Tod- und Lebensmüde von Gaomee (Happy End nach dem Tod) ================================================================================ Kapitel 2: Hand in Hand ----------------------- Es war 23:55 Uhr und Tenten saß schon drei Stunden lang reglos in ihrem Wohnzimmer. Nach dem Fiasko mit Hinata und Neji am Morgen hatte Tenten sich entschuldigt und war ziellos in der Stadt umhergeirrt. Ihre Seidenschuhe waren ruiniert und das alles hatte ihr überdem noch sämtliche Blasen beschieden. Darauffolgend hatte sie etwas aus ihrem Kühlschrank gefischt, es mit einem großen Schluck Whiskey gründlich heruntergespült und endlich beschlossen zu duschen. Die teure Kleidung hatte sie einfach zu Boden gleiten lassen und das warme Wasser hatte unglaublich gut getan. Ihr Haar hatte sich vollgesogen und das warme Wasser löste den strengen Zopf, sodass ihr langes braunes Haar auf ihre Schultern wallte. Als sie sich wieder sauber gefühlt hatte, war sie zur Couch geschlendert und da bis gerade mit ihrer Flasche Whiskey verblieben. Nun stand sie auf. Sie wusste nicht genau was sie tat, doch dieser Terror musste ein Ende nehmen. Sie nahm noch einen letzten Schluck und ließ die Flasche auf dem Sofa zurück. In der Mitte des Raumes sagte sie bestimmt: “Neji. Ich muss mit dir reden.” Nichts geschah. “Neji. Sofort!” Immer noch nichts. Tenten kam sich mittlerweile etwas dämlich vor. Sie drehte sich ein paar Mal und sagte dann noch einmal in die Stille: “Bitte. Ich weiß, dass Flehen dich nicht milde stimmt, aber was hier vor sich geht ist inakzeptabel.” Nur die leere Stille ihrer Wohnung antwortete. Enttäuscht und erleichtert zugleich schlurfte Tenten in Richtung ihres Bettes. Die Decke lag schwer auf ihren Schultern. Fast fühlte es sich an als schneide sie Tenten die Luft ab, während diese an ihre graublaue Decke starrte. Der Mond ließ einen silbrigen Schimmer in ihrem Zimmer Einzug halten, doch er machte das Atmen nicht leichter. Je mehr sie an ihre Decke starrte desto seltsamer kamen ihr die Ecken vor, als wäre sie in einem Van Gogh Bild. Die Perspektive schien falsch. Endlich nahm sie einen tiefen Atemzug, schlug die Decke beiseite und schwang die Beine aus dem Bett. Die Alarmuhr auf dem Nachttisch zeigte 1:38 Uhr an. Mühsam schleppte Tenten sich ins Badezimmer. Ihr Nachthemd glitt lautlos zu Boden, behutsam stieg sie in ihre Dusche. Der Strahl schoss heiß und dampfend über ihren Körper. Ihre Augäpfel brannten hinter den Lidern. Ohne zum Shampoo oder der Seife zu greifen, schloss sie den Hahn wieder. Die Tür vorsichtig öffnend, griff sie nach dem Handtuch und trocknete sich sorgfältig ab, bevor sie es um sich wickelte und einen Fuß nach draußen setzte. Das braune Haar erschien schwarz vor Nässe und wickelte sich in einem komplizierten Muster um ihren Torso und Hals. “Du siehst sehr ungewohnt aus.” Tenten hielt sich im letzten Moment an der Duschtür fest, sodass sie nicht ausglitt. “Verdammt!”, herrschte sie. Heftig schlug sie mit der Faust gegen die Tür noch bevor sie sich hochzog. Die Augen fest geschlossen, überlegte sie was sie als nächstes tun sollte. Ihre Augäpfel brannten noch immer. Schließlich öffnete sie ihre Lider und, ohne Zweifel, da stand ein sehr lebendig wirkender Neji. Sie gab auf. “Bleib, geh, mir egal”, klärte sie ihn auf, wickelte das Tuch enger um ihre Brüste und spazierte hoch erhobenen Hauptes an ihm vorbei. Er folgte ihr. “Ich war noch nie in deinem Schlafzimmer.” “Mit gutem Grund.” Sie spürte wie er sich umsah. Viel zu sehen gab es nicht. Das ausladende Bett nahm den meisten Platz ein. In der Ecke stand ein großer dreiteiliger Schrank, dessen verschiedene Abteilungen Kleidung für verschiedene Anlässe enthielt; Militär, Alltag und Schick. Einen Spiegel besaß sie nicht, doch unter dem Fenster war ein kleines Sofa, auf dem sie gerne las, und die Fensterbank selbst war auch mit Kissen bedeckt, da sie manchmal mit ihrem Buch darauf kletterte und dann ein Bein bis auf das Sofa baumeln ließ. Neji stand außerdem auf einem großen runden Teppich, der viel des Freiraumes bedeckte und sogar bis unter das Bett und beinah zum Schrank reichte. “Flauschig, nehm ich an”, detektierte er mit bloßem Auge. “Willst du irgendetwas?”, fragte Tenten vom Bett aus, wo sie mit fest zusammengekniffenen Beinen und festumwickelten Brüsten saß und auf das Bettlaken tropfte. Ihre nassen Haare wanden sich immer noch wirr um ihren Körper. “Nein. Du etwa?”, fragte er zurück, während er den halboffenen Schrank näher in Augenschein nahm. “Nein, natürlich nicht”, erwiderte Tenten verwirrt. “Du bist der ungebetene Gast hier”, erinnerte sie ihn. Sein breiter Rücken war ihr noch immer zugewandt, doch sie spürte dass er nun nicht mehr erkundete. “Sei ehrlich. Hast du mich nackt gesehen?”, erkundigte sie sich unvermittelt mit neutralem Ton. Er wandte sich um. “Nein. Du trägst ein Tuch.” Er deutete darauf. “Ja, aber...” Sie wusste noch nicht wirklich was sie darauf erwidern wollte. Der Gedanke war schon da, doch er ließ sich noch nicht ganz in Worte fassen. “Ich meine … ” Sie wiegte den Kopf hin und her. “Davor. Bevor ich dich sehen konnte. Und außerdem … Kannst du nicht durch diese Dinge hindurchsehen oder so?” “Ich bin tot … offensichtlich”, fügte er hinzu als sei er sich dessen selbst nicht so sicher. “Und keine Comicfigur.” “Na ja, ich wusste nie so recht was du mit den Augen alles konntest.” “Kannst”, korrigierte er. “Ich bin an deinen Brüsten nicht interessiert, Tenten”, stellte er klar und unterdrückte ein genervtes Seufzen. “Ich will wissen, warum ich hier bin.” Tenten schnaubte. “Glaub mir, das will ich auch.” “Warum gibst du mir dann den Eindruck ich solle verschwinden? Ich bin der Ansicht wir würden die Antwort viel schneller gemeinsam entdecken.” Tenten vergrub ihr Gesicht in den Händen. “Neji, du hast dich gar nicht verändert”, stöhnte sie undeutlich. “Natürlich nicht.” Mit zwei Schritten stand er bei ihr. “Das letzte woran ich mich erinnere ist Schmerz, der Geschmack von Blut im Mund, Narutos und Hinatas Gesichter und dann … nichts. Bis ich plötzlich hier in deinem Schlafzimmer auftauche und dir beim Umfallen zusehen darf.” Er klang wirklich nicht besonders erfreut über die Umstände. “Nebenbei bemerkt musst du wirklich wieder in Übung kommen. Stell dir vor ich wär der Feind gewesen. Du bist wie ein Tollpatsch zu Boden gegangen.” Tenten starrte ihm ungläubig entgegen. “Um dich bei allen für dein Benehmen zu entschuldigen bist du jedenfalls nicht zurückgekommen”, stellte sie nüchtern fest. “Nein, wieso auch?”, wollte er wissen. “Ach nichts”, machte Tenten und konnte nicht fassen wie sehr dieser Geist sie an ihren Freund erinnerte. Es war als sei er wahrhaftig vor ihr. “Unfassbar”, murmelte sie. “Was denn?”, wollte er wissen. “Du.” Sie hob unschlüssig die Schultern. “Du siehst so echt aus. So lebendig.” “Hörst du schlecht? Ich habe dasselbe vorhin erst gesagt.” “Das war gestern Abend”, korrigierte Tenten ihn. “Für mich war es gerade eben”, erklärte er. Tenten stutzte. “Und wo bist du den Rest der Zeit?” Seine Augen nahmen einen seltsamen Ausdruck an. “Nirgendwo”, sagte er sanft. “Im wahrsten Sinne des Wortes”, stimmte Tenten ihm zu. Hörte er einfach auf zu existieren? Obwohl, eigentlich existierte er ja jetzt schon nicht...Gab es verschiedene Grade des Existierens? “Ich glaube, wir sollten Tsunade hiervon berichte. Es ist höchst verstörend.” Tenten brach beinah in Gelächter aus. “Vergiss es.” Sie machte eine finite Geste, die einige ihrer Haarsträhnen in Unruhe brachte. “Ich erzähle niemandem hiervon. Außerdem ist Tsunade gar nicht mehr das Oberhaupt.” “Stimmt. Naruto dann.” Sein Gesicht spiegelte kurz sein Befremden über die ungewohnte Benutzung dieses Namens in einem Autoritätskontext wieder. “Niemandem”, wiederholte Tenten mit Emphase. “Wie säh das für mich aus? Hallo, Naruto. Ich führe Streitgespräche mit meinem toten Freund. Er glaubt übrigens du solltest hiervon in Kenntnis gesetzt werden. Ach so und außer mir kann niemand ihn sehen!” Sie schmiss die Hände aufgeregt in die Luft und ihr Badetuch lockerte sich etwas zu viel. Sofort machte sie sich daran es wieder zu festigen. “Bist du sicher, dass ich noch nie hier war?”, erkundigte Neji sich unvermittelt. Er starrte hinüber zum Fenster, zu ihrer Leseecke. “Ja, sehr”, beschied sie. “Ich hatte diese Wohnung noch gar nicht als du starbst.” In seinem Blick las sie, dass er noch nicht ganz überzeugt war, aber für den Moment Ruhe geben würde. Seine Augen. Sie waren so lebensecht. Sie stand auf und trat an seine Gestalt heran, während er noch immer zum Fenster sah. All die kleinen Fältchen seiner Haut waren sichtbar, sie konnte einzelne Wimpern ausmachen sowie alte Narben, die sie noch von früher kannte. Sie sah wie er atmete, sein Brustkorb sich hob und senkte. Sie trat noch einen Schritt näher, was ihn dazu bewegte sich ihr zuzuwenden. Wahrscheinlich war es nur ihre Einbildung, doch sie meinte die Wärme seines großen Körpers fühlen zu können. Als sie ihm das Gesicht zuwandte dachte sie sogar seinen Atem im Antlitz spüren zu können. “Du siehst so echt aus”, wiederholte sie noch einmal. Sie wusste einfach nichts anderes zu sagen. “Ich fühl mich echt”, gestand er. “Tenten...” Sie schenkte ihm ihre ganze Aufmerksamkeit. “Ich kann mein Herz schlagen hören.” Neji würde niemals lügen. Mit dem Kinn deutete er auf die linke Seite seiner Brust. Tenten konnte natürlich nichts hören. Sie wusste nicht genau wieso, doch sie hob ihre Hand. Natürlich ginge sie mitten durch seinen Körper durch. Geister waren keine physischen Wesen. Doch für einen Herzschlag wünschte Tenten sich sie könnte ihn berühren. Sie hatte sich so etwas nie gewünscht, nicht als er noch lebte und ganz bestimmt nicht als er tot war, doch jetzt war das Verlangen ihn noch ein einziges Mal zu berühren so stark, dass ihr flau im Magen wurde. Die Erkenntnis, dass sie es nie wieder tun können würde ließ sie erstarren. Ihre Hand schwebte über seiner geisterhaften Brust. “Ich kann’s nicht”, sagte sie. “Was?” “Ich kann nicht durch dich hindurchgreifen. Das ist mir zu unheimlich. Ich will lieber die Illusion aufrechterhalten, dass du echt bist.” “Das ist töricht”, gab er seine rationale Meinung kund. Sie verdrehte die Augen. “Ich weiß. Ich bin sentimental gerade. Geht das in deinen dicken Schädel?” Er zuckte abweisend mit einer Schulter. “Was auch immer.” “Du bist auch nicht besser. Du wünschst dir so sehr wieder zu leben, dass du dir einbildest deinen eigenen Herzschlag zu hören.” Tenten wollte die Hand sinken lassen, doch Neji ergriff sie entschlossen und legte sie sich an die Brust. Tenten kreischte vom Schock. Sie kreischte wieder und wieder. Dreimal insgesamt und starrte ihn an als habe sie einen Geist gesehen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Dann starrte sie auf seine Hand. Ihre hektische Atmung stand im krassen Kontrast zu seiner ruhigen. Ihre Knie wurden butterweich, ihr Leib begann zu zittern und langsam sank sie auf die Knie. Neji begriff was ihr solche Angst einflöste. Ihre Hand lag warm und lebendig in seiner. Es gab keinen Unterschied. Zumindest fühlte er keinen. Ihre Hände waren gleich, doch eine schleichende, drohende Stille ergriff ihn. Sein Blick hielt ihren gefangen. “Lass mich nicht los”, bat er inbrünstiger als er es je zu Lebzeiten getan hätte. Seine Atemzüge wurden ebenfalls flacher und er hockte sich zu ihr auf den Boden. “Ok”, hauchte sie und nickte unsicher, presste ihre Hand so hart sie konnte an seine Brust. Sie konnte seine straffe Muskulatur unter dem dicken Stoff seiner Weste fühlen so fest presste sie. Sie kamen einander immer näher bis sie beide in einem Wirrwarr aus Armen und Beinen am Boden knieten, verbunden an einer einzigen Stelle ihres Körpers, aber vereint durch ihre Atmung und einer geteilten Angst vor etwas das sie nicht identifizieren konnten. “Du fühlst mich, nicht wahr?”, fragte er. Seine Stimme klang unstet. Sie nickte. “Oh ja.” Sie konnte gar nicht mehr aufhören zu nicken. Das Tuch glitt von ihr ab. “Lass mich nicht los”, wiederholte er noch einmal. “Niemals”, versicherte sie. Sie saßen so in dieser hektischen Panik eine halbe Ewigkeit. Seine Hand umfasste ihre so fest, dass ihr Finger taub wurden. Schließlich wurde es so schlimm, dass sie das Gefühl in der Hand verlor. “Ich fühl dich nicht mehr”, gestand sie. Langsam bemerkte sie wie ihr Tränen in die Augen stiegen. “Wie bitte?”, es war ein hastig, angstvoll ausgestoßener Wortschwall, ganz untypisch für ihn. “Deine Hand… Meine Finger … ich fühl nichts mehr.” Sie versuchte ihre Finger zu bewegen. “Ich kann deine Finger noch fühlen”, informierte er sie. “Ich glaube, du schneidest mir das Blut ab.” Sie wusste nicht wieso doch plötzlich musste sie einmal laut schluchzen. Ihre linke Hand, die bisher nur reglos an ihr herabgehangen hatte legte sich auf seine und schälte seine Finger gewaltsam von ihrer Rechten. Fasziniert beobachteten sie wie das Blut in ihre sterbensweiße Hand zurückkehrte. Mit ihrer Linken ließ sie ihn nicht los. Sie krallte sich in seine Weste. Ihre Rechte schmerzte unsäglich. Als würden tausend Nadelspitzen ihre Haut penetrieren. Neji zog seine Hand behutsam zurück. “Entschuldige bitte.” Seine Stimme fand langsam zu seiner kühlen Distanziertheit zurück. “Kein Thema.” Tenten klang auch schon mehr nach ihrem alten selbst. Eine Weile lang konnten sie sich nicht ins Gesicht sehen ob des intensiven Momentes den sie geteilt hatten, doch Tenten verstand. Sie ließ ihre Linke nie von ihm weichen. Als sie beide wieder ruhig atmeten, schluckte Tenten hart und fragte: “Was jetzt?” “Ich finde immer noch wir sollten dem Hokage über die Geschehnisse Bericht erstatten.” Tenten biss sich auf die Zunge, um keine unüberlegte Äußerung zu tun. “Ok”, willigte sie ein. “Aber ich meinte jetzt. In diesem Augenblick.” Sie sahen sich endlich wieder an und plötzlich wurde Tenten sich ihrer Nacktheit gewahr. Mit der schmerzenden Rechten ergriff sie das Tuch und bedeckte sich so gut wie möglich. “Ich kann nicht die ganze Nacht so sitzen”, beschwerte sie sich. Sie erhaschte einen beunruhigten Gesichtsausdruck bevor Neji ihn sorgfältig verbarg und fügte an: “Nicht, dass ich nicht gewillt bin. Aber ich hab Angst, dass ich irgendwann einfach vor Müdigkeit wegkippe.” Er schien über das Dilemma nachzudenken. Währenddessen half er ihr geistesabwesend das Tuch um ihren gesamten Oberkörper zu wickeln und befestigte es stramm unter ihrem linken Arm. Sie ersparte sich ihm zu danken. “Ich habe die letzten Nächte nicht gerade gut geschlafen”, erläuterte sie ihm. Den anschuldigenden Ton konnte er nicht ganz verstehen, akzeptierte ihn aber dennoch. Vorsichtig befühlte er ihre linke Hand, die ihn noch immer mittels der Weste fest bei sich hielt. “Fühlt sich ganz normal an”, wusste er zu berichten. Tenten stimmte ihm nickend zu. “Warum versuchst du nicht ein bisschen zu schlafen”, schlug er vor. “Ich halte Wache.” Die Absprache brachte alte Erinnerungen von gemeinsamen Missionen an die Oberfläche. Tenten kam die Situation plötzlich noch surrealer vor. Sie konnte die zwei Nejis einfach nicht vereinen. Der eine, aus ihren Erinnerungen, der gestorben war, und der zweite, der dem ersten zum Verwechseln ähnlich war, aber sich vollkommen echt anfühlte und den sie nicht loslassen konnte. “Du hast wahrscheinlich Recht. Musst du nicht schlafen?” Sie beide zuckten kurz mit den Mundwinkeln ob der Frage in diesen seltsamen Umständen. “Ich weiß es nicht. Tote schlafen nicht, oder?” “Vielleicht schlafen sie fortwährend?”, schlug Tenten vor. “Na, dann sollte ich die letzten Jahre ja wohl genug bekommen haben.” Tenten grinste ob seines trockenen Humors. Sie presste den rechten Arm eng an den Körper und zusammen erhoben sie sich mehr oder weniger elegant. Tenten setzte sich auf das Bett und schob sich Stück für Stück weiter hinauf, Neji ihr immer folgend, bis sie beide auf dem Bett waren. Dann legte sie sich seitlings hin und er streifte behutsam die Decke über sie. Sie starrte ihre Linke an und realisierte, dass sie ihn wahrscheinlich im Schlaf loslassen würde. “Neji?” “Hm?” “Lass mich nicht los”, echote sie seine Worte von früher. “Ich halte dich gar nicht.” Tenten rückte näher und zerrte an seiner Weste. Unbehaglich manövrierte er sich dichter an sie heran. Einen seiner Arme platzierte er ungeschickt unter ihrem Kopf und legte ihn um ihre nackten Schultern. Die Hand des anderen Arms ruhte auf ihrer Hüfte. “Nicht loslassen bis ich aufwache”, befahl sie. Er nickte. Sie zog ihn noch näher bis ihre Körper sich der Länge nach berührten. “Wenn es sich so anfühlt als würdest du … dünner werden...” Sie wusste nicht wirklich wie sie es besser beschreiben sollte. “... So als könntest du jede Sekunde verschwinden, dann weck mich auf, ok?” “Einverstanden.” Jetzt wo die Dinge geklärt waren, schloss Tenten die Augen und war beinahe augenblicklich eingeschlafen; das erste Mal in fast drei Tagen dass ihr Tiefschlaf gegönnt war. Das nächste woran sie sich erinnerte war ein lautes Klopfen. Das nicht sehr lange andauerte. “Tenten? Geht’s dir gut?”, hörte sie Lees Stimme durch ihre Wohnung hallen. Ein automatischer Gedankenfluss trat ein: Lee - Neji - Nichtloslassen. Ihre Finger verkrampften sich automatisch und sie fühlte eine korrespondierende Reaktion um ihren ganzen Körper. Sie öffnete die Augen und blickte schnurstracks in Nejis konzentriertes Gesicht. “Das ist Lee”, stellte er fest. “Ja, shht.” “Wenn er mich nicht sehen kann, kann er mich auch nicht hören.” “Ich bin hier, Lee!”, rief sie ihm zu. Sofort lenkte er seine Schritte gen Schlafzimmer. “Ich komm rein!”, kündigte er kurz an bevor er auch schon hereinstürmte. Für einen klitzekleinen Augenblick war Tenten besorgt, dass Lee Neji plötzlich sehen könnte und sich fragen würde was Tenten eng umschlungen im Bett mit einem Toten machte, doch ihre Angst war unberechtigt. Lee schien nichts weiter ungewöhnliches zu sehen außer seiner Freundin, die an einem Arbeitstag noch im Bett lag. Besorgt kam er an ihr Bett, setzte sich nur Zentimeter von Neji entfernt an die Bettkante und lehnte sich über seinen toten Freund. “Fühlst du dich nicht gut?” “Nein, ganz und gar nicht”, krächzte Tenten und hustete demonstrativ. Neji verzog missbilligend das Gesicht. Offenbar wusste er es nicht zu schätzen, dass man ihm ins Gesicht hustete. “Ohje, so krank habe ich dich ja selten gesehen.” Lee war tatsächlich besorgt. Tenten war so gut wie nie krank, schon gar nicht so sehr, dass sie das Bett hüten musste und nicht bei der Arbeit anrief. Sie warf einen Blick an Nejis Kopf vorbei auf die Uhr. Schon 9:33 Uhr! “Tut mir leid. Mir geht es wirklich nicht gut. Gestern schon nicht und dann ist es über Nacht wohl schlechter geworden. Weißt du ob auf der Arbeit alles gut lief? Wir haben heute Morgen-” “Eine große Lieferung bekommen”, unterbrach Lee sie und strich an Nejis Kopf vorbei ihr eine Strähne aus dem Gesicht. “Keine Sorge. Alles lief glatt. Aber deine Nummer Eins war so besorgt, dass er bei mir angerufen hat. Da bin ich sofort herüber gerast.” Er strich ihr liebevoll übers Gesicht. Nejis griesgrämige Grimasse war schwer zu ignorieren. “Lee”, hustete Tenten. “Könntest du mir einen Tee machen bitte?” Lees Sorge wurde noch erger. Normalerweise wollte sie, dass man gar nichts für sie tat. “Natürlich”, antwortete er schnell mit blassem Gesicht und eilte in die Küche. Er hatte noch nicht einmal seine Jacke oder Straßenschuhe ausgezogen. “Ok, Neji. Wir haben sieben Minuten um herauszufinden wie’s weitergeht”, flüsterte Tenten, weil sie wusste wie lange ihr Wasserkocher brauchte. Doch Lee überraschte sie. Noch bevor Neji antworten konnte, kam Lee unerwartet zurück. Er hatte ein Thermometer in ihrer Küche gefunden. “Hier, steck dir das in den Mund.” Tenten griff mit der Rechten danach. “Du siehst sehr verkrampft aus”, bemerkte Lee und griff nach der Decke. Er wollte es ihr nur etwas gemütlicher machen. Sie sah nämlich aus als wäre sie im Schock erstarrt, doch Tenten winkte hektisch ab. “Stop!” Lee schreckte verdattert zurück. In der Küche konnten sie den Wasserkocher arbeiten hören. “Ich ...”, begann Tenten. “... brauch eine Sekunde.” “Ok”, machte Lee vorsichtig und beobachtete verstört wie sich ihre linke Faust noch strenger ballte. Er machte ein paar Schritte rückwärts und verließ dann behutsam den Raum. Tenten steckte sich das Thermometer in den Mund und zog dann ihr Handtuch hoch, das während der Nacht viel zu weit herab gerutscht war. Neji half ihr diskret ohne nach unten zu schauen. “Ich glaube, du solltest mich loslassen.” Neji sagte es allein aus praktischen Gründen. Und vielleicht ein bisschen, weil ihm seine gestrige Panik unangenehm war. “Nein.” Ihre Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. “Is’ was, Tenten?”, rief Lee aus der Küche. “Alles ok!”, erwiderte Tenten laut. Dann fuhr sie im Flüsterton fort: “Bist du sicher?” “Du kannst nicht den ganzen Tag an mich gekettet sein.” Seine Worte ergaben viel Sinn, doch bisher war er immer wieder nach kurzer Zeit verschwunden. Diesmal war er mehrere Stunden geblieben. Sie konnte nicht umhin daran zu glauben, dass es durch ihre Berührung kam. “Das Risiko kann ich nicht eingehen”, machte sie klar. “Wir müssen irgendwie damit klar kommen. Man sieht dich nicht. Das muss doch irgendwie zu machen sein-” “Denk nach”, schalt er sie. “Wie solltest du dich denn umziehen?” “Dann bleiben wir eben hier”, schlug Tenten vor. “Ich dachte, du hättest zugestimmt, dass wir dem Hokage bericht-” “Lee!”, stieß Tenten aus als sie ihren Kumpel die Tür hereinkommen sah. Dann erinnerte sie sich, dass sie krank war und hustete Neji ordentlich ins Gesicht. “Na toll”, grummelte dieser. “Hier, Tenten”, machte Lee fürsorglich und stellte den Tee auf ihren Nachtisch. “Wie bist du nur so krank geworden?” “Ich weiß nicht genau”, gestand Tenten. Im Grunde genommen war das die Wahrheit. “Es kam ziemlich plötzlich. Die Situation ist ziemlich ungewohnt für mich.” “Wem sagst du das”, murrte Neji. “Kann ich mir vorstellen”, bemitleidete Lee sie. “Willst du dich nicht aufsetzten?”, fragte er dann. Neji seufzte. Mit einer Hand half er ihr Badetuch hochzuhalten, während Tenten sich aufstemmte, die Linke immer noch in seine Weste gekrallt. Das Ergebnis war das Tenten halb auf Neji lag. Sie hatte keinen Schimmer wie es für Lee aussehen musste, doch dieser schien nichts Ungewöhnliches zu bemerken. Er steckte ihr ein Kissen in den Nacken und somit direkt in Nejis Gesicht, der unzufriedene Laute von sich gab. “Hier”, sagte Lee und reichte ihr die heiße Tasse. “Wie wär’s wenn ich dir ein bisschen Suppe mache, hm?” Tenten wusste nicht was sie sagen sollte. “Musst du nicht zur Arbeit?”, fragte sie schwach. “Ich ruf da an. Das hier ist ein Notfall. Ich hab dich noch nie in so einem Zustand gesehen.” Er gab ihrer Tasse einen Stubs, damit sie nicht vergaß zu trinken. Tenten unterdrückte ein Seufzen und krächzte “Suppe klingt wundervoll.” “Ich lass auch die Hühnerhaut drin, genau wie du sie magst.” Tenten lächelte aus tiefstem Herzen. Davon abgesehen, dass sie wirklich keine Suppe brauchte, war Lee doch einer der besten Freunde die man sie wünschen konnte. “Danke”, krächzte sie. “Ok, genug gesprochen”, befahl er. “Trink deinen Tee. Ich bin gleich wieder zurück.” Mit diesen Worten blies er ihr einen Kuss zu und verschwand hastig. Wenig später fiel die Haustür hinter ihm ins Schloss. Neji riss sich das Kissen vom Gesicht. “Seit wann hat er einen Hausschlüssel?”, wollte er wissen, während Tenten sich von ihm herunter manövrierte. “Seitdem ich mich einmal ausgeschlossen und eine Ewigkeit auf einen Schlosser warten musste.” Mit den Worten zog sie ihn aus den Federn und zum Bad. Einen Blick in den Spiegel zeigte ihr, dass sie schrecklich aussah. Ihr Haar stand in alle Richtungen ab. In dem kleinen Badezimmer waren sie gezwungen in unmittelbarer Nähe beieinander zu stehen. “Nimm meine Hand”, befahl sie. Gehorsam tat er wie man ihm geheißen hatte. Seine große Hand war warm und trocken, noch immer sehr rau. Gestern war sie zu panisch gewesen um Details zu bemerken, doch jetzt konnte sie jede Schwiele ausfindig machen. Er blickte sie neugierig an, während sie ihn befühlte. Abrupt ließ sie es bleiben und bedeutete ihm sich umzudrehen. Dann zog sie ihn bis zur Duschtür, stieg in die Kabine und drehte den Hahn auf. “Dir ist schon klar, dass auch ich nass werden kann?”, erkundigte er sich als er fühlte wie sein Ärmel in Schussweite des Duschkopfes gezogen wurde. “Echt?”, fragte sie. Neji ließ die dämliche Frage unbeantwortet. In der Tat konnte sie sehen wie sein Ärmel sich dunkel färbte. Sie befühlte den Stoff verstohlen. Sie konnte es immer noch nicht ganz glauben. Mit einer Hand zu duschen war recht kompliziert, stellte sie bald fest. “Neji?”, rief sie. “Ja?”, wollte er von draußen wissen. Sie konnte seine hohe Gestalt durch das Milchglas hindurch ausmachen. Er lehnte nonchalant, seinen Arm ließ er durch den Türspalt hängen. “Würdest du mir helfen?” Ohne Worte spürte sie schon, dass er nicht amüsiert war. Aber er würde es tun. “Hier, ich massiere das Shampoo ein und du kämmst. Alles klar?” “Das werde ich ja wohl noch hinkriegen.” Leichter gesagt als getan. Sie hatten ein paar Probleme ihre Aktionen zu koordinieren. Als Tenten versuchte seine Hand zu bewegen, schmierte sie sich aus Versehen Shampoo in die Augen und war trotz des Wasserstrahls blind. Lee wählte diesen Augenblick, um heimzukommen. “Neji, die Tür!”, zischte sie. Neji zog sie halbwegs aus der Dusche als er einen großen Ausfallschritt gen Badezimmertür machte, um sie zu schließen. Weil Tenten blind war, rutschte sie aus und fiel. Neji riss sie an ihrer Hand hoch und fing sie mit seiner anderen auf. Nach dem Gepolter rief sie vorsichtshalber “Alles ok!”, damit Lee nichts Überstürztes tat. “Ich dusche nur heiß!” “Ich leg dir ein paar warme Sachen für danach raus!”, rief Lee an der anderen Seite der Tür. “Ok!” Sie hörte wie er in ihrem Schrank herumwühlte. Leise tuschelte sie: “Neji, hilf mir.” Er stellte sie wieder aufrecht hin, half ihr die Augen auszuwaschen. Mittlerweile war die ganze Vorderseite seiner Kleidung durchnässt. “Gib mir das”, herrschte er ungestüm und entriss ihr das Shampoo. Entschlossen drehte er den Hahn zu und entleerte dann eine traubengroße Ladung aus der Tube auf ihrer Handfläche. “Einmassieren.” “Kommandier mich nicht herum.” Sie tat aber trotzdem was er sagte. Dann schaltete er das Wasser wieder an. Er half ihr beim Auswaschen. “War’s das?” “Nein, wir brauchen noch Spülung und dann muss es gekämmt werden.” “Ok, stimmt”, erinnerte er sich etwas verspätet. Er hatte sich lange nicht mehr die Haare gewaschen, so kam es ihm vor. Darüber hinaus war das Haarewaschen für ihn anders abgelaufen als es gerade der Fall war. Er hatte Bedienstete gehabt, die das Einmassieren und Ausspülen für ihn übernahmen während er im Badewasser saß und die Zeitung las. Das schien wesentlich weniger umständlich als diese Routine. Mit dem Kamm fuhr er bestimmt aber nicht grob über ihren Schopf. Sein strenger Griff ließ ihr gesamtes Haar wissen, dass ein Knoten nicht geduldet werden würde. Während er dem Wasser half die Spülung aus dem Haar zu entfernen, wusch Tenten sich einhändig, da sie sich noch immer weigerte von ihm abzulassen. Für Neji wurde es ein wenig umständlich ihre Hand zu halten, denn sie war zum einen pitschnass und zum anderen war es unmöglich sie entspannt baumeln zu lassen. Denn dann hätten seine Finger sich nicht nur mit ihren verflochten, sondern auch mit ihren Schamhaaren. Trotz der Mühsal schafften sie es schlussendlich Tenten präsentabel für den anstehenden Tag zu machen, auch wenn Neji sehr nass wurde. Er reichte ihr ein Handtuch und half ihr beim Abtrocknen. Dass er ein bisschen ihres nackten Körpers sah störte sie gar nicht mehr so sehr. Es war Neji, tot, - die Situation war nicht gerade sexuell geladen. Tatsächlich gab es wahrscheinlich nichts Platonischeres als einem Toten dabei zu helfen am Leben zu bleiben. Jeder täte das für einen Fremden. Es nannte sich Erstehilfe. Vielleicht war das hier ein bisschen seltsamer, aber dasselbe Prinzip unterlag ihrer Motivation. Dann öffnete er diskret die Tür und gab die Kleidung, die Lee ausgesucht hatte, an sie weiter. Sich anzuziehen war etwas komplizierter, doch auch das hatten sie im Nu heraus. Zusammen stülpten sie Tenten den Pullover über den Kopf, dann half Neji ihr in den Ärmel. Dann hielt sie seine andere Hand und er half ihr mit dem anderen Ärmel. Mit den Hosenbeinen machten sie es ähnlich. Auf einen BH verzichtete Tenten. An der Hand zog sie Neji aus dem Bad und sah nach wie weit Lee in der Küche war. “Ich wollte nicht, dass du lange warten musst. Also habe ich einfach was aus meinem Gefrierschrank geholt.” Wenn Lee kochte, dann in großen Mengen. Er fror Eintopf, Suppen und dergleichen immer in Portionen verpackt ein. “Du bist der Beste. Danke.” “Kein Problem! Mach ich doch gerne. Wie geht’s dir?” “Besser, aber ich ruf auf der Arbeit an, dass ich heute nicht mehr komme.” Sie lächelte kurz. “Du musst aber wirklich nicht länger bleiben.” “Natürlich bleibe ich länger!”, empörte sich Lee. Sie konnte Neji neben sich stöhnen hören. “Du gehörst ins Bett! Ich setz mich dazu und dann schauen wir alte Filme.” Tenten wusste nicht ob sie weinen oder lachen sollte. “Deine Freunde sind so nett”, zischte Neji schneidend sarkastisch. Nachdem sie das Schlafzimmer wieder betreten hatten, zischte Tenten zurück: “Er ist dein Freund auch.” “Nicht mehr”, bestritt er. “Ich bin tot, vergessen?” “Du kannst das nicht benutzen, um einer Diskussion zu entrinnen!” Leider konnten sie ihr Streitgespräch nicht fortsetzen, denn Lee kam mit einem Teller Suppe herein. Er stellte den Teller schnell ab und ging dann noch einmal hinaus. “Schnell, setz dich.” Tenten bedeutete dem Geist sich auf dem Bett zu platzieren. “Was? Muss ich etwa die ganze Zeit bleiben?” Jener war nicht erfreut. “Was willst du sonst machen?”, warf sie ein. Sie beide erinnerten sich an das ‘Nirgendwo’. Still legten sie den Streit beiseite und versuchten sich unauffällig ins Bett zu manövrieren. “Du bist ganz nass”, beschwerte sie sich. “Das hast du wirklich nicht mir zu verdanken”, entgegnete er bissig. “Ja, ich weiß, aber was machen wir denn jetzt?” Sie standen wieder auf und Tenten bemerkte, dass Neji einen nassen Fleck auf ihrem Bett hinterlassen hatte. “Seltsam”, murmelte sie. Doch dann hörte sie Lee wiederkommen. “Schnell, zieh dich aus.” “Wie bitte?” “Zieh die nasse Kleidung aus!” “Warte, Lee, ich bin nackt!”, rief sie verzweifelt. “Oh, entschuldige!” Lee schien geduldig vor der Tür zu warten. Neji sprang in Rekordschnelle aus seiner Hose und mir geübter Effizienz zogen sie ihm in Teamarbeit erst die Weste, dann das schwarze Hemd über den Kopf. In Unterwäsche war Neji noch genauso echt wie vorher. “Noch eine Sekunde!”, rief sie während sie Nejis Sachen über die Heizung zum Trocknen legte. Dann schubste sie Neji schnell ins Bett und krabbelte seine Hand haltend ihm nach. Sie schob ihm noch ein Kissen in den Rücken während sie “Ok!” rief. Lee trat ein und schob den Fernseher auf den Rollen durch die Tür, um ihn im Schlafzimmer anzuschließen. Er hatte sich auch eine Maske umgebunden, um das Infektionsrisiko zu minimieren. Ungewahr des nackten Mannes im Bett auf Tentens anderer Seite, ließ er sich neben ihr nieder und gab ihr die Fernbedienung. Mit der Wärme dreier Körper und des warmen Pullovers fühlte Tenten sich etwas schläfrig, vor allem weil das Intro von Lawrence of Arabia Ewigkeiten dauerte. Sie war froh, dass die Credits jetzt am Ende jedes Films liefen. Um ihrem schläfrigen Zustand zu entrinnen, begann Tenten eine Konversation, deren Thema ihr gerade nah am Herzen lag: “Wenn du einen Menschen noch einmal sehen könntest. Einen Verstorbenen. Wen würdest du nochmal sehen wollen?” “Meinen Vater”, antwortete Neji prompt, ungehört. “Müsste ich denjenigen so sehen wie er gestorben ist?”, erkundigte sich Lee, an den die Frage eigentlich gerichtet war. Tenten schüttelte den Kopf. Sie sah zu ihrer linken Seite, dann wieder zurück zu Lee. “Nein, ganz normal.” “Dann wahrscheinlich Neji.” Sie fühlte wie sich ihr Gesprächsthema neben ihr versteifte und ihre Hand fester umfasste. “Wirklich? Nicht deine Eltern?” Lee schüttelte den Kopf. “Ich habe keine schlechten Erinnerungen an meine Eltern. Aber ich seh Nejis blutverschmiertes Gesicht immer noch nachts.” Mit ihrer freien Hand ergriff sie Lees Finger. Er drückte fest zurück. “Warum fragst du?”, wollte er wissen. Neji und sie sahen sich an. Sie wusste nicht was sie sagen sollte. “Sag ihm, du siehst mein Gesicht auch noch”, schlug er vor. Die Ironie entging ihr nicht. Sie sagte es ihm. “Wow, Tenten. Das wusste ich gar nicht. Du behälst immer so einen kühlen Kopf.” Sie zuckte mit den Schultern. Darauf wusste sie wieder nichts zu sagen. Nach einer Weile fragte Lee unvermittelt “Wem gehört denn die Ausrüstung auf der Heizung?” Tenten verschluckte sich an ihrer Suppe. “Welche?” “Na die.” “Ach so, die. Ja, das ist meine.” “Sieht ein bisschen groß aus.” “Das sieht nur so aus.” Lee sah sie ganz seltsam von der Seite her an, beließ es aber dabei. Nach der ersten Stunde war Lee bereits eingeschlafen. Neji hatte sich wieder angezogen - nach einem kurzen Zwiegespräch, weil Tenten der Ansicht war, dass es nicht wichtig war, da ihn sowieso niemand sah - und hatten sich auf den Weg nach draußen gemacht. “Man kann dich anfassen-” “Du kannst mich anfassen”, korrigierte er. “Ich kann dich anfassen, niemand außer mir sieht dich, aber sobald du deine Kleidung ausziehst sieht man diese.” “Und ich kann Gegenstände aufheben.” “Stimmt. Und vielleicht kann man dich manchmal hören und sehen.” Neji hob fragend die Brauen. “Naja, in der Bar und am Friedhof sind ein paar seltsame Dinge passiert… Außerdem kannst du, glaube ich, manchmal meine Gedanken lesen.” Das schien Neji zu verwundern. “Gerade ist das jedenfalls nicht der Fall”, stellte er fest. Also machte Tenten sich daran es ihm zu erklären. “Manchmal, wenn du erscheinst, dann antwortest du auf Dinge, die ich nur gedacht habe.” “Interessant”, befand Neji und versuchte ihre Gedanken zu lesen. Er war etwas enttäuscht als es nicht funktionierte. Sie liefen die Straße entlang und Tenten hielt sich ein Telefon ans Ohr, damit niemand sie für verrückt hielt, weil man ihren Gesprächspartner nicht sah. Hand in Hand liefen sie zum Anwesen des Hokage. Es war ein Freitag. Daher würde er im Büro sein. Als sie ankamen, war die Warteschlange natürlich lang. Shinobi warteten in den Hallen und den Warteräumen, aber Tenten ließ sich von Neji bestimmt bis an den Anfang jeder Schlange ziehen. “Verzeihung”, sagte sie. “Ich bin eine Kunoichi mit Seniorenrang. Ich muss mit Na- dem Hokage sprechen.” Die kaugummikauende Sekretärin starrte zu ihr hoch. Einer der jüngeren Shinobi wollte sich wieder vor sie drängeln, doch Neji gab ihm einen entschiedenen Stoß und sandte den Armen zu Boden. Verdattert sah er sich um und musste zum Schluss kommen, dass er merkwürdig gestrauchelt war. “Jetzt”, sagte Tenten mit Nachdruck. “Haben Sie einen Termin?”, fragte das Fräulein. “Das hier ist Zeitverschwendung”, schätzte Neji die Situation ein, zu Recht. Tenten stöhnte. “Ok, lass uns gehen”, murmelte sie zu jedermanns Verwunderung und stürmte einfach ins Gebäude hinein und an jeder Wache vorbei bis sie es zum Büro geschafft hatte. Sie klopfte nur kurz an, bevor Neji auch schon hineinstürmte. Naruto sah erst verärgert, dann besorgt von seinem Schreibtisch auf. Halbgegessene Ramen und eine Limonade machten das Bild vollkommen. “Tenten, was’s los?” Ein Wachsoldat stürmte hinter ihr herein und kündete an: “Eindringling!” Naruto schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. “Ja, das seh ich auch. Ist schon gut. Zurück auf den Posten. Wir wollen nicht gestört werden.” Er winkte seinen treuen Wachmann fort und bot Tenten einen Stuhl an. Seltsamerweise holte sie noch einen zweiten Stuhl, den sie noch nicht einmal benutzte. “Geht’s dir gut?” “Nein.” “Bist du krank?” “Nicht wirklich-” Das schrille Klingeln des Telefons unterbrach sie. “Entschuldige, das Notfalllämpchen brennt. Das muss ich nehmen”, erklärte Naruto und meldete sich ungewohnt formell am Hörer. Naruto hörte dem Anrufer zu, runzelte die Stirn und sah Tenten dann wieder an. Mit einer Hand über dem Hörer teilte er ihr mit: “Das ist ein sehr hysterischer Lee. Der übrigens meint, dass du sehr wohl krank bist-” Tenten verdrehte die Augen, entriss ihm den Hörer, bellte “Mir geht’s gut!” in den Hörer, legte auf und versuchte Narutos gesamte Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. “Ich bin nicht verrückt”, begann sie. “Das war keine besonders gute Eröffnung”, tadelte Neji kopfschüttelnd. “Halt’s Maul”, schnappte Tenten gestresst, worauf Naruto verdattert stammelte “Ich hab doch gar nichts-” “Nicht du”, herrschte Tenten. “Der da!” Sie zeigte auf den leeren Stuhl. Naruto starrte dümmlich darauf. Er wusste nicht, dass er auf Nejis Schoß starrte. “Ich glaube es wird Zeit, dass wir Tsunade oder Sakura rufen”, brachte Naruto mühsam heraus. Tenten hatte das Gesicht in einer Hand vergraben. “Er glaubt, du seist verrückt”, bemerkte Neji wenig hilfreich. Tenten raffte sich wieder auf und schaute Naruto direkt ins Gesicht. “Bin ich eine sentimentale Frau?” Naruto musste nicht lange nachdenken: “Nein.” “Würdest du sagen, dass ich der Typ von Mensch bin, der an seiner Trauer eingeht?” Automatisch schüttelte er den Kopf. “Nein, ganz und gar nicht.” “Dann ruf Tsunade besser. Denn Neji sitzt direkt neben mir und kann seine Klappe nicht darüber halten, dass ich dieses Gespräch verpatz- Würdest du wohl endlich still sein?!” Der letzte Satz war nicht an Naruto gerichtet gewesen. Sie starrte etwas mehr als Augenhöhe links neben sich. Naruto fiel auch auf, dass sie ihre Hand seltsam hielt. Hatte Tenten einen Anschlag erlitten? “Ich ruf jetzt Tsunade, ok?” “Mach das”, stimmte Tenten zu, immer noch ohne ihn anzusehen. “Es ist mir Ernst. Ich will’s nicht mehr hören”, hörte Naruto sie sagen. Offenbar sprach sie immer noch nicht mit ihm. Während er wählte, sah er zu wie sie der Luft links neben sich vehement vorhielt: “Du wolltest doch Tsunade von Anfang an - .... Das tut doch jetzt nichts mehr zur Sache. Sie ist vertrauenswürdig, ob sie die Hokage ist oder nich- … Naruto ist jetzt nunmal Hokage, find dich damit ab.” Sie ballte die Linke noch fester zur Faust, machte eine abschneidende Geste und war still. Dann wandte sie sich wieder Naruto zu. Jener wusste nicht was er sagen sollte. Oder konnte. “Wie geht’s dem alten Jungen denn so?”, lachte er nervös. Tenten war nicht amüsiert. “Naruto”, klärte sie ihn auf. “Ich denke nicht, dass er noch lebt. Ich weiß, dass er tot ist. Aber das ändert nichts daran, dass er neben mir sitzt und ich seine Hand halte.” Narutos Braue zuckte. “Du hälst seine Hand?”, wollte er sich versichern lassen. Das schien ihm unglaubwürdig. Am unglaubwürdigsten in diesem ganzen unglaubwürdigen Szenario. “Lange Geschichte. Frag nicht”, winkte Tenten ab. Eine Weile lang warteten sie still auf Tsunades Ankunft. Tenten schien tatsächlich nicht ganz sie selbst zu sein, doch es war schwierig zu sagen, ob sie wirklich verrückt war (oder nicht). Naruto konnte leider einfach nicht die Tatsache ignorieren, dass sie mit purer Luft gesprochen hatte. Das war sehr unheimlich gewesen. Vom Krankenhaus war es nicht weit und so war Tsunade bald da und wurde vom selben verwirrten Wachsoldaten hineingeführt. “Was gibt’s?”, fragte sie barsch. Sie schien Tentens seltsam angewinkelten Arm in Augenschein zu nehmen. “Sag’s ihr”, forderte Naruto sie auf. “Ich seh Tote”, gestand sie. Das schien Tsunade etwas aus dem Konzept zu bringen. “Einen Toten”, korrigierte Tenten. “Ich sehe Neji. Ich kann ihn sogar anfassen.” Sie hob ihre Hand als sei es eine Bestätigung. “Aha”, brachte Tsunade nur hervor und tauschte einen ratlosen Blick mit Naruto. “Mir ist klar, dass das verrückt klingt”, fügte Tenten hinzu. “Das ist ein gutes Zeichen”, teilte Tsunade mit, obwohl sie mehr mit Naruto zu sprechen schien. “Hey, Tsunade, ich denk mir hier keine Geschichten aus. Der Krieg ist jetzt auch schon eine Weile her. Es wär sehr seltsam jetzt Anzeichen einer Psychose zu entwickeln, oder?” Tsunade nickte vorsichtig. Dann fegte sie die alten Ramen beiseite und ließ sich auf der Schreibtischkante nieder. Wortlos ließ Naruto es geschehen. Sie alle schwiegen eine Weile. “Hinata sagt manchmal, dass sie fühlen kann, dass er bei ihr ist”, gab Naruto zum Besten. “Ich fühle sehr seltsame Chakrabewegungen in diesem Raum”, teilte Tsunade mit. Tenten fand das klang besser als sie erwartet hatte. “Also, für wie verrückt haltet ihr mich?” “Bisschen”, sagte Naruto zur selben Zeit als Tsunade sagte “Sehr.” Aber dann änderte sie ihre Meinung. “Lass mich dich untersuchen. Dein Chakra sieht ungewöhnlich aus aber spiegelt nicht die Symptome eines psychotischen Shinobis wider.” Nach einer ausgiebigen Untersuchung hob Tsunade wieder ratlos die Schultern. “Nichts deutet darauf hin, dass mit ihren mentalen Fakultäten etwas nicht stimmt.” “Danke”, bemerkte Tenten. Naruto nickte bedächtig, dann sagte er: “Ja. Aber sie sieht Tote. Tote, Tsunade.” Jene nickte mehrmals. “Ja, ich verstehe das Problem, aber ich weiß auch nicht was ich sagen soll.” In dem Augenblick, ging Tenten ein Licht auf. “Neji”, sagte sie, was allen einen eiskalten Schauer über den Rücken jagte. “Stoß sie vom Tisch.” Und nur eine Sekunde später fand Tsunade sich auf dem Boden wieder. “Huch”, machte sie. “Alles klar?” Naruto lehnte sich über den Schreibtisch. “Was’s passiert?” “Bin gefallen.” “Nein”, widersprach Tenten. “Er hat dich gestoßen.” Zweifelnd blickte die Ärztin zu Tenten hoch. “Hilf ihr hoch”, befahl Tenten und plötzlich fühlte Tsunade sich wie durch magische Kräfte empor gezogen. “Ich weiß nicht-”, begann Naruto. “Verpass ihm eine”, unterbrach Tenten schnell und Narutos Kopf wurde zur Seite gerissen und er hielt sich die schmerzende Wange. “Ist das ein neues Jutsu?”, fragte er verwirrt. “Nein”, begann Tenten leise. “Das ist ein wütender, toter Hyuga.” Es war einen Augenblick totenstill. Neji fragte: “Soll ich ihn noch mal schlagen?” Doch bevor Tenten antworten konnte, ließ Naruto einen langen Atemzug aus. “Das ist definitiv der seltsamste Tag den ich jemals erlebt habe. Aber wisst ihr was?” Sie alle sahen ihn erwartungsvoll an. “Ich bin damit ok… Ich habe einen Fuchsdämon in mir, Leute wieder zum Leben erweckt und mit meinen toten Eltern gesprochen. Wenn Tenten sagt, dass Neji auf dem Stuhl da sitzt, dann glaub ich ihr das.” Er teilte einen vertrauensschwangeren Blick mit ihr bevor er fortfuhr. “Vor allen Dingen, wenn er so schmerzhafte Schellen austeilt.” Er rieb sich unglücklich die Wange. “Du machst ein gutes Argument”, gab Tsunade zu und erhob sich endlich vom Boden. “Gut, dass das geklärt wär”, meinte Naruto und ließ sich in seinen Stuhl sinken. “Du kannst jetzt gehen, Tenten.” Sie stemmte eine ihrer Hände in die Hüften. “Aber was machen wir denn jetzt mit dieser Situation?”, wollte sie mit Nachdruck wissen. “Woher soll ich das wissen?”, fragte Naruto, dann schlug er sich wieder mit der flachen Hand auf die Stirn. “Ach ja, ich bin ja Hokage.” Tenten nickte bedeutungsvoll. Tsunade schüttelte den Kopf. Neji schien wenig überrascht, nicht dass es irgendwem auffiel. Naruto kam in die Gänge. “Erstmal schreibe ich dir eine Vollmacht. Für den Fall, dass irgendetwas seltsames passiert und du die Kontrolle ergreifen musst. Dann hast du keine Probleme mehr mit Wachen.” Er legte eine kurze Pause ein. “Nicht, dass du besonders viele jetzt zu haben scheinst.” Sie lächelte ihr altes verschmitztes Lächeln und nahm die Vollmacht an. “Er sitzt wirklich da und hört jedes Wort das wir sagen?”, vergewisserte sich Naruto. “Ja, du Dummkopf.” “Jup”, antwortete Tenten etwas diplomatischer als Neji. “Wie geht es ihm? Ist er verstört?” Tenten warf kurz einen Blick zur Seite. Unnahbar, mit geradem Rücken und eiskaltem Blick. “Nö. Eigentlich ist er wie immer.” “Kann er sich an irgendetwas erinnern?”, wollte Tsunade wissen. Da erzählte Tenten ihnen die ganze Geschichte. Sie sparte aus die Intensität der vorherigen Nacht in ihrer ganzen Fülle zu beschreiben. Sie ließ auch einige Details des Duschvorfalls aus. “Und ihr seid jetzt sozusagen aneinander gekettet?”, stellte Naruto fest. Tenten nickte. “Weil ihr fürchtet, dass er wieder verschwindet, wenn ihr los lasst?”, fügte Tsunade hinzu. Noch ein Nicken. Die Dorfälteste überlegte kurz. “Wär es nicht vielleicht gut loszulassen? Vielleicht gehört er hier nicht hin und muss zurück, bevor er Frieden finden kann.” Tenten blickte Neji an. Er schien nachzudenken. Schließlich sagte er: “Ich fühl mich nicht so als wär das die richtige Entscheidung. Ich fühle...” Gefühle in Worte zu fassen war noch nie seine Stärke gewesen. Tenten erklärte den anderen Zwei was vorging. “Ich fühle mich als müsste ich hier noch etwas machen. Über etwas wachen, sicher gehen, dass etwas … ok wird?” Er sah ratlos in Tentens Gesicht. Sie hob die Schultern und gab seine Ansicht weiter. “Aber er weiß nicht was”, murmelte Tsunade. “Vielleicht die Hochzeit?”, schlug Tenten vor. Naruto schien aufgeregt: “Ja, das könnte es sein! Das würde erklären warum er ausgerechnet jetzt zurückgekommen ist und nicht schon viel früher!” “Das stimmt!” Tsunade fand das auch plausibel. “Könnte es das sein?” Neji hob die Schultern. Tenten beantwortete Tsunades Frage für ihn: “Er weiß es nicht.” Die Vier beratschlagten noch ein Weilchen weiter wie die Situation gehandhabt werden sollte. Tenten würde Hamilton, ihrem Manager, vorübergehend die meiste Arbeit anvertrauen, zumindest bis die Hochzeit vorbei war und sie würde Naruto jeden Tag Bericht erstatten. Bis dahin galt es herauszufinden, ob es sich bei der Aufgabe, die Neji noch zu erfüllen hatte, tatsächlich um die Hochzeit handelte. Des Weiteren entschieden sie, dass sie einmal am Tag von Tsunade untersucht werden würde. Am Ende der Konversation blieb nicht mehr viel zu sagen. Tenten hatte die ganze Zeit über für Neji geantwortet und daher hatten alle immer nur sie angesehen, doch plötzlich wandte Naruto sich an den leeren Stuhl. Er hob die Augen ungefähr zu Augenhöhe und sagte: “Neji, du bist ein wahrer Held und wir haben und werden auch in Zukunft nie vergessen was du getan hast.” Er sah kurz unsicher zu Tenten, doch diese hielt ihren Blick starr auf den leeren Stuhl gerichtet. Tsunade fügte hinzu: “Du warst ein vorbildhafter Shinobi.” Sie lächelte kurz. “Ich finde es ganz und gar nicht verwunderlich, dass dein Pflichtgefühl dich bis in den Tod begleitet hat.” Tenten sah gerührt aus. Sie schluckte hart, dann wandte sie sich an die Zwei und sagte: “Ihr kennt Neji. Er hat nur genickt, aber das heißt er ist euch sehr dankbar und drückt euch seinen formellen Dank aus.” Die anderen verstanden. Weiter blieb wirklich nichts mehr zu sagen. Tenten rief Lee noch einmal von Narutos Büro an und erklärte, dass sie auf einer geheimen Mission für Naruto war. Sie würde es ihm später erklären. Er verstand augenblicklich, vergab ihr und bot seine vollste Unterstützung an. Dann überließen sie Naruto seinem Arbeitstag. Die Schlange war um etliches länger und viele warfen Tenten missbilligende Blicke zu, weil sie sich erst vorgedrängt und dann so viel Zeit eingenommen hatte. Ihr war es egal. Sie verabschiedete sich draußen von Tsunade und ging dann Hand in Hand mit ihrem Geist nach Hause. “Vielleicht bin ich ja eine Art Poltergeist”, spekulierte Neji, während Tenten kalte Suppe schlürfte und Lawrence of Arabia guckte. Sie saßen im Bett. Ihre Hand lag über seiner, der Teller war in ihrem Schoß und sie scheffelte die Suppe mit einem großen Löffel in sich hinein. Als sie heimgekommen waren, hatte Tenten angekündigt, dass sie eine Pause von all dieser Skurrilität brauchte. Also hatten sie den Fernseher wieder eingeschaltet. “Hm”, machte Tenten. “Aber die treiben doch Schabernack.” “Aber sie können Dinge bewegen, werden aber nicht gesehen.” “Stimmt”, musste Tenten eingestehen. “Aber warum bist du dann hier? Ich kann mir kaum vorstellen, dass du die Hochzeit deiner Cousine ruinieren möchtest, indem du die Stühle in Windeseile auf einem Tisch übereinander stapelst.” “Worüber redest du?”, wollte Neji wissen, und Tenten schüttelte den Kopf. “Ich vergesse, dass du keine Filme guckst.” “Geguckt hast”, verbesserte er. “Dann halt das”, stimmte sie zu und schlürfte noch mehr Suppe. “Was hat es mit dieser Hochzeit auf sich?”, wollte Neji wissen. Tenten erklärte ihm. Wie sein Onkel alles geplant hatte und Hinata deswegen ein wenig nervös war. “Wann findet es statt?” “Nächsten Monat schon.” “Das ist ziemlich lange hin”, fand er. Tenten aber schüttelte den Kopf. “Für eine Hochzeit ist das kurz.” “Und warum sollte ich bei dieser Festivität dabei sein?” Neji konnte sich nicht ausmalen, weshalb eine Hochzeit so viel Belang für ihn haben sollte. Wenn Hinata gern mit dem Blondschopf zusammen leben wollte, sollte sie das tun. Dafür war keine Zeremonie nötig, fand er. “Keine Ahnung”, gestand Tenten. “Du bist dafür von den Toten auferstanden, nicht ich.” “Klingt irgendwie nicht nach mir”, musste er sich eingestehen. Tenten stimmte ihm zu. “Aber die echte Hochzeit findet sowieso nicht in einem Monat statt.” “Nicht?” Tenten schüttelte den Kopf. “Ich habe Hinata gestern gebeten mir zu vertrauen.” Neji verstand die Signifikanz nicht. “Ich werde dafür sorgen, dass sie die perfekte Hochzeit hat”, erklärte sie ihm. Nicht dass er es verstand. Also erklärte sie es ihm noch etwas ausführlicher. “Und das wird sie glücklich machen?”, fragte er zweifelnd. Tenten nickte siegesgewiss. “Wenn du das sagst.” Er sackte ein wenig an der Wand zusammen. Er wollte sich gerade aufrichten als ihm etwas auffiel. “Tenten?” “Huh?“ “Ich glaube … Ich glaube, ich bin müde.” Nach der verdatternden Ankündigung hatte Tenten die Suppe weggestellt und ihm befohlen sich hinzulegen. Sie legte sich neben ihn und verschränkte die Finger ihrer Hand mit seinen. “Hast du das Gefühl zu verschwinden?” Neji schüttelte den Kopf. Tenten rückte noch näher. “Ich glaube, dann ist es sicher.” Ihre Augen fielen ebenfalls zu. Die Woche verflog wie im Nu. Neji und Tenten lernten sich wie eine synchrone Einheit zu bewegen. Frühstück, Duschen, Umziehen war alles kein Problem für sie. Sie lernten, dass Neji auch duschen, essen und schlafen musste. Noch immer waren sie wie an der Hüfte festgewachsen. Nachts schliefen sie fest umschlungen und draußen ließ Neji Tenten nie los. Sie hatten herausgefunden, dass es weniger seltsam aussah, wenn er einfach ihr Handgelenk umschloss. So konnte Tenten all ihre Vorbereitungen für Hinatas Überraschung treffen ohne dass es zu größeren Komplikationen kam. Naruto erstatteten sie jeden Morgen um Punkt sieben Uhr Bericht. Normalerweise erhielten sie nur Gähnen als Antwort, weil der Tagesablauf eines vielbeschäftigten Staatsmannes nicht Narutos natürlichen Schlafrhythmus widerspiegelte. Danach meldeten sie sich bei Tsunade im Krankenhaus und Tenten musste sich einer gründlichen Untersuchung unterziehen. Ihre werte veränderten sich allerdings nicht und augenscheinlich war sie noch immer kerngesund. Das einzige was ihnen ein wenig zu schaffen machte, Tenten mehr als Neji, war dass sie seine geisterhafte Existenz vor Lee und Hinata geheimhielten. Nach ausgiebigem Überlegen hatten sie beschlossen weder der einen noch dem anderen von Neji zu erzählen. Hinata glaubte ihn bereits immer bei sich zu haben und Lee würde es nicht helfen das schauerliche Bild eines blutbeschmierten Gesichts aus seinem Gedächtnis zu löschen, wenn es nichts gab womit er es ersetzen könnte. Daher fanden sie war es so das Beste. Darüber hinaus wusste Tenten nicht ob sie noch so ein Gespräch wie mit Naruto und Tsunade hinter sich bringen könnte. Als der Tag Tentens Überraschung immer näher rückte, wurde ihr Terminplan immer hektischer. Hol dies ab, bestell das. Neji war meistens nicht erfreut, weil er den Nutzen all dieser Arrangements nicht begriff. Aber Tenten wusste was sie tat. Am Morgen des großen Tages standen Tenten und Neji gemeinsam vor dem Spiegel und versuchten ihre braune Haarflut auf elegante weise hochzustecken. “Warum kannst du sie nicht einfach wie an jedem anderen Tag auch tragen?”, wollte er genervt wissen. Tenten entschied ihn zu ignorieren und fragte stattdessen: “Meinst du du solltest einen Tuxedo tragen?” “Niemand kann mich sehen”, erinnerte er sie. “Ich weiß. Ich dachte nur.. Ach egal.” Sie seufzte ob seiner unsentimentalen Art und schlüpfte in ihr cremefarbenes Chiffonkleid. Sakura klopfte an die Badezimmertür. “Fertig?”, fragte sie. “Jup!” Tenten und Neji eilten nach draußen. Neji reichte ihr unauffällig den Brautstrauß vom Bett und sie machten sich auf den Weg. Sasuke wartete vor dem Haus auf sie, makellos in einem stilvollen Anzug. Sakura richtete seine Fliege, obwohl es vollkommen unnötig war. “Ich bin so aufgeregt!” Sakura grinste von Ohr zu Ohr. Trotz ihrer Aufregung gab sie Acht den Kleidersack den sie über dem Arm trug nicht zu zerknautschen. Naruto stieß auf halbem Wege zu ihnen. Sakura trat auf ihn zu und im Gegensatz zu seinem Trauzeugen konnte seine Fliege sehr wohl ein paar kleine Korrekturen vertragen. “Die Dinger zu binden ist unglaublich schwierig”, entschuldigte er sich. “Kein Problem”, meinte Sakura nur und zupfte daran bis sie perfekt saß. Zusammen marschierten sie die Straße entlang und gaben wohl einen urkomischen Eindruck ab, doch zum Glück war es so früh, dass noch niemand wach war. Der Morgen war noch grau, weil die Sonne gerade erst über den Rand der Welt lugte. Beim Hyuga-Anwesen angekommen, erwartete Gerd sie bereits. Er öffnete ihnen das Tor und eskortierte sie zum Orchideengarten, wo der Priester bereits auf sie wartete. Freundlich wurden alle miteinander bekannt gemacht. “Schaut mal”, rief Naruto und wandte jedermanns Aufmerksamkeit auf die neue Statue, die seit kurzem den Orchideengarten zierte. “Ich hab sie Hinata Anfang dieser Woche geschenkt.” Es war eine wunderschön gehauene Marmorstatue, die eine elegante Venus im Kontrapost darstellte. Aus einem einzigen Marmorblock hatte der Künstler die Schönheit befreit. Ihre sanft geschwungenen Augenlider schienen verheißungsvoll, ihre Wange aus Stein wirkte zart wie Seide. “Gut ausgesucht”, erkannte Tenten erstaunt. “Ich hab geholfen”, gestand Sakura. “Ich bin nicht überrascht”, lachte Tenten. “Hey!”, machte Naruto spielerisch empört. Er schritt an die Statue heran und deutete auf ihr Gesicht. “Sieht genauso schön aus wie Hinatas, oder?” Die anderen konnten keine genaue Ähnlichkeit feststellen, stimmten aber trotzdem zu. “Hinata hat eine ganz andere Knochenstruktur”, sagte einer von ihnen. Zum Glück konnte ihn niemand außer Tenten hören. Naruto hatte sich auf die Zehenspitzen gestellt um auf das Gesicht zeigen können. Jetzt kam er wieder auf den ganzen Fuß herunter und wollte sich lässig anlehnen. Das war ein großer Fehler, denn die Statue stand auf unebenem Boden und wankte gefährlich. “Vorsicht!”, rief Sakura. Sasuke zog seinen besten Freund hastig vom Stein weg. Die Venus kam wieder zur Ruhe und ein Desaster wurde abgewendet. Tentens Herz setzte einen Schlag aus. “Das wär’s noch. Ein Toter auf dieser Hochzeit ist genug für meinen Geschmack.” Gerd hatte mittlerweile die verdatterte Hinata unter einem Vorwand aus ihrem Zimmer gelockt. Tenten wusste dies, weil sie den Zeitplan am Vortag noch mit dem alten Kommandanten besprochen hatte. Just in diesem Augenblick würde er die Hyuga-Anwärtin auf einen Balkon hinausführen und zum Orchideengarten deuten, wo ihre schneeweißen Augen einen nervös doch munteren Naruto und all ihre engsten Freunde erblicken würde. Daraufhin gäbe Gerd ihr das Kleid und Hinata würde sich voller Vorfreude ankleiden gehen. In der Tat musste es sich so abgespielt haben, denn pünktlich auf die Minute geleitete Gerd die wunderschöne Braut in einem Traum aus weißer Seide zu dem geheimen Treffen. Sie strahlte geradezu vor Stolz und Glück. “Tenten”, schalt sie als sie ankam. “Ich dachte, du wolltest, dass ich früh aufwache, damit wir in der Stadt gemeinsam frühstücken können.” Tenten schüttelte überdrüssigerweise den Kopf. “Nein”, erwiderte diese grinsend. “Wir halten nur eine geheime Hochzeit für euch ab.” Etwas ernster fuhr sie fort: “Eure erste. Die mit dem ihr euer Leben beginnt.” Hinata gab ihr eine innige Umarmung. Tenten drückte ihr wortlos den Brautstrauß in die Hände. “Dankeschön”, hauchte die Braut. Die Sonne warf noch lange Schatten, doch stieg immer höher. Aus der Küche konnte man die ersten Geräusche hören. “Es ist Hochzeitszeit”, verkündete Tenten fröhlich, sodass sich alle an die Seite eines imaginären Mittelschiffs einer imaginären Kirche stellten. Sakura trat an ihre Seite und wischte sich verstohlen mit einem Spitzentaschentuch über die verräterisch feuchten Augen. Ihnen gegenüber stellte Sasuke sich zu Naruto und dem Priester, während Hinata sich wieder bei Gerd unterhakte und bis zum Bräutigam führen ließ. Auch ohne Musik einer Orgel oder Bänken voller Zuschauer war die Zeremonie wunderschön, im taufrischen Gras begleitet bei Vogelgesang. Der Priester verkündete das neue Paar mit größter Würde und Hinata und Naruto küssten sich mit Inbrunst nachdem sie sich das Ja-Wort gegeben hatten. “Ok, Mädels, jetzt kommt der Strauß”, kündigte Hinata an. Tenten hatte gehofft mit nur zwei Brautjungfern dieser alten Tradition entronnen zu sein, doch offenbar war dem nicht so. Hinata drehte sich um und hob die Arme wurfbereit. Während Sakura aufgeregt die Arme ausbreitete, machte Tenten schnell ein paar Schritte an Neji vorbei zur Seite, damit sie den Strauß auch ja nicht aus Versehen fing. Diese Reaktion ihrerseits hatte ihr toter Partner nicht kommen gesehen. Trotzdem reagierte er blitzschnell als Tenten gegen die Venus taumelte. Hastig riss er sie aus dem Weg der fallenden Statue. Tenten strauchelte und fiel vorwärts auf ihre Hände. Währenddessen stürzte Venus wie eine Guillotine auf den bereits toten Neji hinab. Nur Tenten vernahm mit tiefem Schrecken das grässliche Geräusch seiner brechenden Knochen und berstendem Fleisch. Natürlich eilten alle Lebenden sofort an Tentens Seite, doch diese schüttelte alle helfenden Hände ab und krauchte panisch zur gefallenen Venus, der Göttin der Liebe. “Neji?”, rief sie mit zittriger Stimme. “Neji?”, fragten Sakura und Hinata gleichzeitig, während sie einen verwunderten Blick tauschten. Nur Naruto wurde schlagartig blass, weil er plötzlich begriff was vor sich ging, und stürzte an Tentens Seite. Diese war gerade mit dem Versuch beschäftigt die schwere Statue beiseite zu rollen. Völlig hoffnungslos, natürlich. Narutos Knie gruben sich in den Boden als er sich neben ihr niederließ; es kümmerte ihn noch nicht einmal, dass es seinen Hochzeitsanzug ruinierte. “Ach du Scheiße”, hauchte er nur und beeilte sich ihr zu helfen. Hätte er sehen können wovon Tenten den Blick nicht wenden konnte so hätte er in das aschfahle Gesicht des tuxedolosen Shinobi starren müssen, sein blutiger Körper zerfurcht durch die große, elegante Statue. Er hätte auch gesehen wie der wieder-sterbende Neji verzweifelt versuchte nach Tentens Händen zu greifen, diese aber immer nur an dem harten Marmor interessiert waren. Naruto hätte auch gehört wie der Sterbende ihrem Geschrei mit ihrem Namen begegnete. Jedes “Neji?!” konterte er mit mindestens zwei “Tenten!”, doch sie war so mit dem aussichtslosen Unterfangen beschäftigt die Statue von ihm zu entfernen, dass sie ihm nicht zuhörte. Sie schien in ihre eigene panikerfülllte Welt versunken zu sein. Die Tatsache, dass Neji nur eine Hand frei hatte machte es nicht einfacher für ihn ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen. Doch schließlich bekam er durch das chaotische Greifen ihrer Hände ihren Kleidausschnitt zu fassen und zog sie zu sich herab. Ihr standen unverhofft Tränen in den Augen. “Hör mir zu”, bat er herrisch. Er konnte fühlen wie er langsam verschwand, das ‘Nirgendwo’ sog ihn auf. Obwohl sein Körper zertrümmert war, spürte er kaum Schmerzen. Wahrscheinlich lag es daran, dass sein Körper sowieso nicht echt gewesen war. Der Herzschlag, die Berührungen waren alles nur Illusionen gewesen. Gespinste, Träume, die ein Ende nehmen mussten. Indessen war Naruto hin und her gerissen; da Tenten nur stocksteif vornüber gebeugt saß und , er natürlich nur eine Seite der Konversation mitbekam, wusste er nicht, ob er weiter versuchen sollte die Statue zu bewegen oder nicht. Sasuke kam herbei, um Tenten auf Hinata und Sakuras Geheiß auf die Füße ziehen, doch Naruto verbot es mit einer hastigen jedoch sehr bestimmten Geste. Als Tenten nach etlichen Minuten immer noch in die Leere zu starren schien, sah der Hokage sich nach etwas um das er als Hebel benutzen konnte. Kurz verfluchte er die Hyugas und ihre sorgfältigen Gärtner, denn es war weit und breit kein robuster Ast in Sicht. Tenten war in ihren apathischen Zustand geschlittert, weil Neji ihre Hand so fest umfasst hielt wie in der Nacht als er nicht verschwinden wollte. Als spräche er mit einem störrischen Kind, sagte er: “Wir haben’s herausgefunden. Das hier war’s, nicht die Hochzeit. Ich fühl es.” Er sprach mit Überzeugung. Sie wusste nicht wieso, doch dieses Szenario kam ihr surreal vor. In Anbetracht aller Geschehnisse könnte man sagen, dass ihr alles so hätte vorkommen müssen, doch dem war nicht so. Am entfremdesten fühlte sie sich gerade jetzt, da sie ihrem Freund ins Gesicht sah und erkannte, dass er ein zweites Mal sterben würde, weil er jemanden gerettet hatte. Dass er seine letzte Ruhe unterbrochen hatte, um sie als Geist heimzusuchen und die gleiche Art von sinnvollen Tod zu sterben wie letztes Mal. Sinnvoll. Denn alles was er tat war sinnvoll. Trotzdem konnte Tenten das Gefühl der Sinnlosigkeit nicht abschütteln. Sie wollte nicht, dass es Sinn ergab. Sie wollte einen Augenblick lang mit dem Schicksal hadern und wütend sein. Er war doch gerade erst wieder zurück. Naruto hatte von Gerd ein Brecheisen erhalten, welches er aus einem nahen Schuppen herbeigeholt hatte, und versuchte damit den Marmor hochzuhebeln. Obwohl sie nicht wussten warum halfen Gerd und Sasuke ihrem Hokage, während die zwei anderen Frauen dem bizarren Geschehen mit fasziniertem Horror folgten. Die braunhaarige Kunoichi kniete still in einem Hain aus Erde, geschaffen durch das wilde Streben ihrer Füße, und starrte immerwährend auf eine fixierte Stelle; ihre Hände griffen ins Nichts als hielten sie eine unsichtbare Hand. Sie hatte endlich erkannt wie tief der Marmor in seinem Brustkorb eingebettet war. Wäre Neji am leben gewesen als die Statue in traf, so wären sein Herz und seine Lunge zerschmettert gewesen. Doch er war nicht am Leben. Sie wusste nicht weshalb sie Blut, Knochen und Eingeweide sah. Sie wusste nicht weshalb Neji langsam an seinem eigenen Blut erstickte, doch sie hatte begriffen, dass er von Anfang an schon tot gewesen war. Die restlichen Hochzeitsgäste sahen gespannt und besorgt mit an wie Tenten ihre Hände langsam sinken ließ und dann entkrampfte. Niemand verstand so recht was hier vor sich ging. Neji konnte in ihrem Blick lesen was sie dachte und sah seine Vermutung wenige Sekunden später bestätigt als sie ihn endlich losließ. “Ich will, dass du jetzt aufstehst, dich umdrehst, lächelst und allen sagst was für ein Glück es ist, dass nichts geschehen ist. Hast du mich verstanden?”, erteilte er ihr einen seiner letzten schroffen Wünsche mit. Naruto konnte nur sehen wie Tenten wiederholt nickte. Ihre Hände zitterten. Dann wischte sie sich übers Gesicht, stand auf und sagte laut und deutlich: “Pui, zum Glück ist nichts passiert!” Zehn Augenpaare starrten sie unruhig an so als könnte sie jeden Moment wie ein Vulkan ausbrechen, oder jemanden morden, oder etwas anderes unvorhergesehen Schreckliches tun. Doch Tentens Lächeln war beharrlich. Endlich war es Hinata, die als erste aus ihrer Starre erwachte und Tenten fest an sich zog. Sie hatte letzte Woche schon gespürt, dass ihre Freundin irgendein Trauma durchmachte und begriff auch, dass gerade eine Art Nervenzusammenbruch stattgefunden hatte, doch sie war einfach so erleichtert, dass ihre Freundin noch lebte, dass ihr das ganze verrückte Verhalten belanglos vorkam. “Ja”, schluchzte sie und fuhr Tenten immer wieder über ihre hochgesteckte Frisur bis sich überall Strähnen lösten. Dann lachte die Braut plötzlich unter Schluchzen auf: “Das war etwas zu viel Aufregung, sogar für eine Hochzeit!”, gestand sie und wischte sich mit Tentens Kleidärmel über die tränennassen Augen. “Für einen Augenblick dachte ich, es würde wieder geschehen!”, seufzte sie hin und her gerissen zwischen positiven und negativen Emotionen. Schließlich gewannen die positiven die Oberhand. “Zum Glück bist du diesmal ausgewichen!”, brach es aus ihr hervor. Sie und Naruto hatten beschlossen sie nie auf dieses Geschehnis anzusprechen, doch Hinata konnte diesen kleinen Kommentar einfach nicht mehr zurückhalten. Ihre Erleichterung war zu prägnant. Sakura kam nun auch hinzu um Tenten so fest sie nur konnte zu drücken. Sasuke und Gerd standen nur ein wenig peinlich berührt im Hintergrund. Keiner von beiden hatte die Waffenmeisterin je so gesehen und es war ihnen mehr unheimlich als alles andere. Naruto hielt sich zurück. Er hatte so eine Ahnung, dass Tenten am liebsten allein gewesen wäre, doch es gab eine Hochzeit zu feiern. Wohingegen der Rest der Truppe das exzentrische Geschehen abschütteln wollte, begriff Naruto dass es an ihm war etwas zu Tenten zu sagen. Auf dem Pfad vor ihnen lachten Sakura und Hinata darüber wie es keine Hochzeit ohne Drama sein würde. Die Stimmung wurde langsam etwas munterer. Naruto ließ sich unauffällig zurückfallen bis er neben Tenten ging, die gerade über einen Witz von Gerd lachte. “Alles ist jetzt gut”, flüsterte er ihr zu. Sie lächelte und für einen Herzschlag lang drückte Naruto ihre Hand ganz fest. Dann begann sie ein Gespräch mit Gerd darüber wie hungrig sie war. Fröhlich bahnte die Gruppe sich ihren Weg den windenden Pfad entlang zur Wachstube, wo Gerd ihnen ein kleines aber festliches Frühstück hatte anrichten lassen. Nur Naruto warf noch einen wehmütigen Blick auf die Venusstatue, die nun scheinbar friedlich im Gras lag. Hinatas Worte waren das letzte was Neji gehörte hatte, bevor er die Augen schloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)