Die Mutter meiner besten Freundin von -NicoRobin- ================================================================================ Kapitel 2: 2 ------------ „Ich... würde gerne mitkommen und über Nacht bleiben. Danke, dass du für mich da bist.“ Noch immer lag ihre Hand auf meinem Arm. Ich kann mir nicht erklären wieso, aber irgendwie berührte sie mich heute öfters als sonst. Sollte ich mir etwas darauf einbilden? Ich schüttelte den Kopf und warf den Gedanken beiseite. Wohl eher nicht. Es hatte ganz sicher nichts zu bedeuten. „Ich bin immer für dich da. Das weißt du doch.“ Sie schenkte mir ein aufrichtiges Lächeln, welches ich augenblicklich erwiderte. „Ja, dass weiß ich. Trotzdem wollte ich danke sagen. Nicht nur für heute. Du bist echt toll.“ Eine leichte Röte zierte ihr Wangen, als ich meine Hand auf ihre legte. Sie zog ihre eilig unter meiner hervor und erhob sich vom Bett. „Ähm, wollen wir dann frühstücken? Ich bekomme langsam Hunger.“ Ich nickte verwundert mit dem Kopf und erhob mich ebenfalls. Was war das denn jetzt wieder? War ich die letzten fünf Jahre wirklich so blind gewesen? Klar, ich hatte mit meinen eigenen Gefühlen zu kämpfen gehabt, habe es immer noch, aber man merkt doch, wenn die beste Freundin mehr für einen empfindet, oder? Ich unterdrückte ein Seufzen und folgte Marie in die Küche. „Hallo Mama, wie ich sehe, ist das Frühstück schon fertig. Das sieht wirklich sehr lecker aus.“ Marie gab ihr einen Kuss auf die Wange und setzte sich dann an den reichlich gedeckten Tisch. Mein Blick blieb an Andrea hängen. Der unbändige Wunsch, sie ebenfalls zu küssen, loderte in mir auf. Wie gerne würde ich dem nachkommen. Aber es ging nun mal nicht. Ich senkte den Kopf und schloss für einen Moment die Augen. „Grace? Ist alles okay mit dir?“ Ich hob meinen Kopf wieder an und blickte in zwei besorgte Augenpaare, die mich vom Tisch aus musterten „J-ja, es ist alles okay.“ Ich setzte mich auf den noch freien Stuhl, direkt neben Andrea und sah auf den gedeckten Tisch. „Marie hat Recht. Das sieht wirklich sehr lecker aus. Danke, dass ich mitessen darf.“ Andrea grinste mich an und bedeckte meine Hand mit ihrer. „Kein Problem. Du gehörst doch zur Familie.“ Ihre Worte, ebenso wie die warme Berührung lösten ein Kribbeln in meinem Bauch aus. Oh Gott. Diese Frau war mein Untergang. Wie sollte ich mich da bitteschön zurückhalten können? Als hätte sie meine Gedanken gelesen, zog sie die Hand zurück und nahm sich ein Brötchen aus dem Korb. Wir taten es ihr gleich, wobei Marie schon das zweite nahm. Ich hatte gar nicht mitbekommen, dass sie das erste bereits aufgegessen hatte. Bei der gutaussehenden Ablenkung neben mir war das auch kein Wunder. Ich blendete alles um mich herum aus, wenn ich sie nur ansah. Ich lächelte und widmete mich dann dem Essen zu. Eine Weile blieb es ruhig, ehe Marie sich an ihre Mutter wandte. „Grace kommt später mit nach Harris und schläft dann hier. Das ist doch in Ordnung, oder?“ Bei der Erwähnung meines Namens sah ich auf. „Natürlich ist das in Ordnung. Ich habe meine zwei Süßen gerne um mich.“ Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich zu Andrea. Sie zwinkerte mir zu und nahm die Kaffeetasse zur Hand. Hier war doch irgendwas faul, oder? Zumindest kam es mir so vor. Aber wie so oft, bildete ich mir das alles bestimmt nur ein. Ich seufzte und schob das Brett von mir weg. „Danke, Mama... Wir sehen uns dann später.“ Marie trat leicht gegen mein Bein und schielte mit den Augen zur Tür. Es brauchte keine Worte. Ich verstand auch so, was sie von mir wollte. Wir erhoben uns gleichzeitig und brachten das dreckige Geschirr zur Spüle. Ich räumte noch ein paar andere Dinge ab und verstaute sie ordnungsgemäß in den Kühlschrank. „Dankeschön Grace. Meine Tochter sollte sich mal ein Beispiel an dir nehmen.“ Marie warf mir einen bösen Blick zu, während ich mir ein Grinsen nicht verkneifen konnte. Oben angekommen schloss sie die Zimmertür hinter sich und dirigierte mich zum Bett. Als wir uns beide darauf niederließen, blickte sie mich ziemlich seltsam an. „Was war denn das gerade? Man könnte meinen, ihr habt miteinander geflirtet. Das ist total strange. Sie ist meine Mutter, falls dir das entgangen sein sollte.“ Nein, dass war mir definitiv nicht entgangen. Das machte die Sache ja so kompliziert. Es wäre einfacher mit dem Versteckspiel aufzuhören, aber das konnte ich Marie einfach nicht antun. „Ich weiß nicht, was du meinst. Das ist totaler Unsinn. Warum sollte ich das denn tun?“ Marie stand auf und ging schweigend durch den Raum. Ich betete innerlich, dass sie meinen Worten glauben schenkte. Sie würde sonst ganz sicher nichts mehr mit mir zu tun haben wollen. Seufzend kam sie auf mich zu und kniete sich vor mir auf den Boden. Ihre Hände legten sich auf meine Knie. „Sei bitte ehrlich zu mir... läuft da wirklich nichts zwischen euch?“ Vorsichtig schüttelte ich den Kopf. Mein Magen krampfte sich dabei schmerzhaft zusammen. Es war zwar nicht wirklich eine Lüge, trotzdem empfand ich es als solche. „Nein, zwischen uns läuft nichts. Das versichere ich dir.“ Ihr Gesicht erhellte sich binnen Sekunden und zeigte mir ihr typisches Grinsen, welches ich so sehr an ihr mochte. „Das freut mich sehr. Ich wüsste nicht, was ich getan hätte, wenn es wirklich so wäre. Ich meine..., ich will deinem Glück nicht im Wege stehen, aber...“ Ich bedeckte meine Hand mit ihrer und brachte sie somit zum Schweigen. „Alles okay. Ich verstehe schon, was du mir damit sagen willst. Du musst dir keine Gedanken darüber machen.“ Sie schloss mich in eine feste Umarmung. Ich blinzelte ein paar Mal, als verräterische Tränen in meine Augen schossen. Wie gerne würde ich mich jetzt in mein Bett verkriechen und den ganzen Tag lang heulen. Ich schob sie vorsichtig von mir und zwang mich zu einem Lächeln. „Bin gleich wieder da. Muss mal eben ins Bad. Wir können ja gleich etwas spielen, wenn du Lust hast.“ Lautlos schlich ich am Wohnzimmer vorbei und erhaschte einen Blick auf Andrea. Einen Moment blieb ich stehen. Sie lag auf der Couch und sah sich einen Film im Fernsehen an. Ich ging weiter und öffnete die benachbarte Tür zum Badezimmer. Erst jetzt erlaubte ich mir ein tiefes seufzen. Augenblicklich sammelten sich die erfolgreich verdrängten Tränen in meinen Augen und liefen meine Wangen hinab. Meine Beine zitterten unaufhörlich, als ich an der Tür hinabrutschte und mit den Augen durch den Raum wanderte... „Grace? Stimmt was nicht? Du bist schon so lange im Bad.“ Ich hielt die Luft an, als Andreas Stimme begleitet von einem energischen Klopfen in meine Ohren drang. Was machte sie hier? Ausgerechnet sie. „A-Alles o-okay.“ Ich hievte mich aus meiner sitzenden Position und taumelte zum Waschbecken. Das eiskalte Wasser fühlte sich unbeschreiblich gut auf meinem erhitzten Gesicht an. Mit geschlossenen Augen tastete ich nach dem Handtuch, spürte stattdessen etwas warmes unter meinen Fingern. Ich hob ruckartig den Kopf und stand einer besorgten Andrea gegenüber. „Entschuldige, dass ich einfach reingekommen bin. Es war nicht abgeschlossen.“ Mit einem Lächeln hielt sie mir das Handtuch hin, welches ich dankbar entgegennahm. Ich ließ mir Zeit beim Abtrocknen, wusste aber, dass ich es nicht ewig hinauszögern konnte. Ich hängte es schließlich an den Haken und blickte in die grünen Augen vor mir. Sie kam noch ein Stück näher. Die warme Hand, die sich nun auf meine Schulter legte, war tröstend und beängstigend zugleich. „Ich habe dich weinen gehört. Hast du dich mit Marie gestritten?“ „Nein, habe ich nicht. Es ging um etwas anderes. Etwas, worüber ich nicht sprechen möchte.“ Vor allem nicht mit ihr. Ich biss mir auf die Unterlippe und trat einen Schritt zurück. „Ich sollte wieder nach oben gehen. Marie wartet bestimmt schon auf mich.“ Ich ging eilig an ihr vorbei und hielt inne, als sie meinen Namen sagte. „Wenn du mal reden möchtest, kannst du gerne zu mir kommen, ja?“ Ich drehte mich ein letztes Mal um und musterte sie eingehend. „Dankeschön, dass ist sehr lieb. Aber ich kann wirklich nicht.“ - „Das muss ich wohl so hinnehmen. Wir sehen uns dann später.“ Ihr enttäuschter Gesichtsausdruck entging mir nicht. Er änderte trotzdem nichts an meiner Entscheidung. „Da bist du ja endlich. Wo warst du denn so lange?“ Ich betrat das Zimmer und setzte mich neben Marie an den Couchtisch. Auf diesem hatte sie bereits die Karten ausgeteilt. „Entschuldige, hat etwas gedauert. Jetzt bin ich ja wieder da. Willst du wirklich Phase 10 spielen? Du weißt doch, dass ich immer gewinne.“ Ich nahm die Karten zur Hand und grinste sie an. „Heute aber nicht. Mein Gefühl sagt mir, dass ich heute mal gewinne. Du wirst schon sehen.“ Glück gehabt. Nun würde sie mir wenigstens keine Fragen mehr stellen. Ich hatte ohnehin keine Antworten darauf. Meine Gedanken schweiften ab und drehten sich wie so oft in den letzten Jahren um Andrea. Ihre roten, leicht gelockten Haare erschienen vor meinem inneren Auge. Grüne Augen musterten mich. Sie stand dicht vor mir und fuhr mit einer Hand durch mein braunes, schulterlanges Haar. Heißer Atem kitzelte mein Gesicht, als sie mir quälend langsam entgegenkam. Wie in Trance schloss ich die Augen und hörte das Blut in meinen Ohren rauschen. Nur noch ein paar Zentimeter, dann.. „Grace? Hallo?“ Ich drehte erschrocken den Kopf, als eine Hand vor meinem Gesicht wedelte. „Süß, du wirst ja ganz rot. An wen hast du denn gedacht?“ - „Äh, an niemanden. Bin ich schon dran?“ Marie lachte, ehe sie mir leicht in die Seite knuffte. „Schon ist gut. Ich rede seit zehn Minuten mit dir. Und du hast nichts besseres zu tun, als verliebt vor dich hinzustarren. Du kannst es leugnen, soviel du willst. Ich bekomme schon noch raus, wer der oder die Glückliche ist.“ Ich rollte mit den Augen und studierte die Karten, die ich noch immer in der Hand hielt. „Es gibt niemanden in meinem Leben. Können wir jetzt endlich weiterspielen?“ - „Natürlich gibt es da niemanden. Darum hast du gerade auch so geguckt. Das kannst du jemand anderen erzählen, aber nicht mir.“ Ich knallte meine Karten auf den Tisch und funkelte meine Freundin böse an. „Es reicht. Entweder spielen wir jetzt, oder ich gehe. Ich will nicht darüber reden. Kapier das doch endlich.“ Ihr erschrockener Blick wich schnell einem Traurigen. Das schlechte Gewissen machte sich in mir breit. Ich seufzte und berührte ihr Knie. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht anschreien.“ - „Schon okay. Ich hätte dich nicht drängen sollen. Du wirst schon auf mich zukommen, wenn es etwas zu erzählen gibt.“ Ich drückte noch einmal ihr Knie, ehe ich meine Karten wieder aufnahm. „Das werde ich. Du bist meine beste Freundin.“ Sie lächelte und widmete sich wieder dem Spiel zu. Die nächste Stunde wich sie meinen Blicken aus. Ich wurde das Gefühl nicht los, dass es sie doch mehr mitnahm, als sie zugeben wollte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)