Warum nicht jetzt, warum nicht wir von Capulet (Todoroki/Midoriya) ================================================================================ Kapitel 1: In der Luft zwischen uns ----------------------------------- Es gab keinen rationalen Grund dafür. Keine nachvollziehbare Begründung, warum er hier stand, mit hochroten Kopf, nicht mehr fähig auch nur eine Silbe über seine Lippen zu bringen. Es war keine besonders aufregende oder übermäßig wichtige Situation gewesen. Ein Gespräch dieser Art war mittlerweile alltäglich. Nein, es war nichts wirklich Außergewöhnliches an ihrer Unterhaltung. Todoroki hatte sie zu so einer gemacht. Ursprünglich wollte Midoriya sich lediglich für die Hilfe bedanken. Jetzt standen sie hier in einem dieser kahlen, tristen Gänge, die es in jedem Krankenhaus gab. Keine Menschenseele streifte durch die Flure. Es war wie ausgestorben. Wahrscheinlich ließ es sich auf die einfache Tatsache zurückführen, dass es mittlerweile später Abend war und sie sich in keiner dieser Abteilungen befanden, die sich um Notfälle kümmerte. Auch wenn es sich definitiv gerade wie einer anfühlte. Die Halogenlampe über ihren Köpfen flackerte. Sie würde bald ihren Geist aufgeben. Ein Fakt, der ihn vorhin noch gestört hatte, war nebensächlich geworden. Er konnte ohnehin nur den Freund, der ihm unmittelbar gegenüberstand anstarren. Mit halb offenem Mund und einem vermutlich unerträglich dämlichen Gesichtsausdruck. Und da war auch schon der Punkt, um den es ging. Ein Freund. Sein Freund. „Du…ich“, entfuhr es dem Grünhaarigen umständlich. Personalpronomen zu wiederholen war nie sinnvoll. Er war ja schon immer ein verschüchterter Junge gewesen, aber das übertraf alles. Er versuchte sich zusammenzureißen, das war jetzt nicht der Zeitpunkt um Schwäche zu zeigen. Ein neuer Versuch. „Ich verstehe nicht… Todoroki. Du und ich, wir…“, auch das brachte keineswegs Licht ins Dunkle. Midoriya schien an dieser Konversation kläglich zu scheitern. „Ich will nicht dein Freund sein.“, brauchte sein Gegenüber das Gesagte noch einmal auf den Punkt. Prägnant, ohne Geschwafel. Eine Sache, die ihm einfach besser lag. Also hatte er es doch verstanden. Es war dieser kleine aber feine Hoffnungsschimmer, dass seine zwischenmenschlichen Kenntnisse nicht ausreichten, um die Aussage richtig zu interpretieren. Aber nein, er hatte verdammt richtig geschlussfolgert. Todoroki lehnte seine Freundschaft also ab. Nur war das längst nicht alles, was der Andere zu Sagen hatte. „Es reicht mir nicht. Ich will mehr.“, er verzog keine Miene, stand da mit seinem kühlen Gesichtsausdruck, lässig an die Wand gelehnt, als wäre es nicht das aller erste Mal in seinem Leben, dass er eine derart ernste Sache von jemanden forderte. Wäre er selbst nicht so furchtbar durcheinander, hätte er mit Sicherheit ein nicht gerade kleines Maß an Bewunderung empfunden. Dieser Satz, der eigentlich eine gewisse Klarheit hätte bringen sollen, bewirkte bei dem Grünhaarigen letztendlich das komplette Gegenteil. Seine Gedanken wirbelten wie wild durcheinander. Sofort sah er seine analytischen Fähigkeiten als gefordert. Er brauchte eine Lösung für dieses Debakel. Eine Antwort. Wenn er all die Sachen richtig kombinierte, würde ihm schon etwas einfallen, er konnte bestimmt, wenn er sich nur genug anstrengte… Wie gewöhnlich brauchte er einen Moment um Herr der Lage zu werden und sich einen Überblick zu verschaffen, der es ermöglicht hätte ein zufriedenstellendes Ergebnis zu liefern. Nur leider führte dies unweigerlich dazu, dass er den Rest des Geschehens vollständig ausblendete. Er registrierte nicht, wie sich Todoroki im Folgenden von der Wand in seinem Rücken abstieß und es mit nur zwei Schritten schaffte direkt vor ihm zu stehen. Die späte Einsicht kam erst, als er aufsehen musste um seinem Gegenüber weiterhin in die unterschiedlich gefärbten Augen sehen zu können. Eine kühle Aura, an die er sich mittlerweile recht gut gewöhnt hatte, empfing ihn wie einen alten Bekannten. Schlagartig war sein Kopf wie leergefegt. Ein Schlucken. Seine Kehle inzwischen staubtrocken. Eigentlich musste er die Worte des Anderen nicht analysieren, um sie zu verstehen. Die Atmosphäre zwischen ihnen sprach Bände. Todoroki war da… sehr einnehmend. Midoriya wusste nicht zu sagen, ob das nun an der Kraft lag, mit der sein Gegenüber gesegnet war oder an seiner Persönlichkeit. Er musste zugeben, seit ihrem letzten Kampf hatte sich einiges verändert. Vielleicht auch alles. Ein Zucken ging durch seinen gesamten Körper, als der Andere ohne Vorwarnung nach seiner Hand griff. Wortlos fuhr er mit seinen Fingerspitzen die offensichtlichen Narben an seiner Handfläche nach. Midoriya erwischte sich dabei wie er für die Dauer des Moments den Atem anhielt. „Dank dir…“, seine Stimme war leise, fast hypnotisch. Er konnte seinen Blick unmöglich von den Lippen seines Gegenübers abwenden. Sein gesamter Körper stellte sich gegen ihn, war wie erstarrt. „…weiß ich endlich, dass es meine Kraft ist.“, und wir zur Bestätigung seiner Aussage, spürte Midoriya eine Wärme. Ein angenehmes Gefühl breitete sich in seiner Hand aus, zeitgleich mit einem ehrlichen Lächeln auf seinem Gesicht. „Shouto.“, irgendwas in dieser vertrauten Situation veranlasste ihn sein Gegenüber beim Vornamen zu nennen. Ein Leuchten, von dem er nicht einschätzen konnte, welcher Natur es war, blitzte in den Augen des Anderen auf. Aber noch bevor er einen Gedanken daran verschwenden konnte, war es wieder verschwunden. „Das ist nicht der Rede wert. Ich bin da, wenn du mich brauchst. So wie du für mich. Oder nicht ?“, seine Stimme war sanft und aufrichtig. Das waren keine Worte, die man einfach so daher sagte. Es war ein Versprechen. Er spürte den prüfenden Blick, der auf ihm lag. Ebenso das ihm gegenübergebrachte Misstrauen. Es war offensichtlich, dass hier ein Vertrauensproblem vorlag. Doch das störte den Grünhaarigen nicht, im Gegenteil er unterbrach keineswegs den aufgebauten Blickkontakt. Dieselbe Entschlossenheit wie immer. Keine Kompromisse. „Und das ist, was Freundschaft ausmacht.“ Und dann brach etwas. Vielleicht hätte er das jetzt besser nicht gesagt. Nicht heute und auch niemals sonst. So unvorhergesehen wie diese Atmosphäre zwischen den Beiden entstanden war, so ruckartig fiel sie auch wieder in sich zusammen. Todoroki entließ seine Hand aus der eigenen, fast als hätte er sich verbrannt. Sein Gesichtsausdruck verdunkelte sich von der einen auf die andere Sekunde abrupt. Grund dafür schien dieser Satz zu sein. Er wollte ihn ganz offensichtlich nicht hören. „Tzz.“, nichts auf der Welt hätte klarer ausdrücken, was der Andere von diesem Geschwafel hielt. Alles nur leere Wort. Es war ein völlig untypischer Laut. Midoriya’s Braue schoss automatisch fragend in die Höhe. Wie bitte? Was sollte das? Was war sein verdammtes Problem? Wieso konnte er sich denn nicht mit damit zufrieden geben? Eine unglaubliche Frustration, die er so eigentlich nur von sich selbst kannte, strahlte von dem Anderen aus. Er hatte diesen verbitterten Gesichtsausdruck, diesen missbilligenden Schatten in seinen Augen. Genau wie bei ihrem ersten Treffen. Nur dieses Mal konnte der Grünhaarige mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass nicht der Vater seines Freundes Schuld für dessen miese Laune war. „Was?“, entfuhr es dem Grünhaarigen unverhältnismäßig gereizt. Normalerweise hatte er mehr Geduld. Vor allem wenn es um seine Mitmenschen ging. „Du verstehst es einfach nicht.“ Das war keine neue Information. „Dann musst du dich klarer ausdrücken.“, er verzog das Gesicht, einer Grimasse dabei nicht unähnlich. Vielleicht hätte er dies besser unterlassen, wenn er das Nachfolgende hätte kommen gesehen. „Wie klar willst du es denn haben…?“, obwohl diese Frage eindeutig rhetorischen Ursprungs war, öffnete der Grünhaarige seinen Mund. Keine besonders gute Idee in diesem Moment auch noch einen Fisch nachzuahmen. Todoroki stand immer noch direkt vor ihm, eine Armlänge entfernt. Es jagte ihm einen kalten Schauer über den Rücken. Irgendetwas weckte ihn ihm das Gefühl eine Grenze überschritten zu haben – und dabei war er sich doch überhaupt keiner Schuld bewusst. In den faszinierenden Augen seines Gegenübers leuchtete jedenfalls zeitgleich etwas auf, was er definitiv als Herausforderung interpretieren konnte. Da war sich Midoriya hundertprozentig sicher. Er hatte es schon einmal gesehen und er würde sich hüten diesen Ausdruck wieder zu vergessen. Entweder Todoroki registrierte seinen inneren Kampf überhaupt nicht oder er tat gut daran ihn völlig zu ignorieren, denn er verringerte ohne jede Hemmung die Distanz zwischen ihnen auf einige wenige Zentimeter. Der Grünhaarige unterdrückte erfolgreich den Impuls einige Schritte zurück in Richtung Wand zu gehen. Es gab keinen nachvollziehbaren Grund in dieser Situation zurückzuweichen. Keine greifbare Gefahr. Trotzdem versicherte er sich aus dem Augenwinkel heraus wie viel Platz ihm nach hinten blieb. Verdammt. Hatten die Mundwinkel des Anderen etwa gerade nach oben gezuckt? Aber seine Züge wirkten bei genauerem Hinsehen nach wie vor kühl und gefasst. Das musste er sich eingebildet haben. Was er sich allerdings überhaupt nicht einbildete war dieses verräterische Zusammenzucken seines gesamten Körpers, als Todoroki ihn ein weiteres Mal ohne Vorwarnung berührte. Midoriya konnte nicht genau sagen warum, aber irgendwie hatte er anstatt einer Hand, die ihm die Haare aus der Stirn strich, einen Schlag erwartet – und zwar einen der es in sich hatte. Kein Zweifel, jetzt war da ein genugtuendes Grinsen auf den schmalen Lippen des Anderen, von dem er bis jetzt nicht mal wusste, dass es zum Gefühlsrepertoire dieses Eisprinzen zählte. Und er selbst kam sich gerade nur vor wie ein völlig verschrecktes Hühnchen. Toller Held. Beiläufig bemerkte der Grünhaarige, dass die Hand seines Gegenübers nach wie vor auf seinem Kopf ruhte und nachfolgend verhinderte, dass ihm die langen Strähnen zurück ins Gesicht fielen. Am liebsten hätte Midoriya gefragt, was es nun schon wieder mit dieser unvorhersehbaren Geste auf sich hatte, aber Todoroki kam ihm zuvor, lehnte seine eigene kühle Stirn an die seinige. Es lief ihm eiskalt den Rücken hinunter. Was war das bitte für eine Art von Berührung? DAS war keine freundschaftliche Geste. Das war fast… Er spürte wie ihm die Röte ins Gesicht stieg und sich verräterisch in seinen Wangen sammelte. Der Grünhaarige war mehr als dankbar, dass Todoroki den Komplementärkontrast in seinem Gesicht nicht mit einem unnötigen Kommentar quittierte. Glücklicherweise beendete der andere auch prompt den eben aufgebauten Kontakt, indem er sich ein Stück zurücklehnte. „Midoriya.“ Oh Gott. Jetzt kam es. Das Ende. Er stellte sich innerlich bereits auf das Schlimmste ein. Was für eine schicksalhafte Wendung konnte diese Situation denn noch nehmen? War es denn nicht schon komisch genug zwischen ihnen? „Du bist so aufopferungsvoll und nett zu jedem. Stellst dein eigenes Wohl immer hinter das von Anderen. Du hast dir verdammt nochmal zweimal die eigenen Hände gebrochen.“, die Stimme des Anderen war in Anbetracht der Lage eher leise und ruhig, aber dennoch sehr eindringlich. Genau genommen klang das Ganze hier gerade eher wie ein Loblied auf seine Person, nicht wie eine Erklärung. Und das war eine Sache, die ihm verdammt unangenehm war. „Aber…“, versuchte er aus diesem Grund sofort zu intervenieren. Möglicherweise konnte er das Missverständnis zwischen ihnen so aus dem Weg räumen. Doch für Todoroki schien es keine Option zu sein, ihn zu Wort kommen zu lassen. Stattdessen verschloss er mit seiner noch freien Hand den Mund des Grünhaarigen und versagte ihm somit recht effektiv jedes weitere Wort. Beinahe so routiniert als hätte er mit so einem Widerspruch von vornherein gerechnet. „Und dann bist du noch so furchtbar naiv und denkst, dann würde sich niemand in dich verlieben?“, es war wie eine Anklage, rau, verächtlich und trotzdem mit diesem Ausdruck in den Augen, der etwas bedeutete. Viel mehr als er im Moment einschätzen konnte. Als einzige derzeit mögliche Reaktion weiteten sich die Augen des soeben Angesprochenen deutlich. Das konnte unmöglich sein Ernst sein. Sie waren doch… Doch es wirkte nicht, als hätte der Andere geglaubt das allein würde ausreichen um seinen Standpunkt deutlich zu machen. Natürlich untermauerte er seine Aussage mit einer entsprechenden Geste. Wenn es jemals eine Gelegenheit gegeben hatte in der Midoriya glaubte einem Herzinfarkt nicht weit entfernt gewesen sein, dann war es nicht während seines ersten Zusammentreffens mit All Might, auch nicht als dieser ihm das One for all angeboten hatte, sondern genau jetzt. Todoroki küsste ihn. Von der einen auf die andere Sekunde. Vollkommen unvorbereitet und ohne sein Einverständnis. Schön, es war kein richtiger Kuss. Ihre Lippen hatten sich auch nicht berührt. Und auch sonst ging ihr körperlicher Kontakt bis auf die Hand, die nach wie vor auf seinem Kopf verharrte, gegen null. Trotz dessen führte der Andere seine Lippen zu seinem eigenen Paar, beließ es aber letzten Endes dabei sie auf seine eigene Hand zu legen, die ihn nach wie vor an einer Gesprächsbeteiligung hinderte. Er blieb nur wenige Augenblicke in dieser Position, ehe er sich gänzlich von dem Grünhaarigen löste und einen Abstand herstellte, der für zwei Menschen als angemessen galt. „Du musst jetzt nicht antworten. Ich sorge schon dafür das es dir genauso geht.“, auch wenn dies ohnehin außerhalb des momentan Machbaren lag, war Midoriya froh, nicht zu einer Antwort genötigt zu werden. Er konnte kein Wort fassen, geschweige denn einen vernünftigen Satz zu Stande bringen. Seine Gedanken waren überall, nur nicht hier. Hatte ihm gerade wirklich das erste Mal in seinem Leben jemand seine Liebe gestanden? Ihm? Und dazu noch ein Typ? Und dann lächelte dieser Idiot von Todoroki auch noch so draufgängerisch und klang so unendlich cool und selbstsicher. Sollte er denn nicht verschüchtert und unsicher sein? Irgendwas lief hier total falsch. „Wir sehen uns in der Schule.“, sein Gegenüber hob die Hand zum Abschied. Midoriya versuchte es ihm reflexartig nach zu tun, schaffte es aber nur halbherzig. Stattdessen starte er seinem vermeintlichen Freund nur hinterher. Selbst als dieser längst um die nächste Ecke des Ganges verschwunden war, konnte er sich noch nicht aus seiner Versteinerung reißen. Und dann gab auch noch diese verfluchte Halogenröhre ihren Geist auf und ließ ihn im Dunklen stehen. Kapitel 2: Kalte Schulter ------------------------- 28 Tage. Nicht, als hätte er sie gezählt. Es gab Wichtigeres, als die Tage zu zählen seit man die erste Liebeserklärung seines Lebens bekommen hatte. Von einem Typen. Nur war seit dem Nichts mehr passiert. Um genauer zu sein überhaupt nichts. Die paar Worte, die sie miteinander gewechselt haben, waren zwar auch vor dem Sportfest von keiner besonderen Vielfalt gewesen, aber ihr jetziger Kontakt war gerade zu unterirdisch. Midoriya war zwar definitiv kein Experte auf diesem Gebiet, aber wenn man jemandem vor nicht allzu langer Zeit seine Liebe gestanden und noch keinerlei Antwort darauf bekommen hatte, dann verhielt man sich doch anders, oder? Möglicherweise sollte er jemanden zu diesem Thema befragen. Leider war der Umfang an Leuten, denen er ein gewisses Maß an Erfahrung in diesem Bereich zutraute, verschwindend gering. Seine Mutter fiel aufgrund mehrerer Faktoren schon von vornherein aus dem Kreis. Sie würde ein riesiges Fass aufmachen – und wenn sie dann noch erfuhr, dass es sich um seinen Verehrer um einen Jungen handelte dann… Er wollte diesen Gedanken nicht mal in der Theorie zu Ende führen. Eigentlich müsste er aufgrund gesellschaftlicher Konventionen auf das Wissen seines Klassenkameraden zurückgreifen, aber er befürchtete, sie könnten den Zusammenhang zwischen Todorokis ignoranten Art und seinen merkwürdig präzisen Fragen erahnen. Im Endeffekt war er also doch vollkommen auf sich allein gestellt. Wie immer. Ein tiefes Seufzen verließ seine Lippen, was keinesfalls von Erschöpfung zeugte. Inzwischen hatte er sich daran gewöhnt seine Trainingsübungen auch während des Unterrichts fortzusetzen und stieß kaum noch einen Laut aus, der von Anstrengung rührte. Die Situation war einfach nur zum Kotzen. Normalerweise war er im Gegensatz zu gewissen anderen Personen kein Freund von Kraftausdrücken, aber umso länger er sein Hirn zermarterte, umso ungehaltener wurde er von dieser auferlegten Bürde. Er wurde aus diesem Menschen einfach nicht schlau. Er war ein einziges großes Mysterium. Das schrille Geräusch der Schulklingel riss ihn letztlich aus seinen verworrenen Gedanken. Es war die letzte Stunde gewesen, Zeit nach Hause zu gehen. Der Grünhaarige wollte gerade nach seiner Tasche greifen, um seine Unterlagen hineinzupacken, da kam es – die Erkenntnis. Oder viel eher eine Feststellung. Jeden einzelnen Tag an dem sie nun wieder die Yūei Oberschule besuchten, hatten er und seine Freunde, Iida und Uraraka, als Erstes das Zimmer verlassen. Sie hatten sich auf direktem Weg aus dem Schulgebäude nach Hause begeben und selbst wenn sie getrödelt hatten oder er ein Gespräch mit All Might führen musste – Todoroki war kein einziges Mal vor ihm gegangen. Diese Regelmäßigkeit war verstörend. Zu auffällig. Irgendetwas veranlasste den Anderen dazu länger als notwendig hier zu verweilen. Er war immer hinter Midoriya, sprach aber kein verdammtes Wort mit ihm. Kein Guten Morgen, kein Auf Wiedersehen und der Grünhaarige war sich absolut sicher, dass sein Freund auch den Blickkontakt mittlerweile komplett vermied. Als würde er nicht existieren, als wäre seine Präsenz mit diesem unbefriedigenden Ausgang eines Geständnisses aus dem Leben von Todoroki verschwunden. Fast als wäre er es nicht mehr wert. Ein genervtes, ungehaltenes Schnaufen entwich unbeabsichtigt seiner Nase. Lächerlich, dass er jetzt zu einem pubertierenden Teenager mutierte, der seine Gefühle hinsichtlich Wut und Frustration nicht unter Kontrolle hatte. Noch während er die Sachen in seine Umhängetasche stopfte, fasste er den Entschluss dieser Angelegenheit auf den Grund zu gehen. Für ihn selbst eigentlich eher untypisch, würde er auf Gut Glück die Konfrontation suchen. Ein Grund dafür, warum er seine Freunde dazu aufforderte ohne ihn den Heimweg anzutreten. Die Sehnsucht konnte er dennoch nicht gänzlich aus seinem Blick verbannen, als er ihnen beim Gehen hinterher sah. Tatsächlich ließ er sich nur ein kleines bisschen mehr Zeit als sonst, um die Stufen des Gebäudes hinunter zu gehen, um in die Eingangshalle zu gelangen. Und natürlich hatte es gerade angefangen zu regnen. Kein leichter Nieselregen, nein, ein satter Platzregen, der die Welt draußen binnen weniger Sekunden in ein endloses Rinnsal an Wassermassen verwandelte. Ein kurzer Blick über seine Schulter verriet ihm, dass Todoroki wider seiner Erwartungen nicht hinter ihm war. Anscheinend ließ sich der andere extra viel Zeit und wollte wieder einen gehörigen Abstand zwischen ihnen entstehen lassen. Aber das war nicht was er wollte. Wenn er jetzt losginge, dann würde es enden wie immer. Doch dann näherte sich jemand, beinahe hätte Midoriya das Gesicht zu einem siegessicheren Lächeln verzogen, nur wäre ihm jenes wahrscheinlich im Halse stecken geblieben, denn die Iris der Augen in die er nun blickte, hatten die selbe Farbe. Rot. Er schluckte hörbar. So hatte er sich diese Situation definitiv nicht ausgemalt – in seinen schlimmsten Alpträumen nicht. Bakugou beäugte ihn mit einem Blick, den er wie üblich schlecht einschätzen konnte. Zum einen war es dieser übliche Ausdruck, der ihn am liebsten in der Hölle schmoren sehen wollte, zum anderen aber auch ein fragendes Funkeln, warum zum Teufel er hier so dumm rum stand. „Was stehst du hier so dämlich rum, Deku? He?“. Die gereizte Stimmlage schaffte es, dass er sich komplett versteifte. Erschreckend richtig geraten. Ein Anflug von Panik breitete sich in seiner Magengegend aus. Und das Schlimmste daran war, dass er es selbst nicht hätte besser ausdrücken können. So wie er hier mit einem Regenschirm in der Hand wie hypnotisiert nach Draußen starrte, ohne sich einen Millimeter zu rühren, geschweige denn mit der kleinsten Absicht hinter seinem Tun. „Ich warte.“, antworte der Grünhaarige wahrheitsgemäß. Bakugou würde es vermutlich drei Meilen gegen den Wind riechen, wenn er es wagte ihm ins Gesicht zu lügen. Und trotzdem wurde er nervös, verschränkte seine Finger ineinander und musste dem Reflex widerstehen sie zu kneten. Der Blonde hob missbilligend eine Braue, allem Anschein nach interpretierte er diese Antwort als aufmüpfig. Kein Wunder, jeder konnte deutlich sehen, dass er wartete. Spätesten jetzt wusste Midoriya, dass das hier eskalieren würde. Er würde keinesfalls heil aus diesem Zusammentreffen hinauskommen. „Das sehe ich selber.“ Zähneknirschen. Ein bekanntes Zeichen dafür, dass er gleich aus der Haut fuhr. Warum auch immer. Gründe zu suchen, bei denen sein Kindheitsfreund nicht explodierte, waren mit Sicherheit schwerer zu finden. „Auf was wartest du, Deku?“, spezifizierte der Blonde ein weiteres Mal seine Frage und deutete mit seiner Hand unmissverständlich auf den Regenschirm, den Midoriya nach wie vor umklammerte. Gute Frage. Nächste Frage. Es gab keine Erwiderung, die Bakugou zufrieden stellen würde. Mal davon abgesehen, dass er ganz eindeutig lügen müsste. Er öffnete trotz dessen seinen Mund, nur um ihn gleich darauf wieder zu schließen. Kein Ton verließ seine Lippen. Wenn der Blonde einer Sache noch weniger Habhaft war als gutes Benehmen, dann war es Geduld. Der Grünhaarige konnte die verräterische Ader sehen, die auf der Stirn seines Gegenübers zu pochen begonnen hatte. Ihm blieben vielleicht noch dreißig Sekunden Rest an Lebenszeit. Fieberhaft versuchte sich Midoriya eine Antwort zurecht zu legen, leider war da nur Leere in seinem Kopf. Nichts, nichts, noch mehr Nichts und Todoroki, der ihn verflucht nochmal in diese beschissene Situation gebracht hatte. Ohne ihn hätte er diesem überflüssigen Machtspielchen aus dem Weg gehen können. Mehr war das hier nicht. Ein Impuls, den selbst nur am Rande notierte, ging durch Bakugou. Doch er verschwand so plötzlich wie er gekommen war. Anstelle dessen erschien eine andere, bekannte Präsenz an seiner Seite. Kühl, ausgeglichen und von unvergleichbarer Eleganz. Selbst mit geschlossenen Augen hätte er gewusst, wer hier neben ihm stand. „Wir gehen.“, drang die ruhige Stimme an sein Ohr, zusammen mit einer Hand an seiner Schulter, die ihm mit einem sehr bestimmten Druck zu verstehen gab, in welche Richtung er jetzt zu wandern hatte. Was dem Grünhaarigen allerdings entging, war der mörderische Blick den Todoroki dem Blonden zuwarf, ehe er entspannt mit ihm Schritt hielt. Kaum waren sie im Freien, spannte Midoriya in einer mechanisierten Bewegung den Regenschirm auf. Todoroki sah sich, im Gegensatz zu seinem Verhalten in den letzten Wochen, nicht in der Pflicht einen gewissen Abstand zwischen sie zu bringen. Im Gegenteil – während sie so nebeneinander her liefen, um nicht nass zu werden, berührten sie sich sogar einige Mal flüchtig an der Schulter. Unangenehmes Schweigen herrschte zwischen ihnen und Midoriya war froh, dass wenigstens das Rauschen des Wassers die Atmosphäre einigermaßen erträglich machte. Keine Ahnung, wo sie überhaupt hingingen. In seiner Routine hatte der Grünhaarige den Weg nach Hause eingeschlagen, wusste jedoch nicht, ob es ein besonders guter Einfall war, den Anderen mit zu seiner Wohnung zu nehmen. Natürlich konnte er auch nicht einschätzen, ob sie überhaupt dort ankommen würden. Das war doch bescheuert. Midoriya blieb unvermittelt stehen. Da die Reflexe seines Gegenübers nach wie vor tadellos waren, hielt er ebenfalls inne. Einer dieser fragendenden Blicke, die Midoriya eigentlich nur wütend machen konnten. „Was soll das? Du ignorierst mich wochenlang und jetzt gehen wir im Regen zusammen unter meinem Schirm spazieren?“, fauchte der Grünhaarige schon fast. Vielleicht war er nur halb so gut seine Emotionen zu kontrollieren wie er bis jetzt immer angenommen hatte. Aber das tat momentan nichts zur Sache. Eigentlich kotzte ihn gerade nur die Tatsache, dass er zu Todoroki aufsehen musste, mehr an. Seine Größe war nie ein Problem gewesen, aber jetzt bedauerte er zum ersten Mal nicht auf den Anderen herabsehen zu können. Todoroki wirkte von dieser offensichtlichen Anfeindung wenig beeindruckt. „Du denkst also ich zeige dir die kalte Schulter?“, erwiderte er die Frage und schien durchaus amüsiert über sein kreatives Wortspiel – zumindest verformten sich seine Lippen zu einem seichten Lächeln. War das jetzt sein Ernst? Midoriya platzte langsam aber sicher der Kragen. Er hatte keine Lust mehr diesen Schirm zu halten, der sie vor den hinunterprasselnden Wassermassen schützte. Aus Folge dieser unbändigen Frustration, die sich in seinem Inneren ausbreitete, beförderte er seinen Schirm kurzerhand auf den Gehweg. Er gönnte es seinem Gegenüber nicht trocken zu bleiben. Jemand, der sich so unverhohlen über ihn lustig machte, hatte es nicht verdient sich mit ihm einen Regenschirm zu teilen. Zwar würde er selbst ziemlich durchnässt Zuhause ankommen, aber das war es alle Male wert. Die erhoffte Gefühlsregung seines Gegenübers blieb weiterhin aus. „Stört es dich etwa?“, fragte Todoroki stattdessen äußerst gefasst, während ihm seine langen Strähnen inzwischen klatschnass im Gesicht klebten. Jetzt machte der Anderen keinen so unantastbaren Eindruck mehr. Ein kleiner Sieg. Nur brachte ihn diese Frage erneut aus dem Konzept. Die vergessen geglaubte Röte kehrte auf seine verräterischen Wangen zurück. „Es stört mich nicht.“, gab er schnell zur Antwort. Vielleicht einen Tick zu schnell. „Es stört dich also.“, beschloss Todoroki und man konnte in seinen Augen sehen, wer der eigentliche Gewinner dieses Geschehens war. Midoriya knirschte mit den Zähnen, wischte sich die störenden Tropfen aus dem Gesicht, die fortlaufend seine Stirn hinunter liefen. „Natürlich stört es mich.“; seine Stimme inzwischen leise, aber nicht weniger verbissen. Der Anflug eines zufriedenen Lächelns huschte über das Gesicht des sogenannten Eisprinzen. In Folge dieses Eingeständnisses bückte sich Todoroki tatsächlich um den Schirm aufzuheben und ihn im Folgenden wieder schützend über ihre Köpfen zu halten. „Komm ich bring dich nach Hause.“, lautete das fast versöhnliche Angebot und der Grünhaarige kam nicht umhin diesem zuzustimmen. Zwar nutzte er für sein Einverständnis kein einziges Wort, setzte sich aber zeitgleich mit dem Anderen in Bewegung. Bis jetzt hatte er noch keinen Gedanken daran verschwendet, dass Todoroki allem Anschein nach wusste, wo er wohnte. Den Rest des Weges verbrachten die Beiden stillschweigend. Gerade so lange bis sie an den überdachten Hauseingang zu seiner Wohnung angekommen waren. „Ich behalte den Schirm. Ich werde ihn dir morgen wieder geben.“, es wirkte eher als würde sein Gegenüber ihn über diese Entscheidung informieren, nicht als hatte er vor um Erlaubnis zu bitten. Und dass obwohl es vielleicht angebracht gewesen wäre. Todoroki tat Vielerlei Dinge ohne zu Fragen. Trotz dessen nickte Midoriya, wenn auch nur aus Gewohnheit. Sein Blick haftete inzwischen auf dem Steinboden zu seinen Füßen, musterte fasziniert die Rillen der einzelnen Kacheln. „Du bist mir jeden Tag bis nach Hause gefolgt.“, stellte Midoriya mit neu erlangter Nüchternheit fest. „Anscheinend wolltest du mich nicht aus den Augen lassen.“, manchmal war er wirklich scharfsinniger, als gesund für ihn war. „Warum tust du das, wenn du dir sonst so viel Mühe gibst mich zu ignorieren?“, fast als hätte er einen Moment gebraucht, um sich wieder zu fassen. Jetzt sah er dem Anderen wieder ernst in die unterschiedlich gefärbten Augen. Todoroki hatte diese wiederum längst verengt, beinahe als würde ihm diese Gabe der logischen Schlussfolgerungen allmählich auf den Geist gehen. Wenn ihn jemand aus der Reserve locken konnte, dann war es ganz klar der Grünhaarige. Noch nie war es so schwer gewesen seine Fassade aufrecht zu halten. Nur gefiel Todoroki diese defensive Haltung absolut nicht. Und wenn er eines darüber gelernt hatte wie er sein Gegenüber auf effektive Art und Weise einschüchtern konnte, dann war es Körperkontakt. Erneut machte der Regenschirm eine unangenehme Bekanntschaft mit dem Erdboden. Dieses Mal machte Midoriya einige Schritte zurück in Richtung Wand, ehe er unfreiwillig mit dieser kollidierte. Sein durchnässter Rücken presste sich an die Steinmauer, wo auch schon die Kälte an ihm hinaufstieg. Todoroki unmittelbar vor ihm, keine zehn Zentimeter zwischen ihren Gesichtern und dem Rest ihrer Körper. Der Grünhaarige versuchte trotz dieser unvorhergesehenen Reaktion seine Überraschung zu verbergen, verzog keine Miene, auch wenn die Kälte nun von zweierlei Orten ungehindert auf ihn einströmte. Er hatte nicht vorgehabt sich erneut dermaßen in die Ecke drängen zu lassen, aber sein Fluchtinstinkt war unvermittelt gekommen und er hatte keine Chance sich ihm zu widersetzen. Dafür musste er jetzt eisern bleiben. Nach wie vor blickte er seinem Gegenüber starr in die Augen. „Warum ich das mache?“, fragte Todoroki mit diesem unerträglich zynischen Unterton in seiner Stimme. Selbstverständlich ließ er ihm keine Zeit zu antworten. Geschweige denn eine Pause zum Atmen. „Irgendwie muss ich ja deine Aufmerksamkeit erzwingen.“ Diese Begründung war genauso grotesk wie er es sich vorgestellt hatte und entsprach exakt dem Bild, was er mittlerweile von Todoroki gewonnen hatte. War er wirklich eifersüchtig oder doch eine Spur besitzergreifend? „Gut, die hast du.“, Midoriya betonte das Offensichtliche mit Nachdruck. Zeitgleich begann er sich zu fragen, wer hier eigentlich wen aus der Reserve lockte. Vor gut zehn Minuten hätte er darauf bestimmt anders geantwortet. Der Grünhaarige sah es förmlich hinter der Schädeldecke seines unmittelbaren Gegenübers rattern. Anscheinend war Spontanität keine Stärke des Anderen. Todoroki war es lieber wenn alles nach Plan verlief – seinem Plan wohlgemerkt. Da hatte er allerdings nicht mit den rebellischen Charakterzügen dieses Jungen gerechnet. Lieber Rebell ohne Grund als Rebell ohne Mund. „Wenn das so ist, dann gibt es ja keine Grund dich jetzt nicht zu küssen.“, eine Vorwarnung, keine Frage, völlig unvorhergesehen. Also wie immer. Und dann lehnte sich Todoroki auch schon mit seinem Gesicht nach vorne, raubte dem Grünhaarigen den letzten Rest seiner wertvollen Privatsphäre. Midoriya konnte den warmen und zugleich eiskalten Atem auf seiner Haut spüren. Es war wie ein gezielter Schlag in seine Magengegend. Sein Inneres verkrampfte sich wie auf Kommando zu einem unbrauchbaren Haufen innerhalb seines Organismus. Seine Körperfunktionen stellten sich alle samt gegen ihn, während es ihm seine Kehle völlig zuschnürte. Das war Nichts, womit er gerechnet hatte. Es war auch Nichts, womit er auch nur ansatzweise umgehen konnte. Reflexartig drehte er seinen Kopf zur Seite und bedeckte noch im selben Moment den Mund seines Gegenübers mit der eigenen Hand, hielt ihn nachfolgend sogar davon ab sich ihm auch nur einen weiteren Millimeter zu nähern. Den Fußboden einer intensiven Betrachtung zu unterziehen, kam ihm ein weiteres Mal sehr verführerisch vor. Midoriya war selbst recht erstaunt von seiner schnellen Auffassungsgabe und Reaktionsfähigkeit. Und das obwohl er im Augenblick mehr Ähnlichkeit mit einem in die Enge getriebenen Tier hatte als einem furchtlosen Kämpfer. Er versuchte sein Herz, was in seiner unbändigen Natur gegen seine Brust hämmerte, zu beruhigen. Er redete sich ein, dass er alles unter Kontrolle hatte, dass zumindest gerade nichts Unvorhergesehenes mehr passieren konnte. Ein Schwall an angestauter Atemluft entwich seinen verkrampften Lungen. Erst jetzt wagte er es überhaupt einen Blick zu Todoroki zu riskieren und versuchte einzuschätzen wie er diese Panikattacke seinerseits verkraftet hatte. Es war schwieriger als Gedacht den Gesichtsausdruck eines Menschen zu interpretieren, bei dem eine Hälfte mit einer Hand verdeckt wurde. Da er die Gefahr als gebannt ansah, entschied Midoriya kurzerhand seinen Arm sinken zu lassen. Immerhin hatte er jetzt auch eine bessere Aussicht auf die vielversprechende Mimik seines Gegenübers. Zugegeben, Begeisterung sah anders aus. Jedoch hatte er auch keine Jubelschreie bei einer Abfuhr dieser Art und Weise erwartet. Schon jetzt keimte das schlechte Gewissen in seinem Innersten auf und er widerstand dem unsinnigen Drang sich für seine Aktion zu entschuldigen. Todoroki wirkte zwar nicht, als hätte man ihm soeben das Herz aus der Brust gerissen und wäre darauf rumgetreten, dennoch fand der Grünhaarige deutliche Anzeichen von wachsender Frustration auf den sonst so gefassten Zügen. Die Kälte, die ihn in einer so natürlichen Weise sonst umgab, war wie weggeblassen. Stattdessen konnte nun jeder Trottel sehen, dass Todoroki Feuer in sich trug. Midoriya vermochte nicht einzuschätzen, ob er sich damit nun gewaltig in die Scheiße manövriert hatte oder ob dies doch noch ein glimpfliches Ende für ihn nehmen würde. So wie der Tag bis dato gelaufen war, würde er auf direktem Weg in der Hölle landen. Das stand fest. Er räusperte sich mitleiderregend. Irgendwie fühlte er sich in der Verpflichtung sich zu erklären. „Nicht hier.“, versuchte er eine zweisilbige Antwort zu finden, die ihn möglichst rasch aus dieser unangenehmen Situation entließ. Es gab bestimmt über tausend Gründe, warum er sich diesem Kuss entzogen hatte, aber das war keiner davon. Obwohl er seiner Meinung nach sehr plausibel war. „Verarsch mich nicht.“, war postwendend die bissige Antwort. Todoroki war sauer, nein, das Brodeln in seinem Inneren war auch draußen deutlich spürbar. „Wenn du denkst, dass es heutzutage noch einen Unterschied macht, wer hier wen küsst, dann bist du irgendwo vor 20 Jahren stehen geblieben.“, erklärte der Anderen weiter seinen Standpunkt und man musste zugeben, da war einiges dran. Bei diesen Kräften, die heute achtzig Prozent der Bevölkerung besaßen, wie konnte man sich da noch über gleichgeschlechtliche Liebe aufregen? Geschweige denn sich darüber wundern. Liebe. Wieder errötete er wie ein pubertierendes Schulmädchen. Heute wurde ihm einiges abverlangt. Gerne hätte er die Diskussion mit Todoroki weiter geführt, nur war es ihm absolut nicht möglich auch nur einen klaren Gedanken zu verfolgen, wenn der Andere weiterhin in seinem sehr geschätzten Freiraum verweilt. In Ermangelung an Alternativen nutze er seine freien Hände, um sie seinem Gegenüber an die Brust zu legen und ihn einige Zentimeter von sich zu schieben. Todoroki schien genauso verblüfft über diese Tat wie Midoriya. Niemals hätte er sich sowas getraut, wenn es eine andere Möglichkeit gegeben hätte seinen gesunden Menschenverstand wieder zu finden. „Ich kann nicht denken, wenn du so dicht vor mir stehst.“, rechtfertigte er sein Handeln und klang nicht halb so selbstsicher, wie er es sich vielleicht gewünscht hätte. Todoroki störte sich daran anscheinend ausnahmsweise überhaupt nicht, nein, im Gegenteil: Er wirkte belustigt. Ein Anflug von Zufriedenheit blitzte in seinen außergewöhnlichen Augen auf, war aber genauso rasch wieder verschwunden. Dieses Mal blieb Midoriya mehr Zeit um über seine Worte nachzudenken. „Es ist ja nicht so, als würde ich dich nicht mögen…aber warum zum Teufel musst du mich so überfallen? Ich meine in der Schule schaffst du es meine Präsenz völlig auszublenden und dann… Was ist das hier eigentlich?“, ihm schwirrte der Kopf und umso mehr er versuchte die gegebenen Anhaltspunkte logisch zu verknüpfen, umso verwirrter wurde er letztendlich. Allem Anschein nach wollte sein Gegenüber ebenfalls seine Stimme erheben, doch Midoriya schnitt ihm eiskalt das Wort mit dem eigenen ab. Als ob er schon fertig wäre. Witzig. Eigentlich wollte er einen Gefühlsausbruch vermeiden, aber dann hätte er auch versuchen können einen Tsunami direkt vor der Küste abzufangen. „Vielleicht solltest du dir lieber mal Gedanken mach was du tun kannst, damit ich auch bereit bin dich freiwillig zu küssen?“ Oh nein. Es war einfach aus ihm rausgesprudelt, wie ein endloser Schwall Wasser aus einem Springbrunnen. Möglicherweise sollte er das nächste Mal länger nachdenken. Oder einfach seine große Klappe halten. Irgendetwas weckte in ihm eine Erinnerung, dass sich seine Worte eher nach einem altmodischen Frauenbild anhörten, als wäre er nicht leicht zu haben. Was natürlich wahr war, was er aber mit Sicherheit nicht sagen wollte. Midoriya vergrub das Gesicht aus reiner Verzweiflung in seinen Händen. Der schlimmste Fall war eingetreten. Und das Schönste daran war, dass er sich selbst dort hinein bugsiert hatte. Todoroki seinerseits wirkte als wäre ihm dieser Redeschwall genau recht gekommen. Wenn der Grünhaarige es nicht besser gewusst hätte, hätte man meinen können er wäre fröhlich. Sicherlich war dies aber kein Gemütszustand, die der Andere je annahm. „In Ordnung.“, antwortete Todoroki mit melodischen Stimme, die mehr Entschlossenheit ausstrahlte als je zuvor. So einfach. „Ich helfe dir bei deinem Training. Du hast doch immer noch Schwierigkeiten deine Fähigkeit zu kontrollieren, oder? Wir können uns abends treffen. Vielleicht am Strand. Ich denke es würde dir mehr bringen mit einem echten Gegner zu üben.“ Dieser Einfall kam dann doch ein wenig überraschend – vor allem aber zu schnell, fast zurechtgelegt. Natürlich brauchte Midoriya Hilfe in Anbetracht der Tatsache, dass er erst vor kurzem die plötzliche Erkenntnis darüber erlangt hatte, wie er das One For All gezielt einsetzen konnte. Da Theorie und Praxis jedoch weit voneinander entfernt lagen, gab es nur die Möglichkeit durch Üben seine Fertigkeiten zu verbessern. Nur ob das mit Todoroki als Partner gut funktionieren würde und er Fortschritte machen würde… Das lag außerhalb seines Erfahrungsschatzes. Also warum nicht probieren? Es war nichts grundsätzlich Verkehrtes an diesem Angebot – außer dass es ziemlich eigennützig war. „Wenn du das wirklich willst, dann…können wir es versuchen.“, gab Midoriya schlussendlich klein bei. Er selbst hatte ja diese Idee geäußert, also konnte er unmöglich widersprechen. Nachfolgend hob Todoroki den vernachlässigten Regenschirm vom Boden auf. Er hatte ja zuvor angedeutete, dass er ihn sich leihen wöllte. Zum Abschied hob er eine Hand. Midoriya tat es ihm gleich. Sein Repertoire an Sätzen war für heute sowieso komplett aufgebraucht. „Bis morgen.“, verabschiedete sich der Andere mit einem – er wollte es fast nicht denken aber – verführerischen Lächeln? So hatte ihn noch jemand angesehen. War das gerade wirklich passiert? Todoroki, der ihm unbedingt hatte seinen allerersten Kuss stehlen wollen, hatte sich letzten Endes mit dem Fakt besänftigt gegeben, dass sie nun miteinander trainieren würden? Gab es etwa doch Zeichen und Wunder auf dieser Welt? Ohne der Tatsache Beachtung zu schenken, dass er nach wie vor draußen war, die feuchte Kälte seine Glieder längst in Beschlag genommen hatte und er eine recht dünne Schuluniform trug, rutschte Midoriya langsam aber sicher an der Mauer hinter sich hinunter. Sitzen war eine willkommene Abwechslung von der angespannten Haltung, in der er hatte verharren müssen. Der damalige Kampf gegen Todoroki stellte im Vergleich zu heute einen schlechten Scherz dar. Kapitel 3: Wie ein Fähnchen im Wind ----------------------------------- „Machst du schon schlapp?“ Midoriya hätte am liebsten lauthals losgelacht – wenn er denn die benötigte Kapazität an Sauerstoff gehabt hätte. Leider ging der meiste Teil davon gerade für seine hektische Atmung drauf. Sowas konnte auch nur jemand wie Todoroki sagen. Sie trainierten hier seit geschlagenen drei Stunden, das dritte Mal in dieser Woche – zusätzlich zu seinem allgemeinen Training wohlgemerkt. Die Sonne hatte sich längst dem Horizont geneigt und hüllte den Strand in eine fast schon malerische Atmosphäre. Das breite Farbspektrum zwischen gelb und rot tauchte den Himmel in ein faszinierendes Licht. Das Wasser war ruhig. Die Wellen breiteten sich in einem gleichbleibenden Takt aus und wurden nur durch eine störende Präsenz unterbrochen – Midoriya, der in seiner vollen Körperlänge im seichten Bereich des Meeres lag. Aus einen Grund, den er nicht mehr nachvollziehen konnte, hatte er in Folge ihres Schlagabtauschs weder die Entfernung zum Wasser richtig einschätzen können, noch seinen eigenen Gleichgewichtssinn. Mit rudernden Armen – einen vergeblichen Versuch sich auf den Beinen zu halten – hatte er Bekanntschaft mit dem kühlen Nass gemacht. Seine Kleidungstücke hatten sich binnen weniger Sekunden vollgesogen und klebten wie eine zweite Haut an seinem Körper. Mühsam schaffte er es wenigstens die obere Hälfte seines Körpers aufzurichten, als Todoroki schon in seiner ungeahnten Leichtigkeit auf ihn zukam. Mit dieser bescheuerten Frage auf seinen Lippen. Dieser Musterschüler. Er wies keinerlei sichtbare Anzeichen von Erschöpfung auf. Selbst die natürliche Produktion von Schweiß schien unter seiner Würde zu sein. Zumindest war sein Gesicht nach wie vor makellos. Nicht mehr lange. Sein Gegenüber hielt ihm nämlich in sehr zuvorkommender Art, aber auch in vollster Sorglosigkeit, seine Hand hin. Eine herzerwärmende Geste. Der Grünhaarige musste sie nur ergreifen. Mit einer ruckartigen Bewegung streckte er sich dem Angebot entgegen, umschloss die Hand seines Gegenübers mit der eigenen und zog mit einem nicht zu unterschätzenden Aufgebot an Kraft daran. Wider Erwarten tat er dies nicht, um sich selbst aufzurichten, sondern um Todoroki in eine Position zu befördern, die haargenau seiner eigenen glich. Man konnte die Überraschung und auch aufkeimende Panik im Gesicht des Anderen nicht übersehen, als er ebenfalls vergeblich versuchte sich auf den Beinen zu halten. Allerdings war dieser Plan nicht besonders gut durchdacht gewesen. Ein gewisses Risiko hatte der Grünhaarige vergessen einzubeziehen – den Aufprallradius. Todoroki fiel - und zwar geradewegs auf ihn drauf. Seine eigenen Augen weiteten sich in purem Entsetzen. Das zusätzliche Gewicht, was unvermeidbar mit seinem Organismus kollidierte, untermauerte seine Fehlentscheidung ganz gut. Ein angestrengtes Keuchen entwich seinen Lippen, als ihm gewaltsam eine gewaltige Menge an Luft aus den Lungen gepresst wurde. Der Andere verharrte unterdessen in einer ziemlich ungünstigen Lage – halb auf Midoriya, halb im Wasser liegend. Immerhin würden sich seine Klamotten nicht vollständig mit Wasser vollsaugen. Ein schwacher Trost. Der Grünhaarige war inzwischen bewegungsunfähig gemacht wurden. Er konnte keines seiner Gliedmaßen auch nur einen Zentimeter bewegen und sein Hinterkopf lag längst wieder in den Wassermassen. Als er als einzige mögliche Reaktion ein halbherziges Schnaufen herausbrachte, war sein Blick gen Himmel gerichtet. Nicht mehr lange und sie würden nicht mal mehr die eigene Hand vor Augen sehen. Es kam ihm wie eine schiere Ewigkeit vor bis eine Regung durch den Körper des Anderen ging. Glücklicherweise war sein erster Impuls sich eigenständig mit den Armen abzustützen, so dass Midoriyas Brustkorb die verdiente Entlastung erfuhr. Maßlose Verwirrung stand in den Augen seines Gegenübers. Allem Anschein hatte er ihm eine Aktion weder für möglich gehalten, noch ihm zugetraut. Todoroki konnte nur schwer begreifen, was hier gerade geschehen war. Als die Synapsen seines Gehirns die notwendigen Zusammenhänge dann aber erfasst und entsprechend in Kontext gesetzt hatten, bildete sich ein diabolisches Grinsen auf den sonst eher verhaltenen Gesichtszügen. Hatte Midoriya jetzt etwa eine Audienz beim Teufel höchstpersönlich? „Das war dumm.“, kommentierte er diesen zweifelhaften Streich. Midoriya konnte ihm da nicht widersprechen. Es war offensichtlich eine dumme Idee gewesen. „Und verdammt frech.“, der Blick mit dem der Grünhaarige nun fixierte war schwer einzuschätzen, fast raubtierhaft. Mit einer Angriffslust, die er sonst nur von ihrem letzten richtigen Kampf kannte, sah er geradewegs auf ihn herab. „Vielleicht hast du genau das verdient.“, ging Midoriya vollends auf die dargebotene Provokation ein. Normalerweise war er kein solcher Hitzkopf, aber ein Rückzieher kam nicht in Frage. In der Zwischenzeit hatte er es sogar geschafft zum zweiten Mal innerhalb kürzester Zeit seinen Oberkörper aufzurichten und sich stattdessen mit seinen Armen abzustützen. Und dann brauchte es nur den Bruchteil einer Sekunde. Midoriya hatte nicht den Hauch einer Chance zu reagieren. Mit einer einzigen fließenden Bewegung änderte Todoroki seine Position abrupt. Ein Bein schwang er über eben jene des Grünhaarigen, so dass er nachfolgend auf dessen Schoss sitzen konnte. Der Tatbestand, dass sie hier immer noch im nassen kauerten, schien ihm gleichgültiger denn je zu sein. „Soll ich dir eine Lektion erteilen?“, fragte er stattdessen und Midoriya hätte am liebsten die Augen über diese Frage verdreht, aber die momentane Stimmfarbe seines Gegenübers schaffte es, dass sich seine Aufmerksamkeit auf andere Regionen seines Körpers konzentrierte. Es war dem Schnurren einer Katze nicht unähnlich und in jeder Hinsicht zu anregend für ihn. Sein Gesicht nahm prompt die Farbe einer überreifen Tomate an. Dieser Junge ist die Versuchung an sich. Tatsächlich hatte er nie jemanden kennen gelernt, der in seinem Alter war und so viel Charme versprühte. Geschweige denn, dass er selbst da jemals heranreichen würde. Todoroki hatte dieses gewisse Etwas, was jeden Menschen faszinierte und in seinen Bann zog – und damit meinte er nicht vorrangig dessen unterschiedlich gefärbte Augen oder dessen Haarfarbe. Auch nicht, dass er mit den beiden gegensätzlichen Fähigkeiten gesegnet war und damit eine Art Perfektion darstellte. „N-Nein.“ Gott. Hatte er gerade wirklich gestottert? Und gepiepst wie ein verängstigtes Küken? Unmöglich. Der Grünhaarige wandte seinen Blick nach rechts, vorbei an Todoroki und seiner allumfassenden Präsenz, blickte irgendwo in Richtung des Ufers, wo er jetzt tausendmal lieber wäre. Eigentlich wäre er überall lieber als hier. „Dann nicht.“; antwortete der Andere, als sei es das Normalste auf der Welt und machte den Anschein als sei die Sache für ihn erledigt. Aufstehen tat er trotzdem nicht. Die Last auf seinen Beinen blieb die Gleiche. Midoriya riskierte einen Blick in Richtung seines Gegenübers, bereute aber sofort dieser Versuchung nachgegangen zu sein. Todoroki sah ihn nicht direkt an, sondern hatte seine Augen ebenfalls in weite Ferne gerichtet. Es war eine dieser seltenen Minuten, wo man einfach den Moment genoss. Jedenfalls interpretierte Midoriya es als einen solchen. Er wusste weder, ob der Andere dies denn gelegentlich tat, noch ob es gerade jetzt der Fall war. Doch gefiel ihm dieses Bild. Und noch mehr mochte er die Vorstellung, dass er der Einzige war, der dieses Phänomen zu Gesicht bekam. Unmöglich zu sagen, was ihn dazu veranlasste sich nur noch mit einer Hand abzustützen. Zeitverschwendung darüber nachzudenken, warum er sich zu so einer kitschigen Geste hinreißen ließ. Wie fremdgesteuert fuhren seine Fingerspitzen über die helle, fast makellose Haut der Wange seines Gegenübers. Dieser zuckte in Folge der unvorhergesehenen Berührung verräterisch zusammen. Sofort hatte er wieder Todorokis volle Aufmerksamkeit. Abwartend verfolgte das Augenpaar sein Handeln, sagte aber keinen Ton. Mit voller Absicht konzentriere sich Midoriya vorerst nur auf eine Gesichtshälfte. Er konnte gut nachvollziehen, warum Todoroki ein Problem mit der Anderen hatte und er wollte nicht, dass es ihm unangenehm war. Obwohl die magisch Grenze wahrscheinlich längst überschritten war. Gerade als er seine Hand in Folge seiner aufkeimenden Hemmungen wieder sinken lassen wollte, schloss der Andere seine Augen. Ein minimaler Teil der Anspannung verließ ihn in Form eines Schwalls von ausgestoßener Luft. Das machte einiges leichter. Weiterhin in höchstem Maße fasziniert strichen seine Finger durch die feuchten weiß gefärbten Strähnen, wanderten in diesem Fall aber relativ rasch hinüber zu den Roten. Dieser Teil übte mehr Anziehung auf ihn aus als gesund war. Ähnlich wie bei ihrem Zusammentreffen im Krankenhaus strich Midoriya seinem Gegenüber die Haare aus dem Gesicht und hatte damit einen freien Blick auf die Brandnarbe. Auch wenn Todoroki die Augen nach wie vor geschlossen hielt, verhärteten sich seine Züge augenblicklich. Es war ihm also wirklich zuwider. Wahrscheinlich stellte es schon einiges an Überwindung für den Anderen dar, sich überhaupt in dieser Region anfassen zu lassen. Um genauer zu sein schenkte er Midoriya totale Bewegungsfreiheit, zumindest was das anbelangte. Dennoch hielt er inne. Seine Haut war erstaunlich weich und viel wärmer als er es angenommen hatte. Das war genug für heute, ansonsten würde er vor Scharm im Boden versinken müssen. Er ließ die Hand zu seiner freien Seite sinken. Todoroki, der keine Sekunde aufgehört hatte das Geschehen zu verfolgen, öffnete zeitgleich seine Lider. Midoriya sah im selben Atemzug in die komplett entgegengesetzte Richtung. Nicht ohne rot zu werden. Er lag ganz richtig mit seiner Vermutung, dieser Ausbruch war ihm peinlich. Und diese merkwürdige Situation fand ihren ungeschlagenen Höhepunkt, als Todoroki auch noch nach seiner Hand griff. Midoriya glaubte einem plötzlichen Herztod zu erleiden, so unerwartet steigerte sein wichtigstes Organ seine Leistung. Er konnte sein eigenes Blut in seinen Ohren rauschen hören. Mit etwas Glück würde er gleich ohnmächtig werden und sich nie wieder hier ran erinnern. Zu allem Überfluss verschränkte Todoroki auch noch ihre Finger ineinander. Es war wirklich geschehen. Sie hielten Händchen. Das allererste Mal in seinem Leben hielt er mit jemand anderen als seinen Eltern Händchen. Nein. Besser. Er lag bei einer schier unmöglichen Jahreszeit am Strand, seine Klamotten waren klitschnass, ein Junge in exakt seinem Alter saß auf seinem Schoss und sie hielten Händchen. - Vielleicht dreißig Minuten. Vielleicht eine Stunde. Midoriya vermochte nicht zu sagen, wie lange sie da so regungslos gesessen und in entgegengesetzte Richtungen gestarrt hatten, händchenhaltend. Es kam ihm surreal vor. Wie eine verblasste Erinnerung aus längst vergangener Zeit. Geredet hatten sie über diesen Vorfall jedenfalls nicht. Das Einzige, was er mit absoluter Sicherheit sagen konnte, war dass er jetzt einen Schnupfen hatte. Seine Nase lief ohne Unterlass und er betrauerte die diversen Bäume, die für seinen abartigen Verbrauch an Taschentüchern ihr Leben gelassen hatten. Todoroki hingegen ging es blendend. Sein Immunsystem leistete hervorragende Arbeit, im Gegensatz zu seinem kümmerlichen Organismus. Eine Pause von seinen Übungseinheiten kam trotzdem nicht in Frage. Sein Leidensdruck war ja auch überschaubar. Kein Fieber und über das ein oder andere unvorbereitete Niesen gingen seine Symptome längst noch nicht hinaus. Die Schule besuchte er ja auch, also warum seiner mühsam erkämpften Fitness einen Abbruch tun? „Vielleicht sollten wir eine Pause mit dem Training einlegen. Deiner Gesundheit zu liebe.“ Todoroki hatte ihn passgenau im Gang abgefangen. Ein Talent von vielen. Uraraka und Iida waren schon um die nächste Ecke Richtung Ausgang verschwunden und er hatte wie immer getrödelt. Sie würden draußen auf ihn warten. Vermutlich wollte der Andere kein Gespräch vor seinen beiden besten Freunden führen und dies obwohl sie über alles Bescheid wussten. Na gut. Sie wussten nur, dass sie Beide ab und an miteinander trainierten. „Nicht nötig. Ich halte schon durch.“ Midoriya winkte mit einer abwertenden Bewegung ab. Schonung stand nicht zur Debatte. Außerdem wollte er dieses Gespräch so kurz wie möglich gestalten. Es war nicht seine Art jemanden warten zu lassen. Man merkte recht eindrucksvoll, dass diese Antwort nicht nach Todorokis Geschmack war. Seine Mimik sprach Bände, da musste er sich nicht ums Sprechen bemühen. Seine Augen wurden eine Spur enger, sein Kiefer spannte sich an, die Arme verschränkt vor der Brust. Midoriya hatte sich selbst keinen Gefallen mit seiner abschätzigen Art getan. Ein leises Seufzen von Seiten des Grünhaarigen. Eigentlich hatte sein Gegenüber ja Recht. Nur war ihm nicht danach sich jetzt mit dessen Sorgen um seine körperliche Verfassung herumzuschlagen. Seine Freunde warteten vor der Schule und er würde sich wieder eine Erklärung zurecht basteln müssen, die halbwegs der Wahrheit entsprach. „Schön, dann heute nicht.“, gab Midoriya entgegen seinen ursprünglichen Absichten klein bei und klang dabei möglicherweise eine Spur zu scharf. Ihm fehlte die Kraft für eine aufwändige Diskussion, die zu hundert Prozent eskalieren würde. Die nächste Regung die er bei Todoroki sehen konnte, war Enttäuschung. Ein kurzer Schatten über dessen Gesicht. Midoriya war ratlos. Am liebsten würde er sich in einer aufwändigen Geste die Haare raufen, aber da sie sich hier an einem öffentlichen Ort befanden, unterließ er es. Seine Nerven wurden auf eine harte Zerreißprobe gestellt. Dabei war er doch immer so gefasst gewesen. Was passierte hier nur? „Das heißt nicht, dass ich keine Zeit mir dir verbringen will.“ Todoroki sah weg, um genauer zu sein auf den Boden zu seinen Füßen. Eindeutig war es ihm unangenehm das laut aussprechen zu müssen. Seine Stimme war auch viel leiser als sonst. Es wäre ihm sicher lieber gewesen, wenn Midoriya genug Einfühlungsvermögen besessen hätte um seine Absicht zu erahnen. Irgendwo in den Tiefen von Midoriyas Gehirns schien es Klick zu machen. „Oh.“, mehr eine tonlose Feststellung seitens des Grünhaarigen, keine ernstgemeinte Erwiderung. Zugeben, soweit hatte er bisher nicht gedacht, aber es war nur logisch. Manchmal war es schwer dem Drang sich selbst für seine Begriffsstutzigkeit zu schlagen verführerisch. Und sofort empfing ihn auch sein schlechtes Gewissen wie einen alten Freund. „Dann machen wir eben was anderes.“, stimmte er einem Treffen ohne Umschweife zu, wobei er keinen Moment verschwendet hatte darüber nachzudenken. Eine reine Kurzschlussreaktion, wie immer. Schnelle Lösung, kein Problem mehr. Todorokis Miene erhellt sich merklich. Erstaunlich wie leicht man ihm einen Gefallen tun konnte. Zeit mit ihm zu verbringen war…nun ja, keine große Sache für Midoriya? Es war ja nicht, als hätte er sich erst breit schlagen lassen müssen. Er tat es gerne. Nur was das dem Anderen anscheinend nicht klar. Als hätte er einige Zweifel an ihrer Beziehung. Beziehung. Ja, in was für einer Beziehung standen sie eigentlich zueinander? Er verbannte diese Überlegung in die unterste Ecke seines Bewusstseins. Das war kein Thema mit dem er sich jetzt auseinander setzen konnte. „Dann sehen wir uns später. Am selben Ort wie immer.“, Midoriya versuchte sich an einem schiefen Lächeln, während er an dem Anderen vorbeilief und registrierte sogar aus dem Augenwinkel, wie es erwidert wurde. Das war ja nun wirklich nicht so schwer gewesen. - Anstrengender war nur zu überlegen, was sie machen würden. Midoriya war sich zumindest in dem Punkt sicher, dass sein Freund kein Mensch war, der gern unter Leute ging. Große Menschenmassen, Lärm, grelles Licht - alles Sachen, die er nicht mit Todoroki in Verbindung bringen konnte. Also trafen sie sich wie bereits unzählige Male zuvor am Strand. Das leise Rauschen des Meeres nahm ihm zumindest einen Teil der Aufregung. Er kam nicht umhin zu denken, dass das hier verdammt viel Ähnlichkeit mit einem Date hatte. Die moderne Filmindustrie hatte ihm in dieser Hinsicht ein völlig falsches Bild aufgezwungen. Da er aber keinerlei Erfahrungen besaß auf die er zurückgreifen konnte, überkam ihn wachsende Unsicherheit. Der Grünhaarige saß auf derselben Mauer, wo er stets zu Warten pflegte. Seine Beine baumelten in üblicher Manier hinunter und er gab sich keine Mühe sie ruhig zu halten. Sein Blick richtete sich seit geraumer Zeit gen Horizont. Heute ging die Sonne früher unter als beim letzten Mal. Midoriya war stets überpünktlich, kein Wunder, dass er die meiste Zeit seines Lebens mit Warten verbrachte. Vielleicht hatte Todoroki ein Gefühl für seine Ankunftszeit bekommen, aber Midoriya saß nicht lange allein dort. Ohne ein überflüssiges Wort der Begrüßung zu verlieren, ließ sich der Andere direkt neben ihm sinken. Keine Menschenseele spazierte über diesen Abschnitt des Strandes. Dieser Teil war wie ausgestorben, was vorrangig daran lag, dass er ziemlich weit weg von allen aufregenden Versuchungen der Stadt war. Außerdem war es mitten in der Woche und es dämmerte bereits. Eine Tatsache an der sich Beide nicht störten. Einvernehmliches Schweigen herrschte zwischen ihnen, was nur durch das ein oder andere Schnupfgeräusch unterbrochen wurde. Es schien auszureichen stur aufs Meer hinaus zu starren. Wieder war es für den Grünhaarigen schwierig einzuschätzen wie viel Zeit sie damit verbrachten. Sie verstrich einfach wie im Flug. Und plötzlich war es stockdunkel. Midoriya blinzelte einige Male damit sich seine Augen an die veränderten Lichtverhältnisse anpassen konnten. „Das nächste Mal sollten wir uns früher treffen.“, schlug der Grünhaarige vor. Training im Finsteren hatte wohl vergleichsweise wenig Sinn und außerdem sanken die Temperaturen dann innerhalb von wenigen Minuten. Nur ein Nicken seitens Todoroki. Der Andere wirkte nach wie vor wie in Trance. Jetzt seine Gedanken zu lesen wäre interessant gewesen. Midoriya konnte dem Reflex nicht widerstehen und fuchtelte mit einer Hand vor dessen Gesicht herum. Vielleicht konnte er damit ja seine Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Seine Aktion hatte den gewünschten Erfolg. Mit eventuellen Folgen hatte er aber nicht gerechnet. Todoroki packte noch im selben Moment sein vorwitziges Handgelenk und hielt es in einem eisernen Griff gefangen. Gegenwehr zwecklos. Midoriya schluckte hart. Ein Kloß bildete sich in seiner Kehle. Es war unmöglich in Todorokis Miene irgendeine Regung festzustellen, die seine Gefühlslage preisgab. Die Dunkelheit hüllte sein Gesicht in Schatten. Viel Spielraum darüber Mutmaßungen anzustellen blieb nicht. Todoroki zog ohne Vorwarnung an seinem Handgelenk, mit derart viel Kraft, dass es keine andere Option gab als seine derzeitige Position zu verlassen. Midoriya kippte zur Seite, wollte sich mit seiner freien Hand abstützen, schaffte es aber nur sich hilfesuchend in das Shirt seines Gegenübers zu krallen. Der Andere hatte es mit seiner umständlichen Maßnahme wahrhaftig geschafft ihn in eine halbe Umarmung zu ziehen. Midoriya fand sich noch immer sitzend vor, nur war die Entfernung zwischen ihn auf ein Minimum reduziert und sein Oberkörper war durch die rohe Krafteinwirkung, mehr oder minder freiwillig über Todorki gebeugt. Der mittlerweile schmerzhaft gewordene Griff verschwand. Stattdessen legten sich tatsächlich zwei Arme um seinen Rücken und hinderten ihn effektiv daran sich dem Kontakt zu entziehen. Eine Umarmung. Ein harmloses Unterfangen in Anbetracht der Mühen, die Todoroki auf sich genommen hatte. Da der Kopf des Grünhaarigen unweigerlich auf der Brust seines Gegenübers ruhte, konnte er dessen gleichmäßigen Herzschlag hören. Keine Spur von Aufregung war in diesem Rhythmus zu erkennen. Im Gegenteil zu seinem Eigenen. Nur eine Sache machte ihm noch mehr zu schaffen als diese Nähe. Der Geruch. Bis dato hatte er dem Duft anderer Menschen nicht sonderlich viel Bedeutung zugemessen. Aber das hier war ein gänzlich neues Level. Wenn er behauptete, Todoroki würde angenehm riechen, dann wäre das die Untertreibung des Jahrhunderts. Die Assoziation zu Eis lag nahe, ruhig, kühl, faszinierend - wie ein klarer Wintertag nachdem der Schnee frisch gefallen war. Ein leichtes, kurzes Kopfschütteln. Keine Ahnung wie er auf solche Gedanken überhaupt kam. „Was ist?“ Nur ein tonloses Hauchen. Wenn Todoroki fürchtete, er könnte diese Berührung nicht wohl heißen oder sich ihr entziehen wollen, dann ließ er es nicht anmerken. Midoriya konnte sich schwer vorstellen, dass es eine Person auf dieser Welt gab, die auch nur ansatzweise so viel Gelassenheit ausstrahlte. Aber schmachtende Bewunderung war hier deplatziert. „Nichts.“ Zumindest nichts, was Todoroki nachvollziehen konnte ohne einen Blick in seinen wirren Kopf zu riskieren. Kein lästiges Nachharken folgte daraufhin, nur Stillschweigen. Midoriya lächelte breit in sich hinein. Er musste sich nicht erklären, keine Wortfetzen aneinander heften, um Klarheit zu schaffen. Die Einfachheit dieser Situation machte ihn aus irgendeinem Grund froh. - Kuscheln. Es war ein abscheuliches Wort. Aber genau das hatten sie getan. Eine endlos lange Zeitperiode lang, ehe ihnen gefühlt jedes einzelne ihrer Gliedmaße eingeschlafen war und sie sich notgedrungen bewegen mussten. Die Notwendigkeit über Geschehnisse dieser Art zu sprechen, drängte sich in das Bewusstsein des Grünhaarigen, als sie erneut wortlos nebeneinander herliefen. Ohne eine gegenseitige Übereinkunft hatten sie den Heimweg eingeschlagen. In der Weise wie Todoroki ihm hinterher lief, konnte er ausmachen wie dieser ihn ein weiteres Mal innerhalb einer Woche nach Hause bringen wollte. Der Fakt an sich störte ihn weniger, nur dass es einer vorgefertigten Rollenverteilung glich, war ihm zuwider. „Du musst mich nicht nach Hause bringen, ich bin alt genug.“, sagte Midoriya nach einer gefühlten Ewigkeit der Ruhe und achtete penibel darauf Todoroki dabei fest in die Augen zu sehen. Er meinte es immerhin mehr als ernst. Der Angesprochene verlangsamte augenblicklich seine Schritte und blieb sogar stehen. Midoriya tat es ihm gleich, auch wenn er eine Auseinandersetzung befürchtete. Todoroki hatte seine eigenen Richtlinien. Nur kollidierten diese erstaunlich oft mit seinen eigenen. Sturkopf. „Nein.“, antwortete er entschieden. Das fiel also außerhalb jeder Diskussionsgrundlage. Eigentlich wollte Midoriya seine Emotionen zügeln und nicht mehr so leichtfertig vor Todoroki aus der Haut fahren, aber dessen merkwürdige Ansichten nervten ihn. Anscheinend war es doch von einer gewissen Notwendigkeit ihm die Stirn zu bieten. Jetzt. Hier. Entschlossen überwand er die kleine Distanz zwischen ihnen. Zwar war er fast einen ganzen Kopf kleiner als sein Gegenüber, doch es änderte nichts an seinem Vorhaben. Notgedrungen packte er den Anderen am Kragen seines Shirts, zog ihn zu sich hinunter, so dass sie nun auf Augenhöhe waren. Warum ihm das plötzlich so wichtig war, konnte er nicht beantworten. Nun war Todoroki es, der mit der Situation überfordert war. Theoretisch hätte er sich zur Wehr setzen können, aber die Neugierde was als Nächstes kommen würde, war zu groß. Gespannt blickte er dem Grünhaarigen entgegen, wartete mit einem endlosen Vorrat an Geduld einfach ab. Anscheinend steckte hinter dieser friedvollen Fassade einiges Mehr an Temperament, als er bisher angenommen hatte. Es wäre eine Lüge zu sagen, dass ihm das nicht gefiel. „Und warum bitte nicht? Hab ich bisher jemals den Eindruck erweckt, dass ich es nicht schaffe drei Meter alleine zu gehen?“, fragte er mit einem Raunen. Sarkasmus gehörte zwar nicht zu seinen Stärken, dennoch konnte ab und an ganz gut damit umgehen. Todoroki schien währenddessen endlich zu begreifen woher der Wind wehte. Midoriya dachte augenscheinlich er wurde für schwächlich gehalten – oder unselbstständig – oder was auch immer. Alles Eigenschaften, die er mit vielen Menschen in Verbindung brachte, aber als allerletztes mit dem Grünhaarigen. Todoroki konnte nicht anders als über dieses riesige Missverständnis schief zu grinsen. Lächerlich, dass Midoriya das wirklich glaubte. Doch dem Anderen war es ernst. Er reagierte fast allergisch auf seine unpassende Reaktion. Midoriya wollte sich umdrehen und gehen. Da er kein besonders großer Verfechter von überstürzter Gewalt war, kam nur Flucht in Frage. Ruckartig gab er Todoroki seinen Bewegungsfreiraum zurück, entließ das knittrige Stück Stoff aus seiner Faust und wandte sich ab. Er verzog keine Miene. Er würde jetzt nicht vor reiner Frustration schreien oder rumheulen. Das war unter seiner Würde. Doch er kam nicht mal einen einzigen verdammten Schritt von der Stelle weg, wo er gerade stand. Seine Füße zu heben war fortan völlig unmöglich. Seine Fähigkeit für dermaßen unfaire Zwecke zu missbrauchen sollte verboten werden. Hatte Todoroki doch wirklich gewagt seine Beine am Boden festfrieren zu lassen. „Ist das dein Ernst?“, fauchte Midoriya und deutete dabei unmissverständlich an sich hinunter. Natürlich konnte er sich nicht umdrehen, um den Anderen anzusehen, aber dafür entwich ihm ein äußerst genervter Laut. „Bleib hier, ich erkläre es dir. Kein Grund hier rum zu keifen.“ Schon tauchte er wieder in seinem unmittelbaren Sichtfeld auf, baute sich eine halbe Armlänge entfernt vor ihm auf und fuhr sich mit einer derart angestrengten Bewegung mit der Hand durchs Haar, dass man fast hätte annehmen können er wäre hier der Leidtragende. „Wo soll ich auch sonst hingehen…“, eher ein trockenes Nuscheln, auch wenn er stark hoffte, dieser selbstgefällige Todoroki hatte es gehört. Wenigstens taute das Eis an seinen Füßen langsam aber sicher wieder ab. Gut so. „Hör zu...“, dass sein Gegenüber sich schwer tat Worte zu finden, konnte kein gutes Zeichen sein. Für gewöhnlich flogen sie ihm doch nur so zu. Midoriya befürchtete das Schlimmste. „…ich folge dir nicht, weil ich denke dir könnte auf dem Weg was passieren. Du hast ziemlich eindrucksvoll bewiesen, dass du mehr als stark bist. Ich… Midoriya. Ich hasse es rum zu stottern, weißt du das eigentlich?!“ Der Angesprochene wollte sogleich etwas Schlagfertiges erwidern, nur gab es dafür keine Gelegenheit. „Verdammt. Siehst du nicht, dass ich so viel Zeit wie möglich mit dir verbringen will?“, es klang wie eine Anklage. Völlig zurecht. Diese Ehrlichkeit war entwaffnend. Er spürte wie die verlorengeglaubte Röte in sein Gesicht zurückkehrte. Er hatte ja mit allerlei Begründungen gerechnet, aber das, das war…zu viel. Wieder dieses unnatürliche Bedürfnis um Entschuldigung zu bitten. Dieses eine Mal sollte er ihm vielleicht nachgeben, immerhin hatte er Todoroki zu Unrecht Sachen unterstellt, wirklich gemeine Vorwürfe gemacht – aus …Angst? Um ehrlich zu sein, konnte er sich seine überzogene Abwehrreaktion selbst nicht erklären. Es war als wäre er mit seinen eigenen Hormonen überfordert. „Es tut mir Leid.“, sagte er schließlich und meinte es auch so. „Ich hab vielleicht etwas übertrieben.“ Todoroki lachte nur leise. Moment. Lachte? Allem Anschein nach hatte er ihm wieder verziehen oder war nie böse gewesen, sicher konnte man das nicht sagen. „Komm.“, flüsterte er nur und griff mit maßloser Selbstverständlichkeit nach der Hand des Anderen. Jetzt waren sie also an dem Punkt seines Lebens angekommen, an dem sich händchenhaltend nach Hause gingen. Fabelhaft. Kapitel 4: Keine Nacht für Niemand ---------------------------------- Sein Verstand war kein Segen, er war ein Fluch. Und dieses ständige Nachdenken war das Furchtbarste daran. Midoriya vermisste die guten alten Zeiten, in denen er auf sein Bauchgefühl vertrauen konnte, auch wenn das mit Sicherheit mehr als zehn Jahre zurück lag. In diesem Moment hätte ihm ein Quäntchen mehr Spontanität wohl gut getan. Oder überhaut irgendeine Art der Flexibilität sich an diese Situation anzupassen. Denn gerade jetzt war sie nur eins – unangenehm. Er fühlte sich zunehmend unwohl in seiner eigenen Haut. Dabei tat er nicht einmal sehr viel, um genauer zu sein: Nichts. Nichts anderes als hinauf in dieses makellose, blasse Gesicht und in diese faszinierend gefärbten Augen zu sehen. Seine Stimme hatte ihm unterdessen völlig den Dienst versagt. Diese Stille zwischen ihnen würde ihn früher oder später nochmal umbringen. Wenn es an der Zeit war irgendwas zu sagen, dann ja wohl jetzt. Wieder mangelte es ihm an zwischenmenschlichem Erfahrungsschatz und gerade das hatte einen sehr frustrierenden Beigeschmack. Und es ging hier nicht mal um irgendeine komplizierte Angelegenheit. Eigentlich wollte er sich doch nur verabschieden. Es war zum Heulen. In der Luft zwischen ihnen standen einfach zu viele unbeantwortete Fragen. Ihm lag ein Dankeschön auf der Zunge, er wusste aber, dass das ganz und gar nicht zu seinem vorher gezeigten Benehmen gepasst hätte. Also schluckte er diese leeren Floskeln wieder hinunter. Es war inzwischen stockdunkel geworden. Bestimmt waren inzwischen so viele leere Minuten verstrichen, dass seine Mutter längst friedlich schlummernd in ihrem Bett lag. Ganz im Gegensatz zu ihm selbst. Glücklicherweise befand sich, direkt vor seinem Wohnhaus gelegen, eine rettende Lichtquelle. In Form einer in die Jahre gekommenen Straßenlaterne spendete sie ihnen immerhin etwas Helligkeit. Auf diese Weise hatten sie wenigstens die Chance einander in die nichtssagenden Gesichter zu starren. Der Grünhaarige bis sich in Anbetracht dieser verfahrenen Angelegenheit kurz auf die Lippe. Das war doch lächerlich. Ratlosigkeit war kein Zustand der zu ihm passte. Anscheinend lenkte diese kleine aber feine Geste die Aufmerksamkeit seines Gegenübers sofort auf seinen Mund. Todorokis Augen hingen einen verräterischen Augenblick zu lange, zu intensiv an seinen schmalen Lippen. Midoriya stocke kurz in seinen mühsam mahlenden Gedankengängen, als er diese auffällige Reaktion seitens des Anderen registrierte. Eigentlich erwartete er aufgrund dieser offensichtlichen Anspielung geradezu einen erneuten Annäherungsversuch von Todoroki. Entsprechend lauernd war auch seine Körperhaltung, zu angespannt seine feinen Sinne. Doch blieb eine derartige Aktion seitens Todoroki wider seiner ursprünglichen Vermutungen aus. Da war ein nur ein Nichts, anstelle dessen worauf er gewartet hatte. Kein Wunder also, dass er regelrecht verräterisch zusammenzuckte, als Todoroki sich schließlich lediglich zum Gehen abwandte. Scheinbar war Midoriya der Einzige gewesen, der in dieser Hinsicht weiter gedacht hatte. Der Andere verschwendete augenscheinlich keine Sekunde Zeit mit solchen wahnwitzigen Überlegungen. Er konnte spüren wie ihn ein weiteres Mal in kürzester Zeit das Rot in die Wangen schoss und er war ziemlich dankbar für die spärlichen Lichtverhältnisse an diesem Abend. Todoroki bedachte ihn mit einem letzten bedeutungsschweren Blick, ehe er seine Hand leicht hob und ohne ein Wort des Abschieds in den langen Schatten der Straße verschwand. Dieser letzte Ausdruck in den Augen des Anderen hatte ihm alles und zugleich überhaupt nichts gesagt. - Wie hätte er nur ,verblendet wie er nun einmal war, annehmen können, er würde nach diesen Ereignissen auch nur ein Fünkchen Schlaf finden? Am liebsten hätte der Grünhaarige über sich selbst und seine bodenlose Naivität gelacht. Leider war es mitten in der Nacht und andere Menschen hatten im Gegensatz zu ihm nicht mit ihren überflüssigen Gedanken zu kämpfen. Ja, sie waren überflüssig und dazu noch überbewertet. Warum sonst sollte er jetzt darüber nachdenken, warum Todoroki ihn nicht erneut versucht hatte zu küssen? Zu so einem günstigen Zeitpunkt wie gerade eben? Er konnte und wollte sich nicht bei diesen Überlegungen erwischen, denn das würde ja bedeuten, er hatte fest damit gerechnet - was ja hieße, er hätte es gewollt, was ja wohl total abwegig war. Verdammt. Das war keine besonders gute Grundlage für ihre Freundschaft. Eine Freundschaft, die Todoroki nach eigener Aussage ja ohnehin nicht wollte. Mit einem deutlich genervten Laut fuhr sich Midoriya mit beiden Händen durch die wirren grünen Strähnen. So sehr er sich auch den Kopf darüber zerbrach, es änderte nichts an der Tatsache, dass er wirklich erwartet hatte geküsst zu werden. Sein Stolz war angekratzt. Er war tatsächlich enttäuscht darüber, dass eine seiner sonst so sicheren Vermutungen nicht eingetroffen war. Weinen oder lachen. - Schule. Er hatte seit er ein kleines Kind war davon geträumt diese Schule zu besuchen. Diese Schule war alles, was er immer gewollt hatte. Und mehr. Außer heute. An diesem Tag hasste er so ziemlich alles an ihr. Die Lautstärke in den Gängen, diese schrille Klingel in ihrer fürchterlichen Regelmäßigkeit, das Kratzen der Kreide an dieser Tafel, alle seine Mitschüler mit ihrem schallenden Gelächter… Er konnte die tiefen Ringe unter seinen Augen spüren, dafür musste er nicht einmal einen Blick in den Spiegel riskieren. Seine Freunde hatten ihn heute Morgen bereits mit einem mitleidigen Blick bedacht und hatten ihn bis jetzt weitestgehend mit Konversation verschont – inzwischen war es Mittag und sie befanden sich in ihrer wohlverdienten Pause. Am liebsten hätte er den gesamten Tag damit verbracht seinen Kopf auf den Tisch zu legen. Seine Stirn hätte regungslos auf dem harten Holz geruht und er es wäre ihm möglich gewesen einfach alles auszublenden. Nur machten die Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung diesen Plan zu einer Unmöglichkeit. Bakugou war nicht bereit ihn zu verschonen. Er war nicht bereit, auch nur irgendeine Menschenseele auf diesem Planet zu verschonen, bei der er die Chance erhaschen konnte, sie brennen zu sehen. Let Midoriya burn. Nein, dieser Junge hatte ein Talent dafür Salz in seine offenen Wunden zu streuen, keine Prise sondern einen ganzen Sack. „Oi, Deku.“, war die relativ belanglose Begrüßung, die der blonde Teufel in Person ausstieß. Es wäre ein harmloses Unterfangen gewesen, wenn es nicht mit einer ruppigen Bewegung seiner Hand einhergegangen wäre, die prompt mit voller Kraft auf die Platte seines Tisches aufschlug. Midoriya konnte schwer einschätzen was schlimmer war, die Vibration die in seinem dröhnenden Schädel wiederhalte oder der Knall, der ihn aus seinem Dämmerzustand zurück in die Realität holte. In jedem Fall hatte Bakugou jetzt seine ungeteilte Aufmerksamkeit. Der Grünhaarige durfte sich jetzt nur nicht anmerken lassen, dass es ihm außerordentlich beschissen ging und er absolut keine Lust auf diese Auseinandersetzung hatte. „Was ist los, Kacchan?“, er sah gezwungener Maßen zu dem Anderen hinauf und versuchte so unbeeindruckt wie möglich zu klingen, was ihn in Anbetracht seiner aufkeimenden Kopfschmerzen wohl mehr schlecht als recht gelang. Und eigentlich hätte er sich diese Frage auch sparen können, was sein Gegenüber wollte war mehr als offensichtlich – ihm diesen Tag noch viel unerträglicher gestalten. Die Mundwinkel des Blonden zuckten amüsiert, als er sich mit beiden Armen auf dem kleinen Tisch abstützte und sich in einer sehr bedrohlich wirkenden Geste zu Midoriya hinunter beugte. „Du siehst aus wie der Tod in Person. Was hast du wieder ach so Wichtiges getrieben, he?“, die roten Augen funkelten ihn in gleicher Weise interessiert als auch herausfordernd an. Den abschätzigen Unterton mal außen vor gelassen. Unter normalen Umständen wäre der Grünhaarige in dieser Situation vor Nervosität eingeknickt und hätte dem Druck nachgegeben – also sich um irgendeine stotternde, zittrige und vor allem einfältige Erklärung bemüht. Nur war er für jede Anstrengung zu erschöpft. Er schaffte es schon kaum den Blickkontakt zwischen ihnen Beiden aufrecht zu halten. Das Einzige, was ihn nachfolgend davon abhielt in Genugtuung die Lider zu schließen, war diese aggressive Aura, die Bakugou rund um die Uhr ausstrahlte und seinen Fluchtinstinkt aktivierte. „Nichts Wichtiges. Ich konnte einfach nur nicht schlafen.“, war die relativ unspektakuläre Antwort, die so gesehen auch der Wahrheit entsprach und Midoriya dazu brachte prompt seinen Blick zu senken. Das Aufschauen war auf Dauer einfach zu mühsam für seinen in Mitleidenschaft gezogenen Kopf. „Hey, das Gespräch ist noch nicht beendet.“, kommentierte der Blonde sein Anzeichen von Schwäche mit einem nicht zu überhörenden, scharfen Ton in der Stimme. Allem Anschein wollte Bakugou ihm alle noch verfügbaren Nerven rauben und beugte sich in Absicht dessen, sogleich noch einige Zentimeter weiter hinunter. Eine positive Sache hatte das Ganze, der Grünhaarige musste nun nicht mehr besonders weit nach oben sehen. Allerdings führte es auch dazu, dass Midoriya jetzt wirklich eingeschüchtert war. Zumindest gab es jetzt keinen Weg mehr dem Anderen auszuweichen. Außerdem war gerade Mittagspause, die Wahrscheinlichkeit, dass sie hier also jemand unterbrach, war verschwindend gering. „Du kotzt mich an.“, es war ein Raunen, welches in keinem Zusammenhang mit ihrem vorangegangenen Gespräch stand. Midoriya konnte nicht mehr als ihn verwirrt anzublinzeln. Das war jetzt keine neue Information. Jeder der Augen im Kopf hatte, würde zu dieser Schlussfolgerung kommen. Nur konnte er nicht nachvollziehen, warum ausgerechnet jetzt dieser Satz fiel. „Du solltest dich mehr anstrengen, als alle anderen …“, seine Stimme war beunruhigend leise geworden, fast als wöllte er nicht, dass jemand ihrem Gespräch lauschte. „Und nicht hier herkommen wie das letzte Stück Scheiße, nur weil du nachts Besseres zu tun hast.“ Wenn Bakugou gerade versuchte ihn zu warnen - dann mit Erfolg. Seine Worte fruchteten. Sein schlechtes Gewissen stellte sich sofort ein, ohne jegliche Verzögerung. Es war vollkommen verantwortungslos von ihm so dermaßen durchzuhängen und das inmitten der Woche. Er hatte doch so verflucht viel aufzuholen. „Du hast Recht…“, nur ein Nuscheln, mehr zu sich selbst als zu dem Anderen. Die Erkenntnis traf ihn unerwartet, aber nicht weniger hart. Fast zeitgleich schob er seinen Stuhl nach hinten und erhob sich wie in einer Art Trancezustand aus seiner Starre. „Natürlich hab ich das, Deku.“ Aber das konnte Midoriya schon nicht mehr hören, so schnell hatte er von seinen Beinen Gebrauch gemacht. Zügig eilte er in Richtung Tür, schob sich im Gang sogleich notgedrungen an einigen Schülern vorbei. Er brauchte seine Ruhe. Zeit zum Nachdenken. Nur einige wenige Minuten in trauter Einsamkeit würden ihm ausreichen. Das Wichtigste war nur, dass er jetzt einen kühlen Kopf bewahrte und nicht aus der Fassung geriet. Dummweise gehörte er zu dem Typ Mensch, dem man sofort ansah, wenn etwas nicht stimmte. Weinen oder lachen? Er wusste es nicht mehr. Noch ehe er überhaupt die Chance hatte sich einen Rückzugsort zu überlegen, geschweige denn eine grobe Richtung einzuschlagen, wurde er auch schon grob am Arm gepackt und am Weitergehen gehindert. Automatisch fuhr der Grünhaarige herum, um auszumachen, wer ihn hier so unverschämt davon abhielt seine verdiente Ruhe zu finden. Er kam nicht umhin, dass ein völlig entnervtes „Was?“, seine Lippen verließ. Doch die Augen, die ihm entgegenfunkelten waren nicht unbekannt. Vor allem aber waren sie mehr als nur wütend. Es stellte sich nur die Frage, worauf eigentlich? Der Griff um seinen Arm verstärkte sich noch, als er auch schon entgegen seines Willens mitgezogen wurde. Nur wenige Augenblicke fand sich Midoriya in einem kleinen Raum wieder - einer Besenkammer gar nicht so unähnlich. Augenscheinlich wurden in dieser Kammer sämtliche Putzutensilien der Schule aufbewahrt, aber viel Zeit um sich einen Überblick zu verschaffen blieb ihm nicht. Schon jetzt wurde er mit einer unsanften Bewegung gegen die hölzerne Tür gedrückt, die sein Gegenüber soeben hinter ihnen Beiden verschlossen hatte. Die Hand, die eben noch unangenehm seinen Arm gepackt hatte, befand sich nun an seiner Schulter und übte einen unnachgiebigen Druck gegen diese aus. Und dabei kam Midoriya noch nicht mal entfernt in den Sinn, sich zur Wehr zu setzen. „Was hat er gesagt?“, er versuchte sichtlich seine allgegenwärtige Ruhe und mühsam aufgebaute Unnahbarkeit zu bewahren. Vergebens. Die Fassade bröckelte. In Todoroki brodelte es, wie in einem Vulkan – wenige Minuten vor dem Ausbruch. Seine angespannte, aufgewühlte Körperhaltung sprach Bände. „Was?“ Midoriya verstand nicht und dementsprechend ahnungslos platzte es aus auch aus ihm heraus. Anscheinend machte das sein Gegenüber noch eine Spur ungehaltener. Der Raum war an sich nicht besonders hell erleuchtet, eher düster und im Eifer des Gefechts hatte Todoroki sich keine Mühe gemacht einen Lichtschalter zu finden. Trotz dessen registrierte der Grünhaarige zeitnah, wie sich das Gesicht des Anderen seinem eigenen bedrohlich näherte. Er schluckte hart. Es war ja nicht seine Absicht gewesen sich dumm zu stellen. „Ich will wissen, was dieser Idiot von Bakugou gesagt hat. Jetzt.“, gab Todoroki ein weiteres Mal unmissverständlich zu verstehen. Seine Stimme irgendwo zwischen schneidend und kurz davor die schwer zu erhaltende Fassung zu verlieren. Zwar hatte Midoriya nach wie vor keine Ahnung, warum der Andere dermaßen heftig reagierte, dennoch empfand er es nicht als notwendig ihn über jedes Gespräch, was er führte zu informieren. „Warum willst du das wissen?“, eine einfache Frage, die auf der Hand lag. „Sag.es.mir.einfach.“, dieses Mal mit deutlich mehr Nachdruck, ihre Lippen nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt. Wenn sich Midoriya genug konzentrierte, konnte er den Atem des Anderen auf seiner Haut tanzen spüren. Er musste sich nur ein kleines Stück vorlehnen, dann wäre ihre Diskussion für beendet erklärt. „Nein.“, lautete seine entschiedene Antwort und für diese unvorhergesehene Entschlossenheit war er erstaunlich gefasst. Es gab keinen nachvollziehbaren Grund dafür. Woher wusste Todoroki überhaupt von ihrem Gespräch? Privatsphäre schien diesem Jungen ein Fremdwort zu sein. Vor allem, wenn es um die von Midoriya ging. Mittlerweile bohrten sich die Finger des Anderen unerlässlich, fast schmerzhaft, in die Haut seiner Schulter. Jedoch verließ kein Laut seine Lippen, während er sich auf eine mögliche Reaktion seines Gegenübers konzentrierte. Dieser schien im Folgenden einen inneren Kampf mit sich selbst auszutragen. „Was ist das zwischen euch?“, fragte Todoroki schließlich, als hätte er sich dazu entschieden seine Beherrschung so lange wie nur irgend möglich zu behalten. Sein Kiefer zuckte währenddessen bereits ein wenig zu unkontrolliert. „Zwischen mir und Kacchan?“ Der Name an sich schien bei Todoroki schon einen angewiderten Ausdruck zu Folge zu haben, was milde formuliert war, denn er machte eher den Eindruck als hätte er etwas Verdorbenes gegessen. Jetzt wo sie sich so nah waren, hatte Midoriya einen uneingeschränkten Blick auf dessen derzeitige Mimik. Und diese sagte mehr als tausend Worte. Er gab sich kein bisschen Mühe seine Abscheu zurück zu halten. „Wir sind Kindheitsfreunde. Wir kennen uns seit x-Jahren.“, erklärte der Grünhaarige nun sachlich und nüchtern. Mehr gab es seiner Meinung nach darüber wirklich nicht zu sagen. „Wieso ist er dann immer so aufdringlich?“ Die Stimme des Anderen triefte förmlich vor Misstrauen, als ahnte er schon, dass da mehr war. „Schön. Ich glaube er ist immer noch sauer, dass ich ihn damals retten wollte. Und weil ich plötzlich meine Fähigkeit habe…kommt er sich wohl verarscht vor.“, keine Geschichte, die er jemanden brühwarm erzählen wollte, aber er schätzte Todoroki inzwischen als so vertrauensvoll ein, dass er eigentlich kein Problem damit hatte. Wenn es dabei half dessen merkwürdige Bedenken über Bord zu werfen, bitteschön. „Gerettet? Warum?“, hackte Todoroki weiter nach. Also fuhr Midoriya mit seiner absoluten Lieblingsgeschichte fort. Bakugou würde ihm einen langsamen, qualvollen Tod bereiten, wenn er wüsste, was hier ohne Umschweife aus ihm heraussprudelte. „Kurz bevor wir auf diese Schule kamen. Da war so ein furchtbar schleimiges…“ „Und warum?“, unterbrach Todoroki ihn in Ermangelung von weiterer Geduld ziemlich grob. Die Frage überraschte ihn tatsächlich. Und brachte ihn ein bisschen aus dem Konzept. Worauf das hier hinauslaufen sollte, verstand Midoriya nach wie vor nicht. Diese umständlichen Fragestellungen, diese geforderten Erklärungen, wenn er es nicht besser gewusst hätte, dann würde er meinen das hier wäre eine polizeiliche Befragung. Und er der Hauptverdächtige einer Straftat. Keine Ahnung, warum er sich sonst so dermaßen intensiv rechtfertigen musste. „Wie warum? Helden müssen Menschen retten, egal welchen, das liegt in der Natur der Sache. Dafür gibt es Helden. Ich wo-..“, die Antwort war so einfach und unvoreingenommen. Nichts auf dieser Welt würde ihm je leichter fallen. Todoroki unterbrach ihn trotzdem auf effektive Art und Weise. Von einem zum anderen Moment. Unvorbereiteter denn je. Zumindest hätte es im Nachhinein betrachtet dafür keinerlei eindeutige Anzeichen gegeben. Nichts auf der Welt hatte die Fähigkeit ihn derart umfänglich zum Schweigen zu bringen. Und das ohne jegliche Form von Gewalt. Kurzerhand durfte der Grünhaarige fremde, aber ausgesprochen weiche Lippen auf seinen eigenen spüren. Wie in einer Art Reflex schloss Midoriya die Augen, registrierte nur am Rande wie sich der Griff um seine Schulter lockerte und stattdessen zwei warme Hände sein Gesicht umfassten. Sein Kopf war wie leergefegt. Alle vorangegangenen Bedenken irgendwo im Nirvana. Bakugous Standpauke – seine Gewissensbisse - vollkommen unwichtig. Als sich der Druck dieser federleichten Berührung verstärkte, erwiderte er den dargebotenen Kuss im gleichen Maß. In einer vorsichtigen Geste lehnte er sich leicht nach vorn. Seine eigenen Finger hatten inzwischen den Weg zu der Brust seines Gegenübers gefunden und gruben sich dort angekommen, sanft in den Stoff von dessen Schuluniform. Am Rande nahm er wahr, wie sogar ein Daumen seines Gegenübers zärtlich über seine, mittlerweile feuerrot glühende, Wange strich. Nach einer gefühlten Ewigkeit löste sich Todoroki schließlich von seinen Lippen. Leider brauchte der menschliche Organismus Luft zum Atmen. Ansonsten hätte er diesen Moment wohl länger ausgekostet. Eine gewisse Enttäuschung machte sich im Inneren des Grünhaarigen breit, von der er erst jetzt wusste, dass sie überhaupt existierte. „Wieso jetzt? Wieso nicht gestern?“ Midoriya hätte nicht erwartet derart schnell seine Stimme wieder zu finden. Trotzdem brannte ihm diese Frage augenblicklich auf der Zunge. Vielleicht konnte er deshalb auch darüber hinweg sehen, dass er klang wie ein verschüchtertes Kleinkind. „Eifersucht.“ Nur ein Wort, aber Todoroki hatte das Talent es so zu sagen, als würde es alles auf der Welt erklären können. „Eigentlich wollte ich abwarten bis du den ersten Schritt machst, aber…“ Er zuckte nur mit den Schultern. Es war keine Entschuldigung, aber immerhin ein Eingeständnis. „…ich bin nicht sehr geduldig.“ Natürlich war er das nicht. In keiner Hinsicht, jemals. „Das war mein erster Kuss.“ Der Grünhaarige wusste nicht mal, warum er das gerade jetzt rausposaunte. Es platzte einfach so aus ihm heraus – ohne jegliche Logik. „Verdammt.“ Ein Fluchen, gefolgt von einem leisen, tiefen Lachen, das es tatsächlich schaffte sein Herz noch eine Spur schneller schlagen zu lassen. „Und das in dieser Spelunke.“ Er registrierte anhand von Todorokis Silhouette, dass er sich in einer ungelenken Bewegung durch die Haare fuhr. Allem Anschein nach war ihm das unangenehm. Ob es nun an seiner Beichte oder der Absonderlichkeit der Situation lag, konnte er nicht sagen. Zumindest sah es sein Gegenüber nicht als Triumph an ihm seinen ersten Kuss geraubt zu haben. Das war ein Anfang. Midoriya hatte trotzdem keine passende Antwort parat. Wahrscheinlich würde er sich glücklich schätzen können, wenn es ihm im Laufe des Tages überhaupt noch einmal gelingen würde, sich wieder auf etwas zu konzentrieren. Momentan herrschte nämlich nichts außer Chaos in seinem Kopf. „Das mach ich wieder gut.“, vernahm der Grünhaarige die Worte seines Gegenübers gedämpft. Sein Gehirn war mit Watte umhüllt und schwebte irgendwo über den Wolken. Natürlich stellte sich seine jämmerliche Aufmerksamkeitsspanne als ein folgenschwerer Fehler heraus. „Was? Hey-!“ Ein überflüssiger, verspäteter Einwand. Diesmal hatte Todoroki ihn zwar gewarnt, nur hatte er diesem Fakt nicht genügend Bedeutung zugemessen. Wahrscheinlich war sein Gefahrenfrüherkennungssystem jetzt endgültig zum Erliegen gekommen. Als sein Gegenüber sich ihm ein zweites Mal in kürzester Zeit näherte, war es auch schon um ihn geschehen. Widerstand zwecklos. Erneut durfte er diese aufmüpfigen, süßen Lippen auf den eigenen spüren. Irgendwie hatte er geglaubt dieser romantischen Handlung beim zweiten Mal gefasster gegenüberzustehen und allem was kommen konnte, gewachsen zu sein. Leider war dem nicht so. Der zweite Kuss war anders - viel leidenschaftlicher als er es erwartet hatte. Midoriya hätte nie für möglich gehalten, dass ihm etwas Derartiges mal die Luft zum Atmen rauben konnte - aber er tat es. Wieder schloss er reflexartig die Augenlider, tat es dem Anderen damit gleich. Todorokis Hände umschlossen dieses Mal auch nicht sein Gesicht, sondern legten sich in einer eindeutig besitzergreifenden Geste um seine Hüfte und drängten Midoriya, in Folge dessen, dicht an den fremden Körper vor sich. Zwar hatten sie sich zuvor bereits umarmt – nur war jene Berührung ein schlechter Witz gegenüber diesem Kontakt. Der intensive Geruch, die allumfassende Wärme seines Gegenübers vernebelten seine Sinne und er musste den Drang widerstehen tief durch die Nase einzuatmen. Wie von alleine fanden seine eigenen Arme den Weg zu Todorokis Schultern, damit sie ihm ein wenig Halt spenden konnten. Im Nachhinein betrachtete eine wirklich gute Entscheidung, denn als die Zunge seines Gegenübers dann auch noch die Dreistigkeit besaß über seine geschlossenen Lippen zu fahren, hatte er das Gefühl sein Herz würde für einen Moment aussetzen. Ein überraschtes und vor allem überfordertes Keuchen verließ seinen Mund. Anscheinend wirkte dies wie eine Art Einladung auf Todoroki, der im Folgenden seinen Gegenpart zum Mitwirken anregte. Ein Spiel bei dem Midoriya nur verlieren konnte. Todoroki war eindeutig der Dominante. Trotzdem hatte dies zur unmittelbaren Folge, dass sein Blut erstmals nicht in seinen Kopf, sondern in andere Regionen seines Körpers schoss. Das war alles andere als gut. „Fuck.“, ein leises, erhitztes Fluchen entfloh ihm, völlig untypisch für seine Person. Ob es allerdings darauf zurück zuführen war, dass sich ungeahnte Gefühle in ihm breitmachten oder aus dem einfachen Grund heraus, dass Todoroki ihm gerade schamlos auf die Unterlippe gebissen hatte, vermochte er nicht zu sagen. Zu allererst war er froh über diese unsanfte Beendigung ihres Kusses, weil dies bedeutete, er müsse nicht gänzlich im Erdboden versinken. Der Schmerz tat sein Übriges und holte ihn zurück ins Hier und Jetzt. „Ich hoffe das war angemessener für dich.“, kommentierte Todoroki seine Aktion, als wäre es irgendetwas dem man einer Bewertung unterziehen konnte. Doch auf so schlagfertige Antworten seitens Midoriya konnte man momentan nicht hoffen. Also nickte der Grünhaarige nur stumm und überfordert vor sich hin, während er zeitgleich versuchte seine gehetzte Atmung zu normalisieren. Ein allseits bekanntes Geräusch drang zu ihnen und verkündete das Ende ihrer Pause. Einer diesmal viel zu langen Pause, wenn man Midoriya fragte. Beunruhigend wie passgenau die Klingel ertönte. Fast als hätte sie sich exakt nach Todorokis Bedürfnissen ausgerichtet. Über eine derartige Ungerechtigkeit konnte man sich nur aufregen. Trotz dessen blieb ihnen keine andere Wahl als sich voneinander zu trennen, was vor allem Todoroki sichtlich schwer zu fallen schien. Er wirkte eher als hätte er diesen Spaß gern auf die Spitze getrieben. Midoriya war dagegen froh in Ruhe seine Gedanken sortieren zu können. Glücklicherweise beobachtete niemand wie sie beide zusammen aus demselben Raum geschlichen kamen, geschweige denn zog jemand Midoriyas hellrotes Gesicht einer genaueren Betrachtung. Er sah bestimmt mindestens genauso durcheinander aus wie er sich fühlte. Jeder Idiot hätte hier eins und eins zusammen ziehen können. Kapitel 5: Ganz nah dran ------------------------ „Also, was hat dieses lächerliche Knallbonbon zu dir gesagt?“ Todoroki versuchte es so beiläufig wie möglich klingen zu lassen. Die Art und Weise wie er das Ganze versuchte ins Lächerliche zu ziehen, verriet viel darüber wie wichtig es ihm war, Näheres darüber zu erfahren. Seine gesamte Aufmerksamkeit war bei dieser Frage und bei der Antwort, die er von Midoriya erwartete. Dieser Junge ließ ihm keine Ruhe, nicht bis er das letzte bisschen Wahrheit aus ihm hinausgepresst hatte. Mit welchen Mitteln auch immer. Sie trainierten zu zweit. Am selben Strand, zu einer früheren Zeit und trotz seines offensichtlichen Schlafmangels der gestrigen Nacht. Komischerweise hatte sich Todoroki mit der Aussage, dass es ihm viel besser ging, zufrieden gegeben und keinerlei Widerspruch gegen ein Training eingewendet. In Anbetracht seiner Gesprächseröffnung war es allerdings nicht mehr sehr verwunderlich. Todoroki hatte wahrscheinlich nicht vor mit ihm zu trainieren, stattdessen wollte er ihn lieber in eine Unterhaltung über Bakugou verwickeln. Ganz schön hinterhältig. Aber der Zweck heiligt ja bekanntlich die Mittel und auf diese Weise war es um einiges unkomplizierter an Midoriya heranzukommen ohne ständig an dessen lästigen Freunden vorbei zu müssen. Wie auf Kommando ließ sich Midoriya in den weichen Sand unter seinen Füßen sinken. Irgendwas tief in seinem Inneren sagte ihm, dass diese Sache nicht innerhalb von fünf Minuten geklärt war. Also konnte er sich genauso gut hinsetzen. Ein tiefes Seufzen, von dem es ihm wichtig war, dass Todoroki es auch für voll nahm. Er sollte ruhig wissen, dass ihm diese Diskussionen zu wider waren. Als ob alles zwischen ihnen beiden geklärt wäre! Es gab mehr als hundert Dinge zwischen ihnen, über die bis jetzt keiner ein Wort verloren hatte und Todoroki interessierte sich nur für Bakugou? „Es ist kompliziert.“, lautete deshalb seine abschließende Antwort zu diesem leidigen Thema. Merkwürdig war nur, dass sein Gegenüber schwieg, anstatt weiter nachzufragen. Tatsächlich tat er wie so oft Dinge, die nicht vorherzusehen waren. Zuerst ließ er sich nur neben den Grünhaarigen in den Sand fallen. Doch dann besaß er wirklich die Dreistigkeit, seinen Kopf auf Midoriyas Beinen zu betten. Und dann hatte er auch noch die Nerven in völliger Entspannung seine Augen zu schließen. Es folgte wie gewohnt Stille. „Du hast nicht vor mit mir zu trainieren, oder?“ Der Anflug eines verräterischen Grinsens. Eigentlich war das bereits Antwort genug für ihn. „Nicht wirklich.“ Midoriya stieß ein Seufzen aus. Möglicherweise lauter und schwerer als er es geplant hatte. Dieser Junge war nicht zu fassen. „Wirst du je Klartext mit mir sprechen?“, brummte der Grünhaarige mehr, als er wirklich sprach. „Vielleicht, wenn du anfängst mit mir Klartext zu sprechen.“ Au. Das saß. Mitten ins Schwarze getroffen. Trotz der Tatsache, dass Todoroki es so leicht daher sprach, wusste der Grünhaarige, dass es ernst gemeint war. In dieser Sache musste er ihm Recht geben. Es war nicht besonders fair das von jemanden zu verlangen. Anstatt diese Meinungsverschiedenheit weiter auszuweiten, begann Midoriya wie von selbst die Finger durch die unterschiedlich gefärbten Haarsträhnen fahren zu lassen. Todoroki war selber schuld, wenn er hier wie auf dem Präsentierteller vor ihm lag. Doch es machte nicht den Anschein als würde ihn diese Behandlung großartig stören. Zumindest bewegte er sich keinen Zentimeter aus seiner eingenommenen Position. Wie hypnotisiert strich er dem Anderen letztendlich alle störenden Haare aus der Stirn, bis er einen ungehinderten Blick auf dessen Brandnarbe hatte. Dieses Mal ließ er sich jedoch nicht von deren Erscheinungsbild einschüchtern und setzte seine Berührungen ohne jegliche Scheu fort. „Also…was willst du?“ Und es wirkte wirklich als würde sich Midoriya seinem Schicksal geschlagen geben und einsichtig werden. Weiterhin war sein Blick unentwegt auf das faszinierende Gesicht des Anderen gerichtet. „Fürs Erste würde mir reichen, wenn du erzählst, was er gesagt hat.“, erwiderte Todoroki mit völlig entspannter Stimme. Ob das nun an der beruhigenden Atmosphäre des Strandes oder Midoriyas Berührungen lag, war von außerhalb schwer einzuschätzen. „Schön. Er hat war wütend, dass ich anscheinend lieber die Nächte durchmache anstatt mir Mühe zu geben zu euch aufzuholen. Ich muss mich mehr anstrengen, wenn ich nicht so ein elender Loser bleiben will. Fertig.“, dass das bereits die stark verschönerte Version der Geschichte war, musste er ja nicht erwähnen. Kraftausdrücke konnte er getrost bei Seite lassen, denn die taten nichts für das Verständnis. Zwar hatte Midoriya fest damit gerechnet, dass die Reaktion des Anderen alles andere als positiv ausfallen würde, trotzdem war er überrascht wie sich Todoroki ruckartig unter seinen Berührungen verspannte. Als sein Gegenüber dann die Augen öffnete, konnte Midoriya nicht eindeutig sagen, welchen Gefühlsausdruck er dort vorfand. „Ich sollte ihn umbringen.“, so trocken, so ernst, dass der Grünhaarige nicht den geringsten Zweifel hatte, dass dies eine ernstgemeinte Überlegung war. Als Todoroki sich in Folge dessen auch noch aufsetzen wollte, konnte Midoriya den Schock darüber kaum noch verbergen. Als einzig logischer Schluss hielt er den Anderen an der Schulter fest. Todoroki schien zu bemerken, dass seine Reaktion eventuell etwas übertrieben gewesen war. Er bemühte sich um ein schiefes Lächeln. „Nur ein Scherz.“ Ein langsames Nicken seitens des Grünhaarigen. Das hatte bis eben aber nicht so gewirkt und er zweifelte auch jetzt nicht an dem Wahrheitsgehalt dieser Aussage. In einer gezielten Bewegung griff Todoroki nach der Hand des Anderen und befreite sie von seiner Schulter. Als er letztendlich wieder seinen eigenen Beinen stand, nutzte er die dargebotene Geste, um Midoriya mit sich ziehen zu können. „Du solltest dich lieber Zuhause ausruhen.“, schlug Todoroki nun wieder in seiner gewohnt kühlen Art vor und Midoriya dachte nicht im Traum daran ihm in dieser Hinsicht zu widersprechen. Er war besorgniserregend erledigt. Das Wiedersehen mit seinem Bett würde den Höhepunkt dieses Tages darstellen – Moment. Wieso schoss ihm gerade jetzt die Erinnerung an ihren Kuss in den Kopf? Wie von selbst schüttelte er leicht eben diesen. Woraufhin Todoroki nicht anders konnte als ihm fragend entgegen zu blicken. Immerhin konnte er seine wirren Gedanken nicht nachvollziehen. Händchenhalten taten sie im Übrigen immer noch. Allein das reichte schon aus, um ihn wieder rot anlaufen zu lassen. „Schon okay…Ich werde mich Zuhause hinlegen.“, antwortete er schließlich deutlich verspätet und fuhr sich mit einer ungelenken Bewegung durch die grüne Mähne. Da sie sich nun am heiligten Tag auf den Weg machen würden, entzog Midoriya seine Hand aus der leichten Umklammerung. Todoroki sagte zwar nichts, doch seine Augen verengten sich für die kürze des Augenblickes leicht und eindeutig missbilligend. - Seine Glückssträhne nahm kein Ende. Zu Allem Überfluss hatte er jetzt den Denkzettel für den sorglosen Umgang mit seiner Gesundheit bekommen und der hieß: Fieber. Keine leicht erhöhte Temperatur, kein mittleres, sondern hohes Fieber. Die offensichtliche Verweigerung seines Körpers gegen weitere Überanstrengung. Eine logische Konsequenz war, dass er die Schule einige Tage nicht besuchen konnte und den gesamten Tag im Bett verbringen musste, halb schlafend, halb im Delirium. Vom Schüttelfrost sollte er selbstredend ebenfalls nicht verschont bleiben. Alles in allem ging es ihm milde ausgedrückt: hundeelend. Inzwischen war es der zweite Tag, an dem er nichts tun konnte, als an die Zimmerdecke über seinem Kopf zu starren. Er konnte sich nicht daran zurück erinnern, wann er das letzte Mal derart krank gewesen war, aber es musste in seinen Kindertagen gewesen sein. Seine Mutter hatte sich bisher rührend um ihn gekümmert und auch seine Freunde waren bereits am ersten Tag seines Fehlens in vorbeigekommen und hatten sich nach seinem Empfinden erkundigt. Natürlich nicht ohne einen Berg an Hausaufgaben mitzubringen. Der Einzige, der sich bis Weilen nicht nach seinem Befinden erkundigt hatte, war Todoroki. Schön, sie hatten nach wie vor nicht über ihre Beziehung zueinander gesprochen, aber irgendwie hatte er schon damit gerechnet wenigstens eine Nachricht auf sein Mobiltelefon zu bekommen. Aber Todoroki hüllte sich in Schweigen und Unnahbarkeit. Also alles beim Alten. Noch bevor er sich weiter mit dieser Thematik beschäftigen oder gar darüber aufregen konnte, klopfte es an seiner Zimmertür. Automatisch richtete sich sein Blick auf den Ausgangspunkt des Geräusches. Die Person, die im Folgenden eintrat, veranlasste ihn prompt dazu sich die Decke weit über den Kopf zu ziehen. Eine recht kindische Reaktion, aber durchaus wirksam. Er wusste, dass er momentan keinen schönen Anblick lieferte und wollte vermeiden, dass er jemanden so im Gedächtnis blieb. Er konnte hören wie sich im Hintergrund besagte Tür wieder schloss und bemerkte zu seinem Leidwesen, wie die Matratze unter einem weiteren Gewicht als seinem eigenem, nachgab. „Deine Mutter hat mich reingelassen.“, gab der Besucher auch sogleich eine ruhige und sachliche Auskunft darüber, wie er es so schnell geschafft hatte sich Zutritt zu seinem Zimmer zu verschaffen. Midoriya bemühte sich um keine Antwort, sondern nuschelte etwas Unverständliches in seine Decke. Zur Not würde er eben unter diesem Lacken einen qualvollen Hitzetod sterben. Doch der Andere nahm ihm dieses Vorhaben sogleich ab und zog mit einer kräftigen Bewegung das störende Stück Stoff zur Seite. „Was willst du hier?“, nur ein Brummen, während er unter Aufwendung all seiner verfügbaren Kräfte den äußerst begehrten Gegenstand zurückeroberte. Wenn icht jeder Atemzug allein schon so unsagbar mühselig wäre. „Nachsehen wie es dir geht?“, anscheinend empfand Todoroki diese Frage als überflüssig oder als dämlich, so genau konnte man das nie sagen. Midoriya verdrehte lediglich genervt die Augen. Zum Sprechen hatte er ohnehin zu wenige Ressourcen. Entweder Todoroki wusste nicht, dass es kranken Leute unangenehm war, wenn man sie schwitzend und elendig leidend in ihrem Bett überraschte oder aber er maß auch dieser Sache nicht sonderlich viel Bedeutung zu. Zumindest hatte er keinerlei Berührungsängste – auch in einer Situation wie dieser nicht. Ohne zu Zögern legte er eine Hand auf die Stirn des Grünhaarigen, strich vorher noch die störenden Strähnen beiseite und versuchte dann scheinbar eine Einschätzung über die Temperatur zu treffen. Er verzog jedoch keinerlei Miene bei seiner Erkenntnis. Die einzige Veränderung die Midoriya nachfolgend feststellen konnte, war dass sich eine wohltuende Kälte auf seiner Haut ausbreitete, die eindeutig von seinem Gegenüber ausging. Kein Wunder, dass er sofort die Augen schloss. Alle vorher unternommenen Maßnahmen waren ein Witz dagegen. „Du kannst für immer hier bleiben.“, murmelte Midoriya zufrieden, irgendwo zwischen Wachheit und einem Traumzustand. Leider konnte er nicht sehen, wie sich augenblicklich ein Lächeln auf den Zügen des Anderen bildete. Doch Todoroki setzte in seiner Aufopferungsbereitschaft noch eine Schippe drauf. So rutschte er im darauffolgenden Moment tatsächlich näher an den Grünhaarigen heran und legte sich mit unter seine Decke. Da sein Bett lediglich für eine einzige Person ausgelegt war, gab es nicht viel Platz auf den man zurückweichen konnte, dementsprechend eng lagen sie nun aneinander. Für Midoriya reichte diese Veränderung auf, um wieder hellwach zu sein. Mehr schlecht als recht versuchte er Todoroki mit seinen Armen ein Stück von sich zu schieben. „Du wirst auch krank.“, warnte der Grünhaarige mit belegter Stimme, kassierte aber nur ein verneinendes Kopfschütteln seitens des Anderen. Schön, dann nicht. Allem Anschein nach war er auch über dieses menschliche Leid erhaben. „Deine Mutter ist übrigens Einkaufen, falls dir das Sorgen bereitet.“, fügte Todoroki noch mit einem seltsamen Unterton hinzu, als hätte Midoriya diesbezüglich bedenken. „Mir egal.“, war sogleich die patzige Antwort, während er sich gegen seine ursprünglichen Einwände doch an den angenehm kühlen Körper neben sich drückte. Er hatte jetzt keine Lust auf irgendwelche sinnlosen Diskussionen. Genauso wenig wie auf Gegenwehr. Das lag alles außerhalb seiner Machtverhältnisse. Midoriya wollte nur Schlafen. - Unmöglich zu sagen, wie lange er geschlafen hatte. Vielleicht eine, vielleicht zwei Stunden. Alles was er als er seine Augen öffnen konnte war nur, dass es in der Zwischenzeit dunkel geworden war. Kein einziger Lichtstrahl stahl sich mehr durch die Spalten seiner Rollläden. Den Sonnenuntergang musste er dementsprechend auch komplett verpasst haben. Und da gab es noch eine kleine aber feine Angelegenheit, die er nicht außer Acht lassen durfte, geschweige denn überhaupt konnte. Er war nicht allein. Natürlich funktionierte sein Erinnerungsvermögen entgegen seiner anderen Körperfunktionen noch tadellos – nur etwas zu schleppend. So wurde ihm erst nach und nach klar, wer da neben ihm lag und in eindeutiger Pose einen Arm um seine Hüfte geschlungen hatte. Und erst dann kam das warum hinzu. Seinen eigenen Tod vorzutäuschen war nie verführerischer gewesen. Aber möglicherweise musste er das gar nicht – zumindest nicht jetzt sofort, denn Todoroki war ebenfalls alles andere als wach. Wenn er die Indizien richtig miteinander in Verbindung setzte, war sein Gegenüber ebenfalls in einen tiefen Schlaf verfallen. Oh Gott. Bestimmt hatte seine todesneugierige Mutter schon mindestens einmal nachgesehen, wie es ihnen ging und es nicht für nötig empfunden sie zu wecken. Hervorragend. Jetzt wurde ihm die feierliche Aufgabe zu Teil Todoroki aus seinem Dornrösschenschlaf zu erwecken. Es gab tausend Dinge auf der Welt, die er lieber getan hätte, denn er hatte keine Ahnung wie er das anstellen sollte. Außerdem war er eine Nuance zu sehr angetan von diesem seltenen Schauspiel, was sich ihm hier bot. Der Grünhaarige glaubte nicht, das Gesicht des Anderen je derart unschuldig gesehen zu haben. Nach wie vor makellose Züge, aber so unendlich friedlich. Midoriya biss sich auf die Unterlippe. Eine Eigenart auf die er in letzter Zeit recht oft zurückgreifen musste. Er haderte mit sich. Da die Vernunft aber immer siegen musste, gab er sich letztendlich einen Ruck. Sanft rüttelte er mit einer Hand am Arm des Anderen. Sofort schlug Todoroki seine Augen auf, wirkte im ersten Moment ziemlich orientierungslos und auch eine Spur schockiert, bis auch bei ihm zwangsläufig die Erinnerungen zurückkehrten. Midoriya konnte nicht anders als breit und überlegen zu grinsen. Allein dieser Ausdruck war alle Strapazen wert gewesen und da konnte er auch getrost ausblenden, dass Todoroki ihn nach wie vor in einer halben Umarmung hielt. „Hast du deinen Mittagsschlaf hier geplant, oder…?“ wollte Midoriya mit einem neckenden Unterton wissen. Das Lachen in seiner Stimme konnte er nicht vergeben. Inzwischen versuchte sein Gegenüber sich in mit einer umständlichen Handbewegung irgendwie die durcheinander geratenen Haare zu ordnen. Vergebens. Also war er doch ein Mensch aus Fleisch und Blut. „Eigentlich nicht.“, lautete die raue Antwort. „Ich hätte den Gruppenzwang nicht unterschätzen dürfen.“ Er zuckte nur gewöhnt lässig mit den Schultern, als sei es nicht der Rede wert. Trotzdem konnte man zwischen den Zeilen lesen, dass es ihm unangenehm war. Mit deutlicher Verzögerung stellte der Grünhaarige überrascht fest, dass sich die Hand seines Gegenübers unerlaubt auf Wanderschaft begab. Jene Hand, die eben noch still an seiner Hüfte geruht hatte, schob sich nun völlig ungeniert unter das Oberteil seines Schlafanzugs. „Hey!“, ein kläglicher, erstickter Laut, der von ihm kam. Mehr war momentan einfach nicht drin. Todoroki störte sich an seinen kümmerlichen Einwänden nicht, sondern legte seine eigene Handfläche auf die unbedeckte Brust des Anderen. Ihrer beider Körpertemperaturen lagen noch immer meilenweit voneinander entfernt, dennoch verzogen sich die Lippen des Größeren zu einem zufriedenen Lächeln. „Ich denke, du hast kein Fieber mehr.“, schlussfolgerte er fachmännisch, bewegte seine Hand jedoch nicht von Ort und Stelle. Midoriya konnte nur langsam nicken. Aus seinem Mund kam doch sowieso nichts Sinnvolles mehr, da konnte er es auch gleich lassen. Gut, dass an Farbsehen längst nicht mehr zu denken war, denn es fühlte sich zumindest auf seinen Wangen nicht an als hätte er wieder eine normale Körpertemperatur. Er schluckte hörbar, denn hier war kein Geräusch, was seine verräterische Reaktion übertönen konnte. Todoroki fand wie immer Gefallen daran ihn bis ans Äußerste zu treiben, als wäre es ihm eine sadistische Freude auszuprobieren wie weit er bei Midoriya gehen konnte, ehe dieser ihm einen Riegel vorschob. Anscheinend nicht weiter als bis hier hin. Midoriya ertrug diesen Körperkontakt keine Sekunde länger, griff in wie einer Art Impuls nach den Hand des Anderen und zog sie unter seinem Shirt hervor. Sicherheitshalber verschloss er die Finger seines Gegenübers mit den eigenen. Mit einer Mischung aus Scham und Bitten blickte er in das Gesicht des Übeltäters. Todoroki gab sich geschlagen, unternahm daraufhin keinen weiteren Versuch dieser Art. „Shouto…“, sein Vorname, so leise. Midoriya hatte seine vollste Aufmerksamkeit, als er seinen Namen aussprach, nein, Todoroki hing förmlich an seinen Lippen fest. Obwohl die Lichtverhältnisse grottig waren und er sonst in diesem kleinen Zimmer nicht viel erkennen konnte. Entweder das war jetzt furchtbar mutig oder furchtbar wahnsinnig. Eine Entscheidung darüber würde er wohl erst im Nachhinein treffen – wenn sie denn überhaupt bei ihm lag. So sehr sich auch sein kämpferisches Löwenherz in den Vordergrund drängte, da gab es immer noch jemand und etwas vor dem er sich fürchtete. Todoroki und seine Reaktion. Ursprünglich war es nicht seine Absicht gewesen, diese mühselig aufgebaute Atmosphäre so zu zerstören, aber er brauchte Klarheit. Sicherheit für sein Seelenheil. Jetzt mehr als jemals sonst. „Willst du dir wirklich mit mir dein Leben ruinieren?“ Seine unverblümte Ansicht. Es gab keine passenden Worte, um das schonend zu umschreiben. Das war es, worauf es unweigerlich hinauslaufen würde. In Todorokis Gesicht stand ein nie dagewesener Ausdruck. Entweder er hatte an dieser Stelle nicht mit solchen direkten Worten gerechnet oder er hatte bis jetzt keinen Gedanken daran verschwendet und war völlig überrumpelt. „Wie kommst du darauf?“, die Augen sichtbar verengt, die Stimme einen Ton tiefer als sonst. „Ich frage mich einfach, was zur Hölle du mit jemanden wir mir willst.“ Und ja das meinte er auch so. Mit so jemand schmerzlich gewöhnlichen wie ihm. „Ich hab keine Ahnung was du damit meinst. Es gibt niemand anderes, der für mich je in Frage kam.“ Das war schön, vielleicht auch komplett richtig so, aber definitiv keine Antwort auf seine Frage. Das war der Punkt, der Midoriya dazu veranlasste sich langsam aufzurichten und in eine halbwegs sitzende Position überzugehen. Immerhin war er es ihm möglich sich mit einer Hand abzustützen. Er schüttelte nur missbilligend mit dem Kopf, als verstünde er absolut nichts von dem was Todoroki hier sagte. „Du weißt aber schon, dass ich bis vor kurzem nicht einmal eine Fähigkeit hatte, oder?“, versuchte er sein Gegenüber aus der Reserve zu locken, welcher es ihm inzwischen gleich getan hatte und ebenfalls auf seiner Matratze saß. Ohne seine Hand auch nur ein bisschen loszulassen. „Na und?“ Eines musste man Todoroki lassen, es schien ihn ehrlicher Weise nicht mehr als überhaupt nicht zu interessieren. Keine dieser Sachen waren für ihn von Wichtigkeit. Wo sie doch für Midoriya bis vor kurzem noch die Welt bedeutet hatten. „Und das All Might und ich uns nahe stehen? Ich glaube, das gefällt deinem Vater nicht sonderlich.“ Ein frustriertes Schnauben. Nicht mehr. „Hab ich bis jetzt den Eindruck erweckt, als würde mich das auch nur im Geringsten interessieren?“ Er hob in aller Skepsis eine seiner feingeschwungenen Brauen, fast als würde er jetzt ehrlich in Erwägung ziehen auch Midoriyas Gehirn wäre in Mitleidenschaft gezogen. „Nein...aber…“ „Findest du nicht, Rebellion steht mit ausgezeichnet gut?“ Ein leises, dunkles Lachen. Dieser anregende Laut, der ihm jedes Mal, wenn er ihn hören durfte eine gehörige Gänsehaut bescherte. Und das war seiner Meinung nach viel zu selten der Fall. „Schon. Aber was ist mit den Anderen?“ „Welchen Anderen?“ Todoroki hatte die erstaunliche Fähigkeit es so klingen zu lassen, als wäre er sich nicht darüber im Klaren, dass es noch andere Menschen als sie Beide auf dieser Welt gab. „Iida und Uraraka. Du weißt schon, meine Freunde.“ Nein, er war sich keinesfalls zu Schade das Ganze zu erklären. Erstens, weil es ihm außerordentlich wichtig war und zweitens um den Begriff absichtlich besonders zu betonen. Immerhin wusste er, was Todoroki von Freundschaft hielt. Umso gespannter war er auch auf dessen Erwiderung. Er dachte wirklich, dass wenn es scheiterte, dann daran. „Was soll damit sein?“, Todoroki blieb entgegen seiner Erwartungen gelassen wie sonst auch. Wo war die Eifersucht denn jetzt plötzlich hin? Oder war er doch so ahnungslos? „Ich will mich nicht entscheiden müssen mit wem ich lieber Zeit verbringe.“ Und genau das war es, was er unbedingt klar stellen wollte. Hoffentlich würde es der Andere nicht in den falschen Hals bekommen. Fast zögerlich blickte er seinem Gegenüber in die Augen und versuchte einen Anhaltspunkt für seine Meinung zu finden, noch ehe er seinen Mund öffnete. Auch dieses Mal konnte er keinen verärgerten oder gar verletzten Schimmer aufflammen sehen. Im Gegenteil. „Du willst also, dass wir miteinander klarkommen?“, fasste Todoroki die Aufgabenstellung abschließend zusammen. „Ja.“, seine Stimme war fremd, tonlos und er hatte sich um ein Haar nicht getraut es laut auszusprechen. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass sie immer noch ihre Finger ineinander verschränkt hatten – denn er hatte unbewusst angefangen etwas zu viel Druck auszuüben, so dass seine eigenen nun langsam aber sicher taub wurden. Ein wenig von sich selbst überfordert, entließ er Todorokis Hand aus seinem Klammergriff. „Wenn das alles ist…“, hauchte Todoroki darauf hin nur mit einem zufriedenen Ausdruck auf den feinen Zügen und beugte sich sogleich einige Zentimeter in seiner sitzenden Position nach vorn. In einer einzigen flüssigen Bewegung legte sich seine in die Freiheit entlassene Hand in den Nacken seines Gegenübers, zog ihn damit unweigerlich ein Stück näher zu sich heran. Midoriya konnte den heißen Atem des Anderen bereits auf seinen Lippen spüren und es fiel ihm erschreckend schwer die Aufmerksamkeit auf dessen folgende Worte zu lenken. „Werde ich mein Bestes versuchen.“ Todoroki hatte sein Versprechen direkt gegen das fremde Lippenpaar geflüstert. Nicht mehr. In Midoriya hingegen löste dies eine Welle an unvorhergesehenen Ereignissen aus. Ein Ruck ging durch seinen gesamten Körper, als er sich in einem Impuls nach vorn lehnte und dem Anderen tatsächlich von sich aus einen Kuss stahl. Er hatte keine Ahnung, woher dieser plötzliche Sinneswandel rührte. Noch weniger verstand er, warum er sich in diesem Moment glücklicher denn je an Todoroki drückte. Kapitel 6: Rebell mit Grund --------------------------- Die nächsten Wochen waren alles – nur nicht einfach. Midoriya hatte sich eigentlich immer als relativ intelligent eingestuft, doch was er an Stoff für die schriftliche Abschlussprüfung zu lernen hatte, überstieg alle seine Erwartungen. Seine Freizeit ging gegen Null und an ein zusätzliches Training, was über sein Ursprüngliches mit All Might hinausging, war nicht mehr zu denken. Dementsprechend gering war auch die Zeit, die er mit seinen Freunden verbringen konnte. Die einzige Gelegenheit in der sie sich nun mehr über die erfreulichen Dinge des Lebens unterhalten konnten, war die Mittagspause. Inzwischen verbrachten sie diese sogar zu Viert. Kaum zu glauben wie mühelos es Todoroki gelang sich einzugliedern. Er war definitiv nicht mehr der Junge von damals, der ihn zum Sportfest zur Rede gestellt hatte. Er war einfach…wärmer. Seine Gegenwart war angenehm. Völlig unbegründet waren seinen einstigen Befürchtungen diesbezüglich gewesen. Trotz dessen war speziell der Umgang den er zuvor mit Todoroki pflegte, im Vergleich zu jetzt, schier unterirdisch. Von jeglichem körperlichen Kontakt mal ganz abgesehen. Denn irrelevant, was das zwischen ihnen nun genau war, es war nicht für die Öffentlichkeit bestimmt. Der Grünhaarige hatte nicht viel Gelegenheit einzuschätzen, ob es Todoroki störte, dass sie so spärlich Zeit miteinander verbrachten. Selbst seine eigenen Gedanken konnte er derzeit nicht daran verschwenden sich über ihre Beziehung den Kopf zu zerbrechen. Sein Gehirn war voll mit quadratischen Funktionen, japanischer Geschichte und möglichen Szenarien einer praktischen Prüfung. Alles in allem also - der blanke Horror. Und an diesem Punkt, von dem er geglaubt hätte, es könnte nicht tiefer gehen - kam Bakugou und eröffnete ihm seine ganz persönliche Hölle. Und der einzige Auslöser dafür waren ihre banalen Spekulationen über diese praktische Prüfung… „Wen interessiert’s ob es Roboter oder Menschen sind. Es kommt auf’s selbe hinaus, wenn ich sie wegpuste. Ein verdammtes Kinderspiel.“, ein scharfes Raunen, das keine Widerworte duldete. Es wäre gelogen gewesen, wenn er behauptet hätte, man hätte dem Blonden seine sinkende Laune nicht bereits im Vorfeld angemerkt. Allerdings hatte er erstens, weder Zeit, noch Kapazität sich damit zu beschäftigen und zweitens gehörte dies nicht zu einem einzigartigen Phänomen, sondern war des Öfteren der Fall. Nur musste er einsehen, dass es in letzter Zeit verdächtig ruhig um seinen Kindheitsfreund gewesen war. Wie eine Naturkatastrophe brach Bakugou über ihn herein – ohne Vorwarnung, brutal und schonungslos. Und es überraschte ihn nicht mehr, dass ausgerechnet er im Auge des Sturms war. Der Blonde machte ihm eine klare und deutliche Kampfansage, vor versammelter Mannschaft. Natürlich würde Bakugou nicht hinter ihm zurückbleiben, die rasanten Fortschritte, die er gemacht hatte hin oder her. Und ebenso war ihm klar, dass er ein Ergebnis wie bei dem Sportfest nicht akzeptieren würde. Schuld daran war wohl sein überzogener Stolz – und eine Menge anderer Sachen, die zwischen ihnen standen. Er kam natürlich nicht dazu, auch nur ein einziges Wort auf diese Hasstirade zu erwidern. Nein, Bakugou nahm sich schon das nächste Opfer vor. Seine schneidende Stimme und die impulsive, brodelnde Aura hatte die einzigartige Fähigkeit jedem im Raum auf der Stelle zum Schweigen zu bringen. Die einzige Reaktion zu der er nachfolgend im Stande war, seinen Blick auf den nun Angesprochenen zu richten. Todoroki erwiderte den Ausbruch des Blonden seinerseits mit seinem fortwährend kühlen Ausdruck in den unterschiedlich gefärbten Augen. Trotzdem war Midoriya sicher noch eine weitere Gefühlsregung in der Mimik des Anderen zu erkennen. Irgendwas in dessen Haltung machte einen missbilligenden Eindruck. Fast angriffslustig gespannt wirkten dessen feine Muskelstränge, die unter seiner Schuluniform deutlich abzeichneten. Der Grünhaarige rechnete fast damit, im folgenden Augenblick die nur allzu bekannte Kälte von Todorokis Spezialität zu spüren. Doch Todoroki konterte nicht und wirkte, umso länger Bakugou auf ihn einredete, nur umso ruhiger. Beinahe als wäre ihm völlig gleichgültig, was sein Klassenkamerad ihm zu sagen hatte. War es vermutlich auch, leider erklärte dies aber nicht dessen ungewöhnliche, fast impulsive Reaktion. Bakugou beendete seinerseits seine Rede ebenso abrupt, wie er sich begonnen hatte. Mit einem unsanften Knall der Zimmertür war er verschwunden und hinterließ nichts außer einer bedrückenden Stille und jede Menge fragende Gesichter. - Midoriya hielt es für schlauer dem Blonden bis zu den Prüfungen großräumig aus dem Weg zu gehen. Dessen wachsende Anspannung war mit Händen zu greifen, sobald man sich im selben Raum mit ihm befand und der Grünhaarige hatte keinerlei Ambitionen sie am eigenen Leib spüren zu dürfen. Denn darauf würde es unweigerlich hinauslaufen, wenn sie aufeinander trafen. Wie bei jeder Gelegenheit eben. Über den gestrigen Vorfall hatte er kein Wort verloren, obwohl es sich wohl angeboten hätte mit Todoroki darüber zu sprechen. Doch keiner von ihnen beiden eröffnete ein entsprechendes Gespräch und so blieb es dabei. Es war ohnehin schlauer dieses Thema nicht zur Sprache zu bringen. An diesem Morgen war er früh dran – viel zu früh, wenn es nach ihm ginge. Die Stunden, die er geschlafen hatte, ließen sich dank seines Lernpensums an einer Hand abzählen und so kam er nicht umhin ein herzhaftes Gähnen zu unterdrücken, als er den Eingang der Schule passierte. Anscheinend war er nicht der Einzige, den es derart früh hierher verschlag, den noch bevor er den üblichen Weg zu ihrem Klassenzimmer einschlug, blieb er wie angewurzelt stehen. Bakugou stand nur wenige Meter von ihm entfernt. Glücklicherweise konnte Midoriya nur dessen Rückansicht sehen. Er kam nicht umhin dem Impuls zu widerstehen auf der Stelle kehrt zu machen – eine verführerische Alternative, hätte der Blonde sich nicht in exakt diesem Moment zu ihm umgedreht. Die Augen des Anderen verengten sich postwendend und ihm lief ein kalter Schauer den Rücken hinunter. Der Fakt, dass die Eingangshalle, abgesehen von ihnen Beiden, vollkommen verlassen war, machte die Situation nicht gerade angenehmer. „Deku.“, es war nur ein Wort, nur sein Name, den er sich als Held heraus gesucht hatte, doch allein diese zwei Silben schafften es seinen Organismus in helle Aufruhr zu versetzen. Sofort fühlte er sich hundeelend. Bakugou verringerte im Folgenden den Abstand zwischen ihnen Beiden und fixierte ihn seinem durchdringenden Blick. Er schluckte. Es war kein Geheimnis, dass das Übel enden würde. „Komm‘ mit.“, keine bloße Aufforderung, sondern ein Befehl. Der Blonde untermauerte seinen Willen, indem er Midoriya grob am Arm packte und hinter sich her zog. Allem Anschein nach wollte er ungestört mit ihm reden. Ungewöhnlich für jemanden wie ihn, wenn man bedachte, dass er sonst kein Problem damit hatte seinen Unmut immer und überall kund zu tun. Kaum vorstellbar, dass es etwas auf dieser Welt gab von dem Bakugou es nicht wollte, dass es alle Welt mitbekam. Der Grünhaarige ließ sich widerstandslos mitziehen. Schwer einzuschätzen, ob es nun Neugier, Überraschung oder die Hoffnung auf ein halbwegs normales Gespräch mit dem Anderen war. Es dauerte nicht besonders lange, da machte sein Gegenüber in einen abgelegenen Gang halt und entließ Midoriya endlich aus seinem unbarmherzigen Griff. Er konnte die Finger des Anderen nach wie vor auf seiner Haut spüren, sagte jedoch keinen Ton über diese unsanfte Behandlung. Abwartend bedachte er sein Gegenüber mit einem durchaus interessierten Blick. Bakugou schien für eine Sekunde über seine Worte nachzudenken – das war noch viel abwegiger– ehe er sprach. „Was ist das zwischen dir und Todoroki?“, fragte er schließlich eine Spur zu scharf, als das man es hätte als neutrale Neugier bezeichnen können. Es störte ihn eindeutig diese Frage stellen zu müssen. Midoriya entglitten beinahe die Gesichtszüge. Damit hatte er nicht gerechnet. Nicht einmal ansatzweise. Wie verdammt kam er jetzt darauf? „W-Was meinst du?“, entfuhr es ihm verwirrt und er bereute sogleich wie schwächlich seine eigene Stimme dabei klang. „Verasch‘ mich nicht, Deku. Du weißt genau was ich meine. Man muss schon bescheuert sein, um nicht zu merken wie er dich ansieht.“, wieder dieses übliche, aggressive Fauchen, fernab von jeder Art eines normalen Gesprächsverlaufs. „Wir sind Freunde. Wir trainieren zusammen. Was ist das Problem?“, er war froh darüber, wenigstens jetzt seine feste Stimme wiedergefunden zu haben. Seine Nerven wurden in letzter Zeit wirklich auf eine harte Probe gestellt. Was sollte das alles? Warum benahmen sich die Beiden so seltsam? Todoroki genauso wie Bakugou. Es war frustrierend Kern dieser unbegründeten Rivalität der Beiden zu sein. „Freunde, pff.“, ein verächtlicher Laut, ein gespieltes Lachen, fast als würde er am Verstand seines Gegenübers zweifeln. „Und warum eignest du dir dann nicht seinen Kampfstil an, he? Ich versteh‘ wirklich nicht, was die Scheiße soll.“ Gute Frage. Die Antwort darauf kannte Midoriya selbst nicht. Es war keine konkrete Absicht gewesen seinen Kindheitsfreund und dessen flüssige Bewegungen zu kopieren, aber…sie passten einfach. Nein, das war gelogen - sie passten perfekt. Doch sein Gegenüber schien glücklicherweise keine Antwort von ihn zu erwarten, zumindest nicht in dieser Hinsicht. „Jedes Mal, wenn ich mit dir rede, sieht Todoroki aus, als würde er mir am liebsten jedes Organ einzeln aus dem Leib reißen. Und das geht mir verdammt nochmal auf den Sack, Deku. Mir ist egal, was dieser Mutant an dir gefressen hat, aber halt deinen verschissenen Schoßhund im Zaum. Und denk‘ bloß nicht ich würde deswegen aufhören dir den Arsch aufzureißen. Wir kennen uns fast ein ganzes Leben – du gehörst verdammt nochmal mir.“ Was? Das war neu. Da war zu viel Platz für seine Interpretationen. Was auch immer Bakugou damit gemeint hatte, er kam nicht dazu eine entsprechende Nachfrage zu stellen. Es klingelte. Wie lange genau hatten sie hier gestanden? - Leider hatte er im Nachfolgenden keine Chance mit irgendjemand über dieses höchstfragwürdige Zusammentreffen zu sprechen. Gern hätte er eine andere Meinung zu dieser merkwürdigen Äußerung gehört und vor allem hätte er Todoroki gern davon in Kenntnis gesetzt. Nicht, weil es eine gute Idee war, denn die Reaktion konnte er sich auch so ausmalen. Nein, er fühlte sich in gewisser Hinsicht dazu verpflichtet ihm von dieser Sache zu erzählen. Nur leider kamen die Prüfungen und die damit in Verbindung stehenden Strapazen keine 24 Stunden später und jegliche Grübeleien über zwischenmenschliche Beziehungen waren wie weggeblassen. Die schriftlichen Tests waren hart, aber kein Vergleich zu den praktischen Prüfungen, die milde ausgedrückt – alles – von ihm abverlangten. Eigentlich hätte er seine Paarung in diesen Zweierteams im Vorfeld erahnen können, trotzdem traf es ihn wie ein ungebremster Schlag mitten ins Gesicht, dass ausgerechnet Bakugou seinen Partner darstellen sollte– und dazu noch gegen keinen geringeren als seinem persönlichen Idol All Might höchstpersönlich. Es hätte keine furchtbarere Konstellation auf dieser Welt geben können. Jeder wäre besser für diese Aufgabe geeignet. - Seine Hüfte würde nie wieder dieselbe sein. Wenigstens eine Sache, bei der er sich hundertprozentig sicher sein konnte, wenn doch schon alles andere langsam aber sicher ins Schwanken geriet. Entgegen seiner ursprünglichen Befürchtungen hatte sie es wirklich geschafft. Irgendwie. Auf eine völlig verquere Art und Weise, hatten sie zusammengearbeitet. Sie hatten es wirklich ins Ziel geschafft. Und Bakugou hatte dabei einiges mehr an Opfer erbracht. Seine Wunden waren derart schwerwiegend gewesen, dass er nach wie vor den Schlaf der Gerechten schlief, wobei er selbst längst wieder nach Hause gehen konnte. Es ließ ihn einfach nicht los. Zu behaupten er hätte ein schlechtes Gewissen wäre lächerlich gewesen, denn es fraß ihn geradezu auf. „Die Prüfungen sind vorbei.“, eine nur allzu bekannte Stimme holte ihn zurück in die Realität, raus aus seinen dunklen Gedanken. Er fuhr herum, starrte direkt in das Gesicht von Todoroki, der ihm erstaunlich nah gekommen war, ohne dass er es hätte bemerken können. Allem Anschein nach hatte der Andere in Erfahrung gebracht, dass er schon heute wieder seinen Weg nach Hause einschlagen durfte und ihn entsprechend passgenau abgefangen. Er konnte auf diese Aussage hin nur nicken. „Hey…“, eine sanfte Berührung an seiner Schulter veranlasste Midoriya dazu seinem Gegenüber endlich in die Augen zu sehen. Vom einem zum anderen Moment hatte Todoroki seine volle Aufmerksamkeit. „Was machst du heute?“, eine belanglose Frage, aber der Grünhaarige konnte den Augen des Anderen erkennen, dass er sie nicht aus der Intention heraus gestellt hatte Smalltalk zu führen. „Ich wollte nach Hause.“, er sah mit einem schiefen Grinsen und eindeutig angewiderten Ausdruck an sich herab. „Duschen.“ „Und später?“, man musste blind sein, um nicht zu bemerken, dass Todoroki dieses Gespräch mehr als nur unangenehm war. Jedes Wort, was nachfolgend über seine Lippen kam, wirkte gezwungen und als kostete ihn einiges an Überwindung Midoriya so offenherzig nach seiner Zeit zu fragen. Zumindest lenkte Midoriya auch nach dieser Feststellung nicht ein, was wohl vorrangig daran lag, dass er es mochte den Anderen aus der Reserve zu locken. Anscheinend hatte er eine versteckte sadistische Ader, denn er mochte diesen leicht gequälten Anblick. Apropos. Da war noch ein kleines, aber feines Detail, dass Todoroki absolut nicht gefallen würde. Lügen wäre eine tolle Alternative gewesen, wenn er es denn auch nur ansatzweise gekonnt hätte. „Danach…“, er zögerte. Keine Ahnung, wie er es ihm schonend beibringen sollte, egal wie er es sagte, es würde ihn wütend machen. „…wollte ich nochmal zu Bakugou.“ Verdammt. Die Mimik seines Gegenübers wandelte sich ins komplette Gegenteil. Die Augen des Anderen verengten sich argwöhnisch. Sein Blick wurde kühl und abwertend. Seine gesamte Körperhaltung strahlte die Ablehnung aus, die er in diesem Moment empfinden musste. Trotz dessen musste Todoroki ein solches Szenario bereits erahnt haben. „Du bist zu nett.“, sagte er nur, ohne eine Diskussion oder gar einen Streit vom Zaun zu brechen. Es klang nicht wie ein Lob, eher nach einer versteckten Anklage. „Ich komme später bei dir vorbei, besser für dich, wenn du da bist.“, gab er unmissverständlich zu verstehen. Wahrscheinlich dachte er, dass er mit klaren Ansagen schneller seinen Willen durchsetzen konnte. Vor allem aber, wenn man seinem Gesprächspartner keinerlei Gelegenheit ließ auf eine solche Aussage zu antworten und stattdessen das Weite suchte. Ein weiteres Mal wurde Midoriya mit offen stehendem Mund zurückgelassen. Es dauerte einige Sekunden bis er das Geschehene verarbeitet hatte und sich selbst schnellen Schrittes nach Hause begeben konnte. Wann würde diese Reihe unvorhergesehener Ereignisse eigentlich enden? - Er konnte nicht anders als sich seinem Schicksal geschlagen zu geben. Zwar hatte er die Möglichkeit Todoroki eine Nachricht auf sein Handy zu schicken und ihr Treffen abzusagen, doch hielt er eine solche Zurückweisung nicht für besonders erwägenswert. Nichtsdestotrotz wollte er Todoroki ja auch sehen. Doch allem voran ging nun einmal sein Pflichtbewusstsein und dieses entschied, dass er gefälligst Zeit an dem Krankenbett seines Freundes verbringen musste, auch wenn dies keinerlei Einfluss auf dessen Genesung haben würde. Ebenso wenig würde sich Bakugou freuen, wenn er aufwachte und das erste Gesicht in welches er blicken durfte das von Midoriya war. Wahrscheinlich würde ihm dies nur einen weiteren brutalen Schlag ins Gesicht bescheren. Mit ein wenig Glück sogar eine gebrochene Nase. Für Außenstehende war es deshalb nicht nachvollziehbar warum er, gleich nach dem er selbst entlassen wurden war, schon wieder seine Zeit an dem Bett des Blonden absaß. Neben jemanden wachte, der offenbar nichts außer reine Abscheu für ihn übrig hatte. Da waren einfach zu viele Dinge, die zwischen ihnen standen. Sachen, die man mit keinem Gespräch der Welt klären konnte. Vermutlich war das auch der Grund dafür, warum sie kein Vernünftiges zu Stande bekamen. Sein Gespür für Zeit war seit Neustem wirklich erbärmlich. Er konnte nur hoffen, dass Todoroki nicht bereits vor seinem Haus stand und auf ihn wartete. Seine Mutter war jedenfalls nicht Zuhause, so viel wusste er. Ein Blick auf die Uhr hatte ihm verraten, dass es inzwischen später Nachmittag war. Zum Glück war Sommer und es würde noch eine Weile dauern bis die Sonne unterging. Schnellen Schrittes bog er um die letzte Ecke, die ihn vom Erreichen seines Hauses noch trennte. Gleich daraufhin konnte er schon sehen wie Todoroki sich aus der entgegengesetzten Richtung näherte. Glück gehabt. Zur Begrüßung hob der Grünhaarige direkt seine Hand, um dem Anderen zuzuwinken. Eine Geste die seitens Todoroki natürlich keine Erwiderung erfuhr, doch er lächelte leicht, als er sich ihm weiter näherte. „Oi.“, formte Midoriya mit einem breiten Grinsen auf den Zügen. „Du warst lange weg.“, stellte Todoroki lediglich fest und erweckte in dem Grünhaarigen das ungute Gefühl, dass sein Gegenüber wohl nachtragend war. „Ich habe mich beeilt.“ Er wusste nicht mal, warum er sich jetzt überhaupt verteidigte. Dafür gab es keinen nachvollziehbaren Grund – außer, dass er nicht wollte das Todoroki sauer auf ihn war. Damit war zumindest die Begrüßung beendet und weckte in Midoriya nicht unbedingt das Gefühl, dass dies ein erfreuliches Treffen werden würde. Keine Minute später schloss er auch schon die Tür zu seinem Haus auf. Todoroki folgte ihm gewohnt schweigend. Kaum hatte der Grünhaarige allerdings die Tür hinter ihnen Beiden geschlossen, fand sein Gegenüber überraschender Weise seine Sprache sofort wieder. „Ist deine Mutter Zuhause?“, wollte er beiläufig wissen, während er seine Schuhe, ebenso wie Midoriya, in dem vorgesehenen Bereich auszog. „Nein, die ist Freitags immer bei ihren Freundinnen, keine Ahnung was die treiben, aber vor Mitternacht-…“, doch er sollte nicht dazu kommen seine Erklärung weiter auszuführen, noch mitten im Satz wurde er aus seiner Absicht gerissen. Im Nachhinein betrachtet ging alles so schnell, dass Midoriya nicht mehr sagen konnte, wie Todoroki es gelungen war ihn mit einer einzigen flüssigen Bewegung an den Schultern zu packen und gegen die Tür zu drücken, durch die sie eben gekommen waren. So richtig bewusst wurde ihm die Situation erst, als er das harte Holz an seinem Rücken spürte und die heißen, fordernden Lippen auf seinen eigenen. Kurz weiteten sich seine Augen vor Schock, doch schon im nächsten Augenblick schloss er sie wie von selbst. Es war nicht das erste Mal, dass Todoroki ihn ohne jegliche Vorwarnung küsste, aber das hier war anders. Da war nicht das geringste Quäntchen an Zurückhaltung mehr. Midoriya glaubte nicht, dass sie sich jemals so nah gewesen waren. Todorokis gesamter Körper presste sich an seinen eigenen, so dass er dessen anregende Wärme am ganzen Leib spüren konnte. Dessen verführerischer Geruch stieg ihm zeitgleich zu dieser Erkenntnis in die Nase. Die Arme des Anderen mussten sich irgendwo neben seinem Kopf abstützen, ansonsten wäre diese mangelnde Distanz wohl kaum im Bereich des Möglichen gewesen. Es waren nur Sekunden, die verstrichen, ehe er die Zunge seines Gegenübers auf seinen Lippen spürte – und dann in seinem Mund. Verdammt. Todoroki raubte ihm auf sehr effektive Art und Weise die Fähigkeit klar zu denken. Seine Gedanken waren ein großes Wohlknäul an nutzlosem Zeug. Seine Finger hatten sich gerade zu hilfesuchend im Shirt seines Gegenübers gekrallt. Vielleicht eine der Vorrausetzungen, warum es ihm nachfolgend gelang den Anderen einige Zentimeter weit von sich zu drücken. „Warte…“, wendete Midoriya atemlos ein und füllte seine Lungen mit dem notwendigen Sauerstoff, der möglicherweise auch sein Gehirn wieder in die Gänge bringen würde. Nutzlos. Todorokis Zunge fuhr in einer neckenden Bewegung über seine ohnehin schon feuchten Lippen. So dreist. „Warum?“, Todoroki sah ihm direkt in die Augen, mit einem Ausdruck in ihnen den der Grünhaarige nicht richtig einzuschätzen vermochte. Sie waren eine Spur dunkler als üblich, was sie nur noch faszinierender für ihn machten. „Ich denke nicht, dass das hier der richtige Ort für sowas ist.“, es war eine sachliche und nüchterne Einschätzung der Sachlage, ganz davon abgesehen, dass sein Gesicht einen tiefen Rotton angenommen hatte und das Herz in seiner Brust Marathon lief. Todoroki vergrub als Antwort auf diese Feststellung das Gesicht an seinem Hals, legte seinen Kopf auf seiner Schulter ab. Es verging eine unvorstellbar lange Zeitperiode bis er endlich ein einfaches „Okay“ gegen die dargebotene nackte Haut hauchte. Ein verräterisches Zittern ging durch den Körper von Midoriya. Und es dauerte eine weitere Minute bis Todoroki ihn endlich vollständig aus seiner Umarmung entließ. Die Fähigkeit einen klaren Gedanken zu fassen kehrte postwendend zurück, als sie sich auf den Weg in sein Zimmer machten. Das eben grenzte an einen Überfall. Ohne auf eine explizite Einladung zu warten, ließ sich der Andere auch schon auf seinem gemachten Bett nieder und ließ sich nach hinten in die weichen Kissen fallen. Was hätte er auch um Erlaubnis bitten sollen, wenn er doch ohnehin schon darin geschlafen hatte? Midoriya tat es ihm wenig später gleich, nur beließ er es dabei in einer sitzenden Position zu verweilen. „Wie geht es deiner Hüfte?“, erkundigte sich Todoroki, mit einem Mal war er wie ausgetauscht. Anscheinend hatte er es sich anders überlegt und war nun nicht mehr angesäuert wegen seinem Besuch bei Bakugou. „Sie wird wohl nie wieder dieselbe sein, aber es tut nicht mehr weh.“, erklärte Midoriya sogleich und fasste sich automatisch an die in Mitleidenschaft gezogene Körperregion. „Der Kampf war furchtbar. Und genauso schrecklich mit anzusehen. Du solltest dich von Bakugou fernhalten, er stürzt dich ins Verderben.“, setzte der Andere das Gespräch fort. Seine Stimme war zwar gefasst wie immer, trotzdem konnte Midoriya die Ernsthaftigkeit hinter dessen Aussage spüren. Sorgte sich Todoroki etwa um ihn? „Es ist nicht so einfach. Wir sind schon so lange Freunde. Es gibt zwar tausend Dinge die zwischen uns stehen, aber…“, er zögerte. Es war schwierig zu erklären und noch komplizierter es so zu formulieren, dass es Todoroki nicht verärgerte. „Der Typ ist eine laufende Katastrophe. Unfähig auch nur einen einzigen vernünftigen Satz mit dir zu wechseln, ohne dir den Tod zu wünschen. Und trotzdem bist du so fixiert auf ihn.“, Todoroki hatte sich wieder aufgesetzt, vielleicht um seine Aussage besser zu untermauern, vielleicht aber nur aus dem Verlangen heraus seinen Kopf auf der Schulter des anderen zu betten. Eine sehr romantische Geste, trotz der Tatsache, dass hier alles auf einen handfesten Streit hinauslief. Midoriya verzog das Gesicht zu einem schiefen Lächeln. Es gab keinen logischen, nachvollziehbaren Grund dem zu widersprechen, doch er tat es dennoch. „Aber er ist mein Freund. Ich hab ihn immer schon bewundert. Das ist nichts, was man einfach so vergessen kann.“ „Ich frage mich, wie es wäre, wenn ich an seiner Stelle wäre.“, er spürte den heißen Atem des Anderen auf seiner Haut tanzen und dabei berührte ihn Todoroki lediglich an seiner Schulter. Midoriya schluckte hart. Was war das für eine überraschende Wendung? „Wenn du so besessen von mir wärst.“ Er spürte wie Todoroki ihn von der Seite fixierte, sein Gesicht einer intensiven Musterung unterzog. Seine Stimme eine Nuance tiefer und bedrohlich leise. „Ich…Ich meine…Das ist doch…“, druckste Midoriya herum. Wie immer, wenn er sich seine Worte nicht zurecht gelegt hatte und in einer unvorhergesehenen Situation war. So hilflos zu sein war gegen alle seine Ambitionen. „Das ist doch bescheuert.“, platzte es schließlich aus ihm heraus. Schwer zu sagen, was ihn dazu trieb Todoroki ruckartig an der Schulter zu packen und nach hinten zu stoßen. „Ihr geht mir Beide dermaßen auf die Nerven.“ Die Überraschung stand dem Anderen förmlich ins Gesicht geschrieben, als er nun keine andere Wahl hatte als zu Midoriya aufzusehen. Dieser platzierte sich nun in völliger Selbstverständlichkeit auf den Hüften des Unterlegenen, um diesem jede Möglichkeit der Flucht zu verwehren. Seine Beine jeweils rechts und links neben dem Körper des Anderen, sah er zu ihm hinab. Erfrischend einmal selbst Herr der Lage zu sein und sich nicht von Todoroki aus dem Konzept bringen zu lassen. „Ob du es glaubst oder nicht, Kacchan hat mich letztens auch deswegen angefaucht. Wegen unserer Beziehung. Von der ich übrigens immer noch keine Ahnung habe, was das überhaupt ist.“, mit einer bedeutungsschweren Geste zeigte er zwischen ihnen beiden hin und her. „Alles was du machst ist nämlich mich zu überfallen, wenn ich es am wenigsten erwarte. Und dann soll ich dir Rede und Antwort stehen. Nicht sehr fair oder?“, warum er plötzlich so aufgebracht war, konnte er selbst nicht sagen. Doch es hatte etwas befriedigendes Todoroki von oben herab wütend anzufunkeln und zu beobachten, wie er seinem Blick auswich und sich stattdessen auf die Unterlippe biss. War das etwa ein wunder Punkt? „Was hat er zu dir gesagt?“, anscheinend schaffte auch sein Wutausbruch es nicht Todorokis Neugier nachhaltig zu schmälern. Ein schweres Seufzen seinerseits war die zu erwartende Reaktion darauf. „Nicht viel. Nur das Übliche…Irgendwas, dass es ihn ankotzt, dass du ihn ansiehst, als würdest du ihm am liebsten die Gedärme rausreißen. Verständlich, wenn du mich fragst.“, ein leises Lachen, er konnte sich beim Besten willen nicht vorstelle, dass Todoroki zu sowas in der Lage war. „Und…dass er nicht aufhören wird mir den Arsch aufzureißen. Niemals.“ Ein Punkt, der weder bei ihm, noch bei Todoroki besonders viel Begeisterung auslöste. „Dieser Bastard…“, es war immer noch ungewohnt aus dem Mund des Anderen einen Kraftausdruck zu vernehmen, entsprechend verwirrt war Midoriya auch über ein derartiges Wort. Noch bevor ein weiteres vulgäres Wort dessen Lippen passieren konnte, legte er in einer gebieterischen Geste die Hand auf den Mund seines Gegenübers. „Weißt du was ich immer an dir gemocht habe?“, nur eine leise Frage, die keiner Antwort bedurfte. Wo Todoroki doch ohnehin die Fähigkeit zu sprechen genommen wurden war. „Du verletzt niemanden absichtlich mit deinen Worten. In deiner Gegenwart fühlt sich jeder wohl. Du bist ruhig…ausgeglichen…und so verdammt warm.“ Midoriya gab den Mund seines Gegenübers unaufgefordert frei und lächelte. „Deine Art ist entwaffnend, weißt du das?“, konnte er da wirklich den Hauch eines Rotschimmers auf den Wangen des Anderen entdecken? Oder war das bloße Einbildung? Die Tatsache, dass er sein Gesicht darauffolgend mit den Händen bedeckte, machte eine genaue Einschätzung unmöglich. „Ach komm, alles was du mit mir machst ist um einiges ungerechter.“, lachte er leise, aber ehrlich. „Und das wäre?“, durchaus neugierig gab er sein Gesicht wieder frei und blickte stattdessen Midoriya herausfordernd entgegen. Anscheinend hatte er sich wieder einigermaßen im Griff. „Mh…“, er überlegte einen gespielten Moment zu lange, als das es glaubhaft gewesen wäre. „Vielleicht sowas wie…“, er schob ohne Umstände eine seiner Hände unter das T-Shirt des Anderen. Es war weiß und hatte einen dieser V-Ausschnitte, die momentan in Mode waren. Todorokis Pokerface bröckelte. Allem Anschein nach hatte er mit einer derartigen Aktion nicht gerechnet und wollte sich als Impuls seiner Berührung entziehen. Was natürlich unmöglich war. Entspannter denn je ließ er seine Hand einfach auf dem flachen Bauch seines Gegenübers ruhen. Wenn Todoroki geglaubt hätte, dass er ein Problem damit hatte ihn zu berühren, dann war dies ein folgenschwerer Irrtum. Die Haut unter seinen Fingern war erstaunlich weich und es hatte etwas sehr einvernehmendes wie sich die Oberfläche bei jedem Atemzug hob und wieder senkte. Seine eigene Körpertemperatur war zwar nicht niedriger, dennoch strahlte Todorokis Bauch mehr Wärme aus als seine Hand. Trotz der Tatsache, dass er gefallen an diesem Spiel fand, wollte er es nicht zu weit treiben und zog seine Hand zurück. Stattdessen gab er seine vorherrschende Stellung auf ließ sich stattdessen mit etwas Schwung neben den Anderen auf die weiche Matratze sinken. Ein widerwilliger Laut seitens des Anderen, einem Brummen gar nicht so unähnlich, war die Reaktion auf den abgebrochenen Körperkontakt. Midoriya verdrehte kurz die Augen, ehe er seine Position erneut änderte, indem er sich auf die Seite drehte. Ohne ein Wort der Aufforderung tat sein Gegenüber es ihm gleich. Todoroki streckte eine Hand nach ihm aus und fuhr mit den Fingern durch die grünen Strähnen seiner Haare. „Alles was ich eigentlich wollte, war Zeit mit dir zu verbringen.“, flüsterte sein Gegenüber eindringlich, ließ seine Fingerspitzen über seine Wange gleiten. „Das tun wir.“ Midoriyas Gesicht zierte ein breites Grinsen. Dasselbe galt natürlich auch für ihn, nur würde er das Todoroki nicht einfach so auf die Nase binden. „Darf ich dich küssen?“ Wieder brachte ihn Todoroki mit nur wenigen, aber präzise gewählten, Worten aus dem mühsam aufgebauten Konzept. Er stockte. „Wieso fragst du plötzlich…?“, es war schwierig seine Verwirrung über diese Frage zu verbergen. Sie stand ihm wahrscheinlich ins Gesicht geschrieben. „Um dich nicht zu überfallen…?“ Ein leises, dunkles Lachen, so nah an seinem Gesicht. Oh Gott, er liebte dieses Lachen. Schade, dass er es so selten hören durfte. Moment, liebte? Kapitel 7: Nicht das Ende ------------------------- „Man sagt am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, kann es auch nicht das Ende sein. Am Ende wird alles gut und ist es nicht gut, ist es verdammt nochmal nicht das Ende - NEIN!“ (Casper, Songtext: Ariel) Das war schlecht. Furchtbar schlecht. Es stellte sich heraus, dass Todoroki nicht nur im Begriff war seinen Mund zu küssen. Das war nur der Anfang allen Übels. Midoriya hatte sich dieser eindeutig höheren Macht längst geschlagen gegeben und seine Augen geschlossen. Die einst harmlose Position in der sie verharrt hatten, musste der Grünhaarige zwangsläufig aufgeben. Anstelle dessen war Todoroki nun in einer eindeutigen Pose über ihn gebeugt. Eines seiner Beine ruhte dabei mit einer bewundernswerten Selbstverständlichkeit direkt zwischen seinen eigenen. Den mangelnden Abstand zu seiner Körpermitte musste er wohl gar nicht erst erwähnen. Mithilfe seiner Arme stützte sich Todoroki irgendwo direkt neben seinem Kopf ab, doch auch das war außerhalb seines Sichtbereiches. Möglicherweise wäre er im Stande gewesen gegen diesen engen Kontakt zu protestieren – wenn er denn auch nur eine einzige Sekunde Herr über seine eigene Atmung gewesen wäre. Doch er hatte gerade mal die Möglichkeit seine Lungen zwischenzeitlich mit Luft zu füllen, die er ganz klar zum Leben benötigte. Ein leises, aber verräterisches Keuchen entwich seinem Mund, als Todoroki völlig unvorhergesehen die Zähne in seine Unterlippe versenkte. Der Biss tat nicht besonders weh, brachte ihn allerdings noch weiter aus seinem mühsam aufgebauten Zustand der Selbstbeherrschung. In seiner Überraschung schlug Midoriya seine Lider auf, was sich als folgenschwerer Fehler herausstellen sollte, als er in die dunklen Augen direkt vor seinen eigenen blickte. Fuck. Das war nicht gut. Dies war einer dieser seltenen Momente, wo Fluchen ihm sehr angebracht schien. „Izuku…“, das erste Mal seit Ewigkeiten, dass Todoroki ihn bei seinem Vornamen nannte. Viel zu leise. Sein Herz machte einen Sprung. Er glaubte zwar nicht, dass es bei seinem momentanen Puls noch im Bereich des Möglichen lag, aber sein Herzschlag beschleunigte sich noch einmal. Es war nur ein einziges Wort gewesen, trotzdem schaffte Todoroki es ihn damit gänzlich in seinen Bann zu ziehen. Dieser Junge war die personifizierte Sünde. Auch wenn er sich in der Pflicht fühlte daraufhin etwas zu erwidern, hielt er es für sicherer seinen rebellischen Mund geschlossen zu halten. Und auch Todoroki tat nichts weiter als zu lächeln. Dieses draufgängerische Lächeln, was einfach alles auf der Welt bedeuten und nichts heißen musste. Midoriya brachte es dazu sich in wachsender Verzweiflung auf die ohnehin schon wund gewordene Lippe zu beißen. Allem Anschein war ausgerechnet diese Reaktion ein Startschuss. Zumindest was Todoroki betraf, denn dieser wandte sich nun erstmals von seinen geröteten Lippen ab. Schwer zu sagen, wie oft sie sich nun geküsst hatten. Ebenso unmöglich festzustellen, wie oft die Zunge des Anderen in seinem Mund… Er konnte jetzt schon die abnormale Hitze auf seinen Wangen spüren und er wusste beim besten Willen nicht wie das Ganze hier noch gut für ihn enden sollte. Bereits jetzt war da nichts mehr von seiner mühsam aufgebauten Fassade. Todoroki hatte dieses einzigartige Talent alle seine Bedenken fortzuschwemmen und nicht mehr als ein Haufen Watte in seinem Kopf zurück zulassen. Nur konnte ihm Watte leider keine verlässliche Auskunft darüber geben, wie man sich am allerbesten verhielt, wenn einem jemand mit nur einer fahrigen Bewegung das Shirt nach oben zog. Midoriya setzte zu einem Widerspruch an, nur wurde dieser bereits im Keim erstickt, als sich die Zähne des Anderen in einer eindeutig besitzergreifenden Geste in seinem Hals versenkten. „Hey…nicht…“, alarmiert schnellte seine Hand bereits zu jener Stelle, die Todoroki soeben noch malträtiert hatte. Es war eine reine Kurzschlussreaktion, die aber keineswegs etwas am Tatbestand änderte, außer vielleicht eine weitere Behandlung dieser Art zu verhindern. „Ich hab…keine Ahnung wie ich das jemanden erklären soll…“, nuschelte er sogleich erklärend und war noch im selben Augenblick erschrocken wie heißer seine eigene Stimme jetzt klang. Allein bei dem Gedanken, irgendjemand würde ihm irgendwelche Fragen dahingehend stellen, löste in ihm ein Ohnmachtsgefühl aus. Anscheinend hatte er einen Witz gemacht – denn Todorokis Reaktion war ein einfaches Lachen - irgendwo in der Nähe seiner Halsbeuge traf ihn dessen warmer Atem. „Also ist es überall sonst okay?“, es war eine eindeutig rhetorische Frage, denn der Andere gab ihm keinerlei Zeit sich eine Antwort zu überlegen. Oder gar den Inhalt dieser Frage zu erschließen. Im Gesicht des Grünhaarigen stand ein dickes fettes Fragezeichen. Doch eben jenes war wie weggefegt, als Todoroki sich einige Zentimeter weiter hinunterbeugte und sich dabei gefährlich seiner eben freigelegten Haut näherte. „Verdammt…“, jetzt hatte er doch geflucht. Todorokis Lippen auf seinem Bauch waren eindeutig über jedem Maß des Ertragbaren. Kein Wunder, dass er es als nächstes für unbedingt notwendig erachtete sein Gesicht mithilfe seiner Hände vollständig zu verbergen. Das war zu peinlich. Man konnte ihm seine Gefühlsachterbahn sicherlich an der Nasenspitze ablesen. Von seiner Unerfahrenheit in diesen Dingen mal ganz abgesehen. Todoroki störte sich an seiner Scham jedenfalls nicht besonders, sondern verteilte stattdessen weiter Küsse auf seinem Bauch sowie seinem gesamten Oberkörper. Midoriya versuchte unterdessen verzweifelt keinen verräterischen Laut aus seiner Kehle zu entlassen, was schlichtweg unmöglich war. Spätestens als sein Gegenüber seine Zähne hinzu nahm, war es vollständig um ihn geschehen. Ein angetanes Keuchen entwich seinen Lippen, ehe er sich die Hand auf den Mund pressen konnte. Todoroki musste nach seinem Empfinden mindestens hunderte von roten Flecken auf seinem Körper hinterlassen haben, ehe er sich wieder von ihm löste. Nur langsam öffnete Midoriya die Augen, von denen er nicht bemerkt hatte, dass er sie überhaupt geschlossen hatte und auch seine mittlerweile verkrampfte Hand traute er sich von seinem Mund zu lösen. Jetzt musste er nur noch wissen, was der Andere als nächstes plante… Jedoch tat Todoroki nichts anderes als ihm tief in die Augen zu sehen. Inzwischen hatte er von seiner ehemaligen Position abgelassen und sich anstelle dessen in bequemer Pose auf seinem Becken niedergelassen. Ihre Gesichter hatten nun einen Abstand, der nicht mehr erwähnenswert war. Diesen Ausdruck in den Augen des Anderen hatte er tatsächlich noch nie zuvor gesehen. Ein glasiger Schleier lag über ihnen und sie machten auf ihn den beunruhigenden Eindruck, als läge ein unausgesprochenes Verlangen in ihnen. Allerdings tat sich der Andere gut daran, dies zurückzuhalten, denn in seiner Körperhaltung war nichts Angriffslustiges. Auf den Grünhaarigen wirkte sein Gegenüber beherrscht wie immer. Nur dessen Atem war minimal beschleunigt, aber das war nichts worauf man sich in der jetzigen Situation aufhängen konnte. Das alles stand in einem krassen Kontrast zu seiner eigenen vielsagenden Reaktion. Selbst, wenn er es gewollt hätte, konnte er den Blick nicht von Todoroki abwenden, sondern starrte wie gebannt in dessen Augen. Und wartete. Es waren nur einige Zehntelsekunden, doch ihm kam es vor wie eine Ewigkeit. „Ich muss gehen.“, kam es dann völlig unvorhergesehen aus dem Mund des Anderen. Vielleicht auch eine Quäntchen zu aprubt. Midoriya blinzelte. Das war jetzt nicht unbedingt ein Satz mit dem er so gerechnet hatte. Mal davon abgesehen, dass er den Zusammenhang nicht verstand. „Wieso?“, entgegnete er deswegen ziemlich perplex und sofort keimte die Befürchtung ihn ihm auf, dass er etwas falsch gemacht haben musste. Ohnehin schon überfordert mit der Gesamtsituation legte er nun die Arme um den Nacken seines Gegenübers. „Hab ich…“, begann er sogleich mit schwächelnder Stimme, erntete damit sofort ein verneinendes Kopfschütteln seitens des Anderen. Nun war es an Todoroki das Gesicht zu verziehen. Anscheinend hatte er sich um ein Lächeln bemüht, was aber kläglich scheiterte. Anstatt ein weiteres Wort der Erklärung zu verlieren, drückte Todoroki sein eigenes Becken gegen das des Grünhaarigen und entlockte diesem sogleich ein allessagendes Stöhnen aus dessen offenem Mund. Das war also der Grund. Und der war kaum zu übersehen. Midoriya lief zeitgleich um noch eine Spur röter an. Das Bedürfnis sich mit der flachen Hand ins Gesicht zu schlagen war nie größer gewesen. Normalerweise war Todoroki ja niemand, der ein Blatt vor den Mund nahm, aber in dieser Sache war er ihm durchaus dankbar. Er entließ Todoroki wieder aus seiner Umklammerung, so dass dieser sich in Folge dessen aufrichten konnte. Der Andere stand nicht sofort auf um den Raum zu verlassen, sondern setzte sich mit dem Rücken zu ihm auf Kante seines Bettes. Er hatte dem bis eben nicht besonders viel Aufmerksamkeit zugemessen, aber konnte es sein, dass das Ganze auch nicht spurlos an dem Anderen vorbei gegangen war? Beinahe hätte er gelacht – oder wenigstens breit gegrinst, wäre sein eigenes Problem nicht unübersehbar gewesen. Nachdem eine beträchtliche Zeit an unangenehmer Stille zwischen ihnen Beiden gelegen hatte, stand Todoroki endlich auf um seinen Heimweg anzutreten. Midoriya folgte ihm auf direktem Weg in Richtung Haustür. Er hatte sowas von überhaupt keine Ahnung wie er sich jetzt verhalten sollte. „Wir sehen uns morgen.“, versuchte er ein wenig Normalität zwischen ihnen zurückzubekommen, indem er wie so oft drauf los redete. Todoroki nickte geistesabwesend, während er noch damit beschäftigt war seine Schuhe anzuziehen. Und gerade als Midoriya dachte das Gespräch wäre für heute beendet, verkrallten sich die Finger seines Gegenübers in den Stoff seines Shirts. Mit einer unvorhersehbaren Geste wurde er erneut zu dem Anderen herangezogen bis sich ihre Lippen berührten. Dieser Kuss war verhältnismäßig harmlos und von ungewohnt zärtlicher Natur. In einem Impuls legten sich die Arme des Grünhaarigen augenblicklich um den Oberkörper seines Gegenübers, um ihn näher an sich herandrücken zu können. Todoroki löste den Kuss, aber nicht die Umarmung. Sein Kopf ruhte jetzt auf Midoriyas Schulter, das Gesicht irgendwo an dessen Hals vergraben. „Nächstes Mal bleibe ich länger, viel länger.“ War das eine Drohung oder ein Versprechen? - Die Verkündung der Ergebnisse ihrer Abschlussprüfung am darauffolgenden Tag verlief im Großen und Ganzen wie erwartet. Eigentlich waren er und auch alle seine Klassenkameraden in der Lage gewesen ihren Erfolg realistisch einzuschätzen. Bis auf einige Ausnahmen hatten sie alle bestanden. Auch sein unfreiwilliger Prüfungspartner war wieder auf den Beinen und machte keineswegs mehr den Eindruck, als hätte er bis eben noch zahlreiche Knochenbrüche inklusive einer eintägigen Ohnmacht erlitten. Bakugou erfreute sich bester Gesundheit. Oder war dies zumindest das, was er jedem weiß machen wollte. Es war nur ein kurzer Tag. Kein Vergleich zu den letzten Wochen, die er mit stundenlangem Lernen verbracht hatte. Sie konnten endlich wieder so etwas wie Freizeit ihr Eigen nennen. Schwer vorzustellen, was man sonst den gesamten Nachmittag getrieben hatte. Oder mit wem. Er hatte noch keine genaue Vorstellung davon, was er jetzt anstellen sollte. Todoroki hatte ihm schon heute Morgen gesagt, dass er erst einmal seine Mutter im Krankenhaus besuchen wöllte. Da er allerdings keine genaue Aussage geben konnte für wie lange, musste Midoriya wohl oder übel auf Nachricht von ihm warten. Kein besonders guter Start in seine Ferien. Auch IIda und Uraraka hatten Pläne mit ihren Eltern. Vielleicht sollte er die Zeit nutzen, um noch einmal mit All Might zu sprechen? Ihm lagen noch mindestens eintausend Fragen auf der Zunge und in Zusammenhang mit jeder einzelnen von ihnen noch hundert weitere. „Bleib hier.“ Ein eiserner Griff an seinem Kragen hinderte ihn auf effektive Weise daran auch noch einen weiteren Schritt nach vorne zu gehen. Seine Reflexe waren an diesen Tagen wirklich hundsmiserabel. Sein Herz rutschte ihm noch in dieser Sekunde direkt in die Hose. Es wäre gelogen gewesen zu behaupten, dass er sich nicht zu Tode erschreckt hatte. Er musste keinesfalls den Kopf drehen, um zu wissen wer ihm hier diesen Befehl erteilt hatte. Der Blonde hatte mehr Ähnlichkeit mit einem Raubtier, als er es sich je zu träumen gewagt hätte. Da Midoriya ohnehin keine Möglichkeit zum Ausweichen blieb – er hatte sie alle bis zum Ende durchkalkuliert – tat er also wie ihm geheißen. Wenn er doch nur nicht so verdammt klein wäre, vielleicht hätte dann eine Alternative bestanden, die nicht damit endete, dass Bakugou ihn hinter sich her schleifte. Augenscheinlich hatte er sich wieder ohne seines Wissens, in eines dieser Gespräche hineinmanövriert, die der Blonde am liebsten unter vier Augen mit ihm führte. Ganz schön viele für diese kurze Zeit. Worum ging es diesmal? Um die lausige Prüfungsleistung, die sie zusammen absolviert hatten? Ja, da gab es wirklich noch einiges zu klären. Bakugou musste ihm keine weitere Aufforderung geben ihm zu folgen. Immerhin hatte er ihn ja schon in seinem Griff, warum dann weiter Zeit und Lebensmüh verschwenden? Midoriya wurde kurzerhand seiner eigenen Fähigkeit zu Laufen enthoben und stattdessen auf äußerst umständliche Art hinter dem Blonden hergezogen. Selbst wenn er versucht hätte sich aus dieser Behandlung zu befreien, die Chancen standen maßlos schlecht. Der Grünhaarige war wie immer in Gedanken versunken gewesen, aber allem Anschein nach hatten sie sich bereits in ihrer Wohngegend befunden, als Bakugou ihn aufgehalten hatte. Jedenfalls erkannte er dies an dem Spielplatz, wo sie nun gezwungener Maßen Halt machten. Hatten sie hier nicht früher immer gespielt? Midoriya blieb nicht unbedingt viel Zeit um sich einen Überblick über die herrschenden Gegebenheiten zu machen. Bakugou beförderte ihn nämlich mit einem gezielten Wurf direkt auf eine der beiden Schaukeln, die sich direkt hinter ihnen befanden haben mussten. Nur mit Mühe gelang es ihm das Gleichgewicht zu halten und nicht auf der Stelle nach hinten hinunter zu kippen. Der Schwung, den diese grobe Behandlung erzeugt hatte, fing der Blonde einfach damit ab, dass er beide Ketten in seine Hände nahm, als er sich unmittelbar vor Midoriya positionierte. Die Intention hinter dieser Aktion wurde dem Grünhaarigen relativ schnell klar – Bakugou liebte es einfach auf ihn hinabzublicken. Nichts Neues, trotzdem fühlte er sich von Minute zu Minute unwohler. Das war kein Spielplatz, das war ein Kriegsschauplatz. Und schöner wäre es nicht mittendrin zu sein. Midoriya blickte, entgegen seines bevorzugten Vermeidungsverhaltens, hinauf zu dem Anderen. Dessen rotfunkelnden Augen hatten ihn nach wie vor fixiert, nur war sich der Grünhaarige nicht ganz sicher, was er darin lesen konnte. Der Blonde war wütend, keine Frage. Wie gewohnt brodelte dessen Inneres nur so vor sich hin. Sein Blick missbilligend auf ihn gerichtet, aber nicht irgendwo hin… Als ihn die Erkenntnis, wie ein gezielter Schlag mitten ins Gesicht, traf, war es bereits zu spät. Bakugou hatte längst eine Hand nach ihm ausgestreckt, seine Finger brauchten nur den Bruchteil einer Sekunde um ihr Ziel zu erreichen. Mit einer einzigen gezielten Bewegung gelang es ihm das Pflaster an seinem Hals zu entfernen, welches er heute Morgen noch so mühevoll dort angebracht hatte. Midoriya hatte nicht schlecht Lust dieses Mal die Rolle desjenigen einzunehmen, der in Ohnmacht fallen durfte. Leider wurde ihm dieser Wunsch nicht gewehrt. Man musste kein Hellseher sein, um zu erahnen, dass dem Blonden nicht gefiel, was er da zu sehen bekam. Auch der Ton in seinen Augen wurde eine Spur dunkler. Midoriya glaubte aus dem Augenwinkel das Zittern seiner Hand zu erkennen, während er das Verbandsmittel in ein unbrauchbares Häufchen Müll verwandelte. „Woher ist das?“, wollte er geradeheraus wissen und es klang nicht als könnte ihn eine Antwort auf dieser Welt zufriedenstellen. Der Schock eine Erklärung geben zu müssen, aber auch die Überraschung darüber überhaupt zu Wort zu kommen, mussten Midoriya ins Gesicht geschrieben stehen, denn der Blonde wartete geduldig. Eben so geduldig wie man mit knirschenden Zähnen eben warten konnte. „Katze…“, entwich es ihm tonlos und er war fast überwältigt von seinem spontanen Erfindergeist. Normalerweise hätte er unter diesen Umständen nicht einmal eine Silbe hervorbringen konnte. Die Reaktion seines Gegenübers darauf war ein Lachen. Ein unheimliches Lachen, welches ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Es war fernab von ernstgemeint. Bakugou bleckte seine Zähne – Midoriya kam es wie eine unausgesprochene Warnung vor. „Hatte die Katze zufällig weiß-rotes Fell?“, seine Stimme war so selbstironisch, dass es dem Grünhaarigen abermals einen Schauer über den Rücken jagte. Er konnte nur mit dem Kopf schütteln. Es wäre wahrscheinlich die schlauste Entscheidung sich einfach totzustellen, Bakugou hatte sein armseliges Lügentheater sowieso längst durchschaut. Abermals streckte der Andere die Hand nach ihm aus, strich mit den Fingerkuppen über die Stelle, wo Todoroki ihn gestern gebissen hatte. Die Haut hatte sich längst in eine Farbpalette von Rot nach Blau verfärbt und war selbstredend viel zu gewaltig für einen simplen Katzenbiss. Doch was Midoriya fiel mehr beunruhigte, war die sanfte Art und Weise wie sein Gegenüber darüber strich. Irgendwas Furchtbares musste gleich passieren, so viel war klar. Vorsorglich hielt der Grünhaarige schon mal den Atem an. Doch nichts dergleichen geschah. Bakugou beendete seine Berührung, von der Midoriya nie gedacht hätte sie läge im Bereich des Möglichen, abrupt. Anstelle dessen griff er mit seiner freien Hand unter das Kinn des Grünhaarigen und zwang ihn somit den Blickkontakt zwischen ihnen aufrecht zu erhalten. Der Kopf des Anderen zwar inzwischen um einiges dichter, an dem seinigen, als zuvor. „Ich wusste nicht, dass ihr schon so weit seid.“, sein Ton war verächtlich wie immer und doch lag hinter dieser Fassade etwas, von dem Midoriya bei anderen Menschen behauptet hätte es wäre gekränkt. Trotzdem nahm sein Gesicht postwendend eine ungesunde rote Färbung an. Ihm war klar, worauf diese Aussage hinaus lief. „Nein…wir…“, versuchte er sogleich zu widersprechen, wurde aber schon allein dadurch daran gehindert, dass sich die Finger seines Gegenübers tiefer in seine Wange und seinen Kiefer bohrten. „Das ist mir egal, Deku.“, schnitt er ihm zeitgleich jegliche Ausflüchte ab. Tatsächlich wirkte Bakugou eher als wäre das komplett gegenteilige der Fall. Doch Midoriya sagte nichts, verengte nur seine Augen ebenfalls um einige Zentimeter. Er konnte absolut nicht nachvollziehen wohin das hier führte. Geschweige denn, was Bakugou damit bezwecken wollte. Wenn das irgendein Versuch darstellen sollte wieder besser miteinander klar zu kommen, dann ging er gänzlich in die Hose… „Was willst du?“, ein heißeres Flüstern, auch seine Geduld war nicht unendlich groß. „Ich würde sagen…“, seine Stimme war nicht mehr als ein Raunen und Midoriya merkte nicht mal wie nah sich ihre Gesichter mittlerweile waren. Wahrscheinlich nahm er Bakugous Gegenwart – zumindest in dieser Hinsicht – nicht als bedrohlich wahr. Sie kannten sich ein Leben lang. Sie waren sich schon viel näher gewesen als das hier. „…mehr als Todoroki.“ Und dann waren es erneut fremde Lippen, die sich völlig unvermittelt auf seine eigenen pressten. Bakugou war grob und wie sein Charakter war dieser Kuss rau und unkontrolliert. Irgendwo am Rande seines Bewusstseins registrierte er die warme Zunge die fordernd über seine eigenen Lippen strich. Doch dann schaltete sich sein Verstand wieder ein. In einem Impuls wollte er sein Gegenüber mit einem gezielten Schlag von sich befördern, nur hätte er mit dieser Kurzschlussreaktion eine schmerzhafte Bekanntschaft mit dem Erdboden gemacht. Der Blonde schien dies bereits als Risiko einkalkuliert zu haben und löste sich wieder von ihm – ohne die Chance zu haben den Kuss zu vertiefen. „Jetzt kannst du wenigstens vergleichen...“, kam es fast melodisch von dem Anderen, der seinen Mund zu einem fast diabolischen Grinsen verzogen hatte. Midoriyas Augen waren ungläubig geweitet. Der Schock stand ihm regelrecht ins Gesicht geschrieben. Scheiße. „Scheiße.“ Er fuhr sich in einer umständlichen Geste mit dem Handrücken über die Lippen. Zeitgleich sprang er auf, auch wenn das bedeuten musste, dass sein Gegenüber vorsorglich einen Schritt zurück gemacht haben musste. Midoriya fuhr sich mit einer ungelenken Bewegung durch die wirren Haare. Bakugou genoss den Anblick der sich ihm bot, das stand außer Frage. Kein Wunder also, dass er mit seinem nächsten Satz dem Ganzen die Krone aufsetzte. „…und entscheiden.“ Eine Zehntelsekunde – länger brauchte er nicht zum überlegen. Dann verpasste er Bakugou einen gezielten Schlag mitten ins Gesicht. Kapitel 8: Kein Liebeslied -------------------------- „Es ist wieder Nacht, ich liege wieder wach Die Stadt schweigt, nur in mei'm Schädel tobt ein riesen Krach Liebe - Hass, schlafen so dicht an dicht Ich war dein Spiegel, Du warst der Stein, der mich zerbricht Mich hat die Welt zerknüllt, ich war mal ein weißes Blatt Bin jetzt so unbeschrieben wie die Mauern meiner Stadt“ (Prinz Pi, Songtext: Die letzte Ex) Es mag die Überraschung gewesen sein oder aber gar der reine Wille seines Gegenübers, aber der Schlag traf sein Ziel mit exakter Präzession. Bakugou verzog seine Miene nicht einen Millimeter als ihn die Faust ungebremst in Mitte seines Gesichtes traf. Nur das kleine Rinnsal an Blut, welches aus seiner Nase lief und an seinem Kinn hinabtropfte, war im Nachhinein noch ein Indiz für die Gewalttat des Grünhaarigen. Die dicken Tropfen verfärbten die makellose Schuluniform des Blonden und würden noch länger als Beweismittel für ihr Gespräch verbleiben. Nach wie vor zierte ein breites Grinsen das Gesicht seines Gegenübers. „Warum auf einmal? Was soll das?“, sprach er die beiden nahliegenden Fragen aus, die seit geraumer Zeit auf seiner Zunge brannten und einen bitteren Nachgeschmack hinterließen. Zum ersten Mal ging wieder eine Bewegung durch den Körper seines Gegenübers. Mit einer ungelenken Geste wischte er sich das Blut aus dem Gesicht, was allerdings nur zur Folge hatte, dass sein Ärmel ebenfalls davon befleckt wurde. Die Blutung hielt unterdessen weiter an, anstatt seiner stummen Aufforderung zu folgen. „Warum nicht?“, antwortete er undurchsichtiger denn je und bestätigte Midoriyas Glaube, dass es sich hier um einen üblen Scherz handeln musste. Die Vermutung Bakugou wöllte ihn lediglich weiter quälen und erniedrigen sah er damit nahezu als bestätigt an. „Ich habe keine Lust auf deine Spielchen.“, Midoriyas Stimme war schneidender, als er es beabsichtigt hatte, dennoch empfand er diese Wendung nicht als nachteilig. Es mochte von dem Adrenalin kommen, welches durch seine Adern rauschte, aber dieses Selbstbewusstsein gefiel ihm um einiges besser als seine sonst so verschüchterte Art. „Das ist kein Spiel.“, von einem zum anderen Moment war die Ernsthaftigkeit im Gesicht seines Gegenübers zurückgekehrt, sein Grinsen blitzartig erstorben. Er konnte in der Körperhaltung des Anderen erkennen, dass es ihm missfiel nicht ernst genommen zu werden. Da war etwas Lauerndes in seinem Blick. Wenn Todoroki die Ähnlichkeit zu einer Katze aufwies, dann war Bakugou ganz klar der Wolf. „Wir sind keine Freunde mehr oder?“, Midoriya wusste selbst nicht so genau, warum er ausgerechnet diese Frage stellte, wo sie ihn doch so bitter an sein Gespräch mit Todoroki vor nicht allzu langer Zeit erinnerte. „Nein, Deku. Das sind wir nicht. Schon lange nicht mehr.“ Bakugou entsprach damit vollkommen seiner Annahme, dennoch war da ein schmerzender Stich in der linken Hälfte seiner Brust, den es unmöglich war zu ignorieren. Natürlich sprächen sämtliche Verhaltensmuster, welche der Blonde aufwies gegen eine freundschaftliche Beziehung ihrerseits, trotzdem konnte er nicht leugnen, dass er sich nach der Zeit zurücksehnte, wo keinerlei Zweifel dahingehend bestanden hatten. Kindheitsfreunde. Beste Freunde. Es gab so viele Dinge die sie teilten, aber keine dieser verblassten Erinnerungen halfen ihm dabei nachzuvollziehen, zu was das hier führen sollte. Nach wie vor blickte er dem Anderen abwartend entgegen. Seine rechte Hand, mit all ihren Narben, zu einer Faust geballt. Das stätige Zittern konnte er, so sehr er sich auch darum bemühte, nicht verbannen. Jedoch war dies die einzige Regung die auf sein ausgewühltes Innenleben hindeutete. „Ich sag dir, was ich von dir will.“, eröffnete Bakugou eine völlig neue Richtung ihres Gespräches, ohne dass Midoriya ihn explizit dazu auffordern musste. Scheinbar wollte der Blonde endlich Licht ins Dunkle bringen. Wieder eine Machtposition, die ihm besser stand, als gut für ihn gewesen wäre. Midoriyas Antwort war wertfreies Schweigen. Er beobachte aufmerksam wie erneut Bewegung in den Körper ihm gegenüber kam. Jede Veränderung von dessen Position registrierte er mit wachsendem Argwohn. Er würde nicht noch einmal den Fehler begehen und sich von dem Anderen überrumpeln lassen. Entgegen dieser Absicht spiegelte er keinesfalls die Bewegungen des Blonden, ließ ihn stattdessen zum zweiten Mal einen Schritt auf ihn zu gehen. Die Distanz zwischen ihnen schätze er auf gute dreißig Zentimeter ein, wo doch mindestens das Doppelte angemessen gewesen wäre. In einem Schwall entließ er die angestaute Luft aus seinen Lungen. Nun musste er unweigerlich aufsehen, um Bakugou in die unheilverheißenden Augen zu starren. Der allzu vertraute Geruch und diese brodelnde Wärme, die der fremde Körper vor ihm zu jeder Tageszeit ausstrahlte - alles was nichts mit den Worten zu tun hatte, die er hören wollte, schob Midoriya beiseite. Es war kein einfaches Unterfangen für sein erregtes Gemüt, aber er wartete. „Du bist so naiv, dass es wehtut.“, sagte er schließlich, als würde das allein schon ausreichen um alles bisher Geschehene ins rechte Licht zu rücken. Bakugou gab sich wie gewohnt keinerlei Mühe die wachsende Frustration aus seiner Stimme zu verbannen. Es lag in seinem Gemüt andere seine eigene Unzufriedenheit beinahe körperlich spüren zu lassen. „Ich will nicht einer deinen dummen Freunde sein.“, allein die Aussprache dieses Wortes schien einen scheußlichen Beigeschmack zu haben, was anhand des angewiderten Gesichtsausdrucks nicht schwer zu deuten war. Der Blonde war wenigstens hinsichtlich seiner Emotionen ein leicht zu lesendes Buch. Midoriya lag zwar eine bissige Erwiderung auf der Zunge, dennoch empfand er es nicht als besonders ratsam den Anderen gerade an diesem heiklen Punkt zu unterbrechen. Er beschränkte seine Reaktion darauf leicht die Augen zu verengen. „Ich will, dass du mir gehörst. Mir allein.“ Bakugou hob derart unvorhergesehen seine Hand, dass Midoriya eine massive Explosion in Nähe seines Ohres oder wenigstens einen Schlag erwartet hätte, doch seine Erwartungen waren auch diesmal nicht mehr als Schall und Rauch. „Das ist…“, der Blonde deutete lediglich mit einer abwertenden Geste auf den prägnanten Fleck an seinem Hals. Seine Augen mussten ihm einen Streich gespielt haben, aber Midoriya war sich ziemlich sicher einige aufkeimende Funken in den Handinnenflächen des Anderen gesehen zu haben. Ein deutliches Anzeichen für das Nachlassen von dessen Selbstbeherrschung. „…lachhaft.“ „Ein Witz im Vergleich zu dem, was ich mit dir machen würde.“, Bakugou unterstrich seine Worte sehr gezielt mit einem Grinsen, welches die scharfen Ecken seiner Schneidezähne entblößte. Midoriya war zwar kein Experte, was das anbelangte, aber den Konjunktiv hätte Bakugou sich wohl am liebsten gespart. „Das heißt du willst mit mir…“, begann Midoriya mit leiser Stimme und verfluchte sich zugleich dafür, dass er nicht mal ansatzweise die Fähigkeit hatte ebenfalls so selbstsicher zu wirken. Die Verstoffwechselung seines mühsam aufgebrachten Adrenalins hatte anscheinend bereits stattgefunden und ließ seinen bedauernswerten Organismus in völliger Erschöpfung zurück. „...schlafen?“, beendete der Blonde den Satz und ein bedrohliches Lachen brachte die Luft zwischen ihnen zum Beben. Es erreichte seine Augen nicht. Natürlich hatte Bakugou für solche wertlosen Floskeln nicht viel übrig außer grenzenloser Verachtung. Für gewöhnlich hätte das Gesicht des Grünhaarigen nun einen satten Rotton angenommen. Gemäß dem Falle er hätte diesen bedeutungsschweren Worten Glauben geschenkt. Es kam ihm vollkommen surreal vor. Fernab von allem was im Bereich des Normalen und Möglichen lag. Und das in ihrer Welt voller Wunder. Er widerstand dem Impuls lauthals loszulachen, auch wenn der Adressat dieses Ausbruches nur er selbst gewesen wäre. „Was stört dich daran, nur das Wort?“, fragte er stattdessen aus reiner Neugierde. „Ja.“, einfach und schlicht. Bakugous Finger kratze unterdessen bedrohlicher denn je über seine Halsschlagader. Die unvorhergesehene Berührung ließ ihn innerlich zusammenzucken, auch wenn er sich rein äußerlich zu keiner Schwäche hinreißen lassen wollte. Irgendwoher rührte die ungute Befürchtung den Anderen sonst zu provozieren. Und Bakugou war jemand der auf jede Provokation dieser Welt einging. Einen erneuten Übergriff auf seine Person konnte er unmöglich verkraften. „Du nimmst das nicht besonders ernst oder?“, schlussfolgerte Bakugou anhand seiner mangelnden Nervosität, die doch sonst Midoriyas stetiger Begleiter war, völlig wahrheitsgemäß. Obwohl es außerhalb seines Sichtbereiches war, notierte Midoriya, dass der Blonde in seiner Bewegung innehielt. Ein unheilverheißendes Zeichen. „Es ist schwer vorzustellen, dass du auf einmal…“, versuchte er auf die übliche umständliche Art und Weise seine Bedenken zu formulieren, doch wurde je von Bakugou in seinen Ausführungen unterbrochen. Ebenso so grob wie man es mit jemanden von seinem Charakter erwarten konnte. „Dass ich dir auf einmal das Hirn raus vögeln möchte? Tja, Deku. Scheiße passiert jeden Tag, oder nicht?“, da war er, der kleine aber alles entscheidende Faktor, der es erlaubte, dass Midoriya den Worten seines Gegenübers Glauben schenkte. Grotesk, dass ihm erst jetzt auffiel, was die gesamte Zeit über sein Misstrauen erweckt hatte. Bakugous abstoßende, vulgäre Art war in all ihrer Pracht zurückgekehrt. Es traf ihn mit voller Härte, ungebremster als jeder Schlag, den er Bakugou jemals hätte verpassen können. Die Wahrheit kam nie ohne einen großen Auftritt daher. Prompt kehrte die Farbe auf seine blassen Züge. Mit wachsender Genugtuung und einem seltenen Hauch an Faszination in den dunklen Augen sah der Blonde ihm ungeniert dabei zu wie er die Beherrschung verlor. Beinahe als hätte er die letzten Minute beharrlich damit verbracht Risse in den Stein seiner mühevoll aufgebauten Fassade zu schlagen. Und jetzt konnte er ruhigen Gewissens die Früchte seiner Arbeit genießen. Das Zittern seiner Hand breitete sich ungehindert auf seinen gesamten Organismus aus. Mühsam presste er seine beiden Lippenpaare aufeinander, um auf diese Weise zu verhindern, dass ein unangebrachter Laut seiner Kehle entwich. Tausend und aber tausend von Gedanken wirbelten wie ein Haufen Herbstlaub in seinen Kopf durcheinander. Einer unsinniger als der andere und in keinerlei logischen Zusammenhang miteinander. Seine bemitleidenswerte Überforderung war greifbar, so schmerzhaft offensichtlich, dass Bakugou ihn scheinbar vorsorglich an den Schultern festhielt. Möglicherweise hatte der Andere die leise Vermutung er können jeden Moment das Bewusstsein verlieren, vielleicht war dies aber auch nur reiner Vorwand um ihn berühren zu können. Sorge war kein Attribut, welches man Bakugou leichtfertig zusprechen konnte. Merkwürdiger Weise richtete sich gerade jetzt Midoriyas Blick auf die Nase seines Gegenübers, nur um festzustellen, dass die Blutung des Sinnesorganes in der Zwischenzeit vollständig verebbt war. Dieser Sachverhalt störte ihn mehr, als die warmen Hände auf seinen schmalen Schultern. „Deku.“, sein Spitzname. Ein ziemlich zweifelhafter Versuch die Aufmerksamkeit des Grünhaarigen für sich allein zu beanspruchen. Doch er gelang, so einfach, dass Midoriya langsam Zweifel an seiner eigenen Intelligenz hegte. Der metallische, schwere Geruch von geronnenem Blut stieg ihm in die Nase. Es war nicht das erste Mal in seinem Leben, dass er ihn roch, doch jedes Mal auf seine Weise alarmierend. Beunruhigend, dass ausgerechnet dieser Eindruck ihn darauf hinwies wie nah ihm der Blonde eigentlich inzwischen gekommen war. Er schluckte, versuchte seine staubtrockene Kehle mit Flüssigkeit zu benetzen, doch es half nichts. Midoriya war es nicht vergönnt sich auch nur einen Zentimeter aus dem verworrenen Netz zu bewegen, dass Bakugou gesponnen hatte. Alles was er konnte war starren. Er hatte nicht wenig Ähnlichkeit mit einem zu Tode geweihten Reh, als sich sein Blick auf die Augen von Bakugou richtete. Allein ihr glühendes Rot sollte schon als Warnsignal fungieren. Doch sie taten es nicht. Alles was übrig blieb waren Vermutungen. Erdrückende, ihn langsam aber sicher verzehrende Zweifel an seiner eigenen Person, was geschehen wäre, wenn nicht in exakt diesen Moment sein Hand geklingelt hätte. - Die Person am Telefon war sein persönlicher Retter in der Not gewesen. Der schrille Klingelton hatte die mühevoll aufgebaute Atmosphäre zwischen ihnen innerhalb von wenigen Sekunden zerstört und ihm eine Steilvorlage für seine darauffolgende Flucht geliefert. Trotzdem fühlte er sich unwohl, was nicht zuletzt daran lag, dass es natürlich Todoroki gewesen war, der ihn aus dieser brenzligen Situation herausmanövriert hatte. Wie immer war Todoroki da um seinen Rücken zu stärken, ob nun geplant oder nicht. Es tat nichts zur Sache, dass es diesmal nicht seine Intention gewesen war ihm zu helfen. Er war ihm dennoch über alle Maße dankbar. Der ursprüngliche Grund seines Anrufes lag darin ihm mitzuteilen, dass ein Treffen zwischen ihnen heute nicht mehr zu Stande kommen würde. Er hatte einige familiäre Angelegenheiten, die scheinbar mehr seiner Aufmerksamkeit bedurften, als Midoriya es tat. Der Grünhaarige nahm es hin. Er war ohnehin nicht in der Position jemanden ein schlechtes Gewissen einzureden, wo doch sein eigenes gerade im Begriff war ihn regelrecht aufzufressen. Dennoch hielt er ihr Gespräch kurz – einerseits weil es ihm ferner denn je lag Bakugou seine Unterhaltungen belauschen zu lassen, andererseits weil diese Erklärung keiner weiteren Ausführung bedurfte. Sie standen sich zwar deutlich näher als zu Beginn des Schuljahres, trotzdem konnte er nicht einschätzen, ob er das Recht dazu hatte sich nach näheren Informationen zu erkundigen. Nachdem er das Telefonat mit seinen wenig gesprochenen Worten beendet hatte, verabschiedete er sich kurz und knapp. Bakugou beanspruchte ein sehr seltenes Phänomen für sich – er schwieg. Untätigkeit lag fern von allem, was Midoriya in diesem Moment von ihm erwartet hätte, trotzdem unternahm der Andere keinen Versuch ihn aufzuhalten. So viel Mühe Midoriya sich auch gab möglichst schnell möglichst viel Abstand zwischen sie zu bringen, nahm er doch den veränderten Gemütszustand seines Gegenübers wahr. Entweder er befand sich mittlerweile gefährlich nah an der Grenze zum Realitätsverlust oder Bakugou wirkte wirklich zufrieden. - Letztendlich tat er es ja doch allen anderen gleich. Allerdings war nichts Schlechtes daran etwas Zeit mit seiner Mutter zu verbringen, zumal sein derzeitiges Leben nicht mehr viel Gelegenheit für derartige Normalität bot. Es war schön sich mit ihr über die jüngsten Ereignisse zu unterhalten und das wachsende Leuchten in ihren Augen zu verfolgen, an dem man messen konnte wie sehr sie sich für ihn freute. Niemand würde je mehr an ihn glauben, da war er sich sicher. Midoriya konnte schwer sagen, wie lange sie sich unterhalten hatten. Irgendwann waren sie nahtlos ins Abendessen übergegangen und er war furchtbar dankbar dafür, dass er wenigstens ein paar Stunden von seinen unlauteren Gedanken verschont blieb. Sein Gewissen würde ihn noch früh genug quälen, daran gab es keinen Zweifel. Leider konnte er seine Mutter in dieser Hinsicht nicht in seine Probleme einweihen. Für sie war Kacchan nach wie vor ein Engel auf Erden. Inzwischen hatte er es sich allein auf der weichen Matratze seines Bettes gemütlich gemacht, mit dem Gesicht stur gen Zimmerdecke gerichtet versuchte er wenigstens die letztlich gewonnenen Eindrücke zu ordnen. Erfolglos. Mit einem teils genervt teils frustrierten Seufzen griff er schließlich nach seinem Mobiltelefon, welches sich seit Stunden stumm geschaltet in seiner Hosentasche befand. Überrascht durfte er feststellen, dass da sogar eine ungelesene Nachricht war, die weder von Uraraka noch von Iida stammte. Ist alles in Ordnung? Du klangst komisch am Telefon., hatte niemand anderes als Todoroki ihn vor über einer Stunde geschrieben. Beunruhigend, wenn man davon ausging, dass sie nie zuvor Textnachrichten ausgetauscht hatten. Todoroki gehörte nicht zu dem Typ Mensch, der gerne und zu jeder Zeit seine zwischenmenschlichen Kontakte pflegte. Es grenzte schon an ein Wunder, dass sie überhaupt Telefonnummern ausgetauscht hatten. Midoriya konnte sich nur angestrengt mit der flachen Hand über die müden Augen fahren. Der Andere hatte in dieser Hinsicht einfach ein zu feines Gespür. Oder Midoriya war zu leicht zu durchschauen. Vermutlich war dies hier das Ergebnis aus Beiden. Der Vorteil an einer solchen Kontaktaufnahme war, dass man sich überlegen konnte, was man antwortete. Es gestaltete den Prozess zwar keinesfalls einfacher, aber vielleicht war es so möglich sich nicht unbedingt um Kopf und Kragen zu reden. Midoriya tippte die einzelnen Schriftzeichen mit einer routinierten Bewegung auf dem Touchscreen seines Handys, nur um sie daraufhin mit sofortiger Wirkung wieder auszulöschen. Diese Prozedur wiederholte er einige Male, bis er sein Handy verärgert aus seiner Hand gleiten ließ. Das war absurd. Mit wachsender Anspannung hob er es schließlich doch wieder auf. Nach einem inneren Kampf mit ungeahnten Ausmaßen, schickte er letztendlich einen Satz ab, mit dem er zwar nicht zufrieden war, den er aber ertragen konnte. Ich war nicht allein. Es vergingen nur einige wenige Sekunden, die Midoriya die geschriebenen Worte anstarrte, dann erschien bereits die Antwort. Der Grünhaarige hatte plötzlich keinen Zweifel daran, dass Todoroki auf eine Erwiderung seinerseits gewartet hatte. Allein das ließ sich schlechtes Gewissen bis ins Unermessliche anschwellen. Bakugou? , stand da nur in seinem Textfeld und Midoriya vergas für einen kurzen Augenblick zu atmen. Sein Herzschlag beschleunigte sich unweigerlich. Todorokis Scharfsinnigkeit war erschreckend und verdammt einschüchternd. Es war sein einziges Glück dem Anderen in diesem Moment nicht in die Augen sehen zu müssen. Ja, lautete seine unverhohlene Antwort. Kurz und knapp, die Notwendigkeit diesen Tatbestand zu erläutern, sah er nicht. Ebenso wenig den eventuellen Nutzen einer Lüge. Früher oder später würde nichts daran vorbeiführen sich mit Bakugous eigentümlicher Liebeserklärung - oder besser dessen Besitzanspruch – auseinander zu setzen. Ein oder zwei Tage mehr Bedenkzeit hätten ihm zwar nicht im Geringsten geschadet, aber es änderte nichts. Und dann blieb ihm nichts außer Warten. Es war keine besonders große Herausforderung festzustellen wie lange er Zeit damit verbracht hatte auf den grellleuchtenden Bildschirm zu starren. Es vergingen geschlagene fünfzehn Minuten, das konnte er mühelos an der Uhr auf seinem Bildschirm ablesen. Entweder er hatte Todoroki mit dieser unverblümten Aussage wirklich verstimmt oder der Andere hatte momentan wichtigere Dinge zu tun, als sich mit ihm zu unterhalten. Seine Augen hatten ohnehin schon begonnen zu brennen, da sie diese Form von Anstrengung nicht gewohnt waren. Also ließ er sein Handy abermals mit einer ziemlich resignierenden Geste in die weichen Kissen fallen. Er war gerade dabei sich ratlos mit seiner Hand durch die wirrliegenden Strähnen zu fahren, als ihn ein unerwartetes Geräusch bis ins Mark erschütterte. Er konnte er verräterisches Zusammenzucken seines Körpers nicht verhindern, auch wenn seine Augen sich sofort zum Ausgangspunkt des Lärms richteten. Sein Fenster. Hatte daran allen Ernstes jemand geklopft? Midoriyas Kehle entwich ein leises Fluchen. In weniger als einer Sekunde war er auf den Beinen, da er aus seiner derzeitigen Position unmöglich den Urheber der Störung ausfindig machen konnte. Der Ursprung war eindeutig menschlicher Natur, auch wenn es inzwischen dunkel geworden war, konnte er die Präsenz einer anderen Person deutlich spüren. Das musste ein Traum sein. Ohne zu Zögern riss Midoriya das Fenster auf, um dem ungebetenen Gast die Möglichkeit zu eröffnen einzutreten. ¬¬Mit einer ewigwährenden Eleganz schwang sich der Ankömmling über die Fensterbank, nur um in einer einzigen fließenden Bewegung im inneren des Raumes zum Stehen zu kommen. Gerne hätte Midoriya dem Anderen nun seine volle Aufmerksamkeit geschenkt, doch war da ein Sachverhalt, der vorerst all sein Interesse auf sich zog. Er riskierte wenigstens einen schwachen Blick hinaus, der ihm eine halbwegs logische Erklärung liefern sollte, wie es einem Menschen problemlos gelang an ein Fenster im ersten Stock zu klopfen. Der aus dem Nichts geschaffene Berg aus Eis klärte alle möglichen Fragen, die sich in seinem Kopf formten. Erst jetzt konnte er sich gänzlich Todoroki zuwenden, er seinen Blick für die Kürze des Augenblicks durch den Raum schweifen ließ. Es machte auf Midoriya fast den Eindruck als würde er nach etwas suchen. „Was machst du hier?“, fragte der Grünhaarige ohne Umschweife und wahrscheinlich stand ihm die Überraschung längst mitten ins Gesicht geschrieben. „Schadensbegrenzung.“, gab Todoroki unmissverständlich zu verstehen und erst jetzt registrierte Midoriya, dass der Andere erschöpft wirkte. Tatsächlich war sein Gegenüber gerade dabei seine Atmung zu normalisieren und seinen Herzschlag zu senken. Allem Anschein nach war der Andere hierher gerannt. Kein Wunder, ansonsten hätte es wohl kaum im Bereich des Möglichen gelegen derart schnell zu seinem Haus zu gelangen. Einige Minuten verstrichen, die er seinem Gegenüber einräumte um zu seinem Ruhepuls zurückzufinden und sich ihm näher zu erklären. Noch konnte er sich nämlich keinen Reim darauf machen, warum es notwendig war, dass Todoroki zu so einer Uhrzeit auf so eine ungewöhnliche Art und Weise bei ihm vorbeischaute. Völlig gehetzt und ohne jede Ankündigung. „Er hat Zweifel gesät, oder? Immer wenn er mit dir redet kommt nichts Gutes dabei raus.“ Natürlich ging es um Bakugou. Midoriya verzog das Gesicht zu einer leichten Grimasse. Das traf das Ganze recht gut auf den Punkt. „Er hat… ein paar unmissverständliche Andeutungen gemacht.“, räumte er zögernd ein und war nicht erpicht darauf dies einer genaueren Betrachtung zu unterziehen, geschweige denn Bakugous Wortlaut zu wiederholen. Doch Todoroki vermochte problemlos zwischen den Zeilen zu lesen. Für jemanden wie ihn bedurfte es keiner Ausführung, zumindest was den Blonden anbelangte. „Er will also deine Jungfräulichkeit? Ganz schön platt, sogar für ihn.“, meinte er aus diesem Grund abfälliger denn je und es machte nicht den Eindruck als würde sich Todoroki wegen dieser Phrasen Sorgen über ihre Beziehung zueinander machen. „Ich glaube es war eher eine Art Besitzanspruch.“, wandte der Grünhaarige dennoch ein, weil er es als wichtig empfand, dass es nicht mal ansatzweise so oberflächlich war wie Todoroki es ausdrückte. Der Andere verengte unweigerlich die Augen. „Es stört ihn, also wirklich dass wir …“, murmelte er, vielleicht mehr zu sich selbst als zu Midoriya und wirkte als wäre er in Gedanken. Midoriya schüttelte nur aus purer Resignation mit dem Kopf. Wenn es mal so einfach wäre. „Das ist untertrieben. Er…naja…“, „Kann es nicht ertragen.“, brachte Todoroki es wie so oft auf den Punkt. „Er ist von dir besessen.“ Midoriya schwirrte der Kopf, das konnte nun unmöglich der Wahrheit entsprechen. „Ich glaube nicht, dass er besessen von mir ist. “, versuchte er deshalb sogleich diese Vermutung zu korrigieren und konnte nicht verhindern, dass seine Wangen sich mit Hitze füllten. Es war mehr als anmaßend zu glauben, dass Bakugou von jemanden wie ihm… es sei denn. „Was hat er gemacht? Irgendwas ist passiert.“, abermals traf Todoroki mit seinen Worten mitten ins Schwarze und Midoriya musste den Impuls widerstehen die Flucht zu ergreifen. Stattdessen fuhr er sich nur abermals mit der flachen Hand über die erschöpften Augen. „Er hat mich geküsst.“, gestand er geradeheraus. Dem Blick seines Gegenübers wich er dabei gekonnt aus, starrte anstelle dessen irgendwo auf den Boden zu seinen Fußen. „Und hast du ihn auch geküsst.“, das war keine Frage, sondern eine reine Feststellung, die keinerlei Raum für irgendwelche Erklärungen oder Einwände ließ. Er musste sein Gegenüber nicht ansehen, um zu bemerken, dass sich dessen gesamte Körperhaltung veränderte. „Nein.“, der einzige Einwand zu dem er momentan in der Lage war. „Wolltest du?“, Todorokis Stimme war leise, aber nicht weniger bedrohlich, während die Temperatur in seinem Zimmer um einige Grad abfiel. „Ich weiß es nicht.“, wenigstens blieb er bei der Wahrheit. Eine andere Möglichkeit sah Midoriya nicht mehr. „Du könntest ihn endlich wiederhaben.“, die Stimme des Anderen war fast melodisch, hatte aber nicht mehr die geringste Ähnlichkeit mit der, die Midoriya so gut kannte. Todoroki machte einige wenige Schritte auf ihn zu, was für den Grünhaarigen lediglich zu Folge hatte selbige Bewegungen rückwärts zu vollziehen. Er hielt erst inne, als er mit dem Rücken direkt am offenen Fenster stand und die kühle Nachtluft seinen Nacken streifte. Prompt breitete sich eine unheilverheißende Gänsehaut über seinem gesamten Körper aus. „Ich glaube nicht, dass ich ihn auf diese Weise haben kann…oder will.“, Midoriya legte so viel Glaubhaftigkeit in seine Worte, wie es ihm in einer heiklen Situation wie dieser möglich war. Auch wenn die Anspannung längst jede Zelle seines Körpers infiziert hatte. „Er war dein Freund, er bedeutet dir viel.“ Todoroki wirkte fast verständnisvoll, einfühlsam und doch veranlasste gerade diese Aussage Midoriya dazu seinem Gegenüber endlich in die unterschiedlich gefärbte Augen zu sehen. Es gab eine Palette an verschiedensten Emotionen, die er erwartet hatte darin zu lesen, vor allem aber Wut oder Verärgerung. Doch da war nur Schmerz, maßlose Enttäuschung, die ihm einen unangenehmen Schlag in die Magengegend versetzte. Er biss sich mit wachsender Unsicherheit auf die Unterlippe, während ein Schauer von Schuldgefühlen über ihn hereinprasselte. „Aber nicht alles.“, sagte er schließlich ernst, fixierte den kaum zu deutenden Blick des Anderen mit dem eigenen. Zeitgleich verzogen sich die Mundwinkel des Anderen im Anflug eines Lächelns. Und dann war es da, dieses Prickeln in dem übrig gebliebenen Raum zwischen ihnen. Todoroki war ihm um einiges näher als er gedacht hatte. Es hätte keine Möglichkeit gegeben ihm auszuweichen. In seinen Rücken bohrte sich das harte Holz des Fensterbrettes, während sich hinter ihm nur die kühle Nachtluft eröffnete. Trotzdem öffnete er bereitwillig seine Lippen als der Andere nach den seinigen schnappte, von einem zum anderen Moment, ohne Vorwarnung. Zeitgleich schlossen sich die Arme des Grünhaarigen um den Nacken seines Gegenübers, zogen ihn in Folge dessen so eng an sich heran, dass sich ihre Oberkörper mühelos aneinander schmiegten. Um sich nicht selbst völlig zu überfordern, senkte er in voller Resignation die Lider. Während die heiße Zunge längst seine eigene erreicht hatte, spürte er Todorokis Hände an seinen Oberschenkeln. Ohne jegliche Form der Zustimmung griff er darunter und hob ihn mit einem kaum nennenswerten Kraftaufwand auf die Fensterbank. Ein überraschter Laut entwich seiner Kehle, der aber augenblicklich von den Lippen des Anderen erstickt wurde. Todoroki befand sich unterdessen direkt zwischen seinen geöffneten Beinen, ließ es sich nicht nehmen in einer dreisten Geste mit den Handflächen an den Innenseiten entlang zu fahren. Die Entscheidung Zuhause lediglich eine kurze Hose zu tragen, kam ihm auf einmal reichlich unüberlegt vor, bei dem wahnwitzigen Kribbeln, dass der Andere auf seiner nackten Haut hinterließ. Ruckartig unterbrach Todoroki ihre Küsse, leckte stattdessen noch einmal anzüglich über den Mundwinkel des Grünhaarigen um dessen Speichelreste zu entfernen. Midoriya konnte das Unterfangen nur mit einem heißeren Keuchen quittieren, zu mehr Reaktion war der momentan einfach nicht im Stande. Todoroki verteilte einige flüchtige Küsse auf seinem Kiefer sowie seinem Halsbereich, biss noch einmal andächtig in sein Ohrläppchen. Allzu viel Platz um sich in dieser Region frei zu bewegen blieb ihm nicht mehr, da der Großteil nach wie vor mit einem Pflaster bedeckt war. Aber Todoroki schien sich nicht weiter daran zu stören, als er sich bereits an seiner Hose zu schaffen machte. Alarmiert zog der Grünhaarige einmal scharf Luft ein und versuchte den Anderen an den Schultern nachfolgendend einige Zentimeter von sich zu drücken. Doch Todoroki schien heute nicht mehr in der Bereitschaft zu sein irgendwelche Kompromisse zu machen, irrelevant in welcher Hinsicht. „Hey-..“, er hatte seine Stimme tatsächlich wiedergefunden und wollte nun, wenn auch schwächlich, Protest einwenden. Todoroki erstickte jedoch jegliche Einwände mit einem erneuten gierigen Kuss, den er ihm aufdrückte. Midoriya kam nicht dazu seinen Gedanken zu Ende zu denken. Seine Augen, glasiger denn je, waren nur auf sein Gegenüber gerichtet, sahen nur Todoroki und dessen verführerisch blitzende Iriden. Er schluckte trocken und ihm wurde schmerzlich bewusst, dass er jeder Aufforderung die jetzt folgen würde, bereit war zu gehorchen. „Heb dein Becken.“, flüsterte Todoroki nur rau, irgendwo viel zu nah bei seinem Ohr, so dass es ihm eine ungeheure Gänsehaut bescherte. Er tat wie ihm geheißen und es war sein Glück und zugleich sein Pech, dass er eine einfache Sporthose trug, die man ihm mit nur einem Ruck von den Hüften ziehen konnte. Jetzt jedenfalls hing sie, mitsamt seiner Boxershorts, irgendwo ein Stück weiter unten. Er widerstand dem irren Reflex an sich hinunter zu sehen, da dies wahrscheinlich einen Ohnmachtsanfall nach sie gezogen hätte. Seine Wangen brannten ohnehin schon wie die Hölle selbst, sein Atem und sein Herzschlag waren fernab von irgendwelchen normalen Ausmaßen. Die höfliche Zurückhaltung vom letzten Mal schien vollends aus dem Kopf des Anderen verbannt zu sein. Ohne jegliches Zögern in seinem Handeln ließ er die Finger über die deutlich hervorstehende Erregung des Grünhaarigen gleiten, ehe er seine Hand vollständig darum schloss. Ein mehr als angetanes Keuchen verebbte zwischen ihren Lippenpaaren, während Todoroki begann seine Hand kontinuierlich aufreizend auf und ab zu bewegen. Midoriya verbrachte eine Sekunde Zeit damit den Anderen für seine routinierten Bewegungen zu bewundern, ehe er sich schwerfällig vom Mund seines Gegenübers löste und es stattdessen vorzog, das Gesicht mit zügelloser Überforderung in dessen Halsbeuge zu vergraben. Wie von selbst bohrten sich seine Finger in die Schultern des Anderen und es war ihm erstmals vollkommen gleichgültig, ob er dort Schmerzen verursachte. „Shouto…“, zwar wurde der atemlos gehauchte Name weitreichend beim Auftreffen auf die weiche Haut verschluckt, dennoch reichte es aus um Midoriyas Gefühlslage darzustellen. Das war mehr als man ihm zumuten konnte. Jugend war Fluch und Segen zugleich. Es dauerte nicht besonders lange, dann wendete sich sein eigener Organismus vollständig gegen ihn. Sein gesamter Körper verspannte sich in Folge der Reizüberflutung und er kam, unfähig sein eigenes Stöhnen zurückzuhalten, in die Hand des Anderen. Kapitel 9: Endlich, unendlich einfach ------------------------------------- "Der erste Stich von der Nadel, wenn sie die Farbe Zehn Zentimeter über mein Herz sticht Schmerzt mehr, als ich dachte, Doch niemals genug, um zu zeigen, wie sehr es mir ernst ist Bis dein Name auf meiner Brust fliegt Narben beweisen nicht Schwäche Sondern nur, dass uns keiner kaputt kriegt Dass uns so schnell niemand mehr klein macht Mit dir ist es endlich, unendlich einfach" (Prinz Pi, Songtext: Unser Platz) - Da waren nicht viele Einzelheiten, die er am nächsten Morgen von den Geschehnissen des gestrigen Abends rekonstruieren konnte. Tatsächlich konnte er sich nur erinnern, wie Todoroki mit einem Taschentuch, welches er aus seiner Hose gezogen hatte, die Überbleibsel ihrer Tat beseitigte. Ebenfalls wusste er noch, dass Todoroki ihm von der Fensterbank hinunter geholfen hatte, denn seine Beine waren so unbrauchbar gewesen wie eine Schüssel Wackelpudding. Und dann hatten sie sich geküsst. So unglaublich lange, dass Midoriya alles andere, was an diesem Tag zwangsläufig geschehen war, vollständig und nachhaltig aus seinen Gedanken verbannen konnte. Er schlief in dieser Nacht traumlos, aber unruhig. Von verdienter Erholung war auch am darauffolgenden Morgen nichts zu spüren und er war mehr als froh über die Ablenkung, die ihm dieser neue Tag eröffnete. Zu seinem persönlichen Glück hatten sie sich fast alle Mitglieder seiner Klasse im Einkaufszentrum verabredet. Außer Todoroki und Bakugou selbstverständlich. Todoroki würde nach eigener Aussage ein weiteres Mal in dieser Woche seiner Mutter im Krankenhaus besuchen und Bakugou – ja, es war eindeutig unter seinem Niveau sich auf dieses Massenspektakel herabzulassen. Wahrscheinlich waren mindestens drei Sachen, die er nicht ertragen konnte Teil dieser Veranstaltung – Spaß, Menschenmassen und Midoriya. Der Grünhaarige erlaubte sich wenigstens einen kleinen Funken Erleichterung, weder mit dem einen noch mit dem anderen konfrontiert zu werden und stattdessen Zeit zu haben seine verworrenen Gedankengänge zu ordnen. Entsprechend entspannt und gelassen sah er diesem Vormittag entgegen, als sie sich in der großen Halle des Centers trafen. Allem Anschein hatte sich jeder von ihnen einen relativ ausführlichen Plan zurecht gelegt, was sie an Besorgungen erledigen wollten – und so auch seine Wenigkeit. Der Anflug eines zufriedenen Lächelns bildete sich auf seinem Gesicht, als er die einzige Person ausfindig machte, die noch niemanden als ihren Partner auserwählt hatte. Er mochte Uraraka und eigentlich gab es niemanden mit dem er lieber seine Zeit in diesem Getümmel verbracht hätte – eben bis zu jenem Moment als sie sich ohne ein Wort spurlos aus dem Staub machte und ihn völlig allein sitzen ließ. Er wollte dem eindringlichen Impuls folgen aufzustehen, ihr nachzugehen und zu fragen, was zum Teufel nochmal in sie gefahren war - dann erst spürte er es. Viel zu spät, ohne einer Möglichkeit zu entkommen. Die bedrohliche, dunkle Aura, die sich ihn während seiner schmerzhaften Erkenntnis eröffnete, raubte ihm die Fähigkeit zu atmen. Seine eigene Unbedarftheit, seine Dummheit und die mangelnden Reflexe trafen ihn wie ein Schwall eiskaltes Wasser und pressten ihm all seine Luft aus den Lungen. Die vier Finger, die sich nachdringlich und ohne jede Gnade in seinen Hals, sowie seine Kehle bohrten, waren der handfeste Beweis für seine Schwäche. Er hätte nicht einmal Blick zur Seite gebraucht, um zu erkennen um wem es sich hier handelte. Es gab nur wenige Menschen auf dieser Welt, die den Mut hatten ihn in mitten von unbeteiligten Menschen offenkundig zu bedrohen. Es war dieser mysteriöse Typ, dessen Gesicht er nicht kannte, dafür war ihm aber dessen makabre Fähigkeit bestens in Erinnerung geblieben. Und was ihm fast zeitgleich in den Sinn kam, waren die grotesken Kreaturen, die er erschaffte, um All Might, bisher erfolglos, nach dem Leben zu trachten. Midoriya schluckte hart, kämpfte dagegen an, dass sich sein Herzschlag und seine Atmung bis ins Unermessliche beschleunigten, so wie es sein Gegenüber von ihm verlangte. Er sollte ruhig bleiben, sie wären nur alte Bekannte, die sich wieder trafen. Eine solche schauspielerische Leistung wäre allerdings nicht mal dem talentiertesten Helden von allen zu zutrauen. „Du weißt, indem Moment, wo alle meine fünf Finger deinen Hals berühren, dann wirst du zerbrechen. In einer Minute bist du nicht mehr als Staub.“, keine leere Drohung, eher eine präzise Sicht in die Zukunft, wenn er sich dazu entscheiden sollte sich zur Wehr zu setzen. „Wenn du mir etwas antust, wird ein Held kommen um dich festzunehmen.“, wand Midoriya ein, ebenso überzeugend wie er in diesem Moment sein konnte und hoffte dadurch einen gewissen Vorteil zu erzielen. Vergebens. „Aber schau dich mal um! Du weißt, ich könnte 20…nein vielleicht 30 Leute umbringen, bevor ich festgenommen werde.“ Das reine Gegenteil war der Fall. Und das unheilverheißende Lachen, welches an sein Ohr drang, verriet ihm eindringlich, dass seine Möglichkeiten ausgeschöpft waren. Also hörte er zu. - Es grenzte an ein Wunder, dass niemand, einschließlich er selbst zu Schaden kam. Stattdessen verschwand der mysteriöse Typ fast selbst zufrieden, als hätte nur Midoriya allein ihm die Antwort auf alles gegeben. Er konnte es nicht nachvollziehen, aber ihm blieb auch nicht sonderlich viel Zeit sich über die Beweggründe dieses Antihelden, den Kopf zu zerbrechen. Die Polizei evakuierte das gesamte Einkaufscenter, schloss es anschließend für den restlichen Tag als eine reine Vorsichtsmaßnahme. Der Grünhaarige wurde unterdessen mit Fragen gelöchert, auf die er nur teilweise überhaupt Antworten geben konnte. Dieser miserable Tag endete damit, dass Uraraka sich unter Tränen bei ihm entschuldigte, ihn allein zurückgelassen zu haben, auch wenn sie ihm keinerlei Begründung dafür nennen wollte. Weiter ging dieses Spiel nun mit seiner Mutter, die ebenfalls weinend, nicht im geringsten nachvollziehen konnte, dass er nach solchen Geschehnissen, die ihm allem Anschein das Leben kosten konnten, immer noch ein Held werden wollte. Und auch All Might, der ebenfalls zum Ort des Geschehens kam, um sich nach seinem Befinden zu erkunden, half ihm nicht dabei zu verstehen, was hier vorgefallen war. Letztendlich war da nur Enttäuschung – maßlose Enttäuschung über seine eigene Unfähigkeit zu handeln, seine plötzliche Hilflosigkeit, die in Vergessenheit geraten war, als er endlich seine Fähigkeit erhalten hatte. Und jetzt stand sie da und spuckte ihm mitten ins Gesicht. - „Ich hab‘ in den Nachrichten gesehen, was passiert ist. Alles okay bei dir?“, empfing er Todorokis Textnachricht direkt nach dem Abendessen. Wenigstens die Besorgnis des Anderen schaffte es ihm ein leichtes Lächeln auf die ernsten Züge zu zaubern. „Mir geht’s gut.“, tippte er noch auf dem Weg in sein Zimmer und war im Nachhinein erstaunt, dass er nicht registriert hatte wie derart abgedroschen dieser Satz eigentlich klang. Todoroki konnte ihm unmöglich glauben. Trotz dessen ergänzte er dieser kurzen Antwort keine weiteren Zeilen. Es lag auch einfach nicht mehr im Bereich des Möglichen, die Geschehnisse heute noch ein weiteres Mal zu schildern. „Willst du vorbei kommen? Ich bin allein.“, augenscheinlich hatte Todoroki nichts gegen seine wertlosen Floskeln einzuwenden und aus irgendeinem Grund machte Midoriya sofort wieder kehrt. Anstelle sich in sein weiches Bett zu legen und einen wohlverdienten Schlaf zu finden, kehrte er zurück in den Flur und griff nach seiner Jacke. „Wo muss ich hin?“ , antwortete er schnell, ehe er seine Mutter seine abendlichen Pläne eröffnete. Diese war milde ausgedrückt –nicht besonders begeistert – von seinem Vorhaben noch einmal das Haus zu verlassen, doch als er sagte es handle sich bei dem Freund, den er besuchen wollte um Todoroki, willigte sie schließlich lächelnd ein. Er wusste nicht genau zu sagen, was seine Mutter in Todoroki sah, empfand es aber auch nicht als angebracht ausgerechnet jetzt danach zu fragen. In der Zwischenzeit hatte Todoroki ihm seinen derzeitigen Standort geschickt. Eigentlich furchtbar unangenehm, dass der Andere in letzter Zeit so oft bei ihm Zuhause war, er aber nie gefragt hatte, wo genau Todoroki eigentlich wohnte. Er kannte zwar die ungefähre Richtung, dennoch würde er es ohne Hausnummer oder Ähnlichem niemals finden. In seinem zügigen Lauftempo dauerte es ungefähr zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten bis er sein Ziel erreicht hatte, ohne sich dabei übermäßig zu beeilen. Er zog es vor nicht derart außer Puste zu sein, wenn er Todoroki wiedersah. Seine mangelnde Gesichtsfarbe war mit Sicherheit Zeichen genug für die Vorkommnisse des heutigen Tages und würde zweifelsohne für sich sprechen. Midoriya stoppte, als er laut seinem Handy das richtige Haus erreicht hatte und staunte nicht schlecht, als er ein relativ altes, aber dennoch prunkvolles, Anwesen erblickte. „Bin da.“, verkündigte er in einer weiteren Textnachricht, anstatt zu Klingeln. Irgendwie war ihm nicht geheuer um zu so einer Uhrzeit bei diesem Haus zu klingeln, selbst wenn Todoroki ihm versicherte, dass niemand außer er selbst anwesend war. Keine Minute verging bis Todoroki ihm die Eingangstür öffnete und ihm auf diese Weise den Eintritt ermöglichte. Erst als er sich das Outfit seines Gegenübers besah, ein weißes Shirt gepaart mit einer schwarzen Sporthose, fiel ihm auf, dass er nach wie vor dieselben Klamotten am Leib trug. Eine Begebenheit, die unwillkürlich die Übelkeit in ihm aufsteigen ließ. Die Scham klebte an ihm wie eine zweite Haut. „Hey, was ist los?“, die Worte des Anderen drangen erst zu ihm, als dieser ihn leicht an der Schulter berührte. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass er weggetreten war. Midoriya schüttelte nur leicht mit dem Kopf. „War in Gedanken.“, antwortete er wahrheitsgemäß und nutze die Gelegenheit an dem Anderen hinein ins Innere des Anwesens zu treten. Während er seinen Blick schweifen ließ, schloss Todoroki die Tür hinter ihnen. „Es muss viel Arbeit kosten das alles instand zu halten.“, mutmaßte der Grünhaarige, ehe ihn Todoroki mit einer Handbewegung anwies ihm zu folgen. Der Angesprochene tat nicht mehr als mit den Schultern zu zucken. „Wenn man gut genug dafür bezahlt, anscheinend nicht.“, gab er nur spitz zu verstehen und Midoriya verstand die Anspielung auf dessen Vater augenblicklich. Er biss sich auf die Zunge. Kommentare dieser Art sollte er tunlichst unterlassen. „Wo sind denn…alle?“, er zögerte, aber eigentlich hatte er keinen blassen Schimmer, wer hier alles wohnte und Todoroki hatte nie einen Satz über weitere Verwandte als seine Mutter und seinen Vater verloren. Die Antwort dauerte einige Sekunden, da Todoroki damit beschäftigt war den Grünhaarigen durch allerlei Gänge zu führen, wahrscheinlich auf direkten Weg zu seinem Zimmer. „Endeavor ist seiner Agentur, um ehrlich zu sein, habe ich ihn die ganze Woche nicht gesehen. Und meine Schwester macht…Ferien.“, erklärte er beiläufig und es wirkte nicht als hätte er besonders viel dagegen einzuwenden allein zu sein. Eher als würde er die Ruhe und den Frieden genießen. Das passte haargenau auf das Bild, was er von Todoroki hatte. Woran sich Midoriya dagegen mehr aufhielt, war die Tatsache, dass Todoroki eine Schwester hatte von der er nichts, aber auch absolut gar nichts, wusste. Die Neugier brannte in seinem Inneren und er hätte nichts lieber getan als Todoroki mit Fragen zu löchern, dennoch widerstand er diesem Drang, da es höchstwahrscheinlich nicht der richtige Zeitpunkt für seine Wissbegier war. Als sie letztendlich Todorokis Zimmer erreichten, war Midoriya doch etwas überrascht, dass der Andere eine derart schlichte Einrichtungsweise schätze. Tatsächlich war der große Raum penibel aufgeräumt und sauber. Es gab nicht viele Einrichtungsgegenstände außer einem Schreibtisch mit dazugehörigem Stuhl, einer Couch mit Tisch, einiger Schränke und Regale, die mit Büchern gefüllt waren. Genauer betrachtet entsprach dies natürlich voll und ganz seinen Charakterzügen und dennoch empfand er es als ungewöhnlich, dass Todoroki auf einem einfachen Futon schlief. Der Raum war derart groß, dass es nicht nötig war diesen zur Seite zu räumen, also schlussfolgerte Midoriya, dass er immer an derselben Stelle liegen musste. Ohne eine Form der Aufforderung entledigte sich der Grünhaarige seiner Jacke und legte diese über den Rand des Sofas, auf dem er sich nachfolgend direkt selbst niederließ. Er brauchte keine Einladung, zumindest nicht nach einem Tag wie diesem. Er war erleichtert wie weich die Kissen unter ihm nachgaben. So sehr er auch wollte, konnte er dem Drang nicht widerstehen - sich zurückzulehnen, die Augen zu schließen und einmal tief einzuatmen, es war zu verführerisch. Als er bereit war die angestaute Luft auszustoßen, registrierte er bereits die vertraute Präsenz neben sich. Todoroki hatte sich unter Einräumung eines geringen Abstands neben ihm fallen gelassen. „Willst du mir erzählen was passiert ist?“, drang die Stimme des Anderen in beruhigender und verständnisvoller Weise zu ihm. Da lag keine Spur von Neugier in seinen Worten. Als Midoriya erneut mit dem Kopf schüttelte, behielt er seine Lider geschlossen. „Nicht unbedingt.“, gab er zu verstehen und verzog das Gesicht zu einer schiefen Grimasse. „Eigentlich bin ich es jetzt schon Leid.“ Falls diese Abfuhr Todoroki missfiel, so ließ er es sich wenigstens nicht anmerken. „Willst du hier sitzen und einfach nur schweigen?“, unter anderen Umständen hätte man etwas Anklagendes in dieser Frage vermutet, doch aus Todorokis Mund klang es wie ein Vorschlag, gegen den er selbst absolut nichts einzuwenden hatte. „Nein.“, heute schien endlich der Tag gekommen zu sein an dem es Todoroki nicht mühelos gelingen sollte seine Absichten zu vorauszuahnen. Als Midoriya seine Augen letztendlich wieder öffnete, erkannte er in den Augen des Anderen nur ein großes Fragezeichen - so wie er es sich erhofft hatte. Für die Kürze des Augenblickes genoss Midoriya sogar diesen neu gewonnenen Ausdruck, erst dann verzog sich sein Mund zu einem zweideutigen Grinsen. Mit wachsender Genugtuung notierte er wie sich die Augen des Anderen leicht weiteten, als er seine Hand langsam in dessen Nacken gleiten ließ. Anscheinend lag es nicht Todorokis Erwartungshorizont, dass Midoriya jemals die Initiative ergreifen könnte. Der Grünhaarige musste sich war einige Zentimeter zur Seite beugen, damit sich ihre Lippen schließlich berührten, doch es tat dem Überraschungsmoment dieser Aktion keinerlei Abbruch. Es dauerte einige quälende Sekunden, in der Midoriya den Kuss längst intensiviert hatte, bis Todoroki im Stande war ihn zu erwidern. Der recht unschuldig begonnene Kuss wurde sehr schnell, sehr viel fordernder. Da Midoriya seine Augen nun wieder geschlossen hatte, nahm er nur am Rande wahr, dass Todoroki ihn in Mangel von genügend Bewegungsfreiheit auf dem Sofa zurückdrückte. Ohne Einwände ließ sich der Grünhaarige in eine liegende Position verfrachten, schaffte genug Platz zwischen seinen Beinen, so dass der Andere sich problemlos dazwischen platzieren konnte. Todoroki war unterdessen vollständig über ihn gebeugt, als er den Kuss löste, damit sie Beide Sauerstoff in ihre malträtierten Lungen lassen konnten. „Bist du verletzt?“, erkundigte sich der Andere zwischen zwei Atemzügen und Midoriya konnte dessen angenehm heißen Atem auf seiner Wange tanzen spüren. „Nein.“, gab er deutlich und mit gehörig viel Nachdruck zu verstehen, fuhr sich langsam, aber ungedulig mit der Zunge über die Unterlippe. Ein leichtes, einvernehmliches Nicken, was man mit dem menschlichen Auge kaum registrieren konnte, war die Antwort. Danach verlor Midoriya mit rasanter Geschwindigkeit sein T-Shirt. Kaum vorstellbar mit was für einer gezielten Bewegung es Todoroki möglich war, das Kleidungsstück einer anderen Person innerhalb von Sekundenbruchteilen zu entfernen. Es fand seinen neuen Platz irgendwo auf den Boden zu ihren Füßen. Todorokis schweifender Blick blieb wie selbstverständlich an seinen Narben hängen oder besser gesagt an seinem gesamten Arm, denn dieser war übersät von ihnen. Der Moment gemustert zu werden, war ohnehin schon unangenehm für jemanden mit seinem Selbstvertrauen, aber dies steigerte sein Unbehagen ins Unermessliche. Für einen kurzen Moment hatte er Sorge, dass Todoroki sich die Schuld für zumindest einiger dieser Überbleibsel gab, doch er verlor kein Wort darüber. „Hey…“, diesmal war Midoriya es, der den Anderen zurück in die Gegenwart holte in dem er mit seiner Hand sanft über den Hals seines Gegenübers fuhr. Todoroki reagierte noch im selben Augenblick, ergriff die ihm dargebotene Hand mit der eigenen und führte sie zu seinen geschlossenen Lippen. Es war nur ein harmloser Kuss und trotzdem verfolgte Midoriya diese Geste mit höchster Faszination. Sie hatte um einiges mehr zu bedeuten als es jetzt den Anschein erweckte, das wusste er. Sein Herzschlag begann sich unweigerlich zu beschleunigen, als Todoroki sich wieder gänzlich zu ihm hinabbeugte. Da lag keinerlei ungenutzter Raum mehr zwischen ihnen, als Todoroki seine eigene kühle Stirn gegen die seinige lehnte. Der Unterschied zwischen ihrer beider Körpertemperatur war erstaunlich, doch viel einnehmender war der vertraute Geruch, der ihm auf Anhieb entgegenstieg und alles um ihn herum bis zur Gänze vernebelte. „Wieso jetzt auf einmal? Gestern warst du dir noch unsicher.“, wollte Todoroki im Flüsterton wissen. Der Grünhaarige hatte nicht im Traum daran gedacht, dass sie derart viel Zeit mit Reden verbringen würden und doch konnte er nachvollziehen, warum der Andere ihm diese Frage stellte. Und ebenso wusste er, dass er ihm eine Antwort schuldete, die der Wahrheit entsprach. Todorokis Lippen streiften in einer beiläufigen Bewegung seine Wangen und veranlassten ihn dazu seine Augenlider leicht zu senken. Entweder der andere hatte keinen blassen Schimmer, was für eine berauschende Wirkung er auf ihn hatte oder er setzte seine Reize ganz gekonnt ein, um ihn zu provozieren. Trotzdem ahnte Midoriya mit einer schmerzhaften Gewissheit, dass Todoroki ihn ohne ein Wort der Erklärung nicht weiter berühren würde. „Wenn ich bei dir bin muss ich an nichts anderes denken. Es gibt nur dich.“, dummerweise konnte er im Moment als er dies viel eher murmelte als richtig sprach, nicht in die Augen seines Gegenübers blicken. Er hätte zu gern die aufblitzende Wärme in den unterschiedlich gefärbten Iriden gesehen. Zu seinem Leidwesen hatte Todoroki jedoch sein Gesicht an seinem Hals vergraben, doch er spürte ziemlich deutlich das Lächeln auf dessen wandelnden Zügen. „Also bin ich deine Ablenkung von den weltlichen Problemen?“, es gelang ihm nicht ein leises Lachen aus seiner Stimme zu verbannen, was notwendig gewesen wäre, um diese Frage ernst klingen zu lassen. „Eher mein Fels in der Brandung.“, erwiderte Midoriya daraufhin, vielleicht etwas zu metaphorisch, aber zumindest stimmte er in das dargebotene Lächeln nahtlos ein. „Das gefällt mir.“, hauchte Todoroki aufreizend gegen seine Haut, ehe er begann federleichte Küsse auf dieser zu verteilen. Wie von selbst legte der Grünhaarige seinen Kopf zur Seite, um dem Anderen mehr Platz zur Verfügung zu stellen. Ein hörbares Keuchen verließ seinen Mund, als Todoroki über seinen Hals hinaus begann seinem Schlüsselbein Aufmerksamkeit zu schenken. Wie von allein schlossen sich seine müden Augen und ebenso selbstverständlich vergruben sich seine Finger in den Haaren des Anderen, glitten in einer befriedigenden Geste durch die langen Strähnen. Midoriya war bereits dazu geneigt sich zu entspannen und in einer Art Dämmerzustand zu versinken, als Todoroki über seinen Bauch hinweg zu seiner Hose gelangte – ohne das er diesem Tun großartig Beachtung geschenkt hatte. Von der einen zur anderen Sekunde war er hellwach. Mit einem teils nervösen, teils aufgeregten Ausdruck in den grünen Augen blickte er dem Anderen nun entgegen. Und Todoroki tat nichts als seinen Blick, mit einem über alle Maße anreizenden Grinsen und den durcheinander gewirbelten Strähnen seiner Haare, zu erwidern. Midoriyas Herz rutschte auf direktem Weg seine Hose. Er schluckte, spürte bereits jetzt wie ihn die Röte wieder einmal ins Gesicht stieg und dies, obwohl er ja der Urheber dieses Geschehens war. Peinlich. Todorokis schien sein Gefühlswirrwarr nur zu amüsieren. Mit der Gewissheit, dass Midoriyas volle Aufmerksamkeit auf ihm lag, bettete er seine Lippen mit einer ziemlich dreisten Geste auf der bereits deutlich hervorstehenden Beule in der Körpermitte des Grünhaarigen. Dies hatte zwangsläufig ein heftiges Zusammenzucken seines gesamten Körpers zur Folge, während seinem Mund zeitgleich ein überfordertes Stöhnen entwich. Ganz parallel dazu glaubte er noch mindestens einhundert Tode gleichzeitig sterben zu müssen. Und genau diese Art von Reaktion schien Musik in den Ohren seines Gegenübers zu sein, denn Todoroki unternahm, ohne unnötig weiter Zeit zu verlieren, den Versuch seine Hose mitsamt Knopf und Reißverschluss zu öffnen. Dieses Mal allerdings, würde Midoriya es ihm nicht so einfach machen. Der Grünhaarige hinderte ihn relativ schnell an seinem Unterfangen, indem er die Hand seines Gegenübers mit der eigenen umklammerte. Er konnte zwar an der Reaktion des Anderen ablesen, dass es ihm nicht unbedingt gefiel, trotzdem ließ er Midoriyas Protest diesmal zu. „Zieh dich aus.“, verlangte er eindringlich und war erstaunt wie fest und entschlossen seine Stimme, von einen zum anderen Moment, klang. Mit Mühe und Not hatte er das aufgeregte Zittern aus seinem Organismus verband, aber Todoroki war nur belustigter denn je. „Was?“, lautete sogleich die Gegenfrage und es war in der Luft zwischen ihnen spürbar, wie sehr ihm dieses Spiel gefiel. Jeder würde es an diesem angriffslustigen Funkeln seiner Augen erkennen. „Dein T-Shirt.“, ein leises Fauchen, ungeduldiger denn je. Inzwischen hatte Midoriya es geschafft sich leicht aufzusetzen und mit einem auffordernden Griff an dessen Oberteil eine Handlung heraufzubeschwören. „Jetzt.“, Todoroki hatte wirklich ein einzigartiges Gespür dafür, seine mühsam aufgebaute Geduld auf eine harte Probe zu stellen oder aber ihn zu unüberlegtem Handeln zu verleiten. Kurzerhand war nämlich der Grünhaarige selbst es, der dem Anderen sein Stück Stoff in umständlicher Art und Weise über den Kopf zog. Midoriyas Atem hatte sich längst beschleunigt, kaum zu glauben, dass diese simple Aktion ihn bereits derart angestrengt hatte. Jetzt war er es, der sich mit zitternden Fingern an der Hose seines Gegenübers zu schaffen machte. Glücklicherweise hatte er damit wesentlich weniger Probleme als Todoroki zuvor, denn er konnte die locker sitzende Sporthose einfach Zentimeter für Zentimeter von den Hüften des Anderen ziehen. Midoriya kam nicht umhin sich hart auf die Unterlippe zu beißen, als er die hervorstehenden Hüftknochen seines Gegenübers entblößte. Beinahe hätte er sich auch an der Boxershorts des Anderen zu schaffen gemacht, doch er wurde ebenso abrupt in seinem Vorhaben unterbrochen und dieser Gelegenheit beraubt. Anscheinend hatte auch jemand wie Todoroki weitaus weniger Geduld, als man ihm äußerlich ansah und spätestens als dessen Zähne grob mit seiner Schulter kollidierten und einen weiteren unschönen Bissabdruck hinterließen, hatte er darüber volle Gewissheit. „Hah…“, ein völlig untertypischer Laut entwich seiner Kehle, ehe er im Stande war seinen Mund mithilfe seiner Hand vollständig zu verdecken. Todoroki war es unter Benutzung seines gesamten Körpergewichts gelungen ihn zurück auf das Sofa zu pressen. Jetzt wo sich ihre Oberkörper völlig unbedeckt aneinander schmiegten, war es kein Wunder, dass ihm heißer wurde, als ihm lieb war. Auf irgendeine verquere Weise war es dem Anderen nun auch gelungen seine Hose zu öffnen, aber das war vollends außerhalb seines Sichtbereiches. Was er hingegen überdeutlich wahrnahm, war die Hand, die sich ohne Umschweife in seine Shorts schob und dort einen Druck ausübte, der ihn das letzte bisschen Verstand kostete. Seine freie Hand legte sich automatisch an die Schulter seines Gegenübers, krallte sich dort mit den Fingern in die viel zu perfekte Haut, um dort feine rote Striemen zu hinterlassen. Erfreulicher Weise konnte er zumindest die verräterischen Geräusche, die nun mehr in Sekundenabstand seinen Mund verließen, nachhaltig dämpfen. Trotz dessen sah Todoroki ihm seine Gefühlsregungen wahrscheinlich an der Nasenspitze an. Verdammt. Natürlich musste er nicht lang darauf warten bis Todoroki seine Hand in ziemlich aufreizender Weise auf und ab bewegte. „Nicht…“, versuchte Midoriya einzuwenden, auch wenn es atemlos und mehr als kläglich klang. Und auch, wenn dies zur Folge hatte, dass er seinen Mund freigeben musste. Todoroki musste seinerseits auf eine derartige Gelegenheit gewartet haben, denn kaum hatten diese Worte seine Lippen passiert, drückte sein Gegenüber ihm die seinigen gierig auf. Es war ein fast unmögliches Unterfangen der fordernden Zunge zu widersprechen, aber dennoch nutzte Midoriya den Freiraum und biss dem Anderen, unverhältnismäßig grob, in die freie Unterlippe. Todoroki zuckte unter seiner Verletzung leicht zusammen und zog sich sogar für einige Millimeter von seinen Lippen zurück. Midoriya beobachtete gebannt wie Todoroki sich über seine malträtierte Lippe leckte und vergaß für einen Moment, was er eigentlich geplant hatte. Ein Blick in den verhangenen Augen seines Gegenübers hingegen, ließen ihn augenblicklich klar werden, was er wollte. Wen er wollte. „Wenn du das machst…sind wir gleich wieder fertig.“, nuschelte er gegen das Kinn des Anderen. „Das macht mir nichts aus.“, jetzt fuhr Todoroki doch allen Ernstes mit der Zunge über seine Lippen. Das Fassen eines logischen Gedankens war nie schwerer gewesen. Seine Verlegenheit stieg bis ins Unermessliche an. „Das reicht mir aber nicht.“, fuhr Midoriya unbeirrt fort, hatte aber deutliche Schwierigkeiten bei dieser Aussage auch Blickkontakt zu halten. Er versuchte zu schlucken, aber auch dies war ein unmögliches Unterfangen. Nervöser, als er eigentlich sein sollte, ermunterte er sich selbst zu weiterer Entschlossenheit. Todoroki schien einen Moment zu stocken. Seine eigentlich selbstsichere Art, die er besonders in diesen Dingen stets aufwies, schien für einen Moment wie weggeblasen. „Du willst…? Bist du dir ganz sicher?“, Todorokis Züge wirkten beinahe fassungslos im Zuge der Erkenntnis, worauf Midoriya hier eigentlich hinauswollte. Sie lagen hier inzwischen zwar halbnackt und in ziemlich aussagekräftiger Position aufeinander, aber trotzdem schien sein Gegenüber nicht zu glauben, dass seine Absichten diesbezüglich tiefer gingen. Ein zittriges Nicken seinerseits war alles was er daraufhin erwidern wollte. „Weißt du überhaupt, was Sex zwischen Männern bedeutet?“, wenn Midoriya es nicht besser gewusst hätte, dann hätte er an dieser Stelle behauptet Todoroki würde ihm die ganze Geschichte ausreden wollen. Oder ihn wesentlich naiver einschätzte, als er war. Allerdings wusste er ebenfalls, dass sein Gegenüber alles wollte, aber nur keinen Fehler begehen. Wieder ein Nicken seinerseits, diesmal entschlossener. „Ich habe es gegoogelt.“ Dann folgte eine Stille, die strafend und zustimmend zugleich war. „Oh verdammt, du bringst mich um.“, raunte Todoroki nur, irgendwo am Rande des Ertragbaren, während er die Zähne über Midoriyas Kinn fahren ließ und vermutlich dem erneuten Reflex zuzubeißen, widerstehen musste. - Irgendwann hatten sie das Geschehnis verlagert. Die Entscheidung war jedoch keinesfalls auf ein Klagen von Seiten des Grünhaarigen zurückzuführen, denn diesem lag es fern sich auf irgendeine Art zu beschweren, geschweige denn überhaupt zu denken. Tatsächlich war es erneut aus Todorokis Initiative heraus geschehen. Wieder hatte er keinerlei Hemmungen besessen und Midoriya ohne Zustimmung den Weg bis zu seinem Futon, wahrscheinlich der Einfachheit halber, getragen. Trotz dieser unmännlichen Behandlungen verzichtete Midoriya auf Widerworte, wo er doch ohnehin viel zu eingenommen von den Küssen war, die Todoroki ihm währenddessen aufdrückte. Es grenzte regelrecht an ein Wunder, dass er überhaupt sein Ziel erreichte. Nur wenige Sekunden später fand sich Midoriya bereits, vollständig begraben unter Todorokis Körper, auf dessen Matratze wieder. Anschließend durfte er Abschied von seinem letzten verbliebenen Kleidungsstück nehmen. Midoriyas Atem war um einiges schwerfälliger geworden, trotz dessen wies er den Anderen mit einer eindeutigen Geste seiner Hand dazu auf sich ebenfalls den Rest seiner Klamotten zu entledigen. Bemerkenswert wie es dem Anderen gelang ihre Küsse nicht länger als wenige Sekunden zu unterbrechen und sich trotzdem von seiner Hose samt Boxershorts zu befreien. Fuck. Todoroki hatte sich wieder einige halbe Armlänge von ihm entfernt und betrachtete ihn mit einem Blick, der jeden Eisblock dieser Welt zum Schmelzen bringen würde. In der Zwischenzeit hatte Todoroki sich auch in ziemlich anregender Pose auf seinen Oberschenkeln platziert und ermöglichte Midoriya damit eine uneingeschränkte Sicht auf seinen Körper. Auf diesen Anblick war er wirklich nicht vorbereitet. Zum ersten Mal seit langem wünschte sich Midoriya, dass seine Neugier nicht gesiegt hätte. Anstatt seine Augen geschlossen zu halten, unterzog er Todorokis gesamter Erscheinung einer genauen Betrachtung. Natürlich konnte er seinen Blick jetzt nicht mehr abwenden, dafür war es zu spät. Faszinierter denn je ließ er seine Augen einige unendliche Male an dem Körper seines Gegenübers hinab wandern und glaubte derweil nicht, diesem Anblick jemals überdrüssig zu werden. Zum Glück hatten sie darauf verzichtet trotz der inzwischen spärlichen Sichtverhältnisse, eine Lichtquelle zu benutzen, ansonsten wäre er vor Scharm sicherlich im Boden versunken. Todorokis unbedeckter Körper war ebenso wie er ihn sich vorgestellt hatte – makellos. Die helle Haut, deren einziger Kontrast die roten Haare und die Brandnarbe waren. Er versuchte sich jedes noch so kleine Detail einzuprägen, um es später aus seiner bloßen Erinnerungen rekonstruieren zu können. Allem Anschein widmete Todoroki seinem Körper ungefähr dieselbe Menge an Aufmerksamkeit, aber diesen Sachverhalt blendete er guten Gewissens aus. Doch er ließ es sich nicht nehmen, seine Handinnenfläche über den flachen Bauch seines Gegenübers gleiten zu lassen, dessen Bauchmuskeln nachzufahren und einen Moment an dessen Hüfte, sowie den Hüftknochen zu verweilen. Wenn seine Sinne ihm keinen Streich spielten, konnte er aus dem Augenwinkel erkennen, wie Todoroki sich auf die Unterlippe bis, damit keinerlei verräterischer Laut seiner Kehle entwich. Erst als sein Blick unabwendbar an der Erregung des Anderen hängen blieb, musste er wieder schlucken. Die Realität machte sich sehr drängend in seinem Bewusstsein bemerkbar. Möglicherweise war seine Idee etwas voreilig gewesen. Er hatte zwar zahlreiche Plattformen im Internet befragt, aber dennoch nicht den geringsten Schimmer wie es sich bei ihm anfühlen würde. Geschweige denn wusste er wie viel Erfahrung Todoroki diesbezüglich hatte. „Dreh dich.“, forderte ihn Todoroki schließlich ohne Vorwarnung, mit einer Stimme, die einige Nuancen tiefer war als sonst, auf und Midoriya erhielt keinerlei Gelegenheit mehr dazu sich Gedanken über ein mögliches Reuegefühl zu machen. Kapitel 10: Nicht nichts ------------------------ „Und jetzt fehlt mir so viel was mir wegen dir gefiel. Ich schrei zu Haus gegen die Wand und draußen stumm in mich hinein. Und manchmal denk ich, und manchmal denk ich ich müsste wieder mit dir zusammen sein.“ (AnnenMayKantereit, Songtext: Nicht nichts) Nein. Nicht jetzt. Midoriya kam nicht dazu sich auch nur einen einzigen Millimeter von der Stelle zu bewegen, geschweige denn dazu dieser Aufforderung Folge zu leisten. Stattdessen war da nur dieser Knall. Dieses markerschütternde Geräusch, welcher die Macht hatte, die mühsam aufgebaute Atmosphäre zwischen ihnen in Sekundenbruchteilen zu zerstören. Midoriya konnte Todoroki über sich laut fluchen hören, irgendein Wort, was nicht im Entferntesten zu seiner sanften Persönlichkeit passte. Und er selbst hatte Mühe und Not die Situation überhaupt vollständig zu analysieren, während er in einer Art Schockstarre verharrte. Schneller, als er es ihm möglich war mit bloßen Auge zu verfolgen, war Todoroki schon auf den Beinen, suchte in rasender Geschwindigkeit seine eigenen Kleidungsstücke vom Boden zusammen. Noch immer kamen Bruchstücke irgendwelcher Schimpfwörter über seine Lippen, die Midoriya nicht genau verstand. Es verstrich keine weitere Minute, da warf ihm der Andere auch schon seine eigenen abgelegten Klamotten entgegen. Ein wortloser Befehl, welchen er gern und schnell befolgte. „Zehn Anrufe in Abwesenheit.“, kommentierte Todoroki das Geschehen trocken. Midoriya war zu sehr damit beschäftigt sich mit einigen ungelenken Handgriffen wieder zu bekleiden, aber er die einzige logische Schlussfolgerung war, dass Todoroki sein Handy inspizierte. „Wer?“, war die atemlose Frage, ehe Midoriya sich sein Shirt über den Kopf zog. „Wenn es mitten in der Nacht vor meinem Haus explodiert, ist diese Frage wohl überflüssig.“ Er knirschte mit den Zähnen. Beinahe verursachte Midoriyas grenzenlose Naivität ihm körperliche Beschwerden, aber seine Begriffsstutzigkeit rührte eindeutig nicht von seiner mangelnden Intelligenz, sondern eher von der Tatsache, dass er nach wie vor wie benebelt war. Jetzt wusste er auch woher er dieses Geräusch so gut kannte. Warum zum Teufel hatte er nicht gleich gemerkt, dass es sich eindeutig um eine Explosion handelte? Kein Feuerwerk dieser Welt hätte diese Ausmaße annehmen können. Er hatte da die ein oder andere böse Vorahnung. „I-ich geh dann besser…“, begann er stotternd, wurde aber je von seinem Vorhaben unterbrochen. „Du denkst doch nicht wirklich, dass ich dich allein zu diesem Irren lasse.“, ein halbes Fauchen, normalerweise war Todoroki niemand der seine Anspannung oder gar Wut an jemand in seiner Umgebung ausließ, aber hier schienen seine Grenzen erreicht zu sein. In der Zwischenzeit war es dem Anderen auch gelungen ihn sein Telefon in die zittrigen Hände zu drücken. „Vielleicht, wäre es besser, wenn ich erstmal mit ihm spre-…“, versuchte Midoriya weiterhin wenigstens im Ansatz schlichtend zu wirken. Doch dann kam Explosion Nummer zwei und fegte alle seine Bemühen auf effektive Weise davon. Es gab keine Möglichkeit, dass er sich dieser Katastrophe noch entziehen konnte. „Dieser Bastard. Ich würde ihn einfach ignorieren, wenn er nicht in der Lage wäre hier alles in die Luft zu jagen…wieso…jetzt…er…verdammt.“, Midoriya kam sich vor, als hätte er die Gelegenheit ein schier einzigartiges Schauspiel zu verfolgen, nämlich wie Todoroki nach und nach die Fassung verlor. Seine von übermäßiger Geduld geprägte Fassade bröckelte und in seinen Augen blitzte etwas, dass er ziemlich sicher als Abscheu oder gar puren Hass definieren würde. Er hatte zumindest eine Hand in mangelnder Selbstbeherrschung zur Faust geballt, als er sich an Midoriya vorbei nach draußen schob. Keine Chance für Widerworte seinerseits. Wenn die Beiden jetzt aufeinander trafen, würde es kein gutes Ende haben. „Shouto, bitte.“, versuchte er mit einem flehenden Unterton in seiner brüchig gewordenen Stimme. Er griff nach dem Oberarm des Anderen, doch dieser wehrte seinen Versuch mit einer einzigen flüssigen Bewegung ab. Ein tiefes Seufzen entrann seiner ausgedörrten Kehle. Grob und mit übertrieben viel Kraftaufwand, riss Todoroki schließlich unbeeindruckt von Midoriyas Einwänden, die Eingangstür auf. Da es keinerlei überraschenden oder gar schockierenden Effekt auf ihn hatte, wer hier vor ihnen stand, fiel er im wahrsten Sinne des Wortes sogleich mit der Tür ins Haus. „Was ist dein verdammtes Problem, Bakugou?“, seine Stimme tief, dunkel und bedrohlicher als Midoriya sie je zuvor vernommen hatte. Ihm lief es gerade eiskalt den Rücken hinunter. „Wo ist Deku?“, Bakugou wirkte seinerseits ebenso wenig beeindruckt wie eingeschüchtert, eher befriedigt, dass sein dreistes Verhalten wieder Früchte trug. Midoriya hielt es unterdessen für die klügere Entscheidung sich nicht hinter Todoroki zu verstecken, stattdessen trat er ebenfalls hinaus auf die Straße. Für Außenstehende musste dies das mit Abstand merkwürdigste Szenario darstellen, was je in dieser gehobenen Nachbarschaft stattgefunden hatte. Glücklicherweise waren die Häuser mit ihren großen Garten in erheblicher Entfernung zueinander, wenn der Zufall auf ihrer Seite war, würde niemand etwas hiervon mitbekommen. Die Augen des Blonden verengten sich noch im selben Augenblick, als sein Blick den Grünhaarigen erfasste. „Beweg deinen Arsch hier rüber, wir gehen.“, raunte er gebieterisch, Todoroki nach wie vor nicht ein Quäntchen seiner Aufmerksamkeit schenkend. Nur merkte man dem Anderen diesmal an der Nasenspitze an, dass ihm diese Behandlung vollkommen widerstrebte. Ein weiteres Mal spürte Midoriya wie die Luft um sie herum ein paar Grade kälter wurde, ein absehbares Zeichen dafür, dass Todorokis Geduld sich dem Ende neigte. Aus seiner ausgestreckten rechten Hand quoll bereits dichter, kalter Nebel - ein beunruhigendes Vorzeichen seiner Fähigkeit. „Du solltest gehen.“, seine Stimme war wieder ruhig. Doch es war eine trügerische Ruhe, wenn man bedachte, dass diese Worte eigentlich eine ernste Warnung darstellten. „Ich geh nicht ohne ihn.“, das erste Mal richteten sich Bakugous rote Augen direkt auf Todoroki, fixierten abschätzig dessen Hand und anschließend sein gesamtes Erscheinungsbild. All das schien ihm nicht zu gefallen, denn er bleckte genau soweit die Zähne, bis man seine scharfen Schneidezähne deutlich hervortreten sah. Außerdem ließ er es sich ebenfalls nicht nehmen beide Hände angriffslustiger denn je nach oben zu strecken und das angespannte Knistern seiner eigenen Fähigkeit zur Schau zu stellen. Midoriya seinerseits fühlte sich um etliche Jahre, wenn nicht gar ein Jahrzehnt, in der Zeit zurückversetzt. Das Verhalten, was sowohl der eine als auch der andere aufwies, kamen ihm mehr als bekannt vor. Ähnliche Machtspiele kannte er nur von Kindern. Unter anderen Umständen hätte dieses Phänomen bestimmt seine vollste Belustigung auf sich gezogen, nur war er der Mittelpunkt dieses Streits und irrelevant für welche der beiden Seiten er sich nun entscheiden würde – es war falsch. Seine eigene Fähigkeit gegen eine sofortige Unsichtbarkeit zu tauschen, wäre momentan ein sehr verlockendes Angebot. Erneut verließ ein herzergreifendes, tiefes Seufzen seinen schmalen Lippen. Umso länger ein Eingreifen von seiner Seite aus hinauszögerte, desto fataler würde die ganze Sache enden. Dennoch haderte er mit sich. Wie immer wollte er alle Eventualitäten berücksichtigen, aber es gab eine Vielzahl von Verhaltensmustern, die er unmöglich einkalkulieren konnte. Also tat er das, was er als einzig Richtiges in einer Lage wie dieser erachtete - Er schenkte weder Todoroki noch Bakugou weiter seine Aufmerksamkeit. „Das ist doch bescheuert.“, waren seine letzten Worte für die beiden Sturköpfe von denen er sehr wohl wusste, dass sie Gehör finden würden. Er schlug einen Weg ein, der ihm keinesfalls an Bakugous Haus vorbei führen würde, auch wenn er dafür eine deutlich längere Route in Kauf nehmen musste. - Midoriya hatte bereits einige Meter hinter sich gelassen, als ihn der erste Anruf auf seinem Telefon erreichte. Tatsächlich hatte er noch nie zuvor derart viel Genugtuung empfunden die Kontaktaufnahme von jemanden zu ignorieren. Und dies mit voller Absicht. Er blockte Todorokis erbärmlichen Versuch ihn zu erreichen einfach ab, indem er sein Handy zurück in seine Hosentasche gleiten ließ, nachdem er die Vibration ausgeschaltet hatte. Leider ließ Bakugou sich nicht mit derart einfachen Mitteln abwimmeln. Es stellte sich als weitaus schwierigeres Unterfangen heraus jemanden keine Beachtung zu schenken, wenn dieser jemand exakt vor einem auftauchte. Es hatte den Blonden augenscheinlich einiges an Überwindung gekostet ihm nachzulaufen, dass konnte man an jeder einzelnen Faser seines Erscheinungsbildes ablesen. Sein Gesicht war zu einer halben Grimasse verzogen, als er direkt vor Midoriya zum Stehen kam und ihn damit am Weitergehen hinderte. Es war kein Teil seiner starrköpfigen Persönlichkeit auch nur irgendjemanden hinterherzurennen. Und dieses Eingeständnis ausgerechnet bei Midoriya machen zu müssen, glich einer Zerreißprobe. Er konnte den inneren Kampf, der in dem Blonden tobte fast am eigenen Leib spüren. Doch dies ging ihm heute weniger nah, als es an einem anderen x-bliebigen Tag in diesem Jahr der Fall gewesen wäre. Ansonsten wäre er längst in der Situation gewesen sich selbst Vorwürfe für diese verworrene Situation zu machen, aber nicht heute. Heute war er einfach nur müde. Müde vom Tag. Müde vom Leben. Er wollte nicht streiten und eigentlich wollte er nicht mal reden. Midoriya unternahm einen relativ umständlichen Versuch sich an Bakugou vorbeizuschieben, doch wurde seine Hoffnung auf eine Vermeidung dieser Konfrontation schnell zu Nichte gemacht, als der Andere einen Schritt in eben diese Richtung tat. Es hatte zur Folge, dass der Grünhaarige unsanft mit dessen Schulter kollidierte. Noch ehe er die Chance dazu hatte wieder einen notwendigen Sicherheitsabstand zwischen sie Beide zu bringen, wurde er schon grob an der Schulter gepackt und an Ort und Stelle gehalten. Mit einem zischenden Geräusch zog Midoriya scharf Luft ein. Es kostete einiges an Überwindung, doch letztendlich gelang es ihm mit einem entschlossenen Blick, der so ziemlich jede einzelne Facette seines Unmutes zum Ausdruck brachte, zu dem Anderen hinauf zu sehen. „Woher wusstest du wo ich bin?“, platzte es sogleich mit einem deutlich genervten Unterton in der Stimme hinaus. „Stell‘ dich nicht so dumm. Ich war bei dir Zuhause. Deine Mutter hat es mir gesagt.“, erklärte er als wäre es das Normalste auf der Welt jemanden auf diese Weise nachzuspionieren. „Du warst was?“, da war mehr Aggressivität in seiner Stimme als er beabsichtigt hatte, jedoch nicht weniger als Bakugou es in diesem Moment verdiente. „Bei.Dir.Zuhause. Bist du jetzt auch noch schwer von Begriff?“, anscheinend war der Punkt der Geduld auch bei dem Blonden bereits weit überschritten. Noch weiter als es ohnehin schon bei all ihren Gesprächen der Fall war. „Warum?“, sein eigenes aufgebrachtes Funkeln in den Augen spiegelte sich fast eins zu eins in denen seines Gegenübers wieder. „Um dir zu sagen, dass du dem Arschloch zumindest hättest einen Arm brechen können. Deine Vorstellung war erbärmlich. Hast du dich überhaupt gewehrt, Deku?“, natürlich wollte der Blonde ihm demütigen, das stand völlig außer Frage. Nur wirkte dies auf Midoriya momentan eher wie ein zwielichtig hervorgeschobener Grund. „Verarsch‘ mich.“, wehrte er ab und schlug noch in derselben Sekunde den Arm des Anderen zur Seite. Allem Anschein nach hatte der Andere nicht unbedingt mit einer derart rebellischen Aktion seinerseits gerechnet, denn er ließ ihn gewähren. Doch Midoriya rechnete noch lange nicht damit jetzt ohne eine weitere Unterbrechung Zuhause anzukommen. Ein weiteres Mal war es an Bakugou über seinen langen Schatten zu springen und ihm nachzueilen. „Verdammte Scheiße, Deku. Ich bin noch nicht fertig mit dir, warte gefälligst.“, brüllte der Blonde fast und gab sich dabei keine Mühe seine offensichtliche Wut zu verschleiern. Midoriya blieb nur aus dem einfachen Grund stehen, dass er keine Lust hatte die gesamte Nachbarschaft mit ihrem Streit zu unterhalten. „Was?!“, blaffte er nur und war gleichzeitig erstaunt über den befremdlichen Ton und die kratzige Art seiner Stimmung. Ihm wurde erst jetzt schmerzlich bewusst, dass er noch nie in dieser Weise mit Bakugou geredet hatte. Mittlerweile waren sie längst auf demselben Niveau und das lag irgendwo ganz weit unten. Heute war alles möglich. „Schön, ich wollte dir verbieten zu ihm zu gehen.“, gab Bakugou schließlich mit einem angestrengten Stöhnen klein bei, trat jedoch nicht erneut in Midoriyas eingeschränktes Sichtfeld. In Folge ihrer Auseinandersetzung musste der Blonde direkt hinter ihm stehen, während er sprach. Aber auch Midoriya hielt es nicht für eine Notwendigkeit sich umzudrehen, als er antwortete. „Das hat nichts mit dir zu tun.“, versuchte er so neutral zu klingen wie es ihm derzeit möglich war. Bakugou schien das Ganze wie immer aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten als er selbst. Trotzdem führte dessen nächste Frage unweigerlich dazu, dass sich sein gesamter Körper versteifte. „Hat er dich wenigstens gevögelt?“, völlig unverblümt und so direkt, dass es bei Jedem eine entwaffnende Wirkung zur Folge gehabt hätte - nur heute nicht. Midoriyas erste Reaktion auf diese Dreistigkeit war ein dumpfes Lachen. Nur ein kurzer emotionaler Ausbruch, der seine Augen nicht erreichte und auch sonst keinerlei positive Wirkung auf die Situation hatte. „Nein.“, fügte er trocken hinzu und spürte schon beim Aussprechen dieses schlichten Wortes, dass es Genugtuung bei Bakugou hervorrief. Vielleicht konnte er ja gerade aus diesem Grund den nächsten Satz unmöglich zurückhalten. „Aber ich wollte.“ Keine Ahnung, warum er ausgerechnet jetzt so unangebracht die Wahrheit über seine Intimsphäre mit dem Blonden teilte, aber es reichte ihm, dass er diesen erneut mit seiner Ehrlichkeit zu überfordern schien. Es ertönte lediglich ein raues, gefluchtes „Fuck“ hinter seinem Rücken. Bakugous warmer Atem kollidierte mit seinem Nacken. Allem Anschein nach war er um einiges dichter an ihm, als der Grünhaarige es einkalkuliert hatte. Ein Fakt, der ihn unter normalen Umständen sicherlich verunsichert hätte. „Und ich sag dir noch was.“, möglicherweise war es eher ein Impuls, der ihn schlussendlich dazu veranlasste sich doch noch zu dem Blonden umzudrehen, irrelevant welche Nähe er damit zwangsläufig provozierte. Herausfordernd blickte er in die unheilverheißenden roten Augen. „Was?“, nur ein Zischen, als einzig mögliche Erwiderung seitens des Anderen, denn er war vorrangig damit beschäftigt seinen Kiefer zu verspannen, während seine Zähne gefährlich knirschten. Anscheinend kostete es Bakugou alle seine Kräfte ihn nicht auf der Stelle in der Luft zu zerreißen. „Wir werden wieder Freunde.“ Bakugou öffnete den Mund, bereit eine Reihe an abartigsten Flüchen zu entlassen, doch Midoriya dachte nicht im Traum daran dies geschehen zu lassen. Stattdessen verschloss er die Lippen seines Gegenübers prompt mit seiner Hand, so dass nur ein unverständliches Brummen zu hören war. Die aufkeimende Wut, die ihm nachfolgend entgegengebracht wurde, war greifbar, aber relativ leicht zu ignorieren. „Katsuki.“, es war eine Ewigkeit her, dass er den Blonden bei seinem richtigen Vornamen genannt hatte. Selbiger Gedanke musste auch bei Bakugou aufflackern, denn seine Augen weiteten sich für einen verräterischen Moment. „Egal wie lange es dauert.“, er löste seine Hand aus der gebieterischen Geste, strich anstelle dessen mit den Fingerspitzen hauchzart über die Wange seines Gegenübers und lächelte. Mit einem wachsenden Hochgefühl in seiner Brust beobachtete Midoriya wie sich eine Spur von Röte auf den Wangen des Anderen bildete und dessen Mund leicht offen stand. Irrelevant ob es mittlerweile stockdunkel war, egal ob die nächste Straßenlaterne gut hundert Meter entfernt stand – Bakugou konnte seine Reaktion nicht vor ihm verstecken. „Und egal was es kostet.“, seine Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. Bakugou sprachlos zu sehen, war mehr als er sich damit erhofft hatte. Viel mehr. Er ließ seine Hand sinken. Aber Bakugou sah ihr einen Moment zu lange, einen Hauch zu sehnsüchtig hinterher, während er sich gleich darauf gröber als notwendig auf die Unterlippe biss. „Du bist wahnsinnig - wahnsinnig dämlich.“, presste der Blonde angestrengt hervor, wohl eher beschäftigt damit das innere Chaos seiner Gefühle zu ordnen. Trotzdem blieb er nicht weniger fordernd und beugte sich sogleich einige Zentimeter zu dem Grünhaarigen hinunter. Midoriya zuckte lediglich unbeeindruckt mit den Schultern. Er konnte die Intension in Bakugous Handlung bereits ablesen und wich in gleicher Weise einige Zentimeter zurück. Er verfolgte nicht die Absicht jetzt einen Kuss zwischen ihnen zuzulassen. „Das ist ein Versprechen. Du bist und bleibst mein bester Freund.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)