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Hana Kotoba

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Eigentlich hatte ich nicht vor dieses Kapitel zu schreiben. Aber auf Grund des Kommentares von Hina-Panda habe ich mich kurzfristig um entschieden. Ich hoffe es gefällt dir. Komplett anzeigen

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Misery

Als Kou die Tür seiner Wohnung öffnete, kam ihm eine Wärme entgegen, die ihn zu erschlagen schien. Der Gitarrist hatte zwar den Temperaturregler nicht auf hoch gestellt, dennoch war es für ihn in diesem Moment viel zu heiß. Schnell entledigte er sich im Flur seiner Schuhe und seines Mantels, den er an der Garderobe auf hängte, um dann die Heizung auszustellen und das Fenster in seinem Wohnzimmer weit zu öffnen. Tief atmete er die kalte Dezemberluft ein. Eine ganze Weile stand er am Fenster und genoss die fast schon schneidende Luft, die verhinderte, dass sich seine Tränen ihren Weg über sein Gesicht suchten. Er wollte nicht weinen. Diese Genugtuung würde er dem Bassisten nicht geben, auch wenn dieser sie gar nicht sehen würde.
 

Wütend darüber, dass ihn Akira so schnell aus der Fassung bringen konnte, wendete er sich vom Fenster ab und ging in den Essbereich, dass durch einen großen Kamin vom Wohnzimmer geteilt wurde. Die matte, pulverartige Ausstrahlung und das gemasertes Design der weißen Bodenfliesen ließen die Farbschattierungen lebendig wirken, war jede keramische Fliese aus dieser Serie ein Einzelstück. Aus dem weißen Sideboard an der Wand holte er eine Flasche Zarskaya Gold und ein original Grey Gose Vodka Glas. Eigentlich war das Glas, dass eine konische Form besaß ein Longdrinkglas, da aber Uruha vor hatte sich zu betrinken, erschien die Größe ihm geeigneter als ein Shotglas. Kouyou hatte ein Set der Gläser irgendwann einmal geschenkt bekommen, aber nie genutzt. Jetzt war es seiner Meinung nach Zeit dies nachzuholen. Mit dem Fuß schloss er die Tür des Sideboards und sah dass Etikett der Flasche an, als er zurück, um den Kamin ging und die Flasche samt Glas auf den weißen runden Tisch der vor seiner großen auch in weiß gehaltene Wohnlandschaft stand, stellte.
 

Bevor der Gazettegitarrist sich setzte umrundete er das Sofa, um seinen PC hoch fahren zu lassen. Uruha hatte Reitas Solos aus den Songs geschnitten, neu gemischt und dies auf seiner Festplatte verewigt. Kou wollte, nein er musste ihn jetzt hören, auch wenn er wusste dass dies ihn erneut schmerzen würde. Nach scheinbar endlosem Warten setzte er sich seinen kabellosen Kopfhörer auf, musste er die Musik laut hören und spüren wie der Klang des Basses in seinen Magen fuhr und ein Kribbeln hinterließ, dass ihn immer zufrieden seufzen ließ. Aus Rücksicht zu seiner Nachbarn benutzte er bei dieser Lautstärke immer die Kopfhörer. Ob er sich das Gefühl, dass er dabei empfand nur einbildete, oder es tatsächlich so war, wusste er nicht. Aber dies spielte auch keine Rolle.
 

Mit dem harten Rhythmus im Ohr und einem Lächeln auf den Lippen ging er auf dem braunen Holzboden zu seinem Sofa und ließ sich darauf fallen. Das indirekte Licht hat er zuvor gedimmt und den Kamin entfacht. Den Flachbildfernseher, der über die Flammen, die durch eine Glasfront abgeschirmt waren, hing, ließ Kou aus. Er hatte keine Lust sich bewegte Bilder anzusehen. Er wollte sich einfach nur betrinken und mit seinen Gedanken bei Akira sein.
 

Erneut nahm er den russischen Vodka an seinen zwei Griffmulden in seine Hand. Uruha wusste, dass sich hinter dem Porträt von Zar Peter dem Großen im Goldschnitt auf der Apothekerflasche sich ein samtiger Brand versteckte. Lindenblüten und eine Spur Lindenblütenhonig runden den Vodka geschmacklich ab und machen ihn sanfter. Das Wasser für diesen Vodka stammt aus dem Ladogasee, angeblich wird er abschließend durch Goldfilter geschickt und so mit 24 karätigem Gold verfeinert. Aber das Alles war dem Mann vollkommen egal, hatte er zu diesem Zeitpunkt nur sein Ziel im Auge, auch wenn man den Brand zwischen 16 und 18 Grad trinken sollte, damit sich der Geschmack vollkommen entfalten konnte. Aber die Flasche jetzt noch für eine Stunde in den Tiefkühler zu legen, damit er auf diese Temperatur herunter kühlte, dauerte ihm viel zu lange.
 

Nachdem er die Flasche geöffnet hatte, schenkte er sich ein Glas elegant und stilvoll ein. Rein wie das Wasser zeigte sich der Zarskaya Gold Vodka im Glas und entließ seine Duftnoten im Raum. Mit seiner freien Hand lockerte er den Konten seines Schlipses, dass dieser locker um seinen Hals lag. Erst jetzt lehnte er sich zurück und nahm einen kräftigen Schluck des Brands. Auf den unverzeihlichen guten Geschmack achtete der Musiker kein Stück, waren seine Gedanken schon längst wieder bei seinem Freund. Gedankenverloren drehte er das Glas in seiner Hand, bis er es erneut an seine Lippen setzte um den Rest in einem Zug zu leeren.
 

Kurz wollte er seinem inneren Drang nachgeben und das Glas an die Wand werfen. Allerdings tat er dies nicht, würde sich dadurch nichts an seiner Situation ändern. Stattdessen stellte er das Glas wieder auf den Tisch und nahm die Flasche zur Hand. Doch diesmal füllte er nicht das Glas, sondern setzte die Flasche an um aus ihr zu trinken, hoffte er auf diese Weise schneller betrunken zu sein und so seinem Schmerz wenigstens für ein paar Stunden zu entkommen.
 

In Gedanken sah er sich wieder an der Wand, spürte das Verlangen und die Hitze, die von Reita ausgegangen war und ein leises Stöhnen kam über seine Lippen, auf denen er noch die Gegenstück des Mannes spürte den er so liebte. Unwillkürlich legte er seine Finger auf seine Lippen und strich diese nach. Seine Augen hatte er längst geschlossen, wollte er doch unbedingt in dieser Traumwelt verweilen. Erneut spürte er das Verlangen, dass ihn angetrieben hatte dem Bassisten genau das zu geben was dieser wollte. Er hatte sich erniedrigt, hatte ihm gezeigt, dass dieser mit ihm spielen konnte, dass er die vollkommene Gewalt über den Gitarristen hatte.
 

Wut machte sich in Kouyou breit. Wut auf Reita, der seine Schwäche so gnadenlos ausnutzte. Aber auch Wut auf sich selbst, dass er dem Blonden nicht widerstehen konnte. Er wollte kein Spielball sein und dennoch hatte er sich genauso verhalten. „Du Arschloch... Scheißkerl...Fick dich doch“, kam es erbost über seine Lippen, bevor einen neuen Schluck des Vodkas zu sich nahm. Mit seinem Handrücken wischte er sich über seinen Mund, auch wenn auf diesem keine Rückstände des Alkohols war. „Ja, du bist ein Arschloch und ich ein Idiot dich gewähren zu lassen. Aber das war das letzte Mal. Ich schwöre es dir. Ich lass mich nicht benutzten. Geh doch wieder zu irgend einem Fremden und hol dir die Krätze“, war es aufgebracht von ihm zu vernehmen, auch wenn ihn niemand hörte.
 

Ein neuer Schluck des Vodkas ging durch seine Speiseröhre und ließ seinen Magen warm werden. Immer noch hörte er das Bassspiel des anderen Mannes, hatte er den Mix auf Dauerschleife gestellt und etwas brach in ihm. Seine Wut verrauchte genauso schnell, wie sie gekommen war und hinterließ nur noch Verzweiflung. „Warum Aki? Warum tust du mir das an?“ Die Tränen brannten in seinen Augen und wollten sich ihren Weg suchen, aber Kouyou versuchte diese zwanghaft zurück zu halten. Niemand war hier niemand würde es sehen, aber ein kleines bisschen Stolz dass er sich immer noch in ihm verbarg verbot es ihm.
 

Während er versuchte nicht zu weinen, trank er immer mehr, so dass sich die Flasche rasch zu Ende neigte. Irgendwann schlief er ein, wobei ihm sein Kopfhörer herunter rutschte. Ob es aus Erschöpfung oder die Folge des Alkoholkonsum war, konnte man nicht sagen, aber das spielte am Ende keine Rolle. Kouyou hatte sich in der Embryostellung auf seiner Wohnlandschaft zusammen gerollt, immer noch die Flasche in der Hand, die irgendwann zu Boden fiel und der Rest des Inhaltes sich auf seinem grauen Teppich ergoss, um dort eine kleine Pfütze zu hinterlassen. Unruhige Träume jagten ihn, in denen Reita die Hauptrolle spielte. Aus diesem Grund hörte er sein Smartphone nicht, dessen Ton ihn sonst aus dem Schlaf riss.
 

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Ein nerviges Dauerklingeln weckte den Musiker. Er wusste nicht wie viel Zeit vergangen war und es war ihm auch egal, schließlich hatten sie bis zum dritten Januar frei. Erst danach müsste er wieder in die PSC. Wer störten ihn also um diese Uhrzeit und ließ ihn nicht seinen Rausch ausschlafen? Noch immer nicht im hier und jetzt setzte er sich auf und strich sich durch sein Haar. Langsam öffnete er seine Augen, was er lieber vermieden hätte, meldeten sich seine Kopfschmerzen mit immenser Intensität. Leise stöhnte der Gitarrist, als sein Blick zu Boden ging und er die Flasche Vodka auf dem Boden sah. „Shit“, entfuhr es dem Gazegitarristen und hob sie auf, um sie auf den Tisch zu stellen. Noch immer war etwas in der Flasche, doch Kouyou würde einen Teufel tun, diese zu leeren. Er beugte sich nach vorne und befühlte die Stelle an der der Brand ausgelaufen war. //Nass. Na super, das hat mir gerade noch gefehlt//, ging es durch seinen Kopf. Den Teppich würde er reinigen lassen müssen. Aber sein Holzboden würde wohl keinen Schaden nehmen. Zum Glück hat er sich damals für einen geölten Boden entschieden. So würde es ausreichen, die Stelle mit etwas Holzreiniger zu behandeln.
 

Noch immer war seine Türklingel nicht verstummt. Genervt stand er auf um die Tür für seinen Besucher zu öffnen, von dem er hoffte, dass dieser gleich wieder verschwand. Als Uruha die Tür öffnete und Kaori davor stand, versuchte er diese anzulächeln, was ihm aber vollkommen misslang, ließ der Kater, den er vom Vorabend hatte dies nicht zu. „Siehst du beschissen aus“, war das Erste was der Gitarrist zu hören bekam. „Danke für die Blumen, ich habe dich auch lieb“, erwiderte Kouyou. Er konnte es sich vorstellen, wie er aussehen musste, hatte er noch immer den Anzug von gestern an, der jetzt vollkommen zerknittert war. Seine Haare waren zerzaust und an seinem Gesicht konnte man sicherlich auch ablesen, wie er die Nacht verbracht hatte.
 

Kou trat etwas zur Seite, damit seine Freundin eintreten konnte. Im Eingangsbereich zog sie, wie es üblich in Japan war, ihre Schuhe aus und hängte ihre Jacke an einem Haken der Garderobe auf. Ihre Handtasche stellte sie neben ihre Schuhe, sah sie keinen Grund diese mitzunehmen. Ohne auf Uruha zu warten ging sie vor in sein Wohnzimmer, als sie bemerkte, dass er seinen PC an hatte. Mit einem kurzen Blick auf seinem Monitor, auf dem Kou Reita als Bildschirmschoner hatte, war ihr klar, was der Musiker die Nacht gehört haben musste. Als sie die Mouse bewegte wurde ihre Annahme bestätigt, hatte sie nun freien Blick auf Kouyous Media Player. Mit einem Seufzen ließ sie den Computer herunter fahren, denn Reitas Bassline wollte sie nicht hören.
 

Kaori setzte sich auf das Sofa, nachdem sie das Fenster geschlossen hatte, war es doch kalt in dem Raum und sah die fast leere Flasche Vodka auf dem Tisch stehen. Sie nahm die Flasche in die Hand und sah schließlich zu ihrem Musiker. „Das erklärt einiges“, seufzte sie. „Ich hatte versucht dich auf deinem Handy zu erreichen, als du nicht zurück zur Party kamst. Reita...?“, wollte sie die Bestätigung ihrer Vermutung hören. Kou der ihr stillschweigend gefolgt war, ließ sich neben sie auf die große Wohnlandschaft fallen, bevor er zustimmend nickte. Der Gitarrist legte seinen Kopf an die Schulter der jungen Frau, die sofort ihren Arm um ihn legte und leicht zuckte. „Verdammt bist du kalt. Geh dich duschen, damit du wieder warm wirst und mach dich zurecht. Wir gehen frühstücken, dann erzählst du mir was passiert ist“, forderte sie Uruha auf, dem man ansah, dass er gar keine Lust dazu hatte. „Muss das sein? Ich will hier bleiben. Habe keine Lust jemanden zu sehen“, murmelte er in seinen nicht vorhandenen Bart. „Ich habe noch nichts gegessen Onii-chan und dir täte einen Kaffee auch nicht schlecht“, erwiderte die Dunkelblonde mit einem Lächeln, das zur Folge hatte, dass sich Kouyou geschlagen gab.
 

Nur widerwillig stand er auf, hatte die Wärme der jungen Frau ihm gerade einfach nur gut getan. Aber er hatte sie gestern zurück gelassen und jetzt mit ihr in einem Café zu frühstücken, wäre immerhin eine kleine Entschuldigung. Kou mochte sein Badezimmer. Die hellbraunen Fliesen, die weißen Schränkchen mit den schwarzen Griffen und mit marmorierten Marmorplatten, die in einem etwas dunkleren braun gehalten waren. Das Waschbecken, dass in einem der Schränkchen eingelassen war und der große Spiegel mit schwarzem Rahmen der darüber hing. Er liebte seine Badewanne, die einen Whirlpool hatte und groß genug war, dass mindestens zwei Person darin ausgiebig Platz hatten. Aber am meisten liebte er seine Dusche. Auch sie war so groß, dass zwei oder vielleicht sogar drei Personen Platz darin gefunden hätten. Das war aber nicht der Hauptgrund warum er sie liebt. Der Grund war viel mehr der, dass das Wasser direkt aus der Decke kam und er sich immer fühlte, als ob er unter einem Wasserfall stehen würde.
 

Kouyou entledigte sich seiner Kleidung. Den Anzug würde er reinigen müssen, aber den Rest warf er in den Wäschekorb, um sich dann in die Nasszelle zu begeben. Kaum hatte er das Wasser angedreht und das erste Nass legte sich auf seinen Körper, kam ein befreiender Seufzer über seine Lippen, schien das Wasser die Schwere die bis eben noch auf ihm gelegen hatte, wie Dreck wegzuspülen. Kou stütze sich mit beiden ausgestreckten Armen an der Wand ab und genoss das Gefühl, dass das Wasser auf seiner Haut hinterließ. Erst als das Badezimmer des Musiker voller Dampf war, begann er sich zu waschen, um sich dann abzutrocknen und die Haare trocken zu föhnen. „Kao, kannst du mir etwas zum anziehen bringen? Jeans und Shirt?“, bat er seine Kindheitsfreundin, nachdem er die Badezimmertür einen Spalt breit geöffnet hatte. „Klar. Gib mir einen Moment“, stimmte die Frau zu.
 

Kurze Zeit später klopfte sie an der Badezimmertür und Uruha öffnete sie einen Spalt, um die Kleidung entgegen zu nehmen. Nachdem er sich bekleidet hatte, legte er noch ein dezentes Make up auf, wobei er auch den blauen Fleck an seinem Hals abdeckte, wollte er nicht dass man die Nachwirkungen der Nacht sah. Ein letzter prüfender Blick und der Musiker war zufrieden mit dem Ergebnis. „Nimmst du mich so mit?“, fragte er Kaori, als er ihr in seinem Wohnzimmer gegenüber stand. „Lass mich dich einmal ansehen.“ Mit einem prüfenden Blick, ging sie um den Gitarristen herum, bis sie ein „hmmm geht gerade so“ äußerte. Kou fiel die Kinnlade nach unten. „Das meinst du jetzt aber nicht ernst“, wollte er wissen, was die junge Frau zum lachen brachte. „Nein. Du siehst zum anbeißen aus“, gab sie zu und küsste ihn hauchzart auf seine Nasenspitze. „Lass uns gehen“, fügte sie schließlich hinzu und ging in den Eingangsbereich um sich Schuhe und Mantel anzuziehen. Als auch Kou die notwendige Kleidungsstücke angelegt hatte, nahm sie seine Hand und führte in aus dessen Wohnung zur U-Bahnstation.
 

Kouyou und seine Begleitung stiegen an der U-Bahnstation Higashi Ginza aus. Kaori wollte unbedingt in das Café de Ginza, mochte sie den französischen Stil und die großartig Auswahl an Tees. Auch wenn das Café an der Hauptstraße lag, konnte man den Eingang schnell übersehen. Aber die Beiden kannten es gut, waren sie doch öfter hier. Kouyou wählte einen Platz im Erdgeschoss auf der Rückseite, etwas abseits der meisten Leute die sich gerade in diesem Café aufhielten. Der dunkelbraune Holztisch war ziemlich klein, aber er reichte ihnen. Die ganze Atmosphäre hier, ließ den Musiker entspannen. Während sich Kaori Rührei, Speck, Toast und grünen Tee bestellte, reichte Kou eine Tasse schwarzen Kaffee, glaubte er nicht, dass sein Magen mehr vertragen würde.
 

Erst als sie ihre Bestellung vor sich stehen hatten, sah Kaori den Gitarristen fragend an. „Und jetzt erzähl Kou. Was ist passiert?“, wollte die junge Japanerin wissen. „Als du zurück gegangen bist, wollte ich nur eine Zigarette rauchen, aber dann kam Akira.“ Kouyou stockte in seiner Erzählung und ließ die Szene Revue passieren, was einen total Gefühlscocktail in ihm auslöste. Der Musiker schloss seine Augen, um seine Gefühlswelt wieder unter Kontrolle zu bringen, was ihm aber nur leidlich gelang. Tief seufzte er bevor er seine Seelenspiegel öffnete in denen man alles ablesen konnte was in diesem Moment in den jungen Mann vor sich ging. „Es war wie das letzte mal. Er reizte mich und auch wenn ich versucht habe mich zu wehren, hatte ich keine Chance gegen mich selbst. Aki weiß wohl besser als ich, wie ich ticke.“ Erneut seufzte der Gazegitarrist und trank dann einen Schluck seines Kaffees. Man merkte ihm an, wie schwer es ihm fiel so ruhig zu bleiben, aber sie waren in der Öffentlichkeit und er wollte kein Aufsehen erregen. Vielleicht hätte er mit Kaori bei ihm Zuhause reden sollen, doch dafür war es jetzt zu spät.
 

„Ich weiß auch nicht“, Kouyou strich sich durch sein Haar und versuchte die Hitze Reitas die er gerade wieder empfand zu verdrängen. „Er... er ging dieses mal weiter. Seine Hand... Kaori seine Hand ist so erstaunlich weich nur seine Fingerkuppen sind rau. Es fühlte sich so ungläubig gut auf der Haut an.“ Erneut verstummte der Musiker, war er für einen Augenblick in seinen Gefühlen gefangen. Kaori wollten zwar ihren Freund nicht unterbrechen, aber dass er jetzt abdriftet war auch nicht gerade förderlich. „Sag bloß er war unter deinem Hemd?“, fragte die junge Frau empört, ging dies doch zu weit. Kou nickte nur. „Kao, es... es war schön. Ich habe es genossen und von mir aus hätte er mich noch Stunden berühren dürfen“, schwärmte der Mann der ihr gegenüber saß. Allerdings wurde er schlagartig ernst. Wut, Enttäuschung, Trauer alle Gefühle die er gerade empfand spiegelten sich in seine Augen und wechselten so schnell, dass man nicht hinterher kam um diese zu verstehen.
 

„Er ist so ein Arsch Kao. So ein Mistkerl. Solch ein Egoistenschwein“, kam es schließlich leise über seine Lippen. Der junge Mann war bei seinen Worten etwas in sich eingesunken, doch straffte er sich schnell wieder. „Weißt du was der Arsch wollte?“, fragend sah er Kaori an auch wenn er wusste, dass sie ihm auf keinen Fall die richtige Antwort geben konnte. Die junge Frau schüttelte nur mit den Kopf und zuckte mit ihren Schulten. „Woher denn Kou? Ich war nicht dabei.“ Jetzt war es an Kouyou zu nicken. „Er wollte dass ich ihm sage, dass ich ihn will. Oh ja, Kao ich will ihn und wie ich ihn will, aber ich wollte es ihm nicht sagen. Ich wollte sein Spiel nicht mitspielen. Als dank dafür habe ich das jetzt hier von ihm.“ Der Musiker zeigte auf den dunklen Fleck an seinem Hals der von Reitas Biss her rührte und den er nicht ganz mit Make up hatte abdecken können.
 

Entsetzt sah Kaori auf Kous Hals. „Hat er dir weh getan? Dieser Scheißkerl. Ich schwöre Onii-chan wenn er dir weh getan hat, dann wird er nie wieder etwas zu lachen haben.“ Der Gitarrist schüttelte den Kopf. „Nein hat er nicht. Es hat mir sogar gefallen. Kao er weiß genau was mir gefällt, was mich schwach werden lässt. Er hat einfach nicht aufgehört, bis ich nicht mehr standhalten konnte und die Worte sagte, die er so begierig war zu hören.“ Traurigkeit überkam Kou, als er zurück dachte. Es war nicht schlimm, dass er nachgegeben hatte. Nur die Reaktion des Bassisten darauf tat so unendlich weh, dass er glaubte der Schmerz würde nie wieder verklingen.
 

Eine ganze Weile schwieg er, trank immer wieder etwas von seinem Kaffee, nur damit die Tränen die in ihm brannten nicht ihren Weg nach draußen suchten. Er wollte nicht weinen. Er wollte nie mehr weinen wegen dem Blonden, auch wenn er sich sicher war, dass er dies nie einhalten könnte. Aber in diesem Moment war es alles was er wollte. Kaori ließ ihm die Zeit die er brauchte. Aber als der junge Mann nach fühlbarer unendlicher Zeit immer noch keine Anstalten machte weiter zu sprechen fragte sie ihn doch. „Was ist dann passiert Kou? Das war doch noch nicht alles, oder? Was hat dich so angegriffen, dass du mich vergessen hast?“, wollte sie von ihm wissen, wobei man die Sorge die die Frau gerade empfand aus ihrer leisen Stimme heraus hören konnte.
 

Wie aus weiter Ferne, hörte Kou die Fragen und auch wenn er sie gerade nicht verstand, wusste er dennoch was seine Freundin von ihm wissen wollte. „Er... er ist gegangen. Er meinte dass das alles war was er hat hören wollen und ist einfach gegangen. Er hat mich wieder stehen lassen und mich dieses mal noch mehr verletzt als je zuvor.“, antwortete er mit tränenerstickter Stimme, in der keine Wut sondern nur unendliche Traurigkeit und Enttäuschung mit schwang. „Dieser Idiot“, grummelte die junge Frau, die wütend auf den Bassisten war. Warum suchte sich Reita nicht ein anderes Opfer? Schnell reichte sie ihre Hand dem Gitarristen über den Tisch, welche er ergriff und sie sanft drückte. „Ich weiß, dass er nur mit mir spielt. Aber ich weiß nicht warum. Ich kann ihm nicht widerstehen Kao. So sehr ich es auch will, so sehr ich es auch versuche, ich muss ihn nur ansehen und ich werde zu Wachs, dass er nach belieben formen kann. Ich weiß ich müsste ihm Einhalt gebieten aber ich kann es nicht und ein Teil in mir will es auch nicht. Ich will ihm nahe sein auch wenn es schmerzt“, gab er zu.
 

Tief seufzte die Dunkelblonde. Was sollte sie dazu sagen? Kouyou wusste selbst dass die ganze Sache aussichtslos war, aber er war dem anderen Mann vollkommen verfallen. „Du weißt dass er dich vernichten wird und ich weiß, dass du trotzdem nicht von ihm loskommen wirst. Du liebst ihn und greifst nach jedem Strohhalm auch wenn du weißt dass er nichts halten wird. Ich weiß, dass du ihm nicht widerstehen kannst und dennoch solltest du es versuchen. Versuche es ihm nicht zu leicht zu machen und wenn er dich das nächste mal wieder so mies behandelt komme sofort zu mir und betrinke dich nicht wieder. Du weißt selbst dass dies nicht nützt, sondern dich nur noch mehr zerstören wird. Versprich es mir Onii-chan, dass du zu mir kommst, egal wie viel Uhr es ist“, kam es eindringlich von der jungen Frau, die in Kouyou keine Hoffnungen wecken wollte, die ihrer Meinung nach sich niemals erfüllen würde.
 

Kou nickte zustimmen, bevor er aufstand genug Geld auf den Tisch legte und dann Kaori seine Hand reichte, wollte er nicht mehr über das leidige Thema seiner Gefühle reden. „Lass uns gehen. Ich brauch ein wenig frische Luft, um wieder klar denken zu können.“ Mit einem Lächeln nahm sie seine Hand und stand nun selber auf. Gemeinsam gingen sie aus dem Café und versuchten die trüben Gedanken zurück zu lassen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Enoka
2017-07-26T00:41:41+00:00 26.07.2017 02:41
Alkohol ist immer eine Lösung, wenn man denn seine Gefühle und alles weitere verstärken möchte 0_0
Alleine lassen sollte man Kou besser nie sonst holt der sich noch die Männergrippe bei offenem Fenster im Dezember!
Kaori ist echt ein Engel, der Kou helfen will und nicht böse sondern besorgt ist. Ich mag sie ^-^

Genau bloß nicht einigeln sondern raus unter die Leute gehen und reden bei einer Tasse Kaffee! Ist fast wie Schoki

Das Kapitel hat mir sehr gefallen, Danke dass du es geschrieben hast ~ Hat mir jetzt schon den Tag versüßt <3


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