Ein Hai kommt selten allein von King_of_Sharks (SouRin) ================================================================================ Kapitel 4: Wie man einen unsicheren Hai in den Wahnsinn treibt... ----------------------------------------------------------------- Am nächsten Morgen erwachte Rin mit den ersten Sonnenstrahlen, die im Winter allerdings erst nach acht Uhr den Weg durch sein Fenster fanden. Natürlich hatte er es verpasst, die Vorhänge zuzuziehen, da er mit anderen Dingen beschäftigt gewesen war… Moment! Mit einem Mal riss Rin seine roten Augen auf und stellte fest, dass er tatsächlich nackt war, sowie ein Arm auf ihm lag, der Sousuke gehörte. Sie hatten es tatsächlich getan… Der Rothaarige richtete seinen so gar nicht mehr schlaftrunkenen Körper auf, wodurch es ihn schmerzlich im Hintern zog und den letzten Zweifel seiner gestrigen Handlungen beseitigte. Sousukes Hand war nach unten gerutscht und veranlasste Rin schließlich dazu, wie in Trance aufzustehen, sich Klamotten aus dem Schrank zu holen und ins Bad zu gehen. Er konnte von Glück sprechen, dass noch niemand wach war und ihn so sah. In seiner Eile und seinem Schock bekam er auch nicht mit, dass Sousuke sich die Schlafsachen vom Futon nach oben ins Bett genommen hatte, was bedeutete, dass er nüchtern genug gewesen war, um das zu koordinieren und dadurch außerdem bewusst entschieden hatte, bei ihm zu schlafen. Als Rin die Tür abgeschlossen hatte und schließlich unter den warmen Wasserstrahlt trat, kehrte er langsam aus seiner Trance in die Realität zurück und bemerkte, dass sein Unterleib doch ziemlich schmerzte. Das Wasser tat gut, schaffte es aber weder sein schlechtes Gewissen, noch die Erinnerungen wegzuspülen, die nun über ihn kamen. Offenbar hatte er doch nicht so viel getrunken, sodass er sich an Vieles noch erinnern konnte, auch wenn es hier und da ein paar Lücken gab: Wie viel genau er zu sich genommen hatte und auch, wie sie in seinem Bett gelandet waren, fehlten beinahe vollkommen. Dafür konnte er sich viel zu gut an den Sex erinnern… Augenblicklich nahm Rins Gesicht die Farbe seiner Augen an und er ließ die Stirn gegen die Kacheln sinken. Es wäre auch die Krönung gewesen, wenn er sich nicht an sein erstes Mal erinnern könnte, doch dass es auf diese Weise stattgefunden hatte, war nicht gerade toll. Zu allem Überfluss fühlte Rin nun, wie etwas seine Beine hinablief, was ihn dazu veranlasste die Augen aufzureißen. Ohne nachzuschauen wusste er, was es war…in ihrem Eifer hatten sie natürlich kein Kondom benutzt. Vor Schande und Verzweiflung fing der Hai an zu weinen und sank auf den Boden der Dusche. Sein Schluchzen und die Tränen gingen im Wasser unter und er wünschte sich, die Kabine nie wieder verlassen zu müssen. Seine Verzweiflung und Selbstvorwürfe, dass er nicht so viel hätte trinken sollen, wandelten sich für kurze Zeit in Wut gegen Sousuke. Rin konnte sich nicht daran erinnern, dass er den anderen verführt hatte und so dachte er für einen Moment, dass dieser die Schuld an seinem Zustand trug. Wenn er schon seine Lust befriedigen musste, warum dann ausgerechnet an bzw. in ihm? Diese Wut und schwammigen Vorwürfe hielten jedoch nicht lange an, weil Rin wusste, dass es nicht so war, auch wenn ihm Stücke seiner Erinnerung fehlten. Er wusste wohl, dass er es genauso gewollt hatte, wenn nicht noch mehr, und nicht alles auf Sousuke schieben konnte. Auch wenn er sich langsam beruhigte, wollte er weder unter dem Wasserstrahl hervortreten, noch das Bad verlassen. Das hieße nämlich, dass er früher oder später Sousuke begegnen würde und er hatte keine Ahnung, wie er diesem gegenübertreten sollte. Noch bevor sich Rin den Kopf darüber zerbrechen konnte, klopfte es auch schon an der Badezimmertür, denn Gou und Makoto waren inzwischen aufgewacht und wollten auch langsam mal aufs Klo. „Wie lange brauchst du noch?“, klopfte die Rothaarige wie wild gegen die Tür und trat schon von einem Fuß auf den anderen. „Bin gleich fertig!“, erwiderte Rin und war überrascht, wie gefasst seine Stimme klang. Er beeilte sich nun, sich abzutrocknen und anzuziehen, damit die anderen nicht länger warten mussten. Mit einem Handtuch auf dem Kopf öffnete er die Tür schließlich und wurde dann fast von seiner Schwester umgerannt, die ihn aus dem Bad schob, indem sie die Tür hinter sich zudrückte. „Guten Morgen“, lächelte Makoto noch ein wenig verschlafen und lehnte sich gegen die Wand, während er wartete, dass das Bad frei wurde. „Morgen“, erwiderte Rin leise und hoffte, dass man ihm nicht ansah, dass er geweint hatte. „Ich geh schon mal runter.“ „Okay, ich komm gleich mit Haru nach“, nickte der Orca und gähnte dann verhalten. Der Hai trottete den Gang entlang und blickte zu seinem Zimmer, bevor er die Treppe hinunterlief. Sah man es ihm eigentlich an, dass er in der Nacht zuvor Sex gehabt hatte? Irgendwie fühlte sich Rin ein bisschen komisch seit dieser Erkenntnis und wusste nicht, was er tun sollte. Sich am besten einfach ganz normal verhalten und nichts anmerken lassen, oder? Viel zu nachdenklich und unschlüssig, machte Rin erstmal Kaffee und stellte ein paar Schüsseln raus, dass die anderen bei Bedarf Müsli essen konnten. Unbewusst hatte er im Prinzip Sousukes ideales Frühstück vorbereitet und verfluchte sich innerlich, als er sich dessen bewusst wurde. Um sich abzulenken und weil er keinen Hunger hatte, begann der Rothaarige schon mal mit dem Aufräumen. Dazu lief er durch Wohnzimmer und stellte die umgeworfene Lampe wieder hin, sammelte Nagisas und Reis Klamotten ein und warf sie dann über die Couchlehne. Die beiden schliefen noch, was ein Wunder war, da Rei eigentlich ein Frühaufsteher war, aber offenbar hatten die beiden gestern noch am längsten gemacht. Nagisa lag in Bauchlage halb über dem Blauhaarigen, was auch ganz gut so war, denn er war weder zugedeckt, noch trug er Klamotten am Leib. Der Größere hatte wenigstens Shorts an… Rin seufzte als er die Gläser einsammelte und in die Küche brachte. Zumindest sah das untere Stockwerk jetzt nicht mehr ganz so wild aus, auch wenn noch ein bisschen was zu tun war. Das würde er aber auf Gou abdrücken, weil er jetzt keine Lust mehr hatte und sich mit seinem Kaffee in die Küche setzte, während er hoffte, dass Sousuke sich nicht erinnern konnte und keine Fragen stellen würde. Immerhin konnte er unmöglich wissen, dass sie zu zweit im Bett geschlafen hatte, da Rin früher aufgestanden war…richtig? Sich an dieses Fünkchen Hoffnung klammernd, versuchte Rin nicht in Panik zu geraten als Makoto und Haru die Treppe herunterkamen und er schon dachte, es wäre Sousuke. Die beiden ließen sich ihm gegenüber nieder und der Orca setzte seinem Freund das Essen und den Kaffee vor. Haru wirkte auch noch nicht großartig ansprechbar, was sich mit den ersten Schluck Kaffee änderte, aber nicht bedeutete, dass er etwas sagte. „Schläft Sousuke auch noch?“, wollte Makoto dann wissen, der nicht ahnen konnte, dass er damit einen wunden Punkt traf. Rin nuschelte ein leises „Ja…“ in seine Tasse und wurde dabei kaum merklich rot, sodass der andere merkte, dass irgendetwas nicht stimmte. „Willst du ihn nicht wecken?“, fragte er vorsichtig nach, doch ehe der Hai antworten konnte, kam ihm sein Freund zuvor. „Also ich finde es eigentlich gerade ganz angenehm“, gab der Delfin gelassen zum Besten, dass er den Walhai nach wie vor nicht sonderlich mochte. Daraufhin wurde er von Makoto zurechtgewiesen, während Rin innerlich tausend Tode starb, da er gerade alles lieber tun würde, als zu Sousuke zu gehen. Starr blieb er an Ort und Stelle sitzen, schaute nach unten in seine halbleere Tasse und wollte einfach nur im Boden versinken. So hatte er sich weder das Wochenende, noch sein erstes Mal vorgestellt… Wenig später kam Gou gefolgt von Sousuke nach unten und Rin fiel ein Stein vom Herzen, dass er den Walhai nicht selber wecken musste, auch wenn er noch immer nicht wusste, wie er mit ihm umgehen sollte. Ihre Blicke trafen sich kurz, doch die roten Augen hielten dem anderen keine Sekunde stand, sodass er schnell wieder woanders hinsah und hoffte, dass es keiner bemerkt hatte. Unterdessen war Sousuke noch so verschlafen, dass er kaum etwas mitbekam und so auch nicht, dass Rin sich komisch verhielt. Er war ganz und gar kein Morgenmensch und brauchte mindestens eine halbe Stunde, um wach zu werden. Mit Kaffee beschleunigte sich dieser Prozess ein wenig, doch es dauerte bis er anschlug. Als wäre nichts gewesen, setzte sich Sousuke neben Rin und begann Unmengen an Müsli zu verzehren, wobei er sich wie immer verhielt. Dieses vollkommen gewöhnliche Verhalten, das nicht im Geringsten verlauten ließ, dass in der letzten Nacht etwas zwischen ihnen geschehen war, verwirrte Rin mehr, als dass es ihn beruhigte. Hatte er sich zuvor noch genau dies erhofft, so stiegen nun ernsthafte Zweifel in ihm auf und er fragte sich, ob es wirklich einfach nur Sex für den anderen gewesen war. Er hatte auch erfahren gewirkt, was für Rin dafür sprach, dass das sicher nicht das erste Mal für den anderen gewesen war, wenn auch vermutlich das erste Mal mit einem Mann, da er sich immer noch nicht vorstellen konnte, dass Sousuke schwul oder bi war. Dass seine Wahrnehmung vom Alkohol beeinträchtigt gewesen war, ließ er dabei außen vor, genau wie dass es nicht gut war, voreilige Schlüsse zu ziehen und im Selbstmitleid zu versinken. Das Einzige, das ihn gerade aus seinem Starren ins Leere bringen konnte, war dass Haru anscheinend gerade einen Anfall von Makoto-Bedarf bekam und selbigen einfach auf die Wange küsste und sich dann an ihn hängte, indem er seine Arme um ihn schlang. Der Größere wurde ein bisschen rot dabei und meinte: „…ich esse noch!“ „Na und? Ich nicht“, grummelte der Kleinere, ließ aber doch los. Diese Aktion, aber auch, weil er nicht mit Sousuke reden wollte, veranlasste Rin dazu, nun die Frage laut zu stellen, die er sich schon seit einer Woche stellte: „Warum habt ihr eure Beziehung so lange geheim gehalten?“ „Haben wir nicht“, erwiderte Haru. „Na schön: Warum habt ihr es mir nicht gesagt?“, formulierte der Hai die Frage um und verdrehte die Augen. „Na ja…es ist ein bisschen schwierig und hat sich irgendwie nicht ergeben…außerdem wussten wir nicht, wie du reagieren würdest“, stammelte Makoto nun alles Mögliche zusammen. Rin verstand wohl, dass es nicht einfach war, sich zu einer Beziehung zu bekennen und im gleichen Zug zu Outen, aber irgendwie hatte er doch gedacht, dass seien Freunde ihm mehr vertrauten. „Also mir war es klar, dass du nichts dagegen hast, aber Makoto hat Stress geschoben“, meinte Haru dann und schaffte es dadurch wohl eher unbewusst, dass Rin sich besser fühlte. Trotzdem störte es ihn, dass die anderen offenbar vor ihm Bescheid gewusst hatten, da es gestern nicht so gewirkt hatte, als wären diese von den Küssen und Sonstigem überrascht. „Aber warum wussten es die anderen dann?“, schmollte Rin doch noch ein bisschen. Gou schaltete sich nun ein und erzählte: „Nagisa und Rei haben sie mal beim Rummachen erwischt und Nagisa hat es mir erzählt.“ Makotos Gesicht wurde nun noch röter und Rin musste ein bisschen lachen, während Sousuke noch immer nicht reagierte, weil er nicht ganz wach war und Haru wie so oft keine Gefühlsregung zeigte. Seine Freunde halfen dem Hai sich abzulenken, auch wenn er sich nach wie vor ein bisschen komisch in seiner Haut fühlte, genauso wie Sousukes Anwesenheit ihn ein wenig nervös stimmte. Nachdem Nagisa und Rei aufgewacht waren, räumten sie gemeinsam die restlichen Überbleibsel des Abends auf, ehe sich das Iwatobi Team auf den Heimweg machte. Da Rin nicht zu lange mit Sousuke alleine sein wollte, stürzte er sich in Hausarbeit und Gou äußerte schon die scherzhaften Bedenken, dass er wohl krank sein müsste, woraufhin er ihr den Schwamm ins Gesicht warf, den er gerade zum Geschirrspülen verwendete. Sousuke hielt sich unterdessen aus diesem Geschwisterstreit raus, weil er aus Erfahrung wusste, dass nichts besser wurde, wenn er zu schlichten versuchte. Außerdem verwirrten ihn die Ereignisse der letzten Nacht, die er nicht zuzuordnen wusste, sodass er ziemlich nachdenklich war. Die anderen beiden bekamen davon aber nicht viel mit, da sie zu sehr mit sich und dem Schwamm beschäftigt waren. Sousuke starrte Rin immer mal wieder an und war irgendwie ganz froh, dass dieser beschäftigt war…es wäre doch sicher zu seltsam für den andern, wenn er wusste, dass er so beobachtet wurde. Wie verträumt und ergeben der Walhai dabei aussah und dass es eher süß war, wie er Rin anschaute, war ihm natürlich nicht bewusst. Wenig später fuhren sie zum Internat zurück, weil sie noch Hausaufgaben erledigen mussten und Gou sie schließlich rausgeschmissen hatte, weil ihr Rin zu sehr auf die Nerven ging und sie außerdem noch was mit Chigusa machen wollte. Auf der Fahrt war Rin unglaublich nervös und hatte deswegen schon Bauchschmerzen, die es ihm mit seinen sexbedingten anderen nicht gerade leicht machten, ein normales Gesicht zu wahren. Sitzen zählte gerade eindeutig nicht zu seinen bevorzugten Beschäftigungen, aber er musste es für eine halbe Stunde irgendwie aushalten. Sousuke hörte zum Glück Musik und schaute aus dem Fenster, sodass sich Rin ein bisschen entspannen konnte und nicht auch noch Mühe geben musste, normal mit diesem umzugehen. Anscheinend hatte dieser ihre Nacht zusammen wirklich vergessen, oder es machte ihm schlichtweg nichts aus… Viel falscher hätte Rin nicht liegen können, denn Sousuke bedeutete der Abend wirklich viel, nur konnte er weder die Ereignisse, noch seine Gefühle zuordnen, weswegen er das Thema nicht ansprach. Das Einzige, das er mit Sicherheit sagen konnte, war dass er es mochte, dass er Rin ein Stück näher gekommen war und Seiten an ihm entdeckt hatte, die er vorher nicht kannte. Sousuke mochte es, Neues über den Kleineren zu lernen, ganz besonders wenn es sich so gut anfühlte. Dass er in diesen verliebt war, wagte sein Verstand nach wie vor nicht zu fassen, sein Herz schrie es ihm jedoch seit Jahren zu. An seinen Gefühlen änderte die Tatsache, dass er nun mit Sicherheit wusste, dass Rin kein Mädchen war, überhaupt nichts. Sofern keine Notwendigkeit bestand, würde er auch nicht ansprechen, dass sie sich geküsst hatten. Vielleicht war es besser dass erstmal alles so wie vorher blieb, weil es doch eigentlich gut war. Dass bereits jetzt nichts mehr wie vorher war, bemerkte Sousuke noch nicht ganz, Rin dafür umso deutlicher. Den restlichen Tag verbrachte Rin damit, sich abzulenken und Sousuke so gut es ging aus dem Weg zu gehen, ohne dass es allzu sehr auffiel. Dazu stürzte er sich erst in Schulaufgaben, danach wollte er eigentlich joggen gehen und zog auch seine Sportkleidung dazu an, merkte aber nach ein paar Metern, dass das definitiv nicht ging. Dazu tat sein Hintern doch zu sehr weh und so blieb ihm nichts anderes übrig, als einfach ein bisschen spazieren zu gehen. Wäre er früher als gewöhnlich ins Zimmer zurückgekehrt, hätte das nur Fragen aufgeworfen und von Sousuke ausgefragt zu werden war das Letzte, das er gerade wollte. Rin konnte ihm nicht einmal in die Augen sehen, wie sollte er dann eine Konversation mit ihm führen, die daraus bestand ihn anzulügen? Die Wahrheit zu sagen kam nicht in Frage, da es erstens unglaublich peinlich war, zweitens gar nicht klar war, ob sich der Dunkelhaarige überhaupt erinnerte und drittens noch mehr Fragen und ein unangenehmes Gespräch zur Folge haben würde. Und so ging Rin eine dreiviertel Stunde spazieren, in der er viel zu viel nachdachte, es aber tatsächlich schaffte, sich ein wenig zu beruhigen. Zurück im Zimmer, ließ er sich aufs Bett fallen und bereute das sogleich, da der Schmerz ihm wieder in den Unterleib zog. Er biss sich auf die Lippen, um nicht zu fluchen und drehte sich dann in Richtung Wand, krümmte den Rücken und kauerte sich ein. Da es schon fortgeschrittener Abend war, tat Rin auch nicht mehr viel, außer sich umzuziehen und wünschte Sousuke dann noch eine gute Nacht, welcher auch bald schlafen ging. Am Sonntag hatte sich Rin soweit wieder, auch wenn er nach wie vor Schmerzen hatte, die aber wesentlich erträglicher als am Vortag waren. Auch wenn er es versuchte, er schaffte es einfach nicht ganz, seinem besten Freund gegenüberzutreten, als wäre nichts gewesen. Dessen Ruhe wünschte er sich gerade, weil er es nicht einmal fertig brachte, Sousuke anzusehen ohne leicht rot zu werden. Da es Winter war, konnte man sich draußen nicht lange aufhalten und somit war Rin mehr oder weniger dazu gezwungen, entweder im Zimmer oder im Aufenthaltsraum zu sein. Zweiterer war nach wie vor seine letzte Wahl, auch wenn es momentan nervenaufreibend war, die ganze Zeit mit Sousuke in einem Zimmer ‚gefangen‘ zu sein. Gerade saß der Rothaarige an seinem Schreibtisch und hörte über Kopfhörer Musik, während er versuchte seine Mathehausaufgaben zu machen. Als er auf einmal eine Hand auf der Schulter spürte, zuckte er zusammen. Die Berührung fühlte sich nicht direkt unangenehm an, aber sie löste etwas Unbekanntes in Rin aus, das ihm Angst einjagte. Er nahm die Kopfhörer ab und drehte den Kopf, sodass die roten Augen erschrocken in die türkisen des Größeren blickten. „Ich wollte dich nicht stören“, entschuldigte sich Sousuke sofort, die Hand bereits wieder bei sich. „Du sahst nur aus, als könntest du Hilfe gebraucht…“ Normalerweise hätte Rin keine Sekunde gezögert, diese anzunehmen, weil der Walhai ein Genie in diesem und auch anderen Fächern war, doch angesichts seiner Lage brauchte er für die Entscheidung länger. „Okay, wenn es dir nichts ausmacht“, zuckte er gespielt gleichgültig mit den Schultern und wandte sich seinem Heft zu, bevor er mit dem Stuhl zur Seite rückte, dass Sousuke seinen zu ihm stellen konnte. Wenn sie sich gegenseitig bei den Hausaufgaben halfen, war es doch ganz praktisch, dass Rin Linkshänder war, denn so kamen sie sich nicht in die Quere und hatten gleichzeitig eine gute Möglichkeit, ihre Ergebnisse in der Mitte zu vergleichen. Auch wenn Rins Herz die ganze Zeit mehr oder weniger stark verrücktspielte, bekam er es für seinen Zustand ganz gut hin sich zusammen zu reißen und normal mit Sousuke umzugehen. Als sich ihre Hände jedoch total klischeehaft berührten, da sie gleichzeitig zum Buch greifen und umblättern wollten, fühlte es sich für Rin fast so an, als hätte man ihm einen Elektroschock verpasst. Schnell zog er seine Hand zurück und ließ Sousuke die Seite umschlagen. Dieser wunderte sich ein bisschen über die Reaktion, die sie sonst mit einem Lachen abgetan hätten, schenkte ihr jedoch keine große Beachtung und erklärte dann einfach weiter. Am Montag spürte Rin nur noch ein leichtes Ziehen beim Sitzen, das nicht super angenehm, aber vertretbar war. Er glaubte auch, immer besser mit der Situation ihn und Sousuke betreffend umgehen zu können und sich zu beruhigen, aber da täuschte er sich gewaltig. Als sie im Unterricht saßen und Rin nach vorne Blickte, blieb sein Blick an seinem Vordermann hängen. Erstmal wäre das nichts Ungewöhnliches, da er Sousuke oft heimlich im Unterricht beobachtete, doch ihm fiel nun dessen Hals ins Auge. Der Kragen stand nicht ganz so wie er sollte und man konnte einen Teil des Bissabdrucks erkennen, der in jener schicksalhaften Nacht entstanden war, weil er nicht gewusst hatte, wohin mit seiner Lust. Wenn man es nicht wusste, sah man ihn kaum, aber dessen Verursacher konnte beinahe jedes Detail erkennen und wurde ziemlich rot. Okay, er hatte sich kein bisschen unter Kontrolle und die Lage genauso wenig im Griff! Grimmig verstimmt stützte der Hai seinen Kopf auf die Hand und sah aus dem Fenster, um wieder runterzukommen. Der Gedanke ans Training später löste gemischte Gefühle in ihm aus, da er sich zum einen aufs Schwimmen freute, zum anderen Angst hatte, dass seine kleine Eskapade am Wochenende ihn beeinträchtigen könnte. Insgeheim war er auch froh, dass Sousuke gerade nicht am Training teilnehmen konnte, da sonst definitiv jemand etwas vom Bissabdruck mitbekommen hätte, der an dessen Hals prangte und einen unweigerlichen Reminder für diese Nacht darstellte. Hoffentlich verblasste dieser bald… Während Rin sein Team zusammentrommelte, befand sich Sousuke auf dem Weg zu seinem Physiotherapeuten, so wie immer. Somit konnte der Hai ein paar Stunden durchatmen, ehe er sich dem anderen erneut stellen musste. Wie lange er das noch so aushalten konnte, wusste er selber nicht, aber wenn es so weiterging, musste er irgendwann mit ihm reden. Daran wollte er gar nicht denken und schüttelte diesen Gedanken daher schnell wieder ab, um sich aufs Schwimmen konzentrieren konnte. Doch als der Rothaarige vom Startblock sprang und ins Wasser tauchte, spürte er, dass sich sein Hintern doch noch nicht ganz erholt hatte. Es war nicht so schlimm, jedoch konnte er nicht ganz so wie sonst, was ihn ärgerte. Während er schwamm, verfluchte er seine eigene Unvernunft und Gefühle, die ihn in diese Lage gebracht hatte. Gleichzeitig schwor er sich, nie wieder so unvorbereitet Sex zu haben – sofern es überhaupt ein nächstes Mal geben würde. Dass es schmerzfrei, oder wenigstens ohne Nachwirkungen möglich war, dessen war er sich sicher. Doch sie hatten am Wochenende beide ein bisschen überstürzt gehandelt und waren nicht Herr ihrer Sinne gewesen, zumal Sousuke sicher keine Erfahrungen mit Männern hatte. Als Rin aus dem Becken stieg und sich abtrocknete, kamen ihm Ai und Momo entgegen gesprungen und erkundigten sich nach Sousuke. Er musste ihnen gestehen, dass er auch nicht so genau wusste, wie es um dessen Schulter stand und ob er dieses Jahr bzw. in seiner Schulzeit noch einmal mit ihnen schwimmen könnte. Als hätte Rin nicht so schon genug Probleme, begann er sich nun auch noch um Sousuke zu sorgen…das war doch alles scheiße! Im Vergleich zu dessen Pein war das bisschen Ziehen im Arsch doch nichts und er sollte sich nicht so anstellen. Trotzdem hatte Rin Angst, dass er durch genau solche unbedachten Handlungen seine Karriere gefährden könnte. Also entweder verzichtete er ganz auf Sex, oder musste es so koordinieren, dass es nicht mit seinem Training kollidierte. Bei der Erkenntnis, dass er sich soeben darüber Gedanken machte, es wieder zu tun, wurde er rot und verschwand schnell im Duschraum, die anderen beiden mit fragenden Minen zurücklassend. Sein Körper zitterte von der Anstrengung, sich die ganze Zeit zusammenreißen zu müssen, sehr, als das Wasser seine Haut berührte und hinabrann. Allgemein fühlte er sich nicht gut, da er mehr als die beiden Tage zuvor merkte, dass sich etwas in ihm verändert hatte. Man sah es ihm äußerlich vielleicht nicht an, doch Rin wusste, dass er nicht mehr der Gleiche war. Was hatte Sousuke nur mit ihm angestellt? Fünf Stunden später ging es ihm nicht besser, denn sie hatten wieder gemeinsam Hausaufgaben gemacht und diese schreckliche Normalität machte ihn einfach fertig, da er wusste, dass nichts wie vorher war. Warum setzte ihm das auch so zu? Rin kannte die Antworten auf diese Frage nur zu gut, wollte sich aber nicht so ganz eingestehen, dass er vor nicht allzu langer Zeit betrunken sein erstes Mal mit seinem besten Freund gehabt hatte, der vermutlich weder schwul war, noch sich daran erinnern konnte, oder es ihm einfach egal war. Am liebsten würde er weinen, doch dazu hatte der Schmerz der Erkenntnis noch nicht eingesetzt. Stattdessen lag Rin nun im Bett und versuchte die Nacht nachzustellen, um herauszufinden, wie sie überhaupt bei ihm auf dem Bett gelandet waren. Das brachte allerdings nicht viel, sondern nur die Bilder zurück, die er bereits kannte, die sich in der Stille und Dunkelheit des Abends stärker als zuvor vor seinem inneren Auge manifestierten und ihn stark erröten ließen. Des Weiteren begann er sich an sein eigenes Stöhnen zu erinnern, sowie Sousukes unterdrücktes Keuchen, dessen Küsse und sanften Berührungen… Ohne es irgendwie verhindern zu können, sehnte sich Rin nun genau nach diesen, sowie er bei der Vorstellung langsam hart wurde. Fassungslos über die Reaktion seines Körpers und Verstands, zog sich der Rothaarige die Decke über den Kopf und kniff die Augen zusammen, so als ob er die Bilder dadurch verscheuchen könnte. Das brachte alles nichts und er erinnerte sich nur noch mehr…wie er sich dem anderen hingegeben und wie ein Mädchen gestöhnt hatte. Es war so peinlich, aber auch so gut gewesen…Sousuke in sich zu spüren. Rins Gesicht glühte nun und seine Unterhose spannte, doch er wollte das Risiko, sich jetzt einen runter zu holen, nicht eingehen und konnte das in dem Moment auch von seinem mentalen Zustand her nicht wirklich. Ziemlich fertig mit den Nerven schlief der Hai schließlich doch ein, unsicher und voller Hoffnungen und Träume für die Zukunft. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)