Rutting Season von Ceydrael (Dante x Nero) ================================================================================ Kapitel 2: Akt 2 ---------------- »Ich glaub', Dante hat sich irgendwas eingefangen...« »Wieso? Was ist denn los mit ihm?« Trish hörte sich lustlos an, sie schien in Eile und mit den Gedanken nicht ganz bei dem Telefongespräch. Nero druckste unangenehm berührt herum. »Naja... er hat sich vor zwei Stunden in sein Zimmer verzogen, war ziemlich bleich, schien sogar Fieber zu haben. Inzwischen macht er den Eindruck, als wäre er eine Bombe kurz vor der Explosion und äh, sagen wir mal so... er sieht aus, als könnte er sich durch die halbe Unterwelt vor und wieder zurück vögeln... wenn du verstehst... er hat sogar von mir verlangt, dass ich ihn an sein Bett kette, damit er keine Dummheiten macht...« Urplötzlich hatte er doch Trishs Aufmerksamkeit. »Oh wirklich?! Zu schade, dass ich das gerade nicht sehen kann... machst du mir ein Foto davon?! Damit könnte ich vielleicht endlich mal das Geld eintreiben, das er mir schon seit Ewigkeiten schuldet.« Sie kicherte verhalten, wurde jedoch sofort wieder ernst, als sie merkte, dass Nero nicht in ihre Erheiterung einstieg. »Wo wart ihr denn als letztes? Seid ihr auf Dämonen getroffen?« »Ja, auf Cesspool Dämonen. Wir haben ihr Nest bei 'nem Job ausgehoben.« Kurz war es still in der Leitung. »Cesspool?! Wirklich?!« »Jaha... «, bestätigte Nero gedehnt. Ungeduldig klopfte er mit den Fingern auf dem Schreibtisch. »Interessant... hm, eigentlich unmöglich...« Ihm wurde es langsam zu bunt, er wollte endlich Antworten und vor allem eine Lösung für sein... oder besser Dantes Problem! »Was ist unmöglich?! Trish, rede mit mir, verflucht! Dante liegt oben mit 'ner Mörderlatte und kocht wie ein Hochofen! Du magst das vielleicht interessant finden, ich schieb' hier aber seit zwei Stunden Panik, dass er mir irgendwann einfach kollabiert!« »Naja, eigentlich kann es nicht sein, ich wüsste nicht mal wie, aber.... irgendwie ist er wohl mit dem Sekret der Cesspool Königin in Verbindung gekommen. Es würde zumindest auf die Symptome passen. Aber die Königin benutzt dieses Zeug nicht zum Schutz oder zum Angriff, niemals. Dafür ist es viel zu wertvoll.« »Vielleicht hat sie ja mal eine Ausnahme gemacht...!?« »Nero, die Königin verwendet dieses Hilfsmittel ausschließlich zur Fortpflanzung. Nicht umsonst wird das Zeug auf dem Schwarzmarkt der Unterwelt für horrende Preise gehandelt. Man kann es nur aus dem toten Körper einer Cesspool Königin extrahieren. Es wirkt wie ein unheimlich starkes Aphrodisiakum für Dämonen, weckt die urtümlichsten Gelüste und Triebe. Das Zeug heißt „Red“ und wird gerne auf einschlägigen, blutigen Dämonenpartys eingenommen, da es einen richtig auf Touren bringt und man dann die ganze Nacht in der Lage ist... naja, in jedweder Richtung Spaß zu haben.« »Dante sieht aber nicht gerade aus, als würde er Spaß haben...«, knurrte Nero missmutig, er war gereizt und angespannt, weil er bisher effizient so gar nichts hatte beitragen können, diesen Umstand zu ändern. »Er tut zwar, als wäre es halb so schlimm und sagt, er würde schon klar kommen, du kennst ihn ja, aber... ich weiß nicht, ich mach' mir langsam echt Sorgen...« »Das ist auch kein Wunder. Wenn stimmt, was ich vermute, dann hat er das Aphrodisiakum in seiner reinsten Form irgendwie von der Königin abbekommen. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie sich das auf einen Körper auswirkt. Ich kann mir vorstellen, dass seine dämonische Seite gerade völlig durchdrehen muss. Dante hat wohl Glück, dass er nur ein Halbdämon ist und die Wirkung somit verzögert und abgeschwächt einsetzt, sonst wäre er vielleicht wirklich schon längst an einem Herzinfarkt krepiert. Es wird wohl hart für ihn, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er das überleben wird und dass das in ein bis zwei Tagen ausgestanden ist...«, erläuterte Trish mit völlig unangebrachter Ruhe. »Ein bis zwei... Tage?!«, krächzte Nero ungläubig. »Die letzten zwei Stunden waren schon die Hölle!« »Naja, vielleicht sollten wir auch etwas nachhelfen und ihm eine Dämonin besorgen. Dann kann er das Zeug auf relativ natürliche Weise verbrennen und die Wirkungsdauer verkürzen. Ich kenne da einen wirklich guten Laden, die Ladys dort schulden mir noch einen Gefallen und wären sicher alles andere als abgeneigt, ein bisschen mit dem kleinen Dante spielen zu können...«, schnurrte Trish amüsiert. »Vergiss es!«, bellte Nero bissig in den Hörer, vielleicht ein wenig zu enthusiastisch, weswegen er auch rasch anfügte: »Viel zu riskant! Am Ende killt ihn so 'ne Braut noch währenddessen, der Alte ist doch nicht ganz bei sich!« »Keine Sorge, die Mädels dort sind vertrauenswürdig, ich verbürge mich für sie-...« »Nein. Ende der Diskussion.« Die Vorstellung, dass irgend so ein billiges Dämonenflittchen auf seinem Mentor Rodeo ritt... war definitiv verstörend. Und gefiel ihm irgendwie so ganz und gar nicht. »Es muss was anderes geben, wie wir ihm helfen können.« »Na, vielleicht solltest du dich dann ein bisschen um ihn kümmern...?!«, kicherte Trish und Nero konnte sich ihren schadenfrohen Gesichtsausdruck nur zu gut vorstellen. Er lief irritierenderweise rot an und war froh, dass man das durchs Telefon nicht würde sehen können. »W-was?! Spinnst du?! W-warum sollte ich denn... ach, weißt du was, vergiss es! Verarschen kann ich mich auch allein! Mir wird schon was einfallen! Nero zog das Telefon zum wiederholten Male an sich heran, betrachtete es unschlüssig, bevor er es erneut trotzig von sich schob und das Bier in seiner Hand hastig an die Lippen hob. Seine Finger flogen erneut über die Tastatur des PCs, während er versuchte, sich auf den Bildschirm zu konzentrieren, was ihm allerdings nur mittelmäßig gut gelang, vielleicht auch deswegen, weil Dantes Brüllen erneut angeschwollen war und wie ein unheilvolles Dröhnen durch das Devil May Cry bebte. Das erinnerte Nero sehr bildhaft daran, dass der Devil Hunter oben in seinem Zimmer lag, mit schweren Ketten an sein Bett gefesselt. Das ging jetzt seit Stunden so, dass Dante in regelmäßigen Intervallen der Wirkung seiner „Vergiftung“ erlag. Mal hatte er ruhige, erschöpfte Phasen, schien bewusstlos und dann wieder... naja, führte er sich wie ein gefangenes, tollwütiges Tier auf. Und das Problem war... Nero war eben doch nichts eingefallen. Zumindest nichts wirklich hilfreiches, was besser wäre als Trishs dämlicher Vorschlag. Er stützte das Gesicht erschöpft in die Hände, versuchte das Klirren der Ketten zu ignorieren, die er selbst dem Älteren auf dessen Wunsch hin angelegt hatte und verkrampfte sich unbewusst bei jedem unmenschlichen Schrei aus dem oberen Stockwerk. Das kann doch so nicht weiter gehen, verdammt! Der bringt sich da oben ja noch selbst um! »Vielleicht solltest du dich dann ein bisschen um ihn kümmern...«, hallte ihm Trishs neckender Vorschlag ungewollt im Ohr wieder, verursachte Hitze in seinen Wangen, die er mit einem erneuten Schluck aus der kalten Bierdose zu kühlen und wegzuspülen versuchte... gleich mit den befremdlichen Gedanken, die Trish mit ihrer scherzhaften Bemerkung unwissentlich heraufbeschworen hatte. Wie kommt sie eigentlich auf so 'nen Scheiß?! Als ob ich...!? Also bitte! Wie schräg wäre das denn?! „Hey Dante, komm, ich hol' dir fix mal einen runter, damit es dir besser geht und wir los können, um ein paar Mistkerle zu töten, kein Problem, oder?“ Na sicher... bestimmt nicht! Nero konnte zwar nicht leugnen, dass Dante definitiv attraktiv war – das sah immerhin jeder, auch ein Kerl wie er – aber diese Feststellung gründete sich nicht auf erotischem Interesse, sondern auf reiner Beobachtungsgabe. Und das bedeutete auch nicht, dass er sich vorstellen konnte, ihm an die Wäsche zu gehen! Dante war wahrscheinlich der einzige Mann, bei dem Nero neidlos zugeben konnte, dass er verdammt gut aussah... auch wenn er ihm das garantiert nie sagen würde, weil der Kerl sonst völlig unausstehlich wäre! Er konnte durchaus verstehen, dass Dante die Blicke der Frauen auf sich zog, weswegen der oft auch sehr eindeutige Angebote bekam... die der Ältere allerdings immer ausschlug, zumindest konnte sich Nero nicht daran erinnern, dass Dante mal eine Frau mit ins Devil May Cry gebracht hätte, seitdem er hier wohnte, abgesehen von Trish und Lady natürlich. Anfangs hatte Nero noch vermutet, dass zwischen Trish und Dante mehr lief als eine reine Geschäftsbeziehung, doch das hatte sich als Trugschluss herausgestellt. Also war es eigentlich schon verwunderlich, dass Dante so... naja, fast enthaltsam lebte, wenn man seine großspurige, machohafte Art bedachte. Aber das ging Nero eigentlich auch nichts an und war jetzt auch gewiss nicht das Problem. Der springende Punkt war... Nur weil es mit Kyrie gerade nicht so gut lief - was gelinde gesagt die Untertreibung des Jahres war - würde er nicht gleich den Arsch für Dante hinhalten, so als kleiner Freundschaftsdienst, versteht sich! Das wäre ja auch mehr als absurd! Er starrte finster vor sich hin, sich nur zu bewusst, dass er vor dem Drama, was eine Etage über ihm stattfand, nicht einfach flüchten konnte. Dort litt sein Mentor, sein Partner, sein... ja, sein Freund Qualen und er konnte irgendwie so rein gar nichts für ihn tun. Naja, das stimmt so nicht ganz, du könntest vielleicht schon etwas tun... Er ignorierte das lästerlich verlockende Flüstern im Hinterkopf, das sich komischerweise fast nach Trish anhörte, erhob sich ruckartig vom Schreibtisch, da ihm das Internet eh kaum die gewünschten Antworten bringen würde und machte sich auf den Weg in die Küche, um die inzwischen leere Bierdose zu entsorgen und sich die nächste zu öffnen... eine von vielen an diesem Abend. Erschöpft lehnte er sich an den Kühlschrank und schloss für einen Moment die Augen, um sich zu sammeln. Er musste sich etwas einfallen lassen und das schnell, denn in diesem Zustand war Dante zu nichts zu gebrauchen, ganz abgesehen davon, dass er eine Gefahr für sich und seine Umwelt darstellte. Sie hatten dringende Jobs zu erledigen, Dämonen schienen gerade aus allen Löchern zu kriechen, in der Stadt kursierte offensichtlich eine dämonische Seuche und irgendwo in den Grenzbezirken war ein Portal aufgetaucht, das, wenn es zu lange offen blieb, ihnen noch mächtige Schwierigkeiten bereiten würde. Trish war selbst auf einer Mission im Ausland und auch Lady war so schnell nicht zurückzuerwarten, da sie sich auf der Suche nach einer seltenen Schriftrolle befand, die ihnen vielleicht Auskunft über ein paar Schwachstellen der Dämonenfürsten liefern konnte. Fuck! Nero knallte den Hinterkopf gegen die Kühlschranktür. Jetzt war wirklich ein ganz beschissener Zeitpunkt für Dante, mal eben ein Päuschen einzulegen! »Scheiße, alter Mann, mit dir hat man echt nur Ärger...«, grummelte der junge Hunter verstimmt, raffte sich dann allerdings auf und schritt nun entschlossen zum Schreibtisch hinüber, um nach dem Telefon zu greifen. Ich muss jetzt was unternehmen! Trish war zwar der Überzeugung, dass der Devil Hunter überleben würde und das Ganze mit etwas Glück nach ein paar Tagen überstanden hätte, doch Nero konnte und wollte sich nicht nur auf pures Glück verlassen. »Dante ist ein harter Knochen, Kleiner, mach' dir keine Sorgen. Der schafft das schon. Vielleicht geht er gerade durch die Hölle, aber die spuckt ihn doch eh freiwillig wieder aus!« Für Dante musste es sich tatsächlich wie die Hölle anfühlen, gegen seine tobende, dämonische Seite anzukämpfen zu müssen, damit er nicht Amok lief. Es wäre für ihn schlichtweg eine Katastrophe, wenn er in diesem Zustand irgendjemanden Schaden zufügen würde! Das würde ihn umbringen... Auch wenn Dante so manches Mal wie ein oberflächliches Arschloch wirken mochte, Nero wusste genau, dass hinter dieser coolen Fassade ein mitfühlender, ehrbarer Mann steckte, der niemals einen Unschuldigen oder Schutzbedürftigen im Stich lassen würde und der bis aufs Blut, bis zum Tod, wenn nötig, für eine Sache kämpfen würde, der er sich verschrieben hatte! Und genau das schätzte Nero an Dante, deswegen arbeitete er mit ihm, dafür bewunderte er ihn, dafür mochte er ihn... Ja, verdammt, okay... er mochte Dante. Allerdings war das ein weiterer Punkt von den Dingen, die er ihm niemals sagen würde, weil er sich Dantes dämliches Grinsen als Reaktion schon ganz genau vorstellen konnte! Der Ältere hatte ihm mehr als nur einmal im Kampf den Arsch gerettet, seine provokativen Sprüche ertragen, ihn hier im Devil May Cry aufgenommen, als hätte er instinktiv gespürt, dass Nero froh war, aus Fortuna weg zu kommen... und das alles, ohne sich auch nur einmal zu beschweren oder eine Gegenleistung zu erwarten, obwohl Nero das Wort Danke in seinem Beisein wirklich selten über die Lippen kam. Doch Dante schien das auch nie zu erwarten, als wüsste er genau, dass Nero sich mit Vertrauen und Bindung schwer tat. Nein, stattdessen machte er einfach keine große Sache um alles, teilte sogar seine Pizza und Bierreserven mit ihm, obwohl er einen Hang dazu hatte, chronisch pleite zu sein und trainiert ihn, damit er mit seiner dämonischen Seite besser klar kam. Ja, Nero mochte den überheblichen Mistkerl, den knallharten Hunter, den ernsten Zuhörer, den unverbesserlichen Poser und Kindskopf,- er mochte ihn, weil er immer für ihn da war, ihn forderte und - was am wichtigsten war - ihn akzeptierte. Hier im Devil May Cry musste er sich nicht verstellen, musste kein anderer sein, als der, der er eben war. Und deshalb... wenn er eine Möglichkeit hatte, diese Tortur für Dante zu beenden, dann hatte er verdammt nochmal die Pflicht, dass auch zu tun! »Mach mich fest, Kleiner... und dann... verlass den Laden für ein paar Tage...«, raunte Dante mit kratziger Stimme. Seine Gesichtszüge waren angespannt, seine Kiefer- und Wangenknochen stachen unnatürlich heraus. Er wirkte völlig erschöpft, war bleich wie das Bettlaken, auf dem er lag und schien seinen unruhigen Körper nur noch mit reiner Willenskraft allein auf dem Bett zu halten. »Das... wird wahrscheinlich... noch hässlich hier...«, knurrte er durch die Zähne mit einem schrägen, ergebenen Grinsen. Nero starrte völlig entsetzt auf die eisernen Ketten, die auf dem Fußboden lagen, neben dem Bett, indem sein Mentor mit sich und seinem rebellierenden Dämon rang. »Das kannst du nicht wirklich von mir verlangen...!?«, quetschte er ungläubig heraus, musterte die massiven Fesseln angewidert, die aussahen, als könnte man damit einen Elefanten bändigen. »Mach schon... und dann hau endlich ab...« »Bist du bescheuert!? Ich lass' dich hier so doch nicht allein, Idiot...« Das sonst so geliebte Schimpfwort verließ ohne großen Nachdruck Neros Mund, er fühlte sich wie betäubt und so verflucht nutzlos. Dantes Lippen kräuselten sich zu einem kraftlosen Schmunzeln. »Keine Widerrede, Kid... ich komm schon klar... du kennst mich doch... sorg' nur dafür... dass ich keinen Schaden anrichten kann, okay?« Nero schluckte hart unter der plötzlichen Erinnerung an diesen gequälten, verlorenen Ausdruck in Dantes Gesicht, der so völlig... falsch an dem Älteren gewirkt hatte. Der Kerl sollte ihn foppen, ihn herausfordern, ihn auslachen, alles, nur – verdammt nochmal – nicht so leidend aussehen! Damit kam der junge Hunter einfach gar nicht klar. Er hatte die Nummer, die Trish ihm doch noch gemailt hatte, schon beinahe bis zur Hälfte gewählt, als er erneut zögerte. Sollte er das wirklich tun? Sollte er wirklich so einfach für Dante entscheiden? Nero spürte Übelkeit in seiner Kehle aufsteigen, die Idee gefiel ihm selbst immer weniger und alles in ihm schien sich dagegen zu sperren, seinen Mentor einfach so einer Dämonin zu überlassen, aber... hatte er denn schon irgendeine Wahl?! Nur ein Dämon würde der wilden Raserei eines anderen Dämonen standhalten und diese befriedigen können. Fakt war, dass er den älteren Devil Hunter einsatzbereit und gesund brauchte, wenn sie ihre Jobs weiter erledigen wollten, ganz abgesehen davon, dass es Dante gerade ganz sicher nicht gut ging – auch wenn der Sturkopf das nicht zugab - und es nicht zu hundert Prozent sicher war, dass er das alles auch unbeschadet überstehen würde. Nur weil Trish sich ziemlich sicher war, war Nero das noch lange nicht und er würde Dantes Gesundheit nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, dafür war er ihm einfach zu wichtig. Er zwang seine Finger, die vollständige Nummer einzugeben und auf das Freizeichen zu lauschen, während er den Hörer so angespannt umklammerte, dass das Material schon protestierend knirschte. Wenn nötig, werde ich einfach mit gezogener Waffe die ganze Zeit daneben stehen und sollte die Schlampe auch nur eine falsche Bewegung machen, werde ich ihr das Hirn mit Freuden aus dem Schädel blasen! Er wusste natürlich aus eigener Erfahrung, dass es so einiges brauchte, um einen Halbdämonen töten zu können, aber Dante war merklich angeschlagen und in dieser Verfassung ein mehr als geeignetes Ziel für einen hinterhältigen Angriff. Trish hatte ihm die Frauen zwar empfohlen und deren Kooperation in keinster Weise in Frage gestellt, doch Nero war sich bewusst, dass Loyalität genauso käuflich war wie ein Körper. Am anderen Ende wurde abgenommen, geschäftig meldete sich eine säuselnde, weibliche Stimme und Nero räusperte sich befangen, bevor er sein Anliegen knapp vortrug, dabei Trish und den noch ausstehenden Gefallen erwähnte. Die Frau am Telefon hatte eine durchaus sympathische Stimme und wirkte freundlich, geradezu entzückt, nachdem er Trish – und vor allem Dante! - erwähnt hatte. Sie versicherte ihm eifrig, dass sich bald jemand auf dem Weg zu ihnen machen würde, um sich dem Problem anzunehmen. Nero selbst murmelte einen schwachen Dank und eine müde Verabschiedung, dann ließ er den Hörer langsam sinken und legte auf. Die nun einkehrende Stille kratzte unangenehm in seinen Ohren, Dante schien wieder einmal vor Erschöpfung am Ende seiner Kräfte zu sein. Aus mangels an Alternativen und weil er sich irgendwie beschäftigen musste, begann Nero damit, das Büro aufzuräumen - und auch nur, weil Dante gerade wirklich nicht in der Lage war, seinen Scheiß selbst wegzuräumen! - während er nervös und angespannt darauf wartete, dass die Zeit verging. Irgendwie wirklich unzufrieden feuerte er den Abfall in den dafür vorgesehenen Behälter auf der Straße, dann verschloss er die Tür des Devil May Cry vorsorglich wieder und stand nun unschlüssig im Laden, der ohne Dante, der hinter seinem Schreibtisch pennte, eigentümlich leer und farblos wirkte. Argh, verdammt! Nero rieb sich gereizt die Schläfen und versuchte seine Zweifel herabzuschlucken, dann raffte er sich auf, prüfte seine Waffe auf Funktionstüchtigkeit und Munition, bevor er sie in seinen Hosenbund schob und sich kurzentschlossen die Treppe nach oben in Richtung Badezimmer bewegte. Dante hatte ihm zwar ausdrücklich nahegelegt, dass er verschwinden sollte, aber der erwartete doch nicht wirklich, dass er auf ihn hören würde!? Das tat er sonst schon nie, warum also jetzt?! Niemals hätte er den Kerl in dieser Verfassung allein gelassen, sein Pflichtgefühl und seine Ehre verboten es – Gefahr hin oder her. Doch nicht nur die hielten Nero jetzt noch hier, sondern eben auch seine unbestreitbare Verbundenheit mit Dante. Und ich werde auch jetzt nicht abhauen, entschied er, als er eine Schüssel mit kühlem Wasser füllte und jene dann zu Dantes Zimmer balancierte. Ich werde hierbleiben, wenn diese... diese... Frau kommt, um... um... Er konnte den Gedanken einfach nicht zu Ende denken, der ihm fast körperliche Schmerzen bereitete und ihn die Zähne wütend aufeinander pressen ließ. Wenn die ihn auch nur auf eine Weise ansieht, die mir missfällt, reiße ich sie in Stücke! Sein Devil Bringer glomm bereitwillig im düsteren Zwielicht des Flures auf und Nero musste sich beherrschen, dass er die Schüssel in der Hand nicht versehentlich zerdrückte. Er atmete tief ein und aus, dann öffnete er vorsichtig und leise die Tür zu Dantes Zimmer, immerhin wusste er nicht, was ihn gleich erwarten würde. Sieh es einfach als Freundschaftsdienst. Er braucht Hilfe und die besorgst du ihm, nicht mehr und nicht weniger. Ganz einfach. Völlig unkompliziert. Er hätte sicher das Gleiche für dich getan. Er wird es schon verstehen... *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~* Dante hatte die ganze Sache eindeutig unterschätzt. Er hätte sich gleich fragen sollen, was ihm die Cesspool Königin da eigentlich injiziert hatte! Dämonen gaben ihm normalerweise eher selten nette und freundlich gemeinte Geschenke mit auf den Weg... Die ersten, bedenklichen Anzeichen hatte er gespürt, als er mit Nero wieder im Devil May Cry angekommen war. Ihm war heiß gewesen, verdammt heiß und Halbdämonen war nicht heiß, nicht auf eine so brennende, verzehrende Art und Weise! Er hatte sogar Fieber bekommen und - zum Teufel - er wurde niemals krank! Er bekam nicht mal 'nen verdammten Schnupfen! Und er war urplötzlich hart gewesen und mehr als bereit, irgendetwas flach zu legen... und dieses Verlangen hatte sich sofort auf Nero fokussiert, offenbar, weil der Kleine der Einzige in der Nähe gewesen war. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war Dante klar gewesen, dass die Kacke mächtig am Dampfen war... nicht etwa, weil es sich bei Nero um einen Kerl handelte, so prüde war Dante nun wirklich nicht, aber bitte... das war immerhin Nero! Die jugendliche, vorlaute Kratzbürste! So notgeil konnte er doch gar nicht sein! Okay, Dante hätte Nero auch unter normalen Umständen niemals angefasst, weil er sich ziemlich sicher war, dass der Kleine ihm mit seinem Devil Bringer vorher den Schwanz abgerissen hätte. Und Dante hing prinzipiell an all seinen Gliedmaßen und an diesem einen Teil ganz besonders! Nun quälte ihn seine dämonische Seite seit Stunden mit ziemlich lebhaften Bildern von Sex, Blut und Gewalt, das Gift kreiselte in seiner Blutbahn und machte ihn halb wahnsinnig. Er spürte das ruchlose Erbe in seinen Eingeweiden rumoren, spürte, wie der Dämon sich gegen sein menschliches Gefängnis warf, weil ihn dieses verdammte Scheißzeug irre machte. Nicht nur, dass er seinen eigenen, verräterischen Körper in diesem Moment verachtete, noch größer war die Abscheu vor seinen eigenen Gedanken, vor diesen Begierden, die ihn immer wieder ohne Vorwarnung befielen. Er fürchtete sich davor, dass er sich wie ein Tier, ohne Sinn und Verstand, auf alles stürzen würde, was ihm zu nahe kam. Diese Vorstellung machte ihm eine Heidenangst. Und er verspürte selten Angst. Lass mich doch endlich raus, Dante..., schnurrte seine dämonische Seite. Lass uns Spaß haben, ich weiß auch schon wie! Wir werden etwas töten, unsere Fäuste in Blut und Eingeweide rammen und dann... dann... werden wir uns etwas suchen, was wir ficken können! Ach, halt die Klappe... Er brachte nicht mal mehr wirklich die Kraft auf, mit sich selbst zu streiten. Die ganze Situation war einfach nur völlig absurd und zum verrückt werden! Vielleicht hätte er doch mal wieder ein sexuelles Abenteuer suchen sollen, um sich abzureagieren, das letzte Mal war immerhin... nun, definitiv eine Weile her. Nicht, dass es ihm an Gelegenheiten gemangelt hätte, doch in letzter Zeit war er so mit diversen Jobs, unzähligen Kämpfen und dazu Neros Training beschäftigt gewesen, dass er komischerweise kein wirkliches Verlangen nach Bettsport verspürt hatte. Dante hatte körperliche Bedürfnisse, so viel Mensch war er schon, doch so wild und hemmungslos wie in seiner Jugend trieb er es schon längst nicht mehr. Inzwischen war wahre Befriedigung für ihn schwerer zu finden... Früher hatte er es noch als eine Art Rebellion betrachtet, Genugtuung daraus gezogen, entgegen jeglicher, menschlicher Regeln zu handeln und sich dementsprechend zügellos ausgelebt, mit allem, was eben dazu gehörte,- Sex, Alkohol, Drogen, Schlägereien. Er war mit ausgestrecktem Mittelfinger seinen Weg gegangen, hatte auf Regeln und Normen geschissen, die aus seiner Sicht für ihn eh nie gegolten hatten, da er schon immer zwischen den Welten zu existieren schien - zwischen der scheinheiligen, unwissenden Menschenwelt und der so viel düsteren, verderbten Dämonenwelt, die ihn ständig verfolgt hatte, ihn immer vernichten wollte. „Wenn du immer artig bist, werden die Engel über dich wachen.“ - Die Dämonen waren trotzdem gekommen. „Wenn du nicht langsam schläfst, kommt dich der Schwarze Mann holen.“ - Dante hatte ihm Ivory in den Rachen geschoben. „Wenn du nicht bald die Kurve kriegst, endest du noch in der Hölle.“ - Prima. Ein paar Wichser würde er auf dem Weg gleich mitnehmen! „Wie heißt das Zauberwort?“ - Fuck you! Nachdem er später die Wahrheit über seine Familie erfahren hatte, die Vergangenheit kannte, war für ihn etwas sehr schnell klar gewesen: Gefühle brachten nur Leid. Dementsprechend hatte er sich zusätzlich noch vor allem verschlossen, was ihm zu nahe treten könnte. Seine Mutter war gestorben, weil sie Sparta und ihre Söhne geliebt und sich deshalb geopfert hatte. Und Sparta, er war verbannt und verdammt, für immer und bis in alle Ewigkeit, weil er Eva und die Menschen geliebt hatte... zumindest mehr als seinen Herrn Mundus. Und Dante hatte seinen Bruder verloren, den letzten Überlebenden seiner Familie, obwohl oder vielleicht weil er ihn geliebt hatte. Vor diesem Schicksal, seinem persönlichen Fluch, wollte Dante einfach jeden bewahren, mit dem er in Kontakt trat. Deshalb hatte es in seinem Leben schon frühzeitig ein Tabu gegeben, das ihn eigentlich fast zwangsweise zum Einzelgänger geformt hatte – Zuneigung... oder schlimmer noch, Liebe. Denn für ihn war es eine unumstößliche Gewissheit, dass er für andere auf kurz oder lang den Tod bringen würde. Doch mittlerweile... er hätte es sicher nicht offen zugegeben, doch er konnte nicht leugnen, dass er sich irgendwie nach mehr sehnte als nach nie enden wollenden Kämpfen, der ständigen Rettung der Welt oder Sex mit gesichts- und namenlosen Frauen. Sein Körper mochte vielleicht befriedigt sein, doch seine Seele war es seltsamerweise nicht. Vielleicht war er doch zu sehr Mensch, dass er weich wurde... schwach wurde. Vergil hätte das sicher gefallen, er hätte gewisse seine wahre Freude daran gehabt, ihm seine eigenen Unzulänglichkeiten vor Augen zu führen. Dante hatte seine eigenen Grenzen schleichend ausgeweitet, hatte sich auf die Partnerschaft mit Lady und Trish eingelassen, duldete die Frauen nicht nur in seiner Nähe, sondern genoss ihre Gesellschaft und die Zeit mit ihnen im Rahmen ihrer gemeinsamen Jobs. Und nicht zu vergessen, Nero... Nero, der nochmal ein ganz anderes "Problem" in Dantes Leben darstellte. Der Kleine brachte mit seiner schnippischen, herausfordernden Art, dem ständigen Hang zu Ungehorsam und einem Repertoire an Schimpfwörtern, das Dantes eigenem in wirklich nichts nachstand, ziemlichen Wind in den Alltag und der Devil Hunter musste zugeben, dass er sich seit langem nicht so lebendig gefühlt hatte wie in den letzten Wochen, in denen Nero nun übergangsweise bei ihm lebte. Es machte einfach Spaß, Nero an der Seite zu haben, ihn immer wieder zu reizen und zu foppen, weil der immer so herrlich an die Decke ging. Wenn sie sich mal nicht gegenseitig die Köpfe einschlugen, konnte man mit dem Kleinen aber durchaus ernste und gute Gespräche führen und Dante hatte im Kampf dazu jemanden an seiner Seite, auf den er sich hundertprozentig verlassen konnte. Dante mochte Neros Art zu denken und seine Verbissenheit, seinen Ehrgeiz und sein Temperament. Vor allem mochte er ihre bissigen Wortgefechte und - im eigentlich krassen Gegensatz dazu - dieses sich einspielende, schleichende Vertrauen zwischen ihnen. Der Kleine war inzwischen beinahe wie ein Bruder, sie waren sich so ähnlich und ergänzten sich doch irgendwie, und trotzdem war er kein Ersatz für Vergil, dessen Platz niemand je würde einnehmen können. Und das wollte Dante auch gar nicht. Die Beziehung zu Nero war ganz anders, aber nicht weniger wertvoll. Dante vertraute ihm und ja, er mochte ihn auch unheimlich gern. Er mochte den vorlauten, draufgängerischen jungen Mann, der ihn viel zu oft an sich selbst erinnerte, was auch der Grund gewesen war, weswegen er Fortuna damals nach dem Sieg über Sanctus so schnell wieder verlassen hatte. Er war nämlich kurz davor gewesen, Nero einen Job anzubieten und den Kleinen für seinen eigenen Laden zu rekrutieren. Doch er hatte die Verantwortung egoistisch gescheut, hatte befürchtet, dass er eine zu enge Bindung zu dem jungen Mann aufbauen würde und seine Entscheidung damit gerechtfertigt, dass es eh besser wäre, wenn der Kleine bei seiner geliebten Kyrie und in Sicherheit blieb, als dass er ihn in den Sog der Hölle mitgeschliffen hätte. Tja und nun?! Nun war der Kleine ja doch hier und irgendwie war genau das eingetreten, was Dante die ganze Zeit über befürchtet hatte. Allerdings wusste er inzwischen auch, dass Nero durchaus auf sich selbst aufpassen konnte, genau wie Trish oder Lady - was Dante allerdings nicht davon abhielt, ein Auge auf ihn zu haben - weswegen der Kleine auch zu den wenigen, ausgewählten Personen gehörte, die er gern in seiner Nähe hatte, sich sogar vorstellen konnte, aus dieser Partnerschaft auf Zeit etwas längerfristiges zu machen. Ich könnte ihm anbieten, auch weiterhin hier zu wohnen... Dantes dämonische Seite, dieser besitzergreifende, herrische Teil in ihm begrüßte die Vorstellung, doch sein menschlicher Verstand schüttelte über die eigenen Gedanken den Kopf. Warum sollte er das schon wollen, wo er doch die Kleine hat, die wahrscheinlich zuhause auf ihn wartet?! Sicher werden sie sich wieder zusammenraufen, ist doch immer so... Die Tür zu seinem Zimmer öffnete sich leise, völlig überraschend, denn Dante war der Überzeugung, inzwischen allein im Devil May Cry zu sein. Alarmiert schreckte der Devil Hunter hoch, katapultierte Ebony in die Höhe, die versteckt unter dem Laken an seinem Stiefel geruht hatte und beförderte die Waffe so in seine angekettete Hand, um die Tür ins Visier zu nehmen. Sein Sichtfeld war durch verschwitzte Haarsträhnen und trübe Schlieren ziemlich eingegrenzt und die unnatürliche, verzerrte Haltung, weil ihm die Hände über dem Kopf fest gekettet waren, ließ ihm die Muskeln zittern, da er die Arme gegen die Fesseln stemmte, entschlossen, jene im schlimmsten Fall zu durchbrechen. Wer auch immer hier rein kam und dachte, dass er leichtes Spiel mit ihm haben würde, war eindeutig im Irrtum! Allerdings stand dort kein hinterlistiger Dämon im Türrahmen, sondern... Nero. Während Dantes innerer Teufel völlig begeistert über diese sich eröffnende Möglichkeit schien, war der Devil Hunter selbst einfach nur entsetzt, als der Kleine mit einer Schüssel in der Hand ins Zimmer schlich und die Tür vorsichtig mit dem Fuß wieder schloss. Verdammt, was macht er hier? Warum zur Hölle ist er überhaupt noch da?! Oh, nimm ihn dir! Tu es! Tu es! Stell dir nur vor, wie köstlich sein Blut sein wird, sein Körper... alles! Sei still! Dante kniff die Augen so fest zusammen, dass er hinter seinen Lidern bunte Punkte tanzen sah, doch konnte nicht verhindern, dass seine überreizten Sinne Neros vertrauten Geruch auffingen und er wie ein ausgehungertes Tier darauf ansprang. Oh verflucht, Kid, warum bist du nicht einfach abgehauen...!? Dante... Der Dämon wollte ihm einfach keine Ruhe lassen. Öffne die Augen, sieh ihn dir an. Er ist willig zu dir gekommen, er wird es genießen, wenn du ihn fickst! Nimm ihn, nimm ihn! Ungeduldig und voller Vorfreude reagierte sein dämonisches Blut auf diese Vorstellung, sein Körper folgte mit einem glühenden Schauer Erregung. Halt verdammt nochmal dein dreckiges Maul! Der Devil Hunter stöhnte gequält, gefangen zwischen diesen obszönen, sündhaften Halluzinationen und seinem menschlichen Gewissen, das ihn beschämt und angewidert vor sich selbst zurückschrecken ließ. Stell dir vor, wie du ihn an der Kehle packst, ihn unter dich zwingst und hemmungslos in seinen Körper rammst, während er vor Lust schreit! Dante krallte die Finger in die eisernen Ketten, die ihn hielten und doch in diesem Moment viel zu wenig erschienen, viel zu schmal und zu schwach, um ihn wirklich zurückhalten zu können. Das Letzte, was er in seinem Leben wollte, war Nero zu verletzen. Er würde es sich niemals verzeihen, wenn er dem Kleinen etwas antat! Doch er war so kurz davor, die Kontrolle zu verlieren, denn er spürte bereits die nächste Woge der sich ausbreitenden Droge heranrollen, den feurigen Hunger, das kribbelnde Begehren, die rasende Gier. Und er erkannte mit erschreckender Klarheit, dass Neros Anwesenheit der Auslöser dafür war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)