Schmetterlingsprinz von ChocolateChip ================================================================================ Prolog: -------- Kapitel 1: Prolog   Einst lebten Menschen und Feen in Harmonie zusammen. Die Feen, wenngleich Wesen des Waldes lebten unter den Menschen und halfen ihnen mit ihrer Magie wo sie nur konnten. Die Menschen im Gegenzug respektierten die Feen sehr und unterstützten sie dabei den Wald zu schützen. Auf den Straßen der Dörfer der Menschen spielten Menschen und Feenkinder gemeinsam und selbst Liebschaften zwischen den beiden Rassen waren nichts Ungewöhnliches.   Doch irgendwann wurden die Menschen gierig und verlangten immer mehr von den Feen. Sie zwangen die Feen immer mehr Magie für egoistischere Zwecke zu weben und es ging so weit, dass sie anfingen die Feen gefangen zu nehmen, um sie für ihre Zwecke zu missbrauchen. Viele Feen wurden gequält und man entriss ihnen die Flügel, damit sie nicht wegfliegen konnten. Die Feen waren anfangs noch naiv und hofften darauf, dass die Menschen wieder zu Verstand kamen und sie ihre Freundschaft wiederaufleben konnte, doch dem war nicht so.   Da fingen die Feen an sich zu wehren. Mit ihrer Magie befreiten sie sich selbst und hinterließen viele tote Menschen. Sie flohen in die tiefsten Tiefen des Eisigen Waldes, wo nie ein Mensch sich je hin getraut hat. Dort errichteten sie sich ein Schloss und schützten sich dank der Hilfe eines uralten Baumes in der Mitte des Schlossgartens mit einem Magiekreis, den Menschen nicht betreten konnte. Selbst Menschenmagier konnten die Barriere nicht durchbrechen und sollten sie sie och durchdringen können, dann wartete wilde Tiere und Biester darauf, sie zu verschlingen.   Mit der Zeit wurde die einstige Freundschaft zwischen Menschen und Feen vergessen, du jeder lebte sein Leben. Menschen gingen ihrem Tagwerk ohne Magie weiter und führten Kriege untereinander aus reiner Gier und die Feen lebten in Frieden miteinander. Das Schloss wurde vom Königspaar bewohnt und diente gleichzeitig als Schule und Wohnplatz für Jungfeen. Meist wohnten die Familien in einem Dorf der Feen rund ums Schloss. Mutigere Feen wagten sich außerhalb des Magiekreises um dort ihr Leben zu leben, doch sie setzten sich dem Risiko einer Gefangenschaft aus. Da sie aber den Schutz des Magiekreises wagten zu verlassen, halfen ihnen die anderen Feen nicht, aus Angst selbst Opfer der Menschen zu werden.   Die Feen schworen sich, sich nie in die Kriege der Menschen einzumischen und keine Verträge mit Menschen abzuschließen. Doch wie so vieles würde auch dies nicht weiterbestehen.   Kapitel 1: Die Zeremonie ------------------------ Kapitel 2: Die Zeremonie   Eilig hastete ein Paar nackter Füße über den mit Magie gewärmten Steinboden. Ein blassviolettes Gewand schwang um die bleichen Beine und wehte im Wind, als die Person weiter auf der Suche durch die vielen Gänge des Schlosses hetzte. Eine Junge, an der Grenze zum Mann, rannte fast durch die Gänge auf der Suche nach seinem Bruder väterlicherseits. Die junge Fee war aufgeregt und jeder konnte ihm dies ansehen und sprang sofort aus dem Weg, als er drohte sie umzurennen. Keiner hatte Lust darauf von ihm angebrüllt zu werden, auch wenn es sein Fehler gewesen wäre. Die junge Fee war für sein Temperament bekannt und durch das lange, blonde Haar, das im richtigen Licht wie Gold schimmerte, war er gut zu erkennen.   Als junge Fee hatte er noch keine Flügel, weswegen er laufen musste, obwohl fliegen viel schneller gewesen wäre. Aber man musste eben nutzen was man zur Verfügung hatte und das waren für ihn seine Beine. Aber seine Flügel waren das, was ihn antrieb nach seinem Halbbruder zu suchen. Er konnte sich denken, wo er ihn finden konnte, also steuerte er dessen Lieblingsplatz im Garten an. Den Platz, den er eigentlich immer mit ihm aufgesucht und den die junge Fee seit Wochen nicht mehr besucht hatte, außer er wollte seinen Bruder finden. Seit sein älterer Bruder verlobt war, drehte sich alles nur noch um dessen Verlobten und die junge Fee kam deswegen zu kurz. Schon lange hatte er den Frieden des Gartens nicht mehr mit seinem Bruder genossen, Tee und Kuchen dort zu sich genommen oder einfach nur für die Schule gelernt. Die Einsamkeit war seitdem sein ständiger Begleiter, denn Freunde hatte er keine. Niemand kam wirklich mit seinem Charakter zurecht und er sah auch nicht ein wieso er sich ändern sollte. Er war einfach der, der er war und er wollte sich nicht verstellen und einfach nur so gemocht werden wie er war.   Doch nun gab es nichts, das ihn von seinem Bruder fernhalten konnte. Yuri Plisetsky war sauer und hatte seinem Bruder, Viktor Nikiforov, etwas Wichtiges zu sagen. Mittlerweile reichte es ihm so ignoriert zu werden, nur weil Viktor noch jemanden in sein Leben gelassen hatte. Yuri hielt ein Stück Pergament in seinen Händen, das er vor Wut zerknüllt hatte, es aber sicherlich nicht wegwerfen wollte. Irgendwann erreichte er den ruhigen Platz im Garten, der nur ihm und Viktor gehört hatte, aber der nun von einem weiteren Yuri aufgesucht wurde und den blonden Jungen verdrängt hatte. Gewollt oder nicht. Yuuri Katsuki war ihm ein Dorn im Auge und er machte dies jeden Tag klar, wenn sie sich über den Weg liefen. Was immer seltener wurde, da Yuri es einfach nicht mehr ertrug, so überflüssig geworden zu sein.   „Viktor!“, brüllte Yuri durch den Garten und schreckte einige Vögel auf, die in den nahestehenden Bäumen gesessen und ihr Lied gesungen hatten.   Yuri verengte wütend seine Augen als er seinen Bruder sah, wie er Katsuki fast verschlingen wollte und sich einen Dreck um den Dazugekommenen scherte. Aber zumindest hatte Katsuki so viel Anstand die Fee mit dem langen, silbernen Haar wegzudrücken und wurde rot. Yuri fragte sich eh, was sein Bruder an Katsuki fand. Im Gegensatz zu den meisten Feen, sah er einfach nur langweilig aus, mit seinen kurzen schwarzen Haaren und den braunen Augen. Selbst seine Flügel waren in Yuris Auge nichts Besonderes. Das mitternachtsdunkle Blau seiner Mottenflügel war zwar schon selten, aber Yuri wollte nichts Besonderes in ihnen sehen. Immerhin war Katsuki auch nur zur Hälfte eine Fee, weswegen ihm ein spezieller Glanz fehlte, den Vollblütler hatte. Es war eh ein Wunder, dass er als Halbblut im Palast leben durfte. Aber als Prinz hatte Viktor ihren Vater überzeugen können, Katsuki hier leben zu lassen. Immerhin schien Viktor der Einzige zu sein, der etwas in seinem Verlobten sah, was den meisten anderen Feen entging. Viktor mit seinem langen, silbernen Haar, den blauen Augen und den eisblauen Liebellenflügeln war schon optisch ein Kontrast zu der Halbfee.   „Viktor!“, schrie Yuri noch einmal und diesmal reagierte sein Halbbruder auf ihn und sah ihn an, als wäre er nicht gerade dabei gewesen im Garten mit seinem Verlobten intim zu werden.   „Yuri! Wie schön dich zu sehen!“, meinte er fröhlich und zog Katsuki an sich, der vor Scham etwas Abstand zwischen sie beiden bringen wollte.   „Wo warst du heute?!“, fragte Yuri, auch wenn er deutlich sehen konnte, wo sich sein Bruder rumgetrieben hatte.   „Na hier. Wieso?“, wollte Viktor wissen und legte den Kopf etwas zur Seite.   „Hast du vergessen was heute war?“ Yuri sah seinen Bruder mit seinen grünen Augen an und wenn er gewollt hätte, hätte er ihn mit seinem Blick verwünschen können.   „Heute? War etwas Besonderes?“ Katsuki sog erschrocken die Luft ein, als ihm einzufallen schien was gewesen war und wollte Viktor sagen, was er vergessen hatte. Ihm war ganz und gar nicht der Schmerz entgangen, der in einem Sekundenbruchteil in den grünen Augen der noch flügellosen Fee zu sehen gewesen war, ehe Wut das Grün wieder überschattete.   „Heute war meine Abschlussprüfung!“, schrie Yuri wieder und hielt das Stück Pergament vor Viktors Nase. „Du hast versprochen bei der Zeremonie anwesend zu sein!“   „Oh.“ Mehr sagte Viktor nicht, als er das Pergament in die Hand nahm und versuchte es glatt zu streichen. Er hatte die Übergabe der Diplome tatsächlich vergessen.   „Tut mir leid, kleiner Bruder! Aber Glückwunsch zum Bestehen! Jetzt dauerte es icht mehr lange und du darfst fliegen!“ jubelte Viktor und strahlte seinen Bruder an. Katsuki zupfte an seiner Robe, da er ihm etwas sagen wollte. Immerhin hatte die Halbfee mehr Hirn als sein Bruder, der ganz und gar nicht zu kapieren schien, worum es eigentlich ging.   Yuri sah seinen Bruder sprachlos an. Ihm entging wirklich, worum es eigentlich ging und vor Wut fehlten Yuri einfach nur die Worte. Er öffnete und schloss seinen Mund und sah dabei aus wie ein Fisch. Hätte er irgendetwas in der Hand gehabt, das er hätte werfen können, dann hätte das Etwas Bekanntschaft mit Viktors Kopf gemacht.   „Darum geht es doch gar nicht! Aaaargh!“, machte Yuri seiner Wut Ausdruck und Viktor hatte danach den Schneid doch etwas schuldig auszuschauen.   „Weißt du denn zumindest was Morgen ist?“, hackte Yuri nach und versuchte seinen Frust herunterzuschlucken. Mit einem stechenden Blick Richtung Katsuki bedeutete er ihm seinen Mund zu halten und Viktor selbst überlegen zu lassen.   „Ähm…“ Das sagte Yuri mehr als tausend Worte es tun könnten.   „Morgen ist die Zeremonie der Flügel! Ich bekomme meine Markierungen! Da wirst du doch anwesend sein und mich nicht schon wieder vergessen?“, erinnerte er seinen Bruder und stichelte etwas an seiner Vergesslichkeit, in der Hoffnung ihm ein schlechtes Gewissen zu machen.   Die Zeremonie der Flügel war um einiges wichtiger, als die Übergabe der Diplome. Jede Jungfee bekam nach Bestehen der Abschlussprüfungen ihre Markierungen auf den Rücken, der die Flügel dazu veranlasste, innerhalb des nächsten Jahres zu wachsen. Die Flügel konnten auch ohne die Markierungen wachsen, doch dies dauerte viel länger als mit. Katsuki war das lebende Beispiel. Als Halbfee hatte er nie das Recht gehabt im Schloss zu studieren und somit die Prüfungen abschließen zu können. Und so hatte er nie die Markierungen erhalten und seine Flügel waren nun knapp zwei Jahre alt. Seit die Technik der Markierungen jedoch entwickelt worden war, hatte man die Zeremonie der Flügel eingeführt und jüngere Feen konnten ihre Flügel erhalten. Die Markierungen beschleunigten das Wachsen der Flügel, aber es hing immer noch individuell von der Fee ab. Es konnte Tage oder gar Monate dauern, aber nie länger als ein Jahr. Nur die wenigsten Feen beherrschten diese Magie, da sie sehr schwer zu erlernen war. Diese Zeremonie war deswegen schnell das Wichtigste für die Jüngeren geworden und Yuri war keine Ausnahme.   „Die Markierungen! Na klar werde ich da sein! Versprochen!“, trällerte Viktor gut gelaunt.   „So wie du versprochen hast heute anwesend zu sein?“, stocherte Yuri zurück und Viktor hüstelte etwas ertappt.   „Ich glaube dir erst, wenn du morgen da bist oder wieder einfach nur daran denkst den Halbelfen zu betten“, zischte Yuri etwas verbittert.   Diesmal versteckte er seine Verbitterung nicht hinter seinem Zorn sondern zeigte sie ganz offen, was Viktor etwas stoppte. Man sah dem älteren Bruder an, dass er etwas sagen wollte, doch Yuri ließ ihm nicht die Chance, sondern nahm sein Diplom wieder an sich und wandte sich um, um zu gehen. Bevor er den Garten ganz verließ, fiel ihm noch etwas ein und er drehte sich wieder um. Sein Blick galt nun Katsuki, der etwas zusammenzuckte.   „Such dir einen eigenen Platz im Garten. Der hier gehört Viktor und mir. Du hast hier nichts verloren.“  Danach war er verschwunden und ließ einen nachdenklichen und einen verwirrten Erwachsenen zurück.   „Was meint er damit, Yuuri?“         In seinem Zimmer legte Yuri sein Diplom sorgfältig auf seinen Schreibtisch, der von Büchern nur so überquoll. Die Knicke im Pergament waren noch immer zu sehen, was ihn nun bereuen ließ, es so zerknittert zu haben. Er versuchte es selbst noch einmal glatt zu streichen. Wenn seine ehemaligen Lehrer dies sehen würden, dann würden sie nur wieder mit ihm schimpfen. Und vor einigen hatte er sogar vielleicht Respekt. Als das Glattstreichen nichts half, fiel sein Blick auf den Stapel Bücher. Dicke, schwere Bücher. Er würde es mal damit versuchen, das Pergament unter dem Gewicht glatt zu kriegen und wenn das nichts half, würde er seine Magie einsetzen.   Als das Pergament unter dicken, schweren Büchern begraben war, sah es schon etwas ordentlicher auf dem Schreibtisch aus und Yuri wandte sich seinem Bett zu, um sich müde drauf zu werfen. Doch kurz vor einem herzhaften Sprung hielt er inne. Das Gewand für die anstehende Zeremonie war auf sein Zimmer gebracht worden und mit glänzenden Augen ging er darauf zu. Er glitt mit seinen Fingern über den sehr feinen Stoff und hielt ihn hoch. Das Grün des Stoffes, war genau das Grün seiner Augen und die Gewänder der anderen Feen würden ebenfalls deren Augen widerspiegeln. Die Rückenpartie des Gewandes war frei, damit sein Rücken nackt blieb und so die Markierungen sichtbarer sein würden. Ab dem nächsten Tag würde seine Garderobe immer Rückenfrei sein, da er jeden Tag mit seinen Flügeln rechnen konnte, und wenn sie wuchsen, würden sie seine Kleidung nicht zerreißen. Wenn sie dann da sind, dann konnte er seine Garderobe wieder etwas geschlossener tragen, außer er riskierte den Verlust eines Gewandes.   Yuri bewunderte das leichte Gewand noch eine Weile bevor er es sorgfältig an seine Schranktür hing, damit es nicht knitterte. Für die Zeremonie wollte er alles perfekt haben. Er überlegte sich schon länger wie er sich frisieren sollte. Am besten etwas, das seinen Rücken freihielt, als musste er seine langen Haare hochstecken. Vielleicht fragte er seine Halbschwester Mila Babicheva, ob sie ihm half. Sie war auch die Einzige seiner Geschwister gewesen, die für die Abschlussprüfung anwesend gewesen war. Dabei wäre Viktor ihm wichtiger gewesen, da sie sich dann doch etwas näherstanden. Oder gestanden haben.   Er hatte dank seines Vaters – der verliebt in die Liebe war – einige Halbgeschwister. Viktor war der älteste Sohn des Königs und würde irgendwann einmal den Thron einnehmen und Yuri war der jüngste Sohn. Nach ihm war kein weiteres Kind des Königs mehr geboren worden. Nach dem Tod seiner Mutter hatte der König keine weitere Frau mehr gewollt und es ging das Gerücht rum, dass er Yuris Mutter wirklich geliebt hatte und sie so oder so die Letzte Frau für ihn gewesen wäre. Dadurch wurde Yuri etwas vom König favorisiert und seine Geschwister hatten ihn schon als kleines Kind gemieden. Ausser Viktor. Er hatte sich seines jüngsten Bruders angenommen und sich nach dem Tod der Mutter um ihn gekümmert, als der König zu sehr in Trauer gewesen war. Viktor hatte Yuri einmal gebeichtet, dass Yuris Mutter, die Frau war, die Viktor am meisten von seinen Stiefmüttern gemocht hatte. Nach Viktor ließen sich dann nur noch seine Halbschwester Mila und sein anderer Halbbruder Georgi Popovic auf das jüngste Mitglied ihrer Familie ein. Aber mit ihnen was das Verhältnis nicht so eng wie mit Viktor.   Yuri hoffte wirklich, dass sein Bruder diesmal sein Versprechen halten würde. In den letzten Monaten hatte er so viele gebrochen, dass er eigentlich nicht mehr hoffen sollte, um nicht noch mehr von ihm verletzt zu werden und doch konnte er nicht anders. Er hatte seinen Grund, weswegen er Katsuki hasste.   „Idiot“, schimpfte er sich selbst aus, als er sich endlich auf sein Bett fallen ließ.   Er griff nach seinem Kissen und drückte es haltsuchend an sich und versuchte nicht weiter über seine Einsamkeit nachzudenken. Irgendwann kam sein Kater in sein Zimmer und kuschelte sich an ihn. Als Yuri ihn am Kinn kraulte, konnte man das Schnurren im ganzen Zimmer hören und ein kleines, seltenes Lächeln schlich sich auf Yuris Gesicht.   „Du wirst immer bei mir bleiben, nicht wahr? Potya?“, fragte er das Tier und bekam nur ein Schnurren zur Antwort, das er als ‚Ja‘ deutete.   Der Kater war ein Geschenk von seinem Großvater gewesen, der sich bis heute weigerte im Schloss zu leben, besonders als seine Tochter verstarb. Wäre Viktor nicht gewesen, dann hätte Yuri seinen Vater angebettelt, ihn zu seinem Großvater zu geben, damit er nicht mehr die kalte Schulter und die ganzen Gemeinheiten seiner Halbgeschwister ertragen musste. Aber dank Viktor brauchte er dem alten Mann nicht zur Last zu fallen, der lieber im Wald – weit weg von der Sicherheit des Schlosses - lebte und ihm den Kater geschenkt hatte, damit Yuri etwas von ihm bei sich haben konnte.   Nach einigen Stunden machte sich Yuri bettfertig und kuschelte sich unter seine Decke. Das Abendessen hatte er ausfallen lassen, da er Viktor und dessen Verlobten nicht sehen wollte, und die Köchin hatte ihm sein Essen aufs Zimmer schicken lassen. Da Yuri sich als einziger der Prinzen fürs Kochen interessierte, fand man ihn manchmal in der Küche wo er der Köchin zuschaute, und die ältere Frau hatte den Jungen schnell in ihr Herz geschlossen, auch wenn er laut werden konnte und oft vor sich her schimpfte. Deswegen fiel ihr immer auf, wenn ihr Lieblingsprinz bei den Familienessen fehlte und sorgte dafür, dass er immer etwas im Magen hatte. Die anderen Prinzen und Prinzessinnen wurden von ihr ignoriert außer ihr kam zu Ohren, dass sie krank waren. Manchmal bekam er sogar extra Dessert zugesteckt, von dem niemand wusste. Als Dank war Yuri zu der Köchin weniger gemein als zu anderen.   Eingekuschelt in sein Bett überkam die junge Fee langsam die Müdigkeit und mit einer Handbewegung losch er die Lichter in seinem Zimmer. Magie konnte schon praktisch sein, wenn man zu müde war, um noch einmal aufzustehen. Oft tat er dies nicht, da er als er noch Schüler war, seine Energie nicht sinnlos verwenden wollte und er für bestimmte Zaubereien sehr viel brauchte. Potya kuschelte sich für die Nacht wieder an sein Herrchen und bald schliefen die beiden gemeinsam ein.       Der nächste Morgen verging hektisch und wie im Flug. Yuri war sehr früh auf den Beinen und bereitete sich auf die bevorstehende Zeremonie vor und als er nur noch seine Haare hochstecken musste, ging er zum Zimmer seiner Halbschwester und jagte sie aus ihrem Bett. Natürlich zeterte sie einige Minuten lang, doch als sie sah, wie aufgeregt ihr Bruder war, half sie ihm mit den Haaren. Yuri beschwerte sich zwar immer, dass sie zu brutal mit seinen Haaren umging, aber insgeheim liebte er es, wenn sie oder besonders Viktor früher daran herumzupfte und ihn frisierten. Jedoch waren diese Momente mit Viktor seltener geworden und Mila hatte nicht so oft Lust, sich um die goldenen Haare zu kümmern. Das frisieren beruhigte Yuri etwas und er blieb eine Weile bei seiner Schwester und zankte ein wenig mit ihr bis es Zeit zur Zeremonie war.   Yuri versammelte sich mit den anderen Jungfeen im Hof des Schlosses, wo bereits seine nun ehemaligen Lehrer standen. Sein Vater, der König, war ebenfalls anwesend und redete mit dem Zeremonienmeister und Lilia Baranovskaya. Lilia war die Fee, die die Kunst der Markierung beherrschte und sie an diesem Tage durchführen würde. Sie war ebenfalls eine Lehrerin und die strengste von allen gewesen. Sie drillte ihre Schüler immer wieder auf Perfektion und Yuri war trotz ihrer Nörgeleien ihr Lieblingsschüler gewesen. Ihr gegenüber wagte er es nicht so oft respektlos zu werden und sie war es von allen Lehrern, die den jungen Prinzen am Besten im Griff hatte.   Yuris Mitschüler unterhielten sich aufgeregt untereinander und verglichen ihre Roben miteinander. Da jeder eine andere Farbe hatte, waren sie alle zusammen ein bunter Haufen; farbenprächtiger als es ein Regenbogen jemals sein konnte. Yuri unterhielt sich mit keinem von ihnen. Von Anfang an wurde er von ihnen gemieden und beneidet wegen seines Talentes in allen Fächern. Aber Yuri war es immer egal gewesen. Er hatte seinen Bruder gehabt. Jenen Bruder, den er nun unter den Zuschauern suchte. Es kamen immer viele Feen zur Zeremonie zusammen, um zu beobachten wie die Jungfeen einen Schritt weiter ins Erwachsenwerden taten. Doch der silberne Schopf seines Bruders war nirgends zu sehen. Der junge Prinz biss sich nervös auf die Lippen und hoffte, darauf, dass er ihn nur nicht sah und dass sein Bruder aber anwesend war und zusehen würde. Er hoffte es wirklich sehr, doch sein Verstand sagte ihm, dass Viktor es wieder einmal vergessen hatte oder ihn schlichtweg nicht interessierte.   In der Menge konnte er Mila und Georgi sehen, die ihn ansahen und anlächelten. Yuri zog wie immer ein böses Gesicht, doch er war insgeheim froh, dass zumindest sie anwesend waren. Da sein Großvater so weit weg lebte, konnte er nicht anwesend sein, aber Yuri hatte vor seinen Vater zu fragen, ob er den alten Mann besuchen gehen könnte. Er wollte sich noch weiterumsehen, als der König um die Aufmerksamkeit aller bat und dem Zeremonienmeister dann das Wort überließ. Yuri richtete mit den anderen Jungfeen seine Aufmerksamkeit auf ihn oder versuchte es zumindest. Er bekam nicht wirklich mit was die alte Fee sagte, doch er stellte sich mit den anderen Schülern brav auf, als die Markierungen vollzogen wurden. Die Markierungen sahen bei jedem unterschiedlich aus und je näher sein Moment rückte, desto aufgeregter wurde Yuri.   Als Lilia endlich vor ihm stand lächelte sie ihn doch tatsächlich an und Yuri konnte nicht anders als zurückzulächeln. Er drehte ihr den nackten Rücken zu und sie legte ihre langen Finger auf die freie Stelle. Sofort spürte er die Magie, die durch ihre Fingerspitzen auf ich überging. Er hörte wie sie die Magieformel flüsterte und wie die Magie seinen Rücken berührte. Sie wurde heiß auf seiner Haut als sich die Markierungen praktisch einbrannten, doch wie seine Vorgänger hielt er die Hitze aus, da sie nicht wehtat. Ehe er sich versah war die Prozedur auch schon vorüber und er hörte wie Lilia ihm ein ‚Wunderschön‘ zuflüsterte, was ihn mit Stolz erfüllte. Die alte Fee vergab selten Komplimente und jedes einzelne das man von ihr bekam, war sehr ehrlich und wertvoll.   Yuri drehte sich wieder um und lächelte Lilia mit roten Wangen an. Sie nickte ihm zu ehe sie sich der nächsten Fee widmete. Wie die anderen musste Yuri weiterhin in der Reihe stehen bleiben, bis sie am Ende vom Zeremonienmeister entlassen wurden. Die jungen Feen, die ihre Markierungen bereits erhalten hatte, wurden sichtlich ungeduldig und auch Yuri konnte es kaum erwarten in sein Zimmer zu rennen und sich dort in dem großen Spiegeln zu bewundern. Er nutzte den Moment während die letzten verzaubert wurden, um sich abermals nach Viktor umzusehen, doch nichts. Er stand noch nicht einmal bei ihrem Vater wo er als ältester Sohn als Einziger stehen durfte, während dieser und ähnlichen Zeremonien. Enttäuscht und verletzt senkte er seinen Kopf und starrte auf seine nackten Füße. Er hatte wirklich gedacht, dass Viktor zumindest für dieses wichtige Ereignis anwesend sein würde. Doch bald machte Wut seiner Enttäuschung Platz und man konnte sie in seinen Augen lodern sehen, wenn man ihm nahe genug war.   Als die letzte Jungfee ihre Markierungen erhalten hat, trat Lilia zufrieden zurück und machte dem Zeremonienmeister Platz. Der alte Mann streckte die Hände aus und sah mit einem Lächeln auf die jungen Feen hinab und sah so aus als würde er jede einzelne umarmen wollen. Doch er blieb wo er war und sprach zu den jungen Feen.   „Meine lieben Feen! Somit ist dieser Schritt in eurem jungen Leben auch erreicht. Ihr steht nun auf der Schwelle zum Erwachsensein. Nicht mehr lange und euch werden eure Flügel wachsen. Es kann in einer Woche schon so weit sein. Oder aber spätestens in einem Jahr. Doch es ändert nichts daran, dass sich euch neue Wege eröffnen. Ich werde nicht mehr große Reden schwingen. Ich weiß wie ungeduldig ihr seid und eure Markierungen sehen und präsentieren wollt. Ich will euch nur noch eins mit auf den Weg geben. Wählt ihn weise und bereut nichts. Und passt immer auf euch auf!“   Mit diesen Worten endete die glücklicherweise kurze Rede und die jungen Feen wurden zu ihren Familien entlassen. Yuri wollte am liebsten jemand bestimmten in den Hintern treten gehen, doch sein Vater kam mit einem stolzen Lächeln auf ihn zu und auch Mila und Georgi wollten das jüngste Mitglied in ihre Arme schließen. Yuri ließ es zu, da er wusste, dass er so schneller verschwinden konnte. Die drei bewunderten seine Markierungen und Mila schwor, dass er schöne Flügel bekommen würde. Er wusste, dass sie ihn nur aufmuntern wollte, da sie ihn sonst geneckt hätte. Worte der Bewunderung und des Stolzes sprach sein Vater und irgendwie tat es ihm gut sie zu hören. Er rang sich ein kleines Lächeln ab und versuchte seinen Vater daran zu hindern ein riesiges Fest zu seinen Ehren zu geben. Yuri mochte große Feste nicht und er verhandelte mit seinem Vater, dass er ein Fest veranstalten könnte, wenn seine Flügel wachsen würden. Doch sein Vater liess sich nicht davon abbringen zumindest ein Essen mit der gesamten Familie zu organisieren. Yuri hätte lieber darauf verzichtet, da der Großteil ihn nicht mochte und es ein unangenehmes Essen werden würde. Yuri wusste jetzt schon, dass er Unwohlsein vortäuschen würde und seine beiden anwesenden Geschwister wussten es auch.   Irgendwann konnte er sich von ihnen lösen und er ergriff sofort die Flucht in Richtung seines Zimmers. Er wollte sich die Markierungen ansehen ehe er sich umziehen und sie verdecken würde. Er hatte noch mit jemand Bestimmten ein Hühnchen zu rupfen und ihm wäre nicht gestattet, die Markierungen nachträglich zu sehen. Yuri bewunderte eine Weile die Verschnörkelungen auf seinem Rücken und musste feststellen, dass sie wirklich schön waren. Er hatte die Markierungen anderer Feen erhaschen können, doch keine war so schön wie seine. Zumindest in seinen Augen. Als er sich endlich satt gesehen hatte, zog er sich um und verdeckte mit einem seiner liebsten Gewänder seinen Rücken. Danach schritt er aus seinem Zimmer und ging durch die Gänge auf Viktors Zimmer zu. Hoffentlich hatte er eine gute Ausrede.     Kapitel 2: Die Reise -------------------- Kapitel 2: Die Reise   Die Wut trieb Yuri an, als er durch die Gänge stapfte und Viktors Zimmer ansteuerte. Vor der Tür blieb er stehen und hämmerte wie wild, damit der Bewohner des Zimmers ihn auch ja hörte. Seit er verlobt war, hatte sich Viktor angewöhnt seine Tür zuzusperren, besonders als das ein oder andere Dienstmädchen ihn und seinen Verlobten inflagranti erwischt hatte. Yuri war zum einen froh deswegen, weil er nicht sehen wollte, was hinter der Tür passierte und zum anderen nervte es ihn, da er nicht einfach hineinstürmen konnte. Und in diesem Moment nervte es ihn mehr denn je.   „VIKTOR!“, schrie er und hämmerte so lange bis sich die Tür endlich öffnete und ein verschlafener Viktor ihn angrinste.   Yuri wäre ihm in diesem Moment am liebsten an die Gurgel gegangen, doch er stieß Viktor ins Zimmer und folgte ihm. Niemand brauchte das Drama auf dem Flur direkt mitzubekommen. Viktor sah seinen jüngsten Bruder entgeistert an, so als ob er nicht verstehen würde wieso er so sauer auf ihn war. Ein geschocktes ‚Oh nein!‘ verriet ihm, dass zumindest die Halbfee wusste was los war. Yuuri stand aus dem großen Bett auf und stürmte auf Viktor zu, um ihn wohl daran zu hindern etwas Dummes zu sagen. Doch er war zu spät.   „Was ist denn los? Wieso bist du so wütend, Yuri?“, fragte Viktor unschuldig und bei Yuri traten schon fast die Zornesadern hervor.   „Was los ist? Fragst du das gerade ernsthaft?“ Yuri war wirklich bereit seinen Bruder umzubringen und niemand hätte ihm Vorwürfe machen können.   „Viktor…“, versuchte Yuuri die Aufmerksamkeit seines Verlobten auf sich zu ziehen.   „Wow, Yuri! Deine Haare sehen super aus! Hast du heute etwas vor?“, fragte Viktor und ging nicht auf Yuuris Flehen ein, was er wohl sicherlich hätte machen sollen.   „Und ob ich was vorhatte! Und du hättest Teil davon sein sollen!“, knurrte Yuri und Viktor sah ihn nun verwirrt an. „Heute war die Zeremonie der Flügel!“   Bei Viktor machte es endlich Klick und mit seinem Mund formte er ein O. Aber dann strahlte er als hätte er nichts verbrochen.   „Toll! Sind deine Markierungen schön geworden?“, fragte er dann unschuldig und selbst Yuuri sah aus, als würde er einige seiner Entscheidungen in Frage stellen; besonders die, Viktor zu heiraten.   „Das würdest du wissen, wenn du da gewesen wärst. Wie du es mir gestern VERSPROCHEN hast!“, schrie Yuri und das Paar zuckte etwas zusammen.   „Ups“, meinte der ältere Prinz und sah ein wenig schuldig aus.   „Ups? Mehr hast du nicht dazu zu sagen?“ Yuri war fassungslos. Hier stand er, außer sich vor Wut und Viktor hatten nur ein Ups übrig. Der junge Prinz wusste nicht ob schreien oder heulen sollte.   „Oh Yuri… Es tut uns sehr leid!“, versuchte Yuuri seinen Namensvetter zu beruhigen, doch seine Worte waren wie Öl ins Feuer gießen.   „Halte du dich daraus! Du bist doch an allem schuld!“, schimpfte Yuri und nun fing Viktor an wütend zu werden.   „Pass auf was du sagt“, drohte er und stellte sich schützend vor Yuuri, so als ob er ihn so vor den Worten Yuris schützen konnte.   „Was dann? Du verbringst noch weniger Zeit mit mir? Brichst noch ein Versprechen? Tut mir leid dich informieren zu müssen, aber das ist kaum noch möglich“, fing Yuri an und ein Blinder hätte mitbekommen, dass sein ganzer Frust nun aus ihm herausbrach.   „Seit diese Halbfee hier ist, bin ich doch völlig abgeschrieben. Du verbringst deine Zeit nur noch mit ihm. Du hast mir nicht mehr bei meinen Hausaufgaben geholfen. Wir haben seit Ewigkeiten keinen Tee mehr im Garten zusammen getrunken und uns einfach nur unterhalten. Wenn ich dich gefragt habe, hattest du keine Zeit. Und apropos Garten. Wir hatten unseren Platz. UNSEREN Platz, den niemand sonst besucht. Und du hast ihn da einfach mit hingenommen ohne mich zu fragen. Du hast unseren Platz zu eurem gemacht. Er hat da nichts verloren!“   „Jetzt ist es genug!“, unterbrach Viktor seinen jüngsten Bruder streng. „Du hörst dich an wie ein verwöhntes Kind. Werde erwachsen. Yuuri ist nun ein Teil meines Lebens und es ist ganz normal, dass ich Zeit mit ihm verbringen möchte. Sei froh, dass Vater mich damals darum gebeten hat, mich um dich zu kümmern, sonst wärst du immer noch allein.“   Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Yuri sah seinen Bruder mit vor Schock geweitete Augen an und auch Yuuri sah erschrocken aus und hielt sich die Hände vor den Mund. Viktor blickte die Jungfee einen Augenblick an, bis ihm klar wurde, was er selbst gesagt hatte. Seine Augen weiteten sich ebenfalls und er ging sofort einen Schritt auf seinen Bruder zu. Doch Yuri ging einen Schritt zurück und versuchte verzweifelt seinen Schmerz hinter einer Maske der Gleichgültigkeit zu verstecken.   „Yuri…“, setzte Viktor an doch der blonde Junge sah ihn nicht an.   „Ach so ist das. Du hast du wegen Vater Zeit mit mir verbracht. Ich bin dir so egal wie den anderen“, murmelte er und man kannte deutlich hören wie er Tränen unterdrückte. „Aber keine Sorge. Ich werde dich nicht mehr belästigen.“   Mit diesen Worten drehte er sich um und stürmte aus dem Zimmer. Er hatte die Tür so weit aufgerissen, dass sie gegen die Wand krachte, doch keiner nahm es richtig war. Yuri stürmte die Gänge hinunter Richtung seines eigenen Zimmers und Viktor versuchte ihn einzuholen. Im Schloss war es schwer zu fliegen, weil der Platz fehlte und Yuri war auf den Füssen flinker als gedacht.   „Yuri! Warte!“, schrie Viktor dem Jungen hinterher, doch die einzige Antwort, die er bekam war eine Tür ins Gesicht, gefolgt von Magie, die ein eindringen hinderte. In der Magie konnte man deutlich spüren wie aufgebracht Yuri war und es zerriss ihm fast das Herz. Und er war wegen seiner unbedachten Worte schuld daran, und dabei war Yuri einfach nur verletzt gewesen und hatte es auf seine Art versucht ihm zu sagen.   „Es tut mir leid!“, versuchte es Viktor, doch es kam keine Reaktion. Yuuri kam nun auch dazu und legte eine Hand auf Viktors Schulter.   Der Prinz versuchte lange, Yuri hervor zu locken, doch die Jungfee hatte sich verbarrikadiert. Yuri hatte sich in seinem Bett vergraben, Potya im Arm und weinte. Er hatte sich noch nie so überflüssig gefühlt.       Viktor versuchte verzweifelt weiterhin die Aufmerksamkeit seines kleinen Bruders auf sich zu ziehen. Doch egal wie sehr er an die geschlossene Tür hämmerte und um Verzeihung bat, Yuri öffnete nicht. Viktor hätte locker den Bann um die Tür brechen und einfach eintreten können, doch er wollte, dass Yuri ihm freiwillig aufmachte. Yuuri stand daneben und besah sich alles traurig an. Als eine Träne Viktors Wange hinabrollte, reichte es Yuuri. Er ging auf seinen Verlobten zu und legte ihm erneut die Hand auf die Schulter.   „Viktor. Lass uns gehen. Yuri braucht seine Zeit, um sich wieder zu beruhigen. Versuche gleich Morgen mit ihm zu reden“, schlug er vor und Viktor sah die Halbfee aus sehr traurigen und schuldbewussten Augen an. Beiden zerbrach es das Herz, als sie das Schluchzen aus dem Zimmer hörten, doch wenn Yuri nicht zuhören wollte, konnten sie auch nichts daran ändern. Mit seiner Wut konnten sie umgehen aber nicht damit.   „Du hast Recht. Gleich Morgen werde ich alles richtigstellen“, meinte Viktor und hörte auf, auf die Tür einzuhämmern. „Du musst mir glauben, dass ich das nie sagen wollte und es auch nicht so meine“, flehte er dann und sah Yuuri verzweifelt an.   „Du hast schon harsche Dinge gesagt und Yuri vernachlässigt. Geschweige denn wichtige Versprechen gebrochen“, fing Yuuri an und der silberhaarige Prinz sah aus als hätte man ihn geschlagen. „Aber ich weiß, wie sehr du deinen Bruder liebst.“   Yuuri lächelte seinen Verlobten an und hielt ihm die Hand hin, damit er sie nehmen konnte und sie sich in ihr Zimmer zurückziehen konnten. Viktor fühlte sich für den Rest des Tages schlecht und überlegte, wie er alles wieder gut machen und sein Bruder ihm verzeihen konnte. Er hoffte darauf, dass der nächste Tag schnell kommen würde. Er hatte einiges wieder gut zu machen.   Die Nacht über schlief Viktor trotz Yuuri an seiner Seite sehr schlecht und am nächsten Morgen fühlte er sich wie gerädert. Er hatte wegen seiner unruhigen Nacht auch länger geschlafen als gedacht und erschrocken fuhr er hoch. Er wollte immerhin mit seinem Bruder reden und diesen Konflikt so schnell es ging aus der Welt schaffen. Yuuri lag auch noch immer im Bett und schien genauso schlecht geschlafen zu haben wie er selbst. Dafür liebte Viktor ihn einfach. Obwohl er nichts falsch gemacht hatte, fühlte Yuuri mit ihm mit und litt mit seinen Fehlern und seinem Kummer mit. Nachdem er sich für den Tag angezogen hatte, gab er Yuuri einen Kuss auf die Stirn und schlich sich aus dem Zimmer ohne seinen Verlobten zu wecken.   Zielsicher steuerte er Yuris Zimmer an und stellte erfreut fest, dass der Magiekreis um das Zimmer verschwunden war. Er blieb vor der Tür stehen, atmete einmal tief ein und aus und klopfte an. Ohne eine Antwort abzuwarten ging er hinein und hoffte, dass Yuri da war. Enttäuscht musste er jedoch feststellen, dass er der Einzige war, der sich im Zimmer befand. Viktor war länger nicht mehr im Zimmer gewesen und ihm wurde aufs schmerzlichste bewusst, wie sehr er seinen Bruder vernachlässigt hatte. Aber egal wie lange er nicht mehr im Zimmer gewesen war, ihn beschlich das Gefühl, dass etwas mehr fehlte, als nur der Bewohner des Zimmers. Viktor sah sich genauer um, als er sah, dass Kleinigkeiten fehlten, wie Yuris Haarbürste auf seinen Nachttisch, oder sein Lieblingsparfüm. Sein liebstes Stofftier - eines das er von seinem Großvater hatte – war ebenfalls weg. Leicht panisch ging er zum Kleiderschrank seines Bruders und öffnete diesen. Es befanden sich noch Gewänder darin aber nicht mehr alle. Und Yuris Reisekoffer fehlte ebenfalls. Ohne den Schrank zu schließen, lief Viktor aus dem Zimmer und rannte Yuuri beinahe um. Sein Verlobter sah ihn perplex an, doch Viktor bekam nicht viel heraus als er ihm dann einfach nur einen Kuss gab und etwas davon sagte, dass er zu seinem Vater müsse.   „Vater!“ Viktor eilte in den Thronsaal, wo sein Vater um diese Tageszeit war.   Er wurde nicht enttäuscht als er ihn zusammen mit seinem Berater, Yakov Feltsman, sah und wie sie in ein Gespräch vertieft waren. Normalerweise würde er die beiden Männer nicht unterbrechen, aber diesmal war es wichtig. Wenn einer wusste, wo der jüngste Prinz war, dann der König. Er riss sich jedoch zusammen, um gefasster vor seinen Vater zu treten. Als ältester Sohn und zukünftiger König musste er in jeder Situation die Fassung wahren. Schnell strich sich Viktor noch sein langes Haar zurecht ehe er elegant auf seinen Vater zuging und seine Aufmerksamkeit forderte.   „Vater. Ich muss mit dir sprechen.“   „Viktor, mein Sohn! Was gibt es denn? Du siehst müde aus“, meinte der König und wandte seine Aufmerksamkeit seinem Sohn zu.   „Es geht um Yuri. Ich muss mit ihm sprechen und ich finde ihn nicht. Mir scheint es, dass er verreist ist?“, wollte Viktor dann wissen.   „Oh? Er hat es dir nicht gesagt? Dabei steht ihr euch doch so nahe.“ Der König schien wirklich überrascht zu sein, aber Yakov verdrehte hinter dem König die Augen. Jedem war aufgefallen wie die beiden Brüder immer weniger Zeit miteinander verbracht hatten, nur dem König und Viktor selbst nicht.   „Was denn?“ Viktor versuchte wirklich, nicht seine Stirn zu runzeln, aber es fiel ihm schwer. Sein Vater wollte solche Gesichtsausdrücke bei seinen Kindern nicht sehen.   „Yuri ist heute Morgen abgereist, um seinen Großvater zu besuchen. Er hat mich gestern Abend gefragt, ob er gehen kann. Er sah nicht wirklich gut aus und beim Abendessen wart ihre beide abwesend. Ist etwas vorgefallen?“ Der König sah seinen Sohn nun streng an. Oft kam er viel zu gutmütig und naiv rüber, aber man vergaß dann gerne, dass er umso furchteinflößender sein konnte. Seine sonst warmen blauen, Augen, wurden härter und Viktor wich schuldbewusst dem Blick seines Vaters aus.   „Viktor.“   „Yuri und ich wir haben uns gestritten. Ich habe vielleicht Dinge gesagt, die ich nicht wollte und wohl sehr verletzend waren“, gestand Viktor und wagte es immer noch nicht in die Augen seines Vaters zu blicken.   Dieser seufzte und ging einige Schritte von seinem Sohn weg, ehe er ihm bedeutete ihm zu folgen. Schweigend gingen sie in den großen Garten, wo sie nun alleine waren.   „Viktor. Hör mir gut zu. Ich weiß, es ist nicht einfach als ältester unter so vielen Geschwistern. Ich bin ja nicht ganz unschuldig daran. Ich weiß auch, dass man sich unter Geschwistern nicht immer perfekt verstehen kann. Ich will nicht wissen worum es bei euren Streit ging. Aber als Erwachsener hättest du es besser wissen müssen. Yuri ist erst auf dem Weg zum Mann. Und dabei hat er nur dich als seine Wegbegleitung. Ich habe als König kaum Zeit dafür. Und es wird noch lange dauern bis ich dir die Krone überlasse. Du musst lernen auch im Streit zu kontrollieren, was du sagst. Wenn du König bist und deine Kontrolle im Gespräch zu wichtigen Personen verlieren solltest, kann es zum Krieg führen. Jetzt ist es dir bei deinem Bruder passiert und die schlimmste Konsequenz wird sein, dass er nie wieder mit dir redet. Yuri wird zwei bis drei Monate weg sein. Bis dahin wird auch er sich wieder beruhigt haben, also solltest du versuchen, eure Beziehung wieder zu kitten. Aber ich bin froh zu sehen, dass du weißt, dass du etwas falsch gemacht hast. Das ist schon ein guter Schritt in die richtige Richtung.“   „Vater…“   „Setz dich. Erzähl mir was passiert ist.“ Der König setzte sich auf eine Bank und sein Sohn folgte ihm.   Viktor wusste nicht wo er anfangen sollte, also erzählte er einfach drauf los, während sein Vater ihm sein Gehör schenkte. Er nickte nur hin und wieder um zu zeigen, dass er zuhörte. Als Viktor fertig war, legte er ihm eine Hand auf die Schulter und drückte kurz zu.   „Gut, dass du dir deine Fehler eingestanden hast. Versuche sie in Zukunft zu vermeiden. Ich kann verstehen, dass du bis über beide Ohren verliebt bist – ich bin es oft genug gewesen – aber versuche deine Zeit auch mal anderen zu schenken und nicht nur Katsuki. Wer weiß, wie lange dir mit einer Person bleibt. Yuri wird ja bald wieder da sein, dann kannst du versuchen, deine vergessenen Versprechen wieder gut zu machen.“   „Danke Vater“, sagte Viktor und war froh, dass der König ihm nicht böse zu sein schien. Immerhin war sein jüngstes, noch flügelloses Kind verreist. Auf einmal riss Viktor die Augen auf.   „Vater! Ist Yuri etwa alleine losgezogen? Das ist viel zu gefährlich!“ Viktor war panisch aufgestanden, und sah seinen Vater entsetzt an als dieser lachte.   „Keine Sorge, mein Sohn. Ich habe Mia und Georgi mitgeschickt. Sie passen auf ihn auf, bis er bei seinem Großvater ist. In zwei Tagen wird er ankommen und ich habe verlangt, dass er mir eine Nachricht zukommen lässt, damit ich weiß, dass er unbeschadet ist.“   „Da bin ich froh“, meinte Viktor dann erleichtert.   „Also mein Sohn. Ich hätte jetzt etwas Zeit. Würdest du mir etwas von deiner schenken und wir trinken gemeinsam Tee, so wie früher?“   Viktor war kurz überrascht, aber die Worte machten ihm deutlich, dass nicht nur Yuri vernachlässigt wurde, sondern auch andere. Er lächelte also und trank gemütlich einen Tee mit seinem Vater und unterhielt sich über alles Mögliche mit ihm. Yuuri wäre bestimmt nicht sauer, wenn er einmal nicht bei ihm war.       Yuri schlang seinen Umhang enger um seinen Körper, um sich zu wärmen, als er mit seinen beiden Geschwistern durch den Wald ging. Da er noch keine Flügel hatte, konnten sie nicht fliegen und waren viel langsamer unterwegs. Yuri hatte auch nur leichtes Gepäck dabei, nur das Nötigste. Zu Fuß würde er ungefähr zwei Tage brauchen um bei seinem Großvater anzukommen. Da er außerhalb des Schutzkreises lebte, musste Yuri als Jungfee noch begleitet werden, denn er musste somit den Schutzkreis auch verlassen. Sobald seine Flügel da wären, konnte er auch alleine reisen. Aber bis es soweit war, musste er mit Begleitung reisen.   Mila ging neben ihm her und blickte immer wieder zu ihrem jüngeren Bruder. Sie wusste, dass etwas passiert sein musste, aber sobald sie nachfragte, wurde Yuri wütend und zog sich weiter in sich zurück. Es war für sie eine Überraschung gewesen, als ihr Vater sie und Georgi gebeten hatte, Yuri zu begleiten. Sie waren an diesem Morgen sehr früh aufgestanden und noch bei Dunkelheit losgegangen. Yuris Augen waren blutunterlaufen gewesen und dunkle Ringe zierten seine Augen. Sie machte sich Sorgen um den jüngeren Jungen. Georgi hatte auch versucht mit ihm zu reden, doch er wurde nur angeschwiegen und bekam noch nicht einmal die Wut Yuris zu spüren.   „Yuri. Was ist denn los? Du siehst nicht gut aus. Du kannst dich mir anvertrauen, weißt du?“, versuchte Mila es noch ein letztes Mal, während sie näher an den Jüngeren tritt.   Yuri schien etwas zu frieren, doch er machte keine Anstalten sich mit seiner Magie zu wärmen, was ein weiteres Zeichen war, dass etwas nicht stimmte. Sie ließ ihre eigene Magie über ihren Bruder wandern, wenn er sich schon nicht selbst half. Sie sah ihn an, doch er machte keine Anstalten sie anzublicken, geschweige denn ihr zu antworten.   „Okay. Du willst nicht reden. Aber wenn du jemanden zum Zuhören brauchst, dann bin ich für dich da“, wiederholte sie.   Sie hatte ihm dies schon einmal gesagt, aber es konnte nicht schaden ihn noch einmal daran zu erinnern. Georgi sah Mila an, als er gehört hatte, wie sie einen erneuten Versuch gestartet hatte, mit Yuri zu reden. Einmal abgewiesen zu werden hatte ihm gereicht. Sie gingen danach stumm weiter und hielten nur an, wenn es sein musste. Selbst essen taten sie unterwegs, da Yuri so schnell wie möglich zu seinem Großvater wollte. Mila und Georgi protestierten nicht, da sie so schnell wieder nach Hause gehen konnten. Nur wenn ihre Beine sie nicht mehr tragen konnten oder es Zeit fürs Nachtlager wurde, hielten sie.   Die Geschwister hielten an um ihren Füssen eine Pause zu geben, als sie feststellten, dass sie an der Grenze des Schutzkreises waren. Nur wenige Schritte und sie würden ihn verlassen und den gefährlichen Teil ihrer Reise antreten. Mila sah nach oben und versuchte durch das dichte Laub zu erkennen wie spät es war. Da es immer dunkler wurde, wäre es wohl das Beste die erste Nacht noch innerhalb des Schutzkreises zu verbringen. Georgi stimmte ihr zu und auch Yuri konnte nichts dagegen einwenden. Er wollte zwar schnell zu seinem Großvater, aber er wollte es in einem Stück schaffen. Sie hatten dank ihrer Magie schnell ein Feuer errichtet und bereiteten sich ein warmes Abendessen zu. Ihr Lager errichteten sie um das Lagerfeuer herum und Mila und Georgi wechselten sich für die Nachtwache ab. Auch wenn sie innerhalb des Schutzkreises waren und die Bestien des Waldes die Feen respektierten, so wollten sie kein Risiko eingehen. Das größte davon wäre sowieso Yuri, der ausbücksen würde.   Während Georgis Wache, wachte Yuri auf, und da er unfähig war wieder einzuschlafen, richtete er sich auf und starrte ins Feuer. Georgi sah nur kurz zu ihm, bis er seinen Blick wieder in den Wald um sie herum richtete. Lange saßen sie stumm da, bis Georgi sich dann doch seinem Bruder zuwandte. Es war ihm einfach nicht geheuer, wenn der Jüngere so ruhig war und sie lange nicht mehr beschimpft hatte.   „Weißt du Yuri. Mila hat recht. Wenn es dir nicht gut geht und du mit jemanden reden willst, dann sind wir ganz Ohr. Du bist unser Bruder und wir lieben dich. Vater, Mila, Viktor und ich. Wir lieben dich und wir sorgen uns um dich“, versuchte er es.   Yuri drehte abrupt seinen Kopf zu ihm und funkelte ihn wütend an. Mehr als nur wütend. Dies überraschte Georgi dann doch ein bisschen. Selbst Yuri hatte noch nie wegen so etwas so überreagiert. Er wollte etwas sagen als Yuri auch schon seinen Mund auftat.   „Lüg mich nicht an!“, schimpfte Yuri und stand von seiner sitzenden Position auf.   „Was? Ich lüge nicht! Wieso sollte ich lügen?“   „Ich bin euch doch egal! Viktor hat es selbst gesagt. Also lüg mich nicht weiter an!“ Yuris Geschrei weckte Mila auf, die sich verwirrt umsah und dann bemerkte was los war.   „Yuri? Wieso schreist du so?“, wollte sie wissen, doch Yuri ignorierte sie und funkelte weiter Georgi wütend an.   „Ich brauche euch nicht! Ihr wollt doch sowieso nichts mit mir zu tun haben!“   „Yuri! Ich weiss nicht was Viktor genau gesagt hat, aber es stimmt nicht! Wir lieben dich wirklich und wir sorgen uns um dich!“, verteidigte sich Georgi, doch er schien auf taube Ohren zu stossen.   „Halte die Klappe! Ich will eure Lügen nicht weiter hören!“   Ehe eine der beiden älteren Feen reagieren konnte, lief Yuri in die Dunkelheit des Waldes. Richtung Grenze des Schutzkreises. Mila und Georgi eilten ihm hinterher, flogen, damit sie ihren Bruder schneller einholen konnten, doch es war ihnen unmöglich ihn zu finden. Die Dunkelheit des Waldes hatte ihn verschluckt und versteckte ihn vor ihnen. Selbst mit ihren Feenlichtern konnten sie ihn nicht wiederfinden.     Kapitel 3: Die Banditen ----------------------- Kapitel 3: Die Banditen   Yuri achtete nicht darauf wo er hin lief. Das Einzige, das er wollte, war einfach nur so weit weg wie möglich zu sein. Er wollte nicht weiter bei diesen Heuchlern sein. Wäre sein Vater nicht gewesen, dann würde Yuri die Reise zu seinem Großvater alleine antreten. Doch der König wollte unbedingt, dass er Geleitschutz hatte. Wachen, auch wenn er ihnen nicht so nahe stand – oder gerade deswegen – wären ihm dann schon lieber gewesen. Sein Großvater und auch noch sein Vater waren wohl die Einzigen, die ihn in wirklich liebten, und Yuri würde sein Herz schon dazu zwingen, dass es auch nur diese beiden liebte. Er würde seine heuchlerischen Geschwister – Halbgeschwister – aus seinem Herzen verbannen. Immerhin schien er nie einen Platz in ihren gehabt zu haben.   Yuri wischte sich eine verräterische Träne von der Wange, als er über eine Baumwurzel stürzte. Es war mitten in der Nacht und er konnte seine Hand vor Augen nicht sehen, geschweige denn den Weg vor sich. In seiner Eile, um von Mila und Georgi wegzukommen, hatte er einfach nicht daran gedacht sich ein Licht herbeizuzaubern. Aber das war wohl auch besser so. Licht mitten im Dunkel hätte sonst seine Position verraten und so konnte er die Dunkelheit nutzen und sich in ihr verstecken. Da er noch keine Flügel hatte, hatte seine Magie auch noch keinen Geruch und man konnte sie leicht für die Magie eines anderen Wesens halten, wenn man versuchte sie zu erspüren. Selten war er so dankbar dafür, noch keine Flügel zu haben, auch wenn er sie sich sehnlichst wünschte.   Vorsichtig rappelte Yuri sich wieder auf und klopfte sich das Laub von der Kleidung, das immer an einem haften blieb, wenn man damit in Berührung kam. Er überprüfte ob sich keine Äste in seinen Haaren verfangen hatten und war erleichtert als er nur einzelne Blätter aus den langen Strähnen fischte. Für die Reise trug er sie eigentlich zusammengebunden, aber als er versucht hatte zu schlafen, hatte er seine Haare geöffnet, damit er am nächsten Tag keine Kopfschmerzen haben würde. Wenn er die Haare zusammenband, dann mussten sie fest sein und zum Schlafen war das ganz und gar nicht geeignet.   Als er fertig war sich alles abzuklopfen, versuchte er sich umzusehen oder besser umzuhören. Er horchte auf eventuelle Schritte, die ihm womöglich gefolgt haben könnten, doch nichts außer den normalen, nächtlichen Waldgeräuschen war zu hören. Das hätte er sich ja denken können. Es war als ob sie darauf gewartet hätten, dass Yuri ausriss, damit sie später ihrem Vater eine tragische Geschichte erzählen konnten, von wegen sie hätten versucht ihn zu finden, aber er sei spurlos verschwunden. Yuri schnaubte leise vor sich hin und ging vorsichtiger weiter. Er tastete mit den Füssen vorsichtig den Waldboden nach weiteren Stolperfallen ab, während er die Hände benutzte, um nicht gegen einen Baum oder in eine Hecke zu laufen.   Nach einer Weile wurde ihm klar, dass irgendetwas nicht stimmte. Yuri blieb stehen und konzentrierte sich erneut auf seine Umgebung. Er konnte die gewöhnlichen Auren der Natur spüren. Aber nur diese Auren. Er hatte unbemerkt den Schutzkreis verlassen! Wäre er noch innerhalb des Kreises oder zumindest in der Nähe, dann würde er ihn spüren. Doch nichts. Wie weit war er denn gelaufen ohne etwas bemerkt zu haben? Müde war er schon vor der Abreise gewesen, also hatte er nicht wirklich bemerkt wie kaputt er nun war. Er hatte es einfach darauf geschoben. So im Dunkeln hatte er wirklich kein Zeitgefühl gehabt und konnte keine Distanzen abschätzen.   Aber das wollte er doch, oder? Er wollte alleine weiterreisen und zu seinem Großvater gehen, also wieso wurde er auf einmal so nervös, so als hätte er... Angst? Yuri hatte keine Angst! Jedenfalls versuchte er sich dies einzureden als er weiterging. Er wusste nicht ob er nun Lichter aufflammen lassen sollte oder nicht. Immerhin war er nun in der Gefahrenzone und konnte von allem möglichen angegriffen werden. Die Lichter würden die wilden Tiere fernhalten, aber auch die Menschen anziehen. Und Yuri brauchte nicht lange zu überlegen um zu wissen, was gefährlicher war. Also ging er im Dunkeln weiter.   Eine Weile lief er unbeschadet durch die Wälder, doch irgendwann machten seine Muskeln in seinen Beinen vollends schlapp und er sank zu Boden. Er war so dumm gewesen! Er hätte doch lieber bei Mila und Georgi bleiben sollen. Dort wo er Proviant und eine warme Decke hatte, die er bei seinem Weglaufen verloren hatte. Später wenn er bei seinem Großvater gewesen wäre, dann hätte er sich entscheiden können dort zu bleiben. Eine Nachricht an seinen Vater geschickt und somit wäre das erledigt gewesen. Manchmal hasste sich die junge Fee dafür, so impulsiv und ohne nachzudenken zu handeln. Das würde ihn wohl irgendwann in ein frühes Grab bringen. Außer diese unüberlegte Handlung wäre nun die Letzte, und er würde endlich seinen Kopf einschalten und vorher nachdenken! Lilia hatte ihm immer gesagt, dass er nicht dumm sondern einfach nur dämlich wäre und er hatte nie wirklich den Unterschied gesehen. Aber jetzt glaubte er zu wissen was sie gemeint hatte.   „Wenn ich das hier überlebe, werde ich ihr wohl danken müssen, dafür, dass sie mich ertragen hat“, flüsterte er, als er sich die müden Beine so gut es ging massierte.   Ohne es zu merken döste er an Ort und Stelle, angelehnt an einen Baum, ein. Zum Glück herrschte gerade kein Winter, denn sonst hätte er sich seinen dämlichen Hintern erfroren. Wenn er nicht so müde gewesen wäre, hätte er sich mit seiner Magie wärmen und so lange wachbleiben können, bis seine Geschwister ihn vielleicht gefunden hätten, oder es Tag geworden wäre. Dann hätte er sich besser orientieren können. So wachte er einige Stunden später auf als er Stimmen um sich herum hörte. Er brauchte ein wenig um zu registrieren, dass er die Stimmen nicht zuordnen konnte und schreckte aus seiner Schlafenden Position hoch.   „Hey, Hey! Keine Angst Fräulein. Wir wollen dir nichts tun!“   „Was...?“, hauchte Yuri noch etwas desorientiert als er eine Gruppe Männer sah, die ihn umzingelt hatte. Der, der gesprochen hatte, hatte beschwichtigend die Hände gehoben und versuchte weiterhin mit Yuri zu reden.   „Wie kommt ein so junges und hübsches Ding in den Wald, so ganz alleine?“, fragte er wieder und Yuri glaubte in ihm den Anführer der Gruppe zu wissen.   Anstatt zu antworte stellte Yuri sich auf, bereit sofort zu fliehen. Er hätte seine Magie locker einsetzen können, aber er wusste nicht wie viele Männer sich vielleicht versteckt hielten und da wollte er sich nicht als Fee zu erkennen geben. Ohne Flügel sah man es ihm glücklicherweise auch gar nicht an.   „Hab keine Angst, Mädchen. Wir wollen dir helfen. Du hast bestimmt Hunger. Unser Lager ist nicht weit weg und wir haben sicherlich etwas für dich zum Essen und Trinken da.“   Der Anführer hatte ein freundliches Lächeln auf den Lippen, doch Yuri war nicht ganz wohl bei der Sache. Eine Gruppe fremder Männer konnte nichts Gutes bedeuten. Einige hatten noch ihre Kapuzen auf dem Kopf und verbargen so ihr halbes Gesicht. Doch das Angebot von Essen und Trinken war recht verführerisch, da er die letzten beiden Tage kaum etwas gegessen hatte. Zudem wusste er nicht wo Mila und Georgi sich aufhielten und sie hatten ihre Vorräte. Yuri versuchte eine weise Entscheidung zu treffen, doch sein Magen hatte da anderes vor. Ein lautes Grummeln verriet den Männern, wie hungrig er war.   „Okay...“, sagte er dann mit sanfter und leiser Stimme.   Sie hielten ihn für ein hilfloses Mädchen, und halfen ihm wohl deshalb. Wüssten sie, dass er ein Junge war, konnte keiner sagen, wie weit ihre Hilfe dann noch ging. Und wenn er am Lager der Gruppe wäre, konnte er sicher einschätzen wie viele Männer es wirklich waren und sich im Notfall dann mit seiner Magie helfen.   Yuri machte einen vorsichtigen Schritt auf den Anführer zu und als dieser seinen Arm um seine Schultern legen wollte, zuckte die junge Fee zurück. Der Anführer hob erneut beschwichtigend die Hände und geleitete das angebliche Mädchen ohne weiteren Körperkontakt zum Lager. Die Männer um Yuri herum unterhielten sich und versuchten auch ihn mit einzubeziehen, doch er spielte nur das schüchterne Mädchen und erklärte nur ganz kurz, dass er von seiner Gruppe getrennt worden war. Dies löste eine Diskussion über die Bestien des Waldes aus, die hin und wieder Menschen angriffen und wohl zu solchen Unglücken führten, wie es angeblich Yuri passiert war.   Das Lager der Männer war ganz genau so, wie Yuri es sich vorgestellt hatte. Menschen hatten einfach nicht die Eleganz, wie sie Feen besaßen, und das sah man an der Unordnung ganz deutlich. Gut. Im Wald konnte man kaum eine Ordnung halten, da man den Platz nehmen musste, wie man ihm bekam, und dennoch. Es war unnötig, dreckiges Geschirr und schmutzige Unterwäsche rumliegen zu lassen. Der Anführer schien Yuris leicht angewidertes Gesicht gesehen zu haben, da er den Männern befahl sofort etwas aufzuräumen, immerhin sei eine Lady anwesend. Yuri musste sich heftig zusammenreißen, um ihm deswegen nicht an die Kehle zu springen, aber er konnte seine Tarnung nicht auffliegen lassen. Er fragte sich aber, wie lange die Männer schon hier kampierten, damit sie Zeit hatten, soviel Unordnung zu machen. Yuri konnte nicht weiter darüber nachdenken, als er schon ans Lagerfeuer geführt wurde und man ihm eine Decke über die Schultern gelegt hatte.   „Macht ihr Mutters Spezial-Tee, damit sie sich etwas aufwärmen kann“, befahl der Anführer erneut und einer der Männer machte sich daran, Wasser über dem Feuer zu kochen. „Das Essen dauert noch etwas, Liebchen, aber ich denke ein Tee würde dir sicher gut tun.“   Die junge Fee nickte nur und versuchte sich im Lager umzusehen. Der Anführer setzte sich neben ihn und Yuri konnte es nur recht sein. So blieben die anderen ihm eventuell vom Leib und er musste sich nur mit dem Anführer herumschlagen. Doch nach einer Weile kam Yuri die Erkenntnis, dass die Gruppe besser gewesen wäre. Der Typ neben ihm quatschte ihm das Ohr vom Kopf. Er erzählte irgendwelche Geschichten, die keinen Sinn ergaben und Yuri hatte Mitleid mit allen Frauen, die der Kerl versucht hatte, mit seinen dämlichen Geschichten für sich zu gewinnen. Nach einer Weile kam dann der Tee und Yuri nahm ihn dankend entgegen. Er schnupperte daran, doch er das Einzige, das er feststellen konnte, war, dass es sich um einen Kräutertee handelte. Einige Kräuter konnte er herausriechen, aber nicht alle. Vorsichtig – um sich nicht zu verbrennen – nippte er daran und musste feststellen, dass er doch ganz gut schmeckte. Nachdem er etwas abgekühlt war, trank er ihn dann ganz. Der Anführer bot ihm noch einen an, doch er lehnte ab. Irgendwie fing er an richtig müde zu werden. Die Strapazen der Nacht holten ihn wohl ein, weswegen sich Yuri nichts weiter dabei dachte. Doch nach der Schläfrigkeit kam der Schwindel. Und da wusste Yuri, dass etwas nicht stimmte. Er blickte sich um und sah dem Anführer ins grinsende Gesicht.   „Was...?“, versuchte Yuri hervorzubringen, doch seine Zunge fühlte sich sehr schwer an.   „Und? Hat dir Mutters Spezial-Tee geschmeckt, kleine Fee?“, fragte er und die Männer um ihn herum grölten.   Ehe Yuri etwas sagen, geschweige sich wehren konnte, übermannten ihn die Drogen, die man ihm untergeschoben hatte. Seine Augen schlossen sich gegen seinen Willen und die Bewusstlosigkeit hatte ihn in ihren Fängen.       Yuri hatte schreckliche Kopfschmerzen als er langsam wieder aufwachte. Er blinzelte einige Male um wieder etwas zu sehen, doch seine Sicht blieb schwarz. Man hatte ihm die Augen verbunden und ihn geknebelt, so dass er kein einziges Wort heraus bekommen konnte. Verdammt. Diese Männer wussten, wie man eine Fee fing. Hätte er sprechen können, hätte er sich mit einem Magiespruch befreien können. Da seine Hände und Füße ebenfalls gefesselt waren – nach einigem hin und her hatte er dies leider auch feststellen müssen, konnte er sich nicht vom Knebel befreien. Yuri versuchte festzustellen wo er war, versuchte seine anderen Sinne zu nutzen, doch auch die waren immer noch von den Drogen zum Teils gelähmt. Das Einzige, das er mit Sicherheit sage konnte war, dass er sich wohl auf einem Pferd befand. Da er nichts sehen konnte, machten ihn die Bewegungen hoch zu Pferd schwindelig und ihm wurde übel. Hoffentlich würde er sich nicht übergeben müssen. Mit einem Knebel im Mund wäre dies nicht so vorteilhaft. Erstickung anstatt Erleichterung für seinen Magen wäre dann die Folge.   Erst langsam, kam er wieder ganz zu sich. Seine Kopfschmerzen wurden jedoch nicht besser und er fragte sich wie lange er wohl bewusstlos gewesen sein musste. Sein ganzer Körper tat ihm weh und er war hungrig und durstig. Yuri dachte, dass er nur einige Stunden außer Gefecht gewesen war, doch nach den Anzeichen seines Körpers, war es wohl länger als ein Tag. Und die Reise zu Pferd schien auch noch lange nicht vorbei zu sein. Nach gefühlten Stunden – er konnte ohne Sicht nicht einschätzen wie lange wirklich – wünschte er sich, er wäre tot. Sein Körper war mittlerweile eine einzige Zone des Schmerzes. Seine Schultern brannten vor Schmerz, da seine Hände hinter dem Rücken gefesselt worden waren. Seine Hüften schmerzten ebenfalls vom Reiten auf dem Pferd. Glücklicherweise hatten seine Entführer irgendwann festgestellt, dass er wach war und hatten seine Beine entfesselt und ihn vor einen der Männer aufs Pferd gesetzt. Seine Übelkeit war dadurch etwas besser geworden. Über dem Rücken eines Pferdes zu liegen wie ein Gepäckstück war nicht gerade die angenehmste Fortbewegungsart. Irgendwann übermannte ihn die Erschöpfung und er schlief während des Rittes ein.   Als er das nächste Mal aufwachte, hatten sie angehalten und man hatte ihn wachgerüttelt. Etwas benommen versuchte sich Yuri zu erinnern, wo er war, bis ihm wieder einfiel, dass er von einer Horde Menschen entführt worden war. Die Hand, die ihn wachrüttelte, war aber vergleichshalber sanft und dies verwirrte ihn etwas.   „Aufwachen. Wir sind da“, murmelte eine dunkle Stimme in sein Ohr.   Es war der Reiter mit dem er geritten war, und das Hauchen an seinem Ohr verursachte bei ihm eine Gänsehaut. Auch wenn der Mann einer seiner Entführer war, so hatte er eine selten angenehme Stimme. Wieso mussten solche Kerle immer die Bösen sein? Oder Arschlöcher?   „Versuch dich auf dem Pferd zu halten während ich absteige. Ich hol dich dann auch runter“, erklärte dann die gleiche Stimme nochmal und Yuri blieb nichts anderes übrig als zu nicken. Sprechen konnte er ja nicht.   Der Mann stieg ruhig von seinem Pferd, das nur wie die anderen um sie herum schnaubte, und wandte sich dann Yuri zu. Die junge Fee konnte die Hände an seinem Körper spüren und obwohl er wusste, dass der Mann ihm runterhalf, so erschreckte er sich, da er nichts sehen konnte. Der Mann aber entschuldigte sich nur kurz und half ihm dann vom Pferd. Er war dabei weder grob noch gemein, und Yuri fragte sich, wieso er ihn so vorsichtig behandelte. Fast schon respektvoll. Aber als Entführer hatte man normalerweise keinen Respekt vor seiner Geisel.   Als er endlich wieder mit beiden Beinen auf der Erde stand, kam der nächste Schreck. Er spürte wie ihn jemand am Hinterkopf anfasste und schreckte erneut zusammen. Er versuchte einen Schritt wegzugehen, aber von der langen Reise, waren seine Beine ganz weich und da er blind war krachte er gegen eines der Pferde, das wenig erfreut wieherte.   „Halt still. Ich will dir nur die Augenbinde abnehmen.“ Wieder diese sanfte, dunkle Stimme.   Yuri hielt daraufhin brav still. Es lag nicht an der angenehmen Stimme, sondern die Aussicht darauf, endlich wieder sehen zu können. Yuri kniff die Augen zusammen, um nicht geblendet zu werden. Doch so schlimm wie er es befürchtet hatte war es nicht. Als er vorsichtig die Augen öffnete, stellte er fest, dass es bereits Sonnenuntergang war. So brannten seine an die Dunkelheit gewöhnten Augen nur sehr kurz und tränten kaum. Als er sich an das Licht gewöhnt hatte, wollte er sich umsehen doch die Stimme des Anführers unterbrach ihn dabei.   „Bringt die Feen in die Käfige. Und bindet sie ja nicht los. Und die Knebel bleiben drin. Füttert sie nur flüssig und durch die Knebel hindurch. Sie dürfen uns nicht wegsterben. Sie werden uns auf dem Sklavenmarkt sehr viel Geld einbringen.“   Sklavenmarkt? Hatte Yuri richtig gehört? Man wollte sie verkaufen. Und die Feen. In der Mehrzahl. Sie hatten noch andere Feen gefangen genommen? Sofort blickte sich Yuri panisch um und konnte das glitzern von Feenflügel in der Abendsonne sehen. Als er genauer hinsah, erkannte er seine Halbgeschwister Mila und Georgi. Sie sind den Feenhändlern wohl auch in die Falle geraten. Was hatte er nur getan? Durch seine unbedachte Flucht, hatte er sie alle drei in Gefahr gebracht. Er sah hilflos zu seinen älteren Geschwistern, die ihn mit gemischten Gefühlen ansahen. Trauer, Enttäuschung und auch Erleichterung. Genau wie er waren sie gefesselt und geknebelt und sahen genau so erschöpft aus wie er.   Der Mann mit der angenehmen Stimme griff nach Yuris gefesselten Händen und führte ihn mit den anderen Geiseln zu Käfigen, in die die drei separat gesteckt wurden. Mila und Georgi wurden von ihren Begleitern praktisch in die Käfige geworfen, aber Yuris drückte ihn nur mit sanfter Gewalt in den Käfig. Es war nicht schwierig, denn auch wenn Yuri gewollt hätte, er war viel zu schwach um sich zu wehren. Kaum, dass er ganz im Käfig war, wurde die Tür hinter ihm verriegelt. Er drehte sich sofort um, um zu sehen, wer der Mann war, der ihn weniger grob behandelt hatte. Doch er hatte die Kapuze seines Mantels über sein halbes Gesicht gezogen, so dass Yuri sein Gesicht nicht erkennen konnte.   Ohne ein weiteres Wort ging der Mann vom Käfig weg und verschwand in der Menge der Menschen, die gekommen waren, um zu gaffen. Yuri konnte auf den ersten Blick sehen, dass sie nicht besonders reich waren und dass das Dorf, in dem sie sich nun befanden auch sehr heruntergekommen war. Yuri konnte verstehen, wieso sie ihn und seine Geschwister verkaufen wollten, doch das hieß noch lange nicht, dass er damit einverstanden war. Er versuchte so gut es ging die Menschen mit seinem bösen Blick zu vertreiben, doch es gelang ihm nicht so ganz. Nach einer Weile zog er sich so gut es mit gefesselten Händen ging nach hinten in den Käfig zurück. Ab und an sah er zu seinen Geschwistern, doch sie hatten die Köpfe gesenkt und versuchten nicht daran zu denken wo sie sich befanden. Irgendwann kamen einige Männer zu ihnen und fütterten sie gegen ihren Willen und gaben ihnen nicht die Chance auch nur ein Wort zu sagen, ehe sie danach wieder geknebelt wurden.   Yuris einzige Hoffnung war nun sein Vater. Wenn er keine Nachricht von seinem Großvater erhielt, dann würde er wissen, dass ihnen dreien etwas zugestoßen war und würde Rettung schicken. Hoffentlich bevor sie verkauft und sonst wohin verschifft wurden.     Kapitel 4: Der Pakt ------------------- Kapitel 4: Der Pakt   Irgendwann mitten in der Nacht musste Yuri eingeschlafen sein. Er hatte wenn niemand hingesehen hatte, versucht sich den Knebel mit seinen Füssen zu entfernen. Er wusste nicht wann er seine Reisestiefel verloren hatte, aber dies kam ihm nur recht. Sein Körper war sehr flexibel und er war sehr geschickt darin, mit ihm umzugehen, also hatte er versucht sich selbst zu entknebeln. Jedoch ohne Erfolg. Mila hatte irgendwann gesehen was er vorhatte, und hatte immer Laut gegeben so gut sie konnte, wenn sie wieder jemand beobachtet hatte. Wenn es jemand schaffen konnte dann Yuri. Durch die Erschöpfung jedoch war er irgendwann einfach eingeschlafen und Mila und Georgi hatten auch keinen Ton mehr von sich gegeben. Wahrscheinlich war ihr Essen mit weiteren Schlafdrogen versetzt worden, damit die drei ruhig blieben.   Am nächsten Morgen wurden sie wieder geweckt und erneut gefüttert und bekamen etwas zu trinken. Diesmal waren keine Schlafmittel oder dergleichen darin versteckt worden. Die Männer achteten immer peinlichst genau darauf, dass keiner der dreien ein Wort sprach, bis sie fertig waren und wieder geknebelt wurden. Der Anführer ihrer Entführer schien auch der Anführer des kleinen Dorfes zu sein, denn man konnte ihn von weitem beobachten, wie weiterhin Befehle und dergleichen gab. Irgendwann kam er auf die drei zu und starrte sie abwechselnd an.   „Ihr werdet mir sehr viel Geld einbringen. Ihr seid alle drei noch so jung und unverbraucht. Besonders das Blondchen, so ganz ohne Flügel“, meinte er dann.   Yuri konnte ihn nun viel besser sehen. Er war groß gewachsen und schien sehr fit zu sein. Er hatte schwarzes Haar, das im unteren Teil des Kopfes abrasiert war und blaue Augen. Yuri hasste ihn jetzt schon. Für das Blondchen hatte er ihn so gut es ging mit dem Stück Stoff im Mund angeknurrt. In seinem Kopf malte er sich sehr kreative Art und Weisen aus, wie er sich an diesem Kerl rächen konnte. Gerade als dieser Kerl weiter sprechen wollte, kam ein weitere Mann auf ihn zu. Er war ein wenig kleiner als der andere, aber dennoch fit. Er hatte dunkelbraunes fast schwarzes Haar und der untere Teil seines Kopfes war ebenfalls kurz geschoren. Aber irgendwie fand er, dass diese Frisur dem anderen besser stand. Lag wohl auch daran, dass der neue Kerl ihn noch nicht beleidigt hatte.   „JJ“, sprach er den Anführer an und Yuri erkannte die angenehme Stimme von vorheriger Nacht.   „Otabek. Was gibt es, mein Freund? Willst du dir die Feen auch ansehen, bevor sie uns verlassen werden?“, fragte dieser JJ und Yuri hätte ihn am liebsten getreten.   „Nein. Ich halte dein Vorhaben nicht für die beste Idee“, meinte Otabek dann und Yuri wäre ihm am liebsten um den Hals gefallen. Hatten sie etwa einen Verbündeten unter den Reihen der Menschen? Yuri blickte zu Mila und Georgi und die beiden sahen genauso hoffnungsvoll aus wie er selbst.   „Wie meinst du das? Du weißt ganz genau, dass wir das Geld brauchen.“ JJ klang nun nicht mehr so munter wie gerade eben. Die beiden schienen vergessen zu haben, dass ihre Geiseln mithören konnten, als sie weiter diskutierten.   „Ich weiß, aber willst du wirklich so tief sinken und Wesen wie diese Feen an Sklavenhändler verkaufen? Willst du dein Ehre wirklich damit beschmutzen?“, sagte Otabek und Yuri fragte sich welche Ehre er wohl meinte.   „Es bleibt mir keine andere Wahl. Wenn ich den Thron zurückhaben will, dann muss ich Opfer bringen. Mein Vater ist tot, Otabek. Und für meine Mutter könnte das gleiche gelten. Sie ist nur noch eine leere Hülle. Ich muss doch für meine jüngeren Geschwister sorgen. Für mein versklavtes Volk. Da ist mir dieses Opfer nicht zu groß!“ Thron? Welcher Thron? Nun war Yuri verwirrt.   „Ich weiß, dass wir Geld brauchen, um uns zu ernähren und um ein Militär aufzubauen. Aber das hier ist nicht der richtige Weg!“   „Lass gut sein Otabek. Ich weiß, dass du gegen diese Maßnahme bist. Aber ich treffe hier die Entscheidungen, also wird diese Sünde auch nur auf mir lasten. Denk nicht weiter darüber nach.“   JJ schien nicht mehr mit sich reden zu lassen und Otabek ließ das Gespräch fallen. Hoffentlich würde er sich weiter für die Gefangenen einsetzen. Yuri wollte jedenfalls nicht verkauft werden. JJ schritt mit einem angesäuerten Gesicht von dannen. Otabek seufzte müde und drehte sich zu den Feen um. Er hatte einen entschuldigenden Ausdruck in den Augen und schien zu überlegen was er tun sollte.   „Seid ihm nicht zu sehr nachtragend. Er hat viel durchgemacht“, versuchte er, aber die drei Gefangenen sagten ihm mit ihren Augen er solle sich dieses Geschwätz sparen.   „Es tut mir leid. Ich werde noch einmal mit ihm reden.“, mit diesen Worten verneigte er sich vor den Feen und verschwand wieder im Dorf.   Die drei Gefangenen sahen sich verwirrt an und wussten nicht was sie davon halten sollten. Ihnen war eigentlich egal, ob ein Mensch viel durchgemacht hat oder nicht. Es rechtfertigte nicht, drei Feen zu fangen und sie verkaufen zu wollen. Yuri wollte nur noch deutlicher weg. Ohne darauf zu achten ob ihn jemand sah oder nicht, versuchte er sich erneut mithilfe seiner Füße vom Knebel zu befreien. Er brauchte nur seinen Mund, um sie alle drei befreien zu können. Mehr nicht. Jedoch dauerte es nicht lange bis ihn jemand dabei gesehen hatte, und ihm dann anschließend die Füße wieder verbunden wurden.   „Du bist recht gelenkig. Du wirst uns sehr viel Geld einbringen.“ Diese Stimme!   JJ stand wieder vor den Käfigen und begutachtete sich seine Beute. Obwohl er zwei geflügelte Feen hatte, schien sein Interesse hauptsächlich auf Yuri zu liegen. Eine noch unvollkommene Fee und blutjung.   „Zu schade, dass ich euch nicht für mich behalten kann. Aber eine Weile werdet ihr wohl hier bleiben müssen. Ich schaue gerade nach, ob es eine andere Möglichkeit gibt euch zu fesseln ohne Seile und so, dass ihr weder Flügel noch Magie anwenden könnt. Man sagt euch nach, schwach gegen Silber zu sein? So wie Lykanthropen? Vielleicht bekommt ihr ja ein schönes Schmuckstück, und ich werde dann so nett sein euch frei im Dorf herumlaufen zu lassen. Natürlich unter Bewachung. Aber nur wenn ihr brav seid.“   Wenn er gekonnt hätte, dann hätte Yuri diesen Mistkerl angespuckt. Doch er war nur auf einen bösen Blick reduziert worden und konnte ihm noch nicht einmal seine Meinung geigen. Die drei Feen wurden in der Zwischenzeit neu gefesselt. Ihre Hände waren nicht mehr auf dem Rücken, was ihre Schultern etwas entspannte, doch sie wurden in eine sitzende Haltung gebracht, Hände vorne Gefesselt und an den Fesseln der Füße so befestigt, dass sie unmöglich ihre Hände benutzen konnten, um die Knebel zu entfernen. Drei weitere Tage verbrachten die Feen ihr Elend in den Käfigen. Hilfe war immer noch keine aufgetaucht, aber Yuri wusste, dass sein Vater jemanden losgeschickt haben musste, um sie drei zu suchen. Eigentlich hielt Yuri nichts von der Paranoia seines Vaters, aber jetzt war er froh, dass er ihm immer eine Nachricht zukommen lassen musste, wenn er zu seinem Großvater reiste und wieder abreiste. So wusste man beim Fehlen einer Nachricht, dass etwas passiert sein musste. Es war nur eine Frage der Zeit. Und wenn sie wieder auf freiem Fuße sein würden, dann könnte er Viktor das Geschehen als Rache reindrücken, in der Hoffnung er würde sich schlecht fühlen. Aber nur wenn er ihm nicht so egal war, wie Viktor behauptet hatte.   Yuri hatte endlich etwas geschlafen, als mitten in der Nacht eine vermummte Gestalt auf die Käfige zukam und ihn aus dem Schlaf riss. Zuerst dachte er, es wäre die Rettung, doch es handelte sich um diesen JJ, der seine Wachen wegschickte. Wer wusste, was er den Feen noch alles sagen wollte, ohne das es jemand anderes mitbekam. Er blieb eine Weile vor den Käfigen stehen, aber durch die Kapuze seines Umhanges konnte man sein Gesicht nicht sehen.   „Da wo ich herkomme, gilt es als Unglück, Feen zu fangen oder gar zu töten“, fing er an und weckte Yuris Neugier. Wieso machte er es dann? Seine Neugierde wurde gestillt, als JJ unbeirrt weitersprach, nachdem er sich vor die Käfige auf den Boden gesetzt hatte.   „Otabek hat Recht. Ich sollte meine Hände nicht damit beschmutzen, reine Wesen wie Feen, wie Vieh zu verkaufen. Aber mir bleibt keine andere Wahl. Mein Vater war König eines Reiches, das weiter westlich liegt. Wir waren ein glückliches und reiches Land. Die Leute liebten meinen Vater als ihren König und im Krieg haben wir auch nicht gelegen. Doch eines Tages kamen diese dunklen Gestalten in den Palast. Dunkle Magier. Sie töteten meinen Vater, und hatten das gleiche mit dem Rest meiner Familie vor, aber wir konnten fliehen, ohne dass sie es gemerkt haben. Sie haben sich den Thron meines Vaters unter den Nagel gerissen und herrschen nun über unser Land. Und sie sind grausam. Viele haben ihr Leben gelassen und ich kann dem nicht weiter zusehen. Ich muss ein eigenes Militär aufstellen und zurückschlagen. Aber das kostet sehr viel Geld. Mir bleibt keine andere Möglichkeit. Es tut mir leid. Bitte verzeiht mir“, erzählte er ohne Unterbrechung und senkte den Kopf.   Im Mondschein konnte Yuri sehen wie die Schultern des Mannes, des Prinzen!, unter seinem Umhang bebten. Der Kerl weinte doch tatsächlich vor ihnen und hatte den Kopf vor Schmach gesenkt. Etwas in ihm zog sich zusammen, doch Yuri wollte es sich nicht eingestehen. Der Mann war ein Entführer. Ein Sklavenhändler, sobald er sie verkauft hätte. Er verdiente sein Mitleid nicht. Aber egal wie sehr sich Yuri auch innerlich sträubte, JJ klang so ehrlich und man konnte den Schmerz deutlich aus seiner Stimme hören. Yuri hatte sich schon einmal geirrt. Viktor hatte ihn doch auch nur all die Jahre hinters Licht geführt. Oder? Aber als Feenprinz konnte er die Qualen des Menschenprinzen vor sich sehr gut verstehen. Ein schneller Blick zu Mila und Georgi genügte, um zu sehen, dass es den beiden genau wie ihm erging. Er wusste, dass er seine nächste Entscheidung eventuell bereuen würde, aber etwas in ihm sagte ihm er solle es tun. Und Yuri hatte schon immer auf sein Gefühl vertraut. Er zappelte und schrie in seinen Knebel, um die Aufmerksamkeit JJs zu erhalten. Nach wenigen Momenten schien er ihn zu bemerken und sah wieder zu ihm hoch.   „Was ist?“, fragte er obwohl er wusste, dass er kaum eine Antwort von Yuri erhalten würde. Nicht mit dem Knebel im Mund. Deswegen bekam er einen Blick der nur zu sagen schien: ‚Wirklich?’   JJ schien mit sich zu hadern, aber dann stand er doch auf und ging auf Yuris Käfig zu und öffnete die Tür. Yuri konnte eh nicht flüchten so wie er gefesselt war also versuchte er es erst gar nicht. JJ zögerte etwas an der Tür doch dann schritt er näher an Yuri heran und bückte sich zu ihm runter. Er hob eine Hand und griff damit den Knoten des Knebels hinter Yuris Kopf.   „Ich muss wohl betrunkener sein als ich dachte“, murmelte er und der Geruch von Alkohol drang in Yuris Nase.   Deswegen auch die Offenheit. Mit ein wenig Gefummel konnte JJ den Knoten lösen und Yuri von seinem Knebel befreien. Das erste das Yuri tat, war einige Male tief ein- und auszuatmen ohne, dass ihm jemand etwas zu Essen in den Mund stopfte und drohte ihn zu ersticken. JJ hingegen sah aus, als würde er die Luft anhalten. Die nächsten Sekunden würden wohl sein Schicksal entscheiden.   „Verdammt, tut das gut endlich wieder zu sprechen!“, brummte Yuri auch schon und lockerte etwas seine Kiefermuskeln.   Dann sah er zu JJ und überlegte was er machen sollte. Sollte er seinem Gefühl folgen oder sollte er die Gelegenheit zur Flucht nutzen? Aber irgendwie war ihm nicht zum Flüchten zumute als ihm der Mann mit der angenehmen Stimme – Otabek – wieder einfiel. Irgendwie schrie das Ganze nach Abenteuer und wieso nicht dabei auch noch was Gutes vollbringen? Er sah noch ein letztes Mal zu seinen noch gefesselten Geschwistern, und bemerkte, dass Mila ein Messer an die Kehle gelegt worden war. Mit grimmigen Blick blickte er zu JJ, der ihn entschuldigend ansah.   „Ich bin zwar etwas angetrunken, aber nicht blöd. Wenn ich sterbe, dann wird zumindest einer von euch mit drauf gehen“, erklärte er und Yuri konnte sein Handeln gut verstehen.  Kurz zögerte er noch, doch Mila nickte kaum merklich und er seufzte.   „Das wird nicht nötig sein. Ich kann dein Problem sehr gut verstehen. Ich wollte einen Pakt mit dir abschließen“, fing Yuri an und JJ hörte ihm aufmerksam zu.   „Einen Pakt?“   „Genau. Wenn du uns freilässt, werden wir dir helfen, deinen rechtmäßigen Platz auf dem Thron einzunehmen. Vorausgesetzt du hast uns nicht belogen. Mit unserer Magie sind wir drei wertvoller als eine Armee Menschen. Besonders gegen Magier“, erklärte Yuri weiter.   „Und wie kann ich sichergehen, dass ihr nicht bei der kleinsten Gelegenheit flüchtet?“ JJ war berechtigterweise skeptisch. Jeder mit ein bisschen Grips konnte die Möglichkeit einer Flucht sehen.   „Durch einen Blutpakt.“   „Blutpakt?“   „Genau. Durch den Blutpakt wird unsere Verhandlung magisch versiegelt und wir können ihn nicht ohne schreckliche Konsequenzen brechen. Das gilt auch für nicht magiefähige Menschen wie dich. Er bindet uns an euch, aber er garantiert auch zugleich unsere Sicherheit. Seit Jahrzehnten hat keine Fee mehr einen Blutpakt geschlossen und die Existenz ist wohl bei euch Menschen in Vergessenheit geraten. Sonst hättest du uns nicht verkaufen wollen, sondern hättest uns den Pakt selbst vorgeschlagen.“   „Ich habe bereits davon gehört, aber war mir nicht sicher, ob es auch stimmt“, mischte sich jemand in ihr Gespräch ein und Yuri erkannte Otabeks Stimme.   „Hast du deshalb versucht mich vom Verkaufen abzubringen? Das hättest du mir doch sagen müssen, und nicht mit anderen Dingen kommen“, sagte JJ an Otabek gewandt und schien ein wenig zu schmollen.   „Ich wollte, dass du dich aus den richtigen Gründen für das Richtige entscheidest. Und nicht weil du einen Nutzen siehst.“   „Otabek. Edel wie eh und je. Du wirst dich wohl nie ändern, mein Freund.“ JJ klopfte Otabek auf die Schulter, der nicht gerade begeistert aussah. Gut, für Yuri sah Otabek aus als hätte er nur einen Gesichtsausdruck und das war neutral.   „Zurück zum Pakt.“ Yuri wollte das endlich hinter sich bringen, damit das Messer von der Kehle seiner Schwester wegkam, wie auch die Fesseln der drei. Und schlafen in einem Bett klang auch ganz gut.   „Was meinst du Otabek?“   „Wir sollten darauf eingehen. Es ist wie er sagt. Wir haben bessere Chancen, wenn wir auch Magie auf unserer Seite haben.“   „Nun gut. Reicht es wenn du den Pakt mit mir schließt oder müsst ihr es alle drei machen?“, fragte der Menschenprinz an Yuri gewandt.   „Wir alle drei. Und am besten ihr habt auch drei Leute – wichtige Leute – die ihn mit uns schließen, damit es ein Gleichgewicht gibt.“   „Wichtige Leute?“   „Genau. Leute, die du nicht entbehren kannst. Ich will ja nicht riskieren, dass du uns in den Rücken fällst.“   „Und ihr seid wichtige Feen?“, fragte JJ skeptisch. Er wusste ja noch nicht, dass er Königskinder vor sich hatte.   „Genau. Und jetzt binde uns los, damit wir das Ganze endlich hinter uns bringen und wir endlich in einem Bett schlafen können“, murrte Yuri nur.   „Na gut. Macht sie los. Ich werde selbst beim Schließen des Pakt mitmachen“, entschied der Prinz und Yuri nickte. Das war schon einmal ein guter Start. Er würde niemanden vorschicken und so bewies er auch, dass er es ernst meinte. Ein guter Anführer war immer bei allem voran und versteckte sich nicht hinter seinen Leuten.   „Ich beteilige mich auch“, sagte Otabek ohne zu zögern. Jetzt fehlte nur eine dritte Person.   „Ich mache auch mit!“, erklang eine gut gelaunte Frauenstimme.   „Nein, das machst du nicht!“ Wieder eine neue, männliche Stimme.   „Halt die Klappe, Bruder. Du kannst mir nicht immer sagen was ich tun soll.“   „Jetzt lass sie doch machen was sie will, Mickey!“ Und noch jemand neues, heiteres. Wieder ein Mann.   „Wie viele mischen sich noch ein?“, fragte Yuri und hatte so langsam die Schnauze voll. Von wem wurden sie denn noch alles belauscht?   „Sara, Michele, Emil. Was macht ihr denn hier?“, fragte JJ nur und empfing seine Freunde bei den Käfigen.   „Wir wollten wissen wo du bist und haben einen Teil mitangehört. Ich stelle mich als dritte Person. Neben dir und Otabek gibt es sonst niemand wichtiges und eine Frau auf beiden Seiten ist doch Gerecht, oder nicht?“, meinte Sara und blinzelte dem Prinzen zu.   Dieser schien nicht lange zu überlegen als er zustimmte. Michele jammerte und wehrte sich im Hintergrund aber Emil hielt ihn zurück und lachte nur. Es gab schon komische Vögel bei dem Menschen, stellte Yuri fest. Aber niemand war so speziell wie es Feen sein konnten. Nach einigem hin und her standen dann die Teilnehmer für den Pakt fest und die Feen wurden alle drei befreit.       Nach einer Weile waren alle Partien bereit. Es war noch dunkel, aber Fackeln und Feenlichter erhellten den Feenkreis auf dem Boden gut genug, damit man etwas sehen konnte. Mila hatte den Kreis gezeichnet, und nun standen alle sechs im Inneren. Georgi als Ältester stand zwischen Mila und Yuri und würde die Zeremonie durchführen. Bei den Menschen stand JJ zwischen Otabek und, zu Micheles Entsetzen, Sara.   „Sind alle bereit?“, fragte Georgi und man konnte sehen, dass er etwas nervös war.   Keiner von ihnen hatte einen Blutpakt beobachtet, geschweige denn einem beigewohnt. Das was sie wussten, kannte sie selbst nur aus ihren Büchern und vom Unterricht.  Hoffentlich würde nichts schief gehen. Die anderen nickten nur und so begann Georgi den Magiespruch, den er wieso auch immer in einem kleinen Buch mit sich herumschleppte, aufzusagen. Er hatte erklärt, dass man nie wusste, wann man ihn gebrauchen konnte, und er hatte einige Magiesprüche aufgeschrieben, die einem im Ernstfall das Leben retten konnten.   „Wir, Georgi Popovic, 3. Sohn des Königs der Eisigen Wälder, Mila Babicheva, 2. Tochter des Königs der Eisigen Wälder, und Yuri Plisetsky, 7. und letzter Sohn des Königs der Eisigen Wälder, schließen bei unserem Blute einen Pakt. Wir schwören, dass wir diese Menschen hier im Dorf nicht angreifen und ihnen helfen werden, den Thron des westlichen Reiches für sich zu beanspruchen. Im Gegenzug erhalten wir unsere Freiheit“, begann er und man konnte die Magie um sie herum spüren.   Alle drei stachen sich in den mittleren Finger ihrer linken Hand und ließen ein paar Tropfen Blut in die Mitte des Kreises fallen. Ein Wind innerhalb des Kreises kam auf und wehte um ihre Kleidung und Haare. Ein Zeichen dafür, dass sie bis jetzt alles richtig gemacht hatten. Jetzt fehlten nur noch die Menschen.   „Wir, Jean-Jaques Leroy, Prinz und rechtmäßiger König des westlichen Reiches, Otabek Altin, Ritter und Beschützer des Prinzen und rechtmäßigen Königs des westlichen Reiches und Sara Crispino, Schwester Michele Crispinos, schwören bei unserem Blute, dass wir diesen Feen die Freiheit gewähren. Im Gegenzug werden sie uns nicht angreifen und wir erhalten ihre Hilfe dabei, den Thron des westlichen Reiches für mich zu beanspruchen“, ahmte JJ Georgis Spruch nach.   Die drei stachen sich ebenfalls in den linken Finger und träufelten Blut in die Mitte des Kreises. Der Wind wurde heftiger und Magie erfüllte den Kreis. Die drei Mensch waren davon etwas eingeschüchtert aber blieben wie vorher besprochen im Kreis, damit sie den Blutpakt nicht brachen und er nichtig wurde. Nach einer Weile legte sich der Wind wieder und auch die Magie war immer weniger zu spüren. Dies hieß jedoch nicht, dass sie nicht mehr da war, das wussten die Feen genau. Nachdem nur noch die natürliche Brise um sie herumwehte und nicht mehr vom Pakt herrührte, entspannten sie sich wieder.   „Ist es vorbei?“, fragte Sara neugierig. „Ich fühl mich nicht wirklich anders. Sicher, dass es geklappt hat?“   „Ja hat es. Wir sind den Anweisungen, die ich notiert habe genau gefolgt“, antwortete ihr Georgi.   „Was zum Kuckuck? Blondie hat versichert, dass ihr wichtig seid aber Königskinder? Gelogen hat er jedenfalls nicht“, mischte sich JJ ein und diesmal konnte sich Yuri mit einem deutlichen Knurren verteidigen.   „Pass auf wen du Blondie nennt, du arroganter Sack!“, drohte Yuri und seine beiden Geschwister seufzten nur.   „Ist er immer so?“, fragte Otabek die beiden, während er zusah wie sich JJ und Yuri stritten.   „Du hast ja keine Ahnung“, antworteten die beiden wie aus einem Munde.   Otabek konnte nicht anders als leicht zu lächeln. Das würde ja noch interessant werden.     Kapitel 5: Das Sternenfest (Teil 1) ----------------------------------- Kapitel 5: Das Sternenfest (Teil 1)   Die drei Feen lebten sich recht schnell im kleinen Dorf ein. Nach einer erholsamen Nacht in einem Bett und einem stressfreien Frühstück hatten sie ihrem Vater eine Nachricht zukommen lassen, in der sie erklärten was sie vorhatten und dass sie einen Blutpakt geschlossen hatten. Also konnte noch nicht einmal der König etwas gegen diese Entscheidung unternehmen. Die Entführung erwähnten sie jedoch nicht. Sie baten jedoch um Hilfe, wenn es irgendwann zum Kampf kommen sollte. JJ erzählte ihnen zwar, was genau passiert war und wie viele Dunkle Magier sein Reich eingenommen hatten, aber er konnte nicht wirklich mitteilen, wie es um die Stärke wirklich stand. Die drei wollten helfen, aber nicht sterben. Fünf Magier hatten sich in JJs Palast eingenistet und sie waren nur drei Feen. JJ und Otabek nach zu urteilen, hatte ein Magier es geschafft rund 200 Männer auszuschalten und von der Kraft der anderen war nichts genaueres bekannt.   Eine Woche nach dem Verschicken der Nachricht, kam der Falke wieder, den sie geschickt hatten. Er hatte eine Antwort des Königs dabei und die drei lasen sie sich sofort durch. Der König sicherte ihnen eine Männer zu, die helfen würden. Er wollte seine Kinder nach diesem Kampf wieder zurückhaben, aber andere seiner Kinder würde er nicht schicken. Und selbst konnte er auch nicht kommen, auch wenn er als König die mächtigste Fee war. Noch war Viktor nicht soweit den Thron einzunehmen und er wollte ihm alles beibringen was er wusste.   Danach ging das Planen für einen Angriff los. Yuri hatte nicht sehr viel Ahnung davon, aber Georgi hatte dies übernommen, da er als ältester der drei schon mehr in Sachen Strategien unterrichtet worden war als seine Geschwister. Dies wären noch einige spezielle Unterrichtsstunden, die auf Yuri warteten, wenn er seine Flügel hatte. Als Königskind musste auch er alles beherrschen auch wenn bereits feststand, dass Viktor die Nachfolge ihres Vater einnehmen würde. Da Yuri nicht viel damit anfangen konnte – wie Mila auch – durften sie sich ihre Tage vertreiben wie sie wollten. Mila freundete sich mit Sara an und die beiden Frauen verbrachten viel Zeit miteinander. Meist waren aber Michele und Emil nicht weit, da Saras Bruder einen schrecklichen Schwesternkomplex hatte und sie kaum aus den Augen ließ.   Yuri wusste anfangs gar nicht was er tun sollte, da er nicht gerade die geselligste Person war und langweilte sich. Irgendwann aber war die Langeweile so groß, dass er mit den anderen in einem Raum saß und ihnen zuhörte wie sie versuchten Strategien zu entwickeln. Er beschäftigte sich damit zu beobachten wie sie miteinander umgingen und meist blieb sein Blick auf Otabek ruhen. Der Ritter war sehr ruhig und nur ab und an warf er etwas ein und wenn er es tat, wurden seine Ratschläge immer ernst genommen. In ihm steckte ein kluger Geist und Yuri wollte ihn näher kennenlernen.   Immer wenn er nach den Sitzungen mit ihm reden wollte, kam ihm aber JJ dazwischen und ehe er sich versah, hatte der Menschenprinz seinen Arm um seine schmalen Schultern gelegt und Otabek war ihm entwischt. Oft blickte Yuri ihm hinterher und versuchte sich von JJ zu befreien, aber Otabek blickte beide nur einmal kurz an und verschwand ohne auf Yuri zu warten. Und so auch wieder. Yuri hatte diesmal vor der Tür gewartet, da er JJ nicht begegnen wollte, aber der Mistkerl schien ihn vor der Tür gewittert zu haben, denn er war der Erste, der rauskam und sofort auf ihn zusteuerte. Yuri versuchte einen Bogen um ihn zu machen, doch JJ schien Arme aus Gummi zu haben als er wieder einen um Yuris Schultern legte und ihm eine Haarsträhne aus dem Gesicht strich. Langsam bugsierte er die Fee vom Haus weg, wo sie sich immer trafen, um mögliche Strategien zu erörtern.   „Meine hübsche Prinzessin! Du hast extra auf mich gewartet? Wie schön!“, legte JJ auch schon los.   „Wen nennst du hier Prinzessin? Und ich habe nicht auf dich gewartet!“, knurrte Yuri und riss sich dann doch von JJ los.   „Aber, Aber! Nicht so schüchtern! Wenn ich meinen Platz auf dem Thron habe, dann können wir endlich eine richtige Verabredung haben! Und dann kann ich dich zu meiner Königin machen! Wie klingt das?“, fuhr JJ unbeirrt fort.   „Ätzend.“ Yuri hatte schon lange den Verdacht, dass JJ sich einen Spaß mit ihm erlaubte, doch so langsam trieb er es zu weit.   „Du verletzt mich. Aber ich werde dein schüchternes Herz schon noch erobern! Du wirst sehen.“   „Glaub doch was du willst. Ich muss los.“ Und Yuri machte sich so schnell vom Acker, dass JJ nicht mehr die Chance hatte nach ihm zu greifen.   Die junge Fee ging zum Haus zurück, wo er auf Otabek gewartet hatte, doch als er seinen Kopf hineinsteckte sah er nur Georgi, der mit einer Frau flirtete. Gut. So langsam kam er wohl von seiner Ex weg. Das ständige Rumgeheule wegen seiner Anya ging nicht nur ihm auf die Nerven.   „Yuri!“, erschreckte sich Georgi als er das lange, blonde Haar erkannte und die grünen, suchenden Augen. „Suchst du etwas?“   „Ja. Ich suche Otabek, aber er schein wohl schon weg zu sein. Habt ihr gesehen wohin er gegangen ist?“, fragte er dann damit er wusste, wo er suchen konnte. Heute würde ihm Otabek nicht entkommen. Er wollte ihn kennenlernen, verdammt.   Als die beiden nur den Kopf schüttelten machte sich Yuri wieder davon und ließ die beiden Turteltauben alleine. Er wanderte ohne wirkliches Ziel durchs Dorf in der Hoffnung auf Otabek zu stoßen, der es irgendwie geschafft hatte, sich in Luft auf zu lösen. Leider kannte er ihn nicht gut genug um zu wissen, wo er sich am liebsten aufhielt. Er fragte hier und da mal nach, doch niemand schien Otabek gut genug zu kennen, um so etwas wie seinen Lieblingsort zu kennen und Yuri würde sich hüten, JJ zu fragen. Er war dem Prinzen erst gerade entkommen, da wollte er sich nicht schon wieder mit ihm abgeben. Als er aufgeben wollte, kam eine wütend wirkende junge Frau auf ihn zu und blieb vor ihm stehen.   „Lass deine Finger gefälligst von ihm, klar?“   Verwirrt starrte er die Frau an, die irgendwie immer wütender zu werden schien. Finger von wem lassen? Otabek? War sie etwa seine Freundin? Auch wenn er sie nicht kannte, zweifelte er daran, dass die beiden gut zueinander passen würden. So eine Furie passte nicht zu ihm und Yuri ließ sich nicht vorschreiben mit wem er befreundet sein wollte oder nicht. Und Otabek konnte sicher auch entscheiden, mit wem er interagierte oder nicht.   „Was ist los mit dir? Ich habe dir nichts getan!“, verteidigte sich Yuri und wurde nun selbst wütend.   „Nichts getan? Du bist gerade dabei mir meinen Mann zu stehlen! Auch wenn du eine Fee bist, werde ich nicht davor zurückstrecken dir dein Leben zur Hölle zu machen!“, knurrte sie ihn an und ihre kurzen, schwarzen Haare fielen ihr ins Gesicht als sie sich bedrohlich nach vorne lehnte.   „Als ob du eine Chance gegen mich hättest!“, konterte Yuri zurück und warf sich das lange, blonde Haar über die Schulter. Er wusste ganz genau wie sein Aussehen auf Menschen wirkte und wenn er erst Flügel hätte, dann könnte ihm niemand mehr das Wasser reichen.   „Ich sag es nur noch einmal, Blondchen. JJ gehört mir und wenn du nicht hören willst, wirst du fühlen müssen!“   „Als ob ich Angst vor einem Menschen hätte. Und auch noch vor einer Frau. JJ gehört…“, doch ehe Yuri ausreden konnte, unterbrach er sich selbst. „Warte. Hier geht es um JJ?“, fragte er dann.   „Um wen denn sonst?“, wollte die Frau wissen.   „Ich bin doch gar nicht an JJ interessiert! Ich dachte du redest von Otabek! JJ kannst du von mir aus haben!“, meinte Yuri und verzog das Gesicht.   „Lüg doch nicht. Ich sehe doch ganz genau, wie du ständig an JJ hängst!“   „Frau, ich glaube du bist wirklich blind. Er hängt an mir und geht mir auf die Nerven. Ich bin ganz und gar nicht an ihm interessiert! Wenn er zu blöd ist um das zu merken, nicht mein Problem.“   „Hey! JJ ist ein toller Mann! Rede nicht so schlecht über ihn, du Verführer!“, zeterte die Frau zurück.   „Wenn du dich besser anstrengen würdest, dann würde er nicht ständig an mir kleben!“   „Ich weiß aber nicht mehr was ich alles machen soll!“, jammerte die Frau dann und Yuri hatte vielleicht etwas Mitleid mit der Zicke.   „Also ich kann nicht mehr machen als ihn ständig abzuwimmeln“, meinte Yuri dann wenig hilfreich.   „Morgen ist das Sternenfest. Wenn es stimmt und JJ macht dir Avancen und nicht umgekehrt, dann wird er dich einladen wollen. Lehne die Einladung bitte ab und wenn du Lügen musst dann behaupte, dass du bereits eine Begleitung hast. Vielleicht kann ich ihn dann einladen“, meinte die Frau dann.   „Das Sternenfest?“ Nun wurde Yuri neugierig.   „Genau. Unser Dorf feiert es einmal im Jahr und es ist ein Fest des Glücks und der Liebe. In der Nacht des Sternenfestes sollen unzählige Sternschnuppen fallen und wenn man sich was wünscht soll es wahr werden. Und wenn man sich als Paar unter solch einem Sternschauer küsst, dann wird die Liebe ewig halten. So sagt man es zumindest“, erklärte die Frau.   „Verstehe. Und du willst JJ unbedingt unter solch einem Sternenschauer küssen“, schlussfolgerte Yuri und die Frau nickte.   „Gut. Ich werde so oder so JJ abweisen, sollte er auf die glorreiche Idee kommen mich einzuladen. Ich werde dann auch versuchen, ihn in deine Arme zu treiben. Wie heißt du eigentlich?“   „Vielen Dank! Und ich bin Isabella Yang. Wie kann ich dir denn im Gegenzug helfen? Immerhin hat es sich wohl nur um ein Missverständnis gehandelt und du stielst mir nicht willentlich den Mann.“   „Ich hatte auch nicht vor irgendetwas mit JJ anzufangen. Ich helfe ihm nur, weil ich ihn sehr gut verstehen kann. So von Prinz zu Prinz. Aber wenn du schon deine Hilfe anbietest. Weißt du vielleicht wo Otabek hin ist? Ich wollte mit ihm reden.“   „Otabek? Gute Frage. Er ist sehr verschlossen. Aber ich glaube er ist Richtung Wald gegangen“, meinte Isabella und deutete in die Richtung, in der sie Otabek hat verschwinden sehen.   „Danke!“   Ohne viel zu sagen verschwand Yuri dann in die Richtung. Er wollte sich nicht länger mit der Frau aufhalten. Er hatte sich etwas in den Kopf gesetzt und er würde nicht eher aufgeben bis er sein Ziel erreicht hatte. Er schritt in den Wald und sofort bekam er das Gefühl von Heimat. Wenn man im Wald aufwuchs – oder eher in einem Schloss und sich dennoch oft im Wald aufhielt – dann fühlte man sich wohl überall wohl. Heimweh versuchte sich bemerkbar zu machen, doch Yuri versuchte, dieses Gefühl zu unterbinden. Er kannte sich dennoch nicht in diesem Bereich aus und er musste sich darauf konzentrieren sich nicht zu verlaufen. Er fragte einen Vogel, ob er wusste wo Otabek war, und das kleine Federvieh lotste ihn zu einer Lichtung. Und dort war er. Yuri hielt sich noch etwas hinter einem Baum versteckt und beobachtete den Mann.   Er schien ihn noch nicht bemerkt zu haben. Er hatte ein Schwert in der Hand und bekämpfte offenbar unsichtbare Gegner, die nur in seinem Kopf existierten. Er hatte sein Oberteil ausgezogen und Schweiß bedeckte seine nackte Haut und ließ ihn im Licht glänzen. Bei dem Anblick musste Yuri schlucken. Er hatte viele Krieger gesehen und auch deren gestählte Körper, aber etwas an Otabek faszinierte ihn, was ihn noch nie an jemand anderen fasziniert hatte. Ob es an der dunkleren Haut lag? Die Feen des Eisigen Waldes besaßen alle eine helle, fast weiße Haut und nur Viktors Verlobter war etwas dunkler als der Rest im Schloss.   Die junge Fee entschied sich, Otabek bei seinem Training alleine zu lassen. Er wusste nicht was mit ihm selbst vorging und das verwirrte ihn. Er würde einfach im Dorf auf Otabek warten und sich dann mit ihm unterhalten. Yuri machte einige Schritte nach hinten um unbemerkt verschwinden zu können doch seine Unaufmerksamkeit sorgte dafür, dass er auf einen Ast trat und es für seine Ohren sehr laut knackte. Yuri zuckte zusammen und Otabek drehte sich zu der Geräuschquelle um und erblickte den jungen Feenprinzen. Er hatte sein Schwert erst noch erhoben gehalten, doch als er Yuri erkannte, senkte er es und steckte es in die dafür vorhergesehene Schwerstscheide.   „Prinz Yuri. Was verschlägt Euch hierher?“, fragte Otabek und griff nach seinem Oberteil und mit Bedauern sah Yuri wie er es sich über seinen verschwitzten Oberkörper streifte und seine Haut bedeckte.   „Ich habe nur einen Spaziergang gemacht und dich dann hier gesehen. Und bitte. Lass das Prinz weg und sag Du zu mir“, bat Yuri und hoffte, dass Otabek seine kleine Flunkerei nicht erkannte. Er wusste nicht wieso, aber er wollte nicht, dass Otabek erfuhr, dass er gezielt nach ihm gesucht hatte, auch wenn er es später im Dorf wohl mitbekommen würde. Irgendwie war es ihm peinlich, es ihm gegenüber zuzugeben.   „Ich werde es versuchen… Yuri.“ Yuri nickte, als Otabek das Prinz wegließ.   „Trainierst du immer hier alleine?“, fragte Yuri dann neugierig nach. Immerhin war er ja hier, um den Ritter besser kennen zu lernen. JJ hatte wirklich Glück jemanden wie Otabek als seinen Ritter zu haben, fand Yuri.   „Ja. Ich möchte stark genug sein, wenn wir in die Schlacht ziehen“, erklärte Otabek. Yuri nickte verstehend.   „Du scheinst mir ein sehr gewissenhafter Mann zu sein. Nicht jeder würde so fleißig trainieren. Mein Vater will nicht, dass ich das Kämpfen erlerne. Dabei bin ich kein Kind mehr“, meckerte Yuri und erinnerte sich daran, wie oft er ausgeschimpft worden war, wenn er versucht hatte, mit den Kriegern mit zu trainieren.   „Du scheinst mir auch noch sehr jung zu sein. So ohne Flügel“, meinte Otabek und sah Yuri direkt an, der daraufhin schmollte.   „Ich bin aber kein Kind mehr. Meine Flügel werden sehr bald wachsen!“, verteidigte sich Yuri. Er hasste es, wenn man ihn immer auf sein Alter und seine noch flügellose Existenz reduzierte.   „Oh? Ich dachte immer Feen würden erst, wenn sie um einiges älter sind, ihre Flügel bekommen. So hat meine Großmutter es mir erklärt.“   „Normalerweise ja. Aber ich verrate dir was. Es gibt einen Magiespruch, der unsere Flügel viel früher wachsen lässt und womit wir dann kontrollieren können, wann es so weit sein wird.“   „Wirklich?“ Otabek sah Yuri bewundernd an und dieser bedeutete ihm sich hinzusetzen und er gesellte sich zu ihm.   Er erklärte ihm alles von der Zeremonie der Flügel bis zu den Markierungen und zu der Dauer, wann ungefähr die Flügel dann wuchsen. Er erzählte ihm ein wenig von seinem Leben am Hofe und Otabek im Gegenzug erzählte ihm ein wenig von sich. Er erzählte ihm, dass er eigentlich von einem anderen Reich kam, aber dass er auf der Suche nach Herausforderungen schon jung an JJs Hofe ankam und dort trainierte und sich so mit dem Prinzen angefreundet hatte. Er erzählte ihm, dass er nur eine jüngere Schwester hatte und seine Eltern Händler in seinem Heimatland waren. Yuri war schon ein wenig neidisch darauf, dass Otabek nur eine Schwester hatte und nicht so viele Geschwister wie Yuri, von denen er die meisten kaum kannte, weil sie sich aus dem Weg gingen. Yuri stellte fest, dass Otabek ein guter Gesprächspartner war.   „Willst du sie sehen?“, fragte er dann schließlich und Otabek sah ihn verwirrt an.   „Was sehen?“   „Meine Flügelmarkierungen. Ich habe gemerkt, dass du neugierig bist, aber du hast nicht gefragt.“   „Ich würde sie gerne sehen, aber ich dachte es wäre etwas sehr Intimes“, meinte Otabek und er wusste nicht wie richtig er damit eigentlich lag.   Yuri sagte nichts dazu und stand einfach auf. Otabek war zuerst besorgt, dass er etwas gesagt hatte, das den jungen Prinzen wütend gemacht hatte, doch Yuri zog nur sein Oberteil aus und strich sich die Haare nach vorne, damit sein Rücken nackt war. Die dunklen Verschnörkelungen traten auf der hellen Haut deutlich hervor und Otabek bewunderte das Bild, das sich ihm bot. Er streckte eine Hand aus, um sie zu berühren, doch kurz bevor seine Fingerspitzen die markierte Haut berührten erstarrte er und nahm seine Hand wieder zurück.   „Und?“, wollte Yuri wissen. Er weigerte sich, sich umzudrehen, da er wusste, dass sein Gesicht einer Tomate glich und er nicht wollte, dass Otabek dies mitbekam. Jedoch wusste er nicht, dass seine Ohne und sein Nacken mit rot wurden und Otabek es sehr deutlich sehen konnte.   „Ich kenne mich logischerweise nicht mit diesen Markierungen aus, aber deine sind wunderschön“, sagte Otabek und Yuri spürte, wie sein Gesicht noch heißer wurde.   „Danke“, murmelte Yuri und streifte sich sein Oberteil wieder schnell über.   Er fragte sich, wieso er Otabek so schnell vertraute, aber sein Gefühl sagte ihm, dass es das Risiko wert war, enttäuscht und verletzt zu werden. Er setzte sich wieder zu ihm und die beiden schwiegen sich danach an. Das Schweigen aber war keinesfalls unangenehm und Yuri genoss die gemeinsame Ruhe. Es fing an zu dämmern als Yuri noch etwas einfiel.   „Ich habe gehört, morgen ist so ein Fest. Sternenfest oder so. Machst du bei den Feierlichkeiten mit?“, fragte er dann.   „Stimmt. Hätte ich fast vergessen. Ich weiß nicht genau. Die Person, mit der ich das Fest verbringen will, geht bestimmt mit jemand anderes hin“, meinte Otabek dann und schaute nach vorn.   Yuri runzelte die Stirn und blickte Otabek an. Natürlich hatte ein so toller Mensch wie Otabek bereits jemanden, der ihn interessierte. Yuri war in der Hinsicht einfach nur eine dahergelaufene Fee – wenn auch eher gefangen genommene Fee – und ein Mann noch dazu. Er wusste, dass Menschen nicht immer ganz akzeptierend waren, wenn man das gleiche Geschlecht liebte, aber durch JJs Avancen, dachte er zumindest, dass das Dorf akzeptierender wäre. Ob Otabek sein Auge auf eine hübsche, junge Frau geworfen hatte? Wenn er eine Frau mochte, dann hätte er nie im Leben Chancen, egal ob Fee oder Mensch. Aber wieso wollte er Chancen haben? Schnell unterdrückte Yuri diese Gedanken wieder.   „Wenn diese Person nicht will, dann begleite ich dich gerne. Ich habe niemanden, der mit mir hingeht“, schlug Yuri dann vor. Seine Geschwister hatten bestimmt beide jemanden, mit dem sie zum Fest gingen und Yuri würde sich eher einen Pfeil ins Knie schießen, als mit JJ hinzugehen.   „Bist du dir sicher? Ich dachte JJ wollte dich fragen, ob du mit ihm hingehst“, meinte Otabek dann.   „Nein, er hat mich noch nicht gefragt“, antwortete die junge Fee kopfschüttelnd. „Mit ihm will ich auch nicht hingehen, da kann er so viel fragen wie er dann will.“ Yuri sah Otabek mit eindringlichen Augen an, so als wolle er ihm sagen, dass er unbedingt mit ihm hingehen wollte, aber nicht genau wusste wie er es sagen sollte. Aber Otabek sah immer noch nach vorne.   „JJ ist sehr an dir interessiert. Du solltest ihm eine Chance geben, sich zu beweisen. Wenn er König ist, kann er dir so einiges bieten“, warf Otabek ein und sah dabei aus als hätte er einen schlechten Geruch in der Nase.   „Kein Interesse. Er geht mir auf die Nerven. Und ich entscheide, wem ich eine Chance geben will und wem nicht. Und was ich will, ist mit dir zum Fest zu gehen“, fing Yuri an, bis er bemerkte was er gesagt hatte. „Natürlich wenn du nicht lieber mit dieser einen Person gehen willst, von der du gesprochen hast.“   „Ich gebe dir dann Bescheid“, antwortete Otabek und die beiden verfielen wieder in angenehmes Schweigen.   Als es dunkel wurde, ließ Yuri einige Feenlichter aufblitzen, die dann um die beiden herumtanzten und er neckte Otabek hin und wieder mit einem kleinen Licht das er ihm direkt vor dem Gesicht schweben und dann erloschen ließ, wenn der Ritter danach schlug wie nach einer Fliege. Als es komplett dunkel wurde, machten die beiden sich wieder auf den Rückweg, immer von den Feenlichtern begleitet und erst im Dorf trennten sich ihre Wege und sie wünschten sich gegenseitig gute Nacht.     Kapitel 6: Das Sternenfest (Teil 2) ----------------------------------- Kapitel 6: Das Sternenfest (Teil 2)   Yuri war froh unbehelligt zur Hütte zurückzukommen, die man ihm und seinen Geschwistern zur Verfügung gestellt hatte. Irgendwie hatte er gedacht, von JJ überfallen zu werden, doch dem war nicht so gewesen und er konnte sich beruhigt schlafen legen. Am nächsten Tag würde er aber versuchen dem Menschenprinzen aus dem Weg zu gehen. So brauchte er sich nicht mit ihm abzugeben, aber er wusste, dass er ihm eine richtige Absage erteilen musste. Für sich, für Otabek und auch für Isabella. Irgendwie hoffte er sehr, den Tag mit Otabek verbringen zu können. Er verstand sich sehr gut mit ihm und sie konnten bestimmt zumindest Freunde werden. Trotz seiner um Otabek kreisenden Gedanken schlief er rasch ein.   Der Morgen verlief genauso wie sich Yuri das gedacht hatte. Knapp vor der Tür um nach Otabek zu suchen, wurde er schon von JJ überfallen, der knapp, dass er draußen war, einen Arm um ihn legte wie sonst auch und versuchte ihn in eine bestimmte Richtung zu lotsen. Yuri versuchte sich loszueisen, doch JJ schien dies geahnt zu haben und sein Griff ließ nicht locker. Schmollend ließ sich Yuri wegführen, da es wohl besser war eine Abfuhr nicht gerade in aller Öffentlichkeit zu bekommen.   „Was willst du, JJ?“, fragte Yuri genervt, als er nur mit ihm gemütlich durchs Dorf schlenderte. Yuri hatte Isabella erblickt und sie hilfesuchend angesehen, doch sie war wie die anderen Bewohner dabei, alles für das Sternenfest aufzubauen und konnte nicht weg ohne, dass ihr Fehlen bemerkt werden würde.   „Wie immer kommst du schnell zur Sache, was? Also ich denke, du hast es bereits mitbekommen, aber heute findet das Sternenfest in unserem Dorf statt. Ich wollte dich fragen, ob du mich begleiten willst? Ein Prinz braucht doch seine Prinzessin!“, sagte er dann und strahlte Yuri an.   Yuri seufzte und löste sich dann irgendwie von JJ. Jedoch lief er nicht wie sonst weg, sondern blieb stehen. Es war zwar nie angenehm jemanden abzuweisen, aber er musste es tun, damit JJ sich neu orientieren konnte.   „JJ, hör mal. Ich bin zwar sehr geschmeichelt, aber ich denke nicht, dass du mit mir zum Fest gehen solltest. Ich bin nicht romantisch an dir interessiert. Wir können höchstens Freunde werden. Aber nur unter einer Bedingung. Wenn du endlich aufhörst mich Prinzessin zu nennen“, sagte Yuri dann und blickte JJ fest in die Augen, damit er verstand, dass er es ernst meinte.   „Aber, Prinzessin…!“, fing JJ an und Yuri seufzte.   „Nein, JJ.“   „Eine Chance. Mehr will ich nicht. Verbringe das Fest mit mir und ich werde dafür sorgen, dass du dich in mich verliebst! Ich werde mich auch benehmen“, fing JJ dann an. Yuri glaubte fast, dass der Mann bettelte, aber JJ war zu stolz dafür. Jedenfalls glaubte er das.   „Es tut mir leid, JJ. Ich habe einfach kein Interesse an dir.“   „Und wieso riskieren du und deine Geschwister dann ihr Leben, um mir zu helfen? Ich dachte, du wärst zumindest ein bisschen an mir interessiert.“   „Wir helfen dir, weil wir dich verstehen können. Wäre uns passiert, was dir passiert wäre, dann würden wir uns auch über Hilfe freuen. Unser Vater ist auch König und ist Ziel Nummer Eins, sollte es jemand schaffen in unser Schloss einzudringen. Dir und deiner Familie wurde Unrecht getan und wenn dein Volk wirklich leidet, dann können wir das nicht einfach ignorieren und deswegen helfen wir dir. Mehr nicht. Außerdem gibt es bereits jemanden, der mich interessiert und das bist wirklich nicht du. Kapier es einfach“, erklärte Yuri und versuchte dabei so ruhig wie möglich zu bleiben.   „Ich verstehe… Nun gut. Heute sagst du noch nein, aber ich werde alles daransetzen, dein Herz zu erobern. Du wirst schon sehen. Wer auch immer dein Interesse geweckt hat wird nicht gegen mich ankommen!“, meinte JJ entschlossen und Yuri rollte mit den Augen. Er wollte es einfach nicht verstehen.   „Wir sehen uns dann auf dem Fest!“, meinte JJ und drehte sich um, um zu gehen. Yuri protestierte lautstark, dass er seinen Abend nicht mit ihm verbringen würde, aber der Mann schien einfach nicht zu hören.   „Das ist doch nicht zu fassen!“, regte sich Yuri auf.   Er ging zu Isabella, um ihr die Situation zu erklären und bat sie, JJ auf dem Fest abzulenken, damit er seine Ruhe hatte und sie ihren Angebeteten von sich überzeugen konnte. Er erklärte ihr, dass er Otabek noch einmal fragen wird wegen dem Fest und wenn die Fee eine Begleitung hatte, würde JJ sich hoffentlich zurückhalten, aus Respekt seinem Freund gegenüber. Hoffentlich würde Otabek nicht für JJ das Feld räumen, dann würde Yuri sicherlich schreien.   Nach seinem Gespräch mit Isabella, machte sich Yuri dann auf die Suche nach Otabek. Er fand ihn recht schnell, da er wie die anderen dabei war mit aufzubauen und Yuri fragte ob er kurz mit ihm reden konnte. Er hakte nach, ob Otabek Erfolg gehabt hatte, oder ob er alleine zum Fest gehen würde, und Otabek bestätigte dann nach einer Weile, dass er Yuri begleiten würde.   „Versprich es mir! Egal was ist, du wirst mich begleiten, ja?“, bestand Yuri. Er hoffte, dass Otabeks Versprechen zumindest etwas wert sein würde, nicht so wie die vielen gebrochenen Versprechen seines Bruders, Viktor.   „Versprochen“, bestätigte der Ritter.   „Wenn du es brichst, verzaubere ich dich! Und das ist mein Ernst!“   „Daran zweifele ich nicht. Ich hole dich dann zur Abenddämmerung ab.“   „Gut. Bis heute Abend!“, freute sich Yuri und strahlte Otabek an.   Winkend verabschiedete er sich und ging zurück zu seiner Hütte. Er musste in seinem Gepäck unbedingt nachschauen, was er für den Abend anziehen konnte. Bis ihm wieder einfiel, dass er eigentlich nichts hatte, was er für so einen Anlass anziehen könnte. Panisch ging er zurück und durchwühlte seine Kleidung, in der Hoffnung etwas eingepackt zu haben, was er anziehen konnte. Er hatte eigentlich nur bequeme Kleidung dabei, da er nur seinen Großvater besuchen wollte, aber nichts, was man zu einem Fest anziehen konnte. Ihm war egal, dass er seine Geschwister weckte, die ihn dann müde anmeckerten bis sie sahen wie aufgeregt und panisch er war.   Als sie endlich erfuhren, was mit dem jüngsten Mitglied ihrer Familie los war, lächelten sie sich nur wissend an. Sie ärgerten ihn etwas bis sie sich dann dazu bereit erklärten, ihm zu helfen. Mila und Georgi sahen sich Yuris Kleidung durch bis auch sie zum Entschluss kamen, dass er nichts davon anziehen konnte. Jedenfalls nicht im derzeitigen Zustand. Sie selbst hatten kaum etwas dabei und so entschlossen sie sich, aus Alt Neu zu machen und verbrachten den Tag über damit sich etwas Neues zu schneidern.       Der Abend kam dann auch und die Geschwister machten sich zusammen fertig. Georgi verließ als Erster die Hütte, da er ein Mädchen abholen wollte, um mit ihr zum Fest zu gehen und Yuri konnte sich denken, dass es sich um das Mädchen handelte, mit dem Georgi sich öfters unterhalten hatte. Mila war dabei Yuris Haare zu richten als es an der Tür klopfte. Mit einem lauten ‚Herein!‘, veranlasste Mila ihren Gast einzutreten und Yuri war heilfroh, dass es nicht Otabek war. Er war zwar bereits umgezogen, aber seine Haare glichen zurzeit noch der einer Vogelscheuche. Ihr Gast war nur Sara, die Mila abholen wollte um mit ihr, Michele und Emil zum Fest zu gehen.   „Oha. Hat hier jemand eine Verabredung?“, fragte Sara schelmisch, als sie sah, wie sich Yuri herausputzte.   „Das geht dich gar nichts an!“, zeterte Yuri, doch es verlor seinen gewünschten Effekt, da er rot anlief und in seinen nicht vorhandenen Bart grummelte.   „Otabek holt ihn gleich ab und Yuri ist sooooo nervös. Als gute Schwester muss ich ihm helfen, sich für ihn hübsch zu machen“, lachte Mila und kümmerte sich weiterhin und Yuris Frisur.   Sie machte ihm kleine, präzise Zöpfe auf einer Seite und band sie dann streng nach hinten. Die andere Seite blieb offen und die Haare legte er sich um die Schulter nach vorne. Sie waren leicht gewellt und wirkten wie flüssiges Gold. Selten war Yuri so glücklich über ein Ergebnis seiner Frisur und Mila wusste das. Sie grinste stolz und bewunderte ihr Machwerk. Sara war ebenfalls beeindruckt und bat Mila, auch ihre eine hübsche Frisur zu machen. Sara trug ihre Haare wie immer offen, aber Mila steckte ihr die Haare hoch und schon sah die Frau ganz anders aus.   „Du hast wirklich ein Talent dafür Mila!“, bewunderte Sara ihre Haare dann. Mila hatte noch nicht einmal wirklich lange gebraucht.   „Danke! Ich habe aber auch viel Übung darin mittlerweile“, erklärte sie und deutete auf das goldene Kunstwerk auf Yuris Kopf.   Lange blieben die Frauen nicht mehr ehe sie sich dann auch aufmachten und zum Fest gingen. Yuri blieb alleine zurück und er wurde von Minute zu Minute nervöser. Er fragte sich, ob er nicht übertrieben hatte, als er mit seiner Hand über den grünen Stoff glitt, der sein neues Gewand ausmachte. Das Gewand erinnerte ihn an das, von der Zeremonie der Flügel, nur dass es nicht rückenfrei war und ein kleines Stückchen kürzer. Hoffentlich verschreckte er Otabek nicht mit seiner Aufmachung. Die Mode von Menschen und Feen war sehr unterschiedlich, das hatte er in der Zwischenzeit gelernt. Er war so sehr in seine Gedanken vertieft, dass er vor Schreck zusammenzuckte als es erneut an der Tür klopfte. Diesmal war es Otabek, denn Yuri konnte sich nicht denken, dass es JJ wäre. Der wollte ihn ja erst auf dem Fest sehen und hat nichts von abholen gesagt. Yuri schluckte einmal als er zu Tür ging und atmete einmal tief ein und aus, um sich zu beruhigen ehe er die Tür öffnete.   „Guten Abend, Otabek“, sagte Yuri und starrte auf den Rücken des Kriegers. Otabek hatte sich wohl um zu warten umgedreht doch nun wandte er sich Yuri zu.   „Guten Abend“, antwortete er und seine braunen Augen weiteten sich als er Yuri anblickte. Er musterte die Fee ganz genau und Yuri entging dies ganz und gar nicht. Jeden anderen hätte Yuri beschimpft, aber bei Otabek blieb er ruhig und errötete sogar etwas.   „Du siehst sehr schön aus“, meinte Otabek nach einer Weile, als er seine Musterung beendet hatte.   „Danke. Du siehst auch gut aus“, murmelte Yuri verlegen und senkte den Blick.   Otabek hatte sich die Haare nach hinten gekämmt und die dann mit einem Wachs in Form blieben. Er trug eine schwarze Hose und dazu polierte Stiefel. Ein weißes Hemd mit weiten Ärmeln und eine bunte Weste rundeten das Bild ab. Sogar sein Schwert trug Otabek bei sich. Er hielt Yuri seinen Arm hin und die Fee hakte sich bei ihm ein. Schmetterlinge wüteten in seinem Bauch und Yuri wusste, dass er sich vielleicht ein bisschen verliebt hatte.   Zusammen gingen sie zum Fest, aber da das Dorf nicht besonders reich war und nicht so groß, gab es nicht viele Buden, aber für Yuri reichte es. Auf dem Marktplatz, dort wo vorher die Käfige gewesen waren, in denen die Feen gefangen gehalten wurden, war nun eine Tanzfläche und Musiker machten Musik. Paare wirbelten auf der Fläche zur Musik herum und Yuri bewunderte die Heiterkeit der Menschen. Fackeln sorgten dafür, dass es nicht zu dunkel wurde, wenn die Nacht einbrach und Yuri überlegte, ob er das ein oder andere Feenlicht mit hineinmischen sollte, wenn es so weit sein würde. Später würde er versuchen Otabek auf die Tanzfläche zu locken, aber zuerst suchten die beiden sich etwas zu essen und einen gemütlichen Platz um es zu verspeisen.   Yuri hatte zu allem Unglück JJ entdeckt, der auch ihn gesehen hatte und auf ihn zusteuerte. Panisch hatte er sich überlegt, wie er ihm ausweichen konnte, doch Isabella griff ein und zerrte JJ auf die Tanzfläche. Vor so vielen Leuten konnte er eine so harmlose Bitte, wie einen Tanz nicht ablehnen und Yuri war für eine Weile vor Otabek sicher. Sie unterhielten sich über alles was ihnen einfiel und Yuri konnte nicht anders als zu lachen. Er wusste nicht wie lange es her war, dass er so ausgelassen lachen konnte. Nachdem sie aufgegessen hatten, wanderten sie weiter durch das Dorf und den aufgestellten Attraktionen. Kleine Spiele erheiterten Jung und Alt und Yuri hatte Otabek dazu bekommen, mit seinem Mund einen Apfel aus einem mit wassergefüllten Fass zu fischen. Ein kleiner Stand verkaufte allen möglichen, selbstgemachten Krimskrams und Otabek kaufte ihnen beide gewebte Armbänder. Sie waren zwar nicht aus den teuersten Fäden gemacht, doch für Yuri war es eines der schönsten Geschenke und sein Herz schlug wie wild in seiner Brust.   Irgendwann kamen sie wieder zum Marktplatz, wo immer noch heiter getanzt wurde und Yuri konnte seine Geschwister entdecken und auch JJ, der sich nun endlich auf Isabella zu konzentrieren schien. Es war mittlerweile dunkel und Feenlichter hatten sich bereits zwischen die Fackeln gemischt. Seine Geschwister hatten wohl die gleiche Idee gehabt. So brauchte er seine Magie nicht anzuwenden. Ohne groß zu fragen, zerrte Yuri Otabek zur Tanzfläche. Als dieser sah was die Fee vorhatte, sträubte er sich, doch ein Hundeblick aus den grünen Augen des Feenprinzen genügten um den Ritter zu erweichen und um das Tanzbein zu schwingen.   Yuri kannte die Tänze nicht, aber er ließ sich von der Musik und Otabek leiten. Otabek schien zwar auch keine Ahnung zu haben und wirkte anfangs noch steif aber mit der Zeit wurde er lockerer und schien sich genau wie die anderen zu amüsieren. Yuri lachte ausgelassen und ignorierte die überraschten Blicke von Mila und Georgi. Er wollte sich einfach nur noch amüsieren und alles was in der Vergangenheit für Kummer gesorgt hatte wollte er für eine Weile vergessen. Ab und an trat Otabek etwas ungeschickt auf Yuris Füße aber er lachte es nur weg und irgendwann stellte er sich auf die Füße von Otabek, so wie er es früher bei seinem Bruder gemacht hatte, als sie Feste gefeiert hatten.   Nach einer Weile machten sie dann eine Pause und holten sich etwas zu trinken. Gerade als Otabek zahlte, unterbrach der Bürgermeister die Musik um zu den Leuten zu sprechen. Yuri hatte irgendwann erfahren, dass JJ nicht wirklich das Oberhaupt des Dorfes war und dass es einen Bürgermeister gab, aber als Prinz war JJ es gewohnt Anweisungen zu geben und die Dorfbewohner ließen dies zu. Alle Blicke gingen zu dem alten Mann, der darauf wartete, dass ihn alle ansahen.   „Meine lieben Bürger. Gleich ist es soweit. Die Sterne sind deutlich zu sehen und die ein oder andere Sternschnuppe ist auch schon vorbeigehuscht. Der Sternschauer wird wohl gleich beginnen und ich wollte euch raten, euch einen guten Platz zu suchen, um euch das Spektakel anzusehen. Mögen eure Wünsche in Erfüllung gehen und ihr Erfüllung in eurer Liebe finden!“   Mit diesen Worten mischte sich der Bürgermeister wieder unter die Menschen, die sich gerade in Gruppen aufteilten, um sich einen geeigneten Platz zu suchen. Yuri kannte sich nicht gut genug aus, um einen Platz vorzuschlagen, aber Otabek war ihm da einen Schritt voraus als er ihn an der Hand nahm und mitzerrte.   „Ich kenne da einen guten Platz. Komm mit“, meinte er nur und Yuri folgte ihm aufgeregt.   Durch das Gewusel der Menschen um sie herum, konnte er JJ entwischen, der abermals versucht hatte nauf ihn zuzukommen und nun stockte, als er sah, dass Yuri mit Otabek unterwegs war. Yuri erkannte wo Otabek ihn hinbrachte, als er den Wald ansteuerte. Damit sie etwas sehen konnte zauberte Yuri Lichter herbei, die vor ihnen herschwebten und den Weg erleuchteten. Doch Otabek führte ihn nicht zu der Lichtung wie Yuri angenommen hatte, sondern ganz woanders hin. Als sie aus dem Gebüsch kamen, kamen sie an einem kleinen See an, den Yuri bis jetzt noch nicht bemerkt hatte.   Die unzähligen Sterne spiegelten sich im See und Yuris Augen funkelten bei dem Anblick. Otabek führte ihn ans Ufer, wo sie sich dann hinlegten und einen freien Blick auf den Himmel hatte. Andere Paare hatten sich ebenfalls ums Ufer versammelt, aber es waren nicht so viele, als dass Yuri sich gestört gefühlt hätte. Er ließ die Feenlichter erlöschen damit sie nicht störten und blickte in den Himmel. Er hatte sich vorher nie wirklich für das Geschehen nachts über ihren Köpfen interessiert, aber seit er hier war, lernte er sich und die Umwelt neu kennen. Die ein oder andere Sternschnuppe war bereits zu sehen und die junge Fee deutete aufgeregt auf jede Einzelne.   Als der Sternschauer dann anfing konnte sich Yuri kaum halten. Verwundert starrte er in den hell erleuchteten Himmel und vergaß die Welt um sich herum. Als eine Hand die seine ergriff, wanderte sein Blick zu Otabek, der anstatt nach oben zu schauen, ihn anstarrte.   „Guck lieber in den Himmel! Das ist atemberaubend!“, rügte Yuri den Ritter, ließ aber seine Hand nicht dabei los.   „Du bist atemberaubender“, murmelte Otabek, aber Yuri hatte es deutlich gehört.   Hitze stieg ihm in die Wangen und er wandte den Blick ab, da er vor Verlegenheit den anderen Mann nicht mehr ansehen konnte. Eine Hand an seinem Kinn zwang ihn dazu den Blick wieder auf Otabek zu richten. Sie lagen immer noch auf der Wiese und ihre Bewegungen waren eingeschränkt, doch es störte Yuri nicht. Er sah Otabek fragend an als er zuerst nichts weiter sagte oder tat.   „Ich mag dich. Ich mag dich wirklich sehr. Ich weiß, dass wir uns kaum kennen, aber seit ich dich das erste Mal gesehen habe, hast du mich ohne Magie zu verwenden verzaubert. Du siehst so zierlich und zerbrechlich aus, aber du hast die Augen eines Kämpfers und eine temperamentvolle und satrke Seele.“   Yuri wusste nicht was er dazu sagen sollte. Oder eher er wusste genau was er sagen sollte, doch die Worte wollten nicht aus seinem Mund kommen. Doch dann riss er sich am Riemen und lächelte Otabek zuckersüß an.   „Ich mag dich auch sehr gerne, Beka“, murmelte er dann verlegen und Otabek wurde wegen des neuen Spitznamens ebenfalls etwas rot.   „Darf ich dich küssen… Yura?“, fragte Otabek und Yuri nickte nur schüchtern.   Otabek robbte näher an ihn und legte seine Hand an Yuris Wange, um so Yuris Gesicht näher an seines zu ziehen. Yuri schloss erwartend die Augen. Es würde sein erster Kuss werden und sein Herz schlug wie wild in seiner Brust. Doch an dem Abend würde Yuri noch lange auf einen Kuss warten.   Kapitel 7: Der Angriff ---------------------- Kapitel 7: Der Angriff   Kurz bevor sich ihre Lippen trafen, erschütterte eine Explosion das Seeufer und die Gegend drum herum. Etwas fiel ins Wasser und eine riesige Wasserfontäne stieg empor und die Menschen, die es sich am See gemütlich gemacht hatten schreckten vor Angst hoch und liefen schreiend davon. Auch Yuri und Otabek erschraken, doch im Gegensatz zu den anderen Dorfbewohnern liefen sie nicht davon. Sie blickten zum See und ehe sie sich versahen erschien ein Monster aus dem Wasser und brüllte sie an.   Yuri konnte Magie in der Luft spüren und schlussfolgerte, dass das Vieh im Wasser beschworen worden war. Wie konnte er nicht vorher spüren, dass etwas nicht stimmte? War er so sehr abgelenkt gewesen mit Otabek und seinen eigenen Gefühlen? Aber die Magie, die er spürte war anders als die, die er gewohnt war. Bis es ihm wie Schuppen von den Augen fiel.   „Dunkle Magie! Die Dunklen Magier greifen uns an!“, schrie Yuri über den Lärm hinweg.   „Was?“, fragte Otabek fassungslos und griff nach seinem Schwert.   „Wir müssen ins Dorf zurück und die Menschen dort beschützen!“ Yuri griff nach Otabeks Ellenbogen um ihn wegzuzerren, da die Menschen im Dorf wichtiger waren als das Seeungeheuer.   Da diese Art von Seeungeheuer nur im Wasser lebten würde es nicht wo viel Schaden anrichten, wenn niemand in die Nähe des Sees kam. So dachte Yuri jedenfalls. Als er mit dem Ritter gehen wollte, griff das Ungeheuer an und Otabek konnte die beiden knapp aus der Schusslinie bringen. Das Seeungeheuer hatte eine Art Säure gespuckt und entsetzt sah Yuri mit an wie der Baum, der getroffen dampfen und zischend zerfloss. Hätte es ihn und Otabek getroffen, dann wären sie jetzt tot.   „Wir sollten uns wohl erst um das Vieh da kümmern“, meinte Otabek und starrte das Ungeheuer an, das gerade dabei war, an Land zu kriechen.   „Da könntest du Recht haben.“   Yuri machte sich bereit zu kämpfen. Ihm zitterten zwar die Knie und er hatte Angst, aber wenn er jetzt fliehen würde, würde er Otabek, die Dorfbewohner, JJ und seine Geschwister im Stich lassen. Er würde sich nie verzeihen, wenn seinen Lieben etwas passieren würde, nur weil er zu feige war, sich diesem Biest zu stellen. Er beherrschte seine Magie. Er konnte zwar nicht kämpfen, aber er beherrschte einige Magiesprüche, die man für den Kampf verwenden konnte.  Aber diese Situation war so ganz anders, als die, die er im Unterricht hatte, wo er sich Fehler erlauben konnte ohne sein Leben zu riskieren. Aber er musste sich zusammenreißen.   Otabek hatte sich mittlerweile hinter das Monster geschlichen und griff den Schwanz an, um es davon abzuhalten Richtung Dorf zu kriechen. Yuri sah, dass sie die Trainingsstunden des Ritters ausgezahlt hatten, als er geschickt dem Vieh auswich. Yuri atmete einmal tief ein und aus und besann sich auf seine eigenen Fähigkeiten. Er überlegte, was er noch einmal über riesige Seeschlangen und -ungeheuer gelernt hatte. Man konnte ihre schuppige Haut kaum mit einem Schwert durchstoßen, ähnlich wie bei Drachen, aber sie waren Schwach gegen die richtige Magie. Jedoch fiel ihm nicht sofort ein welche Sorte. Aber da er gerade nicht wusste welche es war, griff er erst einmal mit Luftmagie an, damit das Vieh nicht weiter ins Dorf vordrang.   Yuri hasste seine Unerfahrenheit. Die Luftmagie richtete nicht viel aus, aber es erfüllte seinen Zweck. Das Monster wurde zurückgedrängt und zurück ins Wasser gestoßen. Daraufhin wurde es sehr wütend und spuckte wild um sich. Otabek und Yuri konnten nur knapp ausweichen und Yuri versuchte einen Schutzschild aus Wasser aufzurichten, damit die beide geschützt waren.   „Verdammt. Wir müssen es irgendwie vernichten!“, schrie Otabek und wehrte den wild um sich schlagenden Schwanz des Monsters mit dem Schwert weg.   „Ich weiß. Ich weiß aber nicht wie!“, schrie Yuri zurück und attackierte mit schneidenden Windklingen, doch es brachte nichts gegen die schuppige Haut.   Ihm lag die Antwort auf der Zunge. Er wusste welche Magie er anwenden musste, doch es wollte ihm nicht einfallen. Das Vieh entschied sich unterzutauchen, als eine Luftklinge drohte die gelben Augen zu treffen. Durch die blauen Schuppen wurde es unter Wasser unsichtbar und Yuri konnte ihm mit seinen Augen nicht mehr folgen. Und da fiel es ihm ein.   „Blitze… Seeungheuer sind schwach gegen Blitze!“, schrie Yuri und rannte auf Otabek zu.   „Wirklich? Beherrscht du solch eine Magie?“, fragte er nach ohne seine Augen vom See zu nehmen, bereit auszuweichen und anzugreifen.   „Ja, aber nicht sehr gut. Da es aber im Wasser ist, wird die Elektrizität vom Blitz sehr gut geleitet. Ich werde zwar alle Fische mit dem Ungeheuer zusammen umbringen aber, dann lieber einen leeren See als ein Säure spuckendes Monster darin.“   „Na dann mal los. Wir müssen unbedingt ins Dorf zurück.“   „Okay. Gib mir einen Augenblick.“   „Beeil dich, ja?“   Yuri antwortete nicht mehr darauf, als er sich auf den Magiespruch für Blitze konzentrierte. Er konnte von Glück reden, dass der dunkle Magier nicht anwesend war, der das Biest heraufbeschworen hatte. Ansonsten hätte er sicherlich nicht die Zeit gehabt, den Spruch zu formen oder überhaupt darauf zu kommen, dass Blitze die Lösung waren. Er richtete seine Hände Richtung See und hoffte, dass Otabek klug genug war, nicht zu nahe am Ufer zu stehen. Erleichtert stellte er fest, dass er neben ihm stand und das Schwert beschützend erhoben hatte. Als er den Spruch beendet hatte, schossen Blitze aus seinen Handflächen Richtung Wasser und stellten den gesamten See unter Strom. Das Monster tauchte heulend auf und zuckte unter den Stromstößen. Yuri wiederholte den Spruch noch einige Male, bis das Ungeheuer zuckend zusammenbrach und sich nicht mehr bewegte. Es krachte mit dem Kopf auf den Boden und der Körper blieb weiterhin im Wasser, doch es rührte sich nicht mehr.   Yuri sackte keuchend zusammen, da er mehr Magie verbraucht hatte als er gedacht hätte und Otabek ging mit erhobenen Schwert auf das Monster zu. Er war dabei sehr vorsichtig, sollte es sich doch noch bewegen, aber es schien tot zu sein. Von innen heraus gegrillt. Otabek stocherte mit dem Schwert an dem Leichnam herum, so wie man es als Kind tat, wenn man eine tote Maus gefunden hatte. Yuri musste kurz lächeln aber die Schreie aus dem Dorf rissen ihn ins Hier und Jetzt zurück.   „Lass uns gehen!“   Yuri atmete noch einmal ein uns aus ehe er mit Otabek Richtung Dorf rannte. Durch Feuer wurde die Dunkelheit erhellt und zeigte den beiden auch ohne Feenlichter den Weg. Immer wieder blitzte die Nacht auf und neben den Schreien waren auch das Brüllen von weiteren Monstern zu hören. Die beiden beeilten sich so schnell es ging zurück ins Dorf zu kommen. Mit dem Seeunhgeheuer hatten sie breites viel Zeit verschwendet und Yuri wollte sich nicht ausmalen wie das Dorf nun aussah. JJ hatte einige mächtige Feinde und Yuri hatte Angst, dass sie das ganze Ausmaß irgendwie unterschätzt hatten.   Yuri hatte sich bereits ein Bild des Horrors vorgestellt, doch es in Realität zu sehen ließ ihm den Atem stocken. Monster verwüsteten alles was ihnen in die Quere kam und töteten jeden, der nicht schnell genug fliehen konnte. Feuer brennten überall und die Menschen, die nicht panisch flohen versuchten sich mit Waffen den Monstern zu stellen um ihre Familien zu schützen. Wolfartige Wesen wollten Otabek und Yuri angreifen, doch mit geschickten Schwerthieben konnte Otabek sie Bestien köpfen und Yuri somit beschützen, der immer noch bestürzt auf die Zerstörung vor seinen Augen starrte. Er konnte sogar tote Kinder auf dem Boden liegen sehen und bei dem Anblick der vielen Toten drehte es ihm den Magen um. Er konnte nicht anders als sich zu übergeben und Otabek passte auf ihn auf bis er sich wieder gefasst hatte. Die größeren Monster waren von den tapferen Männern abgelenkt, so dass Otabek nur die kleineren Dämonen und Monster abwehren musste.   „Tut mir leid…“, murmelte Yuri als er fertig war und beschämt zu Boden.   „Schon gut. Es ist kein einfacher Anblick.“   „Das hier habt ihr erlebt, als sie JJs Palast angegriffen haben?“, fragte Yuri und wehrte mit Magie weitere Dämonen ab.   „Ja, aber es macht es nicht leichter.“ Ein Hieb und ein weiteres Biest verlor seinen Kopf, da es gewagt hatte, den Falschen anzugreifen.   „Jedenfalls verkraftest du es besser als ich“, meinte Yuri immer noch etwas beschämt. Er wirkte seine Magie und rettete damit eine Mutter mit ihrem Baby das Leben, so dass sie in den Wald fliehen konnte.   „Du bist behütet aufgewachsen und musstest nie so etwas wie das hier erleben. Ich bin sehr froh deswegen. Niemand sollte sowas erleben müssen, aber die Welt ist grausam. Das ist nur ein Teil davon.“   „Ich weiß. Wir Feen haben uns eigentlich auch immer rausgehalten aus den vielen Kriegen, aber ich denke es wird Zeit, dass wir uns einmischen und helfen, sie zu beenden. Deswegen haben meine Geschwister und ich uns entschlossen euch zu helfen.“   „Und wir sind euch sehr dankbar dafür. Aber wir sollten JJ und deine Geschwister suchen.“   „Okay.“   Die beiden kämpften sich einen Weg voran und halfen hilflosen Dorfbewohner zu fliehen oder unterstützten sie so gut es ging dabei die Verletzten zu versorgen, damit die auch fliehen konnten. Von seinen Geschwistern und JJ gab es jedoch keine Spur, aber die Magie von Mila und Georgi war deutlich zu spüren also waren sie zumindest am Leben und kämpften ebenfalls. Dies beruhigte Yuri etwas und er konzentrierte sich besser auf seine Kämpfe. Unterstützt durch Otabek und die anderen Männer fiel es ihm leichter gegen die größeren Bestien vorzugehen und bald waren die großen Monster in seiner nahen Umgebung tot oder wanden sich schwer verletzt auf dem Boden. Die kleineren Dämonen waren leicht zu besiegen, aber ihre Zahl ließ jeden ermüden. Auch Yuri war erschöpft aber er wollte unbedingt mit seinen Geschwistern aufschließen um das weitere Vorgehen zu diskutieren. Und das eigentliche Ziel hatten sie auch noch nicht gefunden. Yuri fragte sich ob JJ woanders kämpfte oder ob er sich, seine Mutter und seine Geschwister in Sicherheit gebracht hatte. Yuri hoffte auf Letzteres.   Es gab immer noch große Monster und Dämonen und zum Verschnaufen blieb Yuri keine Zeit. Er und Otabek machten sich daran auch noch die letzten Biester zu besiegen und schlossen so zu den anderen beiden Feen auf. Sie wirkten müde aber wie Yuri waren sie relativ unverletzt und nur etwas mitgenommen durch den starken Gebrauch ihrer Magie. Als das letzte große Monster erlegt war, verschwanden die kleineren von selbst und Ruhe kehrte in dem zerstörten Dorf ein. Die Überlebenden besahen sich den Schaden und eine tiefe Trauer blieb in ihren Herzen zurück. Die Feuer, die brannten wurden gelöscht und die Verletzten konnten ordentlich versorgt werden. Mila zog Yuri in ihre Arme und zerdrückte ihn fast vor Erleichterung.   „Oh Yuri. Dir geht es gut. Ich bin so froh!“, schluchzte sie und Yuri konnte nicht anders als seine eigenen Arme um seine Schwester zu legen.   Georgi stimmte mit in die Umarmung ein und Yuri war so froh, dass es ihnen beiden ebenfalls gut ging. Egal was vor Wochen war und egal wie sehr er emotional verletzt gewesen war, er liebte die beiden älteren Feen immer noch aus ganzem Herzen. In dieser Nacht wurde ihm das noch einmal bewusst.   „Ich bin auch froh, dass euch nichts passiert ist!“ Wenn Yuri schluchzte, kommentierte das zumindest niemand.   „Tut mir leid euch zu unterbrechen, aber wisst er wo Prinz JJ ist?“, mischte sich Otabek ein, der sich umgesehen hatte und seinen alten Freund nicht erblicken konnte.   „Er hat seine Mutter und seine Geschwister in Sicherheit gebracht. Er wird wieder zurückkommen, wenn er sieht, dass die Luft rein ist“, antwortete Mila.   „Gut. Ihm darf nichts passieren. Wer soll sonst später regieren, wenn wir sein Königreich von den dunklen Magiern befreien“, meinte Otabek und man konnte in seinem sonst ausdruckslosen Gesicht Erleichterung erkennen.   „Wir sollten erstmal beim Aufräumen helfen und am besten die Kadaver beseitigen“, schlug Georgi vor und sprach bereits einen Magiespruch um einen größeren Kadaver zum Schweben zu bringen.   Mila und Yuri machten es ihm gleich und so konnten sie recht schnell einen Haufen anfertigen den sie später verbrennen wollten, um sich der Kadaver zu entledigen. Diese Tat verlangte den letzten Rest an Kraft der Feen und Yuri entschied sich eine Nachricht an seinen Vater zu schicken und um seine Hilfe zu beten. Der Kampf hatte früher begonnen als geplant und sie würde die Unterstützung der Feenkrieger brauchen. Yuri fand einen kleinen, verängstigten Vogel, dem er die Nachricht für seinen Vater zuflüsterte und er brauchte den Vogel nicht lange zu bitten, um sie überbringen.   Da ihre Kraft am Ende war, entschieden die Dorfbewohner, dass die Feen und die, die gekämpft hatten sich ausruhen durften und am nächsten Morgen wieder mithelfen konnten. Die Feuer waren so weit unter Kontrolle und die noch Lebenden versorgt. Die Menschen waren dabei ihre Toten zusammenzutragen und legten sie nebeneinander auf den Boden, damit man die Hinterbliebenen sie besser identifizieren konnten. Die Geschwister und Otabek suchten sich ein einigermaßen von Blut freies Plätzchen und sie legten sich zu viert hin. Mila und Georgi hatten eigentlich den Drang ihren jüngsten Bruder in ihre Mitte zu nehmen aber als sie sahen wie er sich an Otabek kuschelte, konnten sie ihn nicht dabei stören. Sie hatten kaum Ruhe gefunden als blankes Entsetzen zu hören war. Müde rappelten sie die vier und die anderen Kämpfer wieder hoch und sahen nach was passiert war. Menschen fingen wieder an zu fliehen, doch Yuri wusste nicht warum, doch das würde sich bald ändern.   „Was ist los?“, fragte Mila, die Sara in der Menge erkannt hatte.   „Seht selbst“, meinte sie mit geweiteten und verängstigten Augen und deutete auf den dunklen Himmel.   Zuerst konnten sie nichts erkennen, aber als sie Feuer sahen wurde ihnen bewusst was sie da erblickten. Drachen.   Kapitel 8: Der Schmetterlingsprinz ---------------------------------- Kapitel 8: Der Schmetterlingsprinz   Yuri konnte die Feuer spuckenden Drachen im Himmel dank der Flammen gut erkennen. Blanke Angst machte sich in ihm breit. Er stolperte einige Schritte zurück bis er gegen etwas, oder besser jemanden stieß. Otabek stand hinter ihm und legte seine Hand um seine Hüften. Auch er sah voller Entsetzen in den Himmel. Die Dunkeln Magier wollten JJ wirklich auslöschen und alles und jeden, die nur den kleinsten Kontakt mit ihm gehabt hatten, mit ihm. Es gab nur noch eines das sie machen konnten.   „Lauft!“, schrie jemand und brachte Bewegung in die restlichen Anwesenden.   Die Menschen liefen mit den anderen Überlebenden davon und verschwanden in der Dunkelheit des Waldes. Otabek griff sich Yuri und veranlasste die beiden anderen Feen dazu ebenfalls ihre Beine in die Hand zu nehmen. Mila und Georgi hätten ganz leicht entkommen können, wenn se geflogen wären, aber sie wollten Yuri und Otabek nicht im Stich lassen, also entschieden sie sich zu laufen. Sara und ihr Bruder, der immer in ihrer Nähe war folgten ihnen in den Wald. Blind stolperten sie durch das Dickicht und versuchten so schnell wie möglich davon zu kommen. Hinter ihnen war das Gebrüll der Drachen zu hören auch wenn sie noch weit entfernt waren, aber dies veranlasste die Fliehenden trotz Erschöpfung noch schneller zu laufen. Doch man hatte wohl mit ihrer Flucht gerechnet, denn wie aus dem Nichts erschienen neue Bestien und blockierten ihnen den Weg.   „Oh nein“, murmelte Sara und versteckte sich hinter ihrem Bruder.   „Verdammt“, fluchte Mila und ihr Blick ging schnell zu Georgi. Er nickte und sie wandte ich an Yuri.   „Yuri! Lauf du mit Otabek und den anderen weiter! Georgi und ich wir lenken die Monster ab und stoßen dann später zu euch. Mit unseren Flügeln können wir euch schnell einholen“, befahl Mila und ihr Ton ließ keine Widerrede zu.   „Aber…“, versuchte es Yuri trotzdem, doch Otabek zerrte ihn bereits mit und die beiden flüchteten mit den Geschwistern weiter.   „Passt auf euch auf!“, schrie Yuri hinter sich und Mila lächelte ihn traurig an.   Ein unangenehmes Gefühl machte sich in seiner Magengegend bemerkbar und er hatte das Gefühl, dass es das letzte Mal sein wird, dass er seine Geschwister sehen wird. Eine Träne rollte seine Wange hinunter, aber nun war nicht die Zeit zu weinen. Er schaute wieder nach vorne und lief mit seinen Begleitern weiter. Später konnte er immer noch über dieses unbehagliche Gefühl nachdenken. Die Gruppe kam jedoch nicht weit als weitere Dämonen ihren Weg blockierten. In einer Kurzschlussreaktion ließ Yuri es hell aufleuchten, ihre Gegner zu blenden. Er schickte die Crispino Geschwister in eine Richtung während er mit Otabek in die andere ging. Er ließ Feenlichter zurück, damit die Monster zumindest ihnen beiden folgten und nicht den Geschwistern. Er lockte die Monster aber danach in eine völlig andere Richtung, so dass er mit Otabek alleine weiterlaufen konnte. Yuri stolperte erschöpft immer wieder über seine eigenen Füße, bis Otabek ihn an der Hand nahm und mit weiter zerrte. Yuri fragte sich selbst wie lange er noch laufen könnte, bis ein gleißender Schmerz durch seinen gesamten Körper fuhr und er unwillkürlich zusammenbrach.   „Yura!“ Otabek eilte sofort zu ihm und wollte ihm aufhelfen, doch Yuri stieß ihn von sich. „Yura?“   „Nicht jetzt, nicht jetzt, nicht jetzt“, murmelte Yuri als er sich auf dem Boden zusammenkrümmte.   „Was ist los? Wir müssen weiter!“, flehte Otabek besorgt, da er nicht wusste, was passiert war.   „Meine-Meine Flügel…“, murmelte Yuri und schloss schmerzerfüllt seine Augen.   „Deine Flügel?“, fragte Otabek verwirrt doch Yuri antwortete nicht mehr, sondern schrie vor Schmerz auf.   Gleißendes Licht ging von seinem Körper aus und Otabek musste seine Augen bedecken, da er zu sehr geblendet wurde. Erst als es wieder schwächer wurde traute Otabek sich, wieder hinzusehen und das was er sah ließ ihm den Atem stocken. Yuri hockte da auf Knien, immer noch in ein sanftes Licht gehüllt und hatte Flügel! Und wie schön sie waren! Sie waren groß und hatten die Form von Schmetterlingsflügeln. Sie waren ein helles Eisblau mit violetten Akzenten und glitzerten trotz, dass es Nacht war. Yuri hatte die Augen geschlossen und erst nach einer Weile öffnete er sie wieder. Er blickte zu Otabek und sah gleichzeitig glücklich und traurig aus.   „Yura… Sie sind wunderschön…“, murmelte Otabek fasziniert und schien für eine Weile zu vergessen wo sie waren und wieso sie mitten in der Nacht im Wald waren.   „Schmetterlingsprinz“, sagte der Ritter bewundern und das Bild brannte sich in seine Augen ein.   Als es hinter ihnen im Gehölz knackte, kamen beide wieder zu sich und Yuri versuchte aufzustehen, doch seine Müden Beine weigerten sich. Er verlor das Gleichgewicht und schlug mit den Flügeln, doch mehr als Glitzerstaub zu verlieren machten sie nicht. Sie waren erst gewachsen und Yuri konnte noch nicht damit fliegen. Dafür hätte er Zeit und Übung gebraucht. Etwas, das er sich zurzeit nicht leisten konnte. Durch seinen Schmerzensschrei und das Licht hatte er zwei Monster wieder auf seine Fährte gebracht und nun standen ihnen drei riesige Bestien gegenüber. Yuri krabbelte zu Otabek, der zu ihm lief und ihm dabei half aufzustehen. Eines der Monster aber ließ das nicht zu.   Ein raubtierähnliches Vieh sprang nach vorne und schlug Otabek von Yuri weg. Es stürzte sich auf die nun geflügelte Fee und Yuri schrie auf als er versuchte wegzulaufen. Er versuchte so gut es ging sich mit Magie zu verteidigen und er konnte sich ein paar wertvolle Sekunden erkaufen, die er brauchte um aufzustehen. Er sah zu dem Ritter und sah, dass er bereits mit einem der andern Monster kämpfte. Sein Schwert war zerbrochen und die Spitze lag auf dem Boden und er stach nur noch mit dem Rest zu. Immerhin stand er nicht ganz unbewaffnet da auch wenn ein Zahnstocher den gleichen Effekt gehabt hätte.   Yuri versuchte mit verschieden Sprüchen sich zu verteidigen, doch er war so kraftlos, dass seine Windmagie unter anderem eher einer leichten Brise glich und nicht den scharfen Messern, wie sie am See noch gewesen waren. Verzweifelt ersuchte er es immer wieder doch das eine Biest sprang ihn von hinten an und warf ihn zu Boden. Panisch versuchte er sich zu befreien und schlug wild mit den Flügeln doch es half alles nichts. Das Vieh holte mit seiner freien Klaue aus und zerriss die neuen Flügel und Yuri schrie vor Schmerzen auf und drohte das Bewusstsein zu verlieren.   „Yura!“, schrie Otabek, doch er konnte nicht zu ihm.   Otabek war zu sehr damit beschäftigt sich selbst zu verteidigen und egal wie oft er versuchte das Monster vor sich auszutricksen, es blieb ihm auf den Fersen und hinderte ihn daran zu Yuri vorzudringen. Sein zerbrochenes Schwert war völlig nutzlos und er hielt es nur noch in Händen um sich nicht ganz so hilflos zu fühlen auch wenn es nichts an seiner Situation änderte. Der Ritter versuchte mit dem Schwert in die Augen der Bestie zu stechen, doch immer, wenn er sich nach vorne wagte griff das Monster an.   Yuri lag am Boden und versuchte sich frei zu strampeln, trotz Schmerz, doch er konnte rein gar nichts machen. Seine Magie war komplett aufgebraucht und dort wo noch ein Paar schöner Flügel gewesen war, befanden sich nur noch blutige Stumpfe und die Fetzen der Flügel lagen um ihn herum. Schwarze Punkte tanzten vor seinen Augen und Bewusstlosigkeit drohte ihn zu übermannen, doch er versuchte angestrengt wach zu bleiben. Das Monster auf ihm holte mehrmals mit seiner Pranke aus und kratzte tiefe Wunden in den geschwächten Körper unter ihm. Jedes Mal schrie Yuri vor Schmerzen auf, doch das war nichts gegen den Schrei den er ausstieß, als er sah wie Otabek von dem anderen Monster gebissen und wie eine leblose Puppe herumgewirbelt wurde. Dieses Bild gab ihm den Rest und seine Augen rollten sich in seinen Hinterkopf und er verlor das Bewusstsein.       Viktor war in seinem Leben noch nie so schnell geflogen wie in diesem Moment. Er und sein Verlobter waren mit einigen Kriegern seit Tagen auf der Suche nach Yuri, Mila und Georgi, seit sein Vater die Nachricht erhalten hatte, dass sein einem Menschenprinzen helfen wollten, den Thron seines Reiches zu besteigen. Viktor hielt das für völlig hirnrissig und wollte sie aufhalten und den Blutpakt, den sie schließen wollten irgendwie auflösen. Während der Suche nach dem Menschendorf – seine drei Geschwister hatten nicht verraten wo sich das Dorf befand – sah er einen aufgeregten Vogel, der trotz Erschöpfung versuchte weiter zu fliegen. Viktor fing ihn ab und befragte ihn was denn los sei und der Vogel erzählte ihm, wie ein Dorf angegriffen wurde und wie eine blonde Fee ihn gebeten hatte dem König der Feen eine Nachricht zu übergeben. Viktor setzte den Vogel ab und schickte einen anderen mit der Nachricht weiter, während Yuuri den Vogel bat, ihm zu verraten in welcher Richtung sich das Dorf befand.   Viktor raste daraufhin sofort los, gefolgt von Yuuri und den Kriegern, die kaum mit ihm mithalten konnten. Sein Herz raste. Panik drohte ihn zu übermannen, doch er versuchte bei klarem Verstand zu bleiben. Er hoffte wirklich, dass seinen Geschwistern nichts passiert war. Er musste sich doch noch bei Yuri entschuldigen und die Beziehung zu ihm wiederherstellen. Er stockte kurz als er das Brüllen von Monstern hörte und ihm gefror das Blut in den Adern als er einen Schrei hörte. Die Stimme kannte er nur zu gut.   „Yuri!“ Viktor setzte das Herz einige Momente aus, doch er fasste sich wieder und raste so schnell er konnte in die Richtung aus der der Schrei kam.   Was er sah, als er ankam, erschütterte ihn bis ins Mark. Yuri lag schwerverletzt am Bode, ein Monster über ihm, das dabei war sein Maul aufzureißen und er rührte sich nicht. Ohne nachzudenken stürzte sich Viktor auf das Monster und verletzte es mit einem mächtigen Spruch. Er schleuderte es von Yuri weg und die Krieger, die ihn begleitet hatten stürzten sich auf die beiden Monster. Viktor jedoch hatte aber nur Augen für den zerschundenen Körper seines jüngsten Bruders. Schockiert sah er die Stümpfe von Flügeln und die dazugehörigen Fetzen um ihn herumliegen. Zitternd kniete er sich neben die junge Fee und kontrollierte ob er noch lebte. Einige unendliche Herzschläge lang hielt Viktor den Atem an, doch dann konnte er einen Puls spüren. Schwach aber er war da. Erleichtert atmete er aus und sagte einen heilenden Magiespruch, um die blutenden Stümpfe und andere, schlimmere Wunden zu schließen. Er bekam nicht mit wie die Monster von den Kriegern erledigt wurden und wie Yuuri sich neben einen anderen Körper hockte.   Viktor hatte nur Augen für seinen Bruder und er musste Tränen des Schmerzes unterdrücken. Yuri war aus dem Schloss geflohen, weil er seinen Mund nicht halten konnte. Er war schuld daran, dass er, Mila und Georgi in dieses Menschendorf kamen und sich dazu entschlossen hatten ihnen zu helfen. Es war seine Schuld, dass Yuri nun blutend und halbtot auf dem Boden lag, umgeben von den Überresten seiner Flügel. Flügel, die er noch nicht lange gehabt hatte und die Viktor nicht bewundern konnte. Die Farbe war noch deutlich zu erkennen und er konnte sich gut vorstellen, wie schön sie gewesen sein mussten.   „Es tut mir leid, Yuri. Es tut mir so leid. Bitte verzeih mir. Ich verdiene dich nicht als meinen Bruder. Bitte…“, schluchzte Viktor und hielt den reglosen Körper in seinen Armen.   Er weinte bittere Tränen und bat immer wieder um Verzeihung. Er zitterte so sehr, dass er nicht mitbekam, wie der zierliche Körper in seinen Armen regte und wie sich grüne Augen langsam öffneten. Erst als er schwach seinen Namen hörte ließ er etwas locker und blickte in die müden und erschöpften Augen seines Bruders.   „Viktor…?“   „Yuri! Ja ich bin es. Ich bin bei dir. Alles wird gut. Ich verspreche es dir. Alles wird wieder gut!“, schluchzte Viktor diesmal erleichtert auf.   „Was… ist passiert?“, hauchte Yuri müde und seine Augen wanderten, nach Antworten suchend umher. „Die Monster!“   „Keine Sorge. Wir haben uns um sie gekümmert. Sie sind tot. Sie werden dir nichts mehr tun. Ich nehme dich mit nach Hause und dort werde ich mich um dich kümmern. Alles wird wieder gut“, wiederholte Viktor und Yuri schloss müde die Augen. Im nächsten Augenblick riss er sie jedoch wieder auf.   „Beka! Wo ist Otabek?“, fragte er verzweifelt und versuchte sich trotz Verletzungen aufzurichten.   „Otabek? Wer ist das?“, fragte Viktor verwirrt.   „Viktor…“, mischte sich dann Yuuri ein und die Brüder blickten zu ihm.   Auf seinem Schoss hatte er den Kopf eines Mannes gebettet, der mehr tot als lebendig war und dem ein Arm fehlte. Yuuri schien sich so gut es ging um seine Wunden gekümmert zu haben, doch Viktor sah, dass sein Ende nahe war. Ein scharfes Einatmen lenkte seine Aufmerksamkeit wieder auf seinen Bruder, der nun mehr denn je versuchte aufzustehen.   „Beka!“   Bevor er sich noch mehr verletzte, half Viktor Yuri dabei zu dem schwer verletzten Menschen zu gelangen. Yuri hockte sich sofort zu dem Mann und nahm sein Gesicht in die Hände.   „Yu…ra…“, krächzte er und But lief ihm aus dem Mund. Yuri weinte stumme Tränen während er mit zitternden Händen das Gesicht des Mannes streichelten.   „Schh… Sag nichts… Spar deine Kräfte auf. Alles wird gut. Wir… Wir werden es schaffen“, murmelte Yuri und Viktor tat es in der Seele weh mit anzusehen, wie Yuri sich gerade selbst belog. Er legte ihm eine Hand auf die Schulter und drückte leicht zu. Yuri aber ignorierte es.   „Nicht… Yura…“, sprach der Mann schwach und er sah Yuri so liebevoll an, dass Viktor das Herz brach bei dem Anblick. „Es… ist zu spät für mich…“   „Nein! Nein, nein, nein, nein!“   „Sei nicht traurig Yura… Ich bin froh… dass es… dir… gut geht…“   „Sprich nicht weiter. Es wird alles wieder gut!“ Panik war deutlich in Yuris Stimme zu hören, aber der Mann – Otabek – lächelte nur traurig.   „Ich bin froh… dich getroffen… zu haben…“, sagte er erschöpft. Er machte eine Pause, während der er schwer atmete. Niemand unterbrach ihn, da sie ihm die Chance geben wollten, seine letzten Worte zu sagen.   „Ich bereue es… dich… nicht geküsst… zu haben…“   „Beka…“, schluchzte Yuri.   „Kriege ich…“ Doch Yuri ließ ihn nicht weiter aussprechen als er sanft seine Lippen auf die des Menschen legte. Yuuri und Viktor weinten bei dem Anblick, doch ihr Schmerz war nichts im Gegensatz zu dem Yuris.   „Danke…“, lächelte Otabek als er seine Augen schloss und seine Gesicht und sein ganzer Körper sich entspannten.   „Beka? Otabek? Beka!“ Yuri rüttelte an seiner Schulter, doch es half nichts. Der Mann rührte sich nicht mehr.   Viktor wollte Yuri in seine Arme ziehen um ihn zu trösten, doch Yuri beugte sich vor und legte sein Ohr auf das stumme Herz in der Brust Otabeks. Er weinte herzzerreißend und Viktor wusste nicht wie er damit umgehen sollte. Er streichelte ihm den Rücken, während Yuuri ihm über das Haar und den Kopf streichelte. Sie blieben so lange in dieser Position bis Yuri ruhiger wurde und vor Erschöpfung wieder das Bewusstsein verlor. Viktor hob ihn vorsichtig auf seine Arme und Yuuri nahm den toten Körper des Menschen. Viktor gab den Kriegern die Richtung des Dorfes durch, damit sie nach Mila und Georgi schauen konnten und sie lebend nach Hause zu bringen. Gemeinsam mit Yuuri machte sich Viktor auf den Rückweg, damit Yuri behandelt werden konnte. Viktor wollte nicht wissen, wie ihr Vater auf den Anblick des jüngsten Prinzen reagieren würde. Den Weg zurück ins Schloss schwiegen die beiden Feen.   Kapitel 9: Der uralte Baum -------------------------- Kapitel 9: Der uralte Baum   Yuri fühlte sich wohlig war und geborgen. Seine Gedanken waren sehr langsam und er spürte wie ihm jemand sanft durch die Haare streichelte und leise ein Lied summte. Seine Augen waren geschlossen und er wollte weiterschlafen. Er wollte nicht aufwachen aus Angst, dass er nicht warm und behütet war, und dass er nur davon träumte wie ihm jemand eine Strähne aus dem Gesicht strich. Er kannte die Stimme. Viktor hatte ihm oft vorgesungen als er klein war und es ihm nicht gut ging. Wieso sollte es ihm nicht gutgehen? Er fühlte sich ruhig und Schmerzen hatte er auch keine. Bis die Erinnerungen zurückkamen. Banditen. Käfig. Ein armes Dorf. JJ. Otabek. Blutpakt.   Otabek!   Yuri öffnete abrupt die Augen und setzte sich ruckartig auf. Schwindel überkam ihn und er legte sich wieder hin und Schloss stöhnend die Augen. Viktor hatte aufgehört ihm die Haare aus dem Gesicht zu streicheln und summen tat er auch nicht mehr. Yuri spürte wie er auf eine weitere Reaktion wartete doch das Einzige das Yuri tun konnte, war zu weinen. Er weinte stumme Tränen und Viktor streichelte ihm wieder über den Kopf um ihn zu beruhigen. Eine ganze Weile bleiben sie so bis Yuri die Tränen ausgingen und er nur noch in die Leere starrte.   „Yuri“, fing Viktor sanft an, doch die junge Fee hatte nicht die Kraft sich zu rühren. Aber Viktor wusste, dass er zuhörte und er sprach weiter.   „Es tut mir leid. Alles hätte vermieden werden können, wäre ich nicht so dumm gewesen und hätte besser darauf aufgepasst, was ich gesagt hätte. Ich war wütend, aber ich habe kein einziges Wort ernst gemeint. Ja, Vater wollte, dass ich mich um dich kümmerte, aber ich habe dich so sehr in mein Herz geschlossen. Du bist mein über alles geliebter Bruder und es tut mir leid wie ich dich die letzten Monate behandelt habe. Bitte… Verzeih mir“, endete er und nun war es an ihm zu weinen. Doch Yuri rührte sich nicht. Und Viktor wusste nicht was er sagen sollte.   „Wenn es dein Wunsch ist, trenne ich mich von Yuuri. Dann habe ich wieder Zeit für dich. Wir können wieder alles wie früher machen, ohne dass jemand zwischen uns steht“, sagte Viktor dann, doch seine Stimme brach bei den Worten und Yuri wusste, dass nicht nur die brach.   „Nein. Schon gut. Ich verzeihe dir. Trenn dich nicht von Yuuri“, murmelte der junge Prinz dann. Er wusste gerade nur zu gut, wie sehr es schmerzte jemanden zu verlieren, den man liebte. Otabek. Er kannte ihn nicht lange, aber der Ritter hatte sein Herz mitgenommen.   „Yuri…“ Viktor beugte sich vor und küsste den Blonden auf die Stirn. Er konnte sich nicht vorstellen wie sich der Junge gerade fühlte und er hoffte, dass er nie in die gleiche Situation kam.   „Wo ist Otabek?“, fragte Yuri und setzte sich dann langsam auf. Erst jetzt sah er wo er sich befand. Grün umschloss ihn. Er befand sich im Laubwerk des Uralten Baues, der riesig in der Mitte des Schlossgartens stand.   „Wir haben seinen Leib mitgenommen und ihn beim Uralten Baum gebart. Ich dachte, du würdest dich vielleicht noch einmal von ihm verabschieden wollen. Vater hat zugestimmt ihn bei deiner Mutter zu beerdigen, wenn du soweit bist.“   „Das ist schön.“ Yuri atmete einmal tief ein und aus und blinzelte die neu aufkommenden Tränen weg. Es tat weh. Es tat verdammt nochmal weh an Otabek zu denken und zu wissen, dass er nie wieder mit ihm reden konnte. Ihn nie wieder küssen konnte.   „Was ist mit Mila und Georgi?“, fragte er dann und hoffte, dass er gute Nachrichten bekam, die ihn von seiner Trauer ablenkten.   „Ihnen geht es gut. Wir kamen noch rechtzeitig um sie zu retten“, erklärte Viktor und Yuri fiel ein Stein vom Herzen.   „Sehr gut. Und JJ? Der Menschenprinz, dem wir helfen wollten?“, fragte er weiter.   „Ihm geht es auch gut. Vater hat eine Armee losgeschickt, die dunklen Magier zu beseitigen und wir warten noch auf Antwort. Zuletzt war er aber noch am Leben.“   Yuri nickte nur und starrte geradeheraus ohne etwas genau anzusehen.   „Wie lange war ich bewusstlos?“, wollte er dann wissen, da er keine Schmerzen mehr hatte. Auch sein Rücken, wo die Überreste seiner Flügel waren, taten nicht mehr weh.   „Fast zwei Wochen. Der Uralte Baum hat sich in der Zwischenzeit um dich gekümmert und dich geheilt. Deine Magie war bis aufs letzte aufgebraucht und musste sich wieder neu regenerieren. Und stell dir vor. Der Baum meint, dass deine Flügel wiederhergestellt werden können, wenn du noch länger in seiner Obhut bleibst“, erzählte Viktor mit einem Lächeln.   Yuri rang sich ebenfalls ein Lächeln ab, aber es wirkte mehr gequält als es sollte, aber Viktor sagte nichts dazu. Yuri hätte seine Flügel tausendmal geopfert, wenn Otabek dafür im Gegenzug noch leben würde und Viktor wusste das.   „Ich geh dir etwas zu Essen holen. Ruh du dich noch weiter aus“, sagte Viktor dann.   Yuri war ihm dankbar dafür. Hunger hatte er zwar keinen, aber er wollte einfach alleine sein mit sich und seinen Gedanken. Er legte sich wieder hin und die Blätter des Uralten Baumes fingen ihn auf und deckten ihn behutsam zu.   „Danke“, murmelte er dem Baum zu und er wusste, dass der Geist, der ihm Baum lebte ihn hören konnte. Der Uralte Baum war das magischste und stärkste Wesen in den Eiskalten Wäldern und die Feen vergötterten ihn.   „Schon gut, mein Sohn. Ruh dich aus. Ich kümmere mich um dich und deinen Freund“, sagte der Baum und Yuri kuschelte sich an ihn.   „Ich danke dir, dass du dich um den Körper Otabeks kümmerst. Er bedeutet mir sehr viel“, gestand Yuri und der Baum streichelte seine Wange tröstend entlang.   „Ich weiß, mein Sohn. Ich konnte es in seinem Herzen sehen. Er war ein guter Mensch.“   „Das war er“, lächelte Yuri und er musste daran denken wie sanft Otabek ihn behandelt hatte, als er noch sein Gefangener gewesen war.   „Yuri Plisetsky. Ich habe ein Geschenk für dich. Willst du es annehmen?“, fragte der Baum dann und Yuri hob neugierig seinen Kopf.   „Ein Geschenk? Was denn?“, wollte er wissen und es dauerte nicht lange, bis der Baum ihm eine leuchtende Kugel in der Größe eines Babykopfes gab. „Was ist das?“   „Ein Teil meiner Magie. Es schmerzt mich zu sehen, wie sehr du leidest. Ich habe mich dazu entschlossen, dir und deinem Freund zu helfen. Aber dafür musst du auch etwas opfern.“   „Otabek helfen? Aber…“, Yuri riss die Augen auf als er verstand, was der Baum ihm sagen wollte. „Was muss ich tun?“   „Erstens, wirst du deine Schmetterlingsflügel für immer aufgeben. Ich werde dir nur ein Geschenk machen. Und Zweitens, wenn du deinem Freund meine Magie gibst, wirst du einen Teil deiner eigenen Lebensenergie opfern müssen, was dein eigenes Leben verkürzen wirst. Du kennst den Menschen nicht lange. Entscheide selbst was du mit meiner Magie tun wirst. Deine Flügel wiederherstellen und ein normales Leben als Fee haben, oder dem Menschen helfen. Du hast die Wahl.“   Und Yuri braucht nicht lange zu überlegen. Er stand so schnell auf wie er nur konnte ohne hinzufallen und suchte sich mit der Kugel in der Hand einen Weg nach unten, auf der Suche nach Otabeks Körper.   „Danke, danke, danke“, wiederholte Yuri und er konnte spüren, wie der Baum sich über seinen ehrlichen Dank freute.   Der Baum gab nicht jedem eine zweite Chancen und schon gar nicht Menschen. Er liebte seine Feen, aber er konnte sehr launisch sein und traf Entscheidungen wie er wollte. Jedenfalls dachte Yuri, das aber Viktor behauptete immer, dass der Baum einen Plan hatte, den sie nicht verstehen konnten. Und die Entscheidungen des Baumes wurden auch immer respektiert und befolgt. Und das Geschenk das Yuri erhalten hatte, war etwas ganz Besonderes. Noch nie hatte der Baum seine Magie in der reinsten Form gegeben, um jemanden aus dem Totenreich zu holen, geschweige denn einen Menschen.   Yuri brauchte nicht lange um Otabek zu finden. Man hatte ihn am Fuße des Baumes auf gebart und niedrige Äste des Baumes berührten den leblosen Körper und sorgten dafür, dass er nicht zerfiel. Ob der Baum von Anfang an geplant hatte ihn wiederzubeleben? Yuri stockte kurz als er Otabek reglos daliegen sah. Er wirkte als würde er nur schlafen, aber der fehlende Arm und das Fehlen einer Atmung verrieten, dass dem nicht so war. Entschlossen ging Yuri auf den toten Ritter zu und gab ihm ohne zu zögern die Magiekugel. Er spürte wie ein Teil seiner Lebensenergie durch seine Finger hindurch mit der Kugel im Körper Otabeks versank. Yuri hielt den Atem an, als er dabei zusah wie die Kugel verschwand und Otabeks blasse Haut wieder Farbe bekam. Atmen setzte langsam wieder ein und Yuri glaubte einen Herzschlag zu hören. Es dauerte nicht lange bis sich braune Augen öffneten und verwirrt umherblickten ehe sie bei Yuri stehen blieben.   „Yura?“   „Beka!“, schrie Yuri und fiel dem Ritter um den Hals.   „Was ist passiert? Ich dachte ich…“, fragte Otabek verwirrt und umschlang Yuri mit seinem noch übrig gebliebenen Arm.   „Eine lange Geschichte…“, murmelte Yuri und Otabek nahm es hin. Er würde noch früh genug erfahren, wieso er noch lebte, nun war Yuri wichtiger. Sie beide lebten noch und Otabek hatte eine zweite Chance bekommen. Er konnte nun endlich sein Leben mit Yuri verbringen.   „Ich wünsche euch alles Gute, meine Kinder.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)