mit einem: „Wann habe ich dies nicht?“, konterte, was uns beide zum Lachen brachte.     Im Anschluss lachten wir noch viel lauter und vor allem hämischer, als der beleidigte Smoker wieder nach Hause geschickt wurde und jetzt trotzig durch die Eingangstür der Klinik stiefelte. Obendrein hatte er keine Zigarren mehr dabei, was seine Laune nochmal um einiges senkte.   Das war eine echte Genugtuung für mein angekratztes Ego.       --       Beinahe erkannte ich unsere Wohnung nicht wieder, so lange war ich nicht mehr hier gewesen. Vor über einem Jahr waren Trafalgar und ich zusammengezogen, was nochmal einiges an Überredungskunst erfordert hatte. Der Chirurg war penibler und reiner, als der Papst. Von seinem Ordnungsfimmel ganz zu schweigen, fiel es ihm damals echt schwer, sich von seiner gewohnten Umgebung zu trennen.   Das ist 'ne echte Glanzleistung gewesen, die ich damals vollbracht hab, dafür muss ich mich selbst loben...   Den Schlüsselbund warf ich nach dem Eintreten auf die Schuhkommode neben der Haustür, schloss dieselbe hinter mir mit einem lauten Knall und steuerte festen Schrittes durch den dunklen Flur unserer Behausung. Nur hatte ich nicht mit den Stiefeln gerechnet, über die ich im nächsten Moment stolperte.   Fuck!, fluchte ich innerlich und knurrte, während ich dem unordentlichen Schuhhaufen einen zornigen Blick zuwarf. Es waren meine und noch lange nicht die einzigen Klamotten, die neben diversem anderen Zeug quer durch die Wohnung verteilt lagen.   Ich sollte daran denken, in den nächsten Tagen aufzuräumen, wenn ich Trafalgar nicht sofort verscheuchen und abschrecken wollte.   Trafalgars entsetzten Blick, wenn er das Chaos sieht, kann ich mir echt deutlich vorstellen... Im Türrahmen stehend, würde er sich wortlos umdrehen und auf schnellstem Weg das Wohnhaus verlassen. Niemals würde er wieder einen Fuß in diese Gegend setzen...   Den chaotischen Weg zur Küche trat ich mir nun murrend frei, streifte mir dabei meinen Mantel von meinen Schultern und warf diesen beim Gehen hinter mich, in Richtung der Kommode. Währenddessen schnipste ich einmal mit den Fingern, um die modernisierte Lichtanlage unserer Bonzen-Bude anzuschalten.   Trafalgar bestand auf seinen `individu-´ ...Woher soll ich wissen, wie das heißt... Schnickschnack, mit dem er unsere, meiner Meinung nach übertrieben große Unterkunft aufmotzen musste. Vier Zimmer, eine marmorierte Küche mit schwarzen Granit Zeilen und ein offenes Badezimmer mit riesigem Deckenfenster umfasste unser Heim.   Neben unserem Schlafzimmer und unserem Wohnzimmer, hatte jeder von uns seinen eigenen Raum für seine Hobbys. In meinem befand sich zur einen Hälfte ein Trainingsraum, in dem ich verschiedene Sportgeräte, wie Hanteln, Boxsack und Laufgerät aufgestellt hatte. Auf der anderen Seite meine Werkbank und die nötigen Kleinteile, inklusive Werkzeug. Was Trafalgar mit seinen vier Wänden angestellt hatte, wusste ich nicht, da er das Zimmer immer abschloss und ich seine Privatsphäre respektierte.   In meinem Trainingsraum ist der feine Herr nach Lust und Laune ein und aus gegangen, nur um meine perfekten Muskeln anzuhimmeln..., formte sich bei dem Gedanken daran ein dreckiges Grinsen auf meinen Lippen. Das war zumindest meine Version der Geschichte, von der ich restlos überzeugt war.     Mit einem kräftigen Ruck öffnete ich jetzt den großen Kühlschrank, der aus Edelstahl bestand, bevor mein suchender Blick durch die leeren Fächer schweifte, in denen außer einer offenen Käsepackung noch ein angerührter Protein-Shake von vor zwei Woche zu sehen war, der bald nach mir rufen konnte. In der hintersten Ecke, neben einer Dose Energy, fand ich schließlich das, wonach ich gesucht hatte.   Fast erleichtert griff ich nach der letzten Bierdose, schmiss dann die Kühlschranktür wieder zu und öffnete den Verschluss der Dose in Begleitung eines lauten Zischens. War ja klar, dass die Plörre aufschäumen musste, sodass mir die blonde Suppe im nächsten Moment über meine Griffel lief.   Fluchend stellte ich die überlaufende Büchse auf der marmorierten Küchenzeile ab, schüttelte das klebrige Pisswasser von meiner Pfote und trocknete sie dann an einem Spültuch ab. Daraufhin wischte ich kurz über die nasse Theke und schnappte mir wieder die Dose, die ich an meinem Mund ansetzte, während ich in Richtung unseres Wohnzimmer ging.   Wir besaßen sogar einen Wand-Kamin, den wir früher öfters benutzt hatten, der aber mit der Zeit immer mehr in Vergessenheit geriet, weil unsere Jobs weniger Spielraum für gemütliche Stunden zu zweit ließen. Trafalgar stieg die Karriereleiter immer weiter rauf, während ich mich mit Extraschichten in der Werkstatt, wie auch mehr Aufträgen von unsympathischen Lackaffen herumschlug, denen ich wesentlich mehr Kohle aus ihren Anzugtaschen ziehen konnte.   Ich wollte dem Star-Chirurgen in nichts nachstehen und schon gar nicht von seinen Almosen leben oder ihm auf der Tasche liegen. Schließlich hatte ich meinen Stolz.   Doch verbrachten wir durch die gehäuften Arbeitsstunden weniger Zeit miteinander, was mich seit längerem extrem nervte. Niemand von uns beiden hatte es damals angesprochen, das gefühlsduselige Zeug passte einfach nicht zu uns, so wurde das Thema totgeschwiegen.     Es ist echt zu ruhig hier..., bemerkte ich die befremdliche Stille, als ich mich auf das breite Ecksofa unseres Wohnzimmers fallen ließ und meinen linken Arm locker auf der Lehne ablegte. Meine rechten Arm hob ich ab und zu an, um das Bier zu trinken, dabei starrten meine bernsteinfarbenen Augen auf einen unbedeutenden Punkt des leeren Kamins der gegenüberliegenden Wandseite.   Ich bin so lange in seinem Krankenzimmer gewesen, dass ich mich an diesen verdammten Piep-Ton gewöhnt hab...   Die Glotze wollte ich auch nicht unbedingt anschalten. Ich saß einfach nur da, starrte ein Loch in die Wand und setzte abwesend die längst geleerte Dose an meinen Lippen an. Ja, ich dachte angestrengt nach und das über eine lange Zeit.   Ich war kein Mann großer Worte, auch konnte ich an die Intelligenzbestie von Wunderdoktor nicht heranreichen. Doch wenn ich einmal angefangen hatte, mich mit etwas ernsthaft zu beschäftigen, biss ich mich daran fest und ließ mich nicht mehr davon abbringen.   Morgen werde ich zu ihm gehen und ihm zeigen, was für ein Prachtkerl ich bin!, nahm ich mir vor und nickte, mir selbst zustimmend, während ich meine Mundwinkel weit nach oben zog, sodass sich ein dunkles Grinsen auf meinen roten Lippen abzeichnete. Du wirst schon sehen, Trafalgar, mich wirst du so schnell nicht los...   Meine bernsteinfarbenen Augen spiegelten zeitgleich einen Funken des siegessicheren Kampfeswillen wider, der sie einen goldenen Glanz annehmen ließ.   Wer braucht schon ein billiges Kaminfeuer, wenn man die Flamme eines unbezwingbaren Willens in seiner Brust trägt?   Ein Eustass Kid mit Sicherheit nicht...     Warte nur, Law, bald wirst du wieder mir gehören...   Und dann werde ich dafür sorgen, dass du mich nie mehr vergisst...       Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)