Die Macht der Ignoranz von Kyo_aka_Ne-chan ================================================================================ Kapitel 5: Was Amagiri Kyuuju angerichtet hat --------------------------------------------- Sein Inneres stockte, doch nach außen übernahm Chikages Onistolz. Amagiri konnte das nicht ernst meinen. „Dir ist diese Mischlingsoni zu Kopf gestiegen. Du weißt nicht, was du sagst, Amagiri“, knurrte er daher und erhob sich. Er glaubte dem Rothaarigen kein Wort und wollte nur noch weg von hier, doch ehe er sich versah, landete er mit dem Rücken an der Wand und Amagiri presste ihn dagegen. Wieder überlief dieses Kribbeln Chikages Nacken und er konnte nicht fassen, wie nah ihm der andere kam. „Was erlaubst du dir, Amagiri“, knurrte er kalt und seine roten Augen sprühten Funken. „Ich verleihe meinen Worten nur etwas mehr Nachdruck, Chikage-sama.“ Ein bedrohliches Grollen stieg in Chikage hoch, doch Amagiri ignorierte die Warnung. „Das ist diese Frau“, knurrte Chikage wieder, doch der große Rote schüttelte den Kopf. „Ich lasse mir von niemandem einreden, was ich empfinde. Das hier ist echt...“ Chikage wollte es weder hören noch glauben, aber da Amagiri ihn gerade so aufrichtig und ernst anschaute, kam sein Glaube ins Wanken. //Was, wenn er wirklich die Wahrheit sagt...?// Amagiri rückte wieder von ihm ab, um den Blonden nicht weiter zu bedrängen, doch noch immer stand ein unnachgiebiger Ausdruck in seinem Gesicht. Chikage wusste nicht, was er denken sollte, also rettete er sich in seine Zweifel hinein. „Wenn ich deine Schwäche wäre, dann wärst du sicher nicht hier“, wies er auf das Offensichtliche hin. „Ihr habt Recht...“, sagte Amagiri und Chikage lächelte daraufhin siegessicher. Hatte er es doch gewusst! „Da ich von Eurer Schwäche weiß, ist es nur fair, wenn Ihr von meiner erfahrt“, meinte der Rothaarige leise und trat wieder näher an den kleineren Oni heran. Chikage ärgerte es maßlos, dass Amaigiri etwas so Subtiles wie seine Körpergröße gegen ihn einsetzte, aber er musste zugeben, dass es durchaus Wirkung zeigte. Er unterdrückte ein Knurren, welches schon in seiner Kehle darauf wartete, über seine Lippen zu gleiten, denn genau das war es, was Amagiri wollte: Eine Reaktion, egal welche. „Und was ist nun deine wahre Schwäche?“, fragte Chikage ungeduldig. „Ich brauche die Energie, die bei körperlicher Nähe entsteht... genau genommen bei einem Kuss. Daher komme ich hierher zu Chiyo.“ Das ergab erschreckend viel Sinn, doch Chikage widerstrebte es, dass der Rothaarige ausgerechnet hierher und noch dazu zu einer Mischlingsoni ging. „Ich verbiete es.“ Die Worte waren schneller über Chikages Lippen, als er darüber nachdenken konnte und Amagiris Reaktion bestand darin, dass sich seine Augen überrascht weiteten. „Du bist abgelenkt und diese Frau kann deine Schwäche ausnutzen, um an Informationen über uns zu kommen. Schon daran gedacht, dass sie eine Spionin sein könnte?“, fragte Chikage, doch Amagiri brachte das nur zu einem zweifelnden Heben einer Augenbraue. „Und wie soll ich meiner Schwäche beiwohnen?“ Chikage schnaubte. „Das ist ja wohl nicht mein Problem.“ Amagiris Fäuste trafen mit einem markanten Geräusch auf die stabil wirkende Wand hinter Chikage und nur seinem Onidasein war es zu verdanken, dass er nicht zusammenzuckte. Der Rothaarige kam Chikage noch näher, sein Atem streifte die Lippen des Blonden und nun zuckte Chikage doch zusammen. „Heißt das, Euch ist es auch egal, wenn ich einfach Euch dafür benutze?“ Amagiris leise, gefährliche Stimme hätte jeden Menschen in die Flucht geschlagen, nicht aber Chikage, dessen Ego es gebot, keine Reaktion zu zeigen. „Wag´es und du hast deinen letzten erbärmlichen Atemzug gemacht“, knurrte Chikage nur und Amagiri reagierte mit einem schiefen Lächeln. „Das lasst meine Sorge sein...“ Und ehe Chikage wusste, wie ihm geschah, presste Amagiri plötzlich seinen Mund auf den des Blonden. Er fühlte sich sofort an jene Situation erinnert, als Amagiri ihm so den Sake eingeflößt hatte, doch das hier war etwas völlig anderes. Hitze durchströmte Chikage, er bekam kaum Luft und Amagiris Geschmack auf seinen Lippen machte ihn rasend. Er wusste kaum wohin mit sich und Amagiris Kraft schien selbst für Oniverhältnisse übermächtig zu sein, so dass er keine Chance hatte. Er rächte sich dafür, indem er Amagiri in die Unterlippe biss, bis der metallische Geschmack von Blut sich in den süß-herben Kuss mischte. Der Rothaarige packte Chikages Hände und drückte sie gegen die Wand, sein Körper presste sich gegen den des Blonden. Der Kuss wurde stürmischer von seiner Seite her und Chikages Körper spielte vollkommen verrückt. Einerseits wollte er Amagiri von sich schieben und ihm die Kehle herausreißen und zum anderen wollte er ihn ebenfalls küssen und sich an ihn klammern. Chikage fühlte sich entzwei gerissen und sein Oniblut reagierte darauf. Die Verwandlung setzte von allein ein, seine Hörner brachen aus seiner Stirn hervor, seine Haare färbten sich weißlich silbern und die Stärke des Dämons, der er eigentlich war, brach wild hervor. Seine Sinne schärften sich und er konnte Amagiris trommelnden Herzschlag in dessen Brust hören und das Rauschen des Blutes in dessen Adern. Chikage hätte locker die Kraft gehabt, um Amagiri von sich weg zu befördern, doch er tat es nicht. Sein dämonisches Ich sprach total auf die Situation an, der Geschmack von Amagiris Lippen explodierte quasi in seinem Mund wie eine extrem wohlschmeckende, süße Frucht und ehe Chikage sich versah, erwiderte er den Kuss heftig und er riss seine Arme aus Amagiris Umklammerung, um sich stattdessen in die Schultern des Rothaarigen zu krallen. Amagiri stöhnte in den Kuss und seine Muskeln spannten sich an. Seine Arme schlangen sich um Chikages Körper, drückten den nun Silberhaarigen an sich. Die vorherige Aggression schlug in Leidenschaft um, der Kuss ging nun von beiden aus und es war, als wollten sie einander verschlingen. Ein kehliges Stöhnen entfloh dieses Mal aus Chikages Mund, seine Beine schlangen sich wie von allein um Amagiris Hüften und der Rothaarige presste sich noch mehr gegen ihn, wobei Chikage spürte, wie erregt der andere Oni war. Amagiri löste den Kuss, damit sie beide Luft holen konnten, wobei er einen genauen Blick auf Chikage warf. Seine cyanfarbenen Augen glitten über das Erscheinungsbild des anderen, wobei er besonders lange bei dessen fiebrig glänzenden goldgelben Dämonenaugen verharrte. Es hatte eine hypnotisierende Wirkung auf Chikage, der Amagiri nach wie vor umklammerte und er wollte ihm schon entgegen kommen, um ihn wieder zu küssen, wieder diesen süß-herben Geschmack auf seinen Lippen zu haben... doch so langsam kam er wieder zur Besinnung. „Chikage-sama...“, sagte Amagiri leise, doch er spürte, wie der andere ihm immer mehr entglitt. Der Angesprochene nahm Arme und Beine von Amagiri und schob ihn nun mit aller Kraft von sich. Amagiri besaß so viel Körperbeherrschung, dass er einfach stehenblieb, aber dennoch ein wenig zurückwich, damit Chikage wieder er selbst werden konnte. Die Dämonenmerkmale zogen sich zurück und blonde Haare und rote Augen wurden wieder sichtbar, während eine undurchdringliche Miene auf seinem Gesicht erschien. „Chikage-sama“, versuchte es Amagiri nochmals, doch der andere hob nur abwehrend die Hand, dann ging er einfach, während er sich jedes weitere Wort verbiss. Das war schlimmer als jede Bestrafung für Amagiri, aber er konnte nichts anderes tun, als Chikage ziehen zu lassen. Die Fronten waren endlich geklärt, aber wie es weitergehen würde, war mehr als unklar. Amagiri seufzte und setzte sich wieder an den niedrigen Tisch, wo er sich einen Schluck Sake aus einen flachen Gefäß genehmigte. Sein Dämonenkörper würde diesen bald abgebaut haben und er würde sicher nicht betrunken werden, doch auf den Versuch kam es an. Die Schiebetür wurde alsbald wieder aufgezogen und Chiyo schlüpfte herein. Sie ließ sich anmutig neben Amagiri nieder und er war dankbar, dass sie nichts sagte, sondern einfach nur anwesend war. Seine Lippen brannten von den vielen wilden Küssen und obwohl er gerade eine Grenze überschritten hatte, tat es ihm nicht leid. Das erste Mal hatte er etwas getan, weil er es so wollte und nicht, weil es ihm befohlen wurde. Zum ersten Mal war er egoistisch gewesen und hatte sich einen Dreck darum geschert, was das für die Zukunft bedeutete. Aber gleichermaßen hatte er damit viel aufs Spiel gesetzt, hatte Chikage nahezu überwältigt und fast zu mehr genötigt, als es sich für Untergebenen und Vorgesetzten gehörte... aber es tat Amagiri nicht leid. Im Gegenteil, er wollte noch viel, viel mehr davon. „Ihr habt es übertrieben“, meinte Chiyo neben ihm und zeigte ihm seine eigenen langen Haare, welche mit weißen Strähnen durchzogen waren. „Noch etwas länger und Ihr hättet die Kontrolle verloren, Amagiri-san.“ Amagiri erwiderte nichts, sondern nahm einen weiteren Schluck Sake, der sich einen Weg durch seine Kehle hinab in seinen Magen brannte. Es war eigentlich keine Bestrafung, da das Brennen nach kurzer Zeit verflog, doch ihm fiel einfach nichts anderes ein. „Meint Ihr, es hat etwas gebracht, dass Ihr Euch ihm genähert habt, wie ich es Euch geraten habe?“, fragte Chiyo sanft nach und schenkte ihm nach. „...Nein, hat es nicht. Aber das konntet ihr auch nicht wissen... Ihr kennt Chikage-sama nicht so gut wie ich.“ Chiyo lächelte ein kleines Lächeln und legte eine Hand auf Amagiris rechte Schulter und drückte sie kurz und tröstend. „Grämt euch nicht. Immerhin habt Ihr Mut bewiesen und der Rest liegt nun bei ihm.“ „Bei Euch klingt das so einfach, Chiyo-dono...“ Chikage eilte eine ganze Weile, vielleicht sogar Stunden, in der dunklen Nacht umher und versuchte durch die Kühle einen halbwegs klaren Kopf zu bekommen. Doch es nutzte nichts, seine Sinne waren überreizt, er war nicht mit sich im Reinen und immer wieder gingen ihm Bilder des Erlebten durch den Kopf. Er konnte sich einfach nicht erklären, wie es dazu gekommen war, dass er derart die Kontrolle über sich verloren hatte. Seine Lippen fühlten sich merkwürdig an, er fühlte sich auch sonst, als hätte er Fieber und innerlich war er rastlos wie schon lange nicht mehr. Wut und Aggression kämpften in ihm und er sah keinen anderen Ausweg, als aus der Stadt zu verschwinden und in seine Onigestalt zu wechseln. Die Stärke, die in seinen Adern pulsierte, half und noch mehr half es, als Chikage seiner Wut freien Lauf lassen konnte. Er versenkte seine Faust im Boden, hinterließ durch seine bloße Aura einen meterlangen Riss darin. Seine Wut nahm ein wenig ab, aber es war noch nicht genug, das spürte er genau. Er schloss die Augen, konzentrierte sich auf sein Gehör und spürte menschlichen, verdorbenen Seelen nach und er hatte Glück. Er wechselte in seine Menschengestalt und ging die Richtung, wo er gespürt hatte, dass Seelen unter anderen Seelen litten. Er machte sich nicht die Mühe sich zu verstecken, sondern marschierte einfach in ein kleines Dorf ein, welches bereits lichterloh brannte. Menschen flohen, doch unbekannte andere Menschen in fremder Rüstung hielten sie auf und schlachteten sie ab. Es war klar, dass sie das Dorf angezündet hatten, um potenzielle Opfer aus den Häusern zu treiben. Leichen lagen verstreut in ihrem Blut, jeweils da, wo sie gefallen waren und es stank nach Tod und verbranntem Fleisch. Chikage besah sich die Angreifer, spürte ihrer Verdorbenheit nach und wusste, dass er sein Ziel gefunden hatte. Er trat näher, ließ es zu, dass sie ihn bemerkten und musterte ihre Mienen, die sich bereits wahnhaft verzerrten. Noch waren sie normale schwächliche Menschen, keine vom Ochimizu verdorbenen Individuen. Sie waren langweilig, es war so überflüssig... aber sie würden ausreichen, um seine Wut verschwinden zu lassen wie Wasser einen Brand löschte. Endlich wurden sie auf ihn aufmerksam und sie riefen ihm Sachen zu, dass er wohl eine mutige Kakerlake war und was nicht alles... er ignorierte es, es war unwichtig, was sie hervorbrachten. Sie waren nur schwache Menschen, also interessierten sie ihn nicht. Sie waren nur ein Mittel zum Zweck... Die ersten der Männer zogen ihre eigenen Schwerter, sie stellten sich ihm entgegen und am liebsten hätte er sich Zeit gelassen, doch er konnte nicht. Er ließ seine Onimacht einfach los, seine Hörner erschienen und seine Haare wurden silbrig weiß. Gesprächsfetzen drangen an seine Ohren, er konnte hören, wie sie ihn Teufel nannten. „Teufel...“, sagte Chikage und ein Lachen befreite sich aus seiner Kehle. Ja, das passte. Er war der Teufel und das würde er ihnen beweisen. Einen Bruchteil später war er durch ihre Reihen geglitten, schneller als der Blitz. Die Klinge seines Schwertes war voller Blut und er fühlte sich sogleich ruhiger, hatte sich im Griff, während hinter ihm das Geräusch von fallenden Körpern erklang. Kein Schrei war zu hören, dazu hatten sie keine Zeit mehr gehabt. „Ihr habt uns gerettet!“, rief jemand freudig und Chikage schaute sich um. Ein paar Dorfbewohner schauten ihn dankbar an, doch es wandelte sich in Entsetzen als sie seine Erscheinung wahrnahmen. Auch sie sahen nun den Teufel vor sich und er zeigte ihnen wenig später, wie Recht sie hatten. Die Nacht war angebrochen und Kyo Shiranui schaute Chikage Kazama entgegen. Hinter dem Blonden konnte er in der Ferne das Leuchten eines Brandes sehen und anhand des Blutes am Schwert und der teuren Kleidung des Oni konnte er sehen, dass der andere ziemlich gewütet hatte. Wobei... eigentlich wusste er es, weil er zugesehen hatte, aus sicherer Entfernung natürlich. „Und? Hat dir meine Darbietung gefallen?“, fragte Chikage gelangweilt und er schwang das Schwert mit einem Ruck herum, um einen Blutregen auf das Gras unter ihm regnen zu lassen, welches sich sogleich rot verfärbte. Er ging an Kyo vorbei, der zuerst gar nichts sagte, sondern einfach nur den Anblick des in Blut gebadeten Chikage in sich aufsog. „Meinst du nicht, es war ein bisschen grausam, dass du dir auch die Dorfbewohner vorgenommen hast?“ Chikage warf einen eiskalten Blick zurück auf den Graublauhaarigen. Gerade Kyo, der keiner Konfrontation aus dem Weg ging, spielte nun den Moralapostel? „Es sind nur Menschen... aber wenn du dich auf ihre Seite stellen willst, dann tu dich doch mit Amagiri zusammen“, knurrte der Blonde und ging einfach weiter. Kyo seufzte. Was auch immer Amagiri angestellt hatte, es hatte dafür gesorgt, dass Chikage Kazama grausamer war als je zuvor. „Das kann ja noch spaßig werden...“, murmelte Kyo und seufzte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)