Rüdengrippe von GingerSnaps ================================================================================ Rüdengrippe ----------- Eigentlich war Derek ja wieder einmal bloß für eine weitere Runde Aggressionsabbau vorbeigekommen; einfach um Stiles gegen eine seiner Zimmerwände quetschen, zu knurren, ihm zu drohen, um ein wenig mit den Augenbrauen herumzuwedeln... das Übliche eben! Und worum ging es jedes Mal bei diesen kleinen Zusammenstößen? Natürlich um Scott! Nachdem sein bester Freund Derek nämlich eine klare Absage erteilt hatte, als dieser ihn dazu hatte zwingen wollen, Teil seines Rudels zu werden, um gegen die Argents, die Alphas und vermutlich auch gegen jede andere Art von Bedrohung, welche mit einem A beginnt zu kämpfen, um die Welt ein kleines bisschen besser für kleine Wölfchen zu machen, hatte der schlecht gelaunte Hale sich logischerweise an Stiles gewandt, um diesem gegenüber die höfliche Bitte zu äußern, seinen Kumpel von seiner guten Sache zu überzeugen. Logisch, oder nicht? Als ob Scott jemals schon auf ihn gehört hätte! Sicherlich waren Dereks Methoden bei seinen Besuchen manchmal ein klein wenig zweifelhaft, aber Stiles gewöhnte sich langsam daran, mit Geifer bespuckt zu werden und sogar an die gelegentlichen blauen Flecken. Umso überraschter war er nun natürlich, als Derek heute mitten in der Drohung innehielt und sich an der hinter ihnen liegenden Wand abstützte: „Alles klar Alter?“ fragte er überrascht: „Normalerweise tut das hier weh! Außerdem bist du weiß wie Hüttenkäse und... uagh... du schwitzt total, Mann! Ist ja widerlich!“ „Alles Bestens!“ bellte Derek: „Sag´ deinem Freund einfach, dass er mich braucht! Allein ist er da draußen verloren. Er braucht einen starken Alpha und ein Rudel!“ Mit diesen Worten wandte Derek sich ab, doch anstatt den souveränen Abgang durchs Fenster hinzulegen, wie sonst auch immer bei solchen Gelegenheiten, schlug der Werwolf der Länge nach hin und blieb einfach liegen. Stiles tippte ihn unsicher mit dem Fuß an und fragte: „Und was soll DAS jetzt werden, starker Alpha? Bist du vielleicht tot, oder so?“ „Geht gleich wieder! Schwindelig!“ murmelte Derek und machte einen halbherzigen Versuch, sich wieder zu erheben, der jedoch auf ganzer Linie scheiterte. Seufzend bückte sich Stiles zu ihm hinunter und wollte wissen: „Hast du etwa schon wieder irgendeine Vergiftung? Läuft das am Ende wieder darauf hinaus, dass du erwartest, dass ich dir irgendwelche Gliedmaßen abschneide, oder wie?“ „WAS? Nein! Ich sag´doch, mir geht’s spitze! Bin gleich weg!“ behaupte Derek. Und dann nieste er, dass die Zimmerwände wackelten: „Fuck! Was war das?“ fragte der Werwolf erschüttert und rollte sich scheinbar mit letzter Kraft auf den Rücken. Stiles blickte ihn verständnislos an: „Was meinst du? Du hast deinen Rotz auf meinem Fußboden verteilt. Das war eklig und du wirst es selbstverständlich wieder aufwischen, aber sonst war nichts!“ „Verstehst du denn nicht, du kleiner Schwachkopf? Werwölfe niesen nicht! Irgendwas stimmt hier nicht!“ brummte der Derek. „Nenn´ mich nicht Schwachkopf, du Schwachkopf! Vielleicht hast du ja auch eine Hausstauballergie. Ich hab´ hier nämlich länger nicht durchgefegt. Oder Katzenhaare? Die Nachbarkatze kommt manchmal zum Fenster herein. In dieser Hinsicht ist sie genaue so unbelehrbar, wie du, nur dass SIE mich zum Schmusen und nicht für eine Runde `Hau-den-Stiles´ besucht!“ Dereks Gesicht war wächsern und elend. Er rollte entnervt mit den Augen: „Werwölfe haben auch keine Allergien! Wir werden nicht krank!“ „Na, wenn du das sagst, Kumpel! Auf´s Cover der `Mens Health´ kommst du so, wie du aussiehst jedenfalls nicht mehr. Hättest du dir zum Sterben eigentlich kein anderes Plätzchen als ausgerechnet mein Zuhause aussuchen können?“ „Ich sterbe nicht!“ behauptete Derek noch, ehe er ein weiteres Mal nieste. Und dann nochmal, nochmal und nochmal! „Kannst du nicht die Hand vor den Mund nehmen, wie normale Leute?“ fragte Stiles angewidert und bewarf den Werwolf mit einer Box mit Taschentüchern von seinem Nachttisch: „Entschuldige bitte!“ murrte Derek sarkastisch: „Das hier ist mein erstes Mal! Da weiß ich eben noch nicht, was der Knigge in diesem Fall empfiehlt!“ Er zog sich ein Tuch aus der Schachtel, schnäuzte sich die Nase und fügte knurrend hinzu: „Ich hoffe schwer für dich, dass diese Box nicht vollkommen mit deinen Körperflüssigkeiten besudelt ist!“ Stiles errötete heftig, doch er erwiderte schlagfertig: „Mein Haus, meine Körperflüssigkeiten! Also halt die Klappe und leb´damit, Hale!“ Dann wollte er wissen: „Und? Wirst du nun einfach so da liegen bleiben, oder was? Sollte ich vielleicht einen Krankenwagen rufen?“ „Kein Krankenwagen! Im Krankenhaus wissen sie nichts mit Werwölfen anzufangen.“ Derek klang, als ginge es mit ihm zu Ende, als er das sagte. Er war kurzatmig und seine Stimme leise und heiser: „Und wenn ich deine Welpen anrufe. Ich wette, Isaac, Boyd und Erica würden sofort kommen, wenn sie wüssten, dass du sie brauchst.“ „NEIN!“ rief Derek entsetzt und bäumte sich ein klein wenig auf: „Sie sollen mich so nicht sehen. Es würde sie beunruhigen!“ „Interessiert es irgendwen, dass es mich ebenso beunruhigt?“ wollte Stiles wissen: „Nicht besonders!“ erwiderte Derek matt: „Bring mich nachhause. Schaff´ mich einfach zum alten Güterbahnhof, Stiles!“ „Ach, und wie soll ich das bitteschön anstellen? Soll ich dich vielleicht in einer Schubkarre hinrollen? Nur für den Fall, dass es dir noch keiner gesagt hat: Du bist ein verdammt fetter Brocken, Kumpel!“ maulte Stiles: „Ich bin nicht fett! Ich bin athletisch!“ rechtfertigte sich Derek: „Wenn du das sagst.“ entgegnete Stiles mürrisch: „Im Ergebnis macht das aber keinen Unterschied. Du wiegst bestimmt eine Tonne und ich schaffe es niemals, dich bis zu deinem modrig-gemütlichen Heim zu schleppen, also vergiss´ es!“ „Du hast doch so etwas ähnliches wie ein Auto. Wieso schleppst du mich nicht einfach dorthin und dann FAHREN wir zu mir?“ fragte Derek kläglich. „Geht nicht! Ich habe keine Klebeband mehr!“ erwiderte Stiles ganz so, als sei dies ein Satz, der in irgendeinem Universum so etwas wie einen Sinn ergeben würde. Entsprechend fiel auch der Blick aus, den Derek Stiles nun zuwarf, doch war er zu erschöpft für weitere Beleidigungen betreffs Stiles schrottreifer Karre. „Also das geht so nicht!“ bestimmte Stiles schließlich: „Du kannst da unten nicht liegen bleiben! Da bist du mir im Weg und ich stolpere noch über dich! Komm´ schon her, Dickerchen! Wir legen dich jetzt in mein Bett!“ Derek gab murrende Laute von sich, doch weil er einsehen musste, dass er gerade keine große Wahl hatte, half er nach Kräften mit, als Stiles ihn ächzend und stöhnend vom Boden hochhievte und auf seine Schlafstätte verfrachtete: „Verdammt Hale! Was hast du heute gefrühstückt? Blei- und Krupp-Stahl-Müsli?“ Statt einer Antwort knurrte Derek lediglich müde. Stiles befühlte Dereks Kopf und stellte fest: „Auf deiner Stirn könnte man ein Spiegelei braten und deine Nase läuft. Weißt du was, Derek? Du hast eine Grippe!“ „Werwolf!“ protestierte Derek schwach: „Vollkommen unmöglich!“ „Nee, is´ klar!“ erwiderte Stiles stirnrunzelnd und schnappte sich sein Handy. Er wollte jetzt endlich wissen, was hier vor sich ging und da fiel ihm nur einer, der möglicherweise ein paar Antworten für ihn hätte. Zwanzig Minuten später stand also Dr. Deaton bei Stiles im Schlafzimmer und untersuchte Derek, der mittlerweile so aussah, als würde er jeden Augenblick in Bewusstlosigkeit abgleiten: „Er hat die Grippe!“ bestätigte der Tierarzt schlicht: „Sag´ ich doch!“ erwiderte Stiles triumphierend: „Werwolf!“ beharrte Derek krächzend und bekam einen heftigen Hustenanfall. Stiles schnaubte verächtlich und Deaton holte zu einer Erklärung aus: „Es ist richtig, dass Werwölfe in der Regel nicht krank werden. Das liegt an ihrer enorm hohen Zellerneuerungsrate, die dazu führt, dass sie beinahe von jeder Krankheit oder Verletzung in kürzester Zeit genesen. Andererseits sind Viren ausgesprochen gewieft und anpassungsfähig. Sie haben diesen Planeten schon besiedelt, als an höheres Leben wie Menschen oder Werwölfe noch gar nicht zu denken war und seitdem haben sie nichts weiter getan, als sich fortzupflanzen, sich zu ernähren, zu mutieren und sich an ihre Umwelt anzupassen. Und sehr selten taucht eben auch ein Virus auf, das so gerissen ist, dass es selbst dem unverwüstlichen Immunsystem der Werwölfe gewachsen ist. Ein Super-Virus sozusagen!“ „Und was machen wir nun mit Derek?“ fragte Stiles unbehaglich, der die Antwort eigentlich schon ahnte, auch wenn sie ihm nicht passte: „Jemand wird sich liebevoll um den armen Kerl kümmern müssen. Wie ist es denn so um deine Krankenschwesternqualitäten bestellt, Stiles?“ wollte Deaton wissen. Stiles gab einen murrenden Laut von sich und fragte: „Wäre es nicht humaner, wenn wir ihn einfach einschläfern würden?“ „Ich hasse dich, Stilinski!“ bellte Derek kraftlos und Deaton befand: „Ihr Zwei schafft das schon! Sorg´ dafür, dass er viel trinkt, Stiles und versuch, seine Temperatur zu senken. Zum Beispiel mit Wadenwickeln, oder Eisbeuteln, denn Aspirin, oder etwas ähnliches wirkt bei einem Werwolf leider nicht.“ Stiles warf einen missmutigen Blick auf Derek und als er sah, dass Deaton im Begriff war zu gehen, fragte er noch schnell: „Aber wenn wir schon mal den Tierarzt im Haus haben und der Patient sich nicht wehren kann; könnten wir diesen bösen, alten Rüden dann nicht wenigsten eben schnell kastrieren, damit er aufhört, die anderen Hunde zu belästigen und mir zukünftig weniger auf die Eier geht?“ Derek hieb mit einer Klaue vage und kraftlos in Stiles Richtung. Deaton schüttelte mit einem gutmütigen, kleinen Lächeln den Kopf: „Macht´s gut, Jungs! Ruf´ mich an, wenn es deinem Patienten schlechter geht, Stiles. Halte alle Werwölfe von Derek fern, sonst haben wir hier bald eine Epidemie. Und nur falls du dich das gefragt haben solltest: Du selbst wirst dich mit dieser Form der Grippe sicherlich nicht anstecken, weil ihr ja einer unterschiedlichen Spezies angehört, also keine Sorge! Aber ärgere den Kranken nicht allzu sehr und kümmere dich gut um ihn, denn eine Grippe dieser Schwere könnte ebenso gut auch tödlich enden und das willst du doch nicht, richtig Stiles“ Mit diesen Worten war der Tierarzt verschwunden. „Will nachhause!“ murmelte Derek Zähne klappernd, denn offensichtlich hatte er nun auch noch Schüttelfrost bekommen: „Und ich will Sex mit Angelina Jolie, also schätze ich, wir werden hier heute beide enttäuscht!“ murrte Stiles und kramte eine zweite Decke hervor, ich welche er Derek einwickelte. Dann trabte er in die Küche, um einen Tee zu kochen und einen Eisbeutel für seinen Patienten zu besorgen, während er sich selbstmitleidig fragte, wie es dazu gekommen war, dass ausgerechnet er zur Ersatz-Mami für einen absolut unausstehlichen, vollkommen humorlosen Alpha-Werwolf mit fehlender Impulskontrolle geworden war? Es gab doch wirklich geeignetere Kandidaten für diesen Job: Raubtierdompteure zum Beispiel, oder auch Großwildjäger und Abdecker! Er kehrte übellaunig in sein Zimmer zurück, im Grunde bereit, Derek zu sagen, dass er sich einen anderen Platz zum Sterben suchen konnte, doch dann lag der Kranke da, war in einen unruhigen Schlaf gefallen, atmete röchelnd, wimmerte hin und wieder leise und verzweifelt und sah unter seinem Drei-Tage-Bart plötzlich aus, wie ein kleiner, einsamer Junge. `Na großartig!´ dachte Stiles genervt. Jetzt fing er auch noch an, den Feind zu vermenschlichen! Er stellte Teetasse und Thermoskanne auf den Nachttisch und legte Derek den Eisbeutel auf die Stirn. Weil sein eigenes Bett nun belegt war, Stiles seinen Patienten aber nicht allein lassen wollte und er auch selbst wert auf einen gewissen Komfort legte, schleppte er mühsam den Schlafsessel aus dem Gästezimmer herbei und machte es sich auf ebendiesem mit Comics, Musik auf den Ohren und ein paar Keksen bequem. Stiles hatte in zweierlei Hinsicht Glück: Erstens waren gerade Frühjahresferien, so dass er die Zeit hatte, um zuhause bleiben und hier die Krankenschwester mimen und zweitens war sein Dad für eine Woche zu Besuch bei seiner Schwester. Denn einen schniefenden Werwolf vor einem cleveren Polizisten zu verstecken wäre andernfalls sicherlich nicht ganz einfach geworden. Vollkommen in seine Lektüre vertieft und durch die Musik von der Umwelt abgeschnitten realisierte Stiles nicht gleich, dass sich am Zustand seines Patienten etwas geändert hatte. Dereks Jammern war lauter geworden, doch erst als er anfing zu zappeln und sich zu winden, wurde Stiles darauf aufmerksam. Er nahm die Kopfhörer ab und wendete sich Derek zu, der mittlerweile im Schlaf zu sprechen begonnen hatte; nicht in ganzen Sätzen zwar, doch Stiles konnte sich dennoch lebhaft vorstellen, was ihn gerade so aufregte. Derek rief Namen; Cora, Laura, Mum, Dad, Peter und auch noch einige andere, welche Stiles nichts sagten. Dann schrie Derek: „Das Feuer! Es ist überall!“ und krallte sich in wilder Panik in seine Bettdecke. Am Ende stammelte er dann immer wieder denselben Satz: „Es tut mir leid! Es tut mir so leid. Bitte, Mommy! Es tut mir leid!“ Das war echt zu viel! Stiles erhob sich, setzte sich an die Bettkante, nahm eine von Dereks großen Händen in seine, und dann fing er an zu plappern, denn das war nun einmal das, was er tat, wenn er mit einer Situation überfordert war: „Hey, Derek! Es ist alles in Ordnung! Du bist in Sicherheit! Ich bin´s! Stiles, erinnerst du dich? Ich passe auf dich auf! Wenn´ s dir hilft, kannst du hier ein bisschen herumbrüllen, ja? Oder ich bringe dir etwas zum kaputt hauen. Würde dir das nicht gefallen? Du kannst auch meinen Kopf irgendwo gegen donnern. Das tust du doch so gern, richtig? Aber stirb jetzt lieber nicht, in Ordnung? Komm schon, Kumpel!“ Stiles drückte Dereks Hand, doch der beruhigte sich nicht. Und... oh Gott, nein! Jetzt weinte er auch noch! Das passte Stiles überhaupt nicht! Wenn Grummelwölfe weinten, dann war in dieser Welt etwas grundlegend nicht in Ordnung! Von ihm aus konnten sie fluchen, toben und zerstören..., aber Tränen? Das kam gar nicht in die Tüte! Zum Glück war niemand hier, der sie beide sehen konnte und Derek selbst würde sich später ja wohl an nichts mehr erinnern können, wenn er wieder gesund wäre, also traf Stiles eine Entscheidung: Er legte sich an Dereks Seite und schloss ihn in die Arme. Und es wirkte wie ein Zauber! Der vor sich hin dämmernde Derek krallte sich auf der Stelle sehnsüchtig an das lebende, atmende Wesen, welches er in seiner Nähe wahrnahm, höchstwahrscheinlich ohne die geringste Ahnung zu haben, um wen es sich dabei überhaupt handelte, aber es sorgte dennoch dafür, dass er augenblicklich ruhig wurde; kein Herumgezappel mehr, kein Wimmern und vor allem keine weiteren Tränen. Gut! Stiles war erleichtert, auch wenn ihm hier nun höchstwahrscheinlich gerade ein paar Rippen gebrochen wurden. Derek war warm wie ein Winterabend am Kamin und in seiner Umklammerung wurde Stiles mit einem Mal sehr schläfrig. Es dauerte nur Minuten, ehe er wegdämmerte. Und als er die Augen wieder öffnete, war auch Derek bedauerlicherweise wieder aufgewacht und starrte ihn an. Durch das Fieber waren seine Augen noch eine Spur heller als gewöhnlich: „Bist du das, Stiles!“ wollte er wissen. „Öh... ja!“ bestätigte dieser unsicher: „Und... liege ich in deinem Bett?“ fragte der Werwolf weiter: „Ja, tust du!“ antwortete Stiles. Derek runzelte die Stirn: „Halten wir uns hier gerade in den Armen Stiles zuckte mit den Achseln: „Sieht ganz so aus!“ Derek schien eine Weile darüber nachdenken zu müssen. Dann sagte er: „Also eine letzte Frage habe ich noch: WIESO, ZUM TEUFEL?“ Stiles setzte sich auf und erwiderte mit künstlicher Empörung, um seine Verlegenheit zu überspielen: „Na ja, weil du krank bist und ich dich wieder in Ordnung bringen muss. Das Wort nach dem du suchst, heißt übrigens Danke!“ Derek sagte nicht Danke. Stattdessen fragte er: „Und wie bringst du mich wieder in Ordnung? Mittels menschlichem Kuschel-Voodoos, oder wie?“ Irgendwas musste Stiles jetzt sagen, bevor das hier noch richtig peinlich wurde: „Du hattest Flashbacks, oder so etwas, Derek! Du... du hast mir leid getan!“ erklärte er also kleinlaut. Seltsamerweise nickte Derek bloß. Es schien ihn nicht zu überraschen. Anscheinend hatte er so etwas öfter und nicht nur dann, wenn er gerade vom Fieber gar gekocht wurde: „Tut mir leid!“ sagte Stiles also sanft: „Es muss Scheiße sein, mit so etwas zu leben.“ Derek nickte bloß grimmig und Stiles schlug vor: „Ich verziehe mich dann wohl mal wieder und lasse dich allein hier liegen, hm?“ „Einen Augenblick noch!“ forderte Derek völlig überraschend und behielt den Jüngeren im Klammergriff. Stiles war zwar vollkommen entgeistert, doch er sagte lieber nichts dazu, denn egal, was er äußern würde, es würde Derek beschämen und obwohl er für gewöhnlich nichts lieber tat, als Wege zu finden, um dem Älteren unter die Haut zu gehen wusste er genau, dass hier eine Grenze war. Irgendwann gab Derek Stiles freiwillig wieder frei und der Junge wollte wissen: „Geht es dir etwas besser? Brauchst du irgendetwas? Soll ich dir vielleicht etwas zu essen machen, oder so?“ „Ich habe keinen richtigen Appetit, aber...“ begann Derek beinahe schon schüchtern und schwieg dann plötzlich beharrlich. Stiles hob den Kopf: „Aber.... WAS? Du wirst schon mit mir sprechen müssen, wenn ich dir helfen soll! Also?“ Derek brachte es scheinbar beinahe um, doch schließlich presste er hervor: „Ich müsste mal ins Bad!“ Stiles schenkte ihm einen ratlosen Blick: „Dann geh´ doch! Du weißt doch, wo es ist, oder?“ Derek sah unglücklich aus und er machte einen kläglichen Versuch, sich zu erheben, welcher natürlich missglückte: „Ach so ist das!“ stellte Stiles dümmlich fest: „Du brauchst meine Hilfe?“ Derek gab ein leises, bedrohliches Knurren von sich. Stiles ignorierte es, erhob sich vom Bett und machte sich dann ans Werk. Er ging dabei sehr systematisch vor, denn immerhin hatte er hier eine größere logistische Herausforderung zu bewältigen. Er richtete also erst einmal Dereks Oberkörper auf, hob anschließend erst das eine und schließlich das andere Bein aus dem Bett und dann folgte die größte Aufgabe. Er reichte dem Werwolf beide Hände, zog ihn auf die Füße, legte sich dann einen seiner Arme um die Schultern und schleppte ihn hinüber ins Badezimmer: „Kommst du ab hier klar?“ fragte Stiles hoffnungsvoll: „Sicher komme ich klar! Geh´ weg!“ brummte Derek mürrisch und Stiles wollte sich schon zum Gehen wenden, als die Beine unter dem Älteren wegzuknicken drohten. „Ich bleibe wohl doch besser.“ erklärte Stiles und als er Dereks missmutigen Blick sah, fügte er hinzu: „Ich verspreche auch, dass ich nicht gucken werde!“ Nur dass dies eine Lüge war, denn Stiles riskierte sehr wohl einen ganz kleinen Blick und war froh, dass die verstopfte Nase es dem Werwolf wohl unmöglich machen sollte wahrzunehmen, dass dem Jüngeren diese Aussicht alles andere als unrecht war. Als sie im Bad das Notwendige erledigt hatten, parkte Stiles den zitternden Derek erst mal auf dem Schlafsessel zwischen und bestimmte: „Ich ziehe jetzt frische Bettwäsche auf, denn du hast hier alles durchgeschwitzt. Und anschließend ziehen wir dir einen Pyjama an!“ „Vergiss´ es! Deine Sachen passen mir nicht, weil du so ein mageres Hemd bist! Das hatten wir doch schon mal!“ erwiderte der Kranke matt. „Lass´ das mal meine Sorge sein! Außerdem: Ich bin überhaupt nicht mager, ich bin im Wachstum, Blödmann!“ murrte Stiles beleidigt und zerrte an Dereks Shirt, um es ihm über den Kopf zu ziehen. Der Anblick, der sich ihm bot lenkte ihn allerdings sehr schnell wieder von seinem Ärger ab. Die breite Brust des fiebrigen Werwolfs glänzte vom Schweiß und der Jüngere überlegte flüchtig, wie sie wohl schmecken mochte, wenn man mit der Zunge darüberfuhr. Erschrocken schüttelte Stiles den Kopf, wie als versuche er, diesen eigenartigen, unerwünschten, erschütternden Gedanken schleunigst zu den Ohren wieder hinauszuschleudern. Eilig stapfte er aus dem Zimmer, nicht nur um einen der Pyjamas seines Dads zu holen, sondern vor allem auch um seinen erhitzen, hochroten Kopf ein wenig abzukühlen. Was geschah denn da gerade mit ihm, um Himmels Willen? Derek war doch schließlich der Feind, oder nicht? Wenn er nicht gerade an einem Schnupfen starb, wie jetzt gerade, dann war er gemein, derb, ungehobelt, miesepetrig und höchstwahrscheinlich nicht einmal richtig zurechnungsfähig. Und außerdem war er ein Kerl! Ein Werwolf! EIN BÖSARTIGER WERWOLFS-KERL; JAWOHL, DAS WAR DEREK! Verlor Stiles jetzt etwa denn Verstand? Mit dem Pyjama bewaffnet kehrte er ärgerlich in sein Zimmer zurück, rupfte Derek Jeans und Boxershorts von den Hüften und verfrachtete den Nackten dann unsanft, in Windeseile und ohne irgendwelche weiteren Anatomie-Studien in den mitgebrachten Schlafanzug. Derek erkundigte sich kleinlaut: „Gibt es eigentlich einen Grund, warum du so grob zu mir bist? Habe ich dir etwas getan? Oder etwas Falsches gesagt, oder so?“ Er sah aus wie ein geschlagener Hund und das machte Stiles noch wütender: „Ausgerechnet DU fragst, wieso jemand grob zu dir ist, du Trampel? Wie oft hast du mich denn schon als deinen persönlichen Punchingball missbraucht, und in der Gegend herumgeworfen, hm?“ Derek zuckte tatsächlich ein wenig zusammen und murmelte elend: „Aber ich bin doch krank, Stiles!“ Da musste der Jüngere ein wenig schlucken. Was machte er hier eigentlich gerade? Warum war er denn nur so sauer? Es war schließlich nicht Dereks Schuld, dass er seine ungezügelten Teenagerhormone nicht im Griff hatte. Genauso wenig war es Dereks Problem, dass ihm scheinbar jede sexuelle Orientierung fehlte. Das war ja wohl ganz allein sein Dilemma! „Tut mir leid!“ murmelte Stiles also verlegen und half dem geschwächten Werwolf in das frisch gemachte Bett. Dann verkündete er: „Ich werde dir jetzt die Hühnersuppe nach dem Rezept von Grandma Stilinski machen. Das ist die beste Erkältungsmedizin und sie wird dir gut tun!“ „Ich hab´ doch gesagt, dass ich keinen Hunger habe!“ jammerte Derek, doch Stiles ließ nicht mit sich reden: „Ich werde sie kochen und du wirst sie gefälligst essen! Es wäre nämlich sehr unhöflich, wenn nicht! Und solange ich in der Küche bin, wirst du was von dem Kräutertee hier trinken!“ Er schenkte etwas aus der Thermoskanne in den bereitstehenden Becher und reichte diesen an Derek weiter. Dann stopfte er dem Älteren noch ein paar Kissen in den Rücken, damit er aufrecht liegen konnte und wollte wissen: „Willst du fernsehen?“ Derek sah süß, jung, lieb und furchtbar elend aus, weshalb Stiles Cartoons für ihn auswählte und den Laptop auf dem Bauch seines Patienten abstellte, ehe er in der Küche verschwand. Stiles hoffte, dass der Fluch seiner Großmutter ihn nicht treffen möge, weil er ein tiefgekühltes Huhn verwendete, aber etwas anderes hatte er nun mal nicht zur Hand. Dann machte er sich daran, das Gemüse, sowie reichlich Knoblauch und Zwiebeln, die eigentlichen Geheimwaffen dieser Erkältungsmedizin, vorzubereiten. Als das Huhn gar war, wurde es zerpflückt, das Gemüse im Sud mit einigen Suppennudeln gar gezogen und am Ende wurde das Fleisch wieder hinzugegeben. Stiles gab eine Portion in eine Suppenschale und trug sie in sein Zimmer, wo Derek gerade wieder dabei war wegzudämmern: „Hey Grummelwolf! Essen fassen!“ rief er munter. „Kein Hunger!“ erklärte sein Patient matt, doch Stiles war unerbittlich: „Du wirst das hier essen und es wird dich um Nu wieder gesund machen, kapiert“ Derek gab einen unzufriedenen Laut von sich, doch da hatte seine Krankenschwester sich auch schon an seine Bettkante gesetzt und begann nun, ihn zu füttern wie ein Kind, indem er den Löffel zum eigenen Mund führte, pustete, wartete bis Derek die Lippen öffnete, ehe er dann das kleine Flugzeug landete. „Bin schon groß! Kann allein essen!“ murrte der Kranke, dem bei seiner Mahlzeit immer wieder die Augen zufielen. „Sicher doch!“ erwiderte Stiles Augen rollend und setzte die Fütterung ungerührt fort: „Mehr?“ fragte er, als die Schale geleert war. Derek schüttelte müde den Kopf und dann verblüffte er Stiles, indem er sich bei ihm bedankte. Der Junge hatte ja keine Ahnung gehabt, dass diese Vokabel im Wortschatz des Werwolfs überhaupt vorkam. „Gern geschehen! Und nun schlaf ein wenig, ja!“ erwiderte Stiles zu gleichen Teilen verblüfft und verlegen. Er ließ Derek eine Weile allein, um ein paar Hausarbeiten zu erledigen. Er wusch Wäsche und warf dabei die Kleider seines Patienten kurzerhand auch mit in die Maschine, damit dieser etwas anzuziehen hätte, wenn er wieder gesund wäre. Danach beseitigte er in der Küche die Spuren der Hühnersuppenschlacht, räumte die Geschirrspülmaschine ein, ging noch einmal überall mit dem Staubsauger durch und kehrte dann in sein Zimmer zurück, wo Derek tatsächlich laut schnarchend eingeschlafen war. Draußen war es bereits dunkel. Stiles nahm wieder in seinem Schlafsessel Platz und versuchte mit Kopfhörern auf den Ohren ein wenig fernzusehen, was sich gar nicht so einfach gestaltete, weil sich ja im Hintergrund jemand ganz offensichtlich das Ziel gesetzt hatte, ganze Urwälder umzusägen! Dennoch fiel Stiles nach einer Weile in einen leichten Schlaf. Viel später in dieser Nacht erwachte Stiles mit wehen Knochen in seinem ungemütlichen Behelfsbett, weil irgendetwas ihm nicht richtig erschien. Er riss sich die Kopfhörer von den Ohren, rieb sich die Augen und versuchte wach genug zu werden, um herauszufinden was denn nun nicht stimmte. Erst ganz langsam wurde es ihm klar: Es war das Schnarchen! Es hatte einfach aufgehört! Und wenn er es sich recht überlegte, dann hörte er überhaupt keine Atemgeräusche, außer seinen eigenen. War es Derek etwa trotz seines erbärmlichen Zustands gelungen, sich aus dem Staub zu machen? Stiles schaltete seine Nachttischlampe ein und stellte fest, dass Derek immer noch regungslos in seinem Bett lag. Der Junge fühlte zwar einen Puls, doch die Atmung schien vollständig ausgesetzt zu haben! Stiles spürte eiskalte Panik in sich aufsteigen. Er atmete einige Male tief durch, prüfte dann noch einmal anhand einer Spiegelscherbe aus seinem Nachttisch, ob er sich auch nicht geirrt hatte, doch die Scherbe beschlug nicht, also war es kein Irrtum: Derek atmete tatsächlich nicht! Schnell rief der Junge sich in Erinnerung, was er bei den Erste-Hilfe-Kursen in der Schule über Mund-zu-Mund-Beatmung gelernt hatte: Erst einmal die Kopfkissen loswerden, denn Derek sollte hierfür auf einem ebenen Untergrund liegen. Dann den Mundraum untersuchen, um sicherzugehen, dass keine Fremdkörper die Atemwege blockierten. Und schließlich den Kopf überstrecken, die Nase zuhalten, Lippen auf Lippen legen und die Atemspende geben. Das wiederholte Stiles nun so lange, bis es wieder ein Zeichen von Bewusstsein gab und dies klang in Dereks Fall so: „Was... hust, hust... was zur Hölle... hust... treibst... hust, hust, hust... du denn da?“ Stiles hatte zu weinen begonnen: „Was ICH hier treibe?“ bellte er zu gleichen Teilen panisch und ärgerlich: „Was treibst DU denn bitteschön? Wieso stirbst du hier einfach so, du Trottel?“ „Ich... ich tue WAS?“ Derek blickte ihn verstört an und bat: „Jetzt heul´ doch nicht!“ „Mach ich doch gar nicht!“ log der Junge und wischte sich geräuschvoll Rotz und Tränen mit seinem Ärmel fort. „Mir geht’s prima, Stiles! Ich sterbe nicht!“ behauptete Derek und sah dabei aus, wie ein Leichnam, der ein paar Tage lang im Wasser getrieben hatte. Sie waren eben beide Lügner. Ohne seinen Patienten auch nur eine Sekunde aus den Augen zu lassen, griff Stiles nun nach seinem Telefon: „Wen rufst du an?“ fragte Derek krächzend: „Deinen Tierarzt!“ gab Stiles zurück und ignorierte den Protest des Werwolfs, der ein weiteres Mal die gewagte Behauptung äußerte, dass es ihm ja so wahnsinnig gut gehen würde. Als Deaton da war, wurde Derek ein weiteres Mal gründlich untersucht und als der Tierarzt-Schrägstrich-Druide damit fertig war, erklärte er: „Sieht aus, als hätte Stiles dir das Leben gerettet, Hale! Wie es scheint hast du eine schwere Bronchitis! Ich spritze dir jetzt ein starkes, pflanzliches, teils medizinisches, teils alchemistisches Präparat, um dich zu stärken und den Schleim zu lösen, an dem du gerade innerlich ertrinkst. Du brauchst sehr viel Flüssigkeit zum abhusten und ab jetzt wirst du aufrecht liegen, damit die Sekrete abfließen können! Ich wünschte, ich könnte dir ein Antibiotikum geben, aber wie die Dinge nun einmal liegen, werden wir uns wohl allein auf deine überlegenen Physiologie verlassen müssen und hoffen, dass dein Immunsystem diese Sache auch ohne weitere Hilfe hinbekommt. Bis es dir besser geht, sollte Stiles vielleicht ein Auge offen behalten, damit er mitbekommt, falls es dir noch ein weiteres Mal einfallen sollte, mit dem Atmen aufhören zu wollen..“ Stiles nickte heftig und versicherte, er werde aufpassen, wie ein Schießhund. Gemeinsam verfrachteten sie Derek nun vom Bett in den Schlafsessel, da dieser sich so einstellen ließ, dass der Patient beinahe aufrecht sitzen konnte. Mit dem Versprechen, morgen in seiner Mittagspause noch einmal hereinzuschauen verschwand Deaton wieder. Stiles besorgte aus der Küche eine Flasche Wasser, nahm dann auf der Sessellehne Platz und begann damit, dem Patienten die Flüssigkeit einzuflößen. Dann setzte er sich im Schneidersitz auf sein Bett und starrte Derek aus Argusaugen an, bis dieser maulte: „Wenn du mich so anglotzt, kann ich nicht schlafen, Stiles!“ „Ich lasse dich kein zweites Mal abkratzen!“ erklärte der Jüngere ernst: „Ich bin nicht abgekratzt! Ich... habe wohl bloß mal eine `Atempause´ gebraucht!“ entgegnete der Kranke, offensichtlich in der Absicht, die Situation mit unpassendem Humor aufzulockern. Stiles schnaubte verächtlich und schnappte: „Weißt du, warum ich die Witze mache und nicht du, Hale? Du bist überhaupt nicht komisch!“ „Wenn du dir so viel Mühe mit mir gibst, dann komme ich am Ende noch auf die Idee, es kümmert dich, ob ich lebe, oder sterbe.“ neckte ihn Derek: „Jetzt werd´ bloß nicht größenwahnsinnig! Ich habe bloß keine Lust, am Ende deinen klobigen Kadaver entsorgen zu müssen, das ist alles!“ stellte Stiles klar: „Ach so ist das. Na, dann!“ erwiderte Derek, schenkte ihm ein kaum sichtbares Lächeln und richtete sich zum Schlafen ein. Stiles seinerseits setze alles daran, wach zu bleiben; er las ein wenig, schaute fern, setzte sich an seine Spielekonsole und die ganze Zeit über lauschte er ängstlich auf Dereks Atmung. Nach Sonnenaufgang wurde Stiles so müde dass er anfing, am geöffneten Fenster auf und ab zu hüpfen und sich selbst zu ohrfeigen, bloß um nicht einzuschlafen. „Ich habe Hunger!“ ertönte hinter ihm plötzlich und unerwartet die Stimme von Derek und Stiles erlitt beinahe einen Herzinfarkt: „Scheiße, Mann! Ich dachte du schläfst!“ rief der Junge aus: „Ich habe ja auch geschlafen!“ erwiderte Derek: „Doch dann wurde ich von Leibesübungen und Selbstgeißelungen wach. Was zur Hölle machst du da eigentlich, Stiles? Stehst du darauf, dich selbst zu schlagen, oder wie?“ „Nein, tue ich nicht!“ entgegnete der Junge erbost: „Ich mache hier lediglich den heldenhaften Versuch, nicht einzuschlafen, um dich beschützen zu können, du blöder Penner!“ Derek lachte ein wenig, was schließlich in einem Hustenanfall mündete: „Geschieht dir ganz recht, wenn du mich auslachst!“ giftete Stiles. Es dauerte eine Weile, ehe Derek sich wieder im Griff hatte. Dann brummte er mit hochrotem Kopf und tränenden Augen: „Hast du mich eigentlich gehört? Ich habe gesagt, ich habe Hunger?“ „Habe ich gehört! Na und? Bin ich etwa deine Mutter? Willst du, dass ich dir die Brust gebe, oder was? Erwachsene Menschen würden in diesem Fall nämlich so etwas sagen wie: `Ich habe Appetit auf... was weiß ich? Wärst du so nett und würdest mir eine Portion bringen? Vielen Dank!´ Bekommst du das hin?“ „Ich will Müsli!“ trotzte Derek: „Also kriegst du es nicht hin, richtig? Aber ich will nicht kleinlich sein. Was willst du denn für ein Müsli?“ antwortete Stiles nachsichtig, als verhandele er mit einem ungezogenen Kind: „Zuckerfreies Vollkornmüsli, reichlich Nüsse, keine Rosinen und das Ganze mit Sojamilch!“ forderte Derek. Stiles zog angewidert die Stupsnase kraus: „Also eins vorweg: Bei uns kommt die Milch von der Kuh! Und nun zähle ich mal auf, welche Zerealien in diesem Haushalt vorrätig sind: `Lucky Charms´ mit Marshmallows, `Cap´n Crunch´mit Peanutbutter, `Froot Loops´ und die allerbesten sind die `Reese´s Puffs´!“ Nun war es an Derek angeekelt auszusehen: „Und ist da auch irgendetwas dabei, was erwachsene Männer essen würden?“ Er schüttelte sich: „Weißt du was? Mach mir doch einfach einen Eiweiß-Shake!“ Stiles blickte ihn verständnislos an: „Seit `der unglaubliche Hulk´ bei uns ausgezogen ist, haben wir so etwas nicht mehr im Haus! Weißt du was, Muskelmann? Du kriegst von mir ein total männliches englisches Frühstück! Eier, Würstchen, Speck, Bohnen, Butter, Toast... was sagst du dazu?“ „Willst du, dass ich einen Herzinfarkt bekomme? Das ist ja das reinste Cholesterin!“ stellte Derek fest. Stiles rollte mit den Augen: „Das ist lecker, ich habe Appetit darauf und darum gibt es das jetzt, Prinzessin!“ bestimmte er und damit verschwand er in der Küche. Eine halbe Stunde später kehrte Stiles mit einem überladenen Tablett zurück und stellte Derek einen hübsch angerichteten Teller auf den Bauch: „Siehst du? Ich habe ein Gegenmittel gegen das Cholesterin auf deinen Teller gelegt: Gemüse! Zufrieden?“ Stiles hatte ein einzelnes, kunstfertig hergestelltes Tomatenröschen auf dem Tellerrand platziert. Als Derek es sah, musste er grinsen: „Stiles das ist so...!“ er schüttelte den Kopf: „Das ist so... Was?“ brummte Stiles unleidlich: „So dämlich? So typisch? So total bescheuert?“ „Eigentlich wollte ich sagen: Das ist so süß!“ erwiderte Derek. Stiles bekam einen hochroten Kopf. Er hatte tatsächlich süß sein wollen, als er das Röschen geschnitzt hatte, nur klang es eigenartig aus Dereks Mund, wenn dieser es laut aussprach und Stiles fühlte sich auf seltsame Weise ertappt: „Iss´ jetzt, ehe alles kalt wird!“ bellte er also ruppig. Derek sah viel besser aus, als gestern und er konnte auch schon wieder ohne Hilfe essen, also fragte Stiles ihn nach einer Weile: „Wie geht es dir heute eigentlich?“ „Besser! Viel besser! Ich kann gleich nach dem Essen verschwinden und dich endlich wieder in Ruhe lassen, wenn du willst.“ schlug der Patient vor. „Was? Wie? Jetzt werd´ mal nicht größenwahnsinnig, Freundchen!“ erwiderte Stiles empört: „Aus dem St.Stiles-Hospital werden die Patienten nur vollständig genesen entlassen! Du wirst gefälligst hier bleiben! Wer würde sich denn in deiner Bahnhofsbaracke um dich kümmern? Wer beschützt dich, falls die Alphas, oder die Jäger bei dir auf der Matte stehen?“ „Und wer kann mich HIER vor ihnen beschützen?“ erkundigte sich Derek mit einem kleinen Grinsen: „Blöde Frage! Ich natürlich!“ behauptete Stiles großspurig, langte unter das Bett und zog seine Baseballkeule hervor. Dereks schüttelte gutmütig den Kopf und lächelte ihn warm an. Aus irgendeinem Grund ging Stiles das durch und durch. Als sie aufgegessen hatten, ging Derek ins Bad. Er brauchte hierfür mittlerweile keine Hilfe mehr, auch wenn er immer noch wacklig auf den Beinen war. Er duschte und zog den frischen Pyjama an, den Stiles ihm mitgegeben hatte. Als er in das Zimmer des Jungen zurückkehrte, war dieser eingeschlafen. Es berührte Derek eigenartig Stiles so da liegen zu sehen, vollkommen erschöpft, weil er alles daran gesetzt hatte, die Nacht über wach zu bleiben, um über ihn zu wachen. Derek brachte die leeren Teller in die Küche und als er wieder ins Zimmer zurückkehrte, nahm er Stiles erst einmal den Baseballschläger ab, den dieser umarmt hielt, wie einen Teddybären und dann deckte er ihn sanft zu, um ihn nicht zu wecken. Schlafend sah der Junge völlig gelöst aus. Die Frechheit war aus seinen Zügen gewichen, ebenso wie dieser allgegenwärtige Ausdruck des Gehetztseins. Er wirkte beinahe unschuldig! Außerdem schwieg endlich einmal die große Klappe, vor der Derek sich ein klein wenig fürchtete, auch wenn er eher sterben würde, als dies laut auszusprechen. Stiles musste wirklich erschöpft gewesen sein, denn er schlief tief und fest für Stunden, ohne sich auch nur einmal zu rühren. Derek vertrieb sich derweil die Zeit ein weiteres Mal mit fernsehen und irgendwann schlief auch er wieder ein. Der Werwolf blieb noch drei weitere Tage im Hause Stilinski und es fing offensichtlich langsam an, dem Patienten besser zu gehen, was Stiles daran merkte, dass Derek nun wieder genug Luft und Energie hatte, sich wie ein Baby über Alles und Jedes zu beschweren. Unter anderem klagte er darüber, dass er keine Luft bekäme und sich energielos fühle. Ein anderes mal drohte Derek an, dass er sich seine verdammte Nase ganz einfach aus dem Gesicht reißen würde, wenn diese nicht bald aufhören würde zu laufen. Einmal fragte er auch wehleidig, ob es sich wirklich SO anfühlen würde, menschlich zu sein, denn dieser Zustand sei wirklich unerträglich! Ihm würden sämtliche Glieder schmerzen, er könne nicht mehr hören und riechen, wie ein Wolf, er sei zu Tränen gelangweilt und er wisse langsam nicht mehr, wie er liegen solle, weil ihm ständig der Allerwerteste einschlafen würde. Und wenn ihm nicht so elend zumute wäre, dann würde er ja einen Spaziergang machen, aber Ach! Ihm fehle ganz einfach die Kraft! Stiles seinerseits pflegte Derek weiterhin hingebungsvoll, ertrug das erbärmliche Gejammere mit bewundernswerter Geduld, drohte nur ganz selten damit, Derek mit dem Baseballschläger zu vermöbeln, wenn dieser nicht endlich mal die selbstmitleidige Fresse hielt und dachte lediglich einmal ganz kurz darüber nach, den weinerlichen Werwolf an dessen Feinde zu verraten, damit diese ihn aus seinem Haus entfernten. Und am Morgen des dritten Tages war der Spuk ganz plötzlich vorbei. Das überlegene Werwolfs-Immunsystem hatte die winzigen, gefährlichen Invasoren endgültig besiegt und Derek war wieder ganz und gar sein schlechtgelauntes Selbst. Die beiden Männer tranken noch einen letzten Kaffee miteinander und dann verschwand Derek ganz einfach und ließ Stiles mit einem eigenartigen Gefühlscocktail zurück. Er fühlte sich irgendwie... freudlos? Das Haus kam ihm leer vor. Er wusste nichts mit sich anzufangen und was er auch ausprobierte, es langweilte ihn; egal ob es Schularbeiten, seine Spielekonsole oder seine Lieblingsserie war. Du lieber Himmel! Er vermisste den bösen Wolf doch nicht etwa? Scheiße, nein! Das durfte doch wohl nicht war sein! Er wurde wütend, zunächst auf Derek und dann auf sich selbst. Dann schlug seine Stimmung um und er wurde traurig. Stiles zog den Bettbezug und das Laken ab, welche noch immer nach dem Werwolf rochen, schnupperte ein wenig daran, schüttelte dann entsetzt über sich selbst den Kopf, als ihm bewusst wurde, was er hier gerade tat und schaffte dann energisch die Dreckwäsche hinunter zur Waschmaschine, ehe er sich hier zu noch weiterem Blödsinn verleiten ließ. Stiles war gerade dabei, neue Bettwäsche aufzuziehen, als eine Stimme in seinem Rücken ihn halb zu Tode erschreckte: „Und? Hast du mich vermisst?“ Derek war wieder einmal lautlos zum Fenster hereingeklettert: „Wir haben auch eine Tür, weißt du? Komplett mit Fußmatte, Klingel und allem. Höfliche Menschen kommen für gewöhnlich dort herein!“ sagte Stiles, während er versuchte, seinen Herzschlag wieder einigermaßen zu beruhigen: „Ich gelte im Allgemeinen nicht als besonders höflich. Außerdem würde ich gern wissen, ob ich es eines Tages schaffe, dass du dir vor Schreck auf die Schuhe pinkelst, Stiles!“ Stiles schnaubte böse: „Möchtest du eigentlich etwas bestimmtes, Hale, oder willst du mir einfach bloß auf die Nerven gehen?“ Derek antwortete nicht. Er hatte aber ein böses, kleines Grinsen aufgesetzt und schritt nun sehr langsam auf den Jungen zu. Und während der Werwolf ihm immer näher kam, begann Stiles sich automatisch rückwärts mit Trippelschritten von ihm weg zu bewegen, bis er in seinem Rücken seine Zimmerwand fühlte, gegen welche er nun ein weiteres mal von Derek gedrückt wurde. Nur dass es dieses mal ganz anders war! Der breite Brustkorb des Werwolfs lag auf dem des Jungen, und er presste seinen Unterleib gegen den gegen den von Stiles. Nun legte Derek seinen Zeigefinger an das Kinn des Jüngere, hob es etwas und... oh, Mann! Was passierte denn jetzt? Dereks Gesicht kam dem von Stiles immer näher, bis er tatsächlich seine Lippen auf die des Jungen legte. Niemals hätte Stiles geglaubt, dass Derek und er dies hier einmal tun würden. Und noch weniger hätte er sich vorstellen können, dass Derek zu solcher Sanftheit fähig wäre. Und natürlich hätte Stiles nun lautstark protestieren und Derek fragen müssen, ob dieser bescheuerte Werwolf nun auch noch sein letztes Fünkchen Verstand verloren hätte. Das Problem war nur, dass das, was hier gerade geschah sich so wahnsinnig gut und richtig anfühlte! Stiles öffnete den Mund ein wenig, doch nicht um sich zu beschweren, sondern um eine Einladung an Dereks Zunge auszusprechen, welcher diese auch umgehend nachkam, jedoch ohne die erwartete Gier und Dominanz, sondern sanft, forschend und weich. Stiles hielt sich besser mal an Dereks Taille fest, denn irgendwie schienen seine Knie sich hier gerade zu verflüssigen. Nach einer Weile löste sich Dereks Mund von Stiles. Der Werwolf blickte den Jungen forschend an und sagte schließlich grinsend: „Na, also! Hab´ ich´s doch gewusst!“ Stiles blinzelte den Älteren unsicher an und erwartete halb, dass dieser nun etwas sagen würde wie: `Ha, ha! Verarscht!´, doch das tat Derek nicht. Stattdessen küsste er Stiles ein weiteres Mal nur diesmal fordernder, tiefer und leidenschaftlicher. Der Mensch gab daraufhin ein oberpeinliches, absolut unmännliches Seufzen von sich, während sein Körper schmolz, bis auf diesen einen Bereich irgendwo in der Mitte seines Körpers, der immer härter wurde, pochte und zuckte. Wieder war es Derek der den Kuss unterbrach. Er kommentierte: „Hätte ich nur früher gewusst, dass man dich so leicht zum Schweigen bringen kann. Man muss deiner scharfen Zunge nur etwas Besseres zu tun geben!“ „Ich hasse dich, Hale!“ murmelte Stiles kleinlaut, während sich sein Gesicht himbeerrot überzog. „Ja, ich hasse dich auch, Stilinski!“ sagte Derek zärtlich, gab dem Jungen einen weiteren, kleinen, unschuldigen Kuss und wollte wissen: „Wann kommt eigentlich dein Vater zurück?“ „Morgen Abend!“ piepste Stiles nervös: „Ausgezeichnet!“ erwiderte Derek mit einem unverschämten und gleichzeitig hungrigen Grinsen, hob Stiles auf seine Hüften und trug ihn hinüber zu seinem Bett. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)