Die zweite Chance von Mestchen ================================================================================ Epilog: -------- Samstag, 31. Dezember 2016   Händchen haltend lief ein japanisches Pärchen durch die Straßen von Paris. Von seiner Freundin hatte der blonde Mann eine Strickmütze geschenkt bekommen, auf dem der Eiffelturm eingestickt war. Zuvor hatte er eine Baskenmütze getragen, die ihm außerordentlich gut gestanden hatte, aber nicht seine Ohren wärmten. Die junge Frau an seiner Seite kannte sich in dieser Stadt gar nicht aus, aber sie vertraute ihrem Lebensgefährten. Wobei er ihr nicht verraten wollte, wie sie hingingen. Zuvor hatten sie sich das Künstlerviertel angesehen und Takeru hatte einen Künstler für ein gemeinsames Porträt bezahlt. Dieser war wirklich talentiert gewesen. Hikari hatte sich in dem Viertel teilweise unwohl gefühlt. Jeder Künstler hatte versucht, Kundschaft zu bekommen. Sie kamen an eine Brücke, dessen Geländer vollgehangen mit Schlössern waren. Fasziniert sah die junge Frau sich einige Schlösser an. Warum hatte sie nicht daran gedacht, ein Schloss gravieren zu lassen? „Wir sind nun mitten auf der Pont de Arts“, erzählte Takeru seiner Freundin. Aus seiner Jackentasche holte er ein rotes Schloss hervor. Hikari sah es mit strahlenden Augen an. Unterhalb des Bügels war „Hika & Keru“ eingraviert. In der Mitte befanden sich zwei ineinander verschlungene Herzen und darunter stand ihr Datum. Hikari nahm Takeru das Schloss ab und sah es fasziniert an. Es war fast schon zu schade, es hier aufzuhängen. „Es ist wunderschön“, sagte sie mit strahlenden Augen. Sie legte ihre Arme um den Hals des Blondens und küsste ihn leidenschaftlich. Takeru erwiderte den Kuss mit der gleichen Intensität. Schwer atmend lösten sich die Beiden voneinander. In ihrer Hand drehte der junge Mann das Schloss um. Auf der Rückseite war „Ein Leben lang an Deiner Seite“ eingraviert. Die Augen von Hikari füllten sich mit Tränen. „Oh Keru!“, entglitt es ihr und küsste ihn erneut. Gemeinsam suchten sie einen geeigneten Platz für das Schloss. Hikari machte noch ein Foto davon. Vielleicht würde es beim nächsten Besuch noch dort hängen? Der Blonde reichte ihr die Schlüssel. „Lass sie uns gemeinsam in die Seine werfen“, schlug Hikari vor. Takeru ergriff ihre Hand und sie sahen dem Schlüssel hinterher, der im Wasser versank.   Gemeinsam gingen sie in Richtung der nächsten Metro Station. „Kannst du hier kurz auf mich warten?“, fragte der junge Mann seine Begleiterin. „Musst du schon wieder auf die Toilette?“, fragte Hikari ihn ungläubig. Seitdem sie in Paris waren, hatte Takeru eine Babyblase. „Tut mir leid.“ Verlegen sah der Blonde sie an, bevor er schon um die nächste Ecke verschwand. Hikaris Blick hing an einem grünen Plus als Banner hängen. Dies war sicherlich eine Apotheke, ging es ihr durch den Kopf. Sie kramte ihr Handy aus ihrer Handtasche und ließ sich „Medikament für Männer bei einer Blasenentzündung“ ins französische übersetzen.   Besorgt stand der Blonde an den Ort, wo er Hikari alleine gelassen hatte. Wo war sie nur hin? Kam sie gleich wieder? War ihr etwas zugestoßen? Erleichtert sah er, wie die junge Frau aus der Pharmacie heraus kam. Aber was hatte sie darin gemacht? Und wie hatte sie sich verständigt? Im Gegensatz zu ihm sprach sie kein französisch. Bestimmt hat sie einfach nur im Laden gestöbert. Hikari sah ihren Freund ernst an. Sie hielt eine Schachtel vor seine Nase. „Davon nimmst du jetzt eine“, sprach sie und holte aus ihrer Handtasche eine Flasche Wasser. Takeru sah ungläubig auf die Schachtel. Ihm war klar, dass er nicht widersprechen brauchte. Würde er dies tun, müsste er die Wahrheit sagen. Und diese Geheimnis wollte er erst um Mitternacht lüften.   Gegen zehn Uhr am Abend machte sich das Pärchen auf den Weg zum Eiffelturm. Der Himmel war klar und es war trocken. Händchen haltend schritten die Beiden entlang der Seine. Der junge Mann zog Hikari zu einem Boot, wo die Crew gerade die letzte Rundfahrt des Tages ankündigte. „Hast du Lust auf eine Lichterfahrt?“, fragte er seine Begleitung vorher noch, die zur Antwort lächelnd nickte. Auf dem Boot hatten sie sich in die zweite Reihe draußen am Bug gesetzt. Es war zwar kalt, dafür hatten sie aber eine gute Sicht. Im dem Bordscafé hatte Takeru für beide einen Glühwein besorgt, womit sie sich während der Fahrt wärmten. Hikaris Augen glitzerten vor Begeisterung. Paris bei Nacht auf der Seine war einfach atemberaubend schön. Sie verstand zwar nicht, was die Besatzung zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten sagten, brauchte sie aber dank Takeru auch nicht. Den Louvre hatten sie gestern gemeinsam besucht. Sie erinnerte sich noch, wie sie zwei Stunden in der endlos wirkenden Schlange gestanden hatten und am Ende des Tages hatten sie trotz der frühen Ankunft nicht alles entdecken können. Der Akku der Kamera war recht schnell leer gewesen und Hikari hatte es auch geschafft, die beiden Smartphones komplett zu entladen, um mit diesen Bilder machen zu können. Das Kamera Akku war nun frisch geladen und Hikari hatte für die mobilen Telefone sogar eine mobile Ladestation eingepackt. Auch der Notre-Dame war sehr schön beleuchtet. Nach dem Mittagessen waren sie vor Ort gewesen. Hikari kannte sich mit dem Christentum nicht aus. Die Bleiglasfensterbilder gefielen ihr in der Kirche besonders gut. Nachdem sie die Kirche verlassen hatte, konnte Hikari den Straßenverkäufern nicht widerstehen und hatte sich einige Eiffelturmschlüsselanhänger gekauft. In Höhe des Eiffelturms, der besonders auffällig beleuchtet war, drehte das Schiff wieder um. Gegen halb zwölf verließ das Pärchen das Boot und machten sich zu Fuß auf dem Weg zum Camp de Mars.   Vor Ort war es sehr voll. Viele Menschen hatten sich auf diesen Platz eingetroffen. Takeru und Hikari suchten sich ein Plätzchen, wo sie ein wenig Platz für sich hatten. In wenigen Minuten würde das neue Jahr beginnen. Vor knapp sieben Stunden hatten ihre Freunde in Japan auf das neue Jahr angestoßen und die Neujahresgrüße waren dann ebenso eingetrudelt. In Hikaris Augen spiegelte sich der Eisenfachwerkturm. Voller Faszination und Konzentration sah sie sich diesen an, als habe sie Angst, etwas zu verpassen. Takeru beobachtete seine Freundin fasziniert, die laut quietschte, als das neue Jahr nun auch die Mitteleuropäische Zeit erreicht hatte. Hier und da wurden einige Feuerwerksraketen abgeschossen. „Frohes neues Jahr, mein Engel“, wünschte Takeru seine Freundin. Ihr fiel es schwer, die Augen von den Lichtspektakel des Eiffelturms zu trennen. „Frohes neues Jahr, Keru.“ Sie legte ihre Arme um seinen Nacken und küsste ihn leidenschaftlich. „Es ist so wunderschön“, schwärmte sie. „Vielen Dank für diesen tollen Trip!“ Der junge Mann strich ihr über die Wange. „Ich danke dir, dass wir gemeinsam hier sind.“ Hikaris Blick wendete sich wieder dem Turm zu. So bekam sie nicht mit, wie ihr Freund aus seiner Jackentasche eine Schachtel hervor holte. Der Blonde musste ein wenig schmunzeln. Die Aufmerksamkeit hatte er ja schnell verloren, ging es ihm durch den Kopf. „Hika“, sprach er sie sanft an. Sie wand sich wieder zu ihrem Freund und ihr Herz machte einen Hüpfer, als er sich auf sein Knie fallen ließ. Er sah zu ihr hoch. Ihre Augen glänzten. Er atmete einmal tief durch und sammelte dabei allen Mut. „Ich möchte den Rest meines Lebens an deiner Seite verbringen.“ Er hatte sich vorher so viele Gedanken gemacht, was er sagen wollte und nun war sein Kopf komplett leer. Er öffnete die Schatulle in der Hand. „Hikari Yagami, möchtest du meine Frau werden?“ Die junge Frau konnte sich nicht zurückhalten. Tränen vor Glück rannten ihr über die Wangen. „Ja“, sprach sie mit brüchiger Stimme. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)