Spiegeltanz von Last_Tear ================================================================================ Kapitel 3: Hex -------------- Summend ließ Noah noch einige Fledermausflügel in ihren Zaubertrank fallen, bald wäre dieser fertig und dann würde sie sich endlich eine Auszeit nehmen können. Vielleicht mit Loki zusammen, vielleicht auch einfach allein - das würde sie überdenken, sobald sie das Gold für diesen Auftrag bekommen gehabt hatte und dafür brauchte es nur noch etwas Geduld. Womit die Hexe nicht gerechnet gehabt hatte, war dass urplötzlich ein Fuchs neben ihr auftauchen würde und mit einem erschrockenen Laut war sie einige Schritte zur Seite gesprungen, bis ihr aufging, wer da neben ihr aufgetaucht war und sie nur müde die Augen verdrehen ließ. „Seth…Warn mich doch wenigstens ein Mal vor wenn du das tust…“ Dieser gähnte leise auf und blinzelte etwas, bevor er lachen musste und sich schließlich neben dem Kessel ordentlich ausstreckte. „Entschuldige, aber du weißt, dass hier ein Dimensionsloch ist…“ Mittlerweile hatte sich Noah sogar gefangen, nickte nur stumm und hatte einen Blick auf den Zaubertrank geworfen - aber dieser schien zumindest durch nichts erschüttert worden zu sein - das war mehr als gut. „Ich weiß. Aber sonst kommt niemand durch, außer dir. Und nein, ich weiß nicht, wo sich Loki aufhält, er hat seinen eigenen Kopf…Aber ich kann dir einen Tee machen und dann reden wir, wenn du willst.“ Denn so aufgewühlt wie der Fuchs wirkte, würde dieser wohl eine kleine Aussprache und etwas Trost brauchen können und Seth nickte einfach nur noch müde - ja, wenn ihm etwas helfen konnte, dann war es Hexentee. Wenig später lag er schließlich auf Noahs Schoß und ließ sich kraulen, während er deprimiert immer wieder etwas Tee aus der kleinen Schale neben Noahs rechtem Bein schleckte und ihr alles erzählte. Von Juka angefangen, dass Mana letztes Jahr fast gestorben wäre und dass er sich jetzt nicht mehr sicher war, ob dieser ihn überhaupt noch liebte, oder ob er mit ihm zusammen war, um nicht allein zu sein, weil er etwas oder besser - jemanden gebraucht hatte, der mit ihm die Zeit verbringen würde und die Stille ausfüllte, welche Chou hinterlassen gehabt hatte. Schweigen füllte den kleinen Raum nachdem Seth schließlich geendet hatte, aber er hatte auch keine Antwort erwartet wenn er ehrlich war - aber er fühlte sich um einiges besser jetzt, erschöpft zwar, aber gleichzeitig auch nicht mehr so wahnsinnig unruhig und verletzt - es war, als wäre der Schmerz weniger geworden, hätte an Intensität verloren und war um einiges ertragbarer jetzt. „Vielleicht solltest du wirklich mit deinem Bruder sprechen.“ Seth seufzte nur leise auf, bevor er sich etwas streckte und schließlich fiepend zur Seite drehte, dass er Noah zumindest mit einem Auge fragend anblinzeln konnte. „Warum? Was denkst du, würde es ändern, wenn ich mit ihm rede und nicht mit dir?“ Jetzt war es an Noah zu seufzen und Seth murrte auf, als sie die Streicheleinheiten einstellte, da hatte er sich gerade so eine tolle Position ausgesucht … „Er ist der Einzige, der dir helfen kann, herauszufinden, ob Manas Gefühle für dich wirklich echt sind, Seth. Ich habe keine Verbindungen zu himmlischen Wesen, er schon…Aber ich kann dich nur warnen, es könnte dich mehr kosten als du glaubst, wenn du dich darauf einlassen willst…Mehr als du vielleicht bereit bist zu geben.“ Der Fuchs gab ein unbegeistertes Murren von sich, bevor er langsam aufstand und sich streckte, dass er die Hexe aufmerksam ansehen konnte. „Du hast die Wahl - entweder du wartest bei mir und machst dich nützlich - oder ich gebe dir Bescheid sobald er auftaucht…“ Dieses Mal war die Entscheidung gar nicht so schwer und Seth verzog nur leicht das Gesicht - was sollte er denn zurück bei Mana wenn dieser sowieso beschäftigt war mit dem Ritual um zu gewährleisten dass Jasmine eine würdige Prinzessin und Ehefrau für seinen Sohn werden würde? „Ich bleibe und warte, du weißt, Loki interessiert sich einen Dreck darum, ob ich ihn brauche oder nicht…“ Noah verdrehte nur leicht die Augen, bevor sie selbst aufstand und sich etwas Dreck vom Rock klopfte. „Gut, dann kannst du ja für mich auf die Jagd gehen. Ich brauche noch drei Hasen und eine wilde Rosennatter.“ Damit war er auch schon am Kragen gepackt und aus der Hütte geworfen worden und Seth schüttelte sich erstmal, verdrehte jetzt selbst die Augen und beschloss dann dass es auch viel schlimmer hätte sein können, bevor er sich auf die Jagd machte - das Schwierigste wäre es wohl an die Rosennatter zu kommen - diese Schlangenart war wahnsinnig selten und lebte - wie ihr Namen vermuten ließ - unter Rosenbüschen. Und die Rosenbüsche in dieser Welt? Waren leider wehrhaft und bespuckten ahnungslose Wanderer mit Dornen - natürlich mit giftigen Dornen, es wäre ja sonst auch viel zu leicht gewesen. Aber wozu verfügte er selbst über Magie? Hätte er noch irgendetwas empfinden können, wäre es sicherlich Entsetzen gewesen - so starrte Kami seine ehemalige Mätresse einfach nur müde an - Ayaka hatte nach wie vor einen guten Schlag drauf - etwas dass sie ihrem Sohn vererbt gehabt hatte und er konnte nur leise aufseufzen, verdient hatte er die Ohrfeige auf jeden Fall. Wenn nicht sogar noch mehr als das. „Ich hab dir vertraut, Kami, ist dass der Dank dafür? Dass du zulässt, dass mein Sohn verschwindet, spurlos und jetzt? Kamijo ist tot, verdammt! Es gibt niemanden mehr der ihn beschützen kann! Und es gibt keinen Weg ihn zurück zu holen…Ich hätte mich nie auf dich einlassen dürfen, nie, hörst du?“ Kami schüttelte nur müde den Kopf, bevor er versuchte Ayaka an sich zu ziehen - aber vergeblich, so aufgebracht wie sein Gegenüber war, würde sie sich wohl nur durch einen Schock beruhigen lassen. „Dann hättest du ihm nicht jemand so Schwaches an die Seite stellen sollen…“ „DU HAST DOCH GESAGT DASS ICH MIR KEINE SORGEN MACHEN MUSS WEIL ER MIT DER PRINZESSIN ZUSAMMEN AUFWACHSEN WIRD! WIE GESCHWISTER…Ich hätte dir damals schon nicht glauben sollen…“ Mit einem Aufschluchzen war Ayaka zusammen gesunken und vergrub das Gesicht in den Händen - wo auch immer ihr Junge war, er war auf sich selbst gestellt - denn Jasmine? Wäre keine Hilfe, da war sie sich mehr als nur sicher und schließlich ließ sie auch zu, dass Kami sie zurück auf ihr Zimmer brachte und der königliche Heiler sich um sie kümmerte. Wieso hatte Jasmine damals wieder aufwachen müssen, wäre dieser gestorben oder Satsuki daran verzweifelt, ihn zurück ins Leben zu holen, wäre das alles wohl nicht passiert und während Kami seiner ehemaligen Geliebten nur immer wieder sanft durch die Haare streichen konnte, musste er wieder an seine Schwester denken - der ganze Ärger hatte doch erst mit Mana angefangen - aber sie konnten es nicht beenden, ER konnte es nicht beenden, weil er zu schwach dafür war. Wieso hatte Chou sich überhaupt mit einem Dämon einlassen müssen, hätte es nicht gereicht, wenn sie sich weiter wie die Kronprinzessin benommen hätte? Schlussendlich würde er so nichts erreichen können - weder für sich, noch für seinen Sohn. Solange Jasmine in der Hölle bleiben würde - freiwillig, gab es keine Möglichkeiten mehr zu ihm durchzudringen und während er Ayaka sanft weiter streichelte, überlegte Kami wie hoch die Chance war, einen Dämon zu finden, der mächtiger als Mana war - und diesen dazu zu bringen ihm zu gehorchen. Vermutlich gleich Null - aber wozu hatte er einen Engel auf seiner Seite? Satsuki würde doch etwas tun können - und sei es einen Erzengel zu finden. „Schlaf, Liebes. Ich werde mich um alles kümmern.“ Mit einem traurigen Lächeln war Kami damit bereits aufgestanden und hatte das Zimmer verlassen, den ungläubigen Blick welcher ihm nachgeworfen wurde nur zu deutlich spürend. Aber es gab immer eine Möglichkeit und wenn er Satsukis Leben würde opfern müssen um Jasmine zurück zu bekommen. Natürlich konnte er das nicht direkt sagen und Kaya würde ihn davon abhalten, aber im schlimmsten Fall? Kami schüttelte nur den Kopf, es würde sich etwas finden lassen müssen, Jasmine durfte nicht bei Mana bleiben. Wer wusste, ob dieser überhaupt noch am Leben war? Ob sein Sohn noch am Leben war? Für einige Momente schloss er die Augen, während er den Kopf an eine der weißen Säulen lehnte, welche den Gang säumten - es war ein schöner Kontrast zu dem hellen Marmorboden und den goldenen Kronleuchtern welche von der Decke hingen und welche unter der Last der vielen Kerzen fast zusammen zu brechen drohten. Der Palast war schon immer sehr hell gehalten gewesen, aber nach Chous Tod hatte er alle dunklen Farben verboten, zigtausend Vorhänge und Läufer waren verbrannt worden, alles nur um sicher zu gehen, dass kein Dämon sich hier würde einnisten können, nie wieder - nirgendwo. Mana war der Zugang dank Kaya verwehrt, aber man wusste nie ob dieser nicht doch noch seine Diener schicken würde. Kami seufzte erneut, während er sich zum ersten Mal seit Jahren wünschte, dass seine Eltern noch am Leben wären - dass IHRE Eltern noch am Leben wären. Er musste mit jemandem reden und ausnahmsweise war es nicht Klaha, bei dem er Trost suchte. Die Familiengruft war immer noch unheimlich, genau wie sie es vor Jahren schon gewesen war und es war kühl, mit jeder Stufe die er hinunter stieg wurde es sogar noch kälter und Kami musste sich unweigerlich fragen, ob er erfroren wäre, wenn er unten angekommen war, zumindest konnte er bereits seinen Atem sehen. Aber wenigstens war es hell - an den Wänden brannten unzählige Kerzen und Kristallkugeln warfen das Licht tausendfach verstärkt zurück. Und trotzdem empfand er es jedes Mal als unheimlich hier unten zu sein, seine Schritte hallten zu laut auf dem Steinboden wieder und obwohl es nur Reihen von Steinplatten waren, welche die flachen Gräber bedeckten, fühlte er sich beobachtet. Als würden selbst ihre Vorfahren nicht glauben können, was hier passierte und schlussendlich blieb Kami in einer kleinen Nische stehen, atmete tief durch, bevor er sich auf den Boden sinken ließ, in einer kleinen Handbewegung eine weiße Lilie und eine rote Rose erschienen ließ, welche er auf dem Stein ablegte. „Ich weiß, dass ich jahrelang nicht hier war…Aber ich könnte jetzt echt einen Rat gebrauchen, Chou…“ Es war fast ungewohnt, wie ruhig es auf diesen Feldern sein konnte - Satsuki schloss für einige Momente die Augen, dass er einen tiefen Atemzug nehmen konnte - die Luft hier roch dauerhaft noch Frühling - Blumen, frische geschnittene Wiesen und klares, eiskaltes Quellwasser - er würde hier ewig bleiben können. Auch wenn es selten war, dass er sich in diese Zwischendimension flüchtete - er brauchte das - er brauchte diese Auszeit, nach allem was die letzten Monate passiert war, hatte er seine Kraft fast weitestgehendst verbraucht. Am Anfang hatte er es nie glauben wollen, dass Engel in der Menschenwelt schnell schwächer wurden und ihre Fähigkeiten einbüßten, aber mittlerweile erlebte er es selbst. Vielleicht lag es daran, dass er sich zu viel mit Dämonen befasst hatte oder für Kami eigentlich nur noch Bote gewesen war, aber er war sich nicht sicher, wie lange er noch würde verweilen können und das konnte und wollte er Kaya nicht antun. Mit einem leisen Laut streckte er seine Schwingen nur weiter aus - hier war nichts und niemand den er stören konnte, nur eine riesige Blumenwiese auf der er gerade lag und zu seiner Rechten ein kleines Wäldchen mit einer munter sprudelnden Quelle welche von den Bergen kam, dort gespeist wurde mit Gletscherwasser - aber diese Berge waren weit am Horizont - verborgen in Nebel und er hatte noch nie die Lust verspürt, diese zu erkunden. Fast wäre der Engel eingeschlafen, sah verwirrt auf, als er schließlich Schritte hörte und konnte nicht anders, als überrascht zu blinzeln, als sich eine vertraute Gestalt neben ihm auf den Boden sinken ließ und ihm ein sanftes Lächeln schenkte. „Hallo, Satsuki.“ Im ersten Moment wäre er fast aufgesprungen, auch wenn der Andere keine Bedrohung darstellte, einfach weil er sich erschreckt gehabt hatte, aber er konnte sich wenigstens noch rechtzeitig sammeln auch wenn es schwer war sich ebenfalls zu einem Lächeln durchzuringen. „Was machst du denn hier?“ Sein Gegenüber zuckte mit den Schultern und Satsuki beobachtete, wie er sich neben ihn legte, so nah, dass ihre Körper einander beinahe berührten und doch auch wieder nicht - es reichte, dass sein Herz anfing schneller zu schlagen und er musste schlucken, drehte den Kopf etwas mehr - wieso war er hier und wieso ausgerechnet jetzt? „Mir war danach. Außerdem wollte ich dich mal wieder sehen und ich hatte so das Gefühl, dass du hier bist.“ Jetzt musste er doch leise lachen - er würde ihm nie böse sein können, egal was war, auch wenn sie längst getrennt waren, aber sie hatten doch eine schöne Zeit zusammen gehabt - eine mehr als schöne Zeit. Aber es war vorbei, er hatte Kaya und auch sein Exfreund hatte eine neue Beziehung. In dem Punkt waren sie gar nicht mal so verschieden. Als sanfte Finger über seine Flügel strichen, zuckte Satsuki heftig zusammen, bevor er mit großen Augen den Anderen ansah und nun selbst eine Hand ausstreckte, dass er ihn kraulen konnte, was mit einem zufriedenen Laut quittiert wurde. „Wir hatten eine schöne Zeit, nicht wahr Sa-chan? Oder gibt es etwas, dass du bereust?“ Mit einem leisen Seufzen musste er den Kopf schütteln, schloss langsam wieder die Augen, während er versuchte, herauszufinden, was der Andere von ihm wollte, aber einfallen tat ihm nichts, es war zum verrückt werden. „Ich bereue nichts. Wir hatten unsere Jahre zusammen, aber was nicht sein soll, soll nicht sein. Es zu erzwingen hätte uns nur noch unglücklicher gemacht.“ Sein Gegenüber summte zustimmend und als ihre Blicke sich trafen, mussten sie Beide lächeln. „Du bist immer noch glücklich in der Menschenwelt, huh? Es ist ein Wunder, was eine gute Beziehung ausmachen kann.“ Satsuki zuckte etwas mit den Schultern, bevor er sich noch mal ausstreckte und sich dann langsam aufsetzte, während er den Blick schweifen ließ. „Ich bin glücklich mit Kaya. Da tut es nichts zur Sache, wo wir sind. Und von dem was ich gehört habe, ist es dir auch völlig egal, nicht wahr? Es geht darum, jemanden zu haben, zu dem man zurück kehren kann, der einen nimmt wie man ist, trotz Schwächen und Fehlern. Jemand, der dich auffangen kann.“ Schmunzelnd war er mittlerweile aufgestanden, dass er mit den Flügeln schlagen konnte, wobei die leichte Windböe durch das sie umgebende Blumenmeer fegte - eigentlich hätte es keine Geräusche erzeugen dürfen, aber er war sich mehr als sicher, dass er ein kleines Glöckchen gehört hatte - das Geräusch wiederholte sich und nur langsam wagte Satsuki sch umzudrehen während sein Blick wie magisch angezogen an dem kleinen Glöckchen klebte, welches der Andere in der Hand hielt und gedankenverloren betrachtete, als hätte er längst vergessen, was dieses bedeutete und wieso er es ihm gegeben gehabt hatte. „Weißt du Satsuki…Es ist seltsam, wie die Jahre vergehen und man trotzdem noch an alten Dingen festhält…“ Als sich ihre Blicke dieses Mal trafen, lächelte keiner von ihnen und Satsuki musste schlucken bei dem dunklen Ausdruck in den Augen seines Gegenübers. „Ich brauch deine Hilfe.“ Selbst als der Andere direkt vor ihm stehen blieb, konnte der Engel nichts tun, außer blinzeln und atmen, erst als er eine sanfte Berührung an seiner Wange spürte, sah er wieder auf und obwohl es davor komplett windstill gewesen war, kam ein eiskalter Windstoß auf, der ihm Gänsehaut verpasste und ihn an eine Vergangenheit erinnerte, die er lieber vergessen hätte. Aber so wie es aussah konnte man wohl vor einigen Dingen einfach nicht fliehen, egal wie oft oder wie lange man es versuchte. „Wie kann ich dir helfen, Loki?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)