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Ring Raiders - Tiger & Comet

von

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„Wo steckt der Kleine denn? Hat er schon wieder verschlafen?“

Der etwas korpulente, ältere Pilot sah sich im Frühstücksraum unter seinen Kameraden um, konnte aber das jüngste Mitglied ihrer Gruppe nicht ausmachen.

Er sah sich als so etwas wie seinen Ersatzvater, seit sie den Jungen aus der Vergangenheit geholt hatten. Er war einer der besten Piloten seiner Zeit, wurde aber im zweiten Weltkrieg vom Feind abgeschossen, nachdem er sich mit gerade 16 Jahren in die Airforce geschummelt hatte.

Im Zuge der Pilotenrekrutierung durch ihren Anführer, dem Ring Commander Victor Vector, waren sie mit der Air Carrier Justice in die Vergangenheit gereist, um den Jungen namens „Cub“ Jones zu retten und dann in ihre Vereinigung aufzunehmen, was der mit großer Begeisterung annahm.

Auch, wenn das bedeutete, dass er niemanden aus seiner Zeit je wiedersehen würde.

Inzwischen war er ein fester Bestandteil der Ring Raiders. Auch wenn sein jugendlicher Übermut ihn schon öfter in brenzlige Situationen gebracht hatte. Besonders, wenn sie es mit den drei großen Staffelführern ihrer größten Gegner aufnahmen.

Mako, Chiller und dem Anführer der Skull Squadron, Scorch.

Momentan war es ruhig um die äußerst radikalen Verbrecher und das nutzten auch die Ring Raiders, um ein wenig zu verschnaufen.

Trotzdem war es eigentlich eine ungeschriebene Regel, dass die Piloten und Mitglieder der Ring Raiders einem geregelten Tagesablauf nachgingen, damit sie allzeit bereit waren und nicht aus der Übung kamen.

Nur der junge Cub Jones hatte oft seinen eigenen Kopf und tat, was er wollte. Eben ein typischer Teenager.

„Ich sehe mal nach ihm“, bot einer der Piloten an. Ein großgewachsener, muskulöser Kerl mit rötlich-braunem, kurzem Haar und russischem Akzent.

„Alles klar, Yuri! Sag ihm, wenn er nicht kommt, isst ihm Duffy das Frühstück weg!“, lachte der kleine korpulente Mann und nahm am Tisch platz.

Yuri Kirkov, der russische Pilot, der ehemals für die Sowjets geflogen warm musste leicht schmunzeln.

Eigentlich war er eher der Typ, der Disziplin gewohnt war. Etwas, das man im Russland seiner Zeit schon als kleines Kind gelernt hatte. Deshalb kam er oft nicht mit dem lockeren Ton klar, der auf der Air Carrier Justice unter den Piloten und auch dem Personal vorherrschte. Aber oft genug amüsierte es ihn auch selbst, den Späßen der anderen zu lauschen.

Mit den meisten kam er gut aus, auch wenn er in keinem besonders engen Verhältnis zu ihnen stand. Er war lieber ein Einzelgänger. Und für sich allein.

Komischerweise hatte es ihm der junge Jones aber irgendwie angetan. In seiner Gegenwart war er gerne, denn der Junge hatte so eine unkomplizierte lockere Art. Das fehlte ihm manchmal. Diese jugendliche Unbeschwertheit.

Und dann war da noch das Gefühl, dass der Kleine beschützt werden musste. Er war zwar ein hervorragender Pilot, aber oft zu ungestüm. So wie seine Maschine, der Sky Tiger, so war auch Cub ein kleiner Tiger.

Wieder musste Yuri schmunzeln, während er sein Geschirr wegbrachte.

Kleiner Tiger.

Das gefiel ihm jetzt.
 

Er schlenderte durch die Gänge zum Wohnbereich der Justice, bis er bei Cub Jones' Tür ankam.

Auf sein Klopfen kam keine Antwort, also öffnete er die Tür.

Cub lag tatsächlich noch im Bett, ein Knäuel aus Armen, Beinen und Bettdecke.

„Commander Jones, es ist Frühstückszeit. Na los, Zeit zum Aufstehen.“

Vom Bett kam nur ein unverständliches Grummeln, dann zog der Jüngere sich die Bettdecke über die braune Wuschelmähne.

„Duffy hat gedroht, dir deine Portion zu stehlen, wenn du nicht kommst“, übermittelte Yuri Duffys Botschaft.

„Verschwinde! Ich bin müde! Ich will noch kein Frühstück, ich schlafe noch!“, kam es mufflig unter der Decke hervor.

Kurz stand Yuri unschlüssig da, dann zuckte er die Schultern.

„Wie du willst. Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.“

„Raus!“

Kopfschüttelnd schloss Yuri die Tür wieder. Mal sehen, ob Cub später beim Training bessere Laune hatte.
 

Doch auch im Verlauf des Vormittags tauchte Cub nicht auf.

Da Vector und ihr Nachrichtenspezialist Max Miles so wie der Technikexperte Yinsu Yakamura eine Besprechung hatten, fiel es nicht weiter auf, dass Cub fehlte.

Yuri bekam erst beim Mittagessen mit, dass er wieder nicht auftauchte und wohl auch sonst das Zimmer noch nicht verlassen hatte. Zumindest unterhielt Duffy sich mit einem weiteren Piloten, Joe Thundercloud, darüber, dass er Cub den ganzen Tag noch nicht zu Gesicht bekommen hatte.

Ungefragt machte Yuri sich erneut auf den Weg zu Cubs Zimmer.

Er klopfte nur kurz und öffnete dann die Tür.

„Cub, schläfst du etwa i...“ Yuri unterbrach sich, als er sah, dass Cub zusammengerollt auf dem Bett lag, das Gesicht zur Wand gedreht. Yuri war sich nicht ganz sicher, aber er meinte, ihn kurz schluchzen gehört zu haben.

Jetzt zuckte Cub nur kurz zusammen, war erst ganz still, dann rief er, ohne sich umzudrehen: „Ich hab nicht 'Komm rein' gesagt! Hau ab!“

Einen Moment lang zögerte Yuri, als er aber merkte, wie Cubs Schultern schon wieder leicht bebten, schloss er die Tür leise von innen und kam ohne ein Wort zum Bett.

Cub schien zu denken, dass er das Zimmer verlassen hatte, denn wieder kam ein leises Schluchzen von ihm.

„Cub“, sagte Yuri leise und der Junge zuckte wieder leicht zusammen. „Was ist los?“

„Nichts! Geh weg!“

Eigentlich war der Russe nun wirklich nicht der Typ, um Teenager zu trösten. Aber allein der Anstand gebot es ihm, zu bleiben und zu sehen, ob er etwas für Cub tun konnte. Und außerdem mochte er den Jungen. Darum setzte er sich ungefragt an den Bettrand und legte Cub sanft die Hand auf die bebende Schulter. „Cub.“

Jetzt schienen bei dem Jungen doch die Dämme zu brechen. Er vergrub das Gesicht unter den Armen und im Kissen, um sein Weinen zu dämpfen.

Yuri ließ ihn weinen, drückte nur sanft seine Schulter.

„Sagst du mir, was los ist?“, fragte er nach einer Weile leise.

Erst kam keine Antwort, dann hörte er die leisen, geschluchzten Worte: „Ich will nach Hause...“

Etwas überrascht sah Yuri auf den Jungen herunter. „Was meinst du?“

Cub schniefte ein paar mal und wischte sich eher erfolglos übers Gesicht, doch es kamen immer neue Tränen.

„Ich... ich will... zu meinen Eltern... Zu... meiner Mom... meinem Dad... Zu meinen Freunden. Ich will... zurück...“, hickste er.

Das machte Yuri ganz betroffen. Natürlich, sie waren alle Kämpfer, sie waren alle 1A Piloten, sie riskierten in jedem Luftkampf ihr Leben. Aber unter all dem war Cub Jones einfach nur ein sechzehnjähriger Teenager, der seine Familie und Freunde in einer lang vergangenen Zeit zurückgelassen hatte und die er nie mehr wiedersehen würde. Das war ja schon für die älteren Piloten aus anderen Epochen unter ihnen hart. Doch für ein... nun ja... beinahe noch ein Kind...

Normal, dass er das in Wirklichkeit nicht so gut verkraftete, wie er immer nach außen hin tat.

„Du weißt doch, dass das nicht geht, Cub. Keiner von uns kann zurück. Und ohne Commander Vector würde es die meisten von uns gar nicht mehr geben.“

Das war anscheinend der falsche Trost, denn Cub fing wieder an zu weinen. „Toll! Ich wäre... wäre eigentlich... nnhhh... tot! Ich wäre tot! Und alle denken auch, ich bin tot! Meine Familie denkt, ich bin tot! Und ich kann sie nicht mal wissen lassen, dass es mir wo anders gut geht!“ Er schluchzte wieder laut auf. „Und... und jetzt... oh Gott, die sind doch selbst alle schon gestorben! Und ich konnte mich nicht mal verabschieden...“

Der Junge tat ihm ehrlich leid. Aber was sollte er sagen, er hatte ja recht. Leider.

„Bitte hör auf zu weinen. Es tut mir sehr leid, Cub. Ich werde wohl nicht verstehen können, wie du dich fühlst, weil es dir ganz anders geht als mir.Ich habe keine Familie, die mich oder die ich vermissen könnte. Aber du hast hier viele neue Freunde. Wir sind alle für dich da, wenn du jemanden brauchst. Und du bist so ein starker junger Mann. Ich habe noch nie einen so erwachsenen Jungen wie dich kennengelernt. Ich meine, du hast dich in die Armee reingeschlichen. Die dachten alle, du bist schon lange 18, weil du schon so erwachsen wirkst. Natürlich darfst du auch einfach mal ein Teenager sein. Aber du musst nicht alleine traurig sein, Cub, in Ordnung?“

Während Yuri sprach, wurde Cub ruhiger und hörte tatsächlich auf zu weinen.

Und jetzt fiel Yuri noch etwas ein, an das er am Vormittag hatte denken müssen. Er strich Cub ein paar Haare aus der Stirn und sagte mit einem kleinen Lächeln: „Du bist doch wie deine Maschine. Du bist ein kleiner Tiger.“

Cub rieb sich über die Wangen und Augen und sah, einen Schmollmund ziehend, zu Yuri auf.

„Verarsch mich nicht!“

Ob seine Wangen wohl wegen des Weinens oder des Spruchs rot waren? Jedenfalls hatte er ihn jetzt abgelenkt.

„Das ist mein Ernst, Cub. Für mich bist du ein kleiner Tiger.“

Entrüstet setzte Cub sich auf und Yuri konnte nicht umhin, ihn kurz zu mustern.

Die jetzt wild abstehenden braunen Haare, seine verrutschten Klamotten und eben der leichte Rotschimmer auf den Wangen. Cub Jones war bestimmt schon in seinem Alter bei sich zuhause ein echter Frauenschwarm gewesen.

„Hör auf damit und nenn mich nicht so!“, riss er Yuri da aus seinen Gedanken.

„Tut mir leid. Aber das ist nun mal so. Ich finde, es passt.“ Ein kleines Grinsen konnte der Russe sich jetzt doch nicht mehr verkneifen.

Daraufhin streckte Cub ihm die Zunge raus und schob ihn mit dem Fuß vom Bett.

„Raus! Du nervst!“

Kurz lachte Yuri auf und hob abwehrend die Hände. „Schon gut. Ich gehe. Aber nur, wenn du mir etwas versprichst.“

Cub sah ihn weiter beleidigt an. „Was?“

„Wenn du traurig bist, wein nicht für dich allein. Sag bitte etwas. Niemand würde wollen, dass du hier liegst und weinst. Versprichst du mir das?“

Erst senkte Cub den Blick und sagte gar nichts. Dann nickte er aber leicht.

„'Kay... Dafür versprich du mir auch was.“

Aufmerksam sah Yuri ihn an.

Cub hob den Blick und fokussierte ihn jetzt ganz trotzig. „Sag nie wieder kleiner Tiger zu mir!“

Wieder musste Yuri lachen. Und auch auf Cubs Lippen zeigte sich der Anflug eines Lächelns.

„Los! Raus! Ich will mich umziehen! Ich hab noch 'n paar Stunden Training vor mir!“

Yuri deutete einen Salut an. „Jawohl, Commander Jones! Wir sehen uns später. Und... Cub. Wenn du etwas brauchst... oder jemanden... Sag bitte etwas. Wenn nicht zu mir, dann zu Duffy. Oder zu wem du willst. Wir sind alle für dich da.“ Mit einem Lächeln verließ er Cubs Zimmer.

Gerade hatte er eine Idee, wie er den Jungen etwas aufheitern konnte.

Mal sehen, ob er vom Ring Commander die Erlaubnis bekam.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  WillowSilverstone
2017-08-13T14:26:45+00:00 13.08.2017 16:26
hey
ich kenne zwar leider die story und die charaktere nicht
aber ich finde die ff ist echt gut geschrieben und irgendwie total süß ^^
deshalb lass ich mal einen netten kommi da
Antwort von:  Kurama_Kitsune
13.08.2017 16:55
O_O Oh, wow, dankeschön!!
Ich hätte gar nicht damit gerechnet, dass das überhaupt jemand liest. ^^; Jetzt freu ich mich natürlich umso mehr!!
Vielen lieben Dank!! ♥
Antwort von:  WillowSilverstone
13.08.2017 16:57
gerne ^^
doch...ich habs gelesen
und finde es bisher total niedlich
hoffe es gibt noch eine fortsetzung
Antwort von:  Kurama_Kitsune
13.08.2017 17:03
Ja, auf jeden Fall. ^^ Geschrieben habe ich schon einige Kapitel mehr, nur noch nicht abgetippt.
Das zweite kommt auf jeden Fall noch heute. ^_^ Danke nochmal, ich freu mich grad total!
Antwort von:  WillowSilverstone
13.08.2017 19:19
immer gerne :)
ich finde es wird irgendwie viel zu wenig kommentiert


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