Just Friends von Chibi-Neko-Chan ================================================================================ Kapitel 7: ...So ich dir ------------------------ Es wird alles immer komplizierter. Ich habe das Gefühl, dass mein Leben, wie es davor die ganze Zeit war, einfach auseinanderbricht. Ich sitze weiterhin nur in meinem Zimmer, jetzt haben wir auch noch Ferien, kurz vor den wichtigen Prüfungen und hocken die ganze Zeit beieinander. Aber ich habe es gut geschafft, Josh die letzten zwei Wochen zu ignorieren und ihm aus dem Weg zu gehen. Das was er kann, kann ich schon lange! Ich esse die meiste Zeit Fast Food außer Haus oder schiebe mir nachts eine Pizza in den Ofen, wenn er schon schläft. Generell hat sich mein Schlafrhythmus um ungefähre sieben Stunden nach hinten verschoben. Wenn Josh aufsteht, gehe ich kurz vorher schlafen. Und wenn ich aufwache, ist er meistens unterwegs. Viel Schlaf bekomme ich allerdings nicht. Ich habe Alpträume – andere würden das vielleicht als feuchte Träume bezeichnen. Aber es ist ein Alptraum, wenn dein bester Freund darin vorkommt! Aber sind wir das überhaupt noch? Beste Freunde. Ich glaube nicht. Beste Freunde gehen sich nicht bewusst aus dem Weg, nachdem sie Sex hatten und der eine sich in den anderen verliebt hat. Oder sowas. Es ist gerade drei Uhr morgens und ich liege auf meinem Bett, höre Musik und starre an die Decke. Ich kann mich nie aufs Lernen konzentrieren und fühle mich einfach nur noch einsam. Was ist, wenn Josh mich jetzt nicht einmal mehr als Freund haben will? Und wenn er die Schnauze voll von mir hat? Vielleicht war er am Ende wirklich nur noch an meinem Körper interessiert? Und vielleicht versucht er deswegen auch nicht mehr, mit mir zu reden, obwohl ich ihn ignoriere? Heißt das, dass ich jetzt auch das letzte Stück einer Familie verloren habe? Dass er mir nicht mehr beistehen wird? Mein Magen dreht sich um. Plötzlich kommt es mir so vor, als würde sich alles um mich herum drehen und zerlaufen. Als würde eine Dunkelheit mich erdrücken und mir die Luft abschnüren, ohne dass ich etwas dagegen tun könnte. Was ist das für ein Gefühl? Dieses Herzrasen? Bestimmt nur Stress, oder? Wegen der anstehenden Prüfungen und meiner fraglichen Zukunft! Weil ich noch nicht weiß, was ich nach dem Abi machen soll? Alleine. Eigentlich war der Plan, dass Josh und ich eine Art Work and Travel machen. Ein bisschen jobben und reisen, um den Kopf frei zu bekommen, bevor wir uns in das ernste Leben schmeißen. Aber das wird wohl ausfallen. Ich bin ja jetzt alleine. In den letzten zwei Wochen habe ich mich so gut wie mit niemandem mehr unterhalten. Von den Verkäufern im Supermarkt mal abgesehen. Ich setzte mich auf und greife mir an die Brust, während ich mich verkrampfe. Scheiße, Scheiße! Irgendwas läuft hier doch schief! Ich kämpfe mich aus dem Bett und schleppe mich ins Badezimmer, wo ich es nicht einmal mehr schaffe, die Tür zu schließen. Kurz danach hänge ich über der Schüssel und muss mich übergeben. Und dahin ist das ganze gute Fast Food, dass meinen Magen gefüllt hat. Reihernd kommen mir die Tränen. Verdammt, verdammt, verdammt! Was ist das? Was zur Hölle ist das für ein Gefühl?! Ich bekomme keine Luft mehr. Mein Magen ist zwar leer, aber ich kann nicht atmen. Ich schlage wütend gegen die Wand und kneife meine Augen zu. Es fühlte sich an, als würde ich ertrinken und als würde mich etwas in die Tiefe ziehen. So war das nicht geplant! Sterbe ich jetzt? Soll das das Ende sein? Obwohl ich mich noch nicht einmal bei Josh entschuldigen konnte? Obwohl wir nicht einmal mehr miteinander reden? Soll es so Enden? Nur dumpf höre ich etwas an mein Ohr dringen. Ich kann die Stimme kaum erfassen, aber sie scheint meinen Namen zu rufen. Immer wieder, oder? Und ich spüre einen Griff an meinem Handgelenk. Etwas zieht mich zu sich. Oder jemand? „Henry!“ Ich reiße die Augen auf und starre Josh an, der mich überfordert anschaut. „Henry, du musst atmen. Langsamer, ein und aus. Beruhige dich! Was ist denn los? Du hyperventilierst ja fast!“ Ich hyper- was? Oh, erst jetzt bemerke ich meine schnelle Schnappatmung und dass ich mich an Josh gekrallt habe, wie ein Baby an seine Mutter. Ich versuche wieder ruhiger zu werden, was mit Joshs Hilfe und seinen ruhigen Worten auch langsam funktioniert. „Du hast eine Panikattacke. Keine Sorge, das geht gleich vorbei. Kannst du wieder atmen? Lass einfach das Gefühl los und lass alles raus, das hilft manchmal.“ Ich versuche seinen Anweisungen Folge zu leisten und mich zu entspannen, während ich weiterhin heule. Wenigstens ersticke ich nicht mehr, das ist doch ein Fortschritt. Es vergehen noch mindestens weitere zehn Minuten, die ich bei Josh in seinem Arm verbringe, während er mich beruhigt, bevor ich in der Lage bin, meinen Mund und mein Gesicht zu waschen und wieder alleine stehen kann. Josh spült derweil und reinigt das Klo von meinem Mageninhalt, wofür ich ihm mehr als nur dankbar bin. Ich lasse mich langsam auf den Badewannenrand nieder und wische mir über mein Gesicht. Ich muss jetzt wirklich miserabel aussehen. „Komm, ich bringe dich in dein Zimmer.“ Josh zieht mich einfach hoch und trägt mich zu meinem Bett, wo er mich absetzt. Ich lege mich schon ganz automatisch hin und lasse mich von ihm zudecken. Er sieht mich besorgt an. „Kannst du jetzt schlafen?“, fragt er geduldig nach und ich nicke. So enorm kaputt wie ich jetzt bin, schlafe ich wahrscheinlich gleich 15 Stunden am Stück. Wundern würde es mich nicht. Ich habe nur zwei Extrema, was meinen Schlaf angeht: Entweder viel zu lange und so gut wie gar nicht. Da ist nicht viel Raum zwischen vier und fünfzehn Stunden. „Dann gehe ich wieder rüber. Wenn was ist, dann komm einfach zu mir, ok?“ Ich sehe ihn an und will irgendwas sagen, aber weiß nicht genau was. Irgendwie ist mein Kopf leer. Ich spüre nur, dass ich jetzt wirklich nicht alleine sein will. Instinktiv greife ich nach seiner Hand. „Warte!“ Josh sieht mich überrascht an und lässt sich langsam wieder auf meiner Bettkante nieder. „Was ist?“, fragt er ruhig nach. Ja, was ist? Ich weiß es doch selber nicht! Ich will nur nicht alleine sein! Und nicht einsam enden, ohne Freunde und Familie! „Soll ich noch bleiben? Bist du noch nervös oder so?“ Ich nicke einfach. Was soll ich auch sonst tun? Verneinen werde ich es jedenfalls nicht! Josh lächelt und schiebt mich einfach etwas weiter rüber. „Dann mach mal Platz, Kleiner. Ich bin echt müde und lange werde ich hier nicht mehr rumsitzen, ohne vorne über zu fallen!“ Er legt sich neben mich und mir wird direkt wieder komisch. Aber es ist nicht die Art von komisch von davor. Eher anders. Wärmer und ruhiger. Wobei mein Herz dennoch rast und ich Sorge habe, dass ich gleich wieder einen Panikausbruch bekomme. „Ich hab mir die letzten zwei Wochen Sorgen gemacht und jetzt, wo ich dich endlich zu Gesicht bekomme, hast du eine Panikattacke? Ich hoffe, das war die erste…“, deutet Josh vage an. Ich nicke langsam. Mir ist echt nicht nach reden zu Mute. Jedenfalls derzeit nicht. „Was hat das Fass denn zum Überlaufen gebracht?“ Ok, Josh will scheinbar unbedingt reden! Und wie soll ich ihm das erklären? „Ich weiß es nicht“, sage ich leise und ziehe die Decke etwas höher. Josh kuschelt sich derweil ebenfalls unter meine Decke und sieht mich abwartend an. „Alles und nichts. Keine Ahnung. Ich habe einfach nur das Gefühl, dass mein Leben gerade auseinanderbricht und ich weiß nicht mehr, was ich machen soll. Ich kann mich nicht auf das Lernen konzentrieren und werde bestimmt die Prüfungen verhauen. Und unser Work und Travel wird ja wohl auch nicht stattfinden! Was mache ich denn dann? Ich bin doch viel zu dumm für ein Studium und ich wüsste nicht, was ich später machen will. Ich habe keine Ahnung von einer Ausbildung und nicht einmal Freunde. Und eine Familie habe ich auch nicht mehr, die mich unterstützen könnte. Ich weiß einfach nicht, wie ich das alles schaffen soll!“ Ich press die Lippen aufeinander, nachdem mein Redeschwall vorbei ist. Direkt fühlt sich meine Seele etwas leichter an. Aber eben auch nur etwas und nicht genug. „Warum sollte unser Work und Travel denn wegfallen? Hast du keine Lust mehr, auf Reisen?“ Ich sehe Josh perplex an. Hat er das eben wirklich gefragt? Ist er so dumm?! „Weil wir keine Freunde mehr sind, Josh? Und weil wir seit über zwei Wochen nicht mehr miteinander gesprochen haben! Wie sollten wir denn dann ein Work and Travel überstehen?!“ Ich schüttele den Kopf und wende mich ab. Kurz darauf spüre ich Joshs Arm, der sich um meinen Bauch legt und mich an den warmen Körper hinter mich zieht. Augenblicklich werde ich rot und mein Atem setzt für einige Sekunden aus. Was soll das denn jetzt? „Wir sind keine Freunde mehr?“, fragt Josh, sichtlich betrübt. „Wieso nicht? Ich habe doch gesagt, dass ich über meine Gefühle hinwegkomme und dich nicht mehr liebe. Können wir dann nicht einfach wieder Freunde sein?“ Ich beiße die Zähne zusammen, während ich den Kopf schüttele. „Nein, können wir nicht! Freunde sollten keinen Sex zusammen haben! Und Freunde sollten sich nicht gegenseitig einen runterholen. Und erst recht sollte ein Freund keinen Ständer dabei bekommen, wenn er seinem besten Kumpel beim Masturbieren zuschaut!“ Verdammt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)