Spiegeltanz von Last_Tear ================================================================================ Kapitel 1: Lowest Low --------------------- Stumm starrte Hizaki auf den Grabstein vor sich - ein Jahr war mittlerweile vergangen, ein Jahr voller Trauer und Einsamkeit, ein Jahr in dem er von so vielen Emotionen heimgesucht worden war, dass er jetzt nicht mal mehr wusste, was er fühlen sollte. Auch wenn sie die Leiche nie zu Gesicht bekommen hatten, hatten sie ein Grab ausgehoben - in der Welt in der sie sich kennen gelernt hatten, der Menschenwelt. In genau diesem Wald, in welchem sie sich verloren gehabt hatten. Es war ein schlichtes Grab, der Stein schwarz und schmucklos, das Einzige was hervor stach waren die roten Rosen welche er auf das feuchte Moos gelegt gehabt hatte. Auch wenn jeder ihm gesagt hatte, dass er abschließen musste, er konnte nicht. Es ging nicht, er hatte sich doch nicht mal verabschieden können und mit einem leisen Schluchzen vergrub er das Gesicht in den Händen - er vermisste seinen Freund einfach immer noch viel zu sehr auch wenn er wusste, dass er nie wieder zurück kommen würde. „Ich werde dich nie vergessen, Yuji. Nie.“ Nach einem abschließenden Gebet hatte er sich widerwillig losgerissen, mittlerweile spürte er die Präsenz der Dämonen nur zu gut - auch wenn er immer noch nicht wusste, wie er damit umgehen sollte. „Wie lange willst du dir das noch antun?“ Hizaki schenkte Yuki nur ein müdes Lächeln, bevor er mit den Schultern zuckte und sich von dem Anderen langsam zurück zum Wasser führen ließ, dass sie zurück nach hause kehren konnten. „Solange bis ich Antworten habe.“ Yukis Seufzen ließ ihn nur leicht die Augen verdrehen, bevor er den Kuss des Dämon akzeptierte, dass sie das Wasser gefahrlos durchqueren konnten. Wenigstens durfte er noch hier her kommen, das war ein schwacher Trost für ihn, aber immerhin, schlimmer wäre es wohl gewesen, wenn er nie dazu gekommen wäre um Kamijo zu trauern. Und wenigstens hatte er so noch die Erinnerungen an die guten Zeiten, welche sie zweifelsohne gehabt hatten zusammen - vielleicht nicht in der Hölle, aber in der Welt der Menschen - einer Welt die für ihn so weit weg erschien, dass alle anderen Erinnerungen längst verblasst waren. Ob es Verdrängung war oder nur ein böser Traum - wer konnte das schon so genau sagen? Kaum, dass sie zurück waren, wurden sie bereits von Jasmine empfangen und zitternd ließ Hizaki zu, dass sein bester Freund ihn an sich zog, bevor er bereits schluchzend das Gesicht an dessen Brust vergrub - er mochte gelernt haben weiter zu leben, aber nicht zu vergessen und schließlich ließ er sich von Jasmine auch in den Garten tragen, dass sie es sich dort in in einem kleinen Pavillon bequem machen konnten - seit Kamijos Tod ertrug er keine geschlossenen Räume mehr und ausnahmslos jeder hatte es akzeptiert - anstatt ein neues Zimmer zu bekommen, hatte er darauf bestanden, auf Jasmines Balkon zu schlafen und niemand hatte es über sich gebracht ihn davon abzuhalten. Wie auch? Es hatte sie alle überrascht zu erfahren, dass Kamijo tot war - von einer Jägerstaffel ermordet welche ihn für Mana gehalten hatte und im Befehl der Königin gehandelt hatten - und spätestens seit diesem Vorfall war Jasmines Entscheidung endgültig gefallen in der Hölle zu bleiben, anstatt zurück zu kehren und Hizaki war ihm dafür wahnsinnig dankbar. Denn er selbst hätte es dort oben nicht mehr ausgehalten, nicht mehr der Gewissheit in der Nähe der Person zu leben, welche die Liebe seines Lebens hatte ermorden lassen und Mana hatte ihnen nur zu gerne erlaubt einzuziehen. Die wenigen Sachen, welche unersetzbar gewesen wären, hatten alle samt an Wert verloren, seit Kamijo gegangen war und somit war alles, was Hizaki von diesem geblieben war ein Amulett gewesen - welches wenn er es berührte ein Bild seines Liebsten zeigte - allerdings nur ihm. Und er weigerte sich dieses abzulegen - auch wenn es ihm Kamijo nicht zurück bringen würde, er brachte es nicht übers Herz sich davon zu trennen, wollte er doch einfach nicht, dass sein Freund denken würde, er konnte ihn vergessen - denn das würde wohl nie der Fall sein. „Jasmine? Wenn ich sie je in die Finger bekomme, dann bring ich sie um.“ Sein bester Freund seufzte nur und nickte stumm, während er begann ihm durch die Haare zu streicheln und Hizaki kuschelte sich seufzend nur noch mehr an und schloss langsam die Augen - zumindest konnte er sich auf eines verlassen - egal was passieren würde - Jasmine würde immer für ihn da sein, ganz egal was noch kommen würde. Als Hizaki einige Stunden später die Augen wieder öffnete, lag er immer noch in Jasmines Armen - es war dunkel geworden, aber das störte ihn nicht mehr. Seit er hier war, hatte er seine magischen Fähigkeiten und Kräfte jeden Tag trainiert - an einigen Tagen widerwilliger, an anderen voller Motivation - es hatte ihm geholfen nach seinem Verlust etwas zu finden auf dass er sich konzentrieren konnte und wollte. Etwas, dass ihn am Leben hielt. Und mittlerweile war seine Nachtsicht so gut wie die einer Katze. Während er sich vorsichtig streckte, betrachtete er Jasmine aufmerksam - so wie es schien, war sein bester Freund ebenfalls eingeschlafen und unbewusst musste Hizaki lächeln, während er dem Anderen sanft eine Haarsträhne hinters Ohr strich. Es war lange her, dass sie so etwas hatten teilen können, es erschien ihm fast wie in einem anderen Leben - dass Jasmine sterben könnte, nach wie vor, erschien ihm mittlerweile so wahnsinnig absurd, dass er es wohl nie richtig würde in Worte fassen können. Aber der Fluch schien nicht gebrochen zu sein, zumindest hatte niemand noch mal darüber gesprochen - vielleicht hatte es wirklich diesen Umbruch in Jasmines Leben gebraucht - dieser wirkte fröhlicher als er es in der Menschenwelt je getan hatte, glücklicher und vor allem wurde er hier von allen akzeptiert und respektiert. Es war spürbar - war sein bester Freund im Schloss nur als Prinzessin wahrgenommen worden, so schien hier jeder hinter dessen Maske zu sehen - vor allem seit Jasmine es geschafft hatte, Mana vor dem Tod zu bewahren, war er ein geachtetes und hoch respektiertes Mitglied der Familie geworden. Und sein Auftreten hatte den Rest dazu getan - freundlich und sanft zu jedem Lebewesen und gleichzeitig noch die Verlobte des Kronprinzen…Nein, daran gab es keinen Zweifel - die Beiden würden heiraten. Es hing nur noch am wann. Aber so wie Masashi sich gab? Würde dieser alles tun nur um Jasmine glücklich zu machen und langsam hatte Hizaki es schließlich geschafft, aufzustehen - natürlich freute er sich für seinen besten Freund aber teilweise konnte er einfach nicht anders als sich Kamijo zurück zu wünschen - und ab und an hatte er sich auch schon bei dem Gedanken ertappt, was wäre, wenn Satsuki damals nichts hätte tun können und Jasmine gestorben wäre. Er hasste sich für diese Gedanken, jedes Mal aufs Neue, aber sie waren so stark gewesen knapp nach Kamijos Tod, dass es ein Wunder war, dass er sie irgendwie überwunden gehabt hatte, ohne mit Magie zu versuchen, die Vergangenheit wieder lebendig werden zu lassen. Kurz hatte er überlegt, ob er er Jasmine wecken sollte, sich dann aber dagegen entschieden, dieser schlief so friedlich - und es war nicht so, als ob ihm hier etwas würde passieren können. Nur was sollte er jetzt tun? Hizaki seufzte auf und strich sich langsam eine Haarsträhne aus der Stirn, es war so einsam ohne Kamijo, ansonsten hatte er sich zwar gut ablenken können, aber sonst waren sie nicht an dessen Grab gewesen. So völlig in Gedanken versunken war ihm gar nicht aufgefallen, wohin er gelaufen war, erst als ein leises Räuspern ertönte, schreckte Hizaki hoch - nur um sich Auge in Auge mit Yuki wieder zu finden und mit einem Aufschrei zurück zu weichen - wieso hing dieser kopfüber von der Decke? „Na, wohin des Weges schönes Kind? Kannst du nicht schlafen und suchst Ablenkung?“ So perplex wie er war, konnte Hizaki gerade nicht mal etwas tun, außer beobachten wie Yuki sich elegant von der Decke löste und zu Boden schwebte, wo er ihn schließlich mit vor der Brust verschränkten Armen und einem amüsierten Schmunzeln auf den Lippen beobachtete und er musste leise seufzen, Yuki war eine der Personen welche ihn versucht hatten aufzufangen und ihm zu helfen, aber er war sich immer noch nicht sicher, ob dieser ihn wirklich mochte - oder nur mit ihm spielte. „Wenn du nicht reden willst, dann ist das auch in Ordnung. Ich kenne zig Dinge die dir helfen können zu schlafen.“ So schnell hatte er gar nicht reagieren können, wie sich ein paar weiche Lippen auf seine gelegt hatten und noch bevor Hizaki wirklich bewusst war, was passiert war, hatte sich Yuki wieder von ihm gelöst und er schnappte erstmal nach Luft, bevor seine Beine nachgaben - was zum Henker war das jetzt gewesen? „Ich glaube, es ist besser wenn ich dir helfe, in dein Zimmer zu kommen, nicht?“ Damit wurde Hizaki bereits hochgehoben und auch wenn er darüber nachgedacht gehabt hatte, zu protestieren, war er zu müde dafür und vergrub schließlich einfach nur das Gesicht an Yukis Schulter, während er versuchte darüber nachzudenken, was der Kuss zu bedeuten gehabt hatte. Zehn Minuten später wurde ihm das Denken komplett abgenommen als Yuki ihn auf die weiche Matratze gepinnt hatte und sie genau dort weiter gemacht hatten, wo sie im Flur stehen geblieben waren - nur dass dieses Mal Klamotten flogen und er sich irgendwann nackt unter dem Dämon wieder fand und das Einzige, was von den Wänden noch widerhallte, ihr Stöhnen war und ab und an Yukis Name. Wie lange sie Sex gehabt hatten, ließ sich hinterher nicht mehr sagen - Hizaki wusste nur noch, dass alle Gedanken komplett aus seinem Kopf verschwunden waren, als er sich leise gähnend an Yuki heran kuschelte - dessen zufriedenes Grinsen entging ihm zum Glück komplett, sonst hätte er wohl nicht zugelassen, dass der Dämon ihn eng an sich zog. Aber so dauerte es nicht lange, bis er sich schließlich im Reich der Träume befand, Yuki in einem Gewissenskonflikt zurück lassen, der es allerdings erst schaffte sich richtig Bahn zu brechen als auch der letzte Funke Erregung den Dämon verlassen gehabt hatte. Seufzend ließ er die Finger durch Hizakis Haare gleiten, während er dessen Atemgeräuschen lauschte, es war zu einfach gewesen auf der einen Seite und auf der anderen Seite? Wusste er einfach nicht mehr, was über ihn gekommen war - er hatte ihn einfach haben müssen in diesem Moment, es war als wäre ihm jegliche Kontrolle komplett abhanden gekommen, als sich ihre Lippen berührt gehabt und er Hizakis Verzweiflung hatte schmecken können. Es war wie eine Droge gewesen, die ihn überwältigt gehabt hatte. Und jetzt? Wusste er nicht wie er es deuten sollte. Er hatte Kamijo getötet, eigenhändig, er war Schuld daran, dass es Hizaki so schlecht ging und er war es auch gewesen, der die Leiche des Luftelementar zurück in die Welt der Menschen gebracht und dafür gesorgt gehabt hatte, dass diese überhaupt gefunden worden war. Er hatte Hizaki als besten Freund von Jasmine geduldet und sie hatten sich soweit verstanden, aber nie viel miteinander zu tun gehabt, bis auf die Tatsache, dass er ihm gezeigt hatte, wie er mit seinen Kräften umzugehen hatte. Was also hatte das jetzt auf sich gehabt? Was hatte ihm das gebracht, wieso hatte er Hizaki unbedingt ins Bett bekommen wollen? Konnte es daran liegen, dass er es nicht mehr ertragen hatte, ihn traurig zu sehen? Ein schlechtes Gewissen konnte es kaum sein, seine Loyalität gehörte Masashi und er war mehr als erleichtert gewesen über Kamijos Tod - vor allem weil dieser unter Folter zugegeben gehabt hatte, dass er hatte fliehen wollen, zurück zu Kami und wenn möglich Jasmine mit Gewalt hatte zurück holen wollen - er hatte keine Wahl gehabt, als ihn zu töten, denn Luftelementare waren von Natur aus immun gegen Manipulationsversuche jeglicher Art, so dass es unmöglich gewesen wäre, seine Erinnerung so zu verändern, dass er geglaubt hätte, auf Manas Seite zu stehen. Murrend zog er Hizaki nur enger an sich, während Yuki an die Wand starrte und versuchte zu verstehen wie es so weit hatte kommen können - wieso hatte er mit Hizaki geschlafen und was würde passieren, wenn dieser herausfinden sollte, dass er es gewesen war, der ihm die Liebe seines Lebens genommen gehabt hatte? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)