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Schmetterlingsprinz

von

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Die Reise

Kapitel 2: Die Reise

 

Die Wut trieb Yuri an, als er durch die Gänge stapfte und Viktors Zimmer ansteuerte. Vor der Tür blieb er stehen und hämmerte wie wild, damit der Bewohner des Zimmers ihn auch ja hörte. Seit er verlobt war, hatte sich Viktor angewöhnt seine Tür zuzusperren, besonders als das ein oder andere Dienstmädchen ihn und seinen Verlobten inflagranti erwischt hatte. Yuri war zum einen froh deswegen, weil er nicht sehen wollte, was hinter der Tür passierte und zum anderen nervte es ihn, da er nicht einfach hineinstürmen konnte. Und in diesem Moment nervte es ihn mehr denn je.

 

„VIKTOR!“, schrie er und hämmerte so lange bis sich die Tür endlich öffnete und ein verschlafener Viktor ihn angrinste.

 

Yuri wäre ihm in diesem Moment am liebsten an die Gurgel gegangen, doch er stieß Viktor ins Zimmer und folgte ihm. Niemand brauchte das Drama auf dem Flur direkt mitzubekommen. Viktor sah seinen jüngsten Bruder entgeistert an, so als ob er nicht verstehen würde wieso er so sauer auf ihn war. Ein geschocktes ‚Oh nein!‘ verriet ihm, dass zumindest die Halbfee wusste was los war. Yuuri stand aus dem großen Bett auf und stürmte auf Viktor zu, um ihn wohl daran zu hindern etwas Dummes zu sagen. Doch er war zu spät.

 

„Was ist denn los? Wieso bist du so wütend, Yuri?“, fragte Viktor unschuldig und bei Yuri traten schon fast die Zornesadern hervor.

 

„Was los ist? Fragst du das gerade ernsthaft?“ Yuri war wirklich bereit seinen Bruder umzubringen und niemand hätte ihm Vorwürfe machen können.

 

„Viktor…“, versuchte Yuuri die Aufmerksamkeit seines Verlobten auf sich zu ziehen.

 

„Wow, Yuri! Deine Haare sehen super aus! Hast du heute etwas vor?“, fragte Viktor und ging nicht auf Yuuris Flehen ein, was er wohl sicherlich hätte machen sollen.

 

„Und ob ich was vorhatte! Und du hättest Teil davon sein sollen!“, knurrte Yuri und Viktor sah ihn nun verwirrt an. „Heute war die Zeremonie der Flügel!“

 

Bei Viktor machte es endlich Klick und mit seinem Mund formte er ein O. Aber dann strahlte er als hätte er nichts verbrochen.

 

„Toll! Sind deine Markierungen schön geworden?“, fragte er dann unschuldig und selbst Yuuri sah aus, als würde er einige seiner Entscheidungen in Frage stellen; besonders die, Viktor zu heiraten.

 

„Das würdest du wissen, wenn du da gewesen wärst. Wie du es mir gestern VERSPROCHEN hast!“, schrie Yuri und das Paar zuckte etwas zusammen.

 

„Ups“, meinte der ältere Prinz und sah ein wenig schuldig aus.

 

„Ups? Mehr hast du nicht dazu zu sagen?“ Yuri war fassungslos. Hier stand er, außer sich vor Wut und Viktor hatten nur ein Ups übrig. Der junge Prinz wusste nicht ob schreien oder heulen sollte.

 

„Oh Yuri… Es tut uns sehr leid!“, versuchte Yuuri seinen Namensvetter zu beruhigen, doch seine Worte waren wie Öl ins Feuer gießen.

 

„Halte du dich daraus! Du bist doch an allem schuld!“, schimpfte Yuri und nun fing Viktor an wütend zu werden.

 

„Pass auf was du sagt“, drohte er und stellte sich schützend vor Yuuri, so als ob er ihn so vor den Worten Yuris schützen konnte.

 

„Was dann? Du verbringst noch weniger Zeit mit mir? Brichst noch ein Versprechen? Tut mir leid dich informieren zu müssen, aber das ist kaum noch möglich“, fing Yuri an und ein Blinder hätte mitbekommen, dass sein ganzer Frust nun aus ihm herausbrach.

 

„Seit diese Halbfee hier ist, bin ich doch völlig abgeschrieben. Du verbringst deine Zeit nur noch mit ihm. Du hast mir nicht mehr bei meinen Hausaufgaben geholfen. Wir haben seit Ewigkeiten keinen Tee mehr im Garten zusammen getrunken und uns einfach nur unterhalten. Wenn ich dich gefragt habe, hattest du keine Zeit. Und apropos Garten. Wir hatten unseren Platz. UNSEREN Platz, den niemand sonst besucht. Und du hast ihn da einfach mit hingenommen ohne mich zu fragen. Du hast unseren Platz zu eurem gemacht. Er hat da nichts verloren!“

 

„Jetzt ist es genug!“, unterbrach Viktor seinen jüngsten Bruder streng. „Du hörst dich an wie ein verwöhntes Kind. Werde erwachsen. Yuuri ist nun ein Teil meines Lebens und es ist ganz normal, dass ich Zeit mit ihm verbringen möchte. Sei froh, dass Vater mich damals darum gebeten hat, mich um dich zu kümmern, sonst wärst du immer noch allein.“

 

Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Yuri sah seinen Bruder mit vor Schock geweitete Augen an und auch Yuuri sah erschrocken aus und hielt sich die Hände vor den Mund. Viktor blickte die Jungfee einen Augenblick an, bis ihm klar wurde, was er selbst gesagt hatte. Seine Augen weiteten sich ebenfalls und er ging sofort einen Schritt auf seinen Bruder zu. Doch Yuri ging einen Schritt zurück und versuchte verzweifelt seinen Schmerz hinter einer Maske der Gleichgültigkeit zu verstecken.

 

„Yuri…“, setzte Viktor an doch der blonde Junge sah ihn nicht an.

 

„Ach so ist das. Du hast du wegen Vater Zeit mit mir verbracht. Ich bin dir so egal wie den anderen“, murmelte er und man kannte deutlich hören wie er Tränen unterdrückte. „Aber keine Sorge. Ich werde dich nicht mehr belästigen.“

 

Mit diesen Worten drehte er sich um und stürmte aus dem Zimmer. Er hatte die Tür so weit aufgerissen, dass sie gegen die Wand krachte, doch keiner nahm es richtig war. Yuri stürmte die Gänge hinunter Richtung seines eigenen Zimmers und Viktor versuchte ihn einzuholen. Im Schloss war es schwer zu fliegen, weil der Platz fehlte und Yuri war auf den Füssen flinker als gedacht.

 

„Yuri! Warte!“, schrie Viktor dem Jungen hinterher, doch die einzige Antwort, die er bekam war eine Tür ins Gesicht, gefolgt von Magie, die ein eindringen hinderte. In der Magie konnte man deutlich spüren wie aufgebracht Yuri war und es zerriss ihm fast das Herz. Und er war wegen seiner unbedachten Worte schuld daran, und dabei war Yuri einfach nur verletzt gewesen und hatte es auf seine Art versucht ihm zu sagen.

 

„Es tut mir leid!“, versuchte es Viktor, doch es kam keine Reaktion. Yuuri kam nun auch dazu und legte eine Hand auf Viktors Schulter.

 

Der Prinz versuchte lange, Yuri hervor zu locken, doch die Jungfee hatte sich verbarrikadiert. Yuri hatte sich in seinem Bett vergraben, Potya im Arm und weinte. Er hatte sich noch nie so überflüssig gefühlt.

 

 

 

Viktor versuchte verzweifelt weiterhin die Aufmerksamkeit seines kleinen Bruders auf sich zu ziehen. Doch egal wie sehr er an die geschlossene Tür hämmerte und um Verzeihung bat, Yuri öffnete nicht. Viktor hätte locker den Bann um die Tür brechen und einfach eintreten können, doch er wollte, dass Yuri ihm freiwillig aufmachte. Yuuri stand daneben und besah sich alles traurig an. Als eine Träne Viktors Wange hinabrollte, reichte es Yuuri. Er ging auf seinen Verlobten zu und legte ihm erneut die Hand auf die Schulter.

 

„Viktor. Lass uns gehen. Yuri braucht seine Zeit, um sich wieder zu beruhigen. Versuche gleich Morgen mit ihm zu reden“, schlug er vor und Viktor sah die Halbfee aus sehr traurigen und schuldbewussten Augen an. Beiden zerbrach es das Herz, als sie das Schluchzen aus dem Zimmer hörten, doch wenn Yuri nicht zuhören wollte, konnten sie auch nichts daran ändern. Mit seiner Wut konnten sie umgehen aber nicht damit.

 

„Du hast Recht. Gleich Morgen werde ich alles richtigstellen“, meinte Viktor und hörte auf, auf die Tür einzuhämmern. „Du musst mir glauben, dass ich das nie sagen wollte und es auch nicht so meine“, flehte er dann und sah Yuuri verzweifelt an.

 

„Du hast schon harsche Dinge gesagt und Yuri vernachlässigt. Geschweige denn wichtige Versprechen gebrochen“, fing Yuuri an und der silberhaarige Prinz sah aus als hätte man ihn geschlagen. „Aber ich weiß, wie sehr du deinen Bruder liebst.“

 

Yuuri lächelte seinen Verlobten an und hielt ihm die Hand hin, damit er sie nehmen konnte und sie sich in ihr Zimmer zurückziehen konnten. Viktor fühlte sich für den Rest des Tages schlecht und überlegte, wie er alles wieder gut machen und sein Bruder ihm verzeihen konnte. Er hoffte darauf, dass der nächste Tag schnell kommen würde. Er hatte einiges wieder gut zu machen.

 

Die Nacht über schlief Viktor trotz Yuuri an seiner Seite sehr schlecht und am nächsten Morgen fühlte er sich wie gerädert. Er hatte wegen seiner unruhigen Nacht auch länger geschlafen als gedacht und erschrocken fuhr er hoch. Er wollte immerhin mit seinem Bruder reden und diesen Konflikt so schnell es ging aus der Welt schaffen. Yuuri lag auch noch immer im Bett und schien genauso schlecht geschlafen zu haben wie er selbst. Dafür liebte Viktor ihn einfach. Obwohl er nichts falsch gemacht hatte, fühlte Yuuri mit ihm mit und litt mit seinen Fehlern und seinem Kummer mit. Nachdem er sich für den Tag angezogen hatte, gab er Yuuri einen Kuss auf die Stirn und schlich sich aus dem Zimmer ohne seinen Verlobten zu wecken.

 

Zielsicher steuerte er Yuris Zimmer an und stellte erfreut fest, dass der Magiekreis um das Zimmer verschwunden war. Er blieb vor der Tür stehen, atmete einmal tief ein und aus und klopfte an. Ohne eine Antwort abzuwarten ging er hinein und hoffte, dass Yuri da war. Enttäuscht musste er jedoch feststellen, dass er der Einzige war, der sich im Zimmer befand. Viktor war länger nicht mehr im Zimmer gewesen und ihm wurde aufs schmerzlichste bewusst, wie sehr er seinen Bruder vernachlässigt hatte. Aber egal wie lange er nicht mehr im Zimmer gewesen war, ihn beschlich das Gefühl, dass etwas mehr fehlte, als nur der Bewohner des Zimmers. Viktor sah sich genauer um, als er sah, dass Kleinigkeiten fehlten, wie Yuris Haarbürste auf seinen Nachttisch, oder sein Lieblingsparfüm. Sein liebstes Stofftier - eines das er von seinem Großvater hatte – war ebenfalls weg. Leicht panisch ging er zum Kleiderschrank seines Bruders und öffnete diesen. Es befanden sich noch Gewänder darin aber nicht mehr alle. Und Yuris Reisekoffer fehlte ebenfalls. Ohne den Schrank zu schließen, lief Viktor aus dem Zimmer und rannte Yuuri beinahe um. Sein Verlobter sah ihn perplex an, doch Viktor bekam nicht viel heraus als er ihm dann einfach nur einen Kuss gab und etwas davon sagte, dass er zu seinem Vater müsse.

 

„Vater!“ Viktor eilte in den Thronsaal, wo sein Vater um diese Tageszeit war.

 

Er wurde nicht enttäuscht als er ihn zusammen mit seinem Berater, Yakov Feltsman, sah und wie sie in ein Gespräch vertieft waren. Normalerweise würde er die beiden Männer nicht unterbrechen, aber diesmal war es wichtig. Wenn einer wusste, wo der jüngste Prinz war, dann der König. Er riss sich jedoch zusammen, um gefasster vor seinen Vater zu treten. Als ältester Sohn und zukünftiger König musste er in jeder Situation die Fassung wahren. Schnell strich sich Viktor noch sein langes Haar zurecht ehe er elegant auf seinen Vater zuging und seine Aufmerksamkeit forderte.

 

„Vater. Ich muss mit dir sprechen.“

 

„Viktor, mein Sohn! Was gibt es denn? Du siehst müde aus“, meinte der König und wandte seine Aufmerksamkeit seinem Sohn zu.

 

„Es geht um Yuri. Ich muss mit ihm sprechen und ich finde ihn nicht. Mir scheint es, dass er verreist ist?“, wollte Viktor dann wissen.

 

„Oh? Er hat es dir nicht gesagt? Dabei steht ihr euch doch so nahe.“ Der König schien wirklich überrascht zu sein, aber Yakov verdrehte hinter dem König die Augen. Jedem war aufgefallen wie die beiden Brüder immer weniger Zeit miteinander verbracht hatten, nur dem König und Viktor selbst nicht.

 

„Was denn?“ Viktor versuchte wirklich, nicht seine Stirn zu runzeln, aber es fiel ihm schwer. Sein Vater wollte solche Gesichtsausdrücke bei seinen Kindern nicht sehen.

 

„Yuri ist heute Morgen abgereist, um seinen Großvater zu besuchen. Er hat mich gestern Abend gefragt, ob er gehen kann. Er sah nicht wirklich gut aus und beim Abendessen wart ihre beide abwesend. Ist etwas vorgefallen?“ Der König sah seinen Sohn nun streng an. Oft kam er viel zu gutmütig und naiv rüber, aber man vergaß dann gerne, dass er umso furchteinflößender sein konnte. Seine sonst warmen blauen, Augen, wurden härter und Viktor wich schuldbewusst dem Blick seines Vaters aus.

 

„Viktor.“

 

„Yuri und ich wir haben uns gestritten. Ich habe vielleicht Dinge gesagt, die ich nicht wollte und wohl sehr verletzend waren“, gestand Viktor und wagte es immer noch nicht in die Augen seines Vaters zu blicken.

 

Dieser seufzte und ging einige Schritte von seinem Sohn weg, ehe er ihm bedeutete ihm zu folgen. Schweigend gingen sie in den großen Garten, wo sie nun alleine waren.

 

„Viktor. Hör mir gut zu. Ich weiß, es ist nicht einfach als ältester unter so vielen Geschwistern. Ich bin ja nicht ganz unschuldig daran. Ich weiß auch, dass man sich unter Geschwistern nicht immer perfekt verstehen kann. Ich will nicht wissen worum es bei euren Streit ging. Aber als Erwachsener hättest du es besser wissen müssen. Yuri ist erst auf dem Weg zum Mann. Und dabei hat er nur dich als seine Wegbegleitung. Ich habe als König kaum Zeit dafür. Und es wird noch lange dauern bis ich dir die Krone überlasse. Du musst lernen auch im Streit zu kontrollieren, was du sagst. Wenn du König bist und deine Kontrolle im Gespräch zu wichtigen Personen verlieren solltest, kann es zum Krieg führen. Jetzt ist es dir bei deinem Bruder passiert und die schlimmste Konsequenz wird sein, dass er nie wieder mit dir redet. Yuri wird zwei bis drei Monate weg sein. Bis dahin wird auch er sich wieder beruhigt haben, also solltest du versuchen, eure Beziehung wieder zu kitten. Aber ich bin froh zu sehen, dass du weißt, dass du etwas falsch gemacht hast. Das ist schon ein guter Schritt in die richtige Richtung.“

 

„Vater…“

 

„Setz dich. Erzähl mir was passiert ist.“ Der König setzte sich auf eine Bank und sein Sohn folgte ihm.

 

Viktor wusste nicht wo er anfangen sollte, also erzählte er einfach drauf los, während sein Vater ihm sein Gehör schenkte. Er nickte nur hin und wieder um zu zeigen, dass er zuhörte. Als Viktor fertig war, legte er ihm eine Hand auf die Schulter und drückte kurz zu.

 

„Gut, dass du dir deine Fehler eingestanden hast. Versuche sie in Zukunft zu vermeiden. Ich kann verstehen, dass du bis über beide Ohren verliebt bist – ich bin es oft genug gewesen – aber versuche deine Zeit auch mal anderen zu schenken und nicht nur Katsuki. Wer weiß, wie lange dir mit einer Person bleibt. Yuri wird ja bald wieder da sein, dann kannst du versuchen, deine vergessenen Versprechen wieder gut zu machen.“

 

„Danke Vater“, sagte Viktor und war froh, dass der König ihm nicht böse zu sein schien. Immerhin war sein jüngstes, noch flügelloses Kind verreist. Auf einmal riss Viktor die Augen auf.

 

„Vater! Ist Yuri etwa alleine losgezogen? Das ist viel zu gefährlich!“ Viktor war panisch aufgestanden, und sah seinen Vater entsetzt an als dieser lachte.

 

„Keine Sorge, mein Sohn. Ich habe Mia und Georgi mitgeschickt. Sie passen auf ihn auf, bis er bei seinem Großvater ist. In zwei Tagen wird er ankommen und ich habe verlangt, dass er mir eine Nachricht zukommen lässt, damit ich weiß, dass er unbeschadet ist.“

 

„Da bin ich froh“, meinte Viktor dann erleichtert.

 

„Also mein Sohn. Ich hätte jetzt etwas Zeit. Würdest du mir etwas von deiner schenken und wir trinken gemeinsam Tee, so wie früher?“

 

Viktor war kurz überrascht, aber die Worte machten ihm deutlich, dass nicht nur Yuri vernachlässigt wurde, sondern auch andere. Er lächelte also und trank gemütlich einen Tee mit seinem Vater und unterhielt sich über alles Mögliche mit ihm. Yuuri wäre bestimmt nicht sauer, wenn er einmal nicht bei ihm war.

 

 

 

Yuri schlang seinen Umhang enger um seinen Körper, um sich zu wärmen, als er mit seinen beiden Geschwistern durch den Wald ging. Da er noch keine Flügel hatte, konnten sie nicht fliegen und waren viel langsamer unterwegs. Yuri hatte auch nur leichtes Gepäck dabei, nur das Nötigste. Zu Fuß würde er ungefähr zwei Tage brauchen um bei seinem Großvater anzukommen. Da er außerhalb des Schutzkreises lebte, musste Yuri als Jungfee noch begleitet werden, denn er musste somit den Schutzkreis auch verlassen. Sobald seine Flügel da wären, konnte er auch alleine reisen. Aber bis es soweit war, musste er mit Begleitung reisen.

 

Mila ging neben ihm her und blickte immer wieder zu ihrem jüngeren Bruder. Sie wusste, dass etwas passiert sein musste, aber sobald sie nachfragte, wurde Yuri wütend und zog sich weiter in sich zurück. Es war für sie eine Überraschung gewesen, als ihr Vater sie und Georgi gebeten hatte, Yuri zu begleiten. Sie waren an diesem Morgen sehr früh aufgestanden und noch bei Dunkelheit losgegangen. Yuris Augen waren blutunterlaufen gewesen und dunkle Ringe zierten seine Augen. Sie machte sich Sorgen um den jüngeren Jungen. Georgi hatte auch versucht mit ihm zu reden, doch er wurde nur angeschwiegen und bekam noch nicht einmal die Wut Yuris zu spüren.

 

„Yuri. Was ist denn los? Du siehst nicht gut aus. Du kannst dich mir anvertrauen, weißt du?“, versuchte Mila es noch ein letztes Mal, während sie näher an den Jüngeren tritt.

 

Yuri schien etwas zu frieren, doch er machte keine Anstalten sich mit seiner Magie zu wärmen, was ein weiteres Zeichen war, dass etwas nicht stimmte. Sie ließ ihre eigene Magie über ihren Bruder wandern, wenn er sich schon nicht selbst half. Sie sah ihn an, doch er machte keine Anstalten sie anzublicken, geschweige denn ihr zu antworten.

 

„Okay. Du willst nicht reden. Aber wenn du jemanden zum Zuhören brauchst, dann bin ich für dich da“, wiederholte sie.

 

Sie hatte ihm dies schon einmal gesagt, aber es konnte nicht schaden ihn noch einmal daran zu erinnern. Georgi sah Mila an, als er gehört hatte, wie sie einen erneuten Versuch gestartet hatte, mit Yuri zu reden. Einmal abgewiesen zu werden hatte ihm gereicht. Sie gingen danach stumm weiter und hielten nur an, wenn es sein musste. Selbst essen taten sie unterwegs, da Yuri so schnell wie möglich zu seinem Großvater wollte. Mila und Georgi protestierten nicht, da sie so schnell wieder nach Hause gehen konnten. Nur wenn ihre Beine sie nicht mehr tragen konnten oder es Zeit fürs Nachtlager wurde, hielten sie.

 

Die Geschwister hielten an um ihren Füssen eine Pause zu geben, als sie feststellten, dass sie an der Grenze des Schutzkreises waren. Nur wenige Schritte und sie würden ihn verlassen und den gefährlichen Teil ihrer Reise antreten. Mila sah nach oben und versuchte durch das dichte Laub zu erkennen wie spät es war. Da es immer dunkler wurde, wäre es wohl das Beste die erste Nacht noch innerhalb des Schutzkreises zu verbringen. Georgi stimmte ihr zu und auch Yuri konnte nichts dagegen einwenden. Er wollte zwar schnell zu seinem Großvater, aber er wollte es in einem Stück schaffen. Sie hatten dank ihrer Magie schnell ein Feuer errichtet und bereiteten sich ein warmes Abendessen zu. Ihr Lager errichteten sie um das Lagerfeuer herum und Mila und Georgi wechselten sich für die Nachtwache ab. Auch wenn sie innerhalb des Schutzkreises waren und die Bestien des Waldes die Feen respektierten, so wollten sie kein Risiko eingehen. Das größte davon wäre sowieso Yuri, der ausbücksen würde.

 

Während Georgis Wache, wachte Yuri auf, und da er unfähig war wieder einzuschlafen, richtete er sich auf und starrte ins Feuer. Georgi sah nur kurz zu ihm, bis er seinen Blick wieder in den Wald um sie herum richtete. Lange saßen sie stumm da, bis Georgi sich dann doch seinem Bruder zuwandte. Es war ihm einfach nicht geheuer, wenn der Jüngere so ruhig war und sie lange nicht mehr beschimpft hatte.

 

„Weißt du Yuri. Mila hat recht. Wenn es dir nicht gut geht und du mit jemanden reden willst, dann sind wir ganz Ohr. Du bist unser Bruder und wir lieben dich. Vater, Mila, Viktor und ich. Wir lieben dich und wir sorgen uns um dich“, versuchte er es.

 

Yuri drehte abrupt seinen Kopf zu ihm und funkelte ihn wütend an. Mehr als nur wütend. Dies überraschte Georgi dann doch ein bisschen. Selbst Yuri hatte noch nie wegen so etwas so überreagiert. Er wollte etwas sagen als Yuri auch schon seinen Mund auftat.

 

„Lüg mich nicht an!“, schimpfte Yuri und stand von seiner sitzenden Position auf.

 

„Was? Ich lüge nicht! Wieso sollte ich lügen?“

 

„Ich bin euch doch egal! Viktor hat es selbst gesagt. Also lüg mich nicht weiter an!“ Yuris Geschrei weckte Mila auf, die sich verwirrt umsah und dann bemerkte was los war.

 

„Yuri? Wieso schreist du so?“, wollte sie wissen, doch Yuri ignorierte sie und funkelte weiter Georgi wütend an.

 

„Ich brauche euch nicht! Ihr wollt doch sowieso nichts mit mir zu tun haben!“

 

„Yuri! Ich weiss nicht was Viktor genau gesagt hat, aber es stimmt nicht! Wir lieben dich wirklich und wir sorgen uns um dich!“, verteidigte sich Georgi, doch er schien auf taube Ohren zu stossen.

 

„Halte die Klappe! Ich will eure Lügen nicht weiter hören!“

 

Ehe eine der beiden älteren Feen reagieren konnte, lief Yuri in die Dunkelheit des Waldes. Richtung Grenze des Schutzkreises. Mila und Georgi eilten ihm hinterher, flogen, damit sie ihren Bruder schneller einholen konnten, doch es war ihnen unmöglich ihn zu finden. Die Dunkelheit des Waldes hatte ihn verschluckt und versteckte ihn vor ihnen. Selbst mit ihren Feenlichtern konnten sie ihn nicht wiederfinden.

 

 



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