Die Mutter meiner besten Freundin von -NicoRobin- ================================================================================ Kapitel 5: 5 ------------ „Ich war damals erst fünfzehn, als ich erfahren hatte, dass ich schwanger bin. An diesem Tag ist für mich eine Welt zusammengebrochen. Es war wie ein Schlag ins Gesicht. Ich war gerade erst mit der Schule fertig und wusste noch nicht einmal, was ich überhaupt werden wollte. Mit dem Vater des Kindes, war ich auch erst einen Monat zusammen. Es war unser erstes Mal gewesen. Natürlich haben wir an Verhütung gedacht, aber keiner von uns hatte auf das Verfallsdatum geachtet. Nach ein paar Wochen blieb meine Periode dann aus. Ich hatte große Angst und habe mich schließlich Claire anvertraut. Sie hat mir einen Test in der Apotheke gekauft und mich mit zu sich nach Hause genommen. Meine Eltern waren schon immer sehr streng gewesen. Die beiden haben mir selten etwas erlaubt und fanden, dass Claire kein guter Umgang für mich war. Der Test war natürlich positiv gewesen. Ich konnte es nicht glauben und habe nach ein paar Tagen einen weiteren gemacht. Ebenfalls positiv. Als ich Sebastian schließlich erzählt habe, dass ich schwanger bin, hat er sich sofort von mir getrennt und jeglichen Kontakt abgebrochen. Ich habe ihn seitdem nie wieder gesehen. Er ist wohl mit seinen Eltern umgezogen. Claire und ihre Eltern waren mir damals eine große Stütze gewesen. Irgendwann hatte ich es dann meinem Eltern erzählt. Ich habe so lange gewartet, bis ich meinen Bauch nicht mehr verstecken konnte. Ich ahnte schon, wie sie reagieren würden und genau so war es dann auch. Meine Mutter ist in Tränen ausgebrochen. So hatte ich sie wirklich noch nie erlebt. Mein Vater hat mich auf's schärfste verurteilt und mir schmerzhafte Worte an den Kopf geworfen. Ich kann mich noch genau daran erinnern, wie er in mein Zimmer gerannt ist, die Tasche von meinem Kleiderschrank gerissen hat und all meine Sachen einpackte. Er hat mich einfach vor die Tür gesetzt. Meine Mutter saß die ganze Zeit auf dem Stuhl in der Küche und hat absolut nichts unternommen. Es war wie ein Albtraum. Nur das es eben kein Traum, sondern die beschissene Realität war. Ich bin völlig aufgelöst zu Claire geflüchtet. Wo sollte ich auch sonst hin? Ich hatte niemamden außer sie. Ihre Eltern waren sehr verständnisvoll und haben mich bei sich wohnen lassen. Auch als Marie dann auf die Welt kam, haben sich die beiden um mich gekümmert. Wäre ich ins Heim gekommen, hätten sie mir mein Kind wahrscheinlich weggenommen. Ich konnte ja nicht einmal für mich selbst Sorgen. Wie sollte ich es dann mit einem Kind schaffen? Als ich sie dann das erste Mal in meinem Armen hielt, wusste ich, dass es die richtige Entscheidung gewesen war. Ich habe sie von Anfang an geliebt und mir geschworen, dass sie es einmal besser haben wird als ich. Meine Eltern haben öfters versucht, Kontakt zu mir aufzunehmen. Aber ich wollte nichts mehr mit ihnen zu tun haben und habe jegliche Anrufe ignoriert. Irgendwann haben sie es dann aufgegeben. Ich habe nie wieder etwas von ihnen gehört. Ich weiß nicht einmal, wo oder ob sie überhaupt noch Leben.“ Die Worte sprudelten nur so aus ihr heraus. Ihre anfängliche Wut wich schnell der Trauer. Sie weinte teilweise so schlimm, dass ich Probleme hatte, sie zu verstehen. Ich fühlte mich ziemlich überfordert und hilflos. Wollte ich doch mehr tun, als sie zu trösten. Aber ich wusste einfach nicht wie. Andrea schien sich langsam wieder zu beruhigen. Sie drehte meine Kopf sanft in ihre Richtung und blickte mich an. „Kann ich dir irgendwie helfen? Du musst nichts mehr sagen, wenn es zu schwer ist. Ich meine, es ist wirklich schlimm, was dir passiert ist.“ Andrea lächelte mich an und drückte ihre weichen Lippen auf meine. Es war nur ein Augenblick, brachte aber trotzdem alles in mir zum Kribbeln. Es fühlte sich ebenso schön an, wie vorhin. War aber nicht mit dem ersten, viel leidenschaftlicheren zu vergleichen. „Du bist hier und hörst mir zu. Das bedeutet mir wirklich sehr viel. Wenn es okay für dich ist, erzähle ich weiter.“ Ich nickte zur Antwort und legte mich wieder in die alte Position. Ihre langen Finger glitten durch mein Haar, als sie schließlich weiter redete. „Eines Tages kam Claires Mutter in mein Zimmer und setzte sich zu mir auf die Couch. Marie spielte nebenan mit Claire. Ich genoss die Zeit in der sie schlief oder jemand anderem ihre Aufmerksamkeit schenkte. Auch wenn ich meine Kleine über alles Liebe, sie konnte wirklich anstrengend sein. Es gab Tage, da stand ich kurz vor einem Nervenzusammenbruch. Die gibt es übrigens heute noch.“ Unter mir vibrierte es, als Andrea anfing zu lachen. Ich grinste und dachte an die Tage zurück, an denen Marie mich mit ihrer Fragerei in den Wahnsinn trieb. „Das kann ich unterschreiben. Ich liebe sie trotzdem sehr.“ - „Ich weiß, Süße. Ich bin froh, dass du in unser Leben getreten bist. Ihr zwei seid die wichtigsten Menschen in meinem Leben.“ Ich setzte mich auf und wischte mir die Tränen aus dem Gesicht. Ihre Worte berührten mich so sehr, dass ich sie einfach nicht zurückhalten konnte. Ich spürte ihren Körper an meinem Rücken, während ihre Arme sich um meinen Bauch schlangen. „Du bist ein wundervoller Mensch. Ich liebe dich, Grace.“ - „Ich liebe dich auch.“ Sie küsste meinen Nacken und zog mich auf die Couch zurück. „Claires Mutter hat mich gefragt, ob ich nicht wieder zur Schule gehen wollte und mir ihre Hilfe angeboten. Ich hatte mir schon viele Gedanken darüber gemacht. Für mich war klar, dass ich meinen Realschulabschluss nachholen wollte, sobald Marie etwas älter war. Ich wollte Bürokauffrau werden und brauchte einen besseren Abschluss. Jetzt, da sie in den Kindergarten kam, war dies möglich. Ich meldete mich also für das kommende Schuljahr an und bekam nach einigen Wochen die Bestätigung. Wir einigten uns darauf, dass ich Marie morgens zum Kindergarten brachte und Claire oder ihre Mutter sie abholen würden. Ein Jahr zuvor hatte ich meinen Führerschein gemacht und war somit nicht auf den Bus angewiesen. An meinem ersten Tag an der Berufsschule war ich unheimlich aufgeregt. Ich hatte die zweijährige Wirtschaftsschule gewählt und wusste absolut nicht, was auf mich zukommen würde. Schließlich hatte ich vor vier Jahren zuletzt die Schulbank gedrückt. Der erste Tag war toll gewesen. Meine Mitschüler und auch die Lehrer waren super. Mit Jill hatte ich auch die erste Freundin an der Schule. Wir verstanden uns auf Anhieb und verbrachten die ganzen Schultage zusammen. Mit der Zeit kamen wir uns näher und wurden ein Paar. Claire musste mir jedoch zuerst in den Arsch treten. Ich war der Überzeugung niemanden an meiner Seite haben zu dürfen. Wegen meiner Tochter. Aber sie hat die Zweifel schnell zerstreut. Im nachhinein wurde mir bewusst, wie sehr ich mich nach jemandem sehnte. Für mich spielte es nie eine Rolle, ob Mann oder Frau. Nachdem ich mit Jill eine wunderbare Nacht verbrachte, war ich mir ziemlich sicher, lesbisch zu sein. Die Beziehung hielt leider nur ein paar Wochen. Wir waren zu verschieden. Sie wollte jedes Wochenende auf Partys gehen und hatte kein Verständnis dafür, dass ich es nicht wollte. Ich hatte keine Lust zu feiern und mich zu betrinken. Mein Kind war mir wichtiger als alles andere und das gefiel ihr nicht. Traurig war ich schon, da sie mir etwas bedeutete, aber es war nicht zu ändern. Von da an, konzentrierte ich mich voll und ganz auf die Schule und kümmerte mich um Marie. Natürlich gab es immer wieder Tage, in denen ich mich nach Berührungen sehnte, aber ich hatte kein Interesse an einer Beziehung. Es gab da noch die ein oder andere Frau, die mich interessierte. Aber mit keiner wollte ich mein Leben teilen. Erst mit einunddreißig war ich in einer längeren Beziehung. Lauren war meine Arbeitskollegin. Sie hat sich wirklich wunderbar um Marie gekümmert. Nach einem Jahr sind wir dann zu ihr gezogen. Marie war zu der Zeit sechzehn und gerade mit der Schule fertig. Sie hatte absolut kein Problem mit meiner sexuellen Orientierung und mochte Lauren ebenso sehr. Eines Tages habe ich früher Feierabend gemacht, weil mich schon den ganzen Tag Kopfschmerzen plagten. Marie war bei einer Freundin und dafür war ich wirklich dankbar. Ich habe Lauren mit einer anderen in unserem Bett erwischt. Ich dachte wirklich, sie wäre die Richtige. Aber wie so oft in meinem Leben wurde ich enttäuscht. Für meine Tochter versuchte ich stark zu sein. Ich wollte nicht, dass sie mich so gebrochen zu Gesicht bekam. Wir haben uns sofort eine neue Wohnung gesucht. Ich habe meinen Job gekündigt, weil ich es nicht länger ertragen habe, Lauren über den Weg zu laufen. Seitdem leben wir hier und sind sehr glücklich.“... Noch lange saß ich mit Andrea im Wohnzimmer und lauschte ihren Worten. Es war fast 4 Uhr in der früh, als ich mich von ihr verabschiedet hatte. Eigentlich wollte ich nicht gehen. Ich hätte alles dafür gegeben, die Nacht bei ihr zu bleiben. Neben ihr einzuschlafen und morgens wieder aufzuwachen. Aber wir wollten beide nicht riskieren, von Marie überrascht zu werden. Es wäre nicht zu leugnen gewesen, wenn sie uns in ihrem Bett erwischt hätte. Was dann geschehen wäre, wollte ich mir gar nicht erst ausmalen. Ich drehte mich auf den Rücken und seufzte. Die Müdigkeit überkam mich. Kein Wunder. Ich habe die ganze Nacht kein Auge zu getan. Die Worte von Andrea hallten in meinem Kopf wider und machten es mir unmöglich einzuschlafen. Auf der Couch raschelte es. Marie setzte sich auf und rieb gähnend über ihre Augen. Als ihr Blick auf das Bett fiel, hob sie überrascht eine Augenbraue. „Guten Morgen, Grace. Du bist schon wach? Es ist erst acht. Normalerweise schläfst du Sonntags doch so lange.“ Ich richtete mich auf und blickte zu Marie. „Morgen. Ich habe noch gar nicht geschlafen. Irgendwie wollte die Müdigkeit nicht kommen.“ Ich zuckte mit der Schulter und blickte auf meine Hände hinab. Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr. Kurz darauf setzte sich meine Freundin neben mich aufs Bett und legte den Arm um meine Schulter. „Du warst in der Nacht bei Mama, oder? Ich bin wach geworden und habe das Bett verlassen vorgefunden.“ - „Ja, ich war bei ihr. Ich wollte eigentlich nur auf die Toilette. Im Wohnzimmer brannte noch Licht. Wir haben noch Fern gesehen. Tut mir leid.“ Eigentlich war es nicht nötig, sich dafür zu entschuldigen. Eigentlich. Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Ich hasste es, Marie zu belügen. Sie drückte meine Schulter und schüttelte schließlich den Kopf. „Du musst dich nicht dafür entschuldigen. Ich weiß doch, dass ihr euch gut versteht. Meine Mutter ist eben eine tolle Frau.“ Zu mehr als einem Nicken war ich nicht imstande. Wie Recht Marie doch mit ihrer Aussage hatte. Hosted by Animexx e.V. 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