Someone who cares about you von Dolly-Bird ================================================================================ Kapitel 4: Schlechte Nachrichten und ein Gespräch ------------------------------------------------- Gray war nun seit über einer Woche im Krankenhaus. Bisher lief alles gut, doch an diesem Morgen war etwas anders bei der Visite. Die Ärzte verhielten sich komisch und wollten ihm nicht sagen was los sei. Allmählich bekam er ein immer schlechter werdendes Gefühl in der Magengegend. Es war Mittag, als seine Ärztin Dr. Marvel zu ihm kam. Sie machte ein ernstes Gesicht: „Gray, es tut mir wirklich leid dir das sagen zu müssen, aber es sieht ganz danach aus dass du dauerhaft auf einen Rollstuhl angewiesen sein wirst. Deine Nerven in den Beinen haben sich trotz der erfolgreichen Operation nicht ansatzweise so erholt wie sie sollten. Es tut mir leid. Ich habe die Tests mehrmals überprüfen lassen.“ Gray saß einfach nur da. Sein Blick ging ins Leere. Er sollte nie wieder laufen können? Ganz langsam sickerte diese Information durch sein Gehirn. Als ihm klar wurde was das für ihn bedeutete wurde er plötzlich schneeweiß und ihm spei übel. Ohne Vorwarnung übergab er sich. Er würde nie wieder laufen können! Das Folgende bekam er nur am Rande mit. Er begann zu weinen, schrie und zitterte, ließ sich nicht beruhigen. Irgendwann legten sich starke Arme um ihn und er wurde an einen warmen Körper gezogen. Beruhigende Worte wurden ihm ins Ohr geflüstert und ganz langsam driftete sein überforderter Geist in die erlösende Schwärze. Als er das nächste Mal seine Augen aufschlug fühlte er sich erholt und geborgen. „Geht’s dir wieder besser?“, fragte Natsu leise. Er bereute seine Frage sofort wieder als Gray wieder weinte. Er verstärkte seine Umarmung und der Jüngere krallte sich schluchzend in sein Oberteil. Als er sich wieder beruhigt hatte reichte Natsu ihm ein Glas Wasser, das Gray in einem Zug leerte. „Auch wenn es sich für dich anfühlt wie das Ende der Welt, das ist es nicht. Ich-“ „Doch das ist es! Alle meine Träume und Wünsche, alles was ich noch tun und erleben wollte, das alles ist jetzt vorbei! Ich stand kurz vor meinem Schulabschluss, wollte aufs College gehen und meine eigene Wohnung beziehen. Das kann ich jetzt nicht mehr! Wie soll ich alleine wohnen können? Ich werde für immer auf die Hilfe anderer angewiesen sein! Ich wollte mich verlieben, aber das ist jetzt auch vorbei. Wer würde schon einen Krüppel wollen?!“ Natsu strich ihm die neuen Tränen sachte weg: „Das stimmt doch gar nicht. Du kannst trotzdem deinen Abschluss machen und studieren gehen, und verlieben kannst du dich auch.“ Gray machte ein abfälliges Geräusch. „Wer will mich denn jetzt noch? Ich bin doch nur ein Klotz am Bein, gefesselt an einen Rollstuhl. Niemand will so jemanden!“ „Das ist nicht wahr und das weißt du. Außerdem hast du doch mich, ich lasse dich bestimmt nicht allein und mir ist es egal ob du im Rollstuhl sitzt oder nicht. Du bist immer noch du.“ Nach einigen Minuten löste sich Gray von ihm: „Geh bitte. Ich möchte allein sein.“ „Natürlich. Ich komme später wieder vorbei.“ Natsu löste die Umarmung langsam, stieg aus dem Bett, ging und ließ ihn alleine. Gray brauchte erst einmal Zeit um seine Gedanken zu ordnen und zu versuchen irgendwie damit klar zu kommen. Gray glaubte Natsu nicht. Wer verliebte sich auch in einen Krüppel? Er schnaubte. Er hatte noch nicht einmal seinen ersten Kuss gehabt. Das Leben war einfach nur unfair. War es nicht schon schlimm genug dass seine Eltern viel zu früh starben und er den Großteil seines bisherigen Lebens im Waisenhaus gelebt hatte? Nun wurde ihm auch noch seine Selbstständigkeit genommen! Gray wusste nicht wie er damit umgehen sollte. Wie er nun weitermachen sollte. Er fühlte sich verloren, seine Zukunft mit einem Schlag zerstört, seine Welt lag in Scherben vor ihm. +~+~+~+~+~+~+~+~+~+~+ Mitten in der Nacht schreckte Zeref aus dem Schlaf hoch. Was war denn nun kaputt? Ein lautes Poltern und ein Fluchen ertönten. Zeref wunderte sich im ersten Moment, dann fiel ihm ein dass er einen Gast hatte. Leise stand er auf und verließ sein Wohnzimmer, schaltete das Licht ein. In der Tür zur Küche stand Gerard und fasste sich an den Kopf, dabei murmelte er leise Flüche. Zeref schmunzelte: „Hast du dich verlaufen?“ Der andere zuckte erschrocken zusammen, drehte dann seinen Kopf in die Richtung aus der die Stimme kam. Trübe Augen, deren Blick ins Leere ging, richteten sich auf Zeref. Dieser schluckte, er hatte nie zuvor Augen gesehen die erblindet waren. „Entschuldige dass ich dich geweckt habe“, sagte Gerard leise und schloss seine Augen. Der Angesprochene winkte ab: „Schon gut, war ja keine Absicht.“ „Ich habe Durst“, sagte Gerard leise. Er fühlte sich schuldig den anderen geweckt zu haben, aber er fühlte sich so ausgetrocknet, also hatte er sich todesmutig Richtung Küche begeben. Allerdings hatte er diese nicht auf Anhieb gefunden und war über die Schuhe im Eingangsbereich gestolpert. „Warte, ich geb dir was.“ Zeref ging an ihm vorbei, öffnete einen der Küchenschränke und holte ein Glas heraus. Er füllte es mit Wasser und drückte es Gerard in die Hand. „Danke.“ Kurz darauf saßen sie im Wohnzimmer und schwiegen. Sie waren jetzt zu wach um gleich wieder zu schlafen. Gerard wusste nicht was er sagen sollte. Zeref brannten so viele Fragen auf der Zunge, aber er traute sich nicht recht diese zu stellen. „Frag ruhig“, riss der Jüngere ihn aus den Gedanken. „Was?“, fragte Zeref verwirrt. Konnte er etwa Gedanken lesen? Gerard lächelte leicht: „Du starrst mich die ganze Zeit an. Also, was möchtest du wissen?“ Zeref war überrascht. Konnte er etwa doch sehen? „Ich spüre deine Blicke. Und nein, ich kann keine Gedanken lesen“, schmunzelte Gerard. „Bist du schon immer…blind?“, fragte der Ältere dann doch. „Nein. Es ist schon einige Jahre her.“ Wieder verfielen sie in Schweigen. Offensichtlich wollte Gerard nicht weiter darüber reden im Moment. „Zeref? Darf ich dich um etwas bitten?“ Dieser war überrascht, nickte dann. „Ähm, sicher. Was möchtest du?“ Der Jüngere biss sich unsicher auf die Unterlippe, äußerte dann seinen Wunsch: „Ich möchte dich gerne anfassen.“ „Was?!“, Zeref starrte ihn sprachlos an. Er wollte ihn anfassen?? „Ich möchte mir gerne ein Bild davon machen wie du aussiehst, aber dazu müsste ich dich anfassen.“ Zeref atmete tief durch. Seine Gedanken waren in eine ganz andere Richtung gewandert. Nicht dass er etwas dagegen hätte wenn Gerard ihn so anfassen würde. Er stand nun mal schon immer auf Männer. „Natürlich“, lächelte Zeref. Gerard streckte seine Hände nach ihm aus und legte ganz vorsichtig seine Finger auf die Wangen des Älteren. Hauchzart fuhren seine Finger Zerefs Gesichtszüge nach. Das verursachte bei diesem eine Gänsehaut und warme Schauer flossen über seinen Rücken. Als Gerards Finger seine Lippen nachfuhren war er versucht sie zu küssen. Wo kam das denn nun her? Verwirrt schob Zeref diese Gedanken zur Seite und genoss die Berührungen. Die Finger fuhren mittlerweile durch seine Haare und hinterließen überall ein angenehmes Kribbeln. Als Gerard wieder von ihm abließ bedankte er sich leise. Ein Bild formte sich in seinem Kopf. Zeref musste wirklich gut aussehen. „Wieso hast du mich so einfach mit zu dir genommen? Ich könnte schließlich auch ein verrückter Killer sein.“ Diese Frage brannte Gerard schon lange auf der Zunge. Zeref sah ihn erstaunt an: „Das habe ich dir doch schon gesagt, weil ich Gesellschaft möchte.“ Der Jüngere konnte sich das nicht so recht vorstellen. Zeref zog seine Beine nah an seinen Körper und legte seine Arme darum, ehe er fortfuhr: „Die Einsamkeit ist schon immer mein bester Freund. Es ist nicht leicht das Kind reicher Eltern zu sein. Meine Mutter starb sehr früh, mein Vater kümmerte sich nicht um mich, stattdessen stellte er mir immer wieder neue Kindermädchen vor die auch nur das Nötigste taten. Wir wohnten auf einem großen Anwesen, ich hatte Privatunterricht zu Hause und so nie die Möglichkeit überhaupt andere Kinder kennen zu lernen. Als ich später studieren und arbeiten ging sah man in mir nur das verwöhnte Söhnchen, aber ich habe für meinen Erfolg hart gearbeitet. In meinem Leben gibt es nichts Lebenswertes. Es würde keinen Unterschied machen wenn ich plötzlich nicht mehr da wäre.“ Aus einem Impuls heraus rückte Gerard nahe neben Zeref und legte seine Arme um ihn, dann grinste er: „Dann sorge ich dafür dass dein Leben wieder lebenswert wird.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)