Weil wir dafür leben von Goetterspeise (SasuSaku | NaruHina) ================================================================================ Kapitel 1: Weil ignorieren super ist ------------------------------------ Mein Smartphone vibriert auf dem Schreibtisch und ich schaue kurz vom Englischbuch auf, um zu sehen, wer mir geschrieben hat. Ino. Ich seufze, nehme es in die Hand und begutachte die Nachricht über die Ansicht des Sperrbildschirms, um sie nicht sehen zu lassen, dass ich es bereits gelesen habe. Was ist eigentlich dein scheiß Problem?!!! Wut keimt in mir auf als ich das lese und schnell drücke ich auf den Knopf an der Seite, um den Bildschirm wieder schwarz werden zu lassen. Das ist ja wohl eine bodenlose Frechheit. Empört darüber, dass ich diejenige sein soll, die sich für ihr Verhalten rechtfertigen muss, klappe ich mit Schwung das Buch vor mir zu und stehe auf. Gut, ja, ich habe sie die letzten vier Wochen konsequent ignoriert und all unsere Pläne für die Sommerferien ohne Begründung gecancelt, aber dazu hatte ich definitiv auch jedes verdammte Recht! Was sie eigentlich selbst am besten wissen sollte. Ich habe mich nach dieser dummen Hausparty tagelang in meinem Zimmer verkrochen, nur um in mein Kissen heulen zu können, weil sich mein Herz wie eine zermatschte Tomate angefühlt hat. Jetzt, vier Wochen später, tut es nicht weniger weh, aber der Schmerz spiegelt sich meist nur noch in meiner Wut wider, sobald ich auch nur an ihren Namen denke. Oder an die Szene. Das Lachen und Stöhnen. Wie sie mit ihren langen, schmalen Fingern durch seine schwarzen Haare fuhr und ... Ich muss das unbedingt abstellen, sonst kotze ich noch auf den Teppichboden meines Zimmers und das wieder rauszubekommen wird verdammt schwer. Zumal meine Mutter den Teufel tun wird, um mir zu helfen, nach all den Streitereien, die wir in den letzten Wochen hatten. Ich weiß, dass sie mir nur zur Seite stehen möchte, was ich auch wirklich toll finde, aber mal ganz ehrlich: wer möchte der eigenen Mutter schon erzählen, dass man Liebeskummer hat, weil man mit ansehen musste, wie die beste Freundin mit dem Typen, in den man verliebt ist, geschlafen hat? Wahrscheinlich die wenigsten. Also führten all ihre Versuche, mich aus meinem Zimmer zu holen und mich aufzumuntern, dazu, dass ich sie angeschrien, mit Kissen beworfen oder ignoriert habe. Man könnte also sagen, unser Verhältnis ist im Moment nicht unbedingt das Beste, weshalb ich stark bezweifle, dass sie mir auch nur irgendwie bei irgendetwas unter die Arme greifen wird. Vielleicht, wenn ich ihr endlich erzählen würde, was vorgefallen ist, aber das kann und werde ich nicht, wie gerade schon einmal angesprochen. Dafür ist sie zu wenig meine Freundin und viel zu sehr meine Mutter. Um mich zu beruhigen, laufe ich in meinem Zimmer auf und ab und versuche meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Nicht sonderlich erfolgreich, aber was habe ich auch erwartet? Dass die Schule am Montag beginnt und ich so meinen Problemen mit Ino dann nicht länger aus dem Weg gehen kann, ist natürlich auch nicht sonderlich hilfreich. Ich will sie nicht sehen, nicht mit ihr reden und sie vor allem nicht die ganze Sache erklären lassen. Vielleicht ist es kindisch und unreif, aber das ist mir ziemlich egal. Schließlich ist es mein Herz, das gerade in tausend Teilen vor mir liegt und mich aus all seinen Bruchstücken vorwurfsvoll anstarrt. Es sind meine Tränen aus Wut und Schmerz, die die letzten Wochen auf meinem Kissen gelandet sind, während ich versucht habe, das laute Schluchzen zu ersticken. Also, wenn ich kein Recht darauf habe, Ino und ihre Kontaktversuche zu ignorieren, wer dann? Ich meine, ja, ich weiß, dass es nichts bringt, einer solchen Sache aus dem Weg zu gehen. Es wird dadurch nicht besser und selbst mit meinen siebzehn bin ich schon weit genug, um zu begreifen, dass ich so auch nicht mit dem Geschehenen abschließen kann. Aber verdammt noch mal, ich will das im Moment auch überhaupt nicht. Ohne es zu merken, habe ich mein Bein gehoben und stampfe nun laut mit dem Fuß auf den Boden auf, was mich selbst erschreckt. Ein leises Kichern entweicht meiner Kehle, während ich realisiere, was ich gerade getan habe und schließlich beginne ich richtig zu lachen. Ich lache so lange, bis Tränen in meinen Augen aufsteigen und begreife zu spät, dass es Tränen der Trauer sind. Ich möchte Ino nicht als meine beste Freundin verlieren und ich will auch nicht daran glauben, dass sie mich so derart hintergangen hat, allerdings weiß ich auch, was ich gesehen habe und kann die Bilder einfach nicht vergessen. Und während die Tränen langsam beginnen über meine Wangen zu laufen, wird mir klar, dass ich den Kontakt hauptsächlich deswegen vermieden habe, weil es sonst zu real wird, dass wir keine Freundinnen mehr sind. Ich kann ihr das nicht verzeihen, egal wie es dazu kam, ob zu viel Alkohol schuld ist oder er sie verführt hat. Es ist der Verrat, der zählt. Ich wische mir vergebens die Tränen weg, die sofort durch neue ersetzt werden und lasse mich auf mein Bett fallen. Während ich so an die Decke starre, die ich nur verschwommen wahrnehme, wird mir einmal mehr schmerzhaft bewusst, dass ich ihr am Montag nicht länger aus dem Weg gehen kann – dass es dann doch real wird. Egal wie sehr ich es nicht möchte. Ich bin überhaupt nicht auf das vorbereitet, was mich dort erwarten wird – mal davon abgesehen, dass ich mir nicht einmal vorstellen kann, was genau es sein könnte. Schließlich weiß ich nicht, wie es zwischen Ino und Sasuke weiterging, weil ich den Kontakt zu niemandem gesucht und meiner Mutter schreiend verboten habe, auch nur einen meiner Freunde anzurufen, aus Angst sie könnte Ino kontaktieren. Es wäre schwer geworden, sie zu ignorieren, wenn sie plötzlich vor mir in meinem Zimmer gestanden hätte. Ich schließe die Augen und atme ein paar Mal tief durch, denn allein der Gedanke, ihr am Montag über den Weg zu laufen, bereitet mir auf einmal schreckliche Bauchschmerzen. Ein Schluchzen entweicht meiner Kehle und ich drehe mich zur Seite, sodass ich meine Beine zu meinem Bauch hochziehen kann. In dieser Embryostellung bleibe ich schließlich liegen, bis ich eingeschlafen bin. In den letzten Wochen habe ich mich immer wieder gefragt, wieso sich meine Gedanken hauptsächlich um Ino drehen, obwohl Sasuke nicht weniger daran beteiligt war. Vielleicht sogar mehr, da ich nach wie vor nicht weiß, wie es überhaupt dazu kam. Wahrscheinlich, weil er keine Ahnung hat, was ich für ihn empfinde – das habe ich auch lange genug versucht vor ihm zu verbergen. Ino hingegen ist über meine Gefühle bestens im Bilde … Es überrascht mich nur, wie sachlich ich die Schuldverhältnisse verteilen kann, trotz meiner momentanen Heulattacken und der Unfähigkeit meine sonstige Stärke, nämlich Probleme einfach anzusprechen, zu gebrauchen. Leider verging der Sonntag viel zu schnell und plötzlich befinde ich mich vor dem großen Tor, dessen geöffnete Eisentüren uns herzlich dazu einladen, das Gelände zu betreten. Die Realität holt mich also endlich ein. Ich stehe an der Mauer rechts neben dem offenen Eingang und warte auf Hinata, die kurz nach der Party mit ihren Eltern ans Meer gefahren und erst gestern früh wieder zuhause angekommen ist und so noch von nichts weiß. Ich wollte sie in ihrem Urlaub nicht belästigen – zumindest rede ich mir das ein. Denn eigentlich ging es eher darum, sie nicht live am Telefon miterleben zu lassen, wie ich einen Heulkrampf bekomme. Aus diesem Grund war es auch nicht weiter verwunderlich, dass sie irritiert reagiert hat, als ich sie gestern fragte, ob wir uns ohne Ino vor der Schule treffen könnten. Ursprünglich, weil ich ihr alles erzählen wollte, aber je mehr Minuten vergehen und der Augenblick näher rückt, desto unsicherer werde ich mir. Vielleicht wäre es nach der Schule in einem Café angebrachter, allerdings laufen wir davor sicher Ino über den Weg und Hinata in ihrem unsäglichen Harmoniebedürfnis wird wahrscheinlich versuchen zu vermitteln, wenn sie nicht weiß, um was es geht. Es ist ein ständiges hin und her in meinem Kopf. Ein solch emotionales Thema direkt vor dem ersten Schultag anzusprechen, erscheint mir für mich selbst und meine momentan (noch) nicht geröteten Augen falsch, aber mir den ganzen Tag über anhören zu müssen, dass wir doch über unsere Probleme reden sollen, begeistert mich auch nicht sonderlich. Ich kaue auf meiner Unterlippe herum, während ich sehe, wie Hinata mit Naruto im Schlepptau, auf mich zukommt. Zumindest ist Sasuke nicht bei ihnen, wobei es mir natürlich lieber gewesen wäre, Naruto auch nicht sehen zu müssen. So wird mir aber zumindest die Entscheidung abgenommen, wann und ob ich mit ihr darüber reden soll. Vor Naruto werde ich das nämlich ganz sicher nicht machen. „Guten Morgen“, begrüßt sie mich mit einem Lächeln. „Ich … ich weiß, du wolltest dich … allein mit mir treffen. Aber Naruto kam in dem Moment aus dem Haus, als ich los wollte und … na ja, du hattest nur direkt darum gebeten, dass Ino nicht dabei ist“, beginnt Hinata sofort sich zu verteidigen und ohne es wirklich zu wollen, muss ich lächeln. „Alles gut. Ich freu mich doch immer diesen Vollidioten zu sehen“, erwidere ich an Naruto gerichtet, der mich empört anschaut. „Dir auch einen guten Morgen.“ Er blickt eingeschnappt zur Seite, kann diese Mimik aber nicht lange aufrechterhalten und grinst mich schon keine zwei Sekunden später breit an. „Entschuldige. Guten Morgen“, sage ich und füge hinzu: „Es wundert mich ja, dass du schon so früh wach bist. Normalerweise würdest du jetzt erst aufstehen.“ Naruto kommt meistens auf die Sekunde genau ins Klassenzimmer. Es ist also eine Überraschung, dass er es überhaupt so zeitig aus dem Bett geschafft hat. „Ach, weißt du, ich dachte mir, zumindest am ersten Tag nach den Ferien sollte man halbwegs pünktlich kommen.“ Aha. Das sind aber ganz neue Töne von ihm. „Dann sollten wir aber auch langsam rein gehen“, antworte ich und drehe mich zum geöffneten Tor, nur um Inos blonden Pferdeschwanz zehn Meter vor mir zu entdecken. Ich werde bei ihrem Anblick wütend und stelle überrascht fest, dass es hauptsächlich deshalb ist, weil sie einfach kommentarlos an uns vorbei gegangen ist. Ich wollte sie ignorieren, nicht sie mich! Dabei sollte ich einfach glücklich sein, eine Begegnung mit ihr vermieden zu haben. Wir werden uns schließlich im Klassenzimmer früh genug über den Weg laufen – auch wenn sie dank ihres Nachnamens ein ganzes Stück weit weg von mir sitzt. „Sakura?“ Naruto schnippt vor meinem Gesicht ein paar Mal und ich blicke erschrocken in seine blauen Augen. „Alles gut? Du siehst aus als hättest du einen Geist gesehen.“ „Blödsinn. Los jetzt.“ Und ohne auf eine Reaktion zu warten, laufe ich einfach über den, mit grauen Steinen gepflasterten, Weg zum Schulgebäude, das in seiner großen, weißen Pracht vor uns steht wie ein Fels. Das Gebäude wurde erst vor gut zehn Jahren erbaut, nachdem das Vorherige komplett abgerissen worden war, weil eine Renovierung, die es absolut nötig gehabt hatte, mehr gekostet hätte als ein Neubau. Ich kenne das alte Schulgebäude nur vom daran vorbeilaufen, als ich damals in die Grundschule musste, die nur drei Straßen weiter ist. Das neue ist länger und um ein Stockwerk höher als das alte. Allerdings nicht mehr so breit und die Sporthalle befindet sich nun in einem Extragebäude auf der Rückseite – was bei Regen schon nervig sein kann, wenn man über den Hof rennen muss. Bei diesem Gedanken fällt mir siedend heiß ein, dass Ino und ich uns ja gemeinsam für die Volleyballmannschaft angemeldet haben und morgen gleich das erste Training nach den Ferien ist. Was habe ich denn noch alles nicht bedacht, wo ich ihr über den Weg laufen kann, außer vor und nach dem Unterricht im Klassenzimmer? Klar, Flure und Toiletten, aber da kann man wunderbar umdrehen oder sich in eine Kabine einsperren, bis sie geht – super erwachsen natürlich, aber scheiß drauf. Für den Moment fällt mir allerdings nichts anderes ein und in der Volleyball-AG kann ich mir auch eine andere Partnerin zum Einspielen suchen. Immerhin haben wir keine Vorträge, die wir zusammen vorbereiten müssen und Klassensprecherin ist auch keine von uns. Putzdienst fällt ebenfalls flach, weil er aufgrund der Namen festgelegt wird, wenn Naruto und Kiba nicht mal wieder als Strafarbeit dazu verdonnert werden. „Vorsicht!“ Naruto zieht mich gerade noch rechtzeitig zur Seite, bevor ich in den Rücken eines vor mir laufenden Schülers renne. Ich weite erschrocken meine Augen. Das kann ja wohl nicht wahr sein! Vielleicht hätte ich heute Morgen einfach im Bett bleiben soll, so abwesend wie ich bin. „Sag mal, was ist denn heute mit dir los?“, fragt er mich und lässt meinen Arm los. „Nichts“, antworte ich schnell – ein wenig zu schnell. Naruto hebt seine Augenbraue und ich sehe ihm an, dass ihn diese Antwort nicht befriedigt. „Sie ist sicher einfach müde“, geht Hinata dazwischen und lächelt mich aufmunternd an. Dass sie das nicht wirklich glaubt, wissen Naruto und ich ganz genau, aber glücklicherweise versteht er, dass Hinata ihn daran hindern will, weiter nachzuhaken und ich forme mit meinen Lippen ein lautloses Danke, was sie mit einem Nicken kommentiert. Die letzten Meter bis zum Schuleingang konzentriere ich mich auf Narutos Monolog über seine Ferien in den Bergen und die Ausflüge, die er dort mit Sasuke unternommen hat. Die beiden müssen ganz schön viel gelaufen sein, wenn das alles so stimmt, was er erzählt und ich bin ein bisschen neidisch darauf, weil ich auch gerne den Ausblick von einem der Gipfel genossen hätte. Allerdings hätte ich dann zwei Wochen mit Sasuke zusammen verbringen müssen und das wäre die schönste Aussicht der Welt im Moment nicht wert gewesen. Bei diesem Gedanken schlucke ich und bin froh, als wir endlich bei den Spinden ankommen. Narutos ist zwei Reihen weiter und so haben Hinata – deren Spind direkt neben meinem ist – und ich ein bisschen Zeit für uns. „Es tut mir wirklich leid“, flüstert sie, während wir unsere Schuhe wechseln. Ich winke nur ab und setzte das beste Grinsen auf, das ich unter den Umständen der vergangenen Wochen zustande bringe. „Alles gut. Ich weiß doch, wie sehr es dich freut, wenn du mit ihm zur Schule laufen kannst.“ Hinata wird bei diesen Worten rot und konzentriert sich ein wenig zu sehr darauf, die Klettverschlüsse ihrer Schuhe zu schließen. Ich klappe das Türchen meines Spinds zu und klopfe ihr aufmunternd auf die Schulter. „Das ist doch nicht schlimm. Es ist schön, wenn man mit seinem Schwarm Zeit ver-verbringen kann.“ Tränen steigen mir in die Augen und ich fluche lautlos. Das kann ich gerade noch gebrauchen. Hinata, die natürlich mitbekommen hat, dass meine Stimme immer leiser geworden ist, blickt mir nun direkt in die Augen und ich versuche meine Trauer einfach wegzulächeln, was nicht einmal ansatzweise gelingt. „Sakura“, sagt sie nur und zieht mich plötzlich mit einem entschlossenen Gesichtsausdruck mit sich. Eine solche Initiative bin ich von ihr nicht gewöhnt und für einen Moment hilft mir meine perplexe Reaktion dabei, mein gebrochenes Herz zu vergessen. Hinata steuert direkt auf die Toiletten vor der Flurtür zu und zieht mich hinter sich in den Raum, der glücklicherweise vollkommen leer ist. „Ich … ich weiß, es gibt bessere Orte als diesen“, sie wird wieder rot und ich bin froh die alte Hinata vor mir stehen zu haben, „aber einen anderen h-habe ich gerade nicht.“ Ich schaue mich unsicher um und erhasche einen Blick auf mein weißes und eingefallenes Gesicht – immerhin sind meine Augen nach wie vor nicht gerötet, aber ich sehe, dass die Tränen darauf warten, fließen zu dürfen und wende mich schnell wieder ab. „Was ist passiert?“ Ich fahre mir mit der Hand durch die Haare und atme ein paar Mal tief durch. Anschauen kann ich Hinata nicht, aber das muss ich auch nicht, um es ihr zu erzählen und ich bin ehrlich gesagt sehr froh darüber, dass sie mich noch vor dem Unterricht dazu zwingt. Ino sitzt bereits auf ihrem Platz in der letzten Reihe, als wir das Klassenzimmer betreten, und tippt wie wild auf ihrem Handy herum. Sie strahlt das Telefon regelrecht an und ich wünsche, ich könnte einfach zu ihr gehen, mir den Stuhl ihres Vordermanns schnappen und mich auf die andere Seite ihres Pultes setzten, um sie auszuquetschen. Allerdings habe ich Angst, dass es Sasuke ist und die beiden seit der Party in Narutos Haus laufend miteinander schreiben und sich irgendwelche schmalzigen Nachrichten schicken. Wie gerne ich bei dem Gedanken kotzen würde. Hinata zieht mich mit sich zu unseren Plätzen, die sich dank unserer Nachnamen direkt nebeneinander befinden. Mit einem lauten Seufzer lasse ich die Tasche auf meinen Tisch fallen und setzte mich schließlich. „Komisch, ich dachte Naruto sei längst hier“, flüstert mir Hinata zu und schaut sie auffällig-unauffällig um. Er war natürlich nicht mehr da, als wir nach dem Gespräch wieder aus dem Klo kamen, also sind wir davon ausgegangen, er sei bereits vorgegangen, aber scheinbar doch nicht. „Vielleicht holt er sich noch was zu essen“, erwidere ich schulterzuckend und hole mein Schulsachen aus der Tasche. „Mh.“ „Ach komm, er ist es einfach nicht gewohnt so früh hier zu sein und nutzt die Zeit sicher zum Essen. Darauf wette ich mit dir auf … ah ich weiß … auf ein Stück Kuchen im Café um die Ecke.“ Anschließend beginne ich meine Unterlagen im Ordner zu sortieren, um mich ein wenig zu beschäftigen, bis der Unterricht beginnt, denn eigentlich ist bereits alles in der perfekten Reihenfolge. Hinata stupst mich irgendwann an und deutet zur Tür, durch die Naruto gerade kommt, gefolgt von … Sasuke Uchiha. Mein Herz macht einen verräterischen Hüpfer und nur beim Anblick seiner schwarzen Haare, die er sich seit Beginn des Schuljahres wachsen lässt und seinen dunklen Augen, wird mein Mund trocken. Dass ich selbst jetzt noch so auf ihn reagiere, ärgert mich. Allerdings wäre die Alternative in Tränen auszubrechen und laut heulend an ihm vorbei nach draußen zu rennen, ist definitiv die schlechtere Alternative. Also sollte ich lieber froh darüber sein. Ich beobachte genau wohin er schaut und bin überrascht, dass er nur genervt auf Narutos Rücken starrt. Zumindest ein kurzer Blick in Richtung Ino hätte ich schon erwartet. Sasuke lässt sich gleich auf seinen Platz schräg vor Inos fallen, während Naruto durch die Reihen auf uns zu kommt und sich grinsend am Hinterkopf kratzt, als er vor Hinatas Tisch stehen bleibt. „Sorry, dass ich plötzlich weg war.“ Hä? „Sasuke hat mich angerufen und mich angemeckert, warum ich ihm nicht gesagt habe, dass ich heute früher los gehe. Na ja, darum bin ich ihm dann ein Stück entgegengelaufen und hab total vergessen, euch das schnell zu sagen.“ Oh. „A-ach, weißt du, kein Problem“, antworte ich mit einem lockeren Ton. Immerhin weiß er so nicht, dass wir ihn einfach zurückgelassen haben. „Gut, okay. Danke. Wollen wir dafür später zusammen in die Mensa?“ Ich bin mir nicht sicher, was ich darauf erwidern soll und bin froh, dass Hinata das Sprechen übernimmt und sagt: „V-vielleicht solltest du lieber mit Sasuke gehen … sonst wird er wieder sauer. Und das w-wollen wir ja nicht.“ Oha. Ich kann nur schwer ein Lachen unterdrücken und höre, dass es den Schülern um uns herum genauso geht. Narutos Wangen werden leicht rot, was aber nichts im Vergleich zu dem ist, was aus Hinatas Gesichtsfarbe wird. Sie könnte jeder reifen Tomate Konkurrenz machen. „Haha, da könntest du recht haben. Also bis dann.“ So schnell er kann, eilt Naruto zurück zu seinem Platz, um sich zu setzten. Sasuke sagt etwas zu ihm, dass ich von hier aus nicht verstehen kann, aber er wirkt nicht mehr so genervt wie noch bei seinem Auftauchen im Klassenzimmer. Ganz im Gegenteil, er scheint sich – für Sasuke-Verhältnisse – sogar richtig zu amüsieren. Naruto erwidert etwas beleidigtes und verschränkt währenddessen seine Arme vor der Brust. „Wenn du direkt gesagt hättest, dass Naruto unter Sasukes Fuchtel steht, wäre es auch nicht schlimmer gewesen“, sage ich zu Hinata, um mich auf etwas anderes zu konzentrieren. „Mhm.“ „Wieso hast du das überhaupt getan?“ Sie schaut sich kurz um und beugt sich dann so weit es geht zu mir vor. „Ich … ich dachte, es wäre … na ja … auffällig, wenn ich direkt fragen würde, ob Sasuke auch mitkommt. … Das war das erste, was mir als Al-Alternative einfiel.“ Also hat sie Naruto, den Jungen, in den sie schon verliebt war, bevor sie überhaupt wusste, wie sich Liebe anfühlt, deshalb zum Gespött gemacht, weil sie mir helfen wollte? Erneut spüre ich Tränen in meinen Augen (langsam reichts dann aber auch mal wieder), weil es das wundervollste ist, was sie für mich hätte tun können. „Danke“, flüstere ich ihr zu. Hinata lächelt nur schüchtern als Antwort. Der erste Tag nach den Ferien, war wie jeder erste Tag nach den Ferien: überflüssig. Wir haben nicht sonderlich viel gemacht und ich hätte mein komplettes Schulzeug zuhause lassen können, anstatt die gefühlt fünfzehn Kilo mit mir hierher zu schleppen. Aber man weiß vorher ja nie. Immerhin verging er dafür schnell und so stehen Hinata und ich plötzlich schon wieder vor den Spinden, um unsere Schuhe zu wechseln. „Du schuldest mir übrigens ein Stück Kuchen.“ Ich binde mir gerade meine Chucks (die nicht ganz regelkonform sind, aber auch nicht direkt verboten) und schaue zu ihr auf, weil sie bereits fertig mit umziehen ist. „Was?“ „Na ja … wegen der Wette von heute Morgen.“ Es scheint ihr unangenehm zu sein, damit angefangen zu haben, offensichtlich weil ich mich nicht mehr daran erinnern kann. „Ah, ja klar. Willst du gleich gehen?“ „Willst du denn?“ Gute Frage. Ich habe mir den ersten Tag schlimmer vorgestellt, aber Ino hat den ganzen Tag keinen Versuch unternommen mit mir – oder Hinata – zu sprechen. Sie ist in der Pause gleich aus dem Zimmer stolziert und hat sich bei ihren Tischnachbarn nach deren Ferien erkundigt, aber nicht einmal zu uns hinübergesehen. Also zumindest nie, wenn ich sie angeschaut habe. Es wurmt mich doch tatsächlich, dass Ino nicht den kleinsten Versuch unternommen hat, mit mir zu sprechen. Sie hat mir den ganzen Tag die kalte Schulter gezeigt – und damit im Endeffekt genau das gemacht, was ich eigentlich mit ihr tun wollte. Aber abgesehen davon, war der Tag wirklich entspannt. Ich konzentriere mich wieder auf Hinata, die nach wie vor geduldig auf eine Antwort von mir wartet und nicke bestimmt. „Ja.“ Irgendwann muss ich schließlich damit anfangen wieder etwas zu machen und warum nicht dann, wenn ich das Haus sowieso schon verlassen habe? Außerdem haben wir keine Hausaufgaben auf und großartig lernen müssen wir auch noch nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)