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Momente

[One-Shots und Drabbles]
von

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Fragen

Sean kam zu sich. Sein Atem ging schnell. Warum?

Er spürte Wut, aber auch Angst und auch noch eine weitere Emotion, die er nicht benennen konnte. Sein Atem ging schnell. Warum?

Er kam nicht dran vorbei sich zu fragen, was genau geschehen war. Er war ohnmächtig gewesen, oder? Doch fühlte er sich eher, als hätte ihm jemand reines Adrenalin gespritzt. Warum?

Mühsam setzte er sich auf und stellte fest, dass er auf einer morschen Holzkiste gelegen hatte. Auch die Wände des kleinen Zimmers, in dem er lag, waren aus Holz. Selbst die Löcher, die wohl einst einmal Fenster gewesen waren, waren mit Holz vernagelt. Einzig eine Türöffnung, durch die orangefarbendes Licht strömte und den Staub in der Luft sichtbar machte, war offen. Wo war er? Warum war er hier?

Wieso konnte er sich an nichts erinnern?

Und dann, als er sich gänzlich aufsetzte, wurde ihm bewusst, dass er nackt war. Warum war er nackt?

Unsicher zog er seine Beine an sich heran, um seine Blöße zu bedecken. Er traute sich nicht rauszugehen. Immerhin sah er hier nichts, womit er sich einkleiden könnte. Also musste er hier bleiben. Hier bleiben und warten.

Was war nur geschehen?

Er zitterte. Es war Herbst und wenn er das orange Licht richtig interpretierte, ging die Sonne gerade unter. Es wurde kalt. Was sollte er denn nur tun?

Draußen vor der Tür schien eine grüne Wiese zu liegen und soweit er sehen konnte, war dort draußen nichts anderes. Nur eine Wiese und ein paar Bäume. Keine Häuser, kein gar nichts. War er denn mitten in der Wildnis?

Er spürte ein brennen in den Augen und versuchte zu blinzeln, als ihm klar wurde, dass es Tränen waren. Verdammt. Er durfte nicht weinen. Sie würden nur wieder lachen. Doch es war ja niemand hier.

War es vielleicht einen Scherz, den sie sich mit ihm erlaubt hatten?

Immer und immer wieder ging er seine Erinnerungen durch. Er konnte sich an den Morgen in der Schule erinnern. Es war beschissen gewesen, wie immer. Er hasste die Schule. Und dann? Dann waren da Sam und Thomas und James gewesen. Sie hatten ihm aufgelauert und hatten ihn mitgenommen in diese Gasse. Hatten sie ihn irgendwie KO geschlagen und ihm die Kleidung weggenommen? Doch wie kam er dann hierher?

Warum konnte er sich an nicht mehr erinnern?

Es wurde langsam dunkel.

Was sollte er machen?

Die Wut in ihm war schon lange verebbt und nur der reinen Angst gewichen. Er verstand das alles nicht. Er wollte hier weg. Er wollte von hier fort.

Ein Rascheln erklang draußen. Als würde jemand durch Büsche gehen. Ein Rascheln und eine Bewegung, die er durch die Ritzen im Holz sehen konnte.

Er spannte sich an. Ein wildes Tier?

Es war definitiv kein Mensch?

Und tatsächlich. Einen Moment später trat etwas vor die Tür und ließ ihn zusammenzucken. Er dachte erst, es sei ein Hund, doch dann erkannte er, dass er sich irrte. Er hielt den Atem an. Es war ein Wolf. Es war definitiv ein grauer Wolf.

Das Tier sah ihn aus goldenen Augen an und kam dann in die Hütte hinein.

Sean starrte es an und dann begann das Tier seine Gestalt zu verändern.

Ein Mann stand vor ihm. Ein Mann von vielleicht vierzig Jahren. Sein Haar war bereits komplett ergraut. Eine Narbe zierte seine Wange. Er trug einfache Kleidung: Eine Jeans und ein dunkles Hemd, das bereits etwas mitgenommen aussah. Er musterte Sean. „Da bist du ja.“

Fassungslos starrte Sean ihn an. „Wer …?“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  YasuDesire
2017-08-21T12:41:04+00:00 21.08.2017 14:41
"Die Wut in ihm war schon lange verebbt und nur der reinen Angst gewichen. Er verstand das alles nicht. Er wollte hier weg. Er wollte von hier fort."
- sehr szenisch geschrieben!
 
Sehr charakterstark geschrieben. Man kann sich den Augenblick gut vorstellen und der Twist zum Ende machts noch irgendwie vollkommen. Gefällt mir :)


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