The pathos of things von Rix (Eine OneShot-Sammlung zu BnHA-Pairs) ================================================================================ Kapitel 2: X-Y-Theorie ---------------------- II. X-Y-Theorie “This is life, and it isn’t about finding the perfect person, it isn’t about living some fairy tale; it’s about finding something you’re willing to work for, with somebody who’s willing to work with you." — Unknown Das erste Mal, dass ihn Ojiros Schweif berührte, war ein Versehen. Der Gang zur Cafeteria war voller als üblich und Shinsou bereute es, nicht gewartet zu haben, bis der Ansturm sich verflüchtigt hatte. Daher verlangsamte er seine Schritte, bis er entschied, dass er umkehren wollte. Also drehte er sich ohne Vorwarnung und Rücksicht auf seine Umgebung um. Der Zusammenprall mit der ihm bis dahin noch unbekannten Person war äußerst schmerzhaft und hart, fast so, als wäre er in eine Mauer gerannt. „Oh, Verzeihung! Ich wusste nicht-“, hörte er eine männliche Stimme sich entschuldigen. Blinzelnd und sich die schmerzende Nase reibend, schaute Shinsou zu dem Übeltäter hinüber – und stockte für einen Moment. Vor ihm stand der Junge, der wegen seinem Quirk, seinen Einzug ins Sport Festival Finale verweigert hatte. Nach weiteren Sekunden und dem Fakt, dass der Junge vor ihm, seinen Schweif festhielt, wurde Shinsou klar, was ihn ins Gesicht geschlagen hatte. Ohne ein weiteres Wort schritt er an dem Jungen vorbei, der keine Anstalt tat, ihn daran zu hindern. Das nächste Mal, als ihn Ojiros Schweif berührte, war um ihn vor einem sicheren Fall zu retten. Shinsou hatte an dem Tag verschlafen und eilte die Treppen zum Klassenzimmer hoch. In all seiner Eile versuchte er erst zwei und schließlich drei Stufen zu überspringen. Es brauchte nur einen Zentimeter, um seinen Fuß abrutschen zu lassen und ihm das Gleichgewicht verlieren zu lassen. Hilflos ruderte er in der Luft herum, dass Geländer völlig vergessen, was ihn hätte sicheren Halt geben können und spürte, wie er nach hinten ins Nichts fiel. Plötzlich umschloss etwas Warmes sein Handgelenk und riss in grob nach vorne in den sicheren Hafen von festen Boden. Perplex brauchte Shinsou einen Moment, bevor er begriff, was gerade passiert war. Verwundert starrte er den Schweif an, der noch immer sein Handgelenk umklammerte. Dabei bemerkte er, dass dieser sich weich anfühlte, ganz im Gegensatz zu dessen, was er, dank des harten Aufpralls beim ersten Mal, vermutet hatte. Der Schweif löste sich vorsichtig und eine Hand erschien stattdessen vor seinem Gesicht. Shinsou blickte auf, in das Gesicht seines Retters, der im Konflikt mit sich selbst schien. Aber abermals hatte Ojiro seinen Stolz überwunden und das getan, was er für richtig empfand, wofür Shinsou ihn ein wenig bewunderte. Shinsou ergriff die Hand. Es war nicht der Tag an dem sie Freunde wurden, aber der erste Schritt in eine bessere Richtung. Ihre nächstes Zusammentreffen passierte in der Bibliothek ihrer Schule. Sie standen kurz vor ihren Prüfungen und eigentlich hatte Shinsou nur einen ruhigen Platz zum Lernen gesucht. Doch die halbe Bibliothek war voll gefüllt mit verzweifelten Schülern, weswegen einen freien Platz finden, fast schon dem Wahnsinn gleichkam. Gerade als Shinsou die Schnauze voll hatte und sich verziehen wollte, bemerkte er noch einen freien Stuhl. Als er jedoch näher herantrat, erkannte er die Person, die dicht daneben saß und den Kopf selbst in Bücher verschlungen hatte. Zögernd blieb er stehen und wägte seine Chancen ab. Da er jedoch nie eine wirklich taktvolle Person gewesen war und es auch nicht vorhatte zu werden, zuckte er nur mit den Schultern und trat an den Jungen heran. Gerade als Shinsou nach dem Stuhl greifen wollte, fiel der immense Schweif von Ojiro auf diesen. Shinsou starrte das Ding einige Wimpernschläge an, bevor er sich lauthals räusperte. Der Junge schaute verwundert auf, erblickte ihn und erfror in der Bewegung. Keiner sagte ein Wort. Keiner von ihnen rührte sich. Schließlich zeigte Shinsou schweigend auf den Stuhl mit Ojiros Schweif, der auf diesen ruhten. Ojiro lief hochrot an und sein Schweif peitschte so blitzschnell hoch, dass er den Stuhl umschmiss und den nahestehenden Tisch zum Wackeln brachte. Was dazu führte, dass einem etwas entfernte Schüler sein Getränk umkippte und auf seinen Unterlagen landete. Pures Chaos brach aus. Der Schüler fing verzweifelt das Heulen an. Ojiro entschuldigte sich tausend Mal. Die Bibliothekarin schimpfte mit ihnen und Shinsou konnte nicht anders als lachen. Er lachte auch noch, als sie aus der Bibliothek geschmissen wurden und ihn Ojiro ihn mit seinen Schweif leicht in die Seite boxte. „Das ist alles deine Schuld. Dafür schuldest du mir etwas.“ Shinsou wischte sich die Lachtränen aus den Augen und zuckte mit den Schultern. „Von mir aus“, brummte er, doch nicht ohne amüsiert dabei zu grinsen. Ab diesem Tag wurde Ojiro ein fester Bestandteil seines Lebens. Erst langsam und kriechend. Einige Worte hier, einige Gesten dort. Nichts besonderes. Dann immer schneller und intensiver. Alles bekam mehr Gewicht und nahm Gestalt an. Wie ein Zug, der endlich im Haltebahnhof eingetroffen und nicht mehr Meilen hinter einem Berg versteckt war. Shinsou lief durch die Gänge der Schuler, vorbei an Ojiro, der gerade munter mit einem seiner Freunde plauderte. Sie nickten sich zu, sprachen jedoch kein Wort miteinander. Worte waren überflüssig, wenn sie anders miteinander kommunizieren konnten. Ojiros Schweif berührte ihn sanft. Streichelte ihn kurz an seinem linken Kinn, über den Hals, über die Schulter, bis er ihn zum Abschied spielerisch zwischen die Schulterblätter stupste. Shinsou lächelte sanft, bei dem Versprechen, was ihm Ojiro damit gab. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)