Weil Liebe niemals einfach ist von Elefantastisch ================================================================================ Kapitel 13: Finale ------------------ Seit knapp einer Woche herrschte jetzt schon Funkstille zwischen Scorpius und Lily und er rieb sich über die schmerzende Brust – als ob das helfen würde. Er hätte lügen sollen. Hätte ihr die Wahrheit verschweigen sollen. Vielleicht hätte sie die Lüge besser verdaut. Oder wenigstens eine Halbwahrheit. Aber nein, er hatte ihr gleich den ganzen beschissenen Plan auf die Nase binden müssen. Und als ob es nicht schon schlimm genug war, dass er sie damit vergrault hatte, war auch noch ihre ganze Unternehmung dadurch ins Wanken geraten. Er war die lebende Bestätigung für die Blödheit von Blonden. Sein Quidditchumhang wog ungefähr fünfhundert Kilo, als er ihn über die Schultern streifte, weil er wusste, dass der Schnatz heute nicht unter dem Slytherinbanner das Stadion verlassen würde, weil er Lily den großen Fang überließ. Es würde ihm keinen Zentimeter weiter bringen bei ihr, aber es war sein Abschiedsgeschenk an sie. Der Hauspokal war ihnen schon sicher – Scorp hatte allein schon so viele Punkte gesammelt, wie ganze Gryffindor zusammen – und wenn der Quidditchpokal nicht ihren Namen trug, würden sie das sicher verkraften können. Vielleicht würde es sich der Sieg ja auch ohne den Schnatz ausgehen. Sie lagen mit 19o Punkten vor Gryffindor in Führung. Wenn sie ein paar Tore schossen und die Gegner nicht einlochen ließen, ginge es sich aus. Das Problem war nur, dass sich seine Mannschaft viel zu sehr auf ihn verließ, zumal er sie noch nie enttäuscht hatte. Sie spielten alle gut – seinem unerbittlichen Drill beim Training und einer kleinen, flüssigen Nachhilfe sei Dank-, doch wie es für Slytherins typisch war, ließen sie sich gern zu Fouls und unfairem Spiel verleiten, schließlich würde es Scorp eh wieder richten. Vielleicht hätte er sagen sollen, dass er heute nichts fangen würde. Aber vermutlich hätten sie dann gemeutert. Naja, jetzt war es sowieso schon zu spät, für alle Wenns, Abers und Vielleichts. Es wurde Zeit und er trat als Teil dieser grün-silbernen Einheit hinaus aus der Kabine. Die Menge jubelte und buhte in einer ohrenbetäubenden Lautstärke. Ein pokalentscheidendes Finale zwischen Gryffindor und Slytherin war der absolute Höhepunkt eines Schuljahres in Hogwarts. Doch Scorp ging die Menge mehr oder weniger am Arsch vorbei, als die Mannschaftskapitäne auf einander zu traten und sein Herz einen Moment aussetzte, als er Lilys kleine, weiche Hand in seiner spürte – genau dort wo sie hingehörte – und sie ein leises Schmunzeln andeutete, der Blick sanft wie eine Feder. „Auf die Besen!“ Der wundervolle Moment ihrer Verbundenheit war viel zu schnell vorüber und Scorpius bestieg seinen Feuerblitz Beta. Die Luft peitschte ihm um die Ohren, als der Anpfiff gellte und sie in die Höhe schossen. Schon nach einer halben Stunde lag Slytherin mit 4o : 7o hinten – verdammt, was war heute mit seiner Mannschaft los? – und Scorp hatte den Schnatz zweimal gesehen. Einmal neben der gegnerischen Torstange nicht weit über dem Boden und einmal hoch über den Tribünen, kaum zu erkennen vor den sturmgrauen Wolken, durch die nur an wenigen Stellen das strahlenförmige Licht der Sonne fiel. Unter ihm wurde das Spiel immer brisanter, die Tore und die Fouls häuften sich, aber hier oben weit über den anderen schien das Leben seinen eigenen Rhythmus zu haben. Nur noch Scorp, Lily und der Schnatz – für Scorp nicht unbedingt in dieser Reihenfolge – waren wichtig, alles andere wurde zur Nebensache degradiert. Dieses Gefühl wurde noch verstärkt, als Lily ihm für einen kurzen Moment in die Augen sah und ihre Blicke verschmolzen, so als ob es keine Differenzen zwischen ihnen gab. Dieser selige Moment wurde jedoch vom Aufblitzen eines goldenen Schimmers unterbrochen und Lily stürzte in Richtung der Lehrertribüne, dicht gefolgt von Scorp. Es sah tatsächlich so aus, als ob er ernsthaft versuchen würde, den Schnatz zu fangen. Fast zumindest. Wenn es ihm wirklich ernst gewesen wäre, hätte er Lily angerempelt, um ihr die Führung streitig zu machen. Zwar wäre das ein Foul gewesen, aber dann hätte sie wenigstens nicht die Nase vorne gehabt. Das Gefunkel stellte sich als Reflexion einer Armbanduhr heraus und die beiden kehrten in ihre angestammte Höhe zurück. „Spiel gefälligst anständig“, knurrte Lily, als sie Scorp abblockt und Knie an Knie neben ihm her flog. „Tu ich doch“, erwiderte er mit einem treuherzigen und doch hohlen Lächeln. „Nein, du versuchst einen auf Gentleman zu machen und mir den Schnatz zu schenken.“ Sie wünschte sich wirklich, den Schnatz bei ihrer letzten Gelegenheit im Duell gegen Scorp zu fangen und den Pokal zu gewinnen, aber nur in der Gewissheit ihn auch wirklich verdient zu haben. „Wenn du drauf bestehst…“ Mit einem Grinsen legte er sich flach auf seinen Besen und schoss wie eine Kanonenkugel auf ihn zu. Im letzten Moment konnte Lily sich nur herum rollen, um einen Zusammenprall zu vermeiden. „Hey!“ Erzürnt drehte sie sich um und erfasst binnen Sekunden die Lage: der Schnatz flatterte ein gute Stück hinter ihr vor dem blassen Himmel auf und ab und Scorp schoss zielstrebig auf ihn zu. Obwohl es fast aussichtslos schien tat sie es ihm gleich und trieb den Besen zu Höchstgeschwindigkeiten an. Scorp nahm die Hand vom Besen – und griff ins Leere. Der Schnatz war seitlich ausgebrochen, blieb kurz neben seinem Ohr stehen und eilte dann in die andere Richtung. „FUCK!“ Der blonde Slytherin riss den Besen herum und folgte dem Ball, der direkt in Lilys Arme zu fliegen schien. Doch kurz bevor er auf sie traf, überlegte er es sich anders und schlug einen Haken, um beharrlich auf eine der Tribunen zu zu fliegen. Die beiden Sucher folgten ihm, jetzt gleich auf. Die Menge tobte wegen diesem Kopf-an-Kopf-Rennen und selbst die anderen Spieler hielten inne, um diesem Duell zu folgen. Wenn Lily ihn fing, würde Gryffindor zum ersten Mal seit Scorp vor vier Jahren Mannschaftskapitän geworden war, wieder den Pokal gewinnen. Das Holz der Tribünenkonstruktion kam immer näher und Lily geriet ins Schwitzen. Sie würden dagegen knallen. Sie würden … Scheiße, sie konnte das nicht. Kurz vor einer Kollision zog sie den Besen hoch und trudelte wieder Richtung Himmel. Als das Publikum plötzlich zu brüllen begann, so dass sie meinte, dass das Stadion grade implodierte, war ihr klar, was geschehen war und Enttäuschung machte sich in ihr breit. Es war ihre letzte Chance gewesen ihn auszustechen. Langsam kehrte sie zum Boden zurück und drängte sich in die Traube, die sich mittlerweile um die Slytherinmannschaft gebildet hatte. In der Mitte des Knäuels, fand sie in einem Gewirr aus grün-silbernen Umhängen den, den sie gesucht hatte. „Scorp? Gratulation.“ Der Blonde drehte sich lächelnd zu ihr um und ergriff ihre Hand, die sie ihm hinhielt. Doch anstatt sie zu schütteln, zog sie ihn zu sich, schlang die Arme um ihn und küsste ihn. Ohne langes In-die-Augen-sehen zuvor. Ohne diese knisternde Spannung. Ohne irgendein sonstige Drumherum. Und vor allem ohne davor unterbrochen zu werden. Einfach ihr Lippen, auf seinen und ihr Zunge in seinem Mund, während die ganze Schule zusah. Trotzdem konnte sich keiner der beiden einen schöneren Moment für ihren ersten Kuss vorstellen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)