Die zweite Chance von Mestchen ================================================================================ Prolog: -------- „Ich bezweifle, dass dein Vorhaben eine gute Idee ist“, meinte die freundliche Männerstimme und zum Leidwesen seiner Gesprächspartnerin behielt er recht: Das Kunstwerk fiel in sich zusammen. Seine Mundwinkel zuckten nach oben, während das Mädchen mit ihren mahagonibraun-farbenden Augen ihr Gesicht verzog, bevor sie anfing zu weinen und dabei lautstark ihren Unmut kundtat. Vorsichtig zog er das Mädchen auf seinen Schoß. Leise und beruhigend sprach er auf sie ein, während er sie sanft in seinen Armen wiegte. Die Atmung des Mädchens beruhigte sich schnell und sie sah zu den Mann mit blonden Haaren hoch. Sein lächeln erwiderte sie mit einen lachen. „Wollen wir es erneut probieren?“ „Ja.“ Takeru ließ seinen Blick über sein Wohnzimmer gleiten. Ein Seufzer verließ seine Lippen. Das einst ordentliche Zimmer erinnerte eher an ein Schlachtfeld. Improvisatorisch hatte er es umgeräumt. So ist sein Wohnzimmertisch auf den Balkon umgezogen, damit er Platz für einen Laufstall hatte. Das Reisebett stand neben der Couch. Sakura hatte sich eine Gute-Nacht-Geschichte zur Hälfte angehört, bevor sie ihren wohlverdienten Mittagsschlaf versank. Möglichst leise räumte Takeru die Spielsachen weg. Irgendetwas musste er ja in seiner gerade gewonnen Freizeit machen. Als er zugesagt hatte, eine kurze Zeit auf Sakura aufzupassen, hatte er nicht mit dem Aufwand gerechnet, die ein Kleinkind einforderte. Es wunderte ihn nicht, dass viele Eltern einfach froh waren, mal ihr Kind stundenweise wegzugeben und Zeit für sich zu haben. An seinen Schreibtisch stand ein Stuhl aus dem Esszimmer. Gerade noch hatte er es geschafft, Sakura von einen Sturz zu bewahren, als sie sich an seinen Bürostuhl hochziehen, dieser aber wegrollen wollte. Seine Wohnung war wohl alles andere als Kleinkindergerecht. Seine Möbel waren auch nicht an der Wand gedübelt. Bisher hatte Takeru darin auch keinen Sinn gesehen. Inzwischen war auch sein Bücherregal gesichert, an dem sich Sakura auch schon hochgezogen hatte. Zum Glück kam ihr das Regal zu den Zeitpunkt nicht entgegen. Kinder konnten einfach wahnsinnig schnell sein. Seinen Rechner hatte er abgebaut. Das Kabelchaos war einfach zu gefährlich. Stattdessen setzte er sich an sein Notebook. Der Schreibkomfort war nicht so gegeben, aber es soll ja auch kein Dauerzustand sein. Er öffnete ein neues Dokument, statt an seiner Arbeit weiter zu machen. Warum sollte er sich nicht mit Kinderbüchern beschäftigen? In der letzten Woche hatte er nun mehrere Kinderbücher gelesen. Er zog ein Notizbuch aus dem Regal und fing an, sich Notizen zu machen, wie er die Geschichte gestalten wollte. Dabei kaute er nachdenklich auf seinen Stift herum. Eine unschöne Gewohnheit des Autors. Sollte er das Buch veröffentlichen, bräuchte er wohl noch Illustrationen und einen Künstlernamen. - Er klopfte an die Tür. „Herein“, ertönte eine Frauenstimme. Zusammen mit Sakura betrat Takeru das Krankenhauszimmer. Mimi lag in ihrem Bett auf den Rücken und ihr Kopf war zu Tür gedreht. „Ach ihr beiden seid es!“, sagte sie erfreut. „Ich habe dir Blumen mitgebracht.“ „Vielen Dank. Auf den Tisch steht eine Vase. Wärst du so lieb und stellst sie hinein und füllst diese mit Wasser auf?“ Takeru nickte. Die orangenen Rosen – unter anderen ein Symbol für Glück und Hoffnung – stellte er dann auf den Tisch neben Mimi. „Wie geht es dir?“, fragte er Mimi. Sie sah alles andere als gut aus. Eher total erschöpft und ausgelaugt. Ihr Bauch zeichnete sich stark unter der Bettdecke ab. Mimi verzog die Miene. „Total beschissen.“ Traurig sah sie ihn an. „Aber nicht nur wegen Babys.“ Sie strich über ihren Bauch und sah zu dem kleinen Mädchen, welches sich gerade mit ihren Spielzeug selbst beschäftigte. „Tai ist gerade bei seiner Schwester. Ich gebe mir echt Mühe, ihn die Freiheiten zu geben, aber es fällt mir so wahnsinnig schwer.“ Sanft und verständnisvoll drückte Takeru ihre Hand. Es musste hart sein, die Aufmerksamkeit seines Mannes gerade bei einer komplizierten Schwangerschaft zu teilen. Sie durfte sich gar nicht aus dem Bett bewegen. Jede Minute, die die Zwillinge in ihren Körper sich entwickeln konnten, waren wertvoll. Jede Minute entschied über Leben und Tod. „Du warst doch ihr bester Freund“, sprach Mimi weiter. Ja. Das waren sie mal. Vor acht Jahren noch, dann haben sich Hikari und Takeru auseinander gelebt. Sie begann mit ihrer Ausbildung zur Erzieherin und er ist nach Osaka gegangen, um dort Journalismus zu studieren. Takerus Blick wich dem von Mimi aus. Seine Hand wollte er ihr gerade entziehen. „Geh zu ihr. Sei für sie da. Als Freund.“ Beide schwiegen ein paar Minuten. Die Stille wurde erst unterbrochen, als Sakura freudig quiekte. „Sie ist so tapfer.“ Er atmete tief aus. „Kann ich dich wieder alleine lassen?“ Mimi lächelte. „Na geh schon!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)