Fallende Blüten von Ryouxi ================================================================================ Kapitel 1: Erkennen ------------------- Endlich ist es Frühling. An diesem Morgen springe ich geradezu den Schulweg entlang. Dass ich mich so freue liegt aber nicht nur an den warmen Temperaturen, die nach den frostigen Wintermonaten eine willkommene Abwechslung sind, sondern auch daran, dass Malik ab heute endlich wieder von seinem Gips und den Krücken befreit ist. Zur zweiten Stunde werde ich ihn in der Schule sehen. Das ist auch der einzige Grund, warum ich an einem Montagmorgen so gut drauf bin. Die erste Stunde kann gar nicht schnell genug vorbei gehen. In der kurzen Pause zur zweiten Stunde laufe ich zu Maliks Klasse, vor der bereits der breit grinsende Junge auf mich wartet. Kaum komme ich bei ihm an, fallen wir uns kurz um den Hals. Malik mag vielleicht Bakuras bester Freund sein, doch wir verstehen uns mindestens genauso gut. Außerdem habe ich den Vorteil, dass ich auf die selbe Schule wie der Junge gehe, was mir genug Zeit mit ihm alleine verschafft. Da wir nicht in die gleichen Klassen gehen, opfert Malik sogar manchmal seine Pausen, nur um sie mit mir anstatt seiner Freunde zu verbringen. Denn was das anbelangt, teile ich ganz klar Bakuras Meinung, dass manche seiner Freunde kein guter Umgang, zumindest aber unheimlich sind. „Und, genießt du deine Freiheit?“ Kurz mustere ich seinen Fuß, der wieder vollkommen normal zu sein scheint. „Ich befürchte, jetzt wird mich keiner mehr bedienen.“ Er zuckt mit den Schultern, was mir ein leichtes Grinsen auf die Lippen zaubert. „Och“, teile ich ihm mein Mitleid mit, das sich stark in Grenzen hält. Dann klingelt es auch schon zur nächsten Stunde und ich gebe mir alle Mühe, nicht allzu spät in meine Klasse zurückzukommen. Als ich am Nachmittag das Schulgelände verlasse, um nach Hause zu gehen, gesellt sich Ryuji am Schultor zu mir. Seit er und mein Bruder sich näher gekommen sind, hat er schon öfter den Schulweg mit mir geteilt, und das nicht nur von der Schule zu unserer Wohnung. Unser Plan hatte tatsächlich funktioniert. Es war noch während der ersten Tage gewesen, die Malik im Krankenhaus gelegen hatte, als er mich eines Abends angerufen hatte. Ryuji hatte sich scheinbar sofort in Bakura verguckt, und da wir beide der Meinung waren, dass die beiden sich gut verstehen könnten, haben wir Ryuji so gut geholfen, wie es eben ging. Dass letztendlich nur etwas Alkohol fehlen würde, damit Bakura auch auf ihn anspringen würde, hatte ich jedoch nicht gedacht. Eigentlich kann ich es jetzt immer noch nicht wirklich glauben, für meinen Bruder freue ich mich trotzdem. Zuhause angekommen, verschwinde ich kurz in meinem Zimmer, wo ich meinen Rucksack in eine Ecke fallen lasse und mir eine große Leinwand schnappe. „Ich bin dann mal bei Malik“, verabschiede ich mich von Bakura und Ryuji, die in der kurzen Zeit noch nicht in Bakuras Zimmer verschwinden konnten. Vor mir vermeidet es mein Bruder Ryuji näher zu kommen, obwohl ich genau weiß, dass die beiden zusammen sind. „Du bist doch gerade erst angekommen.“ Fragend schaut mich Bakura an. „Ich hab dir doch gesagt, dass er mir bei einem Projekt hilft. Aber ich kann die Leinwand ja schlecht den ganzen Tag in der Schule mit mir herumschleppen.“ Kurz hebe ich das unhandliche Teil, das ich neben mir an die Wand gelehnt habe, um meine Schuhe anziehen zu können, hoch. „Viel Spaß dabei“, wünscht mir Ryuji. „Euch auch.“ Wissend grinse ich sie an, ehe ich meine Leinwand schnappe und aus der Wohnung verschwinde. Ich weiß genau, wie sehr Bakura diese Andeutungen hasst. Auf meinem Weg von der Bushaltestelle zu Maliks Haus spüre ich noch einmal deutlich, dass nun wirklich der Frühling angefangen hat. Ein kleiner, orangefarbener Schmetterling mit schwarzen Flecken auf den Flügeln flattert munter an mir vorbei. Sofort hellt sich meine Laune noch etwas weiter auf und wie heute Morgen hüpfe ich geradezu das letzte Stück zu Maliks Haustür, an der ich sogleich klingel. „Was ist denn mit dir los?“, fragt der Junge, kaum dass er mir die Tür geöffnet hat. „Ich dachte du hast so gar keine Lust auf dieses Projekt.“ „Hab ich auch nicht“, stimme ich ihm zu, während ich an ihm vorbei in das Haus komme. „Aber der Frühling ist da, dass ist doch Grund genug, um gut drauf zu sein.“ Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen habe, gehe ich Malik voran auf sein Zimmer. „Und ich dachte schon, du freust dich, mich zu sehen.“ Malik setzt seinen besten Schmollmund auf, was mich kurz Kichern lässt. „Das natürlich auch“, versichere ich ihm grinsend, ehe ich mich inmitten seines Zimmers auf den Boden sinken lasse. Meine leere Leinwand vor mir liegend. „Und jetzt erklär mir, wie genau ich diese blöde Perspektive hinbekomme.“ Immerhin ist dies der Grund meiner Anwesenheit. Es vergeht eine Woche, in der ich jeden Nachmittag mit Malik zusammen an meiner Leinwand arbeite. Letztendlich habe ich ein mehr oder weniger perspektivisch gutes Bild von einem Wasserfall vor mir, mit dem ich hoffentlich eine gute Note bekomme. "Danke Malik, du warst wirklich meine Rettung." "Ach was, hab ich doch gern gemacht", versichert er mir. Trotzdem hat er deswegen nun etwas gut bei mir. "Was machen wir jetzt mit dem restlichen Sonntag?" Gute Frage. Eigentlich ist Malik niemand, der viel Freizeit hat, alleine schon, weil Bakura diese immer beansprucht hat. "Du weißt mal nicht, was zu tun?", ziehe ich ihn sogleich auf. "Tu nicht so, als hätte ich immer einen vollen Terminkalender. Ich hätte schon genug zu tun, aber ich möchte jetzt einfach Zeit mit dir verbringen, falls dich das nicht stört." "Ach was", entgegne ich schnell. Eigentlich freut mich diese Tatsache total. Früher hat er solche Ausnahmen fast nur für Bakura gemacht. Doch dieser hat in den letzten Monaten auch noch genug mit anderen zu tun und deswegen weniger Zeit für Malik. Zum einen ist da Miho, mit der er hin und wieder mal ausgeht und seit Neujahr verbringt er die meiste Zeit mit Ryuji. Ob Malik meinen Bruder wohl etwas vermisst? "Also?" Die kurze Frage holt mich aus meinen Gedanken zurück. Für einen Moment schaue ich den Jungen irritiert an. "Möchtest du was machen?" "Einfach nur rumsitzen und vielleicht etwas spielen?" Ich werde das Gefühl nicht los, dass er eine besondere Antwort von mir erwartet. "Oder aber, ich lade dich auf eine Pizza ein." Malik lächelt so breit, dass ich kurz zögere. "Wie komme ich denn zu dieser Ehre?" Außer im Sommer hin und wieder mal ein Eis zu essen, sind wir noch nie nur zu zweit ausgegangen. Natürlich freue ich mich trotzdem über dieses Angebot, besonders weil ich Hunger habe, und werde es bestimmt nicht ablehnen. "Ich dachte, wir könnten eine kleine Feier zu Ehren deines beendeten Projektes machen." "Mit Pizza?" Kurz lache ich, ehe ich vom Boden aufstehe, wo die Leinwand noch vor sich hintrocknet. Eigentlich malt man an einer Staffelei, ich bevorzuge jedoch eine horizontale Lage meiner Leinwände. Staffeleien darf ich in der Schule zu Genüge nutzen. "Na dann mal los", fordere ich Malik zum Gehen auf. Der gemeinsame Abend ist wirklich schön und vor allem lustig. Als ich endlich meine Wohnung betrete, ist es bereits lange dunkel. Im Wohnzimmer sitzt Bakura alleine auf dem Sofa und schaut fern. Als ich den Raum betrete, blickt er zu mir auf. "Das hat heute aber lange gedauert", stellt er fest. Im Vergleich zu den letzten Tagen ist es heute wirklich spät geworden. "Wir haben das Projekt fertig gemacht und waren danach Pizza essen", erkläre ich meine Verspätung kurz und lasse mich dann neben meinem Bruder aufs Sofa fallen. "Pizza?" "Pizza", bestätige ich. "Du solltest dich mal wieder öfter um Malik kümmern, der Arme sieht dich ja kaum noch." "Ich bin oft genug bei ihm." Was im Grunde ja auch stimmt. Nur im Vergleich zu damals ist es nun einmal viel weniger geworden. "Außerdem bist du in letzter Zeit doch ständig bei ihm." Verwundert schaue ich den Jungen an, als sich auf einmal der Unterton ändert. Ist ihm das etwa nicht recht? "Natürlich habe ich die letzte Woche viel Zeit mit ihm verbracht, immerhin musste ich das Projekt fertig bekommen." Bakura sagt nichts weiter dazu, weshalb ich ihm lediglich eine gute Nacht wünsche und danach in meinem Zimmer verschwinde. Aber auch nachdem mein Projekt, das meiner Lehrerin sehr zuzusagen scheint, fertig ist, treffe ich mich weiterhin viel mit Malik. Es macht einfach Spaß, Zeit mit ihm zu verbringen und so kommt es, dass wir einige Wochenenden später eine Übernachtungsparty machen. Nun gut, eine wirkliche Party ist es nicht, da wir neben Maliks Geschwistern alleine bei ihm sind. Trotzdem bin ich mir sicher, dass es lustig werden wird. "Also, was machen wir zuerst?", frage ich Malik, während ich mich neben ihn auf sein Bett fallen lasse. Ich bin gerade erst bei ihm angekommen, es ist also noch früh am Abend. "Wie wärs, wenn wir zuerst unsere Schlafanzüge anziehen? Immerhin ist es sonst keine richtige Übernachtungsparty." Ich verdrehe nur die Augen auf seinen Vorschlag. Ist ja klar, dass so etwas von Malik kommt. "Als ob du einen Schlafanzug hast." Ich bin mir ziemlich sicher, dass er wie Bakura auch einfach nur in Shorts uns vielleicht noch einem T-Shirt schläft. "Du etwa nicht?" Überrascht schaut er mich an, während er aus dem Schränkchen neben seinem Bett tatsächlich einen Pyjama zaubert. Er ist weiß mit lila Punkten und ich kann nicht anders, als in lautes Gelächter auszubrechen. "Was ist so lustig daran?", fragt er mich ebenfalls lachend und schuppst mich auf sein Bett um. "Du bist echt doof." Malik hilft mir, mich wieder aufzusetzen, während mein Blick noch einmal zu dem schrecklichen Zweiteiler huscht. "Keine Angst. Ich habe den gestern in der Stadt gesehen und dachte, so würde der Abend sicher noch lustiger werden." Na ja, zum Lachen hat er mich immerhin gebracht. Nun macht sich jedoch die Sorge in mir breit, dass er mir ebenfalls so ein Teil besorgt hat. "Du hast nur den einen gekauft?", frage ich vorsichtig, was er scheinbar besonders lustig findet. Der Junge lacht kurz auf, ehe er den Kopf schüttelt. "Tut mir leid, ich dachte du willst vielleicht keinen. Aber ich kann dir gleich morgen auch einen kaufen." "Nein danke!", erwidere ich schnell, was sein Grinsen nur noch breiter werden lässt. "Aber sag mir bescheid, wenn du deine Meinung änderst." Ihm macht das scheinbar ziemlich Spaß und langsam frage ich mich, wie mein brummiger Bruder, es nur so lange mit ihm ausgehalten hat. "Werde ich", entgegne ich nur, schaue Malik dann aber fragend an, als dieser auf einmal sein Shirt auszieht. "Was ist jetzt los?" "Na wir wollten doch schon unsere Schlafsachen anziehen." Zuerst will ich etwas erwidern, sage dann aber doch nichts und beginne stattdessen in meiner Tasche nach meinen Schlafsachen zu kramen. Gemütlicher als meine Jeans ist die kurze Stoffhose auf jeden Fall. In der Zwischenzeit hat sich Malik vollkommen umgezogen. Kurz mustere ich ihn schweigend, ehe ich meinen Kopf schüttele. "Du siehst echt bescheuert aus." "Du bist doch nur neidisch." Wir grinsen uns gegenseitig an, bis ich schließlich meine Schlafsachen leicht hochhalte, um zu zeigen, dass ich mich gerne umziehen würde. Auch wenn wir ziemlich gute Freunde sind, umziehen will ich mich nicht vor Malik. Wäre er ein Mädchen, wäre das etwas anderes. "Ich bin kurz draußen", erklärt er, steht dann auf und verlässt sein Zimmer, damit ich mich in Ruhe umziehen kann. Schnell mach ich das und warte dann erstaunlich lange auf den Jungen. Vor dem Zimmer steht er nicht, was ich nach kurzem nachschauen feststellen muss. Also lasse ich mich wieder auf sein Bett fallen und beginne damit, meine Haare zurechtzuzupfen. Als ich schließlich doch aufstehen will, um nach ihm zu schauen, taucht er wieder auf. "Ah, du bist schon fertig", stellt er erfreut fest. "Ja, umziehen geht schnell." Ich glaube kaum, dass er so lange gewartet hat, damit ich mich umziehen kann. Allerdings frage ich auch nicht nach, wo er war. Immerhin ist das ja seine Angelegenheit. "Und was steht jetzt an?" Schlafsachen anzuziehen war nicht gerade sehr spannend, auch wenn es ein guter Auftakt zur lustigen Übernachtung war. "Wir könnten nach Äpfeln tauchen, oder blinde Kuh spielen, oder..." "Ich bin doch keine zwölf mehr", entgegne ich schnell, damit er nicht noch mehr solcher Kindergeburtstagsbeschäftigungen aufzählt. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob er Spaß macht, oder es ernst meint. "Ach nicht? Wie wärs dann mit zocken?" Dieser Vorschlag gefällt mir schon besser, weshalb ich erleichtert nicke. "Mit dir kann man auch keine traditionellen Pyjamapartys machen", beschwert sich Malik, während er den Fernseher anschaltet und seine Konsole anschließt. "Hast du das immer so mit Bakura gemacht?" Meine Frage entlockt ihm ein kurzes Lachen. Die Vorstellung ist aber auch zu lustig. "Leider nicht." Nach einer Weile klingelt es an der Tür, was Malik eilig aufspringen und das Zimmer verlassen lässt. Überrascht schaue ich ihn an, als er mit zwei Tüten in den Händen zurückkommt. „Du hast Essen bestellt?“ „Asiatisch“, bestätigt er mir meine Frage und stellte eine der Tüten vor mir ab. „Ich habe dir einfach das bestellt, was du sonst auch immer nimmst.“ Es wundert mich, dass er überhaupt weiß, was das ist. Dass wir das letzte Mal zusammen asiatisch gegessen haben, ist schon ein ganzes Weilchen her. „Danke.“ Wir beenden das Spiel, werfen stattdessen eine DVD ein, um dazu in Ruhe essen zu können. „Ich habe das viel zu lange nicht mehr gegessen“, merke ich an, nachdem ich mit essen fertig bin. „Ich auch, deswegen hab ich es ja bestellt.“ Malik räumt die leeren Tüten beiseite, ehe er eine Brettspielsammlung hochhält. „Na, was meinst du?“ Die guten alten Brettspiele. Kurz nicke ich, ehe wir uns daran machen, jedes Spiel der Sammlung mindestens einmal durchzuspielen. Die meisten Spiele gewinne ich auch, wobei ich mir nicht sicher bin, ob Malik mich absichtlich gewinnen lässt. Trotzdem schiebe ich es einfach auf mein Können. Als wir damit durch sind, kramt Malik ein Monopoly aus, das wir tatsächlich bis halb zwei spielen. „Schon so spät?“ Verdutzt schaue ich auf die Uhr, nachdem wir das Spiel wieder eingepackt haben. „Wie die Zeit vergeht, wenn man Spaß hat.“ „Aber echt.“ Einen kurzen Moment bin ich mir nicht einmal sicher, ob die Uhr überhaupt richtig geht, aber immerhin würde das meine Müdigkeit erklären. „Na komm, lass uns schlafen gehen“, schlägt Malik vor und gähnt, wie um seine Worte zu unterstreichen, anschließend. „Wir müssen ja auch noch die Decken raus räumen.“ Wir haben uns den ganzen Abend nicht um meine Schlafmöglichkeit gekümmert. „Schlaf doch einfach hier“, schlägt der Junge vor, wofür ich ihn überrascht anschaue. Bisher habe ich immer im Wohnzimmer geschlafen, wenn ich hier übernachtet habe. Wenn einer bei Malik im Zimmer geschlafen hat, dann war das Bakura. Zudem bin ich mir ziemlich sicher, dass es diesem so gar nicht passen würde, wenn ich bei Malik im Bett schlafe. „Wir können auch beide im Wohnzimmer schlafen, wenn dir das lieber ist“, fügt er schnell hinzu, worauf ich einfach abwinke. „Ach was, hier ist schon in Ordnung.“ Bakura muss es ja nicht erfahren. „Ich bin kurz im Bad.“ Und schon verschwinde ich aus dem Zimmer, um mich schnell fertig zu machen. Auf einmal bin ich doch etwas unruhig. Als ich wieder zurückkomme, ist das Licht bereits ausgeschaltet und nur noch Maliks Nachtlampe neben seinem Bett brennt. Der Junge hat es sich bereits auf dem Bett bequem gemacht, wo eine zusätzliche Decke für mich liegt. Mit ein paar kurzen Schritten durchquere ich den Raum und geselle mich zu meinem Kumpel aufs Bett, wo ich mich sogleich in meiner extra Decke einrolle. "Besser wir lassen Bakura nichts hiervon wissen", merke ich an, nachdem Malik auch die Lampe ausgeschaltet hat. In dem Zimmer gibt es keine andere Lichtquelle, so dass ich erst einmal blind bin. "Meinst du es würde ihn so sehr stören?" Malik scheint sich da keine so großen Sorgen zu machen. "Na ja, er will eben nur das beste für mich." Sofort merke ich, dass das eine sehr ungeschickte Formulierung war. Noch bevor ich sie abändern kann, antwortet Malik aber schon, der mir keineswegs böse deswegen zu sein scheint. "Deswegen denke ich ja, dass er kein Problem damit haben wird." Ich kann sein Grinsen geradezu hören. Das ist so typisch Malik. Ich sage nichts weiter dazu, da es sowieso ein sinnloses Gespräch ist. Immerhin sind wir nur Freunde und kein Paar. Und selbst dann, würde es meinen Bruder nichts angehen mit wem ich zusammen bin. Nur weil Malik gerne mal mit fremden Frauen anbändelt heißt das nicht, dass er dies auch in einer Beziehung tun würde. Als mir meine Gedanken klar werden, beginnt mein Herz kurz etwas unruhiger zu schlagen. Was ist nur los mit mir? "Oder hast du ein Problem damit?" Seine Worte lenken mich zum Glück etwas ab. "Natürlich nicht", entgegne ich schnell. "Vergiss einfach, was ich eben gesagt habe. Ich mache mir nur wieder unnötige Gedanken." "Na gut." Ich spüre, wie sich Malik neben mir umdreht. "Schlaf gut", wünsche ich ihm eine gute Nacht, ehe ich es mir ebenfalls gemütlicher mache. "Du auch." Eine Zeitlang bleibt es ruhig und ich bin schon halb am schlafen, als ich auf einmal wieder seine Stimme höre. "Amane?" Ich brumme lediglich, da ich mich nicht im Stande dazu fühle, ein Wort herauszubringen. "Bitte sei mir nicht böse." In meinem müden Kopf ist die1 Verwirrung darüber, warum ich böse mit ihm sein sollte, nur noch größer. Als Malik sich dann aber zu mir umdreht und mir seine Lippen auf die Wange drückt, bin ich mit einem Schlag wieder hellwach. "Wa... was machst du?" In der Dunkelheit kann ich nur seine Umrisse vor mir erkennen, doch diese schaue ich überrascht an. "Es tut mir leid." Seine Entschuldigung ist mir egal, immerhin bin ich ihm nicht böse, überhaupt nicht. Ich bin verwirrt, überfordert, immerhin hat diese Berührung ein völlig unbekanntes Gefühl in mir ausgelöst. Ohne noch etwas zu sagen, drehe ich mich von Malik weg und versuche so schnell wie möglich einzuschlafen, was bei meinem schnell schlagendem Herz vollkommen unmöglich ist. Gerade kann ich mit dieser Situation nicht umgehen. Malik bedrängt mich danach zum Glück auch nicht weiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)