supernatural to go von LiraJacobs (- Die etwas andere Stadt) ================================================================================ Kapitel 1: Angestellte wider Willen ----------------------------------- Gabriel hatte gefallen daran, wie Luzifer mit seiner neuen Freiheit umging. Er wollte also noch etwas warten mit der Apokalypse, das war doch mal ein schönes Zeichen und wer hätte gedacht, das sich der düstere Erzengel auch noch von einem Jungspund wie Jack bequatschen lassen würde? - Niemand! Nicht mal Gabriel hatte damit gerechnet und das sollte eigentlich schon was heißen. Aber gut, Luzi brauchte für die Lieferservice-Idee eindeutig noch Leute und der Tricksterkönig sah es als seine Pflicht und als sein Vergnügen an sich um diese kleine Angelegenheit zu kümmern. Kurzerhand hatte er da auch schon ein Mischblut im Auge, welches ihn nur als nordischen Gott Loki kannte: Ernork Kian Odinson. Dieser hochgewachsene rothaarige halbe Kobold mochte es allerdings gar nicht so genannt zu werden und verpasste sich dann irgendwann im Laufe der Jahrhunderte den Spitznamen Mad Sweeney. Passte auch ganz gut! Mad Sweeney war allgemein bekannt in der nordischen Götterwelt als jemand der lieber erst mal draufhaute und sich gerne provozieren ließ statt lange Gespräche zu führen. Deswegen fiel es auch so leicht ihn dazu zu bewegen eine Runde Poker zu spielen, nachdem sich Mad Sweeney durch eine von Crowleys Bars geschlagen hatte, welche nun Abriss bereit war. Die beiden waren gerade richtig schön mit ihren Einsätzen dabei, da wurde doch glatt mal plötzlich die Türe des kleinen Raumes aus den Angeln und an die nächste Wand gesprengt. „Gabriel!“, rief der Brünette Engel dem großen Bruder mit gezückter Engelsklinge entgegen. „Gabriel?“, fragte der Halbkobold etwas irritiert, aber dennoch desinteressiert. Mad war es egal, mit wem er gerade pokerte, Hauptsache er würde gewinnen und das war gewiss, solange er seine goldene Glücksmünze behielt. Die Augenbrauen Gabriels gingen nach oben als er das Engelchen sah, welches dann herein kam und ihn direkt mal als Erzengel enttarnte. „Ja Gabriel. Erzengel Gabriel, falls das hier überhaupt wen interessiert.“ Der nun ehemalige Loki seufzte auf. Wenn er weiterhin mit Luzifer in einem Laden arbeiten würde, würde sowieso die übernatürliche Welt auf kurz oder lang seine richtige Identität erfahren, also warum nun versuchen es zu leugnen? „Gratia, Schwesterchen, setzt Dich und Spiel mit!“, lud Gabriel direkt mal grinsend den Neuankömmling ein, warum auch nicht? Eine hübsche Hülle hatte sich das Mädchen ja zugelegt und wenn sie drei im Laufe des Abends anfangen würden Strippoker zu spielen, wäre das junge Engelchen hier auf jeden Fall sehenswerter als der Rothaarige! „Ich? Spielen? Dafür bin ich nicht hier, Gabriel, es ist meine Aufgabe D-“, aber schon konnte sie nur noch ohne Ton weiter sprechen. Der Erzengel hatte ihr doch tatsächlich mit einem Wink seiner Hand die Stimme gestohlen. Ernst sah sie zu Gabriel herab, der nur weiter lächelte und ihr einen Stuhl anbot. Sie setzte sich und wartete ab. Dann tippte der ältere Bruder mit zwei Fingern an ihre Stirn und schon wusste sie wie dieses Spiel funktionieren sollte. Das war auch eindeutig unkomplizierter als Gratia jetzt ein Regelbüchlein in die Hand zu drücken. Es sparte auch Zeit denn der Kobold schien ungeduldig zu sein. Mit einem kleinen Schnipsen durfte Gratia dann auch wieder reden, denn sie sah so aus, als würde sie eine Frage auf dem Herzen haben. „Ich weiß trotzdem nicht warum ich mitspielen sollte.“, nein, das war ihr immer noch nicht klar. Es war etwas menschliches, sicherlich nett zu lernen, aber sie war deswegen nicht in diesen Raum eingebrochen, also warum sollte sie mitmachen. „Ganz einfach Grace. Wenn Du gewinnst, dann mache ich alles was Du willst.“, zwinkerte Gabriel der jüngeren zu und hatte ihr nebenbei mal direkt einen einfacheren Namen verpasst. Naja eigentlich war es noch ihr Name, nur in einer anderen Sprache. „Ach gilt das dann auch für mich?“ grinste Mad neckisch, nachdem er kurzzeitig überlegt hatte einfach aufzustehen und zu gehen. Doch das hier wurde eventuell noch interessant. Ein Gefallen bei Loki abzustauben war schon schwer genug und wenn dieser Hochstabler tatsächlich ein Erzengel war, dann konnte Odin Mad mal so was von am Arsch lecken! Keine nervigen Aufträge mehr vom Nordischen Obermacker, ein Traum der vielleicht wahr werden würde. Was hieß hier vielleicht? Mad hatte seine Glücksmünze fest im Griff, also sollte Gewinnen kein Problem sein! Gabriel ließ einen Geber erscheinen mit seiner Macht, welcher die Karten verteilte, was Mad zwar nicht so gern sah, weil er dem Hochstabler nicht traute, aber gut, es konnte ja nun losgehen. Während Gabriel immer grinste, Mad immer mürrisch schaute und Grace ein wirkliches Pokerface bewies verstrich die Zeit und es wurde dem Tricksterkönig langsam langweilig. Also wollte er etwas Pepp reinbringen. Die Idee mit dem Strippoker war zwar ganz niedlich gewesen, aber da sein Schwesterchen nicht den Eindruck machte, als würde ihr Nacktheit etwas ausmachen wäre es fast schon wieder langweilig und den Kobold wollte er nicht ohne Kleidung sehen, deswegen schlug er einfach mal vor: „Wie wäre es mit einem richtig schönen hohen Einsatz?“, fragte er in die Runde und erntete skeptische Blicke. „Was meinst Du damit?“, wollte Mad wissen, der nichts gutes ahnte und da die Brünette die gleiche Frage hatte, diese aber nun schon gestellt war, sagte sie nichts dazu. „Naja, etwas persönlich wichtiges...“, trällerte Loki. „Wie was?“, murrte Mad Sweeney und verengte sein Augen. „Deine Münze.“, antwortete der Trickster mit weiterhin breitem Grinsen. Sofort straffte der Kobold seine Muskeln, stand blitzartig auf und griff gekonnt einmal über den Tisch um Loki am Kragen zu packen. „Wie bitte?“, fragte Mad mit Kippe im Mund und pustete den Rauch direkt in das Gesicht seines Gegenüber, der ziemlich unbeeindruckt wirkte und es auch tatsächlich war. Jetzt da alle im Raum wussten, das Loki ein Erzengel war, war es langweilig sich mit dem Kobold messen zu wollen. Also ließ Gabriel den starken raus hängen und es war nicht sonderlich schwer den Griff des Halbgottes zu lösen. „Beruhige Dich. Jeder soll schließlich einen Hohen Einsatz leisten, nicht nur Du.“, sprach Gabriel ruhig aus und fixierte mit seinen Haselnussbraunen Augen die Grünen des Anderen, der nun ein schmerzendes Handgelenk hinnehmen musste. Mad ließ den Hochstapler notgedrungen los und setzte sich wieder. Mit einer Hand wurde sogleich eine goldene Münze aus der Luft gepflückt und in die Mitte des Tisches gelegt. Es war Mads wichtigster Besitz. Jetzt war er mal gespannt, was die anderen für gleichwertig hielten. Gabriels Blick ging in die Richtung seiner Schwester, die sich brav raus gehalten hatte. Er sah sie auffordernd an und Grace erwiderte den Blickkontakt, löste diesen allerdings um prüfend auf die Karten in ihrer Hand zu starren. Was sollte sie für einen Einsatz leisten? Sie hatte nicht besonders viele Besitztümer. „Mein Leben?“, fragte sie und erntete ein Husten von dem Kobold, welcher sich direkt mal an seinem Rauch verschluckte. „Sind Engel immer so?“, fragte er Gabriel, der nur seufzte und mit den Worten antwortete: „Ja, leider, meistens.“, dann legte der Erzengel eine Hand auf die Schulter seiner kleinen Schwester. „Es soll ein Hoher Einsatz sein, ja, aber Dein Leben ist etwas zu hoch.“, versuchte er es behutsam. Soldaten wie sie waren nun mal eine Nummer für sich. Manchmal durfte man da einfach nicht sarkastisch sein, sondern musste Klartext reden. Was sollte Grace sonst auf den Tisch legen, was von Wert war für sie? Ihre Flügel konnte sie sich schlecht abschneiden. Ihr Engelschwert wäre eine nette Waffe aber dann haute die Brünette raus: „Meine Gnade.“, womit der Kobold nicht viel anfangen konnte. Skeptisch und fragend sah er deswegen den Hochstapler an. „Die Macht eines Engels, so was wie seine Seele, in einer Flasche hübsch anzusehen und auf dem Schwarzmarkt sicherlich fast unbezahlbar.“, erklärte der Erzengel einfach mal drauf los. Das war tatsächlich ein hoher Preis. Gabriel war sich nicht sicher ob Gratia wusste was sie da tat. Es könnte ihm eigentlich egal sein, aber wenn sie hier schon hoch pokerten, dann sollten alle Beteiligten auch das ganze Ausmaß kennen. „Du wirst bei Entnahme menschlich, das weißt Du?“, informierte Gabriel somit alle Anwesenden. „Nur wenn ich verliere.“, antwortete Gratia überraschender Weise ziemlich trocken und Mad bekam dadurch ein anerkennendes, gemeines Grinsen auf die Lippen. „Wo sie recht hat.“, sagte er noch hinterher ohne groß darüber nachzudenken, das sie wohl tatsächlich menschlich werden würde an diesem Abend. Immerhin würde der Kobold als Sieger hervorgehen! Ihm waren dabei diese geflügelten Ärsche – zu denen Loki wohl auch gehörte – absolut gleichgültig. Es ging hier immerhin um seine Münze. „Und was ist mit Dir?“, wollten beide dann gleichzeitig wissen, was ziemlich merkwürdig war, weswegen ein kurzer Moment der Stille herrschte, sich Engelchen und Kobold anschauten, es als nichts abtaten und dann auffordernd wieder den Blick auf Gabriel richteten, der auch etwas überrascht aber amüsiert wirkte. Mit einem Fingerschnipp erschienen plötzlich eine Masse an DvDs hinter ihm. Das war mindestens eine ganze Wagenladung! Bei genauerem Hinsehen konnte man erkennen, das es sich um eine Pornosammlung handelte. „Nich. Dein. Ernst.“, Ernork war kurz davor Gabriel in seine dumm grinsende Visage zu schlagen, wobei er sich, mit mehr als hoher Wahrscheinlichkeit, sämtliche Fingerknochen brechen würde. Also ließ er es bei einem beinahe tödlichen Blick. „Was soll ich mit dem Shit?“, fragte er ohne Umschweife. Ja, klar, er war ein Kerl und er stand auf Frauen, das beinhaltete, das man sich auch gerne mal gewisse Rundungen anschaute, aber es war ja schon fast enttäuschend, das Gabriel seine Pornosammlung als seinen wichtigsten Besitz betitelte. Das Zeug wollte Mad Sweeney wirklich nicht haben und wusste tatsächlich nicht, was er damit anfangen sollte. Aus dem Augenwinkel sah er den Skeptischen Blick von der Dame in der Runde, die gar nicht mehr aufhören konnte auf diese DVDs zu schauen. Oh, hatte der Erzengel das brave Mädchen etwa nun geschockt? Das war jetzt gerade wohl das einzig amüsante an der Situation. „Ich weiß wie die theoretische Fortpflanzung zwischen Menschen funktioniert. Ich brauche dieses Material nicht um mir einen Eindruck davon zu verschaffen.“, ließ Grace stumpf verlauten und lieferte damit nicht nur eine Vorlage um das kleine Engelchen aufzuziehen. „Theoretisch?“, fragte Mad deswegen nach und schmunzelte, während er einen weiteren Zug an seiner Kippe nahm. Er hatte kein Interesse an dem Engelchen, fand aber die Art wie sie es sagte gerade irgendwie witzig. Doch anscheinend kapierte sie nicht worauf er hinaus wollte, denn ihr Blick ging fragend in die Richtung des Kobolds. „Ja. Theoretisch.“, bestätigte Grace im Grunde, dass sie keinerlei praktische Erfahrungen in diesen Dingen hatte und sie selbst fand auch nichts Schlimmes daran, noch nie sich solch einer Sünde hingegeben zu haben. Schließlich war sie ein braves kleines Engelchen, ein Soldat des Himmels, ein Krieger des Herrn und so weiter... Gabriel rollte übertrieben mit den Augen. Engel! Kobolde! Er schnippte die Sammlung wieder weg und knallte dann entnervt seine eigene Erzengelsklinge auf den Tisch. „Zufrieden? Meine Waffe, damit kann man nicht nur normale Engelchen den Gar ausmachen.“, fragte und erklärte er in die Runde und da Grace mit einem knappen „Ja“ antwortete, ließ auch Mad diesen Einsatz einfach mal so stehen. Die Zeit verging und keiner wollte sich irgendwie auch nur den Hauch einer Blöße geben. Immerhin ging es jetzt tatsächlich um wichtige Dinge. Schlussendlich sollten die Karten auf den Tisch gelegt werden und man hörte nur noch von Mad Sweeney ein lautes „FUCK!“, als er erkannte, das er verloren hatte. Dem weiblichen Engel erging es genauso. Breit grinsend schnappte sich Gabriel im Schutze des Schocks seine Klinge um zumindest diese wieder bei sich zu haben. Dann wollte er nach der Münze greifen, was der Kobold allerdings verhindern wollte. Angepisst hatte er Rothaarige die Hand des Erzengels ergriffen. Kampflos wollte Mad sein Goldstück nicht preisgeben. „Du hast sie freiwillig in die Mitte gelegt und fair verloren.“, erinnerte Gabriel und Mad knurrte auf. Zähneknirschend blieb ihm wohl gerade keine andere Wahl. „Was muss ich machen, um sie wieder zu bekommen?“, fragte der Kobold angepisst von der Situation. Das war ja noch schlimmer als ein Auftrag vom Allvater zu erhalten! Die Marionette eines Erzengels sein... toll! NICHT! FUCK! Gabriel kam aber noch nicht dazu diese Frage zu beantworten... Da sich die beiden Männer gerade stritten wollte Grace ihre Chance ergreifen und klammheimlich verschwinden. Sollte kein Problem sein. Die Türe des Raumes hatte sie ja beim Eintreten an die nächste Wand geschleudert, doch Gabriel merkte es und so rannte die Brünette nur gegen eine unsichtbare Mauer. „Ihr seid beide echt schlechte Verlierer“, meinte Gabriel schon fast enttäuscht. Ok, gut für ihn war das jetzt einfach, schließlich hatte er gewonnen. Er packte die Münze weg, nachdem der Halbgott seine Hand wieder zu sich genommen hatte. Was Gabriel als nächstes tun musste war selbst ihm ein Stück weit unangenehm, aber Gratia hatte verloren und damit gehörte ihre Gnade nun dem Erzengel. Mit einem weiteren Tricksterschnipp hatte er ein kleines Gefäß in der Hand, mit der anderen deutete er seinem Schwesterchen an näher zu treten. „Du hast verloren.“, erinnerte Gabriel Gratia, welche ziemlich blass wirkte, aber schließlich unterwürfig die Prozedur der Entnahme ihrer Gnade über sich ergehen ließ. Ein kleiner Schnitt am Hals und schon konnte man weiß-leuchtenden Qualm erkennen, welcher sofort in die Flasche wanderte. Man sah, das es unangenehm war, sogar Schmerz verursachte, obwohl Gabriel so vorsichtig wie möglich an die Sache ran ging. Dann war es geschehen und Grace schien für eine kurze Zeit ihr Gleichgewicht verloren zu haben, weswegen Gabriel sie stützte. „Gehts?“, fragte der Ältere und bekam ein etwas verwirrtes „Ja.“, aber anscheinend war die Kleine nicht groß weiter verletzt, also konnte sich Gabriel nun der Frage der Wiederbeschaffung widmen. „Ihr beide werdet für meinen Bruder in seinem Geschäft arbeiten!“, kam es schließlich freudestrahlend von dem Tricksterkönig. Leider waren die neuen Angestellten eher weniger begeistert über ihren Job, zudem sie gezwungen wurden und nicht mal wussten was sie erwartete oder wie lange sie das machen mussten. Letzteres wollte Mad gerade nachfragen, aber Gabriel fiel ihm direkt ins Wort: „Morgen Früh. Punkt 8 Uhr. Mad, Du bringst die Kleine mit. Die Adresse liegt auf dem Tisch.“ „Ja schön.“, grummelte der Kobold missbilligend. „Aber wie lange soll ich das machen und wieso muss ich die da mitbringen?“, wollte Ernork wissen und befürchtete das Schlimmste. Er nickte mit dem Kopf gen Gratia die immer noch etwas weggetreten schien. „Die soll jetzt aber nicht bei mir übernachten, oder!?“, Er hatte keine Lust ein Engelchen – pardon gnadenlosen Engel - mit nach Hause zu schleppen. „Warum nicht? Grace ist doch süß. Mach mit ihr was Du willst, nur sie soll morgen fit für die Arbeit sein, also lasst es nicht zu spät werden!“, das waren Gabriels letzten Worte an die beiden, bevor er vielsagend die Augenbrauen wackeln ließ und sich selbst wegzappte. „FUCK YOU HOCHSTAPLER!“, donnerte Mad in die Leere hinein. Super! Seine Münze war weg, er hatte einen unfreiwilligen Job, den er mit Sicherheit scheiße finden wird und einen gnadenlosen Engel, der kein Plan von Nichts hatte, an der Backe! Er sah Grace an als ob sie etwas dafür konnte und schnappte sie sich dann, warf sie über seine Schulter wie einen Sack Kartoffeln, da er das Gefühl hatte sie hatte immer noch nicht alle Sinne beisammen. Beschissener Abend! Beschissene Engel! Beschissener Hochstapler! 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