Hana Kotoba von laruku ================================================================================ Kapitel 10: Endless Rain ------------------------ Unaufhörlich prasselte der Regen auf Kouyou, der seinen Kopf in den Nacken legte, damit die Regentropfen sein Gesicht bedecken konnten. Die Tränen die er vergoss vermischten sich mit den Tropfen und zogen kleine Bahnen über Kous Gesicht zu dessen Hals, die sich dann irgendwo verloren. Der Gitarrist war froh dass es so stark regnete, denn selbst wenn ihm jetzt Jemand entgegen käme, würde dieser nicht erkennen wie es um ihn stand und dass er weinte. Etwas was sowieso Niemand interessieren würde. Zumindest war dies seine Meinung. An Kaori dachte er nicht einen Moment. In seinem Kopf lief ein Film von vergangen Tage ab. Immer wieder sah er Reita. Sein Grinsen, wie er ihm den Ring gab, Sexszenen, wie er seine Hand hielt und schließlich wie er ihn raus geworfen hatte. Uruha war immer ein lebensfroher Mensch gewesen. Er liebte das Leben, genoss es und kostete es vollkommen aus. Dass er deshalb das ein oder andere mal über die Stränge geschlagen hatte gehört zu seinem Leben dazu und seine Freunde wussten wie er tickte und hatten es ihm nie übel genommen. Eigentlich war er immer gut gelaunt gewesen, nur Kaori kannte ihn auch anders. Aber jetzt war es so, als wäre nichts von dieser positiven Energie mehr in ihm. Alles wirkte grau und leer. Das einzige was er noch fühlen konnte, war Einsamkeit und unendliche Trauer, die ihn von innen heraus zu zerfressen drohte. Kouyou hatte das Gefühl, dass dies sich nie mehr ändern würde. Während er so in seiner Gedankenwelt versunken war, lief er unbewusst los. Er wusste nicht wohin ihn seine Füße tragen würden und dies war ihm auch vollkommen egal. Der Gitarrist wollte nur noch weg. Den Gedanken an Reita tat einfach zu weh und doch konnte er nichts anderes tun, als sich den Blonden immer wieder vorzustellen. Sein Herz schien immer mehr zu zerreißen und der Schmerz war nicht auszuhalten. Kou wollten diesen Schmerz nicht spüren, wollte Reita so nicht in Erinnerung behalten. Er wollte sich nur an die Momente erinnern, in denen er glücklich war. Aber weder sein Kopf noch sein Herz ließen das zu. Immer weiter lief der junge Mann durch die Dunkelheit der Nacht. Ob ihm Jemand entgegen gekommen war , hätte er nicht sagen können, nahm er sein Umfeld doch nicht wahr. Nichts war mehr wichtig, seitdem sein Herz zerschmettert wurde. Uruha hätte auch nicht sagen können, wie lange er schon unterwegs gewesen war, war dieses auch nicht mehr wichtig. Selbst seine Liebe zur Musik und die Band trat in den Hintergrund und wurden unwichtig. The GazettE hatten einen guten Gitarristen in Aoi und falls sie noch einen zweiten dazu haben wollten..... nun jeder war ersetzbar. Damals als Yune gegangen war um zu studieren, hatten sie nach kurzer Zeit Kai als Drummer angeworben. Warum sollte dies bei ihm anders sein? The GazettE würde weiter bestehen, mit oder ohne ihn. Nur kurz waren seine Gedanken bei der Band gewesen, als sie sich wieder Reita zuwendeten. So sehr Kou auch nicht an ihn denken wollte, so sehr sehnte er sich danach jeden einzelne Augenblick den er mit ihm verbracht hatte Revue passieren zu lassen. Jede kleinste Erhebung seiner Haut versuchte er sich in seinem Gedächtnis zurück zu rufen. Er versuchte sich vorzustellen, wie weich seine Haut gewesen war und wie heiß und gleichzeitig so sinnlich und dennoch voller Lust und Leidenschaft seine Küsse gewesen waren. Unwillkürlich gingen seine Gedanken weiter. Wie oft war er gefesselt gewesen, als sich Reita in ihm versenkt und wie sehr er es genossen hatte. Ein Schauer ging durch seinen Körper. Nicht wegen der Kälte der Nacht und des Regens, sondern wegen der aufkeimende Lust die ihn bei dieser Erinnerung einholte. Einen Moment ergab er sich diesem Gefühl, bevor er sich schüttelte, um dieses abzustreifen, wusste er, dass er nie wieder in diesen Genuss kommen würde. Noch immer in Gedanken lief Uruha weiter, bis er schließlich an das Ufer des Sumida, den Fluss der durch Tokyo floss und in Japan als Sumidagawa bekannt war, angekommen war. Früher war er gerne an den Uferterrassen die zirka zweistündige Strecke entlang gegangen. Hier kam man an verschiedenen Brücken, Sehenswürdigkeiten und Darbietungen von „Heaven Artists“, also Straßenkünstler, vorbei. Die Terrassencafés an der Uferpromenade boten, bei Kaffee oder Bier, einen schönen Blick auf den Tokyo Skytree. Aber von der besonderen Stimmung, die der Fluss darbot, bekam Kou nichts mit, viel zu sehr war er seiner Trauer erlegen. Der Gitarrist setzte sich ans Ufer und sah auf die tiefschwarzen Wellen, die sich träge bewegten. Wie trügerisch sie sind, ging es dem Gitarristen durch seinen Sinn. Die Flut hatte eine enorme Kraft und nicht nur Einen hatten die Strudel des Sumidas mit in die Tiefe gezogen, wobei man nicht wusste, wie viele von den Opfern, die der Fluss schon gefordert hatte, auch Menschen waren die ihres Lebens überdrüssig gewesen waren und sich so ihre Erlösung von ihrem Dasein geholt hatten. Der Regen hatte aufgehört und die Wolken zogen weiter, so dass nach und nach die Sterne den Himmel wieder in Beschlag nahmen. Ihr sanftes Licht wurde durch den Mond unterstützt und ihr Schein reflektierte sich auf dem Wellen des Flusses, die Kouyou leise zu locken schienen. Was hatte Uruha noch zu verlieren? Was hielt ihn noch hier? Es gab niemand mehr, dem er sich so hingeben konnte. Er fühlte sich vollkommen alleine und er hatte das Gefühl, dass er den Weg nicht alleine zu ende gehen könnte und er wollte es auch nicht. Dieses Leben würde ihm nur noch Schmerz und Leid bieten können und dies wollte er sich nicht antun. War es da nicht besser zu gehen? Einfach einen Schlussstrich ziehen und dem allem hier zu entgehen? Es würde ihn sowieso keiner vermissen. Letztlich würden alle ihr Leben weiter leben und ihn vergessen. Noch immer besah er sich die Wellen, die so beruhigend auf ihn wirkten, bis er sich entschieden hatte. Langsam zog er sich die Schuhe aus und stellte sie an das Flussufer, bevor er dem Ruf folgte. Die Kälte des Wassers, dass seine Füße umspielte nahm Kou nur kurz wahr, waren sie Nichts ihm Vergleich zu der Kälte die in seinem Herzen brannte. Kouyou bedauerte es nicht, dem Leben den Rücken zu kehren. Seine Familie sah er so selten, dass sie ihn sehr schnell nicht mehr vermissen würde. Reita, die Liebe seines Lebens hatte er verloren und die Band würde auch ohne ihn zurecht kommen. Es gab wirklich nichts mehr was ihn hier noch hielt. Immer weiter ging er in die Fluten, während er bei seinen trüben Gedanken verweilte, bis er an Kaori denken musste. Sie war die Einzige, die ihn wirklich gemocht hatte. Aber auch sie würde ihn eines Tages verlassen, sobald sie den Mann gefunden hätte, den sie liebte und mit dem sie eine Familie gründen würde. Ihr zukünftiger Mann hätte sicher etwas gegen ihre Freundschaft, war diese doch so tief, dass es ein Außenstehender nie verstehen würde. Wenigstens ihr sollte er Bescheid geben, bevor er sich in die Arme des Flusses begeben würde. Der Gitarrist blieb stehen und zog langsam sein Smartphone aus der Tasche. Kouyou stocke, war doch das erstes was er sah ein Bild des Gaze Bassisten, hatte er diesen als Bildschirmschoner verwendet, um ihm immer auf der einen oder andere Weise nahe sein zu können. Erneut wollten Tränen über seine Wangen laufen, aber letztlich fanden sie nicht ihren Weg und blieben an den Wimpern des jungen Mannes hängen. Wie lange er das Bild des Blonden ansah hätte er nicht sagen können, aber die Kälte machte sich langsam in seinem Körper breit. Dennoch wollte Kouyou nicht aus dem Wasser, auch wenn schon längst sich eine Gänsehaut auf seinem Körper gebildet hatte. Bald würde er nichts mehr spüren. Keine Kälte, keine Einsamkeit, kein Schmerz, nur noch ein paar Schritte und er wäre erlöst. Tief seufzte der Gitarrist, als er die Nummer seiner Freundin wählte. „Kao-chan, hier ist Kou. Ich wollte mich nur von dir verabschieden“, kam es leise von dem Gaze Gitarristen, der nicht viele Worte machen wollte. „Wie verabschieden? Ihr geht nicht auf Tour und auch sonst wolltest du nirgendwohin. Wo bist du?“, wollte die junge Japanerin wissen, wobei man aus ihrer Stimme heraus hören konnte, wie verwirrt sie war. Kouyou verreiste nie spontan und sie war immer die Erste die wussten, wenn er doch einmal unterwegs war. Kou plante seine Reisen immer lange im voraus, was durch sein Beruf auch notwendig war. Mit einer Hand hielt Kouyou noch immer sein Smartphone, während die Andere sacht über das Wasser glitt. „Das Wasser ist kalt und tief, aber das Licht der Sterne ruft Einen und lässt die Schwärze so verlockend sein“, murmelte Kou mit einem Lächeln. Ob ihn Kaori verstand oder nicht war ihm gerade vollkommen egal. „Kou, wo bist du?“, hörte der Musiker erneut die Stimme Kaoris. Uruha konnte nur zu gut die Besorgnis und die aufkeimende Panik seiner Freundin hören, was ihn allerdings nicht berührte. Dennoch sah er sich um, um ihr die Frage beantworten zu können, hatte er bis dahin sich gar keine Gedanken gemacht, wo er eigentlich war, war dies für ihn auch nicht von Bedeutung gewesen. Es dauerte eine Weile, bis der Gitarrist wusste, wo er sich befand, doch gab er dann die gewünschte Auskunft, wobei er immer noch über die seichten Wellen strich und dabei lächelte. „Warte auf mich Kou. Versprich mir dass du auf mich wartest. Ich komme so schnell ich kann. Ich will dich nicht alleine lassen. Bitte warte auf mich“, bettelte die junge Japanerin, was Kouyou noch mehr lächeln ließ. „Du musst nicht bei mir sein Süße. Behalte mich in gute Erinnerung. Denk ab und zu mal an deinen Onii-chan“, bat er die junge Frau, wollte er doch nicht ganz vergessen werden, auch wenn er wusste, dass dies über kurz oder lang dennoch geschehen würde. „Bitte Kou, rede nicht so. Erzähle mir lieber was passiert ist“, wollte Kaori wissen. „Was passiert ist?“ Kurz ließ Kouyou die Szene Revue passieren, was zur Folge hatte, dass er erneut weinen musste. „Er hat mich raus geschmissen. Aber das war nicht das Schlimmste“, Uruha verstummte, hörte er doch wieder die Worte die Reita so kalt geäußert hatte und wieder erschien es ihn, als ob sein Herz zerfetzt wurde. Hart schluckte er, da er die Worte eigentlich nicht wiederholen wollte. „Was war so schlimm, Kou? Was hat er gesagt? Was wollte er von dir?“, hakte Kaori nach. Ihre Stimme war so sanft, dass Uruha eine Gänsehaut bekam. Allerdings war diese Gänsehaut von der angenehmen Sorte. Kouyou hatte das Gefühl, dass irgendetwas versuchte durch den ganzen Dreck und der Finsternis, die in seinem Inneren wohnte, hervor zu brechen. Etwas, dass sich warm und gut anfühlte. Einen Moment genoss er das Gefühl, versuchte es dann aber mit aller Macht wieder zu unterdrücken. Er wollte nicht, dass es ihm gut ging, denn dies hieße nur, dass er sich neuem Schmerz aussetzten würde, denn dies wäre sicherlich irgendwann die Folge davon. Lieber wollte er es jetzt zu Ende bringen, als dieses Risiko einzugehen. Dennoch machte er keinen weiteren Schritt in die dunklen Fluten, sondern hielt sich krampfhaft an seinem Smartphone fest, als wäre dieses sein rettender Anker. „Er sagte...“, erneut stockte Kou, war es einfach zu schmerzhaft, die Worte zu wiederholen und dennoch wollte Uruha, dass Kaori wusste,warum er gehen wollte. So versuchte er stark zu bleiben und die Tränen herunter zu schlucken. „Er sagte, dass wir nie ein Paar werden würden, dass er mich letztlich nur als Zeitvertreib genutzt hatte und dass.... dass... er hätte... Kao.... er sagte er hätte Jemanden gefunden, der besser wäre als ich. Es tat so verdammt weh. Wie soll ich weiterleben mit diesem Wissen? Wie soll ich in der selben Band spielen wie er, wenn ich Tag für Tag daran erinnert werde? Ich kann das nicht. Ich will das nicht. Ich ertrage es nicht, zu wissen, dass er Jemand anderes an seiner Seite hat. Ich will nicht mehr leben und diesen Schmerz spüren, der mich nie wieder alleine lassen würde. Bitte versteh mich. Ich liebe ihn und er hat mich zerstört. Warum hat er das getan? Sag es mir. Wie kann man so sein?“ Seine Worte die erst leise und langsam waren, wurden immer hektischer, bis er schließlich fast über seine eigene Worte gestolpert wäre. Auch wenn Kouyou Fragen gestellt hatte, wollte er nicht wirklich eine Antwort darauf, denn seine Seele verlangte nicht danach, sondern sehnte sich nach ein paar lieben Worte, die ihm zeigten, dass er nicht Abfall war, denn genauso fühlte er sich gerade. „Kou, Reita ist ein Arschloch. Er hat nicht erkannt wie wundervoll du bist und wie kostbar deine Liebe ist. Bitte Kou, glaube mir. Du bist es wert geliebt zu werden...“ Kaoris Stimme verstummte und Uruha spürte zwei Arme die sich um seine Hüften und einen Kopf der sich zwischen seine Schulterblätter legte. Kou ließ sein Smartphone fallen, sah auf die Arme die ihn umschlangen und legte seine Hände kurz auf diese, bevor er sich umdrehte. Kaoris wunderschöne Augen sahen ihn an und er musste lächeln. Es tat so gut sie zu spüren und so legte er nun selbst seine Arme um die junge Frau. „Bitte Kou. Lasse mich nicht alleine. Ich brauche dich. Ich erwarte nicht dass du vergisst, aber lasse mich dir helfen. Bleib bei mir. Ich könnte es nicht ertragen, wenn du von mir gehen würdest. Kou ich....“ Kaori sah kurz zum gegenüberliegende Ufer, schien sie doch mit sich zu kämpfen. Uruha wusste nicht was er sagen, oder tun sollte, aber er wusste, dass Kaori noch nicht fertig war und deshalb wartete er, bis sie den Mut hatte, ihm das zu sagen was sie wollte. Allerdings festigte er seinen Griff und zog sie noch näher an seinen Körper. Die Wärme die ihn durchzog tat gut und schmerzte zur gleichen Zeit und dennoch wollte er dieses Gefühl. Sanft begann er ihren Rücken zu streicheln, wobei er das Kribbeln genoss, dass von seinen Fingerspitzen ausging und durch seinen Körper zog. „Kou...“, erneut sah Kaori Uruha an. „Ich... ich.. Kou bleib bei mir, weil.. ich... ich liebe dich Kou. Verlasse mich bitte nicht“, kam es von der jungen Frau in deren Augen es zu glitzern begann. „Ich liebe dich so sehr. Ich könnte es nicht ertragen. Bleib bei mir, auch wenn du nur mein Freund sein kannst... ich will dich nicht verlieren“, flüsterte sie und legte ihren Kopf auf seine Brust. Irritiert sah der junge Mann Kaori an. Nie hätte er geglaubt, dass sie solche Gefühle für ihn hegen würde. Bisher hat er sie immer nur als seine kleine Schwester angesehen. Er hat sie geliebt, aber nicht auf diese Weise. Zumindest hat er nie darüber nachgedacht, waren seine Gefühle und Gedanken doch immer bei Reita gewesen und jetzt mit dieser Wahrheit konfrontiert zu werden überforderte ihn. „Du liebst mich?“, stellte er überrascht die Frage, die aber mehr eine Aussage für ihn war. Noch immer wusste er nicht wie er sich verhalten sollte und das Nicken, dass er an seiner Brust spürte half ihm auch nicht weiter. Er liebte Reita und er glaubte nicht, dass sich dies jemals ändern könnte, aber jetzt da er wusste, dass Kaori ihn liebte konnte er auch nicht einfach gehen. Sie sollte nicht den selben Schmerz des Verlustes durchleben wie er. Aber genauso wenig konnte er ihr versprechen, dass er irgendwann einmal die selbe Gefühle für sie hegen würde, wie sie für ihn. Aber vielleicht war es gut bei ihr zu bleiben, denn auch wenn er sie nicht liebte konnte er wenigstens versuchen sie glücklich zu machen. Das musste ja nicht heißen, dass sie ein Paar werden würden, aber ihr Bruder konnte er sein und vielleicht würden sie zusammen jemanden finden, den sie lieben konnte. Sanft legte er seinen Finger unter ihr Kinn und hob es an, damit sie ihn ansehen musste. „Ich verspreche dir, dass ich dich nicht verlassen werde, aber ich kann dir nicht versprechen, dass ich dich auf diese Weise lieben kann. Wenn du mich dennoch in deinem Leben willst...“ Kou unterbrach sich, hatte er gerade das Gefühl in den Iriden Kaoris zu versinken. Er hatte gar nicht gewusst wie tief und unergründlich diese waren. Obwohl er noch immer im Wasser stand und frieren müsste, tat er dies nicht. Ganz im Gegenteil verströmte die Frau in seinen Armen solch eine Hitze, dass es ihm wohlig warm war. Er fühlte sich gut, was ihn noch mehr irritierte. Der Wunsch sie zu berühren und zu streicheln wuchs in ihm. Kouyou sah sich Kaori genauer an. Sie war hübsch, stellte er fest. Er zog sie noch näher an sich, ohne seinen Finger von ihrem Kinn zu lassen, damit sie ihn weiterhin ansah. So gut wie gerade in ihren Armen hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Selbst als er mit Reita zusammen gewesen war, hatte er am Ende nicht mehr dieses Gefühl der Geborgenheit empfunden. Kaori nickte leicht. „Ich will dich Kou. Ich will dass du bei mir bist. Ich weiß, dass du mich nicht liebst, aber solange du bleibst bin ich glücklich“, versicherte sie ihm. Natürlich wusste Kouyou, dass dies nicht so ganz stimmte, denn wenn man Jemanden liebt, dann will man ihm auch nahe sein. Er wusste, dass er es ihr schwer machen würde, aber er wollte bei ihr sein. „Lass uns nachhause gehen“, bat sie ihn und obwohl Uruha nickte machte er keine Anstalten sich zu bewegen. Viel lieber sah er weiter in ihre Augen, die einen samtenen Glanz hatten. Ihr ebenmäßiges Gesicht faszinierte ihn. Er löste seinen Finger von ihrem Kinn und strich sanft über ihre Wange. Der angenehme Schauer der durch seinen Körper lief konnte er nur genießen. Als sein Blick auf ihre Lippen ging wuchs der Wunsch diese zu berühren. Kouyou verstand nicht was sich gerade in ihm abspielte, aber das spielte auch nicht wirklich eine Rolle. Er ließ sich einfach von seinen Wünschen ziehen und legte seine Lippen auf die seiner Freundin. ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ ~ Heute war der erste Tag, an dem Kouyou wieder an der Bandprobe teilnehmen musste. Kaori, bei der er seit dem Vorfall lebte, hatte Kai angerufen und diesem mitgeteilt, dass Uruha auf unbestimmte Zeit wegen Krankheit ausfallen würde. Da für den Rest des Jahres nichts mehr anstand, hatte es keine Probleme gegeben und Kai hatte ihm gute Besserung gewünscht und gemeint, dass er sich auskurieren sollte. Aber irgendwann konnte er die Proben nicht mehr heraus zögern. Mit schweren Herzen ging er zu dem Bandraum und zögerte einen Moment, bevor er die Tür öffnete. „Hi Leute“, murmelte er und setzte sich auf das Sofa. Als die Anderen ihn begrüßen wollte, hob er seine Hand um ab zuwinken. Er wollte nicht reden, sondern nur so schnell wie möglich die Probe hinter sich bringen. Als Aoi trotzdem zu ihm gehen wollte, hielt ihn Kai zurück und flüsterte diesem etwas ins Ohr, worauf der Rhythmusgitarrist nickte und zu seinem Platz zurück ging. Kouyou wusste selbst, dass sein Lächeln schief war, doch konnte er dies nicht ändern und der Drummer schien sofort bemerkt zu haben wie es um den jungen Mann stand. Zudem war es offensichtlich, musste man nur zu Reita und Ruki sehen. Der Blonde hatte den Sänger auf seinem Schoß und küsste sich langsam an dessen Hals entlang. Das leise „ich liebe dich“, dass über die Lippen des Bassisten kam und dessen glückliches Lächeln schmerzten Uruha, da er jetzt wusste, wer der Bessere war. Tränen brannten in ihm, die er aber nicht weinen würde. Statt dessen sah er Kai bittend an. „Lass uns anfangen Leader“, bat er ihn, konnte er nicht zusehen wie die Beiden sich gaben. Kai nickte nur, setzte sich hinter sein Drums, damit sie beginnen konnten. Uruha hatte sich vollkommen verausgabt, so dass der Schweiß an seinem Körper herunter lief und seine Haare an seinem Kopf klebten und dennoch hatte er das Gefühl sich nicht ganz ausgepowert zu haben, als Kai die Probe als beendet erklärt hatte. Am liebsten wollte er sofort den Bandraum verlassen, aber Kaori wollte ihn abholen und so beschloss er erst einmal hier zu warten. Er setzte sich auf das Sofa, nahm eine Wasserflasche aus seiner Tasche und öffnete sie, um einen großen Schluck zu nehmen. Dabei fiel sein Blick auf Reita, der den Sänger auf seinen Schoß zog und ihn sanft zu streicheln begann. Er hatte gewusst dass der Blonde ein Arschloch war, aber dass ihm die Gefühle andere so kalt ließen, hatte er dennoch nicht für möglich gehalten. Zumindest nicht in diesem Ausmaß, musste er doch wissen, dass der Anblick für den Gitarristen kaum zu ertragen war. Gerade wollte Uruha etwas dazu sagen, als die Türe zum Proberaum aufging und Kaori eintrat. Als sie Kouyou ausmachte legte sich ein bezauberndes Lächeln auf ihre Lippen. Kou war gerade im Begriff aufzustehen um Kaori in den Arm zu nehmen und dann nachhause zu gehen, als deren Blick auf das interne Pärchen fiel. Ihr sanfter Blick wurden augenblicklich hart und ihre ganze Wut und ihr Zorn spiegelten sich in ihrem feingeschnittenen Geschicht. Empört hob sie ihren Finger und deutete auf den Bassisten. „Wie kannst du es wagen du miese kleine Ratte? Was bildest du dir eigentlich ein wer du bist? Erst zerstörst du ein Leben und dann..“, wild zeigte sie zu Ruki und dann wieder zu ihm. „Was soll das du Arschloch? Hast du nur einen Gedanken an Kou verschwendet? Wohl kaum, sonst hättest du Ruki nicht auf deinen Schoß und... du widerst mich an Reita. Wie widerlich kann man eigentlich noch sein? Erst machst du Kou zu deinem Sklaven, quälst ihn, dass er bis heute noch Narben davon hat und dann hast du hast ihm Hoffnungen gemacht und behaupte nicht dass du es nicht gewusst hast. Lügen brauchst du definitiv nicht. Was hast du dir nur dabei gedacht? Vermutlich gar nichts, wie ich sehe. Du wusstest wie sehr dich Kou liebte und du Arsch hast ihn ausgenutzt für deine Zwecke. Wenn du wenigstens ihm von Anfang an gesagt hättest, dass du nur Sex von ihm willst und nie mehr zwischen euch geben würde... aber nein der Herr wollte ja nur das Kou leidet. Gib zu dass du es genossen hast, wie sehr er dich geliebt hat und dafür alles mit sich hat machen lassen.“ Als Reita dazu etwas sagen wollte, schnitt die junge Frau ihm das Wort ab. „Ich bin noch nicht mit dir fertig, also halt bloß dein Maul. Weißt du was die Krönung war? Wisst ihr es?“, Kaori sah die Members von GazettE der Reihe nach an, doch keiner von ihnen wollte oder konnte etwas dazu sagen. So fuhr sie fort. „Wisst ihr wie er mit Kou Schluss gemacht hat? Er hat ihn rausgeworfen mit den Worten, dass er ihn nicht mehr braucht, da er Jemand besseres gefunden hätte. Ich nehme an das bist du Ruki. Lass dich nicht auf diesen Dreckskerl ein. Liebe kennt er nicht. Er wird dich genauso aussaugen wie er es bei Kou getan hat und wenn er genug hat, dann sucht er sich Jemand anders. Ist es nicht so Reita? Du brauchst nicht antworten, du hast durch deine Taten gezeugt was du für ein Schwein bist. Kou.... verdammt Kou ist der wundervollste Mensch den ich kenne und du hast es geschafft dass er nicht mehr leben wollte. Er wollte sterben wegen dir. Du hast nichts verdient Reita. Kein Respekt und erst recht keine Liebe. Du bist das Letzte und ich hoffe, dass du eines Tages genauso leiden musst wie es Kouyou getan hat. Nur sollst du dann keinen an deiner Seite haben, der versucht dir Halt zu geben. Arschloch“, speite sie dem Bassisten entgegen, der nicht einmal die Möglichkeit erhielt sich zu wehren. Kaori drehte sich und sah Kouyou an. Noch immer war ihre Wut nicht verraucht. „Lass uns gehen Kou, ich kann und will diesen Wichser nicht mehr sehen“, kam es von ihr, bevor sie aus den Proberaum stürmte. Stumm hatte Uruha den Ausbruch seiner Freundin zugesehen und etwas in ihm begann sich zu befreien, hatte sie doch alles gesagt, was er nur zu gerne selbst geäußert hätte. Dennoch folgte er ihr noch nicht, denn irgendetwas hielt ihn zurück. Er schien wie paralysiert zu sein, unfähig sich zu bewegen. Sein Blick war starr auf Reita und Ruki gerichtet. Die Gesichtsfarbe des Sängers ist immer bleicher geworden und er war nun aschfahl. Langsam drehte er sich zu Reita. „Ist das wahr, was sie gesagt hat? Hast du Kou gequält“, wollte der Sänger wissen. „Ich hatte dir gesagt, dass ich hart zu den Männern war. Das habe ich dir gesagt“, gab der Bassist leise zu. „Und du hast auf diese Weise mit ihm Schluss gemacht?“, wollte Takanori wissen. „Du hast gesagt, dass du nur dann mit mir zusammen kommen willst, dass wir ein Paar werden, wenn ich mich von ihm trenne“, versuchte er sich zu erklären. „Ja das habe ich. Aber nicht so. Wie kannst du nur Reita? Jeder hat ein Herz und das zertrampelt man nicht. Ich hätte nie gedacht, dass du so ein Arschloch sein kannst. Ich liebe dich Reita, aber ich will nicht genauso enden wie Kouyou.“ Langsam stand der Sänger auf und sah noch einmal zu dem Bassisten. „Es ist aus Reita und versuche es nicht mich zurück zu holen. Mit so Jemanden will ich keine Beziehung. Es ist aus und vorbei. Für immer“, kam es von dem Sänger, bevor er zu Kouyou ging und seine Hand auf dessen Schulter legte. „Es tut mir Leid Kou.“ Kurz sah er ihn noch mal an, um dann auch den Bandraum zu verlassen. In Kouyou schien sich etwas zu lösen. Er fühlte sich befreit, so als wäre eine schwere Last von ihm abgefallen. Es war nicht so dass er es Reita gönnte, es war viel mehr so, dass es ihm vollkommen egal war. Als sein Blick auf Reita fiel, der zusammengekauert auf seinem Platz saß und aussah wie ein gebrochener Mann, tat er ihm fast schon etwas leid. Was aus ihm wurde war ihm aber völlig egal. Es tat einfach nicht mehr weh ihn zu sehen, oder an ihn zu denken und diese Erleichterung die er spürte ließ ihn lächeln. Langsam stand Kouyou auf und hob seine Hand zum Abschied, auch wenn er nichts sagte. Fast schon leichtfüßig verließ er das PSC Gebäude, wo Kaori auf ihn wartete. Als er sie sah wusste er endlich was er wollte. Sanft zog er sie in seinen Arm und legte seine Hand auf ihren Bauch, den er liebevoll streichelte. „Willst du mit mir in ein gemeinsames Haus ziehen?“, fragte er sie, bevor er ihre Lippen mit den seinen verschloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)