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In the spider's web

von

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Pretty little doll

Alois stand vor seinem Kleiderschrank, hatte die Türen aufgerissen und wühlte darin herum, als wolle er sich einen Tunnel nach China graben.
 

"Euer Hoheit, sucht Ihr etwas bestimmtes?", fragte ich und ging in Deckung, als eine mit goldenen Knöpfen verzierte Jacke in meine Richtung folg. Ich erhielt keine Antwort. Alles was ich hörte war Alois' leises Murmeln, aus dem ich manchmal glaubte eine Beleidigung herauszuhören, die wohl dem Schrank galt.
 

Immer mehr Kleidungsstücke sammelten sich auf dem Fußboden an und ich hatte auch schon eine Vermutung welche arme Seele das Chaos nachher würde beseitigen dürfen.
 

"Hah!", rief Alois plötzlich triumphierend und hielt etwas in die Höhe, das ich im ersten Moment für eine rote Tischdecke hielt. "Zieh das an!", befahl Alois und warf mir besagten Stoffhaufen entgegen.
 

Etwas verwirrt fing ich ihn und betrachtete ihn genauer. Es war ein japanischer Kimono aus blutroter Seide, verziert mit Stickereien in Form von bunten Schmetterlingen und silbernen Spinnennetzen. Was für eine Ironie.
 

"Los, mach schon." Alois lief an mir vorbei, hüpfte aus sein Bett und schlug die Beine übereinander. Ich unterdrückte ein Seufzen und begann mich auszuziehen. Alois beobachtete jede meiner Bewegungen und ich wich dem bohrenden Blick seiner eisblauen Augen bewusst aus.
 

Ich streifte mir den Kimono über und band ihn vorne mit einer Schleife zusammen. Die Ärmel waren ein wenig zu lang und an den Schultern saß er so locker, dass er drohte jeden Moment darüber zu rutschen.
 

"Perfekt." Ich hob den Kopf und bemerkte, dass Alois mich geradezu überwältigt anstarrte. "Komm her." Er winkte mich zu sich und ich hob den Kimono ein kleines Stück an, um nicht über den Saum zu stolpern.
 

Alois griff nach meiner Hand und zerrte so stark daran, dass ich mit dem Gesicht voran in sein Bett fiel. Allerdings blieb ich nicht lange auf dem Rücken liegen, denn im selben Moment schob sich ein Fuß unter meinen Oberkörper und drehte mich auf den Rücken.
 

"Merk dir eines, kleine Rose. Du gehörst mir. Für immer." Alois beugte sich über mich. Er lächelte, doch in seinen Augen konnte ich etwas anderes lesen. Etwas das ich nicht verstand. Noch nicht.
 

"Sag es.", verlangte Alois, löste die Schleife und strich den feinen Seidenstoff beiseite. "Ich gehöre Euch.", sagte ich mit einer Stimme, die mir völlig fremd war. "Gut, vergiss das nie. Genevieve." Alois kletterte nun ganz über mich, schob ein Knie zwischen meine Beine und pinnte meine Arme über meinem Kopf fest.
 

"Niemals.", hauchte ich, weil sich meine Stimme gerade sonst wohin verabschiedete. Alois schmunzelte und küsste mich, biss mir in die Unterlippe und schob das Knie zwischen meinen Beinen weiter nach oben.
 

Plötzlich kam mir ein Gedanke. Ich überließ Alois gerade die Führung, tat was er wollte und war absolut...gewöhnlich. Ich bot ihm gerade nichts interessantes und sobald er das realisierte, würde er aufhören, mich anschreien und rausschmeißen. Im schlimmsten Fall würde ich dann nackt im Flur stehen und im allerschlimmsten Fall kam dann auch noch Claude vorbei.
 

Weil ich darauf aber so gar keine Lust hatte, drehte ich kurzerhand den Spieß um und saß im nächsten Moment auf Alois' Hüfte. Und der leicht geschockte und zugleich überraschte Gesichtsausdruck des Earls war wirklich unbezahlbar.
 

"Was...?" "Shhh." Ich legte ihm einen Finger auf die Lippen. Was ich hier gerade tat widersprach allen gesellschaftlichen Regeln, aber ich befand mich hier in einem Haus voller Dämonen, die unter der Fuchtel einen Vierzehnjährigen standen. Von gesellschaftlichen Normen hatte man hier sowieso noch nie etwas gehört.
 

Ich griff nach dem dunkelroten Seidentuch, das vorhin notdürftig den Kimono zusammen gehalten hatte und verband Alois die Augen.
 

"Was...was tust du?", fragte er und so sehr er sich auch bemühte, die Nervosität und Unsicherheit waren nicht zu überhören. "Ich erwidere nur Euren Gefallen von heute Vormittag.", antwortete ich und entknotete die schwarze Schleife, die Alois um den Hals trug.
 

"I-Ich hab Angst im Dunkeln.", stammelte Alois und verzog das Gesicht. "Aber Ihr seid doch nicht allein. Ich bin bei Euch.", erwiderte ich und knöpfte die dunkelgrüne Nadelstreifenweste auf.
 

"Du...du darfst mich jetzt auf keinen Fall allein lassen.", sagte Alois und auch, wenn es wohl ein Befehl sein sollte, so klang es doch mehr wie eine Bitte, was noch dadurch unterstrichen wurde, dass er nach meiner Hand tastete und sie fest umklammerte, als er sie gefunden hatte.
 

"Ich gehöre Euch. Ich werde Euch nie allein lassen.", versprach ich und platzierte einen federleichten Kuss auf Alois' bebenden Lippen. Ein leises Wimmern drang an meine Ohren und Alois schlang beide Arme um meinen Hals. Das machte es zwar etwas umständlicher sein Hemd zu öffnen, aber ich schaffte es dennoch.
 

"Gen-Genevieve...!" Er schrie meinen Namen förmlich und drückte mir sein Becken entgegen. Ich konnte nicht verhindern, dass meine Mundwinkel zuckten. Hm, ein Earl keine Frage, aber dennoch ein Junge. Obwohl ich selbst nicht weniger ein Kind war.
 

"Mach schon...beeil dich!", presste Alois zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor und zappelte ungeduldig herum. "Wie Ihr wünscht, Hoheit.", flüsterte ich, löste mich aus Alois' Klammergriff und ließ eine Hand über seinen nackten Oberkörper nach unten zum Bund seiner Hose (Höschen) wandern.
 

Plötzlich klopfte es.
 

"Mein Herr, das Abendessen ist fertig." Claude's gedämpfte Stimme veranlasste Alois dazu das Gesicht zu verziehen und vermutlich verdrehte er gerade auch die Augen.
 

"Können wir das heute nicht auf später verschieben?!", maulte er. "Bis dahin ist das Essen längst kalt, Hoheit.", erwiderte Claude. "Dann koch eben was neues.", schnaubte Alois.
 

"Darf ich fragen was Ihr gerade macht? Unterbrecht es doch kurz, esst etwas und dann wird Euch für den Rest des Tages niemand mehr stören.", schlug Claude vor. Alois stöhnte entnervt auf und ich musste mich beherrschen, damit ich nicht anfing laut zu lachen.
 

"Es geht dich nichts an was ich mache!", fauchte Alois, packte mich bei den Schultern und drückte mich an sich. "Hoheit? Geht es Euch gut?", fragte Claude und die Tür knarrte leise.
 

"Untersteh dich! Wenn du reinkommst, lass ich dich köpfen!", drohte Alois in seiner Panik, obwohl ich gar nicht wusste, warum er auf einmal so große Angst davor hatte, dass Claude uns sehen könnte.
 

"Na schön, dann bitte ich Euch nun noch einmal untertänigst. Kommt in den Speisesaal und esst etwas." Die Strenge in der Bitte des Dämons war nicht zu überhören und Alois schien wohl zu ahnen, dass Claude sich nicht wegbewegen würde.
 

"Ugh! Zur Hölle mit dir!", knurrte Alois, riss sich die Augenbinde herunter und blinzelte ein paar Mal. Ich lag noch immer auf ihm und ich rechnete damit, dass er mich nun mit einem Fußtritt von sich herunter befördern würde, doch stattdessen zog er mich in eine aufrechte Position, richtete sogar den Kimono und begann dann sein Hemd zuzuknöpfen.
 

"Kommt, lasst mich das machen, Hoheit.", bot ich an. "Finger weg!", schnappte Alois und schob schmollend die Unterlippe nach vorn. "Ich kann das selbst!" "Daran zweifle ich auch nicht, aber es ist nicht Eure Aufgabe Eure Kleidung selbst zu ordnen.", erklärte ich und widerwillig ließ Alois sich von mir wieder herrichten.
 

"Wartest du hier?", wollte Alois wissen, während er sich die Haare glatt strich. "Wenn es das ist, was Ihr wollt.", erwiderte ich. "Die Frage ist aber, ob du es willst.", verdeutlichte Alois.
 

Statt einer Antwort schnappte ich mir eines der vielen Daunenkissen und drapierte mich hübsch auf der zerknautschten Bettdecke. Alois klappte beinahe die Kinnlade herunter, doch er schien sich im letzten Moment daran zu erinnern, dass er ein Earl war, weshalb er sich räusperte, Haltung annahm und dann ohne ein weiteres Wort das Zimmer verließ.
 

Ich konnte hören wie er im Flur Claude erstmal eine Standpauke hielt und dann davon stapfte. Claude hinterher. Ich klopfte mir das Kissen zurecht und machte es mir gemütlich. Es würde wohl eine Weile dauern, bis Alois zurückkommen würde.
 

So gut es ging, wickelte ich den Kimono um mich herum und richtete meinen Blick fest auf die Tür. Nach dem Abendessen würde Alois vermutlich erst einmal baden gehen. Das letzte Mal hatte Claude es ja gütiger Weise wegen dem Brand ausfallen lassen und seinen jungen Herrn sofort ins Bett geschickt.
 

Ich begann nachzudenken. Morgen würde Alois' Onkel das Anwesen besuchen. Das tat er offenbar nicht zum ersten Mal, doch diesmal kam er nicht, weil es ihm um Geld oder Ländereien ging.
 

Laut Hannah zweifelte dieser Mann daran, dass Alois überhaupt die Berechtigung dazu hatte sich Earl Trancy zu nennen. Was zwangsläufig bedeuten musste, dass dieser Mann entweder machthungrig und egoistisch war oder etwas mit Alois' Herkunft nicht stimmte.
 

Letzteres würde mich nicht einmal wundern. Dieser Junge hatte so viele Geheimnisse, wie es in diesem Haus Türen gab. Was wenn Alois also gar nicht der leibliche Sohn des verstorbenen Earls war? Wie war er dann an den Titel gekommen? Warum hatte die Königin ihn als legalen Nachfolger akzeptiert?
 

So viele Fragen und keiner konnte sie mir beantworten. Alois würde mir vermutlich den Kopf abschlagen lassen, sollte ich seine Stellung anzweifeln.
 

Umso mehr war ich gespannt was für eine Geschichte Alois seinem Onkel und dem Priester morgen auftischen würde. Die Wahrheit oder eine dreiste Lüge? Wahrscheinlich eher das zweite.
 

Ich seufzte und drehte mich auf den Rücken. Was hatte ich mir nur dabei gedacht einfach so das Angebot eines Fremden anzunehmen? Ach ja, stimmt. Ich war ein naives, dummes Mädchen, das doch tatsächlich geglaubt hatte, es könnte im Leben mal ein wenig Glück haben.
 

Das klang jetzt zwar weinerlich und armselig, aber es war nun mal leider so. Oh und diesbezüglich gab es ja auch noch einige Unklarheiten. Warum hatte Claude ausgerechnet mit auserwählt Alois' neues Spielzeug zu sein?
 

Er hätte jedes andere Mädchen in ganz London nehmen können. Mädchen, die besser waren als ich. Die keine Fragen stellten und gehorsam waren. Warum ich?
 

Und dann gab es da ja auch noch die Sache mit dem Deal und warum Alois seine Seele verkauft hatte und...oh Gott. Langsam bekam ich echt Kopfschmerzen. Es tat mir wirklich nicht gut so viel nachzudenken, ich kam sowieso zu keinem Ergebnis.
 

Wie lange lag ich hier eigentlich schon? Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass seit dem eine knappe halbe Stunde vergangen war. Mit dem Abendessen war Alois jetzt sicher schon fertig.
 

Ich drehte mich noch einmal auf die Seite und blickte durch die großen Fenster. Der Rosengarten lag in völliger Dunkelheit und es war schon gruselig wie unendlich diese Finsternis wirkte. Ich schloss die Augen, weil ich Angst hatte in ihr zu versinken, wenn ich noch länger hinsah.
 

Allerdings war das mit dem Augenschließen keine gute Idee, denn ich merkte wie ich langsam schläfrig wurde und begann weg zu dämmern. Der Tag war einfach unglaublich anstrengend gewesen und jetzt wo das Adrenalin, was vorhin durch meinen Körper gerauscht war, wieder abflaute, wurde ich müde.
 

Aber ich durfte nicht einschlafen. Wenn Alois zurück kam und mitbekam, dass ich schlief, würde er mich hochkant aus diesem Zimmer schmeißen. Den Arschtritt gab es inklusive.
 

Mit einem Stöhnen setzte sich mich auf, strich mir die Haare glatt und drapierte den Kimono so um meine Beine, dass er nicht allzu zerknittert aussah. Stimmen ertönten im Flur, entfernten sich wieder, Türen wurden geöffnet und wieder geschlossen. Ich wartete.
 

Keine Ahnung wie lange, aber irgendwann näherten sich dem Zimmer Schritte und blieben vor der Tür stehen. Ich hörte irgendwen reden, konnte aber weder sagen wer es war, noch um was es in dem äußerst kurzen Gespräch ging.
 

Aber das war auch egal, denn im nächsten Moment öffnete jemand die Tür und Alois betrat das Zimmer. Kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen, blieb er wie angewurzelt stehen und starrte mich an. Und...nein, das konnte nicht sein! Wurde...wurde Alois etwa rot? Ja, eindeutig. Da lag ein feiner, roter Schimmer auf seinen Wangen.
 

"Du...du bist noch hier.", stellte er fest. Ich runzelte die Stirn. "Natürlich, Euer Hoheit." "Ich...ehm...dachte du wärst vielleicht nicht mehr da, wenn ich zurückkomme.", murmelte Alois und fuhr sich durch die blonden Haare.
 

Ich lächelte. "Ich habe doch versprochen, dass ich Euch niemals allein lasse und ich werde mein Versprechen auch halten." Alois' Mundwinkel zuckten. "Gut, ich würde es sowieso nicht erlauben." Er öffnete den obersten Knopf seines Nachthemdes und kam auf mich zu.
 

Ich lehnte mich zurück, breitete die Arme aus und schloss die Augen. Ein schwacher Duft von Rosen stieg mir in die Nase, als Alois sich über mich beugte und begann meinen Hals zu küssen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Ookami-no-Tenshi
2017-10-13T19:55:09+00:00 13.10.2017 21:55
Ach, einfach herrlich! Es ist echt schön, wie Alois sich immer weiter öffnet.
Habe mich total gefreut, gleich noch ein Kapi lesen zu können.
Mach weiter so!

Lg. Ookami-chan


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