Dziki w sercu von abgemeldet ================================================================================ Prolog: 〇 --------- „Oh, little Prince! Bit by bit I came to understand the secrets of your sad little life … For a long time you had found your only entertainment in the quiet pleasure of looking at the sunset. I learned that new detail on the morning of the fourth day, when you said to me: 'I am very fond of sunsets. Come, let us go look at a sunset now.'“ - The little Prince 現 Langsam ließ er seine Hand sinken, die Seiten des dünnen Buches wellig. Der Himmel hinter den trüben, beschlagenen Fenstern war noch grau, farblos, leer. Glatt wie scharfes Glas, das er sich am morgen gegen die Lippen gepresst hatte, aber nicht zu schlucken getraut hatte. Er schmeckte noch immer das Blut, wenn er mit seiner Zunge über die Wunden fuhr, und das Salz seiner Tränen, welche sein Gesicht hinab liefen. Seine Schulter und Hüfte schmerzte, Hitze drückte ihn auf den Boden, an welchem seine nackte, schwitzige Haut klebte. Kopfschmerzen, Magenschmerzen, ein kratziger Hals; unendliche Trauer. Er wusste nicht, was ihn mehr quälte, eine großere Plage war. Und er wusste nicht, ob ihm der Sonnenuntergang Trost spenden würde, oder ob die Nacht ihm eine Schlinge um den Hals ziehen würde. Die Welt sollte so klein sein, wie die des kleinen Prinzen. Nur ein Raum, winzig, sodass nur ein Schritt reichen würde, um das Ende dieser Welt zu erreichen. Und seine Existenz noch kleiner, um sein Dasein ins Nichts verleugnen zu können, denn er hielt es hier nicht mehr aus, er hielt rein gar nichts mehr aus. Wie viel mehr sollte er ertragen? Das jetzige Gewicht auf seinen Schultern und Schläfen erschien ihm bereits unerträglich schwer. Die losen Zettel um ihn herum, die schwere Decke zu seinen Füßen; sein ganzer Raum erschien ihm fremd. Iwaizumi drehte den Kopf und blickte zu den vergilbten, halb zugezogenen Gardinen, dann zurück zu dem Papier zu seinen Seiten, auf denen man verwischte und ungenaue Skizzen erkannte. Sein Finger zeichnete die gemalten Linien seiner Augen nach – und ließen diese verschwimmen. Oder war es nur seine Sicht, die verschwamm? Erschöpft rieb er sich über den Nacken und schloss die Augen, doch sein Arm war so schwer, dass er ihn aufstützen musste. Iwaizumi kroch ein paar Meter über den Boden, blieb dann aber an Ort und Stelle stehen, als ihm auffiel, dass er nicht mehr wusste, wohin er hatte gehen wollen. Raus? Ins Bad? Zur Küche? Sein Verstand war unendlich leer. Er zwang sich auf die Füße - Schwindel setzte ein - und sah sich träge blinzelnd um. Sein Handy lag neben ihm auf dem Boden, noch immer am Aufladekabel, doch der Bildschirm war zersplittert und flimmerte wann immer er es nutzte, seitdem er es vor vier Tagen außer sich gegen die Wand geworfen hatte. Und seitdem hatte er seine Wohnung, und seine Stelle auf dem Boden, nicht mehr verlassen. Das Buch hinterließ ein gähnendes Loch in ihm. Kapitel 1: 一 ------------ 夢  Seine Knöchel waren dunkel, dreckig und geschwollen, durch die rhythmische Kollision mit dem Wangenknochen des halb besinnungslosen Jungen. Ich werde die Gang verlassen, hatte er gesagt. Komm mit mir, hatte er gesagt. Wohin? Matsukawa hatte daraufhin nur gelacht. Ins echte Leben, hatte er gesagt, den Mund zu einem Lächeln geöffnet; den Mund nun blutverschmiert. Das hier ist das echte Leben, hatte er darauf erwidert und zur Straße gedeutet. Nein, war es erklungen. Du lebst in einem Traum, der sehr gefährlich ist. Du musst aufwachen, Iwaizumi. 現  Die Lederjacke roch unangenehm und abgestanden, so lange, wie sie unberührt in seinem Wandschrank gehangen hatte. Wer hätte gedacht, dass er sie eines Tages erneut tragen würde; wer hätte gedacht, dass ihre Wege sich trennen würden. Und nun war er auf der anderen Seite ihrer Welt, auf der anderen Seite des Raumes, den er nicht erreichen konnte, weil zwischen ihnen die Sonne unterging. Mit glasigen Augen starrte er auf den dunklen Grund seines Rucksacks und spürte, wie er davon gespült wurde, sein Gehirn aufhörte zu arbeiten und alles wertlos wurde. Iwaizumi ließ seine Hände sinken und löste sie dann von der Tasche, bevor er ihr den Rücken zuwandte und das Kinn auf die Knie stützte. Der Rand seines Stiefels war abgenutzt und die Spitzen sowie Sohle staubig. Er ließ sich auf den Rücken sinken, die Kapuze auf seinem Kopf sank zurück, doch das störte ihn ebenso wenig wie der Rucksack unter ihm, der gegen seine Wirbelsäule und sein Fleisch drückte. Sein Handy vibrierte kläglich und er drehte seinen tonnenschweren Kopf zur Seite. Seine Lippen und Finger schienen zu brennen. Iwaizumi wollte schreien. Gewaltig wütend und innerlich in Flammen stehend schwang er sich hoch und trat auf sein Handy ein, bis es in seine Einzelteile zerlegt war. Seine Fäuste zitterten, die Schultern hoben und senkten sich und selbst die verdammten, brennenden Tränen standen auf der Kippe. „Fick dich“, sagte er leise, als er sein Gesicht im Spiegel sah und biss sich fest auf die Lippe. Dann schlürfte er in den Flur, nahm das Geld und die Kreditkarte aus dem Portmonee, und ließ dieses dann in seinem Rucksack verschwinden, bevor er selbst ebenfalls verschwand. Die Tür fiel nicht ins Schloss. Es blieb ein kleiner Spalt zwischen den Räumen, in denen sein Leben auseinandergefallen war, und in welchen er plante die Bruchstücke aufzusammeln, um jeden Beweis seines Falles zu vernichten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)