Warrior von Kupferhaeschen ================================================================================ Kapitel 1: Praktikumsplatz -------------------------- Verschlafen rieb sich Marinette die Augen und sah auf ihren Wecker. Gerade mal 5.20.... Sie könnte also noch mindestens zwei Stunden schlafen... Wenn da nicht diese nervigen Vögel vor ihrem Fenster wären. "Marinette...?", hörte sie ihren kleinen Kwami murmeln. "Ja?" "Diese Vögel sind lästiger als die Akumas ...." nuschelte ihre kleine Freundin verschlafen. Marinette kicherte. "Was du nicht sagst." Dann warf sie sich zurück ins Bett und versuchte noch einmal einzuschlafen. Es dauerte nicht lange und Marinette war wieder im Reich der Träume angelangt. Dort erinnerte sie sich an die letzten Jahre. Vor etwa vier Jahren lernte sie den kleinen Kwami Tikki kennen und begann als Ladybug gegen Hawk Moth zu kämpfen. Etwa zur selben Zeit kam Adrien in ihre Klasse und sie blamierte sich regelmäßig in seiner Gegenwart. Mittlerweile konnte sie darüber lachen. Wenn sie an Chloe zurückdachte, konnte sie das allerdings nicht. Alya wurde auch sofort ihre beste Freundin und ein großer Ladybug fan. Alya war auch die einzige mit der sie weiterhin Kontakt hielt. Alles ging sehr schnell... Damals... Als die Bäckerei ihrer Eltern bis auf die Grundmauern abbrannte. Die Versicherungssumme reichte zwar um die Bäckerei wiederaufzubauen, aber ihr Vater hatte mit Paris abgeschlossen. Eigentlich hatte er mit ganz Frankreich abgeschlossen. Ihr Vater bekam schnell einen Job in London. Und schon wenige Wochen später gingen sie. Da ihr der Abschied nicht leichtgefallen war, hatte sie zu allem was in Paris war keinen Kontakt gehalten. Nur Alya ließ nicht locker. Sie fragte sich gelegentlich was aus ihren Freunden und Chat Noir geworden war. Aber sie fragte Alya nicht danach. Es zu wissen würde vermutlich mehr schmerzen als es nicht zu wissen. "Marinette!" Die Stimme ihrer Mutter riss sie dieses Mal aus dem Schlaf. "Hm...? Was ist denn los?" Sie öffnete ihre Augen und streckte sich. "Du musst gleich los liebes." Oh verdammt.... Sie sprang aus dem Bett und rannte ins Badezimmer. In Windeseile putzte sie sich die Zähne, überschminkte ihre Augenringe und flechtete sich ihre Haare. Diese gingen ihr mittlerweile bis zu den Schulterblättern. Gerade als sie ihren Pullover anzog, schwebte auch Tikki herein. "Morgen Marinette... Ich wünsche dir viel Erfolg." dann drückte sie ihr einen Kuss auf die Wange und schwebte wieder hinaus. Marinette bedankte sich und rumpelte den Gang in Richtung Küche. "Guten Morgen Mama. Morgen Papa." Sie drückte beiden einen Kuss auf die Wange und nahm ihr Croissant. "Nervös?", fragte ihr Vater. "Natürlich. Das ist ein Praktikumsplatz bei Vivienne Westwood. Weißt du wie selten sie Plätze vergibt?" Ihr Dad lachte auf. "Ja das weiß ich. Immerhin hängst du uns damit seit Wochen in den Ohren." Marinette sah nochmal auf die Uhr und sprang auf. "Ich muss los. Bis heute Abend. Ich hab euch lieb." Dann packte sie ihre Tasche und verließ das Haus. Auch wenn sie Paris vermisste, war London eine wunderschöne Stadt und sie liebte das Leben hier. Sie stieg in die Straßenbahn und nach 4-maligem umsteigen stand sie vor dem Haus. Es war nun bereits Mittag und bisher lief alles top. Die Assistentin von Vivienne hat sie allen Vorgestellt und sie rumgeführt. Und sie bekam sofort ihre erste Aufgabe. Da Vivienne erst gegen 15 Uhr eintreffen würde, sollte sie eine Winter Garderobe für junge, moderne Männer designen. "Wow... Das sieht toll aus." Marinette sah von ihrem Entwurf hoch. "Oh vielen Dank... Ich... Bin allerdings noch nicht zufrieden.... Irgendwie..." Die junge Frau lachte auf "Sei nicht so bescheiden. Vivienne nimmt nicht jeden. Das allein sagt doch schon, dass du Talent haben musst." Verlegen sah Marinette auf ihre Skizze. "Jess du machst sie ja ganz verlegen. Lass sie in Ruhe." "Ach Mike... Du kommst doch auch nur rüber, weil du neugierig bist." Als Marinette wieder hochsah, hielt ihr ein schwarzhaariger Kerl seine Hand hin. "Hey. Mike." "M-Marinette." Er begann zu lachen. "Ich weiß... Du wir haben gleich Mittag. Was hältst du davon wenn wir gemeinsam essen gehen?" "Zu dritt.", fügte Jess bestimmt hinzu. "Ja natürlich zu dritt. Was dachtest du denn?", fragte der andere genervt. Nachdem die beiden noch etwa 10 Minuten diskutiert hatten, stimmte Marinette zu. Mittlerweile dauerte ihr Praktikum schon zwei Wochen. Sie verstand sich prima mit allen. Aber am besten mit Jess und Mike. Die beiden allerdings waren kleine Streithähne. Vivienne lernte sie am ersten Tag zwar nicht mehr kennen, aber am zweiten gleich zu beginn. Diese schien zwar von ihren Designs unbeeindruckt, aber meinte Jess, dass dies ihre Art wäre. Sie sollte es als Lob sehen, überhaupt hier zu sein. Denn ein anderes würde sie in den 6 Monaten im Praktikum nicht mehr hören. Nun war es Freitagabend und sie hatte Wochenende. Also nahm sie heute eines ihrer langen Erholungsbäder. Zwei bis drei Stunden waren da Pflicht. Neben der Wanne hatte sie eine breite Ablage, auf der sie eine Schüssel stellte. Darin nahm Tikki dann ebenfalls ein Bad. Kerzenschein, der Duft von Apfel und leise Musik. Was brauchte man mehr? Wohlig Seufzend ließ sie sich in das warme Wasser gleiten als auch schon ihr Handy klingelte. Sie nahm es von der Ablage und sah auf ihr Display. Alya. "Hey Alya. Lange nichts mehr von dir gehört." "Ja... Das letzte Mal war vor 4 Wochen. Marinette du könntest dich ruhig öfter melden." "Ja... Es tut mir leid. Ich hatte viel zu tun. Das Praktikum... Und alles..." "Wie läufts denn bisher?" "Ganz gut denke ich. Die Chefin sagt nicht viel zu unseren Entwürfen. Aber Mike und Jess meinten, das wäre ein gutes Zeichen." "Mike? Jess? Da bist du drei Jahre weg und du vergisst Adrien?" Marinette konnte den sarkastischen Unterton nur zu gut hören. "Jess ist eine KollegIN. Und ich bin mir sicher Mike steht auf sie. Also keine Sorge. Mein Herz..." Weiter sprach sie nicht, da sie nicht sicher war ob ihre Antwort überhaupt ehrlich war. Nach so langer Zeit ohne Kontakt... Was fühlte sie da noch für Adrien? "Er hat heute übrigens nach dir gefragt." "Wer?" "Na wer wohl?" "Was hast du ihm gesagt?" "Na das übliche. Dass es dir gut geht und du irgendwo ein Praktikum machst. Er wollte wissen wo, aber ich kann mir den Namen von ... "Vivienne Westwood..." "Genau. Den Namen kann ich mir nicht merken." "Mhm..." "Falls du es wissen willst. Adrien ist..." "Alya ich will es nicht wissen. Ehrlich nicht." "Na schön... Kommst du uns denn mal besuchen?" "Sicher..." Eher nicht. Aber das konnte sie Alya schlecht sagen. Wenn sie ihre alten Freunde sehen würde, würde sie sicher wieder zurück nach Paris wollen. "Ich freu mich schon drauf. Ich hab dir so viel zu erzählen, was man nicht am Telefon besprechen sollte... Übrigens ist von Ladybug und Chat Noir nichts mehr zu hören." Wie sollte es auch? Jetzt da Marinette nicht mehr dort war, konnte Ladybug ja nicht mehr auftauchen. Aber Chat war auch verschwunden? "Ah Marinette ich muss auflegen. Nino ist hier und er..." "Viel Spaß euch beiden.", antwortete Marinette lachend und legte auf. Dann wandte sie sich an ihren Kwami. "Tikki. Wieso taucht Chat Noir nicht mehr auf seit wir weg sind?" Tikki sah sie überrascht an. "Meister Fu konnte Nooroo fürs erste versiegeln. Solange Plagg und ich nicht zusammen am selben Ort sind, kann Nooroo keine Akumas erschaffen. Deshalb wird Chat sich wohl nicht mehr zeigen." "Verstehe." Das ganze Wochenende hatte sie im Bett verbracht und Filme gesehen. Sie wollte einfach abschalten und nicht an Paris denken. Um nicht gestört zu werden hatte sie auch ihr Handy ausgemacht. Tikki genoss das ganze sehr. Nur Faullenzen und Kekse. Als sie dann am Montagmorgen wieder in die Arbeit kam waren alle ganz aufgeregt. Marinette ging zu Jess und fragte was denn los wäre. Doch war es Mike der antwortete "Vivienne hat heute eine Überraschung für uns vorbereitet. Sie hatte einen Brief hinterlassen, in dem stand, dass sie uns etwas zeigen muss." "Aha? Macht sie sowas öfter?", fragte Marinette überrascht. "Naja das letzte Mal ging es für eine Woche auf Schulung.", lachte Mike. "In die KARIBIK.", fügte Jess aufgeregt hinzu. "Vielleicht dürfen wir dieses Mal ja nach Australien." schwärmte ihre Kollegin aufgeregt. "Oh mein Gott. Oder vielleicht sogar nach Amerika?" "Ach kommt schon. Paris würde doch reichen." Mike schien langsam überaus genervt. Was aber irgendwann kommen musste. Immerhin war er der einzige Kerl hier. "Was willst du denn in Paris? Da ist alles so ... Französisch... Sorry Marinette." Marinette kicherte bei dem Kommentar ihrer Kollegin. "Nun ich kann die Mädchen zur Begrüßung küssen, ohne dass sie sich beschweren.", antwortete Mike und gab Marinette einen kurzen Kuss auf die Wange. Eben in diesem Moment kam ihre Chefin herein. "Tut mir leid, dass ich sie gerade störe Mike. Aber wir können dann langsam anfangen." Vivienne sah einmal in die Runde. "Wie bereits angekündigt, habe ich eine Überraschung für sie alle vorbereitet. In den letzten Monaten haben sie alle sehr fleißig gearbeitet. Deshalb habe ich mit einem guten Freund von mir gesprochen..." Es wurde ganz still. Niemand wagte es mehr zu atmen, in der Angst etwas zu überhören. "Aber näheres von ihm selbst." Nun zeigte sie zu der Tür, aus der sie gerade kam. Ein durchtrainierter junger Mann mit blonden Haaren betrat den Raum. Marinette traute ihren Augen kaum. "Adrien...", flüsterte sie so leise, dass es niemand hören konnte. Und doch sah er sofort in ihre Richtung. "Marinette.", strahlend sah er sie an und kam auf sie zu. Marinette ging panisch einige Schritte zurück und ... Stolperte über den Papierkorb. Als sie da auf dem Rücken lag. Mit schmerzendem Hintern wollte sie einfach vor Scham sterben. Kapitel 2: Tollpatsch in nöten ------------------------------ So lange hatte er nichts von ihr gesehen oder gehört und jetzt lag sie hier vor ihm. Bei ihrem Anblick musste er in sich hineinlachen. Sie hatte sich kein Stück geändert. Natürlich war sie etwas größer, hatte mehr weibliche Rundungen und längeres Haar. Doch ihr verhalten war wie immer. Er ging zu ihr und kniete sich neben sie. "Wie geht es dir?", fragte er höflich und reichte ihr die Hand. Doch Marinette legte beschämt ihre Hände vors Gesicht. "Würdest du bitte einfach gehen?" Adrien schmunzelte "Wir sehen uns nach so langer Zeit wieder und du schickst mich weg?" Sie nickte, noch immer ihr Gesicht versteckend. Plötzlich kam eine andere Frau von hinten auf Marinette zu. "Marinette! Du hast uns einiges zu erklären... Woher kennst du Adrien Agrest?" Doch bevor Marinette reagieren konnte, kam Vivienne zu ihnen. "Marinette ist alles in Ordnung bei ihnen?" Endlich begann sie sich aufzurichten. Ignorierte allerdings gekonnt seine helfende Hand. "Ja vielen Dank. Mir gehts gut. Ich bin nur ... gestolpert." "Na schön. Können wir dann weitermachen?", fragte die alte Dame sichtlich genervt. Nachdem alle nickten begann Adrien zu erklären. "Mein Vater und Ms Westwood sind seit Jahren gut befreundet und nun haben die beiden beschlossen eine gemeinsame Kollektion auf den Markt zu bringen. Und hier kommt ihr ins Spiel. Es soll eine moderne Business Collection werden. Für Chef und Junior Chef." "Also Vater und Sohn?", fragte Mike. Adrien nickte. "Genau. Stellen sie sich einfach mich und meinen Vater vor. Da ich unter anderem einen Teil präsentieren werde, wäre das zumindest von Vorteil." Natürlich ging sofort das aufgeregte Getuschel los. Anders hatte er es auch nicht erwartet. Einzig Marinette stand still da und... starrte ihn an. Er lächelte sie an und sofort wandte sie ihren Blick zu Vivienne. "Ms Dupain-Cheng. Da fällt mir ein..." "Ich werde nicht an dem Projekt teilnehmen." Die alte Frau sah sie überrascht an und nickte. "Richtig. Als Praktikantin ist es ihnen nicht gestattet an solchen Projekten teilzunehmen." Marinette nickte. War das gerade wirklich die Marinette die er in Paris kennengelernt hatte? "Nun denn... Dann können sie für heute Nachhause gehen. Ich werde ihnen morgen den weiteren Verlauf ihres Praktikums mitteilen." Lächelnd verabschiedete sich Marinette von allen. Auch von ihm. Packte ihre Sachen und verschwand durch die Tür. "Mr Agrest?" "Ja?", fragte Adrien noch immer auf die Tür starrend. "Sie sind ebenfalls für heute entlassen. Die Designs bleiben geheim, bis wir fertig sind." Adrien nickte nur und verschwand durch die Tür. Er wollte von anfang an nicht nach London kommen. Und seinem Vater diesen Gefallen tun. Aber als er das ganze Nino und Alya geschildert hatte, meinten sie er solle diese Chance nutzen. Bis vor fünf Minuten wusste er nicht welche Chance sie meinten. Noch bevor die Tür hinter ihm komplett ins Schloss gefallen war, beschleunigte er seine Schritte. "Marinette. ... Marinette warte." Als er dann ums Eck steuerte, sah er wie sie mitten im Gang stand und den Kopf in seine Richtung drehte. "A-Adrien... Was ist denn?" Er blieb neben ihr stehen und lächelte sie an. "Ich bin für heute auch frei. Hast du Lust einen Kaffee zu trinken und etwas zu reden?" "Also... Weißt du... I-ich.. Und .. Das ..", begann sie zu stammeln. Er wusste genau was das hieß. Eine Abfuhr. Natürlich wusste er aber auch wie er dem entgegenwirken konnte. Er machte einen Schmollmund und fragte traurig "Freust du dich nicht, mich nach so langer Zeit wieder zu sehen?" "D-doch.. A-aber.." "Kannst du nicht 10 Minuten deiner Kostbaren Zeit für mich opfern?" Marinette seufzte auf. "Na schön." Sofort begann Adrien zu grinsen und legte den Arm um ihre Schulter, um sie zum Gehen zu animieren. Dass sie sich dabei versteifte, bemerkte er nicht einmal. "Dafür lade ich dich ein." "Davon ging ich aus.", antwortete sie schmollend. Den Weg ins Café schwiegen sie. Es schien als würde es sie doch mehr belasten als er dachte, dass sie nicht mitwirken durfte. "Alya erzählt ja nicht sonderlich viel, wie gehts dir denn?", fragte er nachdem sie ihren Kaffee bekommen hatten. "Ich erzähle Alya ja auch nicht sonderlich viel.", antwortete sie und lachte kurz auf. "Als wir nach London sind, bin ich sofort auf eine Fachschule für Design gewechselt. Dort lief es ganz gut. Da ich hier niemanden hatte, wurde ich nicht abgelenkt und konnte mich auf die Schule konzentrieren." Sie erzählte es zwar lächelnd, aber Adrien merkte, dass ihr diese Zeit sehr schwer fiel. "Hast du denn hier Freunde gefunden?", fragte er vorsichtig nach. Marinette schüttelte den Kopf. "Nein. Ich habe aber auch nicht danach gesucht." "Verstehe.", murmelte Adrien und aß ein Stück von seinem Schokokuchen. "Und...was gibts bei dir Neues?" Adrien zuckte mit den Schultern. "Mein Vater ist wie immer. Chloe wird von Jahr zu Jahr... Charmanter und seit Nino und Alya so viel turteln, kämpfe ich ständig mit Würgereiz." Bei seiner letzten Aufzählung begann sie zu kichern. "Vermisst du Paris?" "Manchmal ja." Bei ihrem traurigen Blick konnte er nicht anders und nahm ihre Hand in seine. Er drückte sie leicht und wollte etwas Aufmunterndes sagen. Doch Marinette zog ihre Hand weg und... Verschüttete ihren Kaffee. "Oh nein... Ich Trampel.", jammerte sie. Und erst da sah er es. Sie hatte sich den Kaffee um ihre Kleider geschüttet. Adrien winkte die Kellnerin zu sich und bezahlte. Dann legte er seine Jacke um Marinettes Schultern. "Komm." "Was?.. Wohin?... Adrien ich bin..", stammelte sie verlegen. "Ja ich weiß. Vertrau mir. Wir bringen das in Ordnung." Ohne ein weiteres Wort folgte sie ihm. Bis sie in der Lounge seines Hotels standen. "Guten Tag Herr Agrest. War ihr Tag angenehm?", fragte der Hotelmanager, als sie das Gebäude betraten. "Ja. Vielen Dank." Der Manager sah nun zu Marinette lächelte und fügte ein "Viel Spaß" hinzu. Adrien verdrehte genervt die Augen und führte Marinette zum Fahrstuhl. "Was wird das Adrien?", fragte sie unsicher, als sie im Fahrstuhl standen. "Ich bring dich auf mein Zimmer." Er verstand die Frage nicht, das war doch ganz offensichtlich. Apprupt flüchtete sie nun ans andere Ende des Fahrstuhls. "W-Was? Wieso denn?" "Ähm.. Weil du dich umziehen musst?" Nun seufzte sie. "Ich hätte mir auch irgendwo schnell was Neues kaufen können..." Oh... Daran hatte er nicht gedacht. Verdammt. Er überlegte kurz. "Du hast dich sicher verbrüht. Du solltest dich erstmal abduschen.", antwortete er selbstsicher um sie zu beruhigen. Und es schien zu funktionieren, denn sie nickte stumm und kam wieder an seine Seite. Und schon waren sie in der 17ten Etage. Welche natürlich seine komplette Suite beinhaltete. Sein Vater wusste wie man übertrieb. "Hier ist das Badezimmer." Er ging zur Dusche und zeigte auf die verschiedenen Knöpfe der Bedienleiste. "Warmes Wasser. Kaltes Wasser. Dampf. Licht an. Licht aus." "ähm.. Das ist wirklich.. Modern." Er lachte. "Ja." "Hier sind frische Handtücher. Ich warte im Wohnzimmer." Er reichte ihr die Handtücher und verließ das Badezimmer. "Ähm.. Adrien?" "Ja?", fragte er und drehte sich nochmal in Marinettes Richtung. "Meine Kleider sind schmutzig..." Er sah sie verwirrt an. Das wusste er doch längst. Deswegen waren sie doch hier? Nach wenigen Sekunden des Schweigens fiel der Groschen. "Frische Kleider...", murmelte er und sie nickte langsam. "Einen Moment." Dann huschte er in sein Schlafzimmer und kam mit zwei Kleidungsstücken zurück. "Ich habe nichts anderes hier. Tut mir leid." Es dauerte nicht lange und man hörte kein Wasser mehr laufen. Adrien war überrascht wie schnell sie war. Frauen brauchten doch im Allgemeinen im Bad länger. Als man dann die Türklinke hörte und die Badezimmertür aufging schaltete Adrien den Fernseher aus und sah in ihre Richtung. "Äh... So kann ich nicht raus.", murmelte Marinette verlegen. Und da hatte sie Recht. Sie trug einen seiner Pullover, welcher ihr viel zu groß war. Die Hose die er ihr dazu gab, hatte sie noch in der Hand. "Die rutscht mir ständig von den Hüften.", antwortete sie, als sie seinen Blick sah. "Mhm." Sie kam zu ihm herüber und saß sich neben ihm auf das Sofa. "So geh ich nicht durch die Stadt." Er nickte und ließ seinen Blick über ihre schlanken Beine wandern. "Ja.. Ist vermutlich besser so..." Während sie beide überlegten, was sie tun könnte, wanderte sein Blick ganz automatisch immer wieder zu ihr. Sie war als Mädchen schon hübsch. Aber jetzt. ... Verschlug es ihm die Sprache. Sie war eine wunderschöne Frau geworden. Als sie plötzlich aufschrie, zuckte er ertappt zusammen. "Was?.. Ich hab nichts... Was ist denn?", fragte er. "Meine Mutter ist zuhause. Ich Idiot.", antwortete sie und tippte schon auf ihrem Handy umher. "Mama? Hey. Ich hatte einen kleinen Unfall mit einem Kaffee... Jaa... Nein Mama, diesmal war es nicht im Starbucks. Mamaaa... Ja. Jetzt hör zu. Kennst du das große Hotel zwei Straßen nach dem Studio?... Ja genau das.. Super bis gleich." Dann legte sie das Telefon auf den Tisch und seufzte. "Passiert dir sowas öfter?", fragte er vorsichtig. "Ähm... Gelegentlich." Es dauerte etwa 30 Minuten bis Marinettes Mutter im Hotel war, mit neuer Kleidung und sie mit nachhause nahm. In der Zeit unterhielten sie sich noch relativ gut. Sie war die ganze Zeit über Rot im Gesicht und stotterte gelegentlich. Was aber verständlich war, immerhin trug sie nicht viel. Adrien ging ins Schlafzimmer und warf sich mit dem Gesicht voran ins Bett. Es war lange her, dass er eine Frau in ein Hotelzimmer mitgenommen hatte. Und es war das erste Mal, dass sie sich nicht sofort ausgezogen hatte um ihn zu verführen. Das war eine angenehme Abwechslung. Und doch... "Adrien? Aaaaadrieeeeeen." "Waff willft du Plagg?", meckerte er ins Kissen. "Marinette hat da was vergessen.", trötete sein Kwami begeistert und schwebte ins Zimmer. "Was hat sie denn vergessen?". Adrien drehte seinen Kopf zu Seite um sehen zu können womit sein Freund da angeflogen kam. "Ich bin mir nicht sicher aber nennt ihr das nicht..." "Ihre Unterwäsche.", entgegnete er entgeistert. Kapitel 3: Was tun? ------------------- "Sag, dass das nicht wahr ist..." Marinette lag auf ihrem Bett und starrte die Zimmerdecke an. "Doch Alya... Ich war in Panik. Ich hab mich wie so oft schon blamiert. Und wollte dann endlich weg..." "Tut mir leid, aber das ist keine gute Ausrede, wieso du deine Unterwäsche hast liegen lassen." Alya begann am anderen Ende der Leitung lauthals zu lachen. Marinette hatte sich gerade zu ihrer Mutter ins Auto gesessen, als ihr einfiel, dass ihre Unterwäsche noch im Badezimmer lag. Es war zu spät um umzukehren gewesen und da es sowieso schon der peinlichste Moment ihres Lebens war, wollte sie auch ehrlich gesagt nicht umdrehen. "Ich wollte einfach so schnell es ging weg. Mir ist in meinem Leben bisher noch nichts peinlicheres passiert, als das heute." "Weil es vor seinen Augen passiert ist." Natürlich. Ansonsten wäre es ihr egal gewesen. Okay, vielleicht nicht egal, aber sie hätte ihr Hirn benutzt. "Vielleicht hab ich ja Glück...", murmelte sie nachdenklich. "Glück? Du denkst in seinem Hotelzimmer übersieht er vielleicht die Damen Unterwäsche?" , spottete ihre beste Freundin. "Meinst du nicht?" "Süße... Wenn du Glück hast, hat er heute noch Frauenbesuch und er kann morgen nicht mehr sicher sagen, ob sie ihr oder dir gehört." "Danke, Alya..", seufzte Marinette. "Jetzt weiß ich nicht was schlimmer ist..." Alya brach erneut in schallendem Gelächter aus, also beendete Marinette das Gespräch. "Tikki..." Ihr kleiner Kwami sah von ihrem Keks Berg auf "Ja." "Ja, was?" "Ja, Marinette, du bist im Arsch." Seufzend stand sie auf und ging ins Badezimmer. Ein warmes Bad würde ihr vielleicht gut tun. Und wenn nicht, könnte sie sich wenigstens darin ersäufen. "Alter das ist nicht lustig." "Ach komm. Wärst du an meiner Stelle würdest du dich auch vor Lachen am Boden kugeln." Adrien seufzte. Seit er seinem besten Freund geschildert hatte, was heute passiert ist, kam dieser aus dem Lachen nicht mehr raus. Was nicht wirklich Hilfreich war... Da er Nino eigentlich um Rat fragen wollte. "Also?" "Also was?", fragte Nino gespielt ernst. "Soll ich sie ihr morgen mit in die Arbeit nehmen?" "Geht's noch? Auf keinen Fall!", entgegnete er entrüstet und begann dann erneut zu lachen. Adrien seufzte. "Wieso denn nicht? Ihr ist sicher klar, dass sie sie vergesse hat. Immerhin ist sie ohne nachhause..." "Kumpel. Marinette ist nicht der Typ Mädchen, der sowas mit ‘nem lächeln wegsteckt. Du kannst sie erst darauf ansprechen, wenn ihr miteinander im Bett wart. Vorher wird sie vor Scham sterben." "NINO!" "Was denn?" "Ich hab nicht vor mit Marinette ins Bett zu steigen.", antwortete er entrüstet. "Oh.. Verstehe... Dann... Wirst du wohl auf dem Höschen und dem BH sitzen bleiben." Adrien seufzte und sah die beiden kleinen Stoffteile böse an. "Adrien? Hallooo?." Adrien zuckte zusammen, als die Stimme seines Freundes ihn erreichte. "Hm? Was ist?" "Alter ich hab dich was gefragt. Was treibst du denn? Die Teile wie n Notgeiler anstarren?", scherzte sein bester Freund, nicht wissend, wie sehr er ins Schwarze traf. "Sorry. Was hast du denn gefragt?" "Welche Farbe trägt sie denn?" "Gute Nacht Nino.", entgegnete Adrien und legte auf, ohne noch weiter auf die Frage einzugehen. Es ging Nino nichts an. Ja es ging eigentlich auch ihn nichts an, aber Adrien war da auch ungewollt hineingeraten. "Und was machst du jetzt damit?", fragte sein Kwami amüsiert. "Ich werde wohl so tun, als hätte ich es nie gefunden.", murmelte Adrien mehr zu sich selbst als zu Plagg. Marinette konnte die halbe Nacht nicht schlafen. Aus Angst davor, wie Adrien reagieren würde, wenn er sie wiedersieht. Doch sollte ihre Sorge unbegründet sein. Es war bereits nach Mittag und sie hatte ihn noch immer nicht gesehen. Gleich am Morgen wurde sie zu Vivien ins Büro bestellt und sollte dann zum Lager fahren und Stoffproben abholen. Danach sollte sie die Kleider für die Blumenmädchen einer Promihochzeit designen. "Marinette….", ertönte plötzlich Jess' Stimme hinter ihr. "Was ist denn?", fragte Marinette, sah aber nicht von ihrem Entwurf hoch. "Du bist mir noch eine Erklärung schuldig." Nun wandte sie sich doch ihrer Kollegin zu und sah diese fragend an. "Bin ich das?" "Ja. Adrien Agrest... Woher kennst du ihn?" "Wir sind in Paris zusammen in einer Klasse gewesen. Aber nicht sehr lange." Marinette überlegte kurz und stellte fest, dass es wirklich nicht lange war. Vielleicht etwas über ein Jahr. "Er war sicher früher schon ein scharfer Kerl...", begann ihre Kollegin zu schwärmen. "Scharf würde ich nicht sagen. Er war um einiges kleiner... Und schmaler. Weniger Muskeln. Und..." "Ahaaa. Wusste ichs doch!", unterbrach sie Jess nun und saß sich auf Marinettes Tisch. "Deswegen springst du nicht auf Mikes Flirts an!" "Mikes was?", fragte Marinette verblüfft. "Ach komm! Als wäre dir nicht aufgefallen, dass er dich seit dem ersten Tag anbaggert." Das war ihr tatsächlich neu. Sie dachte ehrlich gesagt die ganze Zeit über, dass es einfach Mikes Art war, mit Frauen umzugehen. "Du stehst auf Adrien. Deswegen hat Mike keine Chancen bei dir... Gott der Arme.. Gegen Adrien hat er aber auch wirklich keine Chancen..." "Jess, ich hab nie gesagt, dass ich..." "Ja, ja. Schon gut. Ich sag’s keinem." Und mit diesen Worten machte sich Jess wieder auf den Weg zu ihrem Schreibtisch und arbeitete. Wie in Trance starrte sie nun auf ihre Entwürfe. Ihr Kopf war völlig leer. Merkte man tatsächlich so schnell, dass sie in Adrien verliebt war? War sie es überhaupt noch? Leise seufzte sie in sich hinein, als plötzlich jemand seinen Arm um ihre Schultern legte. "Was ist denn los, Zuckerstück?" Da Marinette nicht antwortete, fragte Mike erneut. "Probleme mit deinem Design?" Als Antwort bekam er nur ein nicken. "Dann ab. Vivienne ist gerade in ihrem Büro." Marinette packte gleich ihre Mappe und machte sich auf den Weg zu ihrer Chefin. Mike sollte nicht wissen, weswegen sie wirklich... wie eine Idiotin ins Leere gestarrt hatte. Etwas zittrig stand sie nun vor der Tür und nach einigen mentalen Vorbereitungen klopfte sie schließlich. "Ja?" Vorsichtig öffnete sie die Tür und betrat das riesige Büro. "Ah Ms Dupain-Cheng. Schön, dass sie hier sind. Wir haben grade von ihnen gesprochen." Wir? Marinette sah auf und vor dem Bürotisch stand... Adrien. Dieser lächelte sie wie immer freundlich an. Als wäre nichts gewesen. Als wüsste er nicht welche Unterwäsche sie trug... Allein bei dem Gedanken wurde sie wieder knallrot. "Mr Agrest hat mir soeben erzählt, dass sie früher gemeinsam in einer Klasse waren. Bevor sie nach England kamen." Stumm nickte sie. "Ms Westwood hatte erwähnt, dass du eine der talentiertesten… Geschöpfe... Bist, die sie seit langem gesehen hatte." Diese nickte eifrig. "So ist es. Selten kommen mir Geschöpfe unter die Augen die so viel Potential haben wie Ms Cheng." Dann schien sie Marinettes Mappe zu bemerken und deutete darauf. "Ist das für mich?" "Ja.. Die Kleider für die Blumenmädchen sind..." Mehrmals schnippte ihre Chefin mit den Fingern. "Nicht lange reden. Zeigen sie sie mir." Und noch bevor Marinette reagieren konnte, kam Vivienne um ihren Schreibtisch herum und nahm die Mappe an sich. Während diese ihre Kleider studierte. Gelegentlich nickte oder den Kopf schüttelte, schielte Marinette vorsichtig zu Adrien. Dieser schien ihren Blick konsequent vermeiden zu wollen. "Ms Cheng." Marinette schreckte hoch und flüsterte ein "Ja?" "Wir nehmen sie so. Eventuell werden wir ein paar Änderungen was die Farben betrifft vornehmen. Aber das Design bleibt so wie es ist." "Vielen Dank, Ms Westwood.", antwortete sie lächelnd. "Es ist eine Schande, dass wir sie nicht für das Agrest Projekt einsetzen können. Aber so sind nun mal die Regeln." "Vielen Dank.", murmelte sie und drehte sich um, damit sie das Büro verlassen konnte. "Warte. Ich begleite dich." Wie erstarrt blieb sie stehen. "Du musst mich nicht begleiten." Doch der Blonde Schönling ließ sich einfach nicht abbringen. Und bevor er die Tür hinter ihnen schloss, hörte sie Viviennes Stimme noch. "Französisch klingt immer, als würden sich zwei Liebende an turteln" "Bist du gestern noch gut heimgekommen?" Angestrengt kniff sie ihre Augen zusammen. "Könnten wir das gestern bitte vergessen?" "Wegen des Kaffee Unglücks oder...", fragte er vorsichtig nach. Oder? ODER? "Oh mein Gott...." Sie drehte sich in seine Richtung und sah ihn mit vor Panik weit aufgerissenen Augen an. "Du hast sie gefunden." Adrien wich ihrem Blick aus und sah auf die Wand des Flurs. "Gefunden ist der falsche Ausdruck... Ich hab ja nicht danach gesucht..." "Oh mein Gott.", jammerte sie, während sie ihr Gesicht hinter ihren Händen vergrub. "Lass mich hier bitte einfach sterben." Doch Adrien grinste sie nur an und als er einige Zeit nichts antwortete und auch nicht ging, sah sie zwischen ihren Fingern zu ihm. "Was?" "Wieso ist dir das so unangenehm?" "Weil es nun mal Dinge gibt, die sollte nicht jeder von einem Wissen! Und meine Unterwäsche ist ein sehr intimes Thema!" Vorsichtig nickte er. Ja da hatte sie recht. Schließlich war er es selbst, der gestern noch meinte, dass es Nino nichts anginge. "Na gut. Tun wir so, als wäre das gestern nie vorgefallen.", stimmte er schließlich zu. "Und wie fangen wir damit an?", murmelte sie nun etwas entspannter. "Ich weiß auch nicht... Indem ich sie dir zurückgebe?", fragte er und griff in seine Hosentasche. Doch Marinette kreischte sofort auf und packte seinen Arm. "Nein. Nein. Nein. Nein. Nein... Du hast sie mitgenommen? Sag mir, dass du sie nicht in deiner Tasche hast!" Was dachte sie nur von ihm? Etwas gekränkt nahm er sein Handy aus besagter Hosentasche. "Nein.. Ich schreibe meiner Agentin, dass sie nach der Reinigung zu dir nach Hause gebracht werden soll... Ich trag doch nicht deine... Mit mir rum." Dass er das eigentlich zuerst vorhatte, musste Marinette ja nicht wissen. Wäre seine Agentin nicht so Geistesgegenwärtig gewesen, hätte er gerade wirklich statt seinem Handy ihre Unterwäsche hervorgezogen. Als wäre nichts gewesen, wechselte nun Marinette das Thema "Bleibst du länger in London?" Er verneinte ihre Frage. "Nur noch bis Ende der Woche. Dann muss ich zurück nach Paris." Da Marinette daraufhin nichts erwiderte, klopfte er ihr auf die Schulter. "Komm du doch mal zu besuch. Wir würden uns sehr freuen." Das Gesicht das daraufhin folgte, zerriss ihm förmlich das Herz. Sie lächelte ihn mit Tränen in den Augen an. "Ich denke darüber nach." Kapitel 4: Neue Chancen ----------------------- Die restliche Woche, in der Adrien noch in London war, verging wie im Flug. Marinette ging ihm zwar nicht aus dem Weg, aber wirklich viel Zeit hatten die beiden nicht mehr zusammen verbracht. Entweder hatte sie viel zu tun, oder er war beschäftigt. Denn, wenn er schonmal in London war, wollte er auch ein paar andere Dinge erledigen, zu denen er sonst nicht kam. "Ich glaub nicht, dass sie nach Paris kommen wird.", schmatzte Plagg, während er seinen Käse genüsslich aß. Adrien sah aus dem kleinen Fenster des Privatjets und nickte. "Ich glaub es auch nicht. Aber Alya würde sich sicher sehr darüber freuen." "Natürlich. Nur Alya freut sich darüber...", lachte sein Kwami nun und griff nach dem nächsten Stück. Mit fragendem Blick wandte er sich seinem kleinen schwarzem Freund zu. "Wie meinst du das?" "Du redest im Schlaf. Und anscheinend geht sie dir nicht aus dem Kopf. Zumindest laut dem, was du im Schlaf so von dir gibst." Der Blonde sah Plagg entsetzt an. "WAS?" Nun schwebte das Wesen direkt vor seine Nase und gestikulierte wild. "Nun hab dich doch nicht so. Rot steht dir." Dann nahm er eine neue Ausgangs Pose an. "So weich..." Jetzt sah er Adrien fragend an. "Was war denn so weich?" Adrien versteckte sein Gesicht hinter einer Hand. "Oh mein Gott." Dann hörte man zum Glück ein paar Schritte und Plagg verschwand in seine Reisetasche. "War ihre London Reise zufriedenstellend?", fragte seine Agentin, welche gerade hereinkam. Er nickte und wandte sich wieder dem Fenster zu. "Ja." "Nun... Wer war denn die junge Frau, deren Unterwäsche ich durch London fahren durfte?", fragte sie nun etwas genervt. Adrien seufzte. "Wie bereits oft genug erwähnt, ist diese junge Frau eine alte Schulfreundin." Den gesamten Flug über, saß seine Agentin ein paar Plätze vor ihm, so blieb Plagg in der Tasche und Adrien hatte Gott sei Dank seine Ruhe. Er war die Fragerei Satt. Und die Seitenhiebe seines Kwamis sowieso. Zuhause angekommen, warf er seine Tasche erstmal in die Ecke und legte sich ins Bett. Fliegen mochte er nicht sehr gern. Danach war er jedes Mal unglaublich müde. Und schon klingelte sein Telefon. "Ja?" "Wieder im Lande?" Adrien saß sich auf. "Hey Nino." "Wie gehts Marinette?" Nun begann Adrien zu lachen. "Hey Alya." "Wie gehts ihr?", harkte sie nach. "Gut, würde ich sagen." "Wann kannst du hier sein?" "Wo?" Die Frau stöhnte genervt auf. "Na bei Nino!" "Morgen?" "Wieso nicht heute?", fragte sie streng. "Weil ich schlafen möchte... Morgen Vormittag komm ich vorbei und erzähle alles." Nachdem Ninos Freundin endlich Ruhe gab, legte er auf und legte sich erneut hin. Wie die letzten Tage schon, träumte er wieder von einer bestimmten Frau. Nur war es nicht Marinette, sondern träumte er heute das erste Mal seit langem wieder von seiner Ladybug. Wie sehr er sie vermisste. Als sie damals spurlos verschwand, brach es ihm das Herz. Lange hatte er nach ihr Gesucht, sie jedoch nie gefunden. Wenn er ehrlich war, suchte er noch immer nach ihr. Was auch immer mit ihr geschehen war. Er musste es wissen und er würde so lange nicht aufgeben, bis er sie gefunden hatte. Nach ein paar Stunden Schlaf, lag er nun wach und kaputt in seinem Bett. Er döste noch vor sich hin, bis die Kopfschmerzen, die er nach einem "Mittagsschlaf" bekam, nachließen. Da klingelte erneut sein Handy. Er seufzte und schob sein Handy in die Nachttisch Schublade. Nach einem kurzen Moment, gab der Anrufer auf und Adrien seufzte erleichtert auf. Dann schloss er seine Augen und ging die letzten Tage in London nochmal durch. Marinette war wirklich eine unglaublich attraktive, junge Frau geworden. Und sie hatte Talent. Sogar Vivianne fand ihre Designs gut. Unwillkürlich fragte er sich, ob sie einen Freund hatte. Aber wohl kaum. Wenn sie sich keine Freunde gesucht hatte, würde sie auch keinen Mann kennenlernen. Doch... Dieser Kerl, welcher ebenfalls in ihrem Team war, wirkte sehr interessiert an ihr... Ob er wohl Marinettes Typ war? Er wusste gar nicht was ihr Typ war, fiel ihm in dem Moment auf. Und da ertönte erneut sein Handy. Ohne auf das Display zu achten, nahm er das Gespräch an. "Ja?" "A...drien?", fragte eine leise Stimme. "Marinette?" Adrien war wieder auf dem Weg nach Paris und sie saß wieder alleine in London. Sie hatten zwar kaum Zeit für einander. Was wohl auch gut war, da ihr die Sache mit ihrer Unterwäsche noch immer unangenehm war. Gott. Sie würde sich bis an ihr Lebensende dafür schämen. Am Morgen hatte er sich noch von ihnen allen verabschiedet und ihr erneut gesagt, dass sie bald mal nach Paris kommen sollte. Einige Tage zuvor hatte er ihr noch seine Handynummer gegeben, damit sie in Kontakt bleiben konnten. Natürlich würde sie diese Nummer niemals benutzen. Nun saß sie an ihrem Arbeitsplatz und arbeitete an ein paar kleinen Designs, die sie seit dem Zusammentreffen mit ihrem alten Schwarm im Kopf hatte. Jess und Mike unterhielten sich in der Zwischenzeit über das Projekt an dem alle außer ihr arbeiteten. Seufzend legte sie kurz den Stift zur Seite und streckte sich. Da ging die Tür auf und Ms Westwood betrat den Raum. "Marinette. Folgen sie mir in mein Büro. Wir müssen etwas besprechen." Marinette folgte ihrer Chefin ins Büro und nahm auf dem Stuhl vor ihrem Tisch platz. "Also. Ihre Designs sind hervorragend…" Marinette nickte und bedankte sich. "Obwohl ihre Entwürfe die besten sind, dürfen sie leider nicht an dem Agrest Projekt teilnehmen." Erneut nickte Marinette. "Aber ich würde sie gerne mit einem anderen Projekt beauftragen. Das wäre mir ein großes Anliegen... Und zwar geht es um..." Stunden später saß sie nun in ihrem Zimmer und starrte auf ihr Handy. "Los ruf an.", drängte Tikki sie. Marinette schluckte und wählte Adriens Nummer. Doch niemand nahm ab. "Was jetzt?", fragte Marinette entsetzt. Tikki begann zu lachen. "Du versuchst es nochmal?" Panisch schüttelte die Schwarzhaarige den Kopf. Es hatte sie schon allen Mut gekostet, überhaupt das eine mal zu Wählen. Doch nach ein paar Minuten, schwebte Tikki zum Handy und wählte seine Nummer. Und dieses Mal ging er ans Telefon. "Was gibts?", fragte Adrien. Er klang müde. Gott... Sie hatte ihn geweckt. "Hab ...ich dich aufgeweckt?", fragte sie vorsichtig. "Nein. Ich lag schon wach auf dem Bett." "Ich brauch deine Hilfe...", kam sie sofort auf den Punkt. Nun klang er am anderen Ende der Leitung überrascht. "Wobei denn?" "Ich habe ein Jobangebot. Mit Mama und Papa habe ich schon besprochen. Sie sind nicht begeistert, aber es geht in Ordnung." "Okay?" "Ich soll mich um einen kleinen Laden kümmern. Er soll renoviert werden. Und dann sollen dort günstige Kollektionen von Ms Westwood verkauft werden..." "Marinette... Ich bin in Paris... Ich kann dir nicht helfen." Marinette schüttelte den Kopf. Als ihr klar wurde, dass er das nicht sehen konnte, seufzte sie. "Darum geht es ja. Der Laden ist nicht in London... Sondern in Paris." Stille. Nach gefühlt ein paar Minuten, wollte sie gerade fragen, ob er noch dran war, da sprach er endlich wieder mit ihr. "Wann?" "Wann was?", fragte sie verwirrt. "Wann wirst du in Paris sein?" "Dabei brauch ich deine Hilfe. Ich kann sobald ich eine geeignete Wohnung habe nach Paris." "Also... Willst du so lange bei mir wohnen?", fragte das Model überrascht. "Was?", Marinette sprang entsetzt von ihrem Bett auf. "Nein!... Ich würde dich bitten, für mich eine Wohnung zu suchen. Ich wollte Alya überraschen, also soll sie davon noch nichts wissen." Die beiden gingen noch alles genau durch. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass er sich ein paar Wohnungen ansah und ihr davon dann Bilder schickte. Sofern der Preis und die Wohnung akzeptabel waren, würde sie nach Paris kommen. Am Abend rief dann auch noch Alya an und kurz dachte Marinette, dass Adrien sich verplappert hatte. Aber Alya wollte nur wissen, ob noch irgendwas zwischen ihr und Adrien vorgefallen war. Ihre Eltern sprachen auch nochmal mit ihr. Sie hatten gehofft, dass Marinette es sich anders überlegt hätte. Aber es war eine große Chance, die wollte sie sich nicht entgehen lassen. Und sie konnte zurück nach Paris. Zumindest für eine Zeit lang. Wie könnte sie dazu also Nein sagen? Überglücklich ließ sich Marinette nach dem Essen in das warme Wasser ihrer Wanne sinken. Tikki, die neben ihr saß seufzte ebenfalls wohlig auf, als sie ins Wasser sank. "Zurück in Paris, könnten die Akumas zurückkehren, Marinette." Sie nickte. "Ich weiß. Aber nur, wenn Chat Noir noch irgendwo rumläuft." Tikki nickte, sagte allerdings nichts. In letzter Zeit hatte sie manchmal das Gefühl gehabt, Plagg in London zu spüren. Das wollte sie aber erstmal für sich behalten. Sie konnte es sich ja auch eingebildet haben. "Ich bin stolz auf dich.", murmelte Tikki dann plötzlich. Marinette lachte auf. "Worauf denn genau?" "Langsam kannst du normal mit ihm sprechen. Man merkt, dass du erwachsen wirst." "Hm.." Das sah Marinette nicht so. Aber wenn Tikki das dachte, wollte sie ihr nicht widersprechen. Paris... Dass sie dorthin zurückkehren würde und das schon so bald, hatte sie nicht erwartet. Ehrlich gesagt, hatte sie Angst davor, zurückzukehren. Aber sie war Ladybug und musste sich schon so oft ihren Ängsten stellen. Also würde sie es dieses eine Mal erneut schaffen. Kapitel 5: Backsteinhäuser bei Nacht ------------------------------------ Nervosität stieg langsam in ihr auf. Gerade war ihr Flugzeug gelandet und sie ging mit ihrem Gepäck zu den Taxis. Ihre neue Adresse hatte sie sich schon aufgeschrieben, damit sie gleich dorthin fahren konnte. Sie hatte ihre kleine Schwarze Tasche über die Schulter hängen und ihren großen, roten Koffer zog sie hinter sich her, während Tikki in ihrer Manteltasche schlief. Sie musste gestehen, dass ihr Outfit keine gute Wahl für diese Reise war. Ihre schwarzen Strickstrümpfe wärmten nicht sonderlich. Dazu der schwarze Tellerrock und eine leichte, rote Bluse und Stiefel mit Plateau Absatz. Als sie das Flughafengebäude verließ, wollte sie einen tiefen Atemzug der Pariser Luft in sich aufsaugen, doch stattdessen traf sie eine starke Windböe und ihre Haare flogen ihr ums Gesicht. "Na ganz toll", knurrte sie und strich sich die strähnen aus dem Gesicht. Und als sie die Augen wieder öffnete, sah sie einen blonden Mann, lachend auf sie zukommen. Das konnte doch nicht wahr sein... "Wie ich sehe, bist du gut angekommen." "Adrien..." Er griff nach ihrem Koffer, streifte dabei kurz ihre Finger und nahm das Rote Ding an sich. Marinette starrte ihn entsetzt an und streichelte über ihre Finger, die eben die seinen berührt hatten. "Ich kann den auch alleine..." "Weiß ich. Aber ich nehme ihn trotzdem an mich." Sie folgte ihm zu einer schwarzen Limousine und seufzte. Natürlich war er nicht mit einem einfachen Auto hier. "Wieso bist du hier?", fragte sie vorsichtig, als er begann ihren Koffer im Kofferraum zu verstauen. "Na.. Ich hole dich ab." Ach nein... Was er nicht sagte. Noch bevor sie etwas erwidern konnte, sprach er weiter. "Du hast deinen Wohnungsschlüssel noch nicht." Diesen hielt er soeben hoch. "Oh.." stimmt. Daran hatte sie nicht gedacht. Als sie beide dann eingestiegen waren, fuhr der Wagen auch schon los. "Wie war der Flug?", erkundigte sich Adrien. Marinette sah kurz hoch, aber dann sofort wieder auf ihre Hände, die auf ihren Oberschenkeln ruhten. Adrien saß genau gegenüber von ihr und lächelte sie freundlich an. "Ganz okay, denk ich. Ich bin ja erst das zweite mal geflogen." Er nickte und sah dann aus dem Fenster. Marinette lugte etwas hoch und überlegte, wie sie das Gespräch wieder aufleben könnte. Sie hatte das Gefühl, dass ihre Antwort eine Sackgasse war. "W..." "Du siehst heute wunderschön aus.", murmelte er plötzlich. Marinette schreckte hoch. Sie sah ihn überrascht an. Er sah noch immr aus dem Fenster. "D-danke...", flüsterte sie nun verlegen und Marinette hörte plötzlich Tikki lachen. Genervt seufzte die schwarzhaarige nun, da ihr Kwami das gehört hatte. "Dein Stil ist wirklich toll. Du weißt genau was du tragen kannst. Und... Rot, schwarz steht dir ausgezeichnet." Nun sah er sie wieder an. Um diesen, für sie, Peinlichen Moment zu beenden, kicherte sie leise. "Adrien Agrest, ein Casanova, wie es die Medien berichten." Doch statt irgendetwas zu erwidern, lächelte er nur schwach und nickte. Nach einer kurzen Stille, antwortete er dann doch. "Ich bin nicht so, wie die Medien es ausschmücken. Die übertreiben schamlos." Nun nickte Marinette stumm und fühlte sich elend. Anscheinend hatte sie einen wunden Punkt erwischt. Gott sei Dank hielt da bereits der Wagen und sie entkamen beide dieser unangenehmen Stille. Adrien stieg aus und holte den Koffer bereits, als sie auch endlich neben ihm ankam. Sie starrte das große Gebäude an, vor dem sie angehalten hatten. Es hatte etwa sechs Etagen. War komplett aus Backstein und ein schwarzes Dach. Es hatte wirklich Stil. Von außen hatte sie das Haus nie gesehen und nun stand sie beeindruckt davor. "Es ist wundervoll." Adrien lachte. "Ich würde auch keine schlechte Wohnung aussuchen." Dann sperrte er die Tür auf und ging mit ihr ins Treppenhaus. "Wir müssen ganz rauf. Aber es gibt einen Fahrstuhl." Er zeigte auf die Glastür am Ende des Flurs. "Oh mein Gott! Der Fahrstuhl ist aus Glas?", fragte sie überrascht. "Nein. Nur die Türen." Sie stiegen in den Fahrstuhl und traten sich dabei fast auf die Füße. Er war sehr klein. Sie hatten gerade noch so zu zweit, mit Koffer Platz. Marinette wurde natürlich sofort rot im Gesicht. Als sie oben angekommen waren, verließ sie den Fahrstuhl als erste. Adrian folgte ihr und rief ihr ein "Apartment sechs F" zu. Sie nickte und machte dann vor der Tür halt. Neben der Tür war bereits ein kleines Schild auf dem "Marinette Dupain-Cheng" stand. Lächelnd drehte sie sich zu Adrien um. "Danke sehr." Er grinste sie an und drängte sich dann zur Tür um aufzuschließen. Und dann packte er ihre Hand und zog sie mit sich in die Wohnung. Marinette hatte gar keine Chance darauf zu reagieren, da sie sofort von ihrer neuen Wohnung eingenommen wurde. Die Wände waren ebenfalls alle aus Backstein, ein paar Fotos hingen bereits an den Wänden. Hauptsächlich alte Bilder von Alya und ihr. Aber auch ein aktuelles von ihr. Es war ein Schnappschuss, aus London. Sie sah kurz Adrien verwirrt an, doch dieser zuckte nur mit seinen Schultern. Die Wohnung war voll möbliert. Die Möbel und der Boden waren sehr hell, offenbar, damit die Räume nicht zu sehr drückten. Das Sofa war aus sehr hellgrauem Naturlederimitat und der Boden war ein sehr helles braun. Alles passte perfekt. Sie ging ins Schlafzimmer und klatschte erfreut in die Hände. Ihr anderes Gepäck war bereits angekommen und stand bereit. Adrien sah ihr grinsend zu, während sie ihre Wohnung bestaunte. Offensichtlich gefiel ihr ihre Wohnung. Er beschloss sie alleine zu lassen. Langsam musste er auch wieder nachhause. Etwas betrübt verabschiedete er sich von ihr. Denn gerne wäre er noch etwas geblieben. Aber es wurde Zeit. Zurück in der Limousine kam auch Plagg aus seiner Tasche. "Da freut sie sich ja gewaltig! Das hast du Casanova gut gemacht!" "Ha Ha...", knurrte Adrian und schnippte seinen Kwami sanft weg. Dass sie diese Dinge glaubte, hatte ihn wirklich verletzt. "Aber, weißt du... Marinette braucht jetzt einen guten Freund. Keinen Liebhaber." Überrascht sah er seinen Partner an. "Worauf willst du hinaus?" "Bagger die Kleine nicht an!" "Hm." Er hatte nicht vor gehabt sie anzubaggern. Also... Nicht so bald. Zuerst sollte sie sich wieder etwas einleben. Und das sollte sie auch. Sie war nun schon zwei Wochen wieder in Paris. Und in der Zeit hatte sie Alya noch immer nicht Bescheid gegeben. Er drängte sie, dass sie das bald nachholen sollte, doch sie antwortete dann immer nur mit einem kurzem "bald". Langsam bekam er Angst, sich irgendwann bei Alya zu verplappern. Oder bei Nino. Er versuchte sich etwas abzulenken. Also verwandelte er sich in Chat Noir. In den letzten Jahren tat er das gelegentlich. Ging nachts auf Streife. Suchte seine Ladybug, Hawk Moth oder Akumas. Aber von keinem gab es eine Spur. Auch heute wollte er wieder nach seiner Lady suchen. Doch ehe er es sich versah, saß er ein paar Dächer vor Marinettes neuer Wohnung. Seufzend lehnte er sich an einen Kamin und beobachtete die Nacht. Zwanghaft versuchte er nicht auf die Lichter in ihrer Wohnung zu achten. Doch als dann das Licht im Wohnzimmer aus war, sah er auf. Etwas Licht brannte noch. Vermutlich hatte sie Kerzen angemacht. Und dann ging auch schon die Tür zum Balkon auf. Kurz überlegte er mal bei ihr vorbeizuschauen. Nur kurz hallo zu sagen. Schließlich hatte er sie früher schon ein paar Mal als Chat Noir getroffen. Noch während er die Pro und Kontras abwägte, stieß er sich ab und war auch schon auf dem Weg. Als er leichtfüßig auf dem Geländer ihres Balkons landete, schreckte sie aus ihren Gedanken. "Chat...Noir.", hauchte sie leise. Grinsend sprang er vom Geländer und verbeugte sich. "Stehts zu diensten." "Ich dachte, du bist nicht mehr im Einsatz?", fragte Marinette überrascht, als er näherkam. Der Kater zuckte mit der Schulter. "Nachtwache. Sichergehen, dass in Paris auch nachts alles nach rechten Dingen läuft. Gehört doch noch zu meinen Aufgaben." Marinette lachte leise, dabei hielt sie ihre Fingerknöchel an die Lippen, um es etwas zu verstecken. "Erwartest du jemanden?", fragte er dann vorsichtig und deutete auf ihre Wohnzimmertür. Sie folgte seinem Blick und schüttelte den Kopf. "Ich wollte nur einen gemütlichen Filme Abend machen. Aber die Popcorn sind mir angebrannt, jetzt lüfte ich kurz etwas.", dabei sah sie ihn beschämt an. Er lachte kurz auf und kam ihr noch etwas näher. "Du bist ziemlich ungeschickt wie mir scheint." "Etwas.", murmelte sie leicht beschämt. "Na was für ein Glück, dass Männer sowas süß finden!", schnurrte er grinsend und nahm dabei ihre Hand. Skeptisch zog Marinette eine Augenbraue hoch. "Ach? Ist das so?" Er nickte und gab ihr einen Handkuss. "Zumindest manche. Ich. Zum Beispiel." Die junge Frau entzog ihm ihre Hand, wie schon ein paar Male, einige Jahre zuvor. Dann piekte sie ihn in die Wange. "Flirtet Paris' Held gerade mit mir?" Er zuckte ertappt mit den Schultern. "Vielleicht ein wenig." "Wie wäre es, wenn du dich lieber weiter um die Straßen von Paris kümmerst, statt um die Balkons, junger Frauen?" Ihm klappte die Kinnlade hinunter. So Schlagfertig kannte er Marinette gar nicht. Und er brauchte einen kurzen Moment um eine Antwort zu finden. "Gibst du dem Helden gerade eine Abfuhr?" Sie legte sanft eine Hand auf seine Brust und schob ihn so von sich, doch mit jedem Schritt, den er Rückwärts ging, folgte sie ihm, bis sein Rücken das Geländer berührte. "Offensichtlich. Ich wünsche eine gute Nacht, Chat Noir." Mit diesen Worten ging sie in ihre Wohnung, schloss die Tür und zog den Vorhang zu. "Autsch.", murmelte Chat grinsend. Diese Seite an Marinette kannte er nicht. Aber sie gefiel ihm. Sehr sogar. Kapitel 6: Da ist Katze aus dem Sack ------------------------------------ "Er wirkt erwachsener." Marinette, versuchte sich eigentlich auf den Film zu konzentrieren, als Tikki sie erneut auf Chat Noir ansprach. "Was meinst du?" Tikki saß in der Popcorn Schüssel und nahm sich eins, um es zu essen. "Na, er ist größer. Nicht mehr so schmächtig und seine Stimme ist auch dunkler geworden." "Ist mir nicht aufgefallen.", murmelte Marinette und aß ebenfalls ein paar der nicht verbrannten Popcorn. Tikki kicherte. "Nicht? Mir ist das aufgefallen und ich stand nicht direkt neben ihm. Aber er ist ja auch nicht Adrien." Genervt sah sie zu ihrer kleinen Gefährtin und seufzte. Antwortete allerdings nicht. Sie wollte jetzt nicht über dieses Thema aus alten Zeiten reden. Gerade hatte sie kein Interesse an einem Mann. Sie hatte von Vivianne einen wichtigen Job erhalten und musste noch immer ihrer besten Freundin beichten, dass sie zurück in Paris war. Vielleicht sollte sie auch Chat Noir berichten, dass Ladybug zurück war... Tikki nickte ihr zu, als hätte sie ihre Gedanken gehört und sofort stand sie auf und sprach die magischen Worte. Als sie sich das erste mal nach so langer Zeit verwandelte, fühlte sich alles fremd an. Wie damals, beim ersten Mal. Sie ging in ihr Schlafzimmer und sah sich im großen Spiegel an. Traurig lächelnd berührte sie ihr Spiegelbild. "Hey, Ladybug. Lange nicht gesehen." Dann ließ sie langsam ihre Hand sinken und ging zurück zum Balkon. Sie zog den Vorhang vorsichtig zur Seite und späte hinaus. Chat war nicht mehr hier. Perfekt. Also öffnete sie den Balkon und sprang in die Nacht. Und als sie so durch die Nacht schwang und die vielen Lichter an ihr vorbeizogen, war es so, als wäre sie nie fort gewesen. Erst am Eifelturm machte sie halt und sah sich um. Die Straßen waren relativ leer, also saß sie sich auf eine Bank und überlegte, wie sie Chat finden sollte. Doch kaum hatte sie an ihn gedacht, ertönten Schritte hinter ihr und dann auch schon seine Stimme. "Na wen haben wir denn da?" Er schwang sich über die Lehne und nahm neben ihr Platz. "Lange nicht gesehen", murmelte er. Sie nickte stumm und sah ihn kurz an. "Ich war ne Zeit lang weg." Nun lachte ihr alter Partner. "Was du nicht sagst." Sie stimmte in sein lachen mit ein und er sah sie kurz überrascht an. Fing sich allerdings sofort wieder und reckte sich entspannt. "Was?", fragte sie. "Was, was?", fragte er und grinste sie wie immer frech an. "Wieso hast du mich gerade so komisch angesehen?" Schulterzuckend murmelte er "Du hast mich gerade an jemanden erinnert." Kurz nickte sie, stand dann allerdings auf. "Ich muss wieder los. Ich wollte dir nur kurz Bescheid geben, dass ich zurück bin." Er nickte, gab ihr einen kurzen Handkuss und sie trennten sich. Zurück in ihre Wohnung ließ sie sich etwas mehr Zeit. Auch wenn Chat es sich nicht anmerken ließ, wusste sie, dass er böse auf sie war... In den Nächsten Tagen fasste sie endlich ihren Mut zusammen und beschloss, Alya anzurufen. Die Dächer der Stadt wurden in die Farben der untergehenden Herbstsonne getaucht, als sie auf ihrem Balkon stand und das tuten ihres Telefons sie langsam in den Wahnsinn trieb. "Marinette?" "Alya..." "Was gibts? Ärger in London? Du meldest dich selten von selbst" Marinette seufzte. "Ich... Bin nicht in London..." "Ach nein? Wo denn dann?" Kurz schwieg sie. "Paris." "Was zum Henker?! Du bist in Paris?", schrie ihre beste Freundin halb ins Telefon, sodass Marinette das Telefon vom Ohr weghielt. "Ja, seit... Ein paar Tagen.", log Marinette, während Alya sie mit wüsten Beschimpfungen bombardierte. Plötzlich sah sie einen schwarzen Schatten und ein ihr nur allzu bekannter Kater stand neben ihr. Mit ihrer freien Hand deckte sie das Mikrofon vom Handy ab. "Was willst du denn hier?", murrte sie. "Hast du Besuch? Ist es Adrien?", fragte Alya plötzlich interessiert, als wäre sie nicht gerade noch eine Furie gewesen. "Nein. Es ist nur ein streunender Kater." "Ey!", schimpfte der Kater und verschränkte geknickt die Arme vor der Brust, was Marinette sofort zum Lachen brachte. "War das gerade Chat Noir?", Alya klang am anderen Ende der Leitung verblüfft. "Ja... Ich erklär es dir... Morgen?" Nach einer kurzen Stille seufzte Alya. "Morgen zehn Uhr im Park. Sei Pünktlich!" Danach legte Marinette auf und sah den schwarzen Kater vor ihr an. "Was machst du denn schon wieder hier?" Grinsend kam er auf sie zu. "Ich dachte mir, ich seh mal nach, ob du schon gelernt hast, wie man Popcorn richtig macht." Marinette sah ihn mit offenen Mund an. "Für einen Streuner bist du verdammt frech." Dann drehte sie ab und wollte gerade durch ihre Balkontür zurück in ihre Wohnung. Doch Chat schlüpfte an ihr vorbei und versperrte ihr den Weg. "Ich bin nicht frech. Ich hätte dir wirklich gezeigt, wie man Popcorn richtig macht." Zwar klangen seine Worte ernst, doch sein grinsen verriet ihn. "Natürlich." Dann zwängte sie sich an ihm vorbei und ging zurück in die Wohnung. Er wünschte ihr noch eine angenehme Nacht und verschwand dann ebenfalls. "Weißt du. Für einen Frauen Schwarm, stellst du dich verdammt dämlich an.", triezte Plagg den Blonden Schönling. Dieser zog seine Hose und sein Hemd aus und verschwand ohne ein weiteres Wort unter der Dusche. Er stellte sich nicht dämlich an. Nur konnte er nicht ständig als Adrien an ihr dran kleben. Irgendwann würden die Medien davon Wind bekommen und sie als seine neuste Eroberung abstempeln. Das wollte er ihr nicht antun, schließlich waren sie gute Freunde. Während das warme Wasser auf seine Haut prasselte, dachte er daran, wie er sich mit Marinette unterhalten hatte. Er fand es schon immer unterhaltsam, wie unterschiedlich sie auf Adrien und Chat reagierte. Es war total lächerlich, aber auf sein Model Ich reagierten alle nervöser als auf ihn als Superheld. Mal ehrlich. Als Chat rettete er mehrmals Paris und unzählige Menschen. Als Model... Sah er nur gut aus. Plötzlich kehrten seine Gedanken zurück zu Ladybug. So lange hatte er sie wiedersehen wollen und als sie dann vor ihm stand, war er nur enttäuscht. Verletzt und Gekränkt. Niemals hätte er gedacht, dass er ihr nicht sofort wieder verzeihen würde. Seufzend verließ er seine offenstehende Dusche und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften. Zurück im Wohnzimmer blinkte sein Handy auf. Eine neue Nachricht. Er saß sich aufs Sofa und schaltete den Fernseher ein, ehe er sein Handy zur Hand nahm und die Nachricht öffnete. Sie war von Marinette. "Alya weiß Bescheid. Morgen Vormittag treffe ich mich mit ihr. Drück mir die Daumen, dass sie mir nicht den Kopf abreißt." Am Ende ihrer Nachricht war ein kleiner Marienkäfer. Bei ihren ersten Nachrichten, pochte beim Anblick des Käfers jedes Mal sein Herz. Er hatte das Gefühl, dass sie ihm damit etwas sagen wollte. Aber das bildete er sich ein. "Ich drück dir die Daumen. Erzähl mir wie es gelaufen ist." Plagg saß sich auf seine Schulter und schnalzte mit der Zunge. "Junge. Du solltest noch ein Herz dazu packen. Oder ein "Hast du Lust noch vorbei zu kommen" Darauf stehen die Frauen." Kopfschüttelnd legte er das Handy zur Seite "Marinette nicht. " Nun lachte das kleine, nervige Wesen "Also hast du mit dem Gedanken gespielt, sie noch einzuladen. Du Schuft." Ohne weiter darauf einzugehen wechselte er das TV Programm und sah sich das Serienfinale einer seiner Liebsten Serien an, bevor er, wie so oft, auf dem Sofa einschlief. Am nächsten Tag wurde er durch lautes klingeln geweckt. Stöhnend stand er vom Sofa auf und reckte sich. Jeden Morgen, nachdem er nicht in seinem Bett aufwachte, schwor er sich, dass es das letzte Mal sein würde. Er öffnete die Tür und sofort kam Nino hereingestürmt. "Marinette ist in Paris." "Dir auch einen Guten Morgen Nino.", gähnte Adrien und schloss die Tür. "Marinette ist wieder hier.", wiederholte sein Freund mit Nachdruck und Adrien nickte nur. "Hab’s beim ersten Mal schon verstanden." Da Adrien offensichtlich nicht wie erhofft reagierte, blieb Nino stehen und verschränkte die Arme. "Wusstest du davon?" Der Blonde drehte sich um "Wovon?" "Dass Marinette in Paris ist?" "Ja. Ich hab ihr die Wohnung organisiert und ihr beim Umzug etwas unter die Arme gegriffen." "Alter. Wieso hast du denn nichts gesagt?" Nun wurde sein Kumpel wirklich wütend. "Weil sie es nicht wollte. Sie wollte Alya überraschen und wusste, wenn sie dich fragt, kann sie das vergessen. Sie konnte nur mich darum bitten und ich hab ihr geholfen." Seufzend ging Nino an ihm vorbei und saß sich aufs Sofa. "Zwischen euch lief was oder?" "Was?!" Mit weit aufgerissenen Augen betrat er nun ebenfalls das Wohnzimmer, während sein kleiner Schwarzer Helfer in seiner Hosentasche lachte. "Ach komm schon! Adrien. Du bist echt n guter Kumpel. Aber im Umgang mit Frauen bist du ein Arsch. Du hilfst eigentlich nur, wenn du irgendwas verbockt hast. Also. Was hast du verbockt?" Adrien warf sich zu seinem Kumpel. "Ich hab nichts verbockt.... Ich..." "Du?" Er holte einmal tief Luft. Setzte zum Sprechen an. Stoppte und holte nochmal Luft. "Fuck... Du hast sie geschwängert." Nino sah ihn völlig entsetzt an und Adrien konnte nichts anderes als völlig von den Socken loszulachen. "Hast du völlig den Verstand verloren? Ich fühl mich einfach noch Miserabel wegen der Höschen Sache." Nino und Adrien schwiegen sich danach eine Weile an. "Verstehe. Und ich dachte im ersten Moment, dass du Marinette ohne Hintergedanken helfen würdest." Adrien nickte traurig. "Tut mir leid. Ich komm einfach nicht aus meiner Haut heraus. Seit der Sache damals..." Kapitel 7: Ups... ----------------- "Über ihr Privat Leben gibt es ja wie immer viele Gerüchte. Ist an ihnen etwas dran?" Adrien seufzte. Er hasste diese Art von Interviews. Aber leider ließ sich das nicht vermeiden. Und natürlich fragten sie ihn wieder über sein Liebesleben aus. "An welchem genau?", fragte er freundlich lächelnd, wie es ihm sein Vater schon von klein an gelernt hatte. "Haben sie in London eine Frau mit ins Hotelzimmer genommen?", fragte ihn die Moderatorin nun mit demselben lächeln. Er kniff genervt die Zähne zusammen. Natürlich... Ihm hätte klar sein müssen, dass irgendjemand gesehen hatte, wie er Marinette mit in sein Hotel genommen hatte. "Ja habe ich." Die Zuschauer im Hintergrund begannen sofort zu tuscheln und laut zu pfeifen. "Aber diese junge Frau, war eine gute Freundin, die ich dort zufällig besucht getroffen habe. Ihr ist ein Missgeschick passiert und ich habe ihr geholfen." Die Frau nickte. "Verstehe. Wie heißt diese alte Freundin denn?" "Das geht sie nichts an.", erklärte er knallhart und die Frau staunte nicht schlecht. Aber an ihrem Blick erkannte er, dass sie noch eine Geheimwaffe hatte. "Als sie vor zwei Jahren das letzte Mal hier waren. Erinnern sie sich daran?" Er nickte langsam. Ihm schwante böses. "Damals habe ich ihnen eine Frage gestellt. Erinnern sie sich?" Erneut nickte er. "Wie lautete sie?" "Auf welchen Typ Frau ich stehe." Nun grinste sie breit. "Richtig. Und wie war ihre Antwort?" Er lehnte sich zurück und sah sie ganz offen genervt an. Ihm war egal, dass das morgen im Fernsehen ausgestrahlt werden würde. Sie sollte erkennen, wie sehr sie ihn ankotzte. "Sagen sie es mir. Sie scheinen sich ja bestens zu erinnern." Kurz linste sie auf ihre Notizen auf ihrem Schoß und sah ihn dann wieder an. "Ihre Antwort war, dass sie Frauen mit dunklem Haar und hellblauen Augen bevorzugen. Und trifft das nicht auf ihre Freundin zu?" Das ‚Freundin‘ betonte sie sehr herablassend und wieder grinste sie. Natürlich hatte er gesagt, dass er auf diesen Typ Frau stand. Damals gehörte sein Herz noch einzig und allein Ladybug. Nino saß mit offenem Mund vor dem Fernseher und sah dann zu Adrien, der neben ihm saß. "Alya bringt dich um." Er lachte kurz zynisch auf. "Du bist am Arsch, Mann!" Adrien hatte sich diese Schreckliche Sendung nicht ansehen wollen und hatte sich soweit zurückgelehnt, dass er die Zimmerdecke anstarren konnte. "Denkst du sie haben es sich auch angesehen?" Nino warf ihm sein Handy auf den Schoß. "Da ich etwa hundert Anrufe und zweihundert Nachrichten auf dem Handy habe, würde ich mal auf Ja tippen." Seufzend nahm er jetzt auch sein vibrierendes Handy aus der Hosentasche. Gerade kam eine Nachricht von Marinette rein. Na ganz toll. Er öffnete sie und musste lächeln. "Alya ist auf dem Weg zu euch. Du bist so gut wie erledigt." Nino, welcher mitgelesen hatte grinste ebenfalls. "Na wenigstens scheint sie dir nicht böse zu sein." Und schon vibrierte sein Handy erneut. Diesmal eine Sprachnachricht. "Sag mal, willst du mich verarschen?! Du stehst auf DUNKELHAARIGE MIT BLAUEN AUGEN? Und dann triffst du Marinette Dupain Cheng auch noch GANZ ZUFÄLLIG in London? Und das soll ich dir abkaufen? Bin ich nur ein Witz für dich?!" Weiter wollte er sich den Mist nicht anhören. Ihre sonst schon nervtötende Stimme, war gerade in schmerzende Oktaven hochgeschossen und er wollte sich keine sieben Minuten anhören, was für ein Arsch er doch wäre. "Mann... Wieso triffst du dich auch immer noch mit Chloé? Die hat sie doch nicht mehr alle." Adrien reckte sich und überlegte kurz. "Sie... ist...." "Leicht rumzukriegen?" Adrien nickte stumm. Nino seufzte. "Wie lang läuft das mit euch schon?" Er überlegte. Aber... Er hatte keine Ahnung. Es hatte sich irgendwann so ergeben und seitdem trafen sie sich gelegentlich. Chloé kommt aber nicht besonders gut damit klar, dass es eine rein Körperliche Beziehung ist. Deshalb hatte er sich auch schon länger zurückgezogen. Und nun machte sie ihm wieder ein Theater. "Ich weiß es nicht genau. Aber schon eine Weile." "Dir ist klar, dass sie dich nach Alya umbringen wird?" Adrien lachte auf. Doch das Klingeln seiner Haustür lies sein Lachen sofort verstummen. Verflucht. Er hatte Alya vergessen. Nino stand auf und öffnete die Tür. Sofort hörte man Alyas wütende Stimme "Wo ist er?" Gefolgt von wütenden Schritten. Und dann stand sie auch schon bei ihm im Wohnzimmer. "Was stimmt nicht mit dir?", fragte sie ihn wütend. Gott sei Dank hielt sie etwas Abstand zu ihm. Er hatte nämlich wirklich Angst, dass sie ihm eine scheuern würde. Doch dann betrat auch seine kleine Retterin den Raum. "Alya. Nochmal. Er hat es nicht böse gemeint. Er wusste nicht, dass uns jemand fotografiert und das mit seinen Vorlieben ist zwei Jahre her. Seitdem hatte er genug Rothaarige, Blondinen, Brünette. Das war nur fürs Fernsehen." Warte. Was? Wieso wusste sie von den Frauen? Er war sich sicher, dass sie das in London nicht mitbekommen hätte.... Er war so in seine Gedanken vertieft, dass er nicht bemerkte, wie Nino die noch immer tobende Alya aus dem Haus schaffte und sie zum Essen ausführte, damit sie ihn vergessen konnte. Erst als Marinette sich zu ihm aufs Sofa saß, kam er wieder zu sich. "Alya kriegt sich wieder ein.", murmelte sie und lächelte ihn an. Er nickte. "Wieso bist du nicht wütend? Immerhin betrifft es ja dich." Wieso es sie nicht störte... Sie wusste es nicht. Man erkannte ihr Gesicht nicht und keiner wusste, dass sie es war. Also wozu aufregen? Das einzige, was sie wirklich interessiert hätte, war, wieso er vor zwei Jahren gesagt hatte, dass er auf schwarze haare und blaue Augen stand. Aber dann fiel ihr wieder der Valentinstags Brief ein, den er damals geschrieben hatte. Bis heute wusste sie nicht, wen er gemeint hatte. Aber die Aussage galt vermutlich auch dieser Frau. Sie hatte gelernt, bei Adrien nichts mehr hinein zu interpretieren. Egal wie oft Alya und Tikki sie dazu bringen wollten. "Sag mal....", fing sie dann leise zu murmeln an. "hm?" "Chat Noir... Sieht man den noch häufig in Paris?" Nach einer kurzen Pause, in der Adrien nicht antwortete, sah sie zu ihm und er starrte sie etwas überrascht an. "Wieso fragst du mich das?" Na klasse. Nun war es ihr peinlich. Sie merkte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg und wollte peinlich berührt aufstehen. Doch er hielt sie fest und zog sie zurück aufs Sofa. Doch sie wollte nur noch weg. Also versuchte sie wieder auszubüchsen. Und da tat ihr Schulschwarm etwas, das sie nie erwartet hätte. Mit einer schnellen Bewegung legte er ein Bein um sie und hockte über ihr. Ihre Hände an die Lehne gedrückt, seine Beine an ihren Schenkeln, sah er sie ernst an. "Wieso willst du flüchten?" "Ich...Dachte... Du ..." Er legte den Kopf leicht schief "Ja?" Gerade fühlte sie sich wieder wie das kleine Schulmädchen, das ihren Schwarm nicht mal einen guten Morgen wünschen konnte, ohne sich ins Höschen zu machen. "D-da du ja in Paris wohnst.... Er.. War zweimal bei mir zuhause und... so." , mit jedem Wort wurde sie leiser, bis sie verstummte. "Er..." Adrien war ihr so nah, dass sie seinen Atem auf ihrer Haut spürte. Ihr Herz begann immer schneller zu schlagen. Unterbewusst begann sie auf ihrer Unterlippe zu kauen und sein Blick wanderte darauf. Als sein Blick gerade wieder nach oben wanderte, klingelte sein Telefon. Obwohl er seinen Blick nicht von ihr abwendete, nahm er das Telefon zur Hand und nahm das Gespräch an. Als sie die Stimme am anderen Ende der Leitung hörte, gefrierte ihr Blut in den Adern. Chloé... Sie klang wütend. Er wirkte genervt. Marinette konnte nicht verstehen, was sie sprach, aber sie machte ihm wegen irgendetwas Vorwürfe. Marinette beschloss die Gelegenheit zu nutzen und zu flüchten. Da er eine Hand am Ohr hatte, hatte sie jetzt einen Ausweg. Sie zog ihr Bein an, damit sie rausschlüpfen konnte und streifte dabei seinen Oberschenkel. Adrien keuchte kurz auf und sah sie irritiert an. Dann sah sie wo ihr Bein ihn genau gestreift hatte und lief knallrot an. "Tut mir leid.", flüsterte sie. Ein Fehler. Denn am anderen Ende der Leitung war ein entsetztes. "Wer war das?" zu hören. "Marinette.", knurrte er ins Telefon und zog in diesem Moment an ihren Arm, so dass sie wieder zurück in der alten Position saß. "Alya und Nino waren auch hier... Nein, die sind vorhin gegangen... Chloé. Halt die Klappe!" Hatte er gerade wirklich 'halt die Klappe' zu dem Blonden Biest gesagt? Er hatte sich wirklich sehr verändert. "Hör zu. Seit Wochen haben wir uns nicht mehr gesehen.... Genau... Ich hab kein Interesse mehr an... Such dir jemand anderen zum..." Sie ließ ihn einfach nicht rausreden. Typisch Chloé. Die hatte sich wohl nicht verändert. Noch immer die reiche, verwöhnte Tochter. Allerdings war ihr Vater kein Bürgermeister mehr. Sie wollte hier nur noch weg. Also tippte sie ihn an. Er sah wieder zu ihr. Sie zeigte ihm, dass sie gehen wollte. Doch er schüttelte den Kopf. Genervt warf sie den Kopf nach hinten an die lehne und schloss die Augen. Wo war nur der liebe, zuvorkommende Adrien hin, den sie kannte? Ihr entwich ein genervter Seufzer, der durch ihre leicht geöffneten Lippen eher wie ein stöhnen klang. Danach hörte sie nur noch das Handy zu Boden fallen, eine Chloé die Adriens Namen mehrmals rief und das nächste war, dass sie weiche, warme Lippen auf ihren spürte. Und Finger, die ihre Wange streichelten. Sie schreckte hoch, doch hatte nicht wirklich Spielraum dafür, da Adrien sie gegen das Sofa drückte. Anfangs presste er einfach nur seine Lippen gegen ihre. Doch nachdem Marinette sich nicht wehrte, begann er an ihrer Lippe zu knabbern, bis sie die ihren öffnete und er mit der Zunge in sie eindringen konnte. Ihr entwich ein leiser Seufzer. Und das schien Adrien noch mehr anzuspornen, denn er wanderte an ihren Hals und begann dort kleine Kreise mit seiner Zunge zu zeichnen. Plötzlich spürte sie einen leichten Schmerz, als er sie dort biss. Marinette krallte ihre Finger in sein Blondes Haar und wölbte sich unter ihm. Sie wollte das nicht tun, aber ihr Körper reagierte ohne ihr Zutun, auf seine Handlungen. Erst das Klingeln der Tür sorgte dafür, dass er sich von ihr löste und sie dann entsetzt ansah, eher er eine Entschuldigung murmelte, aufstand und zur Tür ging. Kapitel 8: Funkstille --------------------- Na ganz toll. Was war er doch für ein Trottel? Es lief so gut, bis sie so unsicher nach Chat gefragt hatte... Irgendwo in seinem Kopf klappte ein Schalter um. Und dann geriet es außer Kontrolle. Allerdings hatte er nicht vor sie zu küssen. Gott. Das war das letzte das er eigentlich machen wollte. Er wollte sie nur etwas ärgern. Bei Chat wirkte sie immer so Selbstbewusst und Stark und hatte ihn auch noch geärgert. Aber wenn er Adrien war, war sie so anders. Ehrlich gesagt, wollte er sich vielleicht etwas an ihr Rächen. Doch dann kam der Anruf von Chloé. Marinette war langsam genervt und einen kurzen Augenblick, sah sie in ihrem dunkelrotem Hemd mit den schwarzen Punkten und dem genervtem Blick aus wie Ladybug... Und vielleicht spielte es auch noch eine Rolle, dass sie das Hemd nicht sehr weit zu geknöpft hatte und er aus seiner Position einen netten Einblick hatte. All das führte zu dem Kuss. Und ihre Reaktion darauf sorgte für das kleine Problem, das er auf dem Weg zur Tür, versuchte wieder in den Griff zu bekommen. Er ließ sich etwas Zeit, bevor er die Tür öffnete. Vorher schob er die pochende Erektion in seiner Hose in eine etwas bequemere Position. Dann öffnete er die Wohnungstür und Alya stürmte an ihm vorbei ins Wohnzimmer. Gefolgt vom genervten Nino. "Wolltet ihr nicht Essen gehen?", murrte Adrien etwas genervt. "Wollten wir. Aber Alya hat sich im Restaurant weiterhin so aufgeregt, dass wir rausgeworfen wurden." "Aha." Normalerweise würde Adrien ja lachen. Aber gerade war ihm nicht nach Lachen zumute. "Sag mal.... Haben wir dich gestört?", fragte Nino etwas schmunzelnd. Adrien sah ihn genervt an. "Wieso fragst du?" Sein Kumpel zuckte die Schultern. "Deine Haare sind ein Durcheinander und entweder ist deine Hose eingegangen oder du versteckst unter dem Stoff einen Ständer." Adrien biss die Zähne zusammen. Ernsthaft? Sah man ihm das so an? Wenn man es bei ihm schon so offensichtlich erkannte, wollte er nicht wissen, wie Marinette gerade aussah. "NINOOOOO!", klang Alyas betörende Stimme aus dem Wohnzimmer und dieser stürmte natürlich sofort ins Zimmer. Was war er nur für ein Pantoffelheld geworden. Nino kam ins Wohnzimmer gestürmt und Adrien hörte Alya, Marinette und Nino diskutieren. Und dann... "ADRIEEEEEEEEN!". Rief die Brünette auch noch nach ihm.... Na klasse. Marinette hatte ausgepackt. Er seufzte und wollte gerade ins Wohnzimmer gehen, als Marinette an ihm vorbei Eilte. "Marinette...", flüsterte er und griff nach ihrem Arm. Doch sie entzog sich seinem Griff. "Ich will nichts hören! Du kannst jetzt Alya erklären wieso ich auf meinem Hals einen Fetten Knutschfleck habe.!" Er ging ihr noch hinterher und wollte etwas dazu sagen, doch sie drehte sich zu ihm um und sah ihn wütend an. "Chloé ist übrigens noch am Telefon und wartet auf eine Erklärung, wieso ich aufgestöhnt habe. Viel Spaß noch." Damit verschwand sie aus seiner Wohnung. In der nächsten Woche ignorierte sie seine Mails, Nachrichten und Anrufe. Selbst wenn er sie zuhause besuchen wollte, öffnete sie die Tür nicht. Alya und Nino hatte er alles erklärt. Während Nino zu lachen begann, war Alya eher ruhig. Er verstand nicht, wieso sie nichts dazu sagte. Chloé ließ ihm seitdem erstmal in Ruhe. Worüber er alles andere als Enttäuscht war. Aber das Marinette ihn Mied, machte ihm doch Sorgen. Es war ja nur ein Kuss. Und sie hatte es offensichtlich genossen. Er hatte sie nicht angefasst. Oder sonst was mit ihr gemacht. Wieso also... Dann dämmerte es ihn. Aber... Das konnte nicht möglich sein.. Was, wenn es ihr erster Kuss war? Er verstand ja dieses Gedöns sowieso nicht. Frauen machten immer ein riesen Aufsehen um den ersten Kuss. Nach seinem Job ging er sofort nachhause und warf sich genervt aufs Bett. "Wieso besuchst du sie nicht als Chat?", fragte sein kleiner, nerviger Kwami. "Weil sie mich nicht reinlässt.", knurrte Adrien. Doch dann schreckte er hoch. Als Adrien kam er nicht in Marinettes Wohnung. Aber als Chat Noir war das kein Problem. Wieso hatte er nicht selber daran gedacht. Er sprang auf und eilte zur Küche. Aus dem Kühlschrank holte er ein Stück Käse heraus und warf es Plagg zu. "Den hast du dir verdient. Ich bin duschen." Und schon wieder vibrierte ihr Telefon. Doch dieses Mal war es Alya. Sie wollte morgen mit ihr ins Bad gehen. Marinette tippte eine fixe Antwort und sagte ihrer Freundin zu. Dabei fiel ihr Blick auf die siebenundzwanzig ungelesenen Nachrichten von Adrien. Wie konnte er sie einfach so küssen? Nach all den Jahren, in denen sie ihn nicht aus ihrem Kopf bekommen hatte. Jetzt wo sie anfing, einigermaßen normal mit ihm umgehen zu können, kam er und küsste sie. Während er was mit Chloé am Laufen hatte. Alya und Nino hatten es ihr erzählt, als er noch im Flur stand. Das war dann auch der Grund, wieso sie gehen wollte. Der Kuss war halb so wild. Okay. Der Kuss wühlte sie innerlich komplett auf. Schließlich war das ein Kuss von Adrien Agreste. Aber dass die Geschichten die sie über ihn gelesen hatte wahr waren, das störte sie. Adrien Agreste der Casanova. Der Knutschfleck wurde langsam wenigstens leichter. Man konnte ihn zwar noch etwas sehen, aber jetzt ließ er sich überschminken. Das Ding war so groß gewesen. Mittlerweile färbte er sich gelb-grün. Gerade war sie auf dem Weg zur Arbeit. Die Renovierung lief bisher ganz gut und sie half den Jungs gelegentlich bei Kleinigkeiten. Heute putzte sie die Scheiben, damit die Schrift auf die Schaufenster geklebt werden konnte. Ganz in ihre Arbeit vertieft, bemerkte sie nicht wie jemand an ihr vorbei ging, verwirrt guckte und nochmal zurückkam. "Marinette?", fragte eine dunkle Stimme und sie drehte sich überrascht um. "Luca?" Luca begann zu grinsen. "Du bist es ja wirklich. Ich hatte dich fast nicht erkannt. Du bist wieder in Paris?" Marinette nickte verlegen. "Ja. Seit ein paar Wochen. Hab ein Jobangebot hier bekommen." Er sah sich das Gebäude an und pfiff anerkennend. Da ein großes Banner über dem Laden hing, auf dem stand, dass es eine Westwood Boutique wird, war seine Reaktion durchaus verständlich. "Respekt. Da hast du ja was Großes an Land gezogen." Marinette zog eine Augenbraue hoch. "Ach? Und das sagt ausgerechnet der Newcomer des Jahres?" Luca lachte auf. "Ich weiß nicht was du meinst." Marinette lachte ebenfalls. "Natürlich nicht." Anfang des Jahres tauchte ein Musikvideo von einer neuen Band auf, die Bandmitglieder trugen alle einen Mundschutz und andere Sachen um die Gesichter zu verhüllen, aber sie hatte Luca sofort erkannt. Alleine an der Musik. Offensichtlich war er nicht nur Teil der Band sondern auch noch der Songwriter. "Naja... Dank der Idee des Managements können wir weiterhin normal durch die Straßen laufen.", verteidigte er sich verlegen. Marinette grinste ihn nur an. Dann vibrierte sein Handy und er fluchte. "Ich muss weiter. Wir haben eine Bandprobe. Hast du Lust, dass wir uns später treffen?" Noch bevor sie antworten konnte schrieb er seine Nummer in ihre Hand. "Schreib mir, wenn du hier fertig bist." Und dann verschwand er in der nächsten Gasse. Als sie dann in den nächsten Stunden Zeit hatte, speicherte sie Lucas Nummer und schrieb ihm eine kurze Nachricht. "Hat mich gefreut dich wieder zu sehen. Marinette." Kurz darauf kam auch schon seine Antwort. "Hat mich auch gefreut. Wie siehts mit einem Kaffee heut Abend aus?" "Gerne. Ab wann hast du denn Zeit?" "20 Uhr? Ich hol dich ab." Marinette schickte ihm ihre Adresse und machte bald danach Feierabend. Zuhause wurde sie wie immer freudig von Tikki begrüßt. Nach der üblichen Frage, wie der Tag so lief, gingen die beiden ins Badezimmer. Marinette lag in ihrer Wanne und Tikki in ihrer Tasse. "Dann hast du heute eine Verabredung mit Luca?!", flötete Tikki zufrieden. "Nein. Wir treffen uns nur auf einen Kaffee." Ihr kleiner Kwami kicherte nur und nickte. Marinette glättete sich gerade ihre Haare und Tikki durchforstete den Kleiderschrank, als Alya ihr eine Nachricht schickte, in der sie erklärte, dass Adrien langsam nervte und sie doch endlich mit ihm reden sollte. Doch Marinette hatte sicher nicht vor, dieser Bitte in absehbarer Zeit nachzugehen. Dann schlüpfte sie in eine schwarze Leggins und einen roten Oversized Pullover und da ihr Pony nicht richtig sitzen wollte, zog sie sich noch einen Beanie im selben Ton, wie ihr Pullover, über den Kopf. Pünktlich um 20 Uhr stand dann auch Luca vor der Tür und lächelte sie an. "Wow. Du siehst heiß aus.", meinte er anerkennend und sie lachte auf. "Alles klar. Charmeur. " Sie zeigte ihm noch schnell ihre Wohnung und erklärte, dass Adrien ihr bei der Suche geholfen hatte. "Ach. Ihr habt noch Kontakt?" Bei seiner Frage, sah sie kurz weg und meinte leise "Gerade... Eher nicht." Luca nickte nur und nach einem kurzem Schweigen, fragte er, ob sie dann langsam aufbrechen wollten. Sie lief nochmal kurz ins Wohnzimmer, holte ihre Schlüssel, machte das Licht aus und ging dann zurück zu Luca. Dieser legte seine Hand an ihren Rücken und sie verließen ihre Wohnung. Was weder Luca noch Marinette bemerkt hatten... War der in Schwarz gekleidete Mann auf dem Balkon, der an die Scheibe klopfen wollte und den beiden nun mit fassungslosen Blick hinterher sah. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)