Koe no Katachi - A Silent Voice von Naggy (Was danach geschah) ================================================================================ Kapitel 1: Ein großer Gefallen ------------------------------ Noch immer hatte ich das nervige Klingeln meines Weckers ignoriert und mir stattdessen das Kissen über den Kopf gezogen um die Laute zu unterdrücken. >Onkel! Aufstehen, aufstehen!<, hörte ich schließlich meine Nichte neben mir rufen. Ich versuchte sie zu ignorieren um weiterschlafen zu können, doch stattdessen kletterte Maria zu mir aufs Bett und sprang wie wild darauf herum. Blind langte ich zur Seite um nach dem Wecker zu tasten. Kaum hatte ich ihn gefunden, schaltete ich den lästigen Alarm mit einem leichten Schlag auf die Oberseite des Weckers auf. Zögerlich setzte ich mich im Bett auf um meiner Nichte einen guten Morgen zu wünschen. >So fröhlich wie immer, Maria?<, fragte ich sie und setzte sie vorsichtig neben mir auf dem Boden ab. Mir entwich ein herzhaftes Gähnen, bevor ich von meinem Bett aufstand und meinen Blick auf den Kalender richtete. Montag, der Vierte. Erst beim zweiten Blick auf den Kalender bemerkte ich die kleine Notiz direkt darunter: Nishimiyas erster Tag am College für Mode und Kosmetik. Kaum hatte ich die Zeilen zu Ende gelesen, vibrierte mein Telefon am Schreibtisch gegenüber. Ich tätschelte Marias Kopf, die sich inzwischen an meinem Bein festgehalten hatte um meine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Trotzdem ging ich, mit ihr an meinem Bein hängend, hinüber um mein Handy an mich zu nehmen. Da war sie schon, die erste Nachricht von Nishimiya an diesem Tag. Sie hatte mir offenbar ein Foto geschickt. Sogleich öffnete ich das Foto und lachte leise. Offenbar hatte sich Yuzuru-Chan ihr Handy geschnappt und ein Foto von ihr beim Frühstück gemacht. Sie war gerade dabei einen Bissen vom Croissant zu nehmen, streckte aber bereits in weiser Voraussicht, was ihre kleine Schwester planen würde, die Hand in Richtung Kamera. Nur wenige Momente später zog Maria am Bund meines T-Shirts um mich darauf aufmerksam zu machen auch ihr das Foto zu zeigen. Schließlich nahm ich sie hoch auf meinen Arm um ihr alles zu zeigen was sie sehen wollte. Nun kam auch noch eine neue Nachricht und erschien auf dem Display. „Guten Morgen! Entschuldige, Yuzuru hat mein Telefon genommen.“, hatte sie geschrieben. Kurz darauf schickte sie mir die Animation eines Schafes zu. Dieses bekam plötzlich rote Wangen und hielt sich beschämt die Hufen vors Gesicht um die Wangen zu verdecken. Gleichzeitig mit Maria musste ich über die Animation lachen, ehe auch ich mich für einen weiteren gewöhnlichen Arbeitstag bereitmachte. Kaum hatte ich die Küche betreten, empfing mich meine Mutter mit einem Kuss auf die Schläfe. >Was ist denn mit dir los? So glücklich?<, fragte ich sie sichtlich erstaunt bevor ich am Esstisch Platz nahm. Ich langte hinüber zu Marias Teller um ihr das Essen mundgerecht aufzuschneiden, dann widmete ich mich meinem eigenen Frühstück. Maisbrötchen mit Salat, Schinken und Ei. Einfach aber lecker, genau wie wir es mochten. Meine Mutter nahm ein Kuvert aus ihrer Kochschürze, ehe sie mir dieses vors Gesicht hielt. Als ich den Stempel der Universität für Kunst in der Ecke sehen konnte, wurde ich nervös. Eigentlich hatte ich vor ein paar Wochen bereits die Absage bekommen. Was die jetzt wohl von mir wollten? Zögerlich drehte ich den Brief um, nur um festzustellen, dass ihn meine Mutter bereits geöffnet haben musste. >Noch nie etwas von Briefgeheimnis gehört?<, fragte ich zum Teil mürrisch, zum Teil amüsiert. >Sie haben dir einen Praktikumsplatz im Filmzentrum besorgt!<, sprach meine Mutter voller Freude. Sie stellte sich hinter mich um mich fest zu umarmen. Ich nahm den Brief aus dem Kuvert um mir das Ganze noch einmal genauer durchzulesen. Tatsächlich hatte sich einer der Sachbearbeiter nach einem Praktikumsplatz für mich erkundigt. Sollten meine Leistungen ihren Anforderungen entsprechen, wäre es durchaus möglich dort auch längerfristig arbeiten zu dürfen. Zunächst überkam mich große Freude über diese Entwicklung. Als ich den letzten Satz des Briefes las, verschwand diese Freude aber so schnell wie sie gekommen war. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg und hoffen, dass die Empfehlung Ihrer Person die richtige Entscheidung war. Dieser Satz traf mich wie ein Schlag ins Gesicht. Natürlich waren sie nicht auf meine Leistungen aufmerksam geworden, weil sie besonders gut waren. Viel mehr hatte es den Gefallen einer Bekannten gebraucht um mir einen Ausbildungsplatz zu beschaffen. >Ich denke wir sollten uns bei Nishimiya-San bedanken. Vermutlich hat sie ein gutes Wort für dich eingelegt.<, sprach meine Mutter euphorisch. Ich nickte stumm, bevor ich den Brief auf der Stelle umdrehte und einen Bissen von meinem Frühstück nahm. Nishimiya-San steckte also dahinter. Die Gedanken plagten mich, dass ich ihr eigentlich dankbar sein sollte, es momentan aber einfach nicht konnte. Stattdessen war ich verärgert über alles und jeden. Und vor allem über mich selbst, dass ich noch nicht zu dem Menschen geworden war, der ich gerne sein wollte. Nicht nur für mich, sondern auch für meine und ihre Familie. Der Appetit war mir vergangen, daher legte ich schon nach wenigen Bissen die Stäbchen beiseite um meinen Rucksack an mich zu nehmen. Mit einem kurzen >Ich bin dann mal weg.< verließ ich zügig das Haus um mich auf den Weg zu Nagatsuka zu machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)