Star Trek - Icicle - 07 von ulimann644 (Operation Christkind) ================================================================================ Kapitel 3: Verbündete --------------------- 3. Verbündete Brücke der IKS CR´ENNAM Sternenzeit: 58974.0 Im Forlan-System Vor weniger als einer Minute, nach irdischer Zeitrechnung war der Verband von zehn der neuesten Klingon-Schlachtkreuzer der VOR´CHA-KLASSE unter Warp gegangen, und hielt direkten Kurs auf den dritten Planeten des Systems, Forlan-Prime. Von oben gesehen glichen die Hauptkörper der Kreuzer einem Delta, dessen Seiten stark nach innen gekrümmt waren. An der Spitze des Deltas verbreiterte es sich wieder etwas, und gabelte sich dann zur Doppelspitze des Bug-Moduls. Am Heck krümmten sich seitlich die Enden der Warpgondel-Pylone nach schräg unten weg. Im Vergleich zu den älteren Kreuzern der K´TINGA-KLASSE waren die beiden Warpgondeln der zehn Kreuzer dabei, im Verhältnis zur Gesamtmasse, auffallend größer. Was unerlässlich war, denn die Kreuzer der VOR´CHA-KLASSE maßen in der Länge immerhin 482 Meter und in der Breite 342 Meter, bei einer Höhe über Alles von 106 Metern, und sie erreichten, mit Warpfaktor von 9,85 eine weitaus höhere Maximalgeschwindigkeit im Überlicht-Bereich, als die veralteten D7-Kreuzern. Dabei ragte die Hälfte der Gondeln nach hinten, über das leicht geschwungene Heck des Kreuzers, hinaus. Insgesamt besaßen diese Kreuzer zwar deutlich größere Abmessungen, als ein Schwerer Föderations-Kreuzer der AKIRA-KLASSE, jedoch weniger Masse. Auch die Besatzungsstärke war mit 420 klingonischen Männern und Frauen annähernd identisch. Anders, als bei früheren Kreuzer-Klassen, lag die Brücke nicht auf dem Bug-Modul, sondern in einem trapezförmigen Schiffssegment, das hinter dem Bug-Modul über dem Hals aufragte, der den vorderen Teil des Deltas bildete. Gleich geblieben, im Vergleich zu früheren klingonischen Raumschiff-Entwürfen, war hingegen die Tatsache, dass sich das Modul des Hauptmaschinenraums immer noch am Heck befand und den höchsten Aufbau der VOR´CHA-Kreuzer darstellte. Wie eine Pfeilspitze geformt deutete diese Sektion in Flugrichtung dieser Kreuzer. Als Flaggschiff des Verbandes flog die I.K.S. CR´ENNAM an der Spitze einer perfekten Keilformation. Mit drei Kreuzern zu ihrer rechten Flanke, und sechs Kreuzern zur Linken. Überwiegend grün, durchbrochen von scharf abgegrenzten scharlachroten und goldenen Partien bei der massiven Plattierung, glänzten die metallenen Schiffshüllen im Licht des orange-gelben Hauptreihensterns Forlan. Auf dem Hauptbildschirm des Flaggschiffs erkannte der Kommandeur des Verbandes, Brigadier Karenn von Ademak aus dem Haus Kran´Talrak, die Raumstation, die der Fünften Taktischen Flotte der Föderation als Hauptquartier und Flottenbasis diente. Karenn von Ademak war sehr stolz. Stolz auf seine adelige Abstammung – der Namenszusatz Von Ademak zeugte von dem hohen Adelsstand seines Hauses – und stolz auf die Errungenschaften und Eroberungen seines Volkes. Doch eine so gewaltige Sternenbasis, wie STRATEGICAL STARBASE 71 hatte er noch nicht gesehen. Zwar hatte er sich mit den technischen Spezifikationen dieser Basis vertraut gemacht, vor seinem Abflug von Qo´noS, doch es war etwas ganz anderes, diese gewaltige Flottenbasis über dem dritten Planeten des Systems schweben zu sehen. Mit brennendem Blick starrten die dunklen Augen des über 1,90 Meter großen Brigadiers auf den Hauptbildschirm. Etwa ein Dutzend Raumschiffe der hier stationierten Taktischen Flotte operierten momentan in der nahen Umgebung der Station und vermittelte einen noch realeren Eindruck von den Ausdehnungen der Basis. Langsam erhob sich Karenn von Ademak aus dem Sessel des Kommandanten und er war in diesem Moment froh darüber, dass keiner seiner Offiziere sein Gesicht sah. Anders, als auf Raumschiffen der Sternenflotte, befand sich der Sitz des Kommandierenden Offiziers nicht hinter, sondern vor den erhöht stehenden Konsolen für die Kommunikation und der Taktik. Zwischen diesen beiden Stationen lag, im hinteren Bereich der Brücke, das Schott zum Hauptgang, der durch die gesamte Länge des Kreuzers führte. Rechts und links des Kommandantensitzes standen klingonische Männer und Frauen an Wandkonsolen, wobei die Konsole für die Steuerung rechts neben dem Hauptbildschirm angeordnet war. Rechts daneben lagen die Kontrollen für die Navigation. Auf der gegenüber liegenden Seite der Brücke gab es die Konsolen für die Energiesteuerung und für die Energieerzeuger und die Emitter der Tarnvorrichtung. Hoch aufgerichtet, die breiten Schultern leicht zurückgezogen, stand Karenn von Ademak im Kommandozentrum des Kreuzers. Wobei ihm das orange-rote Glühen der Sekundärbeleuchtung und der Bildschirme, in Kombination mit dem bläulich-weißen Licht, dass durch die massiven Deckengitter der Brücke fiel und scharfe Kontraste auf das Gesicht zauberte, dabei fast diabolische Züge verlieh Mit tiefer, rauchiger Stimme, grollte Karenn von Ademak, ohne sich dabei zum Kommunikationsoffizier umzudrehen, der an der rechten Seitenwand der fächerförmigen Brücke saß: „Öffnen Sie einen Kanal und rufen Sie die Station, Grolat.“ Der angesprochene Untergebene wandte sich um und erwiderte: „Wir werden soeben von der Station aus angerufen, General.“ Der Kopf des Brigadiers ruckte etwas zur Seite. „Auf den Hauptbildschirm!“ Das Abbild der Raumstation und seiner Umgebung wich dem Gesicht eines Admirals der Sternenflotte. Die Flecken, entlang des Halses und der Schläfen, entgingen dem klingonischen General nicht, und er wusste augenblicklich, dass er es mit Torias Tarun höchstpersönlich zu tun hatte. Das Kommandozentrum, in dem sich der Trill aufhielt und von dem Karenn von Ademak einen Ausschnitt auf dem Bildschirm erkennen konnte, schien in ihren Ausdehnungen, im Verhältnis zur Größe dieser Station, angemessen zu sein. Die blauen Augen des Trill blickten undefinierbar, als er deutlich betont sagte: „Ich begrüße Sie im Forlan-System, Brigadier Karenn von Ademak aus dem Haus Kran´Talrak. Sie, und alle Klingonen, die sich an Bord ihrer Kriegsschiffe befinden.“ Der Trill hatte offensichtlich in Erfahrung gebracht, wie er ihn korrekt anzusprechen hatte. Mit unbewegter Miene erwiderte der Brigadier: „Ich danke Ihnen, Admiral Tarun. Aber es heißt, seit drei Tagen Ihrer Zeitrechnung, nicht mehr Klingonen, sondern Klingons. Und nicht mehr Klingone, sondern Klingon, wenn ein Einzelner meines Volkes gemeint ist. Vor drei Tagen hat der Hohe Rat der Klingons entschieden, die alt-klingonischen Bezeichnungen wieder einzuführen. Ein entsprechendes Manifest, dass Sie in Ihre Datenbanken überspielen können, habe ich Ihnen mitgebracht.“ Der Trill auf dem Bildschirm runzelte die Stirn und deutete eine Verbeugung an. „Darüber reden wir, sobald Sie an Bord der Station sind. Halten Sie sich bereit, dass ihre zehn Kreuzer von einem Lotsen-Raumschiff empfangen werden. Es wird sie zu Ihren Liegeplätzen, in Hangarscheibe-3 geleiten. Die Station wird, Ihnen zu Ehren, einen Salut mit Quantentorpedos schießen, wenn Ihr Verband eine Entfernung von einhunderttausend Kilometern unterschritten hat. Bitte erschrecken Sie also nicht.“ Ein tiefes Grollen entfuhr der Kehle des Brigadegenerals. Dieser Tarun schien nicht zu wissen, dass Klingons niemals erschraken. Vor gar nichts. Das taten nur schwache Individuen, schwacher Spezies, und mit solchen in einen Topf geworfen zu werden fasste Karenn von Ademak als persönliche Beleidigung auf. Vielleicht lag das sogar in der Absicht des Admirals. Nun, man würde sehen. Eingedenk dessen, was Kanzler Martok ihm eindringlich mit auf den Weg gegeben hatte, verzichtete Karenn von Ademak darauf, augenblicklich Genugtuung vom Admiral, für diese Worte, zu verlangen. Er blickte lediglich finster drein und erwiderte: „Wir sind informiert. Sobald ich mich an Bord der Station befinde, werde ich Sie aufsuchen, Admiral Tarun. Karenn von Ademak, Ende.“ Auf den finsteren Blick des Brigadiers hin schloss Grolat den Kanal. Nur einen Herzschlag später fuhr Karenn von Ademak nach links herum, wo sich sein Erster Offizier, Commander Klaag, aufgebaut hatte. Den bereits leicht ergrauten Commander mit wildem Blick ansehend donnerte der Brigadier erzürnt: „Erschrecken, hat er gesagt! Als würde sich ein Klingon, noch dazu von edlem Geblüt, so wie ich, vor irgendetwas erschrecken! Am liebsten würde ich diese Station, mitsamt diesem arroganten Admiral darin, in winzige Stücke schießen!“ „Das könnte sofort geschehen, wäre Euer Wunsch Befehl, General!“, schnarrte Commander Klaag ohne zu zögern und sah seinen Vorgesetzten fragend an. Karenn von Ademak schlug sich mit der Faust gegen die Brust. „Zweifellos, Commander Klaag. Aber das wäre leider nicht im Sinne des Hohen Kanzlers. Kanzler Martok legt hohen Wert auf die Allianz mit der Föderation und den Romulanern, darum werden wir uns, trotz dieser Beleidigung, zurückhalten. Vorläufig zumindest, Commander. Aber denken Sie daran: Es gibt immer ein Später.“ „Natürlich, General.“ Auf dem Bildschirm verfolgte der Brigadier den weiteren Anflug auf die Station. Er wusste, dass die Sternenflotte 11 Salutschüsse für Brigadegenerale schoss. Für Botschafter hingegen wurden 19 Schuss abgefeuert. Als die zehn Klingon-Kreuzer die von Tarun erwähnten 100.000 Kilometer Abstand unterschritten, leuchteten, in Sekundenabständen, elf kurzlebige Kunstsonnen vor dem Verband auf. Karenn von Ademak, der mitgezählt hatte, ballte seine kräftigen Hände zu Fäusten. Entweder Admiral Tarun wusste nichts davon, dass ihn Kanzler Martok gleichfalls als Sonderbotschafter zur Station geschickt hatte, oder es handelte sich um eine weitere Beleidigung des Trill. Aber das würde er schon noch herausfinden. Mit einem ganz und gar unirdischen Knurren setzte sich Karenn von Ademak wieder in den Sessel des Kommandanten und starrte wütend auf den Hauptbildschirm. Oh ja, diesem anmaßenden Trill würde er schon beibringen, mit wem er es künftig zu tun bekam. * * * Ganz im Gegensatz zum Kommandeur des klingonischen Kampfverbandes war der andorianische General Vierter Verbandsgröße, Tar´Veron Talev guter Dinge, nachdem sein Kampfverband, bestehend aus 12 Schweren Kreuzern der KIR´LA´RHEN-KLASSE, und 18 Leichten Kreuzern der VA´LO´RAAN-KLASSE, von DEEP SPACE NINE abgelegt hatten. Momentan befanden sie sich, bei hoher Warpgeschwindigkeit, auf dem direkten Kurs zum Forlan-System. Talevs Rang entsprach dem Rang eines Sternenflotten-Commodore. Er war ebenfalls ranggleich mit einem klingonischen Brigadegeneral. Gelassen, dabei dennoch eine gesunde Selbstsicherheit ausstrahlend, saß der Andorianer im blau bezogenen Kommandanten-Sessel, auf der Brücke der VOR´TALAAN, dem Flaggschiff seines Kampfverbandes. Ein Kriegsschiff von 527 Metern Länge, 446 Metern Spannweite und 142 Metern Höhe, das er bereits seit dem Jahr 2376 befehligte. Diese beeindruckenden Kriegsschiffe waren auf dem aktuellen Stand der Föderationstechnik und verfügten über deutlich mehr Feuerkraft, als ein Raumschiff der SOVEREIGN-KLASSE. Diese Schiffsklasse galt als der legitime Nachfolger der KIR´TA´SHAN-KLASSE, zu der im 22. Jahrhundert die KUMARI gehört hatte, das Raumschiff des legendären Commanders, und späteren Generals, Thy´Lek Shran. Mit einer Länge von immerhin noch 372 Metern gehörten die 18 Leichten Kreuzer zu einer Schiffsklasse, die einem Raumschiff der INTREPID-KLASSE leicht überlegen war. Ihre Breite betrug 270 Meter und ihre Höhe 67 Meter. Etwa genau so agil, wie die Raumschiffe der INTREPID-KLASSE besaßen diese Leichten Kreuzer ein etwas höheres Offensiv- und Defensiv-Potenzial. Während die KIR´LA´RHEN-KLASSE erst seit etwa 28 Jahren im Dienst war, hatten die ersten Raumschiffe der VA´LO´RAAN-KLASSE bereits zwischen 2320 und 2330, nach und nach, die zu dem Zeitpunkt veralteten Typ-II-Kreuzer der VA´LA´KIAN-KLASSE ersetzt. Dabei hatte diese neue Klasse von Leichten Kreuzern seitdem zahlreiche Upgrades und einige Umbauten erfahren. Gemäß der Geheiminformation, die er von Captain Tar´Kyren Dheran vor zwei Tagen übermittelt bekam, hatte er, entgegen seiner eigentlichen Order, auf dem Weg zum Hauptquartier der Fünften Taktischen Flotte der Sternenflotte, DEEP SPACE NINE angeflogen und drei weitere Andorianer an Bord seines Flaggschiffs genommen. Außerdem befand sich Dherans Vater an Bord der VOR´TALAAN. Talevs Familie gehörte demselben Clan an, wie Dherans Familie, allerdings einem jüngeren Nebenzweig dieses Clans. Dennoch war das seit langer Zeit überholte Clan-Denken in Talevs Familie ausgeprägter, als bei vielen anderen andorianischen Familien. So wäre er niemals auf die Idee gekommen, die Bitte von General Den´Lyran Dheran auszuschlagen, als dieser, vor etwa drei Wochen, zum ersten Mal mit ihm Verbindung aufgenommen hatte. Besonders nicht, nachdem er vom Sohn des Generals erfahren hatte, worum es bei dieser Bitte ging. Ganz im Gegenteil, Tar´Veron Talev war sofort Feuer und Flamme gewesen, für die Operation Christkind. Während des Dominion-Krieges hatte Talev von einigen Risikoeinsätzen des damaligen Commanders, Tar´Kyren Dheran, erfahren. Etwas direkter mitbekommen hatte er, dass dessen Vater, General Den´Lyran Dheran, bei der Verteidigung seiner Heimat Andoria, gegen das Dominion, eine sehr aktive Rolle gespielt hatte. Talev war zwar Tar´Kyren Dheran nie persönlich begegnet, doch von dem, was er gehört hatte, musste er etwa von demselben Schlag sein, wie sein Vater. Zumindest was seine kämpferischen Qualitäten betraf. Allein schon deswegen war Talev sehr gespannt darauf, den Sohn von General a. D. Dheran bald kennenzulernen. „General, das führende von drei Navigationsschiffen hat Verbindung aufgenommen. Jedes dieser Navigationsschiffe soll das Geleit über zehn unserer Raumschiffe zu den drei Toren von Hangarscheibe-3 übernehmen“, meldete der OPS-Offizier, zu Talevs Rechten, und die Antennen des Generals spreizten sich leicht. Talev hatte Dheran deshalb in Gedanken mit dem Rang des Generals bezeichnet, weil er sich, obwohl offiziell im Ruhestand, auch weiterhin, wegen seines großen Erfahrungsschatzes, noch im Dienst des Andorianischen Generalstabes befand. Als Sonderoffizier zur besonderen Verwendung, wobei die Definition dessen, was man unter dieser besonderen Verwendung zu verstehen hatte, nicht eindeutig festgelegt war. Im Allgemeinen, so hieß es jedoch, war Dheran vom Andorianischen Oberkommando, als Sonderoffizier, mit weitreichenden Befugnissen ausgestattet. „Kampfverband in drei Gruppen splitten und den Anweisungen der Navigatoren folgen“, erwiderte Talev knapp und betrachtete dabei interessiert die Strategische Sternenbasis der Föderation, die immer gewaltiger vor dem Verband aufwuchs. Allein der Zentralturm durchmaß an den breitesten Stellen mehr als 1800 Meter. Von der unteren Spitze, bis zur oberen Spitze maß er 7860 Meter. In der Mitte, dort wo sich der Turm und die drei riesigen Hangarscheiben sich berührten, wirkte der Zentralturm eingeschnürt. Dort durchmaß der Turm lediglich 900 Meter. Die drei Hangarscheiben durchmaßen jeweils 4500 Meter und wiesen eine Höhe von 450 Metern auf. Im Zentrum auf der Oberseite der Scheiben erhoben sich die Kuppeln der Arboreten, mit 800 Meter Durchmesser pro Kuppel. Dabei bestanden die 250 Meter hohen Kuppeln selbst aus transparentem Panzer-Duralum, eingefasst in eine stabile Wabenstruktur aus Duranium. Tar´Veron Talev bemerkte kaum, dass er still dastand und fasziniert die Station auf dem trapezförmigen Hauptbildschirm der Brücke betrachtete. Mit fachkundigem Blick identifizierte der Andorianer die kombinierten, Torpedo-Phaser-Module. Es hieß, dass sie allein ausreichten, um die Station gegen eine ganze Flotte von Raumschiffen zu verteidigen, aber Talev wusste es, als erfahrener Raumstratege, besser. Wie jede Raumstation musste auch diese hier zwangsläufig alle Nachteile einer ortsgebundenen Verteidigung tragen, falls es zu einem Angriff kam. Ohne Raumschiffe, die zusätzlich zur Verteidigung bei der Station weilten, würde die Initiative immer bei einem potenziellen Angreifer liegen. Aus diesem Grund war Talev, trotz aller Faszination für dieses monumentale Verteidigungsbollwerk, froh darüber, der Kommandeur eines hoch mobilen Kriegsschiffverbandes zu sein. Als sich das Flaggschiff des andorianischen Kampfverbandes bis auf einhundert Kilometer dem Rand der Hangarscheibe, die ihn aufnehmen sollte, angenähert hatte, öffneten sich die drei gewaltigen Panzerpforten der Hangarscheibe, innerhalb von zehn Sekunden. Mittlerweile in drei gleich starke Verbände geteilt, steuerten die andorianischen Kampfschiffe, hintereinander die drei 200 Meter hohen, gähnenden Öffnungen an. Tar´Veron Talev war nicht der einzige Andorianer auf der Brücke, der beim Einflug ins Innere der Hangarscheibe den Atem anhielt. Majestätisch langsam durchflog der Schwere Kreuzer die Öffnung und glitt in den bläulich beleuchteten Bereich des Inneren der riesigen Hangarscheibe. Neben fünfzig Raumschiffen der Föderation entdeckte Talev einige der beeindruckenden klingonischen Kreuzer, die erst vor einer Stunde hier festgemacht hatten. „Die Hangarkontrolle übernimmt“, meldete die Pilotin der VOR´TALAAN. „Ich deaktiviere den Antrieb des Schiffes, General. Wir werden per Traktorstrahl zum Liegeplatz gezogen. Achtung: Jetzt.“ Instinktiv hatte Talev damit gerechnet, bei der Erfassung des Kreuzers einen leichten Ruck zu spüren, doch er blieb aus, und einige Offiziere auf der Brücke des andorianischen Raumschiffs wechselten bedeutungsvolle Blicke miteinander. „Die Hangar-Crew kann etwas“, stellte Tar´Veron Talev nüchtern fest. „Aber das war nicht anders zu erwarten.“ „Sie sagen es, General“, klang die Stimme von Den´Lyran Dheran dicht hinter dem Kommandeur des Verbandes auf. Unmerklich hatte Den´Lyran Dheran die Brücke des Kreuzers betreten und dem Platz des Kommandanten genähert. „Wenn Sie erlauben, dann begleite ich Sie, wenn Sie sich bei Admiral Torias Tarun vorstellen.“ „Natürlich habe ich nichts dagegen“, antwortete Talev. „So, wie ich Tarun einschätze, nach dem was ich über ihn gehört habe, wird er sich ohnehin mit Ihnen unterhalten wollen. Nicht primär wegen Ihres Sohnes, sondern weil der Admiral dafür bekannt ist, dass er sich speziell für alle geführten Schlachten des Dominion-Kriegs interessiert, an denen er nicht persönlich beteiligt war. Um ein gemeinsames Gesprächsthema werden Sie, und Admiral Tarun, also nicht verlegen sein.“ „Wohl eher um zwei oder drei“, gab der General außer Dienst launig zurück. „Zumindest gibt es da ein paar Themen, die mir selbst am Herzen liegen, und die nicht allzu viel mit dem Dominion-Krieg zu tun haben.“ Talev nickte verbindlich und beide Andorianer sahen wieder auf den großen Hauptbildschirm. Die VOR´TALAAN näherte sich unaufhaltsam dem inneren Andock-Bereich, ein Zylinder von 800 Metern im Durchmesser, der quasi die Nabe der Hangarscheibe bildete. Von dort aus reckten sich auf zwischen drei bis fünf Etagen Andock-Pylone in das Innere des Hangarbereich hinein. Dieselben Pylone gab es entlang der Außenwände, zwischen den drei Hangarpforten. Kleine Zubringer-Shuttles und Traktorstrahl-Schlepper schwebten zwischen den Raumschiffen umher und brachten Personen zu ihren Raumschiffen, oder verlegten Raumschiffe von einem Andockbereich zum anderen. Kaum war das große Kriegsschiff endgültig zum Halten gekommen, liefen bereits die ersten Klarmeldungen von den anderen neunundzwanzig Kreuzern des Verbandes ein. Bereits vor dem Abflug von DEEP SPACE NINE hatte General Talev entsprechende Befehle erlassen, die festlegten, dass immer nur ein Teil der Besatzungen Landurlaub bekam, und die Station betreten durfte. Die Einzelheiten regelten dabei die einzelnen Raumschiff-Kommandanten, so dass er sich nicht persönlich um diese Routinedinge kümmern musste. Er gab seinem ersten Offizier, einer hageren Andorianerin, ein Zeichen, bevor er sich an seinen Besucher wandte und fragte: „Sind Sie bereit, General?“ Den´Lyran Dheran nickte und in seinen blauen Augen, die einen Stich ins Violette besaßen, funkelte jene Unternehmungslust, die ihn schon in seiner Jugend ausgezeichnet hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)