Just Friends von Chibi-Neko-Chan ================================================================================ Prolog: -------- Wenn man von seinem besten Freund beim Masturbieren erwischt wird, erwartet man normalerweise eine angewiderte oder belustigte Reaktion. Entweder man wird beschimpft, dass man sich zusammenreißen soll oder muss es sich noch Jahre später als einer der peinlichsten Momente anhören. Ich weiß nicht warum, aber bei mir lief das anders. Josh steht in meinem Türrahmen und sieht mich ausdruckslos an. Ich bin knallrot angelaufen und versuche mein bestes Stück so gut es geht mit meinen Händen zu verdecken. „Oh, Alter. Ich wusste nicht, dass du Zuhause bist“, murmelt Josh. Ist ja schön und gut, aber kann er bitte wieder verschwinden?! Er sieht auf meine Hände, dann wieder in mein Gesicht. „Soll ich dir zur Hand gehen?“ Ich starre ihn entsetzt und perplex an. „Was?! Nein!“, keife ich direkt, was Josh allerdings nicht zu stören scheint. „Keine Sorge, mit einer fremden Hand geht’s schneller. Entspann dich einfach, Henry.“ Das war das erste Mal, dass mir ein anderer Kerl einen runtergeholt hat. Kapitel 1: Das Übel nimmt seinen Lauf ------------------------------------- „Jo Hen, bist du heute zum Essen Zuhause?“ Ich sehe von meinem Tisch auf und nicke. „Ja, hab erst morgen wieder Schicht.“ Josh starrt mich einen Augenblick lang an. „Ich mache Quesadilla.“ Mit den Worten wendet er sich wieder ab und geht zu seinen Freunden. Ich starre aus dem Fenster und höre nur mit halben Ohr zu, wie der Unterricht beginnt. Leise seufze ich auf. Seit „der Sache“ haben wir uns nicht anders benommen als vorher. Hat er überhaupt nochmal darüber nachgedacht?! Ich habe nicht wirklich das Gefühl. Aber warum hat er das überhaupt getan? Was waren seine Gedanken dabei? Und wieso hat es ihn so gar nicht gestört?! Ich kenne Josh seit ich denken kann. Unserer Eltern waren schon vor unserer Geburt befreundet und zu allem Überfluss sind wir auch noch am selben Tag geboren worden. Als hätten wir von Anfang an irgendeine komische Seelenverbundenheit gehabt. Totaler Schwachsinn! Ich beobachte die Schüler, die derzeit draußen Sport haben und spiele mit meinem Stift herum. Ich schaffe es zwar, mich Josh gegenüber nicht anders als gewöhnlich zu verhalten, aber ich mache mir trotzdem meine Gedanken. Im Gegensatz zu diesem Idioten. „Hey Henry.“ Ich sehe mich um und treffe den Blick einer guten Freundin von mir. Nebenher übrigens meine Ex. Aber wir verstehen uns besser als zu dem Zeitpunkt, an dem wir noch zusammen waren. „Was ist los? Du seufzt ununterbrochen auf? Habt ihr Streit?“ Sie wirft einen Blick zu Josh, der konzentriert die Aufgaben bearbeitet. Ich denke einen Moment nach und schüttele langsam den Kopf. „Nein, keinen Streit. Nichts wo man helfen kann. Es ist alles ok“, schüttele ich sie ab. Ich werde ihr sicher nicht erzählen, was da zwischen ihm und mir war. Sie zuckt mit den Schultern. „Wenn was ist, rede mit mir, ok?“ Laura lächelt mich freundlich an und wendet sich kurz danach wieder der Tafel zu. In der Pause stehe ich langsam auf und schnappe mir mein Geld, um mir in der Mensa was zu kaufen. Durch meine vielen Gedanken habe ich die letzte Zeit immer weniger gegessen und so langsam fühlt sich mein Magen an, als würde er sich selber zersetzen wollen. „Hier.“ Ich starre auf ein belegtes Brötchen, was mir unter die Nase gehalten wird. „Putenschinken und Gouda, richtig?“ Josh sieht abwartend auf mich herunter. „Wenn du es nicht willst, esse ich es“, murrt er mir entgegen. Schnell ergreife ich das Brötchen. „Danke“, murmele ich und will ihm dafür etwas Geld zurückgeben. Er winkt jedoch nur ab. „Ich kopiere dir nachher meine Aufzeichnungen, ok? Aber du musst alles alleine nachholen. Dabei helfe ich dir nicht.“ Er hat gemerkt, dass ich mich nicht auf den Unterricht konzentriert habe… Ich bedanke mich erneut. Für andere sieht es vermutlich nach einem stinknormlen Gespräch aus. Aber ich habe ein komisches Gefühl. Als würde eine bedrückende Aura um uns wabern. „Alles ok, Hen?“ Warum fragen mich das heute alle?! Energisch beiße ich in mein Brötchen. „Alles bestens!“, murre ich und marschiere nach draußen, dicht gefolgt von Josh. Das ist eine seiner dummen Angewohnheiten, die sich gehalten hat. Er ist mir schon als Kind überall hin gefolgt und hat immer getan, was ich ihm gesagt habe. Bis er mich im Wachstum überholt hatte. Seitdem folgt er mir und tut so als wäre er mein Beschützer in der Not. Was nebenher erwähnt total albern ist, weil ich mich selber gut genug wehren kann und eigentlich auch selten in Schwierigkeiten gerate. „Machst du Salsa dazu?“, frage ich belanglos nach. Ich habe jetzt schon Bock auf die Quesadillas. „Wenn du das willst. Du könntest mir aber auch mal beim Kochen helfen“, murrt Josh. Ich zucke mit den Schultern. Ich kann nun mal nicht kochen, das wusste er von Anfang an. Und er ist freiwillig mit mir zusammengezogen. „Hey, Josh!“ Einer seiner Kumpels kommt auf uns zugelaufen und wir bleiben stehen. „Wir wollen heute Abend ins Universum gehen, kommst du mit?“ Er legt Josh einen Arm um die Schulter und grinst ihn an. Ich rolle leicht mit den Augen. Manchmal verstehe ich nicht, wie Josh mit diesen Kerlen abhängen kann. Er wirft mir kurz einen Blick zu und schüttelt dann den Kopf. „Nein, hab schon was vor.“ Er nimmt den Arm von seiner Schulter und will weiterlaufen. „Wieso?! Du hast in letzter Zeit nie was mit uns unternommen!“ Genervt wendet Josh sich um. „Ich koche heute Abend für Henry und mich. Also zieh Leine.“ Etwas perplex sieht Nick uns an. „Wohnt ihr echt zusammen?! Ihr wisst schon, dass das zu Gerüchten führen kann? Ich wollte es ja erst nicht glauben. Wir gehen doch noch zur Schule, was ist mit euren Eltern?“ Ich starre ihn ausdruckslos an und schiebe meine Hände in die Taschen. „Mein Vater liegt im Koma und seine Eltern sind ständig auf Geschäftsreise. Solltest du das als sein sogenannter Freund nicht wissen?“ Dieser Kerl nervt mich. Nick starrt mich fassungslos an. „Oh Mann, sorry Alter! Das wusste ich nicht.“ Ich zucke mit den Schultern und gehe los. Auf so ein Gespräch habe ich nun wirklich keine Lust. Immer wenn ich nach meinen Eltern gefragt werde endet es damit, dass die Leute mir mitleidig nachsehen und mich danach behandeln, als wäre ich aus Porzellan. Das ist eine Sache, die mich sogar an Josh nervt. „Ich komme das nächste Mal mit, Nick! Ok? Aber jetzt kann ich nicht. Entschuldige mich“, meint Josh höflich und folgt mir. „Hen! Warte doch mal!“ Er holt zu mir auf und sieht mich besorgt an. „Du weißt, dass du das niemandem erzählen musst? Wir müssen uns nicht dafür rechtfertigen, dass wir zusammenwohnen. Hey, hörst du mir zu? Geht’s dir gut? Soll ich dich nach Hause bringen?“ Ich bleibe abrupt stehen. „Du gehst mir auf die Nerven! Gerade du solltest wissen, dass diese Fragerei mir am Arsch vorbeigeht! Ich komm damit klar, ok?! Das ist schon ewig her und du musst mich nicht verhätscheln wie ein kleines Kind, das hingefallen ist!“, schnauze ich ihn an. Ich lasse ihn verärgert stehen und hole meine Tasche, um kurz danach nach Hause abzuhauen. Was soll dieses Getue?! Ich habe doch ein gutes Leben! Was wollen die überhaupt alle von mir?! Ich werfe das restliche Brötchen in einen nahegelegenen Mülleimer und stapfe wütend nach Hause. Dort angekommen werfe ich meine Schuhe und meine Tasche in eine Ecke. Ich schließe mit Krachen meine Zimmertür hinter mir und verschanze mich im Bett. „Die sind doch alle scheiße“, murre ich in mein Kissen. Ich öffne ungeniert meine Hose, bin ja sowieso alleine Zuhause. Ich muss einfach irgendwie meinen Frust abbauen, außerdem bin ich seit einiger Zeit total untervögelt. Ich umfasse meinen Penis und beginne ihn zu massieren. Ein Glück habe ich genug Vorstellungskraft, dass ich mir keinen Porno dabei ansehen muss. Ich kann diese Teile nämlich nicht ausstehen. Wenn das auch nur einer der Kerle aus meiner Klasse wüsste, wäre ich vermutlich zehn Sekunden später das Gespött der ganzen Schule. Aber ich finde Pornos sexistisch und kommerziell. Außerdem kann man nie wissen, wie weit die Frau freiwillig mitmacht. Ich keuche gedämpft auf und rolle mich auf den Rücken. Mein Blick bleibt an der Decke haften. Ich muss schon zugeben, dass eine fremde Hand sich besser anfühlt. Aber wo sollte ich mal eben ein Mädchen dafür finden? Und Callgirls unterstütze ich genauso wenig, wie die Pornoindustrie. Ich höre, wie die Eingangstür ins Schloss fällt, registriere es aber kaum. Erst als Josh meine Zimmertür ohne zu Klopfen aufreißt, schrecke ich ein weiteres Mal zusammen und ziehe die Decke über mein bestes Stück. „Was soll der Scheiß, Josh?! Verschwinde aus meinem verdammten Zimmer! Geh zurück in die Schule! Hau ab!“, keife ich ungehalten. Josh sieht mich ruhig an und kommt auf mich zu, nur um sich über mich zu stützen. „Fass mich auch nur noch einmal an und ich schwöre dir, ich trete dir in deine Eier!“ Ich kralle mich in die Decke, aber Josh scheint das alles nicht zu interessieren. Stattdessen zieht er die Decke mit einem Ruck weg und sieht auf meinen Penis. Ich will gerade mit meinem Bein ausholen, als er meine Knöchel ergreift und sie anhebt. „Lass das! Wenn du auch nur irgendetwas tust, dann verzeihe ich dir das niemals!“ Er löst seine Hand schweigend von einem meiner Beine und legt sie an meinen Penis, um mich zu massieren. Ich keuche auf, beiße mir aber direkt auf die Zunge. Ich werde ihm sicher nicht ein zweites Mal erliegen! Ich drücke ihm meine Hand ins Gesicht und versuche ihn somit von mir zu schieben. Aber anstatt sich davor weg zu ducken, leckt Josh mir über meine Finger. Ich werde knallrot und ziehe meine Hand direkt zurück. Meine Finger verkrampfen sich im Laken und es dauert nicht sehr lange, da spritze ich in seine Hand ab. Ich atme schwer und Josh sieht mich mit einem mehr als geilem Blick an. Wütend knurre ich auf und trete ihm ohne Vorwarnung in den Magen. „Fick dich!“, schreie ich ihn an, ehe ich aufstehe und ins Badezimmer renne. Ich schließe die Tür ab und gehe sofort unter die Dusche. Knallrot seife ich mich ein und wasche meinen Penis sauber. Was soll der Scheiß?! Seine Besorgnis über mich geht langsam wirklich zu weit Kapitel 2: Das kleinste Übel währt am Längsten ---------------------------------------------- Ich sitze schweigend und angepisst am Tisch und mampfe eine Quesadilla. „Willst du noch mehr Salsa?“, fragt Josh mich unbekümmert. Ihm scheint das alles wirklich am Arsch vorbeizugehen! Ich ignoriere ihn und stehe auf, als ich fertig bin. Dann stelle ich meinen Teller in die Spüle und verlasse die Küche. Im Türrahmen bleibe ich kurz stehen und drehe mich zu ihm um. „Halte dich fern von meinem Zimmer.“ Ich verschwinde und schließe direkt meine Tür hinter mir ab. Dieser Idiot! Warum tut er das?! Soll er doch lieber mit seinen dämlichen Freunden weggehen, als sinnlos über mich herzufallen! Was hat er denn davon?! Genauso wenig wie ich! Na gut, ja, ich bin gekommen. Und das in seine Hand. Und das obwohl er ein Kerl und mein Kindheitsfreund ist. Aber es hat mir trotzdem nicht gefallen! Ich murre auf und werfe mich auf mein Bett. Je länger ich darüber nachdenke, desto roter wird mein Gesicht. Warum macht Josh das?! Steht er auf mich, oder wie? Aber das glaube ich ehrlich gesagt nicht. Er hat sich nie so benommen, als würde er was von mir wollen. Er ist doch nicht mal schwul? Seine vielen Exfreundinnen können mir das definitiv bestätigen. Warum fängt er jetzt mit so einem Scheiß an?! Ich beiße wütend in mein Kissen und knurre es an. So kann es nicht weitergehen. Ich seufze und rolle mich auf den Rücken, um an meine Decke zu starren. Als es an meiner Tür klopft, zucke ich zusammen. Ein Glück habe ich abgeschlossen! „Hey Hen, ich gehe nochmal weg. Wenn was ist ruf mich an, ja?“ Ich antworte nicht. Was soll das? Er ist nicht meine Mutter! Und er muss sie mir auch nicht ersetzen. „Henry?“ Josh scheint noch ein wenig vor meiner Tür zu warten, ehe ich höre, dass er geht und die Eingangstür ins Schloss fällt. Leise stehe ich auf und verlasse mein Zimmer. Er ist wirklich gegangen. Wütend trete ich gegen ein Paar seiner Schuhe. Wieso lässt er mich jetzt hier so ungewiss sitzen?! Und wo geht er überhaupt hin? Josh kann mich mal! Ich verkrümele mich ins Wohnzimmer und schalte den Fernseher ein, während ich mich auf der Couch lang mache. Es ist noch zu früh zum Schlafen und den Unterricht von heute nachholen möchte ich auch nicht. Und obwohl ich nicht sonderlich müde bin, bin ich eine Stunde später eingeschlafen. Wach werde ich erst mitten in der Nacht wieder. Ich blinzele müde und strecke mich. Ein fahler Lichtschein dringt von Joshs Zimmer in den Flur. Er ist wieder da? Ich werde kurz rot als ich mich daran erinnere, dass ich geträumt habe, dass Josh und ich uns küssen. Warum muss der Kerl mich so durcheinander bringen?! Ich stehe auf und bleibe vor seiner Tür stehen. Leise klopfe ich an. Dann öffne ich die Tür und spähe hinein. „Josh?“, frage ich und sehe, dass er noch am Schreibtisch sitzt und lernt. „Was ist, Hen?“, fragt er, ohne aufzusehen. „Ach nichts, ich… wollte nur sehen, ob du da bist. Wie wars?“ Er legt den Stift zur Seite und wendet sich zu mir um. Einen Moment betrachtet er mich schweigend, was mir mehr als unangenehm ist. „Was willst du wirklich? Du fragst doch nie nach, wie es war, wenn ich nachts nach Hause komme.“ Ich fühle mich ertappt. „Sorry, dass ich so frei war, nachzufragen!“, brumme ich und gehe wieder in mein Zimmer, nur um die Tür geräuschvoll zu schließen. „Hen, schlag die Tür nicht mitten in der Nacht zu! Das weckt andere Leute hier im Haus!“, ruft Josh mir mit gedämpfter Stimme zu. Ich äffe ihn nach und werfe mich auf das Bett, nur um stundenlang nicht schlafen zu können und mir Gedanken zu machen. Ich überhöre meinen Wecker und schlafe bis in den Mittag hinein. Als ich wach werde, stehe ich direkt senkrecht im Bett. „Verdammt!“ Ich habe komplett verschlafen! „Josh?! Warum hast du mich nicht geweckt? Wir müssen doch in die Schule!“ Als ich überstürzt mein Zimmer verlasse, ist die Wohnung leer und Josh nicht mehr da. „Hä? Was soll das denn? Er hätte mich doch wecken können…“ Ich hatte ja nicht einmal die Tür abgeschlossen. Seufzend mache ich mich direkt fertig, ohne zu frühstücken und gehe los. Ich schaffe es gerade so zur vierten Stunde und entschuldige mich direkt bei dem Lehrer für die Störung. Josh werfe ich nur einen fragenden und bösen Blick zu. Er soll mir wenigstens erklären, warum er mich nicht geweckt hat! Aber anstatt darauf einzugehen, ignoriert er mich einfach. Habe ich was Falsches gesagt? Er war doch derjenige, der mich einfach so überfallen hat! Wie soll ich mich denn jetzt fühlen?! Ich habe mich nur gegen ihn und seine Albernheiten gewehrt! Brummend fange ich an, mich auf den Unterricht zu konzentrieren, bis die Mittagspause beginnt. Ich muss mir dringend etwas kaufen! Ich schnappe meine Tasche und sehe zu Joshs Platz, aber er ist leer. Jetzt ist der Kerl auch noch ohne mich abgehauen? Muss ich mein Brötchen jetzt selber bezahlen? Ich seufze leise. Murrend gehe ich in die Mensa und kaufe mir was zu Essen. Es ist komisch, wenn Josh nicht bei mir ist. Das passiert wirklich selten mal. Normalerweise sind wir immer zusammen unterwegs. Aber ich bin ja nicht auf ihn angewiesen! Ich setze mich auf dem Hof auf eine Bank und futtere mein Brötchen. Ohne Josh ist es schon eher einsam. Ich habe außer ihm und Laura nicht viele Freunde. Seufzend beobachte ich die anderen Grüppchen, die sich unterhalten und irgendwo rumhängen. Ich brauche ja auch niemanden! Hab ich doch lange nicht mehr! Na ja, bis auf Josh. Aber gut, wenn er sich jetzt so scheiße verhält, brauche ich auch Josh nicht mehr! „Hey, Bohnenstange!“ Ich sehe mich fragend um. Dann seufze ich leise auf. „Was willst du, Marko?“ Ich rolle automatisch mit meinen Augen, als ich Marko und seine Fliegen sehe. Die Kerle sind immer um ihn herum, wie Fliegen um einen Haufen Müll. Viel mehr stellen sie für mich aber auch nicht dar. „Ist dein Beschützer etwa nicht mehr da? Hat er auch die Nase voll von dir?“ Ich sehe Marko verwirrt an. „Was auch immer“, murre ich lediglich als Antwort und stehe auf, um zu gehen. „Nicht so schnell, Knirps!“ Marko greift nach meinem Arm und ich blicke genervt zu ihm auf. „Echt jetzt? Was soll das, Marko?“ Der Typ und seine Freunde beginnen zu lachen. „Du hast auf unsere Nachrichten nicht reagiert, also klären wir es eben jetzt. Lange kannst du uns ja nicht mehr ausweichen!“ Ich habe echt keinen Schimmer, wovon sie reden. „Was willst du von mir?“ Ich reiße meinen Arm los und werfe meine Tüte, in der das Brötchen war, in den Müll. „Ich habe echt keine Lust, mich mit euch anzulegen. Außerdem seid ihr zu sechst. Ich bin alleine. Meinst du wirklich, das wäre fair?“ Marko lachte auf. „Das ist mir wirklich egal.“ Er packt mich am Shirt und zieht mich nahe zu sich. Ich seufze genervt und verziehe mein Gesicht. „Warum bist du nicht auf die Nachrichten eingegangen, hä?“ Ich verstehe einfach nicht, was der damit meint! „Was für Nachrichten? Bist du dumm oder so?!“ Gut, das war vermutlich das dämlichste, was ich sagen konnte. Marko holt mit seiner Faust aus und schlägt mir ins Gesicht. Autsch! Das ist das erste Mal, dass ich in so etwas reingerate und ich muss zugeben, dass es wirklich heftig wehtut! Meine ganze Wange zieht und ich atme einmal scharf ein. „Ist das echt nötig, Marko?“, fragt einer seiner Anhängsel. Es ist der jüngste von allen, noch ihr ‚Küken‘. Ich grinse in Richtung von Jan. Eigentlich sollte ich ihm für die Frage dankbar sein, aber sie wird den Kerl kaum davon abhalten, weiterzumachen. „Halt deine Fresse, Jan!“, knurrt er auch direkt in dessen Richtung. Ein bisschen tut Jan mir ja leid, aber er hat es sich selber so ausgesucht. Die Zeit in der Marko sich nicht um mich schert, nutze ich direkt, um meine Beine in die Hand zu nehmen und loszurennen. „Hey!“, schreit Marko mir hinterher und ich höre, wie sie mir folgen. Wie unnötig! Die Pause ist allerdings gerade vorbeigegangen und es sind kaum noch Leute auf dem Hof. „Ach fuck!“ Mein Gesicht schmerzt und ich höre, wie Marko aufholt. Plötzlich höre ich einen Aufprall und drehe mich um, während ich langsamer werde. Meine Augen weiten sich, als ich Marko am Boden liegen sehe, Josh über ihn stehend. Wow, bei dem Blick bekomme sogar ich Angst vor Josh! Ich muss schlucken und schnappe nach Luft. „Fass ihn noch einmal an und ich lasse dich nächste Mal nicht wieder gehen!“, knurrte Josh gefährlich. Dann kommt er auf mich zu, greift nach meinem Arm und zerrt mich hinter sich her zu den Toiletten. „Wa-Warte mal, Josh!“ Er ignoriert meine Worte und drückt mich in das Bad. Ich starre ihn ein wenig entsetzt an, er erwidert meinen Blick und zieht mich kurz danach an sich. „Ein Glück haben sie kaum was gemacht“, murmelt er und löst sich wieder von mir, nur um sich meine Wange anzusehen. „Hm, wird vermutlich anschwellen, aber er hat nichts Schlimmes getroffen. Deine Nase sollte in Ordnung sein.“ Josh macht ein paar Tücher nass und legt sie mir auf die Wange. „Autsch“, entrutscht es mir. „Sorry, aber du musst es kühlen.“ Ich murre leise und halte die Tücher fest. „Was sollte das überhaupt?! Ist Marko so dumm im Kopf? Was hat es ihm gebracht, mich zu schlagen?! Und was für beschissene Nachrichten meinte er überhaupt? Ich hatte keine Ahnung, wovon er redet!“, brumme ich wütend. Josh sieht mich an und nickt. „Ich weiß, was er für Nachrichten meint.“ Ich sehe Josh ungläubig an und lasse die Tücher sinken. „Was hast du getan?“ Kapitel 3: Mögliche Liebe kann Freundschaft verhindern ------------------------------------------------------ „Du hast was getan?!“ Ich starre Josh entsetzt an. Er hat mir soeben gebeichtet, dass er jedes Mal in der Pause, oder wenn wir wieder Zuhause waren, die Zettel herausgenommen hat, die mir untergeschoben werden. Bevor ich sie lesen konnte natürlich. Und das ist ein purer Vertrauensbruch! „Jetzt beruhige dich erstmal, Hen. Ich wollte dir damit nur helfen.“ Helfen?! Er wollte mir damit helfen? Dann hätte er nicht in meiner Tasche wühlen sollen! „Was soll das bitte für eine Hilfe sein?! Du solltest gut genug wissen, dass ich mit so etwas auch alleine umgehen kann! Ich bin kein Kind mehr, Josh! Und du bist auch nicht meine Mutter. Die ist nämlich vor einigen Jahren gestorben! Weißt du das noch?! Und du bist sicher der letzte Mensch auf der Welt, der sie mir ersetzen kann! Also lass diese Scheiße endlich bleiben und spiele dich nicht mehr als meinen Beschützer auf! Warum machst du das alles? Denkst du wirklich, dass ich so schwach bin?“ Ich beende meinen Monolog wütend und starre ihn an. „Henry…“ Er streckt seine Hand aus, aber ich schlage sie weg. „Warum, Josh?!“ „Weil ich dich mag, Henry.“ Ich starre ihn an. Wie meint er das? Ist doch klar, wir sind ja auch beste Freunde. Ich stehe ein wenig auf dem Schlauch. „Ja, ich mag dich auch. Wir sind wie Brüder zusammen aufgewachsen. Aber das ist doch keine Erklärung dafür!“ Ich schüttelte den Kopf. Josh seufzt leise und kommt auf mich zu. Ich weiche augenblicklich an die Wand hinter mir zurück. Weiter komme ich allerdings nicht davon. Er stützt sich neben mir ab und sieht auf mich herunter. Sein Gesicht strahlt die gleiche Ruhe wie immer aus. „Nicht diese Art von Mögen, Hen.“ Er beugt sich zu mir herunter und im nächsten Moment spüre ich seine Lippen auf meinen. Mir fallen die Tücher aus der Hand und ich erstarre. Halt, was soll das? Im nächsten Moment habe ich ihn von mir geschubst und renne aus der Toilette heraus und nach Hause. Dort angekommen werfe ich die Wohnungstür hinter mir zu und schließe mich in meinem Zimmer ein. Ich atme schwer vom Rennen und lasse mich auf mein Bett fallen. Was zur Hölle sollte der Scheiß?! Eine Weile bleibe ich erstarrt auf meinem Bett liegen, bis mir auffällt, dass ich meine Tasche in der Toilette habe stehen lassen. Hoffentlich bringt Josh sie mir später nach Hause. Langsam setze ich mich auf und gehe ins Badezimmer, da ich heute früh nicht mehr zum Duschen gekommen bin. Ich schließe die Tür vorsichtshalber ab und ziehe mich aus. Ein Blick in den Spiegel reicht aus, um die bläuliche Färbung auf meiner Wange zu sehen. Josh soll in mich ver… Aber warum? Was ist so toll an mir? Ich sehe durchschnittlich aus, bin nicht immer sonderlich nett. Eigentlich bin ich sogar fast zu klein für mein Alter und nicht einmal trainiert. Es gibt wirklich nichts sonderlich Berauschendes an mir. Ich gehe unter die Dusche und denke nach. Habe ich irgendwas getan, was Josh verführt haben könnte? Mir fällt nichts ein. Na gut, manchmal laufe ich nur mit dem Handtuch bekleidet durch die Wohnung, wenn ich vorher duschen war. Aber das sollte einen Mann nicht dazu verführen, sich in mich zu verknallen! Und wir haben schon oft zusammen in einem Bett übernachtet. Aber das machen wir seit Kindheitstagen. Wie Brüder eben! Oder nicht? Für mich hat es nie mehr bedeutet als das! Seit wann denkt Josh so über mich? Ich werde augenblicklich rot. Heißt das, dass er immer an mich denkt, wenn er sich befriedigt? Und dass er es genossen hat, mich halbnackt durch die Wohnung rennen zu sehen?! Hoffentlich hat er nie etwas getan, wenn ich geschlafen habe! Ich schüttele den Kopf und verbanne diese Gedanken vorerst wieder. Wie sollen wir jetzt damit umgehen? Vermutlich wäre es ratsam, wenn ich erst einmal für einige Zeit woanders unterkommen würde. Aber wo? Ich habe nicht wirklich viele Freunde und ein Hotel kann ich mir auch nicht leisten. Wo soll ich also hin? Mein Vater liegt noch immer im Koma, der kann mir also auch nicht weiterhelfen. Verdammt! Ich verlasse die Dusche wieder und trockne mich ab, ehe ich mir ein Handtuch umbinde. Damit verlasse ich gerade das Bad, als unsere Wohnungstür aufgeht. Ich starre Josh entsetzt an. Was macht er denn schon hier?! Er sollte doch noch in der Schule sein, oder?! Ich werfe schnell einen Blick auf die Uhr. Verdammt, ich habe nicht mitbekommen, dass es schon so spät ist. Bevor Josh auch nur etwas sagen oder mich weiter anstarren kann, verschwinde ich in meinem Zimmer und werfe die Tür hinter mir zu. Ich lehne mich erschrocken dagegen, als ich Joshs Stimme von draußen höre. „Hey Hen, ich habe deine Tasche mitgebracht. Willst du nicht aufmachen?“ Ich schweige und muss schlucken. Ich brauche noch viel mehr Zeit, um über alles nachzudenken, warum ist er auf direktem Weg nach Hause gekommen?! „Henry, wir sollten nochmal vernünftig darüber reden. Es tut mir leid, dass ich dich einfach so geküsst habe, aber anders hättest du es nicht verstanden. Bitte mach die Tür auf.“ Ich schüttele wild den Kopf, was er natürlich nicht sehen kann. „Vergiss es!“, rufe ich ihm dann entgegen. Ich höre, wie er meine Tasche seufzend vor meine Tür stellt und sich auf den Weg in sein Zimmer macht. Ich warte noch, bis ich höre, dass er seine Tür schließt, ehe ich meine öffne und nach meiner Tasche greife. Ich verbarrikadiere mich wieder und fische mein Handy aus meiner Tasche. Eine Nachricht finde ich natürlich wieder einmal nicht. Und ich weiß bisher immer noch nicht, was auf den Zetteln draufstand. Wie soll ich also auf Marko und seinen Schlägertrupp reagieren? Nach einer Weile, die ich musikhörend an die Decke gestarrt und nachgedacht habe, höre ich, dass Josh sein Zimmer wieder verlässt und erneut vor meiner Tür stehen bleibt. Er klopft an, kommt aber nicht hinein. „Henry, ich werde für ein paar Tage weg sein. Ich übernachte bei einem Freund, du scheinst etwas Zeit für dich zu brauchen. Wenn etwas ist, dann ruf mich bitte an ja? Und iss vernünftig und nicht nur das Fertigzeug. Ich habe die Telefonnummer von meinem Kumpel noch vorsichtshalber an die Kühlschranktür gehängt.“ Ich setze mich auf und starre auf die Tür. Was? Er will einfach abhauen und mich hier sitzen lassen?! Mit meinen Sorgen und Gedanken! Obwohl ich keine Ahnung habe, was ich jetzt tun soll? Ich will etwas sagen, aber irgendwie kommt nichts aus meiner Kehle heraus. Ich schlucke und versuche somit zu vermeiden, dass mein Hals sich weiterhin wie zugeschnürt anfühlt. „Willst du mir nicht wenigstens noch tschüss sagen?“ Es herrscht einige Minuten Stille zwischen uns, die sich Stunden lang hinzuziehen scheint. Josh dreht sich weg und verlässt ohne ein weiteres Wort die Wohnung. Ich bleibe erstarrt sitzen, erneut an diesem Tag. Langsam stehe ich auf und gehe in den Flur. Josh ist weg, mit ihm seine Jacke und seine Schuhe und vermutlich auch eine große Tasche mit Klamotten. Ich presse die Lippen zusammen. Ach was soll’s! Ich brauche ihn nicht! Ich brauche niemanden! Weder meine Mutter, noch meinen Vater! Und schon gar nicht erst Josh! Ich bin immer alleine zurechtgekommen und das hat mir nie Probleme bereitet! Josh kann mir doch gestohlen bleiben! Ich brauche ihn nicht! Aber warum bekomme ich dann keine Luft? Kapitel 4: Neugierde ist größer als Vernunft -------------------------------------------- Ich hänge in meinem Bett herum und starre Löcher in die Luft. Und das seit ungefähr einer Woche. Ich verstehe das alles nicht so richtig. Aber es stört mich, dass Josh mich einfach im Stich gelassen hat. Mit meinen Gefühlen und meinen Gedanken. Das ist nicht fair. Ich weiß nicht, wie ich mit allem umgehen soll und innerhalb einer Woche habe ich es außerdem geschafft, die Wohnung komplett zumüllen zu lassen. So eine Scheiße! Seufzend setze ich mich auf und halte mir den Kopf. Ich seufze lauthals auf, ehe ich mich aus dem Bett bequeme und meine Ärmel hochkrempel. Na ja, irgendwann muss ich ja mal mit dem Putzen anfangen. Und bevor Josh wiederkommt will ich, dass die Wohnung wieder sauber ist. So gut ich das kann. Sollte Josh überhaupt wiederkommen. Aber meinte er nicht, er würde zwischendurch nach mir sehen? Es interessiert ihn nicht einmal, dass ich nicht in die Schule gehe. Und das muss ihm aufgefallen sein, wir sind schließlich in einer Klasse. Ich schnappe mir den Besen und Eimer und Lappen, nachdem ich erst einmal grob alles weggeräumt habe. Die alten Pizzaschachteln schimmeln sowieso vor sich hin, kein angenehmer Anblick und auch kein geiler Geruch. Vielleicht sollte ich mir mal was kochen? Josh hat mich extra ermahnt. Ist nur das Problem, dass ich bei Weitem nicht so gut kochen kann, wie er. Und mir mein Essen oft nicht schmeckt. Ich fege die ganze Wohnung durch und wische überall rüber, bis auch der Staub von den meisten Sachen weg ist. Nur Joshs Zimmer habe ich bisher nicht einmal betreten. Warum auch? Er ist ja sowieso nicht da. Ich räume die Putzsachen wieder weg und schleiche mich – unnötiger Weise – in Joshs Zimmer. Jetzt wo ich darüber nachgedacht habe, interessiert es mich doch irgendwie. Ich betrete den Raum und sehe mich um. Wow, so sauber wie hier, ist die ganze Wohnung nicht! Na klar, ein wenig Staubt hat sich in den letzten Tagen angesammelt, aber das war es dann auch. Ich gehe auf Joshs Schreibtisch zu und krame darin ein wenig rum. Was erhoffe ich mir eigentlich dabei? Ich suche ja nicht einmal etwas bestimmtes. Vielleicht ein Indiz dafür, dass Josh wirklich in mich verknallt ist? So ganz will ich ihm das immer noch nicht glauben! Ich gehe zu seinem Schrank und mache ihn auf. Überall hänge seine Hemden und liegen seine gut gefalteten Hosen herum. Leise seufze ich auf. Irgendwie vermisse ich meinen Mitbewohner ja schon. Nur vermutlich nicht so sehr, wie er es sich gerne wünschen würde. Ich schaue nach unten und entdecke ziemlich schnell die Kiste hinter den Schuhen. Na ja, wenn man etwas versteckt, dann unter dem Bett oder im Schrank, richtig? Ich ziehe die Kiste heraus und öffne sie. Keine sonderlich spannenden Sachen. Fotos von seinen Exfreundinnen und Sachen, die sie ihm geschenkt haben. Ich habe noch nie eine seiner Freundinnen kennengelernt. Auch wenn mir bewusst war, dass er sie teilweise häufiger gewechselt hat, als man seine Unterwäsche wechselt. In dem Haufen von Fotos und Geschenken, liegt eine Murmel. Ich hebe sie auf und schaue sie mir an. Irgendwie kommt das kleine gläserne Ding mir bekannt vor. Ich halte sie gegen das Licht und sehe eine Gravur an der Außenseite. J+H Ach ja, das habe ich Josh damals geschenkt, als wir kleiner waren. Es war meine Lieblingsmurmel gewesen und meine Mutter hatte die Idee gehabt, dass ich etwas reingravieren könnte. Das ist schon sehr lange her. Ich seufze leise und packe alles zurück in die Kiste. Und diese blöde Murmel hat er wirklich aufgehoben… Ein kurzes Lächeln schleicht über mein Gesicht. Nachdem ich alles brav zurückgeräumt habe, wo es herkam, werfe ich mich auf Joshs Bett. Ich starre an die Decke und denke nach. Vermutlich sollte ich die Gedanken nicht mehr aufschieben, oder? Josh hat das Recht, eine Antwort von mir zu erhalten. Auch wenn es mir schwer fällt. Was soll ich zu ihm sagen? Ich liebe ihn nicht, glaube ich. Nicht so, wie er mich liebt. Aber kann ich ihn einfach so abweisen? Was wird das aus unserer Freundschaft? Wären wir dann überhaupt noch Freunde? Sicher nicht, oder? Das wäre für Josh doch nur eine Qual, der ich ihn nicht aussetzen will. Ich muss schlucken. Die einzige Möglichkeit, das zu verhindern wäre, dass ich auf ihn eingehe. Dass ich ihm sage, dass ich mit ihm gehe. Aber ohne Gefühle? Das wäre doch auch falsch! Vielleicht kann ich mich aber auch in ihn verlieben? Auch wenn mir das gerade mehr als absurd vorkommt. Und ich will auch nicht darüber nachdenken, wie es wäre, mit Josh eine Beziehung zu führen. Wir sind beides Männer und er würde Sex haben wollen. Ziemlich sicher! Und Josh würde sicher nicht die Frau sein wollen. Aber wie machen es Männer eigentlich? Also klar, ich weiß was man wo reinsteckt, aber… Das kann sich doch unmöglich gut anfühlen?! Im nächsten Moment bin ich knallrot angelaufen. Joshs Ding ist nicht gerade klein, der würde mir doch den Arsch aufreißen! Und das wortwörtlich. Mir wird einen Moment lang flau im Magen. Ich habe schon ein paar Mal gehört, dass die Prostata eine erogene Zone sein soll, ebenso wie es auch Männer geben kann, die an ihren Nippeln erregt werden. Aber so einer bin ich nicht! Ich setze mich auf und starre an mir herunter. Männerkörper sind alles andere als anturnend. Kurzerhand ziehe ich mein Shirt aus und werfe es auf das Bett. Dass ich immer noch in Joshs Zimmer sitze, blende ich aus. Ich starre auf meine Brust und tippe mir auf die Brustwarze. Na ja, ich weiß ja nicht, was man da spüren sollte. Es fühlt sich eigentlich nur komisch an. Aber macht man das dann einfach so, wie bei Frauen? Ich versuche mein Bestes, aber wirklich erregen will es mich nicht. Eigentlich habe ich eher das Gefühl, ein Perverser zu sein. Warum tue ich das überhaupt?! Um zu schauen, ob ich eine Beziehung mit meinem besten Freund eingehen könnte? Das ist doch albern! Totaler Blödsinn! Ich knabbere auf meiner Lippe herum und schließe meine Augen. Ok, was könnte ich mir vorstellen, um es angenehmer zu machen? Wenn es überhaupt angenehm werden kann! Ich habe vorher noch nie an meinen Nippeln herumgespielt. Ich atme einmal durch und versuche es noch einmal, konzentriere mich aber diesmal voll und ganz auf das Gefühl. Na ja, natürlich spüre ich etwas, aber es ist einfach nur merkwürdig. Nicht wirklich erregend. „Henry? Was machst du da?“ Ich zucke erschrocken zusammen und reiße meine Augen auf. Ich starre Josh entgegen, der mit Schuhen und Jacke in der Hand im Türrahmen seines Zimmers steht. Oh fuck! Ich bin ja noch in seinem Zimmer! Halbnackt auf seinem Bett und fummle an mir rum! Sofort greife ich nach meinem Shirt und ziehe es mir über. „Nichts!“, meine ich hastig. Josh beobachtet mich stirnrunzelnd und lässt seine Jacke fallen. Er zieht sich seine Schuhe aus und kommt auf mich zu, während ich mich gerade vom Bett erhebe. „Du machst das falsch“, stellt er fest und ich werde von kreidebleich zu knallrot im Gesicht. Will er mich jetzt darüber belehren, wie man seine Brustwarzen stimuliert?! Nein, danke! Ich spüre Joshs Hand an meinem Oberarm und wie er mich zurück auf das Bett befördert. Er beugt sich über mich und ich werde direkt panisch. „Denk nicht mal daran, Josh! Geh runter! Lass mich in Ruhe! Was machst du überhaupt hier?!“ Josh lässt meinen Redeschwall zu, wobei er nebenher einfach mein T-Shirt nach oben schiebt. „Ich wollte Klamotten holen. Und nach dir sehen. Aber dir scheint es ja prächtig zu gehen.“ Oh nein, ist er sauer? Natürlich ist er sauer! Ich habe ihn ja ziemlich böse abgewiesen letzte Mal. „Josh, lass das!“, keife ich, aber er ignoriert es. Ebenso wie meine Versuche, mich von ihm zu befreien. Josh drückt mit seiner freien Hand gegen mein Schlüsselbein, sodass ich mich nicht erheben kann. Seine andere Hand wandert nach oben und berührt kurz darauf meine Brustwarze. Das finde ich überhaupt nicht lustig! Wenn das ein Scherz von ihm sein soll, geht er zu weit! Viel zu weit! Er umkreist sie und ich bekomme eine Gänsehaut. Ich erinnere mich daran, wie Josh mir einen runtergeholt hat. Warum kommt das ausgerechnet jetzt zurück?! Leise keuche ich auf und presse mir eine Hand auf den Mund. Verdammt! Wie hat er das geschafft?! Joshs Blick haftete auf meinem Gesicht und ich weiche ihm aus, indem ich meinen Kopf zur Seite drehe. „Henry… willst du mir endlich eine Antwort geben?“ Kapitel 5: Die Grenze zwischen Liebe und Freundschaft ist schmal ---------------------------------------------------------------- Ich starre Josh erschrocken an. Er will jetzt eine Antwort von mir? Was soll ich ihm sagen?! Ich bin dafür noch nicht bereit. Josh kneift leicht in meine Brustwarze und ich keuche erneut, knallrot im Gesicht. „Lass das!“ Josh sieht stumm auf mich herunter und schüttelt den Kopf. „Ich höre auf. Wenn du mir eine Antwort gibst. Ich will nicht länger warten. Ich habe dir eine ganze Woche Zeit gegeben und mich nicht bei dir gemeldet. Das sollte reichen, um darüber nachzudenken.“ Ich beiße mir auf die Unterlippe und versuche erneut, mich hochzustemmen, aber es funktioniert nicht. „Josh, hör auf!“, meine ich nun lauter, aber das beeindruckt ihn nicht. „Was soll ich dir denn sagen?! Ich liebe dich nicht so, wie du mich! Aber ich will auch nicht, dass wir keine Freunde mehr sind und ich will dir nicht wehtun, weil du der einzige bist, den ich noch habe!“ Mir kommen leicht die Tränen hoch und ich wische mir schnell über die Augen. Josh lässt langsam von mir ab, bleibt aber über mir sitzen. „Ich will dich nicht auch noch verlieren, Josh. Aber was sollte es bringen, eine Beziehung einzugehen? Ich weiß nicht, ob ich mich in dich verlieben kann oder so! Und wenn es nicht passiert, dann tue ich dir nur mehr weh, als jetzt schon!“ Ich sehe ihn fertig mit den Nerven an, er schaut ruhig zurück. Josh zeigt nicht mal eine Regung. Was denkt er? Was fühlt er? Ich kann es nicht erkennen. „Ok.“ Ich sehe Josh fragend an. Was ist ok?! „Ich mache dir einen Vorschlag, Henry. Du weißt nicht, ob du mich lieben könntest, willst mir aber auch nicht weh tun. Schlaf einmal mit mir und ich verspreche dir, dass ich dich in Ruhe lasse. Ich werde nicht mehr davon reden und über dich hinwegkommen.“ Ich sehe Josh entsetzt an. Hat er das gerade wirklich vorgeschlagen?! Langsam schüttele ich den Kopf. „Das ist doch wahnsinnig! Wieso sollte dir das helfen?!“, frage ich nach. Ich will doch nicht einfach so mit Josh schlafen! Ich kann mir das doch nicht einmal vorstellen! Mir fährt ein unangenehmer Schauer über den Rücken. Sex mit Josh… Aber würde es ihm wirklich helfen? „Danach kommst du über mich hinweg und wir können weiter Freunde sein?“, frage ich zögerlich nach. Ja, ich weiß, dass das verrückt klingt. Aber wenn es Josh hilft, dann würde ich es probieren. Nur für ihn. Vielleicht ist es ja auch gar nicht so schlimm, wie ich denke? Josh sieht mich überrascht an. Damit hat er scheinbar nicht gerechnet. „Ja, danach kann ich es aufgeben.“ Wir starren uns einen Moment an, bevor Josh aufsteht. „Ich gehe duschen“, murmele ich leise. Wenn dann will ich wenigstens sauber sein dafür! Und mich vor allem mental darauf vorbereiten. Ich verschwinde im Badezimmer und stelle mich unter das wärmende Wasser. Ein paar Mal muss ich tief durchatmen. Ok, ich schlafe also gleich mit Josh, das ist in meinem Gehirn schon angekommen. Ich spüre, wie mein Herz anfängt zu rasen und ich ein wenig zittrig werde. Ich muss mich irgendwie beruhigen, nur wie?! Vielleicht sollte ich mich einfach selber vorbereiten? Damit ich weiß, wie das ist? Langsam lasse ich eine Hand zu meinem Hintern wandern und stoppe. Nein, ich kann das unmöglich machen! Es geht einfach nicht! Sofort ziehe ich sie wieder zurück und dusche mich ganz normal fertig, nur dass ich heute besonderen Wert auf die Hygiene habe. Nachdem ich mich soweit frisch fühle, verlasse ich die Dusche wieder und trockne mich ab. Ich binde mir ein Handtuch um und bleibe einen Moment vor dem Spiegel stehen. „Ok Henry, du schaffst das!“, sage ich aufbauend zu mir selbst. Klingt nur nicht wirklich überzeugend. Kurz darauf verlasse ich das Bad und gehe langsam in Richtung von Joshs Zimmer, nur um mit dem Handtuch vor ihm stehen zu bleiben. Er sitzt auf seinem Bett und sieht zu mir auf, wobei ich deutlich merke, wie er meinen Körper abscannt. „Komm her“, murmelt er und zieht mich zu sich auf seinen Schoß. Ich bin froh, dass das Handtuch dabei hält und nicht direkt herunterfällt! „Bist du dir sicher, dass es in Ordnung ist?“, fragt er nach. Ich nicke. Wobei man vielleicht nicht von sicher sprechen kann. Aber das tut jetzt nichts zur Sache. Ich mache das für Josh, nicht für mich! Seine Hände legen sich auf meine Seiten und meine Haut beginnt zu kribbeln. Sofort werde ich wieder super nervös. „Keine Sorge, ich mache erstmal nicht viel.“ Kann er irgendwie Gedanken lesen?! Oder bin ich so auffällig nervös? Er legt eine Hand in meinen Nacken und zieht mich etwas zu sich herunter. Kurz darauf liegen seine Lippen auf meinen und ich weiß nicht recht, was ich tun soll. Allerdings besinne ich mich schnell und schließe die Augen, um den Kuss für Josh zu erwidern. Er soll es ja schön finden und es sollte sich nicht zu gezwungen anfühlen, richtig? Joshs linke Hand wandert langsam über meine Seite und ich bekomme eine leichte Gänsehaut. Es fühlt sich komisch an, nicht zwingend schlecht, aber ungewohnt. Sie rutscht tiefer, dann wieder höher und zu meiner Brust. Er stimuliert erneut meine Brustwarzen und ich muss leise in den Kuss keuchen. Ich bin mehr als überrascht, dass ich solche Laute überhaupt von mir geben kann, nur weil Josh mich berührt! Aber vielleicht ist das ja ein gutes Zeichen? Oder es heißt einfach nur, dass unsere Körper harmonieren. Es muss nicht unbedingt etwas mit Gefühlen zu tun haben. Auch wenn es vermutlich die Lösung der Probleme wäre. Aber das kann man sich nun mal nicht aussuchen. Erstaunlicherweise spüre ich nach schon relativ kurzer Zeit etwas, dass sich von unten gegen mich drückt. Sofort werde ich knallrot. Es ist nicht schwer zu erraten, wo diese Beule herkommt! Ich hätte allerdings nicht gedacht, dass Josh so schnell von mir erregt ist. Na ja, vielleicht auch nur, weil ich theoretisch nackt auf ihm sitze. Seine Hand wandert wieder nach unten und legt sich auf das Handtuch. Zwischendurch löse ich den Kuss und schnappe nach Luft, bevor seine Lippen meine wieder in Beschlag nehmen. Er lässt mir kaum Zeit für eine Pause! Dafür merke ich jedoch, wie er das Handtuch von meiner Hüfte löst und es auf den Boden sinken lässt. Ich traue mich gar nicht, die Augen zu öffnen. Ich habe zu viel Panik, dass er mich gerade anschaut! Oder er sogar nach unten schielt, um einen Blick auf mein Glied zu erhaschen. Wobei er das vermutlich gleich sehr deutlich sehen dürfte! Josh drückt mich mit einem Mal fest an sich, steht kurz auf und dreht sich um. Kurz danach liege ich auf der Matratze und er beugt sich über mich. Verdammt, jetzt sehen wir uns doch direkt an! Ich weiß nicht, was ich tun soll, bin dafür aber schön rot im Gesicht. Josh hingegen beugt sich nach unten und ich erwarte, dass er mich wieder küssen will. Sofort mache ich die Augen zu, allerdings spüre ich im nächsten Moment seine Zähne an meinem Hals und wie er an meiner Haut knabbert. Ich keuche leise auf und lege automatisch eine Hand in seine Haare. Seine Hände hingegen scheinen sich selbstständig zu machen und fahren über meinen Oberkörper. Ich habe das Gefühl, sie überall zu spüren. Im nächsten Moment muss ich stöhnen und drücke mir schnell eine Hand auf den Mund. Josh hat einfach mein Glied in die Hand genommen und begonnen, es leicht zu massieren. Und das lässt mich nicht gerade kalt! Seine Hand ist groß und warm und… es fühlt sich irgendwie schon gut an. „Hey, halt deine Stimme nicht zurück“, murmelt mir Josh entgegen und nimmt meine Hand einfach von meinem Mund. Ich keuche auf und bin diesmal schon fast froh, dass er mich küsst! Somit kann ich nicht so laut werden, das ist mir dann nämlich doch ganz schön peinlich! Inzwischen merke ich allerdings, dass ich hart werde. Und irgendwie ist das komisch. Eigentlich sollte es mir nicht gefallen, mit meinem besten Freund zu schlafen, oder? Aber es fühlt sich so gut an, was er macht! Vielleicht auch gerade, weil er ein Kerl ist und einfach weiß, was sich gut anfühlt? Ich stöhne erneut gegen seine Lippen, als er meine Eichel stimuliert und mache automatisch etwas mehr die Beine breit. Josh setzte sich kurz danach auf und zieht sich sein Shirt aus. Ich starre auf seinen Oberkörper und bin immer noch ziemlich rot im Gesicht. Für einen Kerl sieht er schon gut aus, oder? Ist er nicht eigentlich das, was Frauen einen ‚Adonis‘ nennen würden? Vom Körperbau her könnte das passen. Er öffnet seinen Reißverschluss und holt sein Glied hervor. Wow, das Ding ist wirklich groß! Und… er ist hart. Und das nicht zu knapp! Josh greift nach meiner Hand und führt sie einfach an sein Glied. „Nicht nur anschauen“, brummt er. Ich starre auf seinen Penis und umfasse ihn. Wow, das ist das erste Mal, dass ich das Geschlechtsteil eines anderen Kerls in der Hand halte! Irgendwie komisch. Dennoch versuche ich mein Bestes und massiere ihn langsam. Er beobachtet dabei meine Gesichtsregung und stöhnt leise auf. Also mache ich es wohl richtig? Jedoch scheint er es nicht lange genießen zu wollen. Stattdessen zieht er sich etwas zurück und holt Gleitgel und Kondom aus seiner Schublade. Ok, hatte er es irgendwie geplant? Oder einfach nur die Hoffnungen darauf gesetzt? Ich beiße mir erneut unsicher auf meine Unterlippe. „Keine Angst, ich bin vorsichtig“, murmelt er mir zu, bevor er mich küsst. Seine Lippen wandern mein Kinn hinab, über meinen Hals und zu meiner Brust. Er hinterlässt einen Knutschfleck, bevor er sich seinen Weg meinen Bauch hinuntersucht. Ich keuche immer wieder auf und spanne mich an. Ich weiß genau, was er vorhat und weiß nicht, was ich davon halten soll! Josh fackelt jedoch nicht lange und nimmt kurz danach meinen Penis in den Mund. Ich stöhne ungehalten auf. Das Zurückhalten ist schwieriger, als ich dachte! Meine Hand verkrampft sich leicht in seinen Haaren und ich bekomme nichts davon mir, als er sich Gleitgel auf seine Finger träufelt. Erst als ich das kühle Gel und einen seiner Finger an meinem Hintern spüre, zucke ich merklich zusammen. „Wa-Warte!“, meinte ich, doch das scheint ihn nicht zu interessieren. Er beginnt mich langsam zu weiten und ich beiße die Zähne zusammen. Das ist ein mehr als merkwürdiges Gefühl und ich kann nicht behaupten, dass es sonderlich anturnend ist! Von wegen das wäre für Männer schön! Auch wenn Josh sich wohl ziemlich bemüht und sein Blowjob mich sowieso etwas davon ablenkt. Dennoch ist es ungewohnt und ich schaffe es kaum, mich wieder zu entspannen. Nach einiger Zeit nimmt er einen weiteren Finger hinzu und reizt mich weiter. Bis zu einem bestimmten Punkt, wo ich auf einmal ein Gefühl bekomme, als würde ein Stromstoß durch meinen Körper gehen. Ich stöhne auf und drücke mir erneut die Hand auf den Mund. Was ist das?! Und warum fühlt es sich so gut an? Daran habe ich wirklich nicht geglaubt! Allerdings fällt die Anspannung relativ schnell von mir ab und ich erzittere fast bei jeder Berührung. Josh setzte sich kurze Zeit später wieder auf und greift nach dem Kondom. Er sieht mich erregt an, während er es sich überstreift. Auch auf das Kondom gibt er erneut Gleitgel. Ich sehe ihn jetzt schon total fertig, aber dennoch erhitzt an. Es ist weniger schlimm, als ich erwartet habe, als er in mich eindringt. Es tut zwar anfangs höllisch weh, aber kaum dass Josh wieder den Punkt trifft, ist der Schmerz vergessen. Und ich verspüre Lust. Wirkliche Lust! Stöhnend stemmt Josh sich gegen mich und hält in der Bewegung inne. Er beugt sich vor, um mich zu küssen und ich lege ihm die Arme um den Nacken. „Ich bewege mich jetzt“, murmelt er mir zu. Ich kann gar nicht antworten, da beginnt er schon und ich spüre erneut die Stromstöße, die durch meinen Körper rasen. Stöhnend bewege ich mich fast automatisch gegen ihn, soweit ich es in dieser Position schaffe und gebe mich ihm vollends hin. Ich liege mehr als erschöpft neben Josh im Bett und umklammere das Kissen. Er hat die Decke über uns gezogen und starrt an die Decke. Wir schweigen eine Weile. Irgendwann rollt sich Josh auf die Seite und sieht mich an. Ich schaue zurück und lasse es zu, dass er mir sanft durch die Haare streicht. „Danke Henry“, murmelt er leise. Er gibt mir einen Kuss auf die Stirn und ich schließe meine Augen. Ich bin wirklich super fertig und will nur noch schlafen! „Jetzt kann ich es vergessen und wieder dein Freund sein.“ Irgendetwas zieht in meiner Brust. „Ja, ein Freund…“, erwidere ich und bin eingeschlafen. Kapitel 6: Wie du mir... ------------------------ Als ich wieder aufwache ist Josh verschwunden. Keine Ahnung wo er sich wieder herumtreibt, aber er hat mir ein Glas Wasser, eine Tablette und einen Zettel hinterlassen. ‚Nimm die Tablette. Ich bin zum Abendessen wieder da. Josh‘ Na ja, die Nachricht hätte ruhig liebevoller ausfallen können. Ich habe mich schließlich geopfert und mit ihm geschlafen! Damit er alles vergessen kann. Ich starre an die Decke und denke nach. Irgendwie fühle ich mich nicht sonderlich wohl, ziemlich unzufrieden eher. Josh hat gesagt, er würde jetzt seine Gefühle vergessen und sie würden wieder abflauen können. Das ergibt in meinen Ohren immer noch keinen Sinn. Und irgendwie stört es mich auch. Ich hatte mich wirklich gefreut, dass er mich liebt. Na ja, ok. Freude kann man es nicht nennen, aber ich war ein wenig stolz. Jetzt bin ich nur wieder alleine und kann mich wieder mit mir selbst beschäftigen. In nichtsexueller Hinsicht natürlich! Ich setze mich auf und spüre ein Ziehen im Unterleib. Brummend greife ich nach der Schmerztablette und trinke danach das Glas Wasser aus, bevor ich mich erhebe. Jeder Schritt schmerzt, aber das warme Wasser der Dusche hilft ein wenig. Den Rest des Tages werde ich wohl im Bett verbringen und mich nicht mehr bewegen! Meine Gedanken schweifen wieder zu Josh und ich frage mich, wo er hingegangen ist. Normalerweise hat er mir immer gesagt, wo er ist und ob er erreichbar ist. Einfach für den Fall, dass etwas passieren könnte. Ob er sich jetzt bewusst von mir distanzieren wird? Ach, was rede ich?! Er war eine Woche komplett weg! Mehr Distanz kann man nicht mehr zu einem Menschen aufbauen. Aber warum fällt es mir so schwer, es zu akzeptieren? Er meinte, wir könnten wieder Freunde sein, aber irgendwie glaube ich nicht so wirklich daran. Freunde schlafen nicht miteinander und gehen danach einfach ohne ein Wort weg. Das fuchst mich doch etwas mehr, als ich mir selber eingestehen will. Dabei bin ich doch kein Teenie Mädchen, das gerade von jemandem für den Sex ausgenutzt wurde. Auch wenn ich mich ein wenig so fühle. Ich verlasse die Dusche und gehe in die Küche, um etwas zu frühstücken, wobei das Frühstück auch nur aus einem Glas Milch und einem Keks besteht. Mir ist flau im Magen und so wirklich will ich nichts essen oder zu mir nehmen. Seufzend werfe ich mich auf mein Bett, starre an die Wand und bin bald darauf wieder eingeschlafen. Irgendwann höre ich die Wohnungstür aufgehen und bin im nächsten Moment hellwach. Ich habe wirklich den ganzen Tag geschlafen, mich immer wieder umgedreht, wenn ich aufgewacht bin. Josh ist wieder da, aber ich traue mich nicht, mein Zimmer zu verlassen. Nervös knabbere ich auf meiner Unterlippe herum. Leider Gottes drückt meine Blase unangenehm und bevor ich ins Bett pisse, erhebe ich mich lieber und schleiche ins Badezimmer. Josh scheint gerade in seinem Zimmer zu sein, was mich doch sehr erleichtert. Als ich fertig bin, verlasse ich das Bad und zögere. Wie soll ich ihm gegenüber treten? Ich gehe in die Küche und schaue in den Kühlschrank. Irgendwie habe ich nicht daran gedacht, etwas zu kochen, aber vielleicht übernimmt Josh die Aufgabe ja wieder. „Hey, haben wir was Brauchbares da?“ Ich zucke merklich zusammen bei seiner Stimme und schlage reflexartig den Kühlschrank zu. „Was?“ Verwirrt und nervös drehe ich mich um. Josh beobachtet mich und seufzt leise, während er sich an den Türrahmen lehnt. „Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich werde dir nichts mehr antun. Habe ich dir doch schon versprochen.“ Er kommt auf mich zu, aber anstatt irgendwas zu machen, öffnet er nur den Vorratsschrank und kramt darin herum. Mein Herz schlägt ungesund wild und ich nehme wieder mehr Abstand von ihm. „Kochst du was?“, frage ich nach und höre, wie meine Stimme flacher klingt als sonst. Er zuckt mit den Schultern. „Nudeln?“ Ich nicke. Also wenn das seine Definition von ‚Freunde‘ ist, dann finde ich es mehr als beschissen! Wir wissen doch beide nicht, wie wir miteinander umgehen sollen, oder? Oder interessiert es Josh nicht mehr? „Geht es dir gut? Deinem Hintern, meine ich.“ Ich werde knallrot und wende mich ab. Warum muss der Kerl so direkt sein?! „Alles bestens! Sag Bescheid, wenn das Essen fertig ist!“ Mit diesen Worten verlasse ich schnell die Küche und gehe wieder in mein Zimmer. Ich schließe die Tür hinter mir und bleibe einen Moment an dieser angelehnt und heftig atmend stehen. Ich fasse mir an die Brust und kneife die Augen zu. Ok, ganz ruhig jetzt, Henry! Was soll das?! Ich kann ihm einfach nicht mehr in die Augen sehen. Ich bin zu nervös und jedes Mal, wenn ich ihn ansehe, erinnere ich mich an die letzte Nacht. Ich werfe einen Blick auf mein Bett und muss schlucken. Schlagartig wird mir übel. Meine Beine tragen mich gerade noch rechtzeitig ins Badezimmer, bevor ich mich übergeben muss. Scheiße! Warum haben wir miteinander geschlafen?! Wenn man es denn so nennen kann. Ich würde eher sagen, er hat mich gevögelt und ich habe mitgemacht. Warum auch immer! Ich bereue es inzwischen. So kann ich doch nicht mit ihm zusammen leben! Auch wenn das für ihn in Ordnung ist, für mich ist es das nicht! Nicht das kleinste bisschen! Aber einfach ausziehen? Das kann ich auch nicht, vor allem nicht bei dem Wohnungsmarkt! Vielleicht bei einem Freund… Wenn ich welche hätte, die mir nahe stünden. Nein, ich werde aus dieser Situation nicht mehr so schnell herauskommen. Entsetzt starre ich in den Spiegel, nachdem ich gespült und meinen Mund ausgewaschen habe. Ich muss also damit leben, dass mein einziger und bester Freund mit mir geschlafen hat und wir weiterhin unter einem Dach leben. So kann man sich natürlich auch die Freundschaft zerstören. „Ach man, ich verstehe das nicht!“, murre ich genervt und sehe auf die Aufgabe. Ein Mitschüler aus der Lerngruppe sieht zu mir rüber. „Wieso? Ist doch alles richtig?“ Ich sehe verwirrt auf, dann wieder auf das Aufgabenblatt. Kurz murre ich leise und wende mich ab. Nein, ich meine ja auch nicht die Schulaufgabe! Sondern Josh. Es ist jetzt schon einige Wochen her, seit wir- na ja… das Bett geteilt haben. Und danach hat er nichts mehr getan. Er hat mich nicht angefasst, nicht versucht mich zu küssen und auch keine merkwürdigen Andeutungen gemacht. Er geht ganz normal mit mir um, während es mir zunehmend schwerer fällt, ihn anzusehen. Ich weiß nicht einmal, ob es mich stört, dass nichts mehr passiert. Aber ich verstehe es einfach nicht. Ich versuche zu kapieren, dass Josh scheinbar nichts mehr von mir wissen will, aber es tut mir weh. Nicht, weil er mich nicht mehr liebt, sondern weil ich mich benutzt fühle. Heißt das nicht, dass er nur meinen Körper haben wollte? Wenn ich ihm jetzt egal bin und scheinbar als Mitbewohner ausreiche? Als Freunde würde ich unser Verhältnis ja kaum noch beschreiben! Wir unternehmen nichts mehr zusammen, wir essen getrennt. Josh ist entweder die meiste Zeit irgendwo unterwegs oder schließt sich in seinem Zimmer ein. Ich hingegen sitze fast nur noch Zuhause rum. Seufzend stehe ich auf. „Ich bin fertig für heute. Bis morgen“, murmele ich meinen Mitschülern zu und verschwinde. Ich bin vielleicht nicht gerade die tragende Stütze unserer Lerngruppe, das muss ich zugeben. Aber solange ich alles beherrsche, sind mir die anderen auch herzlich egal. Ich gehe langsam nach Hause und sehe auf die Uhr. Gut, dadurch, dass ich eine Stunde früher los bin, kann ich noch irgendwas aufwärmen und in der Küche essen. Ich schließe die Wohnungstür auf und werfe meine Tasche in mein Zimmer, ehe ich zur Küche laufe. Im Wohnzimmer läuft der Fernseher und ich sehe neugierig hinein. Ist Josh etwa Zuhause? In dem Moment, wo ich ihn auf der Couch erblicke, werde ich knallrot. Ich kann mein Blick nicht davon abwenden und habe irgendwie ein Déjà-vu! Nur bin ich diesmal in der Rolle des Betrachters und nicht desjenigen, der sich gerade dabei ist zu befriedigen! Ich höre, wie Josh aufstöhnt und bekomme unwillkürlich einen Flashback. Als er aufsieht und mich erblickt, keucht er auf. „Henry…“ Nur wenige Sekunden später ergießt er sich in seine Hand und ich wende mich ab. Sofort verbarrikadiere ich mich in meinem Zimmer und sinke an meiner Tür herunter. Ich presse mir eine Hand auf den Mund, knallrot im Gesicht. Ich versuche mich zu beruhigen, aber mein Herzklopfen hört nicht auf. Langsam senke ich meinen Blick nach unten und auf die deutliche Latte in meiner Hose. Scheiße! Kapitel 7: ...So ich dir ------------------------ Es wird alles immer komplizierter. Ich habe das Gefühl, dass mein Leben, wie es davor die ganze Zeit war, einfach auseinanderbricht. Ich sitze weiterhin nur in meinem Zimmer, jetzt haben wir auch noch Ferien, kurz vor den wichtigen Prüfungen und hocken die ganze Zeit beieinander. Aber ich habe es gut geschafft, Josh die letzten zwei Wochen zu ignorieren und ihm aus dem Weg zu gehen. Das was er kann, kann ich schon lange! Ich esse die meiste Zeit Fast Food außer Haus oder schiebe mir nachts eine Pizza in den Ofen, wenn er schon schläft. Generell hat sich mein Schlafrhythmus um ungefähre sieben Stunden nach hinten verschoben. Wenn Josh aufsteht, gehe ich kurz vorher schlafen. Und wenn ich aufwache, ist er meistens unterwegs. Viel Schlaf bekomme ich allerdings nicht. Ich habe Alpträume – andere würden das vielleicht als feuchte Träume bezeichnen. Aber es ist ein Alptraum, wenn dein bester Freund darin vorkommt! Aber sind wir das überhaupt noch? Beste Freunde. Ich glaube nicht. Beste Freunde gehen sich nicht bewusst aus dem Weg, nachdem sie Sex hatten und der eine sich in den anderen verliebt hat. Oder sowas. Es ist gerade drei Uhr morgens und ich liege auf meinem Bett, höre Musik und starre an die Decke. Ich kann mich nie aufs Lernen konzentrieren und fühle mich einfach nur noch einsam. Was ist, wenn Josh mich jetzt nicht einmal mehr als Freund haben will? Und wenn er die Schnauze voll von mir hat? Vielleicht war er am Ende wirklich nur noch an meinem Körper interessiert? Und vielleicht versucht er deswegen auch nicht mehr, mit mir zu reden, obwohl ich ihn ignoriere? Heißt das, dass ich jetzt auch das letzte Stück einer Familie verloren habe? Dass er mir nicht mehr beistehen wird? Mein Magen dreht sich um. Plötzlich kommt es mir so vor, als würde sich alles um mich herum drehen und zerlaufen. Als würde eine Dunkelheit mich erdrücken und mir die Luft abschnüren, ohne dass ich etwas dagegen tun könnte. Was ist das für ein Gefühl? Dieses Herzrasen? Bestimmt nur Stress, oder? Wegen der anstehenden Prüfungen und meiner fraglichen Zukunft! Weil ich noch nicht weiß, was ich nach dem Abi machen soll? Alleine. Eigentlich war der Plan, dass Josh und ich eine Art Work and Travel machen. Ein bisschen jobben und reisen, um den Kopf frei zu bekommen, bevor wir uns in das ernste Leben schmeißen. Aber das wird wohl ausfallen. Ich bin ja jetzt alleine. In den letzten zwei Wochen habe ich mich so gut wie mit niemandem mehr unterhalten. Von den Verkäufern im Supermarkt mal abgesehen. Ich setzte mich auf und greife mir an die Brust, während ich mich verkrampfe. Scheiße, Scheiße! Irgendwas läuft hier doch schief! Ich kämpfe mich aus dem Bett und schleppe mich ins Badezimmer, wo ich es nicht einmal mehr schaffe, die Tür zu schließen. Kurz danach hänge ich über der Schüssel und muss mich übergeben. Und dahin ist das ganze gute Fast Food, dass meinen Magen gefüllt hat. Reihernd kommen mir die Tränen. Verdammt, verdammt, verdammt! Was ist das? Was zur Hölle ist das für ein Gefühl?! Ich bekomme keine Luft mehr. Mein Magen ist zwar leer, aber ich kann nicht atmen. Ich schlage wütend gegen die Wand und kneife meine Augen zu. Es fühlte sich an, als würde ich ertrinken und als würde mich etwas in die Tiefe ziehen. So war das nicht geplant! Sterbe ich jetzt? Soll das das Ende sein? Obwohl ich mich noch nicht einmal bei Josh entschuldigen konnte? Obwohl wir nicht einmal mehr miteinander reden? Soll es so Enden? Nur dumpf höre ich etwas an mein Ohr dringen. Ich kann die Stimme kaum erfassen, aber sie scheint meinen Namen zu rufen. Immer wieder, oder? Und ich spüre einen Griff an meinem Handgelenk. Etwas zieht mich zu sich. Oder jemand? „Henry!“ Ich reiße die Augen auf und starre Josh an, der mich überfordert anschaut. „Henry, du musst atmen. Langsamer, ein und aus. Beruhige dich! Was ist denn los? Du hyperventilierst ja fast!“ Ich hyper- was? Oh, erst jetzt bemerke ich meine schnelle Schnappatmung und dass ich mich an Josh gekrallt habe, wie ein Baby an seine Mutter. Ich versuche wieder ruhiger zu werden, was mit Joshs Hilfe und seinen ruhigen Worten auch langsam funktioniert. „Du hast eine Panikattacke. Keine Sorge, das geht gleich vorbei. Kannst du wieder atmen? Lass einfach das Gefühl los und lass alles raus, das hilft manchmal.“ Ich versuche seinen Anweisungen Folge zu leisten und mich zu entspannen, während ich weiterhin heule. Wenigstens ersticke ich nicht mehr, das ist doch ein Fortschritt. Es vergehen noch mindestens weitere zehn Minuten, die ich bei Josh in seinem Arm verbringe, während er mich beruhigt, bevor ich in der Lage bin, meinen Mund und mein Gesicht zu waschen und wieder alleine stehen kann. Josh spült derweil und reinigt das Klo von meinem Mageninhalt, wofür ich ihm mehr als nur dankbar bin. Ich lasse mich langsam auf den Badewannenrand nieder und wische mir über mein Gesicht. Ich muss jetzt wirklich miserabel aussehen. „Komm, ich bringe dich in dein Zimmer.“ Josh zieht mich einfach hoch und trägt mich zu meinem Bett, wo er mich absetzt. Ich lege mich schon ganz automatisch hin und lasse mich von ihm zudecken. Er sieht mich besorgt an. „Kannst du jetzt schlafen?“, fragt er geduldig nach und ich nicke. So enorm kaputt wie ich jetzt bin, schlafe ich wahrscheinlich gleich 15 Stunden am Stück. Wundern würde es mich nicht. Ich habe nur zwei Extrema, was meinen Schlaf angeht: Entweder viel zu lange und so gut wie gar nicht. Da ist nicht viel Raum zwischen vier und fünfzehn Stunden. „Dann gehe ich wieder rüber. Wenn was ist, dann komm einfach zu mir, ok?“ Ich sehe ihn an und will irgendwas sagen, aber weiß nicht genau was. Irgendwie ist mein Kopf leer. Ich spüre nur, dass ich jetzt wirklich nicht alleine sein will. Instinktiv greife ich nach seiner Hand. „Warte!“ Josh sieht mich überrascht an und lässt sich langsam wieder auf meiner Bettkante nieder. „Was ist?“, fragt er ruhig nach. Ja, was ist? Ich weiß es doch selber nicht! Ich will nur nicht alleine sein! Und nicht einsam enden, ohne Freunde und Familie! „Soll ich noch bleiben? Bist du noch nervös oder so?“ Ich nicke einfach. Was soll ich auch sonst tun? Verneinen werde ich es jedenfalls nicht! Josh lächelt und schiebt mich einfach etwas weiter rüber. „Dann mach mal Platz, Kleiner. Ich bin echt müde und lange werde ich hier nicht mehr rumsitzen, ohne vorne über zu fallen!“ Er legt sich neben mich und mir wird direkt wieder komisch. Aber es ist nicht die Art von komisch von davor. Eher anders. Wärmer und ruhiger. Wobei mein Herz dennoch rast und ich Sorge habe, dass ich gleich wieder einen Panikausbruch bekomme. „Ich hab mir die letzten zwei Wochen Sorgen gemacht und jetzt, wo ich dich endlich zu Gesicht bekomme, hast du eine Panikattacke? Ich hoffe, das war die erste…“, deutet Josh vage an. Ich nicke langsam. Mir ist echt nicht nach reden zu Mute. Jedenfalls derzeit nicht. „Was hat das Fass denn zum Überlaufen gebracht?“ Ok, Josh will scheinbar unbedingt reden! Und wie soll ich ihm das erklären? „Ich weiß es nicht“, sage ich leise und ziehe die Decke etwas höher. Josh kuschelt sich derweil ebenfalls unter meine Decke und sieht mich abwartend an. „Alles und nichts. Keine Ahnung. Ich habe einfach nur das Gefühl, dass mein Leben gerade auseinanderbricht und ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Ich kann mich nicht auf das Lernen konzentrieren und werde bestimmt die Prüfungen verhauen. Und unser Work und Travel wird ja wohl auch nicht stattfinden! Was mache ich denn dann? Ich bin doch viel zu dumm für ein Studium und ich wüsste nicht, was ich später machen will. Ich habe keine Ahnung von einer Ausbildung und nicht einmal Freunde. Und eine Familie habe ich auch nicht mehr, die mich unterstützen könnte. Ich weiß einfach nicht, wie ich das alles schaffen soll!“ Ich press die Lippen aufeinander, nachdem mein Redeschwall vorbei ist. Direkt fühlt sich meine Seele etwas leichter an. Aber eben auch nur etwas und nicht genug. „Warum sollte unser Work und Travel denn wegfallen? Hast du keine Lust mehr, auf Reisen?“ Ich sehe Josh perplex an. Hat er das eben wirklich gefragt? Ist er so dumm?! „Weil wir keine Freunde mehr sind, Josh? Und weil wir seit über zwei Wochen nicht mehr miteinander gesprochen haben! Wie sollten wir denn dann ein Work and Travel überstehen?!“ Ich schüttele den Kopf und wende mich ab. Kurz darauf spüre ich Joshs Arm, der sich um meinen Bauch legt und mich an den warmen Körper hinter mich zieht. Augenblicklich werde ich rot und mein Atem setzt für einige Sekunden aus. Was soll das denn jetzt? „Wir sind keine Freunde mehr?“, fragt Josh, sichtlich betrübt. „Wieso nicht? Ich habe doch gesagt, dass ich über meine Gefühle hinwegkomme und dich nicht mehr liebe. Können wir dann nicht einfach wieder Freunde sein?“ Ich beiße die Zähne zusammen, während ich den Kopf schüttele. „Nein, können wir nicht! Freunde sollten keinen Sex zusammen haben! Und Freunde sollten sich nicht gegenseitig einen runterholen. Und erst recht sollte ein Freund keinen Ständer dabei bekommen, wenn er seinem besten Kumpel beim Masturbieren zuschaut!“ Verdammt. Kapitel 8: Beziehungsstatus: Kompliziert ---------------------------------------- Seit einigen Minuten herrscht Stille in meinem dunklen Zimmer. Ich starre entsetzt an die gegenüberliegende Wand, die ich schemenhaft wahrnehmen kann. Josh hat nichts gesagt und hält mich immer noch fest. Scheiße. Vielleicht hat er es ja gar nicht gehört und ist eingeschlafen? Als ob! Das würde man an seiner Atmung hören. Er ist definitiv noch wach! Ich kneife meine Augen zu und versuche mich selber zu beruhigen. Oh Gott, ich atme bestimmt super laut, oder? Kann er das hören? Und kann er meinen unendlich starken Herzschlag hören? Bestimmt! Der ist doch lauter als eine Rakete! Als Josh sich bewegt, spanne ich mich merklich an und verkrampfe. Oh nein, was jetzt? Was macht er? Ich spüre, wie Josh seinen Arm von mir nimmt und sich aufsetzt. Geht er jetzt weg? Habe ich zu viel gesagt? Ich würde es ihm nicht einmal übelnehmen. Aber er scheint sich nicht aus dem Bett zu bewegen. Langsam drehe ich mich auf den Rücken, um schauen zu können, was er da treibt, als ich ihm direkt ins Gesicht blicke. Josh sieht verlegen aus. Verlegen? Warum ist er denn verlegen?! Er hält sich kurz eine Hand vor sein Gesicht und scheint tief durchzuatmen. „Es hat dir gefallen?“, fragt er dann nach. Was meint er? Fragend sehe ich ihn an und streiche mir selber meine nervigen Haare aus dem Gesicht. Was soll mir denn gefallen haben? „Als du mich beim Masturbieren erwischt hast, meine ich.“ Wow, was?! Sofort werde ich knallrot. „D-Das hab ich doch gar nicht gesagt!“, murre ich etwas zu schnell und zu laut. Fuck! Hätte er nicht einfach gar nicht darauf reagieren können?! Josh beugt sich über mich und stützt sich rechts und links neben meinem Kopf ab. „Henry, sei jetzt einmal ehrlich zu mir. Hattest du wirklich eine Latte in der Hose?“ Ich wende meinen Blick ab und presse die Lippen aufeinander. Er soll sowas nicht fragen! Ich hatte doch eben erst eine Panikattacke, da brauche ich nicht noch eine! Aber was soll ich jetzt sagen? Soll ich wirklich ehrlich zu ihm sein? Das wäre doch mega peinlich! „Was geht’s dich an“, murre ich also wenig überzeugt. Josh lächelt etwas. „Eigentlich recht viel. Geht ja um mich dabei. Irgendwie jedenfalls.“ Er beugt sich weiter nach unten und dreht meinen Kopf zu sich, sodass ich gezwungen bin, ihn anzusehen. „Ja, na gut! Ich hatte eine Latte und was willst du jetzt machen?! Mich ausschimpfen?! Ich kann nichts dafür! Das ist alles deine schuld! Hättest du mir nicht gesagt, dass du mich mochtest, dann wäre das doch alles auch nie passiert! Und jetzt sitze ich hier und komme auf meine eigenen Gefühle nicht mehr klar, während du zufrieden deinem Leben nachgehst und dich sowieso nicht mehr für mich interessierst! Mein Körper hat ja scheinbar gereicht, um-“ Ich werde unsanft von Josh unterbrochen, der mir einfach seine Hand auf den Mund legt. „Ok, stopp. Henry, hol mal Luft! Erstens hätte ich doch gar keinen Grund, darüber sauer zu sein, oder? Wieso auch? Lieben und lieben lassen, oder so. Und zweitens habe ich auch nicht gesagt, dass ich dich inzwischen nicht mehr liebe. Ich habe nur gesagt, dass wir danach wieder normal Freunde sein können.“ Ich starre ihn verwirrt an und ziehe seine Hand von meinem Mund. „Nein, du meintest, du würdest über mich hinwegkommen!“ Das ist ja wohl was ganz anderes?! „Ja, aber damit meinte ich nicht, dass ich über meine Gefühle von heute auf morgen hinwegkomme. Eher, dass ich versuchen werde, sie zu unterdrücken, um dir keine Last mehr zu sein. Ich dachte halt, wenn ich einmal mit dir geschlafen habe, bin ich zufrieden genug. Hat nur nicht so gut geklappt und meine Hormone spielen seitdem verrückt. Ich dachte, es wäre besser dir aus dem Weg zu gehen, anstatt dich vielleicht nochmal zu überfallen. Und das dann womöglich noch gegen deinen Willen.“ Ok, ich verstehe nur Bahnhof. Was will er mir denn damit jetzt sagen? „Henry, ich mag dich immer noch und ich würde dir jetzt direkt die Kleider vom Leib reißen, wenn ich könnte.“ Ich werde knallrot. Josh ist doch so ein Idiot! „Warum hast du das alles gemacht?!“, schimpfe ich. „Hast du nicht einmal darüber nachgedacht, wie ich mich dabei fühlen könnte?!“ Er grinst ein wenig, was ich gerade äußerst unpassend finde! „Doch, habe ich. Deswegen habe ich es ja gemacht. Ich kenne dich schon so lange, Henry. Ich weiß, wie du tickst. Und ich weiß auch, dass du immer das haben willst, was du nicht haben kannst. Weißt du noch, das eine Mädel in der siebten Klasse? Die irgendwann mal zu dir kam und meinte, dass sie dich wirklich geliebt habe, aber sich nie getraut hatte, was zu sagen? Und dann meinte sie, dass sie inzwischen einen Freund hätte und zum Glück nicht mehr auf dich stehen würde. Weißt du noch, was du danach gemacht hast? Du hast die ganze Zeit versucht, sie ihrem Freund auszuspannen, weil du sie unbedingt als Freundin haben wolltest. Du hast dich komplett darauf versteift, nur weil sie dich nicht mehr wollte.“ Ja, ich erinnere mich daran. Ich habe mich ganz schön zum Affen gemacht, damals. „Na ja, das habe ich angewendet. Ich dachte, vielleicht klappt es bei mir ja auch? Wenn ich einen auf unnahbar mache? Dir sage, dass ich nichts mehr von dir will und dir nicht mehr so viel Beachtung schenke.“ Mein Blick wandelt sich langsam von ungläubig zu wütend. Ich schubse ihn leicht von mir weg und setze mich auf. „Du Arschloch! Und sowas will sich Freund nennen?! Hast du nur einmal daran gedacht, dass du mich damit verletzen könntest?! Du bist mein bester Freund, Josh! Sowas solltest du nicht tun!“ Josh nickt leicht. „Ja, ich weiß. Und es tut mir leid. Aber… magst du mich nicht auch?“ Ich schüttele leicht den Kopf. „Aber ich bin gerade dabei, zu lernen dich zu hassen!“, knurre ich ungehalten. „Geh weg, Josh! Raus aus meinem Zimmer! Und komm nicht wieder zu mir, bevor ich es dir erlaube!“ Josh sieht mich etwas verwirrt an. „Aber… ich dachte, du liebst mich auch, Henry? Du hast doch auf mich reagiert. Und es wirkte so, als würdest du dir mehr vorstellen können.“ Ist der Typ eigentlich schwer von Begriff? Hört er schlecht?! „Weißt du wie egal mir das gerade ist?! Wenn du nicht gleich gehst, dann bekommst du eine gewischt! Und zwar ordentlich! Ich hab keinen Bock auf deine Spielchen! Als Freund solltest du so etwas nicht tun und dann denken, dass es richtig war! Und erst recht solltest du mich nicht auf so eine Art und Weise verführen wollen. Meinst du nicht, ich würde von alleine darauf kommen, wenn ich etwas von dir wollen würde? Wir kennen uns schon so lange und trotzdem ziehst du so einen Scheiß ab!“ Natürlich wird man von sowas sauer! Josh zögert kurz, steht dann auf und verlässt meinen Raum. Ich fühle mich gerade wie ein nervliches Wrack! Erst einen Zusammenbruch erleiden und dann von jetzt auf gleich wütend werden. Seufzend lasse ich mich zurück in meine Kissen fallen und brumme auf. Und ich weiß doch auch nicht, ob ich ihn liebe! Ich weiß nur, dass ich nicht alleine sein will und dass er nicht einfach gehen soll! Aber das heißt doch nicht gleich, dass ich in ihn verknallt bin, oder ihn glatt liebe! Nein! Und nur weil ich auf ihn reagiere, heißt das auch nichts! Na und, dann hat es mich eben angemacht? Pornos machen auch viele Leute an, aber dafür muss man die Person in dem Film ja nicht mögen! Das sind zwei unterschiedliche Dinge! Und ich will nicht weiter darüber nachdenken. Ich hasse es. Und ein bisschen hasse ich mich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)