Die zweite Chance von Mestchen ================================================================================ Kapitel 2: Annäherungen ----------------------- Sonntag, 15. November 2015   Es dauerte ein wenig, bis Hikari das Gejammer erkannte. Zuvor hatte sie diesen in ihrem Traum eingearbeitet, aber irgendwann passte es zum Geschehen nicht mehr. Die braunhaarige öffnete die Augen. Durch das Fenster kam Tageslicht hinein. Einen kurzen Moment brauchte sie, um sich zu sammeln; dann fiel ihr ein, dass sie bei Takeru übernachtet hatte. Aber neben ihr lag er nicht. Auch lag für ihn keine Bettdecke bereit. Und wie war sie eigentlich ins Bett gekommen? „Warte einen Moment“, sagte sie zu dem Mädchen, welches in ihren Bettchen stand und sie mit hochroten, wütenden Kopf ansah. Hikari schwang das linke Bein aus dem Bett, beim rechten war sie deutlich vorsichtiger. Ihr fiel auf, dass sie nicht in Nachtwäsche geschlafen hatte. Daraus schlussfolgerte sie, dass Takeru sie gestern ins Bett getragen hatte. Alkoholische Getränke hatten sie gestern schließlich nicht getrunken. Unbeholfen humpelte sie zu den Mädchen, biss sich fest auf die Zähne und hob sie aus dem Bett. Der Schmerz der sich durch die Wade zog, lies sie schwer auf keuchen. Sie setzte sich wieder auf das Bett, um neue Kräfte zu sammeln. Währenddessen klopfte ihre Nicht gegen die Tür und sah erwartungsvoll zur Klinke. „Ich mache jetzt die Tür auf. Okay?“ „Ja.“, antwortete Hikari. Sie wusste, dass Takeru den Anstand hatte, nicht einfach ungefragt hineinzuplatzen. Als er gerade leicht die Tür öffnete, rief Hikari „Halt! Stopp!“ wobei Takeru erschrak. Was war denn jetzt? „Sakura, gehst du bitte ein paar Schritte zur Seite? Sonst bekommst du die Tür ab.“, erklärte die junge Frau ihrer Nichte. Kurz danach erlaubte sie Takeru, die Tür ganz zu öffnen. Ihre Blicke kreuzten sich und sie sah, wie Takeru die Nase rümpfte. „Diesmal bist du dran!“, befahl Hikari ihn lachend und sah, wie seine Gesichtszüge entglitten.   Das Badezimmer war blockiert, sodass Hikari in die Küche begab. Takeru hatte wohl angefangen, eine Miso-Suppe vorzubereiten. Das Tofu und die Frühlingszwiebeln hatte er bereits geschnitten und Wasser war aufgesetzt. Auf den Tresen lag ein aufgeschlagenes Notizbuch. Hikari spürte die Neugier in sich aufsteigen und kämpfte mit sich selbst. Es gehörte sich nicht, in fremde Bücher hineinzusehen, aber es lag so verführerisch geöffnet da und schrie förmlich „Ließ mich!“. Einen Blick konnte sie sicherlich riskieren. Sie starrte die Seite an. Was war denn das? Was zum Geier hatte er denn da rein gemalt? Eine missratene Kidney-Bohne? Hatte diese sogar Geschwülste? Hikari begann, dass Buch zu drehen. Vielleicht sah die Abstrakte Kunst ja in einer anderen Perspektive nach etwas besseren aus. Als sie hörte, dass Takeru das Bad verließ, schlug sie schnell das Buch zu und stellte sich an den Herd. Das Wasser hatte gerade angefangen zu kochen. „Wo finde ich denn das Dashi?“, fragte sie durch den Raum den Wohnungsmieter. „Das brauchst du nicht zu finden. Geh du ruhig ins Badezimmer und mache dich frisch für den Tag. Ich übernehme das Frühstück.“ Hikari biss sich auf die Unterlippe. Sie hatte sich angewöhnt anderen beim Kochen zuzusehen um noch einschreiten zu können, falls eine Überwürzung oder ähnliches drohte. So konnte sie einige der Essen ihrer Mutter retten, wobei sie selber bevorzugt kochte. Das brachte dann weniger Unfälle mit sich. „Okay.“, antwortete sie dann. „Ich habe dir auch ein Handtuch und ein Duschtuch bereit gelegt. Eine Rolle mit Müllbeuteln für dein Gips liegt auch bereit. Aus dem Keller habe ich vorhin einen Plastikklappstuhl geholt. Den habe ich dir in die Dusche gestellt.“ Hikari wurde erneut rot. Takeru dachte echt gut mit. Sie verließ den Küchenbereich und sah, dass Takeru auch ihre Reisetasche vor dem Bad abgestellt hatte. „Vielen Dank“, sagte sie schüchtern. „Das mache ich doch gerne.“, antwortete er, strich ihr über die Schultern und ging dann in den Küchenbereich. „Lass dir ruhig Zeit.“   Das Badezimmer war nicht mit Tageslicht ausgestattet. Es war klein und funktional. Sora hatte zu Einzug vor einen halben Jahr die Accessoires des Badezimmers geschenkt und die vorigen ungefragt entsorgt. Das Badezimmer war vorher bunt zusammengewürfelt gewesen. Nun strahlte es mit schönen grasgrünen Elementen. Auch die Teppiche und die Tücher waren grün, sowie der Seifenspender, der Mülleimer und der Zahnputzbecher. Mit der Gehhilfe war es nicht einfach, sich in den Raum zu bewegen. Sie lehnte diese gegen das Waschbecken.   Takeru sah nachdenklich zu seinen Notizbuch. Hatte er es nicht aufgeschlagen zurückgelassen? Hatte Hikari etwa darin gelesen? Panik drang in ihm auf. Oh nein! Was hatte sie gelesen? In diesem Buch hatte er sich seine Gedanken niedergeschrieben. Hier und da musste es als Tagebuch herhalten, wann anders schrieb er sich Notizen für seine Berichte auf. Er schlug das Buch auf und blätterte wild umher. Wie viel Zeit hatte die braunhaarige gehabt, darin zu lesen? Ein paar Seiten vor der Patamon-Zeichnung noch hatte er seine Wut über Daisuke Intrige niedergeschrieben und ihn sehr unfreundlich auf übelste Beleidigt. Daisuke hatte nicht die Eier in der Hose gehabt, und von den Unfall berichtet. Wie vereinbart hatte er Takerus Fahrzeug wieder auf den Parkplatz stellen lassen. Ein Zettel hatte er aber in Briefkasten hinterlassen, mit dem Hinweis, dass sein Auto die besten Tage hinter sich hatte. Erst am folgenden Tag hatte der Blonde die Puzzleteile zusammengesetzt: Hikari war ins Krankenhaus gebracht worden, durch einen Unfall. Daisuke hatte einen verursacht … Zwischen diesen Gedankengängen kam wiederum nichts privates. Nur Notizen für seine Berichte und die grobe Skizze seines Kinderbuches. Das Buch ließ Takeru in der Schreibtischschublade verschwinden, bevor er anfing ein wenig aufgewühlt die Miso-Suppe zu kochen. Vielleicht hatte sie es auch gar nicht gelesen? Vielleicht hatte sie einfach nur Patamon angesehen, sich an die gute alte Zeit erinnert und dann das Buch geschlossen? Aus den Gedanken gerissen wurde Takeru, als er es scheppern hörte. Er hatte komplett die Anwesenheit des Kleinkindes vergessen. Er begab sich eilig erneut ins Wohnzimmer und betrachtete die Szene. Das Mädchen war auf das Lowboard geklettert und stand nun direkt an der Wand. Den Fernseher hatte sie aus versehen umgeworfen, als sie versucht hatte, ein Plüschtier in Beschlag zu nehmen, dass hinter den Apparat aufbewahrt wurde. Das Objekt der Begierde war ein Sorgenfresser, den Hikari ihn damals geschenkt hatte, als er die Aufnahmeprüfung für die Osaka Universität bestanden hatte und immatrikuliert wurde. Das kleine Mädchen fing lautstark an zu weinen, als sie Takerus wütenden Blick sah, der nach der Fassungslosigkeit sichtbar wurde. Der Blonde atmete ein paar Mal bewusst ein und aus, bevor er über den Fernseher hin weg stieg und das Mädchen auf den Arm nahm. „Alles in Ordnung?“, fragte Hikari, die aus dem Badezimmer kam. Ihre langen Haare waren noch nass. Sie hatte sich sehr beeilt mit dem Anziehen. Die junge Frau kam ihn gerade recht. „Setz dich bitte hin“, wies er sie schroff an. Hikari erkannte, dass er gerade sehr sauer war und Wiedersprache zwecklos war. Also setzte sie sich auf die Couch um ein paar Augenblicke danach ihre schreiende Nichte in die Arme gedrückt zu bekommen.   Die Miso-Suppe war nun auch noch zerkocht. Takeru knirschte mit den Zähnen. Was für ein misslungener Morgen, ging es ihm durch den Kopf. Joggen gehen zum Frustabbau wäre nun genau das Richtige. Aber er konnte ja schlecht Hikari und Sakura alleine lassen. Erneut versuchte er sich wieder auf seine Atmung zu konzentrieren. Wer Stress hat, der Atmet durch die Brust und nicht durch den Bauch. Es war bei den Geschrei gar nicht so einfach, die Atmung wieder in richtige Bahnen zu leiten. Er machte sich ein Tablett fertig mit eine Plastikschale mit Möhren-Spinat-Katroffel-Brei für Sakura und zwei Schalen mit Miso-Suppe für die erwachsenen und stellte diese an den an der Wand gerückten Esstisch. Hikari sprach leise auf das Mädchen ein, welches sich immer mehr beruhigte. Mit den Augen beobachtete sie den Jungen mit den blau farbigen Augen. Der Glanz war noch nicht zurück gekehrt, aber sie merkte, dass er sich beruhigt hatte. Er stellte den Fernseher wieder auf das Board. Er sah sogar noch recht heile aus. Das Gehäuse war zwar leicht aufgeplatzt, aber der Bildschirm selber schien keinen Schaden davongetragen zu haben. „Komm. Lass uns frühstücken. Leider ist die Suppe ein wenig zerkocht.“, sagte der Blonde zu Hikari und nahm ihr das ruhige Kind ab, welches nicht ganz so glücklich aussah, als die Person sich wechselte. „Entschuldige“, brachte das kleine Mädchen heraus. „Schon okay.“ antwortete Takeru ruhig.   -   „Darf ich dir was zeigen?“ Hikari blickte hoch zu ihren Freund. Sie hatte es sich mit der Tageszeitung auf der Couch bequem gemacht. Sie machte sich ein Spiel daraus, anhand des Stils zu erkennen, welcher Bericht von ihren Freund geschrieben wurde. Takeru ließ sich neben ihr gleiten und holte das Notizbuch hervor. Er beobachtete Hikaris Gesichtszüge und hoffte, darauf einen Hinweis zu finden, was sie alles gelesen hatte. Er merkte, dass sie das Buch verlegen ansah. Also hatte sie doch darin was gelesen, was sie nicht hätte lesen sollen? Takeru zog die Stirn kurz kraus, dann schlug er die letzte beschriftete Seite auf. „Seit deine Nichte hier zu Besuch ist, kam mir die Idee, ein Kinderbuch zu schreiben.“, begann er. Das braunhaarige Mädchen sah ihn nur leicht irritiert an. Schrieb er nicht sonst nur Zeitungsberichte? Sogar einen Krimi würde sie ihn eher zutrauen, als ein Kinderbuch. „Da du ja Erzieherin bist, dachte ich mir, du kannst mich dabei unterstützen.“ Hikari sah nun Takeru komplett verwirrt aus. Wie sollte sie ihm helfen? Sie merkte, dass sie mit ihrer Art ihn anzusehen nun selber Takeru aus dem Konzept brachte. „Nun ja. Du hast ja mit Kindern auf der Arbeit zu tun, du weißt in etwa, welche Werte in solchen Büchern vermittelt werden sollten. Außerdem hast du eher eine Vorstellung davon, was Kindern Angst macht oder was Kinder mögen.“ Nervös kratzte er sich im Nacken. Sie hatte ihre Aufmerksamkeit dem Buch nicht weiter zugewandt und hatte wohl auch die Seite vor der Zeichnung nicht gelesen, sonst hätte sie von seiner Idee gewusst. Und so gut Schauspielern konnte Hikari eigentlich auch nicht. Takeru wendete seine Aufmerksamkeit nun wieder seinen Notizbuch zu und hob es vor Hikaris Gesicht. Sie erkannte die verkrüppelte Kidney-Bohne wieder. „Patamon als Hauptfigur …“, begann Takeru und sah dann, wie Hikari in schallendes Gelächter verfiel. Verdutzt mit leicht geöffneten Mund sah er das Mädchen an. Sein Buch ließ er dabei sinken. „Oh entschuldige Keru. Das da soll ein Patamon sein?“ Hikari versuchte, sich wieder ein zubekommen. „Ich habe deine Zeichnung vorhin schon in der Küche liegen sehen.“, gestand sie. „Ich dachte, es sei eine Kidney-Bohne.“ Takeru wich ihren Blick aus und biss sich auf die Unterlippe. „Es tut mir leid.“, kam dann aus Hikaris Mund. „Das war nicht sehr nett von mir.“ „Schon okay.“, antwortete er tonlos und mit leeren Blick. „Hast du noch mehr in meinen Buch gelesen?“ „Nein“, antwortete Hikari ehrlich. Sie merkte, dass sie wohl etwas zu weit in seine Privatsphäre eingedrungen war. Takeru sammelte wieder allen Mut. „Da du nun feststellen durftest, dass ich zeichnerisch nicht begabt bin“, begann er und schaffte es zu einen ehrlichen lächeln, „wollte ich dich fragen, ob du das für mich übernehmen könntest.“ Wer konnte schon diesen lächeln widerstehen. „Gerne.“, gab Hikari zur Antwort und merkte, wie sie errötete. „Aber wie genau stellst du dir das vor?“ „Wir schreiben ein Manuskript. Du zeichnest schöne kind gerechte Bilder und ich schreibe dazu den Text. Wir machen das ganze ohne Druck. Unser erster Leser ist ein Mädchen mit braunen Haar und mahagonibraunen Augen, welches gerade mein Wohnzimmer demoliert hat und die an Tag des Lesens ihren zweiten Geburtstag erreicht. Bekommen wir das hin?“ Bis dahin waren es noch gut vier Monate. „Ja. Wir haben schon lange kein gemeinsames Projekt mehr gemacht.“ Hikari freute sich ein wenig darauf, wieder mehr Zeit mit ihrer Jugendliebe zu verbringen. Sie liebte ihn immer noch, auch wenn sie ihm das nicht sagen würde. Schließlich stand ihre neu aufgeflammte Freundschaft auf dem Spiel.   -   Hikari saß auf einer Bank und hatte ihr Gipsbein ausgestreckt. Sie genoss die Herbstsonne in ihren Gesicht. Der Himmel war klar und der Park war nicht mehr matschig. Ihre Augen hatte sie geschlossen und genoss die Geräuschkulisse im Hintergrund. Kinder schrieen und quietschten auf den Spielplatz, ihre Mütter unterhielten sich angeregt, es war das surren von Fahrrädern zu hören und auch weitere Menschen, die den sonnigen Sonntag nutzten. Einige Frauen tuschelten über den jungen, blonden Mann mit seinen strahlend blauen Augen. Dieser beschäftigte wohl seine Tochter auf der Babyschaukel. Er wahr noch viel zu jung für ein Kind und Hikari belauschte auch, dass die Mütter abfällig über sie sprachen. In den zwanzig Minuten auf den Spielplatz entging es Hikari nicht, dass die Mütter sie für eine Betrügerin hielten. Die Ähnlichkeit zwischen Sakura und ihr bestand, aber zu Takeru gab es selbstverständlicher Weise keine. Sie hörte, wie die Frauen schon planten, den armen jungen Mann zu überfallen und ihr Ergebnis, dass er auf keinen Fall der Vater des Kindes war, mitzuteilen. Takeru hatte das Mädchen inzwischen aus der Schaukel befreit. Freudig lief Sakura über den Spielplatz, während der Blonde sie verfolgte. Sie spielten wohl fangen, wobei sich Takeru stark zurückhielt. Es entging Hikari nicht, wie neidisch die anderen Frauen waren. Vielleicht sollte Hikari Takeru ein Praktikum in der Kindertagesstätte anbieten. „Keru?“, rief die braunhaarige. Er wurde langsamer und stoppte. „Ja?“ „Wusstest du bereits, dass Sakura nicht deine Tochter ist?“ Takeru lachte. Das Getuschel der Frauen hatte er als Journalist nicht überhört. Es waren manchmal die kleinen Nebensätze, die für einen Bericht oder einer Aufklärung notwendig sind. „Wie bitte?“ Er lachte immer noch, was die Aussage deutlich unglaubwürdiger machte. „Ich habe deine Schwägerin nicht mit meinen Umarmungen geschwängert?“ Hikari schmunzelte. Die Frauen sahen sehr verlegen und ertappt rein. Takeru ergriff seinen Schützling, hob sich hoch über den Kopf und sie lachte erfreut. „Wollen wir jetzt deine Mama und deinen Papa besuchen?“ „Ja!“, schrie sie vergnügt. Als Takeru sie absetzte, rannte sie hinüber zu Hikari.   -   Takeru klopfte gegen die Tür. Sie hörten Mimis fröhliche Stimme. „Kommt rein!“. Er öffnete diese und half Hikari hinein. Sakura war schon losgestürmt und wurde von Taichi durch die Luft gewirbelt. Sie begrüßten sich untereinander. Neben den Bett stellte Takeru ein Stuhl für Hikari hin. Dankbar nahm sie das Angebot an. „Wo sind meine Blumen?“ Erwartungsvoll sah Mimi Takeru an. „Deine Blumen? Ich habe dir erst gestern welche mitgebracht!“, antwortete er empört. „Als Gentleman würdest du jedes Mal Blumen mitbringen, wenn du eine schöne Frau besuchst.“ Vor seiner Brust verschränkte Takeru die Arme. Hikari sah zu Boden. Es hatte ihr einen Stich in die Brust gegeben, als Mimi die Blumen erwähnte. Mimi hatte er Blumen geschenkt, aber ihr nicht. Nichtmal, als sie nach den Unfall aus den Krankenhaus entlassen wurde und er sie kurz darauf zuhause besucht hatte. War sie nun etwa eifersüchtig? „Ach Mimi. Jetzt übertreib es nicht. Wenn ich dir schon keine Blumen schenke, warum sollte es dann T.K. tun?“ Taichi sah zu den Jüngeren. „Außer natürlich ihr habt eine Affäre.“ Kritisch musterte er diesen nun und verschränkte seine Arme. Takeru hatte seine Verschränkung gelöst, die Augen weit aufgerissen und hatte eine Abwehrende Haltung eingenommen. Mimi prustete vor lachen los. Sie verzog kurz darauf die Miene. Die Lachattacke war nicht so gut gewesen. Besorgt drehte sich Taichi zu ihr hin. „Geht es dir gut? Alles okay? Soll ich den Arzt holen? Die Hebamme? Eine Krankenschwester?“ „Alles ist gut. Ihr seit einfach zu komisch. Es tut gut, einfach mal wieder zu lachen“, gestand Mimi und streichelte liebevoll über ihren Bauch. „Willst du mal fühlen“, fragte Hikaris Schwägerin diese. „Ja. Sehr gerne.“ Schüchtern legte sie die Hand auf die große Wölbung von Mimis Bauch und spürte die Bewegungen unterhalb der Haut. „Wow!“, strahlte die Braunhaarige. Es klopfte erneut gegen die Tür. „Das wird wohl die Schwester sein.“, seufzte Mimi. „Herein!“, erklang ihre Stimme nicht so erfreut. Leider behielt Mimi recht und die Krankenschwester trat ein und schmiss Takeru und Hikari hinaus. Mimi brauche Ruhe. „Das war ja ein kurzer Besuch“, stellte der Blonde nüchtern fest, während sie durch die Flure des Krankenhauses liefen. „Wollen wir dann heute ins Kino gehen?“ Überrascht sah Hikari Takeru an. „Gerne“, antwortete sie ehrlich mit einen lächeln. Dieses wurde von den Blonden erwidert.   -   Gemeinsam standen sie vor den Filmplakaten. „Welchen Film wollen wir denn sehen?“, fragte Takeru Hikari, bevor sie die Frage ihn stellen würde. So war es immer gelaufen. „Wieso darf denn ich entscheiden?“, fragte sie gespielt beleidigt. „Weil ich gestern den Film ausgesucht habe.“ „Das stimmt so nicht. Den zweiten habe ich ausgesucht.“ „Der war wohl so langweilig, dass du eingeschlafen bist.“ Hikari errötete. „Na also: Ich könnte ja wieder einen Film aussuchen, der zum einschlafen langweilig ist.“ Sie verschränkte die Arme und schmollte. „Dann schrenk doch bitte die Filmauswahl für mich ein, okay? Sonst darfst du dir gleich einen Film ansehen, der dir vielleicht nicht gefällt.“ Hikari betrachtete noch mal die Filmplakate und versuchte, sich an die Trailer zu erinnern. „‚Alles steht Kopf‘, ‚Der Marsianer‘, ‚Specture‘ und ‚Mockingjay‘, zählte sie auf. „‚Mockingjay‘ streichen wir. Da kenne ich die vorigen Filme nicht.“ „Das müssen wir nachholen!“, meinte Hikari begeistert. „Und dann gehst du mit mir in ‚Mockingjay‘“. Takeru lächelte. „Gerne“, antwortete er. Er würde sich freuen, wieder mehr Zeit mit Hikari zu verbringen. Nicht nur geschäftlich, wie bei dem Kinderbuch, sondern auch privat. Auch Hikari wurde dies in den Moment bewusst. Sie sah zu den Blonden. „Da ich nun die nächsten Filme vorgeschlagen habe, darfst du nun aussuchen.“ Takeru seufzte gespielt wehleidig. Was würde denn Hikari von den drei Filmen am besten gefallen? James Bond war Actionreich und ein Film, den sich der Blonde am ehesten ansehen wollen würde. Hikari hatte diesen bestimmt nur genannt, um ihn zu überzeugen, dass sie diesen auch sehen wollen würde. ‚Alles steht Kopf‘ war hingegen gar nichts für ihn. „Gut. Ich habe mich entschieden. Ich hole eben die Karten.“ Er sah, dass Hikari zu ihrer Handtasche griff. „Vergiss es. Ich lade dich ein.“ „Aber ...“ „Nichts ‚aber‘.“ Er winkte ab und verschwand mit diesen Worten zur Kasse. Hikari erinnerte sich an das letzte Mal, wo sie eingeladen wurde. Da dachte sie, es war freundschaftlich gemeint, doch Daisuke hatte wirklich ein Date mit ihr geplant gehabt. War es bei Takeru ebenso? Bei ihm würde sie sich über ein Date freuen. Aber was ist, wenn er es nur freundschaftlich meinte? Sollte sie ihn einfach fragen? Aber was sollte sie sagen: „Hey Keru. Ist das hier ein Date?“. Nein. Das ging nicht. Der Blonde erschien mit Popcorn und zwei Getränken. Er lächelte Hikari an. „Schaffst du die Stufen bis zum Saal?“ Er war voll beladen und konnte ihr nicht helfen. „Ja. Das geht schon. Welchen Film sehen wir jetzt eigentlich.“ „Der Marsianer.“, antwortete der Blonde. Hikari hatte sich auf den James Bond schon eingestellt. Daniel Craig sah ja jetzt nicht so schlecht aus. Wobei Matt Damon auch nicht von schlechten Eltern war.   Die frische Luft tat gut. Hikari wartete vor dem Kinocenter auf ihre Begleitung. Den Film selber fand sie jetzt nicht gerade toll. Wahrscheinlich war das dazugehörige Buch besser. So war es ja eigentlich immer beim Buchverfilmungen. Die Menschenmasse, die an ihr vorbei glitt verbreitete Hektik. Die Braunhaarige beobachtete einige Menschen, die anscheinend die Masse gar nicht wahrnahmen. Eltern zogen ihre Kinder hinter, verliebte blieben einfach im Fluss stehen und küssten sich, wiederum andere schimpften über diese, dass sie ‚mitten im Weg‘ stehen blieben. Sie verlagerte ihr Gewicht. „Schläfst du gerade?“, hauchte ihr eine Stimme gegen das rechte Ohr. Hikari zuckte zusammen und vor Schreck pochte ihr Herz. Ihre Gehhilfe hielt sie bereit zu Verteidigung. Als die ihren Kopf drehte, sah sie in Takerus grinsendes Gesicht. „Wenn du mich so lange warten lässt ...“ „Ach komm. Sei doch nicht so beleidigt.“, lachte er und streckte ihr ein Blumenarrangement mit gelben Blüten entgegen. Hikari war verblüfft und röte färbte ihre Wangen. „Da …. Danke“, stammelte sie verlegen.   -   Es war ein wirklich schöner Tag mit Takeru gewesen. Es war wieder so wie früher. Erst waren sie im Kino gewesen, danach hatten sie noch was gemeinsam gegessen. Auch hier hatte Takeru gegen die Willen von Hikari bezahlt. Sie hatten viel geredet und miteinander gelacht. Hikari starrte gegen die Zimmerdecke, die im Dunkeln lag. Es war spät geworden, als die beiden die Wohnung von den Blonden wieder betreten hatten. So hatten Hikari und Takeru gemeinsam entschieden, dass sie eine weitere Nacht hier verbringen durfte, auch wenn Takeru am nächsten Tag zur Arbeit müsste. Nun hatte sie von ihm einen Schlüssel bekommen. Sie könne morgen ruhig ausschlafen. Er würde ihr nach der Arbeit ihre persönlichen Sachen vorbei bringen. Es war doch eine Sache anders als früher: Früher hatte Takeru kein Problem damit gehabt, sich ein Bett mit Hikari zu teilen. Auch diese Nacht schlief er wieder auf der Couch im Wohnzimmer. Die Tür stand allerdings offen, sodass Hikari das leise Schnarchen von Takeru hören konnte, was sie langsam in den Schlaf gleiten ließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)