Feuer und Wasser von NovemberGirl ================================================================================ Kapitel 1: Feuer und Wasser --------------------------- Der Wald rauschte im Wind. Kalt tobte er durch die Wipfel und um die Stämme. Verspielt stieß er die Äste um, die ich sorgfältig zu einem Kegel aufgestellt hatte. Seufzend machte ich mich erneut an diese Arbeit. Bald würde es dunkel werden und dann würde die Kälte noch schneidender werden. Mit einem Zischen meinerseits erschien eine Flamme an den dünnen Ästen meines Holzgerüsts und schon bald loderten große Flammen empor. Wenigstens das konnte ich noch. Würde meine Kraft nicht mehr zum Feuer machen reichen, wäre ich verloren gewesen. Die Wärme tat gut. Während es dunkler wurde und auch die letzten Strahlen des Tags verschwanden, saß ich im Lichtschein meines Feuers und wärmte mich. Ich liebte das Feuer und es liebte mich. Ich war ein Jäger, ein Schütze und ein Feuermagier. Und als dieser war das Feuer meine Waffe und meine Kraft. Es tat weh, sehen zu müssen, dass diese Kraft so klein geworden war, dass mein inneres Feuer nicht reichte um mich zu wärmen. Ich dachte an eine Zeit, als mein Feuer so groß war, dass der Schnee schmolz als ich durch ihn lief. Davon war fast nichts mehr geblieben. Ich wickelte mich in meinen warmen Mantel und legte mich neben mein Feuer. Wie als wollte ich gute Nacht sagen streichelte ich über meinen Bogen neben mir. Dann zog ich mein Messer und genau so, mit meinen Waffen um mich herum, am Feuer liegend, wollte ich schlafen. Ich hatte gelernt niemand zu vertrauen und niemals wehrlos zu sein. Es wäre eine Schande für einen wie mich, mich im Schlaf überraschen zu lassen. Das Knacken des Feuerholzes war beruhigend. Ich liebte dieses Geräusch genau so wie die Flammen. Während ich ihnen zu schaute sank ich langsam in den Schlaf. Dann hörte ich ein Geräusch. Ich riss die Augen auf, blieb jedoch liegen. Noch wollte ich möglichen Angreifern nicht zeigen, dass ich sie bereits entdeckt hatte. Schritte näherten sich, dass konnte ich eindeutig hören, trotz des weichen Bodens. Doch wer auch immer da kam, hatte nicht die Absicht sich heran zu schleichen. Ich setzte mich nun doch auf und sah wie ein Mann durch die Bäume auf mich zu kam. „Verzeih, dass ich so spät Nachts ankomme. Ich sah das Licht durch die Äste. Hast du einen Platz für mich an deinem Feuer?“ Seine Stimme war tief. Misstrauisch kniff ich die Augen etwas zusammen. Mein Blick musterte ihn. Groß war er und kräftig. Etwas unheimliches umgab ihn und doch etwas vertrautes. Er erschien mir in diesem Moment nicht als Feind, jedoch ließ ich meine Waffen nicht los. Ich nickte ihm zu. „Setz dich und stell dich vor.“ Ich hatte nicht viel Lust zu reden, hatte eine lange Reise hinter mir und wollte nur meine Ruhe. Jedoch war ich neugierig. Als er sich gesetzt hatte fing er an. „Ich komme aus dem Norden und möchte nach Neodym, in die Hauptstadt.“ Nach Neodym wollte ich auch. Ich hatte davon gehört, dass die Stadt groß sein soll. Und vor allem war es eine Stadt in der jeder willkommen war. Es war egal welcher Gilde man angehörte oder welche Magie man betrieb, dort fand jeder Arbeit und Schutz. Und genau dort hin wollte ich. „Was suchst du in Neodym? Bist du auf der Flucht?“ Er schaute mich lange einfach nur an und antwortete dann. Eine Traurigkeit lag in seiner Stimme. „Nein. Aber ich suche Freiheit.“ Ich wollte weiter nach bohren, was das bedeuten sollte, doch er unterbrach mich. „Warum willst du nach Neodym?“ Verdutzt schaute ich ihn an. „Woher weist du, dass ich dort hin will? Ich sagte nichts dergleichen.“ Wieder lächelte er traurig. „Du bist ein Jäger und ich schätze ein Feuermagier. Und trotzdem bist du allein unterwegs. Deine Waffen hast du griffbereit und Menschen begegnest du mit Misstrauen. Und du brauchst ein Feuer um dich zu wärmen. Was ist passiert?“ Ich legte den Kopf schief. „Viele Schützen reisen alleine. Es ist angenehmer. Aber macht den Wald nicht harmloser. Fremden kann man nie trauen.“ „Nein, das meine ich nicht. Bei dir steckt mehr dahinter. Dein Feuer ist so schwach. Was ist passiert? Erzähle deine Geschichte Feuermagierin.“ Ich schaute ins Feuer. Lange saß ich stumm da. Und dann obwohl ich nicht wusste warum ich das tat, begann ich zu erzählen. Es war in einer Nacht die dieser. Es war dunkel und stürmisch und ich war auf der Jagd. Lautlos lief ich durchs Unterholz, bemüht nicht bemerkt zu werden. Trotz des Windes spürte ich die Kälte kaum. Mein Körper fühlte sich so warm an, als bestünde er aus purem Feuer. Und ich sah die Pferde vor mir. Auf der kleinen Fläche zwischen den Bäumen standen sie. Dort zurück gelassen um sie später zu holen. Noch bevor ich reagieren konnte und weiterlaufen konnte, hörte ich Schritte. Von der anderen Seite kamen sie und sie waren so leise wie meine. Ich blieb in meinem Versteck und sah einen Kerl zwischen den Bäumen hervortreten. Ich wusste sofort, er war genauso wenig erlaubt wie ich hier. Ich beobachtete ihn und ich sag wie er zu den Pferden ging. Wie er sich eines losband und davon lief. Er war ein Pferdedieb gewesen. Ich schaute ihm nach, dann ging ich wieder meiner Arbeit nach, band die restlichen Pferde los und ließ sie davon laufen. Meine Aufgabe war getan. Ich wusste nicht, wem die Pferde gehört hatten, es war mir auch egal. Aber ich wurde entlohnt für diesen Auftrag und das war mir wichtig. Und für diesen Tag dachte ich nicht weiter an den seltsamen Pferdedieb. Erst eine Woche später traf ich ihn wieder. Ich war in Tantal, wollte ein paar Dinge auf dem Markt kaufen, als ich ihn sah. Wie ich war er Besorgungen machen und ich beobachtete ihn. Er war jung. Nicht viel älter als ich, vielleicht ein paar Jahre. Seine Haare waren von blauen Strähnen durchfahren und um seinen Hals hing eindeutig das Zeichen der Wassermagier. Verächtlich grinste ich vor mich hin. Ein Wassermagier, der sich mit Diebstahl über Wasser hielt traf man nicht alle Tage. Ich drehte mich weg, wollte nichts mit der Sache zu tun haben. Er ging mich nichts an und außerdem war ich hier wegen einiger Sachen. Pfeilspitzen brauchte ich und ein neues Messer. Ich schaute mich lange um und feilschte mit Händlern. Gerade als ich mich entschieden hatte, hörte ich eine Stimme neben mir. „Ein neues Messer damit du die Pferde das nächste mal töten kannst statt nur zu verjagen?“ Erschrocken schaute ich auf. Der blausträhnen-Typ stand vor mir und grinste mich an. „Was?“ zischte ich. Er grinste nur weiter. „Du bist gut, aber nicht gut genug. Ich denke wir sollten uns unterhalten. Aber an einem stilleren Ort. Ich treffe dich bei Sonnenuntergang am Stadttor.“ und dann war er in der Menschenmenge verschwunden. Ich hielt inne und schaute in das Feuer. Viel war nicht mehr davon übrig. Nur die Glut schimmerte noch rot und heiß. „Erzähl weiter. Was passierte am Abend?“ Ich schaute zu meinem Gegenüber. „Natürlich ging ich zu dem Treffen.“ An der Mauer neben dem Stadttor lehnte er. Die elegant, glänzenden Gewänder der Wasserleute schimmerten in den letzten Strahlen der Sonne. „Was willst du von mir?“ ich hatte keine Lust auf ein längeres Gespräch. „Ich hab dich gesehen, wie du mich beobachtet hast. Und ich habe dich beobachtet.“ Ich warf ihm einen bösen Blick zu. „Willst du mich damit erpressen? Du weist, dass du in einer ähnlich misslichen Lage bist dann.“ „Nein, ich will dir ein Angebot machen. Ich habe die Fähigkeiten des Wassers und du hast mein Geschick beobachten dürfen. Ich würde gerne mit dir zusammen arbeiten.“ „Niemals!“, verächtlich spuckte ich dieses Wort aus. „Damit ich meinen Lohn mit dir teilen muss? Nein!“ „Du könntest viel mehr Gewinn machen mit mir als Partner. Für das verkaufte Pferd habe ich 200 Taler bekommen.“ Ich schluckte erschrocken. Das war fast so viel wie ich für den Auftrag bekommen hatte. „Hättest du die Pferde nicht verjagt sondern verkauft hättest du den selben Gewinn machen können. Natürlich nur wenn du weist, wo du die Ware verkaufen kannst.“ er grinste wieder. „Nimm das Angebot an. Ich werde dir nicht zur Last fallen. Du besorgst die Aufträge, ich kümmer mich um den Rest. Geteilt wird fair.“ „Nein, mindestens 60 zu 40 Anteilen oder ich bin nicht dabei.“ Mir war es immer noch unrecht, diesen Wassermann dabei zu haben, mit ihm zusammen arbeiten zu müssen. Aber ich willigte ein, unter der Bedingung, dass er beim kleinsten Fehler weg wäre. Und so begann unsere Zusammenarbeit. Ich fröstelte. Das Feuer war wirklich klein geworden. Der Fremde streckte den Arm aus und neue Flammen loderten auf und hüllten mich in Wärme. Es verwunderte mich nicht einmal mehr, dass er ebenfalls ein Feuermagier war. Ich lächelte ihn dankend an. Ich war überrascht wie gut unsere Zusammenarbeit war. Wir ergänzten uns und er deckte mir den Rücken, wann immer es nötig war. Sehr schnell gewöhnte ich mich an ihn und seine Fähigkeiten waren nicht immer schlecht. Wie Feuer und Wasser im Sturm tobten wir durch das Land und machten für meine Auftraggeber alles unsicher. Und die Zeit verging und mit ihr wuchs mein Vertrauen zu diesem Blauhaarigen. „Wir müssen nach Selen.“ Er schaute auf, hatte eben noch seine Messer gereinigt und geschärft. „Das ist eine Tagesreise entfernt, wenn wir uns beeilen. Wann brechen wir auf?“ Ich nickte. „Ja, das stimmt. Ich würde trotzdem gern nachts reisen und etwas langsamer sein. Ich habe das Gefühl wir sind zu auffällig. Wir brechen heute Nacht schon auf. Je schneller wir diese Stadt hier verlassen haben, desto besser.“ Er stand auf. „Ich muss bis dahin noch etwas erledigen. Wir treffen uns zur Abreise wieder.“ Dann verließ er unser gemietetes Zimmer. Ich war froh, dass wir von hier verschwanden. Bis zum Abend hatte ich meine Waffen gepackt und Vorräte verstaut. Eben als ich mich aufregen wollte, dass Blauschopf zu spät kam, öffnete sich wieder die Türe und er stand ebenfalls bepackt wie ich da. „Lass uns aufbrechen.“ Unsere Reise war wirklich lange. Die Nacht war kalt und klar und der Mond zeigte uns die Straße. So wanderten wir Stunde für Stunde. Kaum ein Wort fiel in dieser Zeit, es gab nichts zu reden und je weniger wir auffielen um so besser. Und trotzdem war etwas seltsam. Ich spürte, dass etwas nicht passte. Ob ich etwas vergessen hatte? Hatte ich irgendetwas übersehen? Im Kopf ging ich erneut den Plan durch. Wir würden uns ein Zimmer suchen, nicht genau in Selen sondern in einem der umliegenden kleinen Dörfern. Und von dort aus würden wir uns vorbereiten auf die Mission. Diesmal ging es um wertvolle Papiere eines Ratsmitglieds. Wir sollten sie stehlen. Ganze Tausend zahlte der Auftraggeber uns dafür. Allein die große Summe verunsicherte mich etwas, aber ich wusste auch wie gut gesichert manche Leute von hohem Rang wohnten. Diesem Umstand gab ich den Grund für die hohe Summe. Und darauf schob ich auch mein Unwohlsein. Als es begann zu Dämmern wurde ich müde. Und nicht nur ich war erschöpft. Eigentlich waren wir gewohnt tagelang zu wandern, aber wir hatten kaum Erholung von unserer letzten Mission gehabt und wenig Schlaf in letzter Zeit. Wie froh war ich, als in der Ferne endlich die ersten Häuser auftauchten. Selen konnte nur noch wenige Stunden entfernt sein. Ich war müde und erschöpft. Und genau dies sollte meine Schwäche sein. Ich schreckte auf, als ich in der Ferne Hufgetrampel hörte. Reiter kamen auf uns zu. „Los, komm. Lass uns schnell verschwinden.“ Und mit diesen Worten lief ich in die Wiese Richtung Gebüsch. „Du brauchst dich nicht verstecken.“ Ich drehte mich um. Mein Begleiter stand immer noch mitten auf der Straße, kaum zu übersehen. „Weist du, ich habe dir immer den Rücken freigehalten und von dir gelernt. Und meine mit deinen Fähigkeiten kombiniert. Und ich habe deine Schwächen gelernt.“ Er lächelt. „Man sollte immer das beste und risikoärmste Angebot nehmen hast du gesagt. Nun, ich liebe aber das Risiko! Und das Geld stimmt auch. Für dich.“ Bevor ich reagieren konnte wurde ich von den Füßen gerissen und bekam keine Luft mehr. Wassermassen türmten sich über mir auf und nahmen mir die Orientierung. „Was hast du getan?“, brüllte ich gegen das Brausen an. „Von was für einem Angebot redest du?“ Ich nahm meine Kräfte zusammen und verdampfte das Wasser um mich herum. Ich konnte wieder stehen und für einen Moment hatte ich auch meine Ruhe wieder. „Du bist das Angebot. Für dich krieg ich die höchste aller Summen.“ Und erneut schoss Wasser auf mich zu. Ich wich aus, wusste doch was er vorhatte. Doch glauben konnte ich es nicht. Ich hatte ihm vertraut, hatte gelernt mich auf ihn zu verlassen. Nun erkannte ich was für einen Fehler ich gemacht hatte. Hatte ich nicht mit Absicht diesen Beruf gewählt, weil ich alleine handeln wollte? Weil ich den Menschen nicht traute? Ich fühlte mich so dumm in diesem Moment. So schwach und durchschaubar. Meine Hand fuhr nach vorne und ein Flammenmeer ergoss sich über meinem Verräter. Ich würde nicht aufgeben, nein. Doch als die Flammen erloschen, traf es mich wie einen Schlag. Nichts hatte mein Feuer ihm getan, kein Schaden war erkennbar. „Ich bin ein Wassermensch, hast du das vergessen? Du kannst mir nichts tun solange ich mein Wasser habe.“ Wieder und wieder rauschte das Wasser über mich. Die Fluten raubten mir alles was ich hatte, mein Atem, mein Stand, meine Orientierung. Und meine Hoffnung. Ich kam nicht gegen ihn an, mein Feuer wurde schwächer uns schwächer. Doch ich bemerkte es nicht, schonte mich nicht. Alle Kraft nutzte ich, nur um nicht aufzugeben. Die Reiter waren inzwischen bei uns angekommen. Soldaten der Stadt. Soldaten, die mich schon lange suchten, aber ich war zu schlau gewesen mich fangen zu lassen. Die einzige Schwachstelle an die sie kamen war der Blauschopf gewesen und es war auch die effektivste Schwachstelle. Erschöpft blieb ich am Boden liegen, hatte keine Kraft zu stehen. Aus meinen Fingern kamen kleine Flammen, erloschen sofort im Wasser. Ich blickte zu meinem Gefährten, dem ich vertraut hatte. Doch in seinen Augen sah ich nur Kälte und Verachtung. „Feuermagier, du hast mich viel gelehrt, aber vor allem egoistisch zu sein und niemand zu vertrauen. Du hast auf deine eigenen Ratschläge nicht gehört. Nun musst du daraus lernen.“ Wieder lächelte er mit seinem kalten Lächeln. „Feuermagier, ich brauche dich nicht mehr.“ Dann nickte er zu den Soldaten hinüber, die sich sofort in Bewegung setzten. Und in mir schrie es. Nein, ich wollte nicht dass alles so zu Ende ging. Nicht so und nicht jetzt! Und die Verzweiflung gab mir die letzte Kraft. Ich rappelte mich hoch und sprang den nächsten Soldaten an. Das Feuer in meinen Händen verbrannte ihn. Meine Flammen waren größer und heißer und aus ihnen sprach die Angst. Mit einem Schrei fiel der Mann vom Pferd und bevor seine Kameraden ihm zu Hilfe kommen konnten hatte ich mich auf das Pferd geschwungen und ihm meine Versen in die Seite gerammt. Es rannte. Der Wind peitschte an mir vorbei und ich drückte mich so sehr ich konnte an das Fell. Ich hatte keine Ahnung wohin ich ritt, oder wie nah meine Verfolger waren. Ich hatte nur ein Ziel vor mir und das war der Horizont. Ich weiß auch nicht, wie lange ich so an das Pferd geklammert ritt oder woher ich die Kraft dafür nahm. Alles wurde immer schwerer und manchmal schlief ich fast ein. Doch jedes Mal konnte ich mich rechtzeitig wieder festhalten und weiter reiten. Irgendwann, die Sonne stand schon fast in der Mitte, hielt das Pferd an. Und zum ersten Mal an diesem Tag schaute ich mich um. Wir waren an einem Waldrand, doch kein Weg war hier mehr. Das Pferd hatte sich seinen eigenen Weg gesucht. Vorsichtig rutschte ich von seinem Rücken, doch meine Beine wollten mich nicht halten und ich fiel auf den Boden. So blieb ich liegen, unfähig aufzustehen. Das Pferd graste neben mir. Als ich das nächste Mal die Augen öffnete, stand die Sonne im Zenit. Warm brannte sie auf mich nieder. Vorsichtig setzte ich mich auf und schaute zum ersten Mal wirklich um mich. Das Pferd war fort. Aber ich sah weite Wiesen ohne ein Zeichen von Zivilisation. Keine Menschenseele lebte hier zwischen den kleinen knotig gewachsenen Bäumen, die sich ab und zu in einiger Entfernung streckten. Es gab hier nur diese trostlose Ebene, den Wald und mich. Ich spürte, wie kraftlos ich war, meine Kleidung war zum Glück bereits von der Sonne getrocknet und trotzdem war mir kalt. Ich fürchtete mich vor der Nacht, denn ich wusste, wie kalt es werden würde und ich hatte keine Kraft mich selbst zu wärmen. Wie froh war ich in diesem Moment, dass ich einen Mantel hatte, der mich größtenteils schützte. Aber ich musste einen Unterschlupf für die Nacht suchen, mir ein Lager bauen. Und am Besten auch etwas essbares finden, sonst wäre ich dem nächsten Wolf oder Räuber schutzlos ausgeliefert. Und so stand ich auf und betrat den Wald. Dunkel und gewaltig empfingen mich die Bäume. An einem Busch hingen einige Beeren, die ich sammelte und ich fand einige Pilze, die mir Energie gaben. Mit meinem Messer schnitzte ich mir einen einfachen Bogen und ein paar Pfeile, die ich mit Rabenfedern bestückte. Erst jetzt konnte ich aufatmen und darauf vertrauen, dass ich sicher war. Mit diesem Wissen fing ich an Stöcke zu sammeln für ein Lagerfeuer. Und morgen wollte ich mich auf den Weg machen nach Neodym. Der Mann schaute mich lange an. Ein trauriger und gleichzeitig respektvoller Blick lag auf seinem Gesicht. „Ich danke dir für dein Vertrauen.“ Ich wusste zwar nicht, was mich dazu gebracht hatte ihm alles zu erzählen, doch es war richtig und ich nickte als Erwiderung. „Was wirst du jetzt tun?“, fragte er mit der selben ruhigen Stimme. „Untertauchen erst einmal. Und versuchen mir ein neues Leben in Neodym aufzubauen.“ Ich schaute nach oben, zwischen den Blättern waren einzelne Sterne zu sehen. Die Wärme machte mich schläfrig und zeigte mir, wie erschöpft ich eigentlich war. „Leg dich hin und schlafe. Du brauchst deine Kraft noch, der Weg ist noch weit.“ Er lächelte und eine Kraft in seinem Blick brachte mich dazu mich hinzuliegen und die Augen zu schließen. Ich konnte nicht anders und ich wollte es auch nicht. So schlief ich ein. Als ich am Morgen wach wurde, war ich alleine. Nur das letzte Holz knackte unter der Glut und die Blätter rauschten. Davon, dass ich heute Nacht nicht alleine war, war keine Spur mehr. 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