Sommerbrise von Amunet ================================================================================ Kapitel 1: Teil 1 – Der Anfang ------------------------------ Die Sonne ging bereits am Horizont unter. Ihr Verschwinden malte wunderschöne, bunte Bilder an den Himmel. Tauchte die Wolken wie Wattebäusche in kräftiges Rot, das in seinen Nuancen blasser wurde und in Richtung Rosa und Lila verschwamm. Somit standen die Wolken letztlich in Kontrast zum Blau des Himmels, der zu konkurrieren schien und ebenfalls eine Bandbreite an Blau- und Grautönen aufwies. Vegeta lag relaxt auf seinem Liegestuhl im Garten der Capsule Corporation und betrachtete das Schauspiel, während er die Stille genoss. Im großen Anwesen war es ruhig, da Bulma, seine Frau, mit ihrem gemeinsamen Sohn Trunks und den Großeltern in den Urlaub geflogen war. Strandurlaub in der Karibik. Vegeta hatte versichert, dass er irgendwann nachkommen würde, doch aufgrund seiner besonderen Fähigkeiten würde es nur kurz dauern, bis er an ihrem Urlaubsziel ankam. Selbst fliegen zu können war praktisch. Für den Moment – das hatte er Bulma auch gesagt – wollte er jedoch seine Ruhe. Die letzten Wochen waren anstrengend gewesen. Wie immer hatte er konsequent sein Training durchgezogen. Jetzt nicht mehr, um eines Tages besser als Kakarott, sein bester Freund und Kontrahent, zu sein, sondern weil ihm das Training in all den Jahren zur zweiten Natur geworden war. Außerdem hatte sein königliches Ego vor, den 2. Platz des stärksten Mannes im Universum beizubehalten. Es war nur wie verteufelt. Wann immer Friede auf ihrem kleinen, beschaulichen Planeten eingekehrt war, tauchte von irgendwoher ein neuer Feind auf. Größer und stärker als der davor und immer mit der Absicht, die überlebenden Saiyaijns, die hier Zuflucht gefunden zu hatten, zu vernichten. Der letzte große Kampf war gerade ein paar Wochen her und Vegeta fand, dass er eine Erholungsphase verdient hatte. Sicher, er liebte seine Familie, aber jetzt gerade war ihm nach absoluter Ruhe und Entspannung. Kein Trunks, der wie ein Wirbelwind durch das Haus rannte und zumeist Goten dabei hatte, welcher diesem im Energiepegel in nichts nachstand. Keine Bulma, die ihn zuweilen mit „Vegeta, tu dies“, „Vegeta, tu das“ und „Vegeta, warum hast du nicht?“, nervte. Familie war toll, aber anstrengend. Während das Schauspiel des Sonnenunterganges langsam verblasste, schloss Vegeta seine Augen. Obwohl er nicht müde war, wollte er die Ruhe genießen. Er lauschte den Geräuschen der Vögel, die in die Bäume zurückkehrten und noch ein letztes Mal schnatterten. Ihnen folgten die Grillen, welche nun, da die Nacht anbrach, aktiv wurden und zu zirpen begannen. Doch auch Frösche aus Blumas geliebtem Gartenteich setzten zu ihrem täglichen Konzert an. Der Natur so bewusst zu lauschen, war etwas, das Vegeta schon sehr lange nicht mehr getan hatte. Umso schöner war es. Sanfter Wind setzte ein. Er war mild, so dass es Vegeta nicht störte, dass er lediglich mit einer kurzen Shorts bekleidet war. Im Gegenteil, er begrüßte die abendliche Frische, die dem heißen Sommertag folgte. Langsam bemerkte er, dass er nun doch müde wurde. Ein herzhaftes Gähnen folgte und er kuschelte sich noch ein Stück tiefer in die Kissen des bequemen Liegestuhls. So entspannt und in sich ruhend hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Dieser Moment war perfekt für ihn. Alles schien zu stimmen, doch dann hörte er neben sich ein Zischen. Die Entspannung ließ augenblicklich nach. „Was willst du, Kakarott?“ Vegeta war latent gereizt. „Chichi hat Blaubeerkuchen gebacken. Ich dachte, du wolltest vielleicht einen.“ Im gleichen Moment, in dem Vegeta seine Lider öffnete, drang der leckere Geruch von warmem Kuchen in seine Nase. Sofort reagierte sein Magen mit einem laut vernehmlichen Knurren. Kakarott grinste nur schief, etwas zu sagen war unnötig. Saiyajinmägen begehrten ständig nach Nahrung. Das viele Training machte schlicht dauerhungrig. Kakarott setzte sich auf die benachbarte Liege und hielt ihm den Kuchen auffordernd hin. Ohne zu zögern langte Vegeta zu, sah dann aber die großen, dunklen Augen seines Freundes. „Du willst doch nicht etwas abhaben, oder?“ „Nein, kannst ruhig reinhauen. Ich hatte schon drei.“ Kakarott grinste noch breiter. „Hm…“, grummelte Vegeta. „Weshalb werde ich das Gefühl nicht los, dass du trotzdem noch etwas von meinem Kuchen willst.“ „Iss einfach, bevor ich es mir anders überlege.“ Unverzüglich begann Vegeta zu essen. Er kannte Kakarott und ihre üblichen Kämpfe ums Essen zu gut, als dass er diese Drohung ignorieren würde. Leider war auch Vegeta nur wenige Minuten später mit dem Kuchen fertig. Nun hatte er richtig Hunger, was sein Magen lautstark bekundete. Dieses Mal mischte sich auch Kakarotts Bauch ein. „Also doch!“, stellte Vegeta kalt fest. „Bereust schon, dass ich dir nichts abgegeben habe?“ Anstandshalber wurde Kakarott rot. „Weißt du was, wir bestellen einfach was. Bulma hat mir ihre Kreditkarte hiergelassen.“ Kakarotts Augen leuchteten auf. Drei Anrufe bei verschiedenen Lieferdiensten später, lehnte sich Vegeta in freudiger Aussicht auf diverse Leckereien wieder zurück. „Du sollest dir vielleicht dein Gesicht waschen, bevor du es dir zu bequem machst“, schlug Kakarott vor. Vegeta zog eine Augenbraue hoch. „Ich meine ja nur. Der Blaubeerkuchen hat Spuren hinterlassen.“ Seufzend stand Vegeta auf, lief zum Teich rüber, um sich den Mund abzuwischen, als Kakarott auch schon neben ihm stand. „Was?“, fauchte Vegeta. „Willst du mir jetzt selbst den Mund waschen?“ „Ich würde ihn dir höchstens verschließen, für den Rest bist du schon groß genug.“ „Kakarott…“ Die Art, wie Vegeta den Namen sagte, hatte etwas ebenso genervtes, wie warnendes. Diese Situation kam immer wieder. Sie hatten schon oft darüber gesprochen und bislang kamen sie auf keinen gemeinsamen Nenner. Kakarott machte ihm seit einiger Zeit Avancen. Es war mal hier und da eine unbeobachtete Berührung, mal ein herausfordernder Satz, so wie eben. Vegeta hatte alle Annäherungen zurückgewiesen. Bisexualität, Homosexualität waren nicht ungewöhnlich bei einer Spezies, deren Frauenanteil deutlich niedriger war als der der Männer. Doch Vegeta hatte kein Interesse daran, Bulma mit seinem besten Freund zu betrügen. Sicher, er fand Kakarott auf seine Art anziehend und er war ebenso wenig unerfahren, was das körperliche Vergnügen zwischen Männern anbelangte, aber er verspürte einfach nicht den Drang, herauszufinden, wohin sie es führen würde, wenn er dem Verlangen des Jüngeren nachgab. „Ich weiß, ich weiß…“ Kakarott wand sich von ihm ab. In einer scheinbar verzweifelten Geste fuhr er sich mit der Hand durch die Haare. „Willst du es dir nicht nochmal überlegen?“ „Was hast du davon? Selbst wenn ich einwillige, dann haben wir einmal Sex und mehr nicht. Ich möchte keine Affäre. Ich bin mit Bulma mehr als glücklich.“ Dann setzte er nach: „Und du mit Chichi auch!“ „Schon…“, murmelte Kakarott. „Es ist nur… Du gefällst mir. Ich mag dich. Und ich würde es gerne mit dir ausprobieren.“ „Ich will aber nicht deine Versuchsperson sein. Ja, du hast dieses Bedürfnis, dich auszuleben. Versteh ich total. Du kennst ja auch nur Chichi. Ich selbst hatte vor Bulma die Gelegenheit, mich auszutoben. Auf fast jeder Raumstation gab es jemanden, bei dem man Druck abbauen konnte. Diese Phase ist aber vorbei. Ich bin angekommen. Das möchte ich nicht riskieren, zu verlieren.“ Kakarott schwieg. Sah ihn nur mit seinen dunklen, treudoofen Augen an und obwohl Vegeta wusste, dass er mit allem Recht hatte, bekam er ein schlechtes Gewissen. Irgendwas hatte Kakarott an sich, dass er immer so unschuldig wirkte. Diese Unschuld hatte ihn früher genervt, nun aber ließ sie ihn öfters schwach werden. Jetzt gerade war das aber eine verdammt schlechte Idee. „Du bist so viel reifer“, seufzte der Jüngere und wirkte verlegen. „Ich bin ja auch älter, klüger und…“, Vegeta setzte ein schelmisches Grinsen auf, welches fast ein bisschen gemein wirkte, „schöner.“ „Idiot“, lachte Kakarott. „Aber irgendwie hast du schon recht. Dein Körper ist noch definierter wie meiner. Manchmal komme ich mir wie ein Klotz vor, aber deine Proportionen sind-“ „Du willst mir doch nicht Honig um den Bart schmieren, damit ich doch noch weich werde?“ „Ein bisschen?“ Kakarott zwinkerte ihm teils verlegen und teils neckend zu. „Es ist keine gute Idee, wie oft soll ich das noch sagen?“ „Wenn Bulma und Chichi nicht wären, würdest du dann mit mir schlafen?“ Diese Frage war neu. Vegeta war tatsächlich im ersten Moment überrumpelt, da er nicht mit so etwas gerechnet hatte. Zum ersten Mal betrachtete er sich den anderen Krieger genauer. Er fand Kakarotts durchtrainierte Figur überhaupt nicht klotzig. Im Gegenteil, der Körper war perfekt. Sonnengebräunte Haut überspannte wohlgeformte Muskeln. Auch im Gesicht des jungen Mannes fand er angenehme Symmetrie, dunkle Augen, die von dichten Wimpern umrahmt wurden und Lippen, voll und sinnlich. Ja, Vegeta konnte sich gut vorstellen, dass es ein tolles Gefühl sein würde, diese Lippen auf den seinen zu spüren, in den weichen, einladenden Spalt dazwischen mit seiner Zunge einzudringen und sich auf die Leidenschaft einzulassen, die der ganze Mann versprach. „Vielleicht“, wich er aus, unwissend, woher das Zögern kam. „Vielleicht?“, wiederholte Kakarott. „Gefalle ich dir gar nicht?“ „Was? Das hab ich nicht gesagt!“ „Und warum dann nur vielleicht?“ Er wurde in die Defensive gedrängt. Vegeta mochte das nicht, fand aber gerade kein verbales Gegenstück zum Angriff. Kakarott näherte sich ihm. Unbewusst schluckte Vegeta. Woher kam plötzlich diese Spannung? „Sag es mir, Vegeta…“ Die Stimme war ebenso fordernd wie verlockend. „Nein… Ich…“ Weshalb stammelte er? Kakarott schloss zu ihm auf. Nun war er ihm so nahe, dass sich ihre Körper fast berührten. Vegeta wich einen halben Schritt zurück, bemerkte aber, dass er dem Rand des Teiches gefährlich nahe stand. „Sag es mir!“ Die Forderung wurde wiederholt und wie um sie zu unterstreichen, hob Kakarott seine Hand und berührte Vegetas Wange federleicht. Er fuhr sanft hinunter, um mit seinem Daumen zärtlich über Vegetas Lippen zu streichen, der ein Kribbeln zu spüren begann. Fasziniert und überwältigt, ließ er es mit sich geschehen und blieb ruhig, sogar als Kakarott sich dreist hinab beugte, um ihn ganz offensichtlich zu küssen. Doch bevor ihre Lippen sich trafen, tauchte der Hausroboter im Garten auf und führte mehre Essensboten in den Garten. Sofort löste sich die Spannung auf und Vegeta schob sich an Kakarott vorbei. „Wurde ja auch Zeit“, knurrte er die Lieferanten an, die emsig die Speisen auftürmten. Wenige Minuten später war er wieder mit Kakarott allein. Sie saßen jeder auf seiner eigenen Liege und schmatzten genüsslich vor sich hin. Die Lampen im Garten schienen matt und erhellten die Szenerie mit romantischem Licht. Keiner der Saiyajins schenkte dem jedoch Beachtung. Ihre Konzentration gehörte gebratenen Hähnchenschlegeln, Pizzen, Torten und anderen Leckereien. Wäre eine ihrer Frauen anwesend gewesen, so hätte diese über die Art und Weise, wie die Männer aßen, geschimpft. Doch da weder Bulma, noch Chichi vor Ort waren, konnten Vegeta und Kakarott gänzlich auf jede Form von Tischmanieren verzichten, weshalb kurz später alles Essen verspeist war. Gesättigt seufzte Vegeta auf und lehnte sich in seiner Liege zurück. Eine Hand streichelte über seinen vollen Bauch, der eine deutliche Wölbung der Völlerei zeigte. Trägheit erfasste ihn und er wurde müde. An das vorangegangene Gespräch und auch daran, dass Kakarott ihn beinahe geküsst hätte, dachte er nicht mehr. Abrupt wurde er wieder daran erinnert, als Kakarott sich auf die Kante seiner Liege setzte. Augenblicklich war Vegeta vorsichtig, während er den Jüngeren ansah. „Vegeta…“ „Ja?“ „Warum werde ich das Gefühl nicht los, dass du doch Interesse an mir hast?“ „Keine Ahnung“, brummte er. „Wenn… Wenn wir nicht unterbrochen worden wären, hättest du dich dann von mir küssen lassen?“ „Spielt das eine Rolle?“ „Für mich schon.“ Mit sehnsüchtigem Blick sah Kakarott auf seine Lippen. Vegeta ahnte, was in seinem Freund vor sich ging. Doch diese ungewöhnliche Empathie, die er empfand, half ihm nicht aus seinem eigenen Dilemma. Was auch immer zwischen ihm und Kakarott möglich war, kam zu spät. Sex um des reinen Sexes willen, war es ihm keinesfalls wert, das warmherzige Band der Liebe zu Bulma zu riskieren. Trotzdem wollte er gegenüber Kakarott ehrlich sein. „Ich hätte mich küssen lassen.“ „Dann-“ „Nein! Ich werde mich nicht auf eine Affäre mit dir einlassen. Akzeptiere es! Ich…“ und Vegeta fielen die nächsten Worte sehr schwer, „ich mag dich. Du bist attraktiv und in einer Zeit vor Bulma hätte ich mich bestimmt auf ein Abenteuer oder eine Beziehung mit dir eingelassen, aber das ist egal. Es gibt Bulma. Ich liebe sie und ich werde ihr treu bleiben bis zu ihrem Tod. Den gleichen Respekt solltest du Chichi ebenfalls entgegen bringen, oder liebst du sie nicht mehr?“ Kakarott wurde rot. „Doch, ich liebe sie, aber für dich empfinde ich auch etwas.“ „Wir sind Verpflichtungen eingegangen, als wir uns auf diese Erdenfrauen eingelassen haben und diese Last tragen wir aus Stolz, Ehre und Liebe. Das sind wir ihnen schuldig.“ Vegeta war unnachgiebig. Er sah in Kakarotts Gesicht, dass auch er begriff und seine Meinung teilte. „Du sagtest, bis zu ihrem Tod“, meinte Kakarott, dem Traurigkeit aus den Augen sprach. „Wenn eines Tages weder Bulma, noch Chichi zwischen uns stehen, würdest du dich dann auf mich einlassen?“ „Ohne Versprechen?“ „Ohne Versprechen.“ „Das wäre dann deine beste Chance. Sollten wir unsere Frauen überleben, darfst du dich gerne nochmals melden.“ „Das klingt aber sehr unverbindlich“, schäkerte Kakarott, mit leichtem Galgenhumor. „Ich bin ein Prinz“, konterte Vegeta. „Ich lege mich niemals bei Verträgen fest, wenn es nicht sein muss.“ Er grinste schief. „Eine Sache möchte ich gerne noch tun, bevor ich dich in Ruhe lasse.“ Mit großen Augen sah Vegeta ihn an. „Was denn?“ Kakarott beugte sich zu ihm vor und Vegeta stockte der Atem. Würde dieser Mistkerl wirklich wagen, was er befürchtete und das nach dieser Aussprache? Er kam ihm immer näher und Vegeta zitterte innerlich. Das Gefühl von freudiger Erregung machte sich in ihm breit. Sein Herz schlug ganz aufgeregt. Kakarotts Hand legte sich auf seine Wange, und irgendwoher kam ein unbewusstes Wimmern, von dem Vegeta hoffte, es war nicht seins. Sein Blick lag auf den verlockenden Lippen seines besten Freundes, doch bevor er sie schmecken konnte, hielt Kakarott inne. „Du hast…“, flüsterte er und Vegeta spürte den warmen Atem über sein Gesicht streifen. Ein wohliger Schauer lief ihm den Rücken hinhab. Seine Moral geriet ins Wanken. Ein Kuss? Dagegen war doch nichts einzuwenden, oder? „Ich hab was?“ „Du hast-“, murmelte Kakarott erneut. „Ja?“ „Du hast Krümel an der Wange.“ Abrupt setzte Kakarott sich auf, während Vegeta wütend und leicht beschämt mit der Handfläche die Krümel abwischte. „Idiot!“, schimpfte er und der Jüngere brachte sich lachend aus der Reichweite. „Ich geh jetzt Heim“, meinte Kakarott schlagartig ernst. „Chichi wird schon auf mich warten. Und solltest du nicht zu Bulma? Ihr wolltet doch eigentlich Urlaub mit der ganzen Familie machen.“ Vegeta schwieg. Er sah, dass Kakarott noch nicht fertig war. „Von heute an werde ich dich nicht mehr belästigen, wenn es darum geht, dir nahe zu kommen. Aber ich werde warten. Auf den Tag, an dem wir beide frei sind und dann werde ich es nochmals probieren. Ich mag dich wirklich, Vegeta.“ Ohne dass Vegeta die Gelegenheit bekam, etwas zu entgegnen, teleportierte Kakarott und ließ ihn zurück. Einen Moment war er verwirrt. Er fühlte sich verlassen, als wäre etwas oder jemand Wichtiges gegangen und er realisierte, dass er eventuell mehr als nur Freundschaft für Kakarott empfand. Dass die Möglichkeit, die sich zwischen ihnen ergeben könnte, größer war, als er jemals gedacht hatte. Er brauchte Halt. Jetzt gerade war einer dieser seltenen Augenblicke, wo er Halt durch einen anderen Menschen brauchte. Alles, was er wollte, war, zu Bulma zu fliegen. Bei ihr in den Armen würde er diesen merkwürdigen Abend mit Kakarott vergessen. Er atmete ein letztes Mal tief durch, dann flog er seiner Frau entgegen und mit jedem Meter, den er zurücklegte, wurde sein Herz wieder leichter, denn bald schon würde er die Frau sehen, die er von ganzem Herzen liebte. Ende Teil 1 Kapitel 2: Teil 2 - Das Ende ---------------------------- Leise knirschte der Kies unter seinen Schritten, während er durch die Stille des Friedhofes lief. Er mochte den Ort nicht. Hatte es immer befremdlich gefunden, dass die Menschen zum Trauern an die Stelle zurückkehrten, wo die Körper ihrer Liebsten verrotteten. Auf seiner Heimatwelt hatte es so etwas nicht gegeben. Es gab keine Feier, kein Ort zum Gedenken. Tot war tot. Alles, was von den Verstorbenen geblieben war, war das Andenken in den Erinnerungen, die man hatte. Der Rest war stumpf sentimental. Aber er hatte sich verändert. War in vielerlei Hinsicht mehr Mensch geworden, als ihm tatsächlich gut tat. Die Jahre auf der Erde hatten ihn geprägt, besonders die Frau, an deren Grab er nun stand. Ihr Grabstein war edel, aber schlicht. So wie die Frau es gewesen war. Für ihn war es dennoch merkwürdig, denn auf dem Friedhof herrschte Stille und Bulma war vieles gewesen, aber still mit Sicherheit nicht. Sie war laut und temperamentvoll gewesen. Genau das hatte er gebraucht. Jemanden, der ihn in seine Schranken wies und ihn mit Humor so nahm, wie er eben war. Er wusste, dass es nicht immer einfach für seine Frau gewesen war und doch war sie immer bei ihm geblieben. Sie hatte ihm die Freiheiten gegeben, die sein unbändiges Wesen, seine Kriegerpersönlichkeit gebraucht hatte und im Laufe der langen Jahre, die sie verheiratet waren, war er von alleine immer ruhiger geworden. Das lag aber auch daran, dass Bulma ihn geerdet hatte. Vor zwei Jahren war Bulma gestorben. An Altersschwäche. Sie war alt geworden. 96 Jahre. Er selbst war inzwischen auch schon 99 Jahre, doch im Gegensatz zu einem Menschen alterte er als Saiyajin deutlich langsamer. Vegeta war sich bewusst gewesen, dass er seine Frau überleben würde, sollte er nicht zuvor im Kampf getötet werden. Mit fast 100 hatte er noch immer den Körper eines 50.-Jährigen. Obwohl er in den letzten Jahren mehr und mehr daran denken musste, dass Bulma ihn alleine lassen würde, war er an ihrer Seite geblieben. Er hatte sie sehr geliebt. So sehr, dass er jetzt an ihrem Grab stand, wissend, dass sie ihn nicht hören konnte. Ihre Seele war längst wiedergeboren worden. Das hatte sie sich vom Herrn der Unterwelt gewünscht. Irgendwie beruhigte es ihn dennoch, ihr Grab zu besuchen. Ein Teil von ihr war noch hier und daran klammerte er sich. Er war einsam. Sein Sohn führte längst ein selbstständiges Leben und Vegeta lebte alleine in der großen Capsule Corporation. Oft schon hatte er überlegt, ob er die Erde verlassen sollte, sich sein Raumschiff nehmen und wieder auf Wanderschaft durch das Weltall gehen sollte. Hier gab es nichts mehr, das ihn hielt. Mit einer geschmeidigen Bewegung bückte er sich, legte die Blumen, die er in Händen hielt, auf den glänzenden Stein, in dem in goldener Schrift Bulmas Name gemeißelt stand. Rosen und Lilien, beides ihre Lieblingsblumen, auch wenn sie in Kontrast zueinander standen. Rot und Weiß. Liebe und Unschuld. Vegeta lächelte leicht. So war auch Bulma gewesen. Wechselhaft und launisch wie das Wetter. Niemals langweilig und immer liebevoll. Er seufzte. „Danke“, sagte er, ein einziges Wort. Mehr brachte er niemals über seine Lippen, mehr gab es nicht zu sagen. Einfach nur Danke, weil dieses Wort alles sagte. Ebenso langsam, wie er gekommen war, verließ er den Friedhof wieder. Schon als er das große, schwere Tor sah, war er nicht mehr alleine. Er wurde abgeholt. Vegeta wusste nicht, was er davon halten sollte. „Kakarott“, begrüßte er den anderen Mann. „Hallo Vegeta!“ Der Jüngere sah ihn freundlich an. „Warum bist du gekommen?“ Seit der Beerdigung von Bulma hatten sie sich kaum mehr als fünf Mal gesehen. „Wie geht es dir?“, kam die Gegenfrage und gemeinsam liefen sie die Straße entlang. „Wie soll es mir schon gehen? Wie immer.“ „Ist das jetzt gut oder schlecht?“ Neugierde blickte aus dem attraktiven Gesicht. „Was willst du, Kakarott?“ Vegeta besah sich seinen Freund genauer. In all den Jahren, seit sie sich kannten, hatte dieser sich kaum verändert. Ja, er war älter geworden, aber wie Vegeta aufgrund der Saiyajingene körperlich jung geblieben. Selbst der Tod seiner Frau Chichi, der schon einige Jahre zurücklag, hatte ihn kaum verändert. Vielleicht lag das daran, dass er bei den großen Familien seiner Söhne Halt gefunden hatte. „Ich glaube, es wird Zeit, dich aus deiner Isolation zu holen.“ „Was meinst du damit?“ „Bulma ist seit 2 Jahren tot. Ihre Seele ist längst wiedergeboren. Du solltest loslassen und wieder mehr unter Menschen gehen. Trunks sagt, dass er dich schon monatelang nicht mehr gesehen hat. Seine Einladungen schlägst du immer aus.“ „Ich will ihn und seine Frau nicht stören. Die beiden haben erst geheiratet. Die sollen sich austoben. Außerdem bin ich beschäftigt. Ich trainiere, will ja nicht so aus dem Leim gehen, wie du.“ Vegeta stichelte, das war seine Art, wenngleich Kakarott muskulös und trainiert wie immer aussah. Ungeachtet der anderen Passanten erhob sich Vegeta in die Luft. Das erschrockene Keuchen ignorierte er. Es wunderte ihn, dass die Menschen nicht schon längst an ihn, Kakarott und die anderen Z-Krieger gewohnt waren. Sicher, die Besetzung war eine andere, da die meisten Freunde gestorben waren, aber selbst die neue Generation Krieger konnte ihr Ki kontrollieren. Sie retteten die Erde so oft, dass es ihn verwunderte, dass seine Bewohner sich noch immer über ihre Fähigkeiten erschreckten. Er wollte gerade beschleunigen, als er bemerkte, dass Kakarott ihm gefolgt war. Eigentlich hatte er geglaubt, seine Haltung wäre ablehnend genug gewesen. Ohne ein Wort flog ihm sein Freund hinterher, gleich welche Schleife, welchen Umweg er auch machte. Kakarott war sein Schatten. Missmutig duldete er ihn, bis er zu Hause ankam. „Willst du jetzt auch noch mit rein?“, fauchte Vegeta ihn an. Sein Temperament war trotz des hohen Alters ungebrochen. „Du hast doch bestimmt etwas zu trinken für mich?“ Kakarott lachte unbeschwert, so als wüsste er nicht, dass er Vegeta damit bis aufs Blut reizte. Einige Minuten später saßen sie im Garten, jeder einen Drink in der Hand. Die Sonne war bereits untergegangen und eine laue Sommernacht hatte Einzug gehalten. Glühwürmchen tanzten durch den Garten und Vegeta lauschte den Geräuschen der Nacht. Es war ein friedlicher Abend. In der angenehmen Stille konnte er sogar Kakarott ertragen. Mehr noch, es fühlte sich gut an, nicht alleine zu sein, auch wenn sie nicht sprachen. Vegeta ahnte jedoch, dass Kakarott diesen Zustand nicht lange aushalten würde. Also genoss er einfach, bis dieser nur wenige Minuten später die Stimmung mit seiner Frage durchbrach. „Erinnerst du dich noch? Wir lagen schon einmal auf diesen Liegen und haben eine Sommernacht miteinander verbracht.“ Vegeta musste einige Minuten überlegen, ehe er sich an den Abend erinnerte. „Du hat mich nach dieser Nacht wirklich in Ruhe gelassen“, meinte er. „Du hast nie wieder versucht, mich anzugraben. Ich habe gewusst, dass deine Gefühle nur eine Phase waren.“ Leichte Selbstgefälligkeit sprach aus seinen Worten. „Du irrst dich.“ Kakarott kam zu ihm hinüber und kniete sich neben seine Liege. „Ich mag dich noch immer. Mehr sogar noch als damals.“ „Was willst du?“ „Du hast mir damals etwas versprochen, weißt du noch?“ Ihm wurde heiß. Ein unangenehmes Feuer von Hitze breitete sich in seinem Inneren aus. Er hatte es all die Jahre verdrängt. Nun jedoch erwachten Kakarotts Worte in seinem Kopf zu neuem Leben und wiederholten sich wie in einer Endlosschleife. „Wenn eines Tages weder Bulma, noch Chichi zwischen uns stehen, würdest du dich dann auf mich einlassen?“ „Bist du deswegen gekommen?“, fragte Vegeta. „Willst du jetzt einfordern, was ich dir damals in Aussicht gestellt habe?“ Er blickte Kakarott an, der ihn ernst, aber mit Wärme in den Augen ansah. „Ich wollte nur, dass du weißt, dass du nicht alleine bist. Deine Trauer über Bulma – ich kann sie spüren, aber ich merke auch, dass du einen Teil von dir selbst vergisst. Kapsel dich nicht von denen ab, die deine Familie sind.“ „Bulma war meine Familie.“ „Trunks ist das auch. Dein Sohn wartet nur darauf, dass du auf ihn zugehst. Wir alle machen das.“ „Mir ist nicht danach.“ „Ich weiß. Es wird nur nicht besser, wenn du dich weiterhin verkriechst. Manchmal muss man aus seinem Schneckenhaus herauskommen, um zu bemerken, was einem wirklich fehlt.“ „Bulma fehlt mir.“ Vegeta zitterte innerlich. Er konnte den Schmerz in seiner Brust wie eine scharfe, wütende Klinge spüren. Zwei Jahre und er vermisste sie noch immer unendlich. Kakarott schwieg, dann machte er das Einzige, das er in dieser Situation machen konnte. Er umarmte hin. Große, starke Arme hielten ihn. Der erste Impuls in Vegeta wollte ihn von sich stoßen, doch dann überrollte ihn das Gefühl von Geborgenheit. Vielleicht lag es nur daran, dass Kakarott so viel größer war, dass dessen mächtiger Körper ihn umwickelte, aber Vegeta ließ es zu, dass ihm Trost gespendet wurde. Ihm tat die Nähe gut. „Ich vermisse sie auch. Sie war meine Freundin. Ich vermisse sie ebenso, wie ich Chichi vermisse.“ „Wird es irgendwann besser?“ „Wenn du es zulässt, jeden Tag ein wenig.“ „Du kannst mich wieder loslassen.“ Plötzlich konnte Vegeta die Wärme nicht mehr ertragen. Etwas in ihm wollte wieder die Kontrolle über seine Gefühlswelt haben. Er distanzierte sich. Fühlte es und doch brauchte er die Distanz, da er sich sonst noch ganz vergessen könnte. „Was jetzt? Willst du um mich werben?“ Kakarott lachte. „Du meinst, ob ich dich zum Essen ausführe oder dir Blumen bringe?“ „Keine Ahnung. Weiß nicht, wie die das hier auf der Erde machen. Bulma hat sich mich einfach geschnappt.“ „Mit Chichi war das auch nicht anders. Hab ich dir eigentlich jemals erzählt, weshalb wir geheiratet haben?“ „Nein.“ Vegeta war neugierig geworden. „Sie hat mich gefragt, ob ich sie heiraten möchte und weil ich dachte, das sei etwas zu Essen, habe ich ja gesagt.“ „Ist nicht wahr! Warst du wirklich so blöd?“ „Scheint so.“ Noch immer lachte er und kratzte sich dabei am Hinterkopf. „Zum Glück habe ich sie lieben gelernt, aber du hättest mein Gesicht sehen sollen, als ich kapiert habe, was Heirat wirklich bedeutet.“ „Ich kann’s mir bildlich vorstellen.“ Nun musste auch Vegeta grinsen. „Als ich Bulma um ihre Hand gebeten habe, habe ich mir Mühe gegeben. Sie lag mir ja schon ein paar Jahren in den Ohren, dass wir endlich heiraten könnten und ich hab es ignoriert. Es war ganz schön schwer, den Antrag zu planen. Sie war so verdammt neugierig, dass ich Trunks um seine Hilfe gebeten habe. Anders wäre es mir niemals gelungen, sie lange genug abzulenken. Es war hier in diesem Garten gewesen, als ich sie fragte.“ Ein sanftes Lächeln legte sich bei der Erinnerung auf sein Gesicht. „Wir haben uns mal wieder gestritten und ich habe sie in den Garten gelockt. Keine Ahnung mehr, was sie mir an den Kopf geworfen hat, aber auf ein Zeichen hin hat es im Garten Kirschblüten geregnet. Es waren so viele, dass sie einfach verstummt ist und verwundert um sich gesehen hat. Als sie wieder zu mir blickte, habe ich ihr die Schachtel mit dem Ring vor die Nase gehalten, mich hingekniet und sie gefragt. Sie ist mir heulend um den Hals gefallen und hat wie verrückt ‚ja‘ gerufen. Noch Jahre später hat sie gesagt, dass dies das einzig romantische war, was ich jemals für sie getan habe.“ Für einen Moment herrschte andächtiges Schweigen und Kakarott ließ Vegeta die Zeit, um die Erinnerung in sich nachklingen zu lassen. „Vegeta…“, sagte Kakarott leise. „Hm…“ „Du warst ihr ein guter Ehemann und ich möchte auch nicht, dass du sie vergisst. Bulma war deine große Liebe und damit kann ich nicht konkurrieren. Ich will nur…“ In den dunklen Augen stand so viel Sehnsucht, so viel Verzweiflung, dass Vegeta die starke Emotionalität in Kakarott spürten konnte. Die Stimmung um sie wurde elektrischer, ergreifender. Eine neue Form von Gefühl lag zwischen ihnen. „Was, Kakarott?“ Vegetas Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. „Darf ich nach all den Jahren hoffen? Darf ich hoffen, dass du mir eine Chance gibst? Wenn es sein muss, warte ich noch mal 40 Jahre, bis du Bulma überwunden hast, aber darf ich hoffen?“ Vegeta besah sich den Mann vor ihm genauer. Er war groß, attraktiv und hatte trotz des hohen Alters noch immer das Gemüt eines Kindes. Um seine Augen waren kleine Fältchen, die vom Lachen kamen und seine Lippen waren noch immer sinnlich und verlockend. Was Vegeta aber am meisten erschütterte, war die Verzweiflung in den schönen Augen, die ihn so flehend ansahen. Er wusste, Kakarott meinte jedes seiner Worte ernst. All die Jahre… All die Jahre, die er glücklich mit Bulma war, die Kakarott mit Chichi verbracht hatte, all die Jahre über hatte ein Teil seiner Gefühle Vegeta gehört. Er musste sich eingestehen, dass er es immer geahnt hatte, doch er hatte es ignoriert. Vegeta war Kakarott dankbar, dass er nach jener Nacht nie mehr versucht hatte, ihn zu verführen, ihn Bulma auszuspannen. Er hätte nicht gewusst, wohin es sie sonst geführt hätte. „Vielleicht“, hatte er damals gesagt und gelogen. Wäre Bulma nicht gewesen, er hätte sich auf ihn eingelassen. Was hielt ihn davon ab? Seine Frau war gestorben und wiedergeboren. Sie würde nirgends auf ihn warten. Nicht im Leben und nicht im Tod. „Komm her“, flüsterte er und legte seine Stirn auf Kakarotts. „Ich kann dir nichts versprechen. Werde nie von Liebe reden, aber ich will nicht mehr allein sein. Ich kann das einfach nicht mehr. Wenn ich mich auf dich einlasse, dann musst du mich nehmen, wie ich bin.“ „Das tue ich doch schon…“, wisperte Kakarott. „Ich will dich zu nichts zwingen. Du musst sie nicht vergessen. Sie ist ein Teil von dir. Alles, was ich möchte, ist doch nur eine Chance.“ „Okay“. Vegeta nickte. Er zitterte. Sein Innerstes war so verletzlich. Er brauchte Halt. Halt, den er mit Bulmas Tod verloren hatte und er fühlte, dass er ihn bei Kakarott finden konnte. Dass er alles bei Kakarott finden konnte. „Jetzt küss mich, du Idiot“, hauchte er und als er die weichen Lippen Kakarotts auf seinen spüren konnte, wusste er, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte. Ende Teil 2 Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)