Durchtrieben von Swanlady (Freed x Laxus) ================================================================================ Kapitel 1: Durchtrieben ----------------------- Die schweren Schritte würde er immer und überall erkennen. Freed hob den Kopf und riss seinen Blick von dem bewusstlosen Bixslow los, um die Tür ins Visier zu nehmen. Die große Gestalt, die ihm bekannter nicht sein könnte, erfüllte beinahe den gesamten Türrahmen. Laxus war stehengeblieben, die Arme vor der Brust verschränkt, eine Augenbraue skeptisch nach oben verzogen. Ruhig inspizierte er die zwei Betten, in denen Bixslow und Evergreen lagen. Freed spürte den prüfenden Blick auch auf seinem bandagierten Oberkörper und hörte das leise Knacken eines Kieferknochens, aber noch immer sagte Laxus kein Wort, sondern betrat lediglich die Krankenstation. „Sie müssen sich nur ein wenig ausruhen“, teilte Freed ihm mit, nicht wissend, wie viele Details Laxus bereits von ihrem Kampf gegen Wall Eehto erfahren hatte. „Das solltest du auch“, erwiderte Laxus, ohne dass sich an seinem grimmigen Gesichtsausdruck etwas änderte. Er war ein schweigsamer Mann, aber Freed wusste, dass er keine Probleme damit hatte, seine Gedanken in Worte zu fassen, wenn es nötig war – aus diesem Grund kam er schnell zu dem Schluss, dass Laxus nicht hier war, um ihm etwas zu sagen, sondern lediglich, um nach seinen Freunden zu sehen. Die Erkenntnis entlockte ihm ein schmales Lächeln, das von seinen langen Haaren geschluckt wurde, als er sachte den Kopf senkte. „Freed, hörst du mir zu?“, brummte Laxus und als Freed aufsah, spürte er bereits die schwere Hand auf seiner Schulter. Er blinzelte überrascht, als diese ihn mit einer einzigen Bewegung dazu brachte, auf dem Holzstuhl neben Bixlows Bett Platz zu nehmen. „Entschuldige. Ich war nur etwas in Gedanken“, erklärte er und versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihm Laxus‘ Sorge um ihn schmeichelte. Dies war jedoch nicht der richtige Zeitpunkt, um die Fassung zu verlieren. Seine Gefühle konnten warten. Magnolia, die Gilde und dieser Krieg nicht. „Worüber hast du nachgedacht?“, fragte Laxus direkt. Es überraschte Freed nicht. Laxus kannte ihn mindestens genauso gut wie er ihn – allein an seiner belegten Stimme hatte Laxus wohl gemerkt, dass er diese Gedanken mit ihm teilen wollte. „Über dich“, antwortete Freed genauso unverblümt und presste die Lippen aufeinander, als er Laxus ins Gesicht sah. Auf diesem zeichneten sich Überraschung und Verwirrung ab. „Glaubst du, ich habe es nicht bemerkt?“, fuhr Freed leise fort und seine Augen verengten sich. Laxus wich sofort seinem Blick aus, drehte ertappt den Kopf zur Seite. „Ich habe Bixslow und Ever nichts davon gesagt, in der Hoffnung, dass du es tun würdest“, sprach Freed weiter, als er merkte, dass Laxus seine Frage für rhetorisch hielt. „Aber dies dauert nun schon zu lange, Laxus. Ich kann dies nicht länger mit ansehen.“ Freed verzog gequält das Gesicht. „Es ist nicht zu ändern“, presste Laxus steif hervor und Freed ballte die Hände, die auf seinem Schoß lagen, zu Fäusten. „Doch. Es gibt eine Möglichkeit“, widersprach er Laxus, welcher ihn abermals überrumpelt ansah. „Nicht einmal Porylusica konnte mich komplett heilen.“ „Das, was ich dir anbieten kann, ist keine Heilmagie. Das Risiko ist hoch und die Chancen, dass mein Plan funktioniert, nicht einzuschätzen. Du würdest dich auf reines Glück verlassen müssen und –“ „Red keinen Unsinn“, unterbrach Laxus ihn unwirsch. Perplex bewegte Freed stumm die Lippen und runzelte die Stirn. Was? „Ich würde mich nicht auf mein Glück verlassen, sondern auf dich und deinen Plan, also spuck’s aus. Wir haben nicht viel Zeit und ich will dem Mistkerl, der euch wehgetan hat, ordentlich die Leviten lesen.“ Die muskulösen Arme lösten sich aus der Verschränkung und Laxus baute sich zu seiner vollen Größe auf. Freeds Augen weiteten sich und eine Gänsehaut schlich seinen Rücken hinab. Es war nicht das erste Mal, dass Laxus ihm imponierte, dies tat er konstant, aber seit er zurückgekommen und wieder ein Teil der Gilde war, umgab ihn neben der einschüchternden Aura auch eine Sanftheit, die selbst die schärfsten Worte nicht verbergen konnten. Es machte Freed glücklich, dass es nun etwas in Laxus‘ Leben gab, das ihn antrieb. „Ich werde dir eins meiner Jutsu Shinki beibringen“, brachte Freed seine Idee auf den Punkt und erhob sich, entgegen von Laxus‘ Forderung, wieder von seinem Stuhl. „Und wenn alles klappt, wird dein Gegner dich heilen.“ Im ersten Moment sah Laxus ihn an, als wäre er verrückt, doch dieses Mal unterbrach er Freed nicht. „Er hat es geschafft, meine Barriere zu durchdringen. Dies hat mich auf diese Idee gebracht.“ „Du hast dir den Kopf darüber zerbrochen, wie du mich heilen kannst, während dort draußen ein Krieg tobt?“ Dieses Mal war es Freed, der sich ertappt fühlte. Für ihn war es so natürlich, dass sich seine Gedanken stets um Laxus und sein Wohlbefinden drehten, dass er hin und wieder vergaß, dass Laxus dies nicht zwanghaft zur Kenntnis nahm. Verstimmt runzelte Laxus die Stirn, als er statt einer Antwort nur ein geladenes Schweigen erhielt und Freed an ihn herantrat. „Ich werde dir nun zeigen, wie man die Runen zeichnet“, teilte er Laxus mit. „Also pass gut auf.“ Zuerst machte Freed die Handgeste vor, ließ seinen Zeigefinger durch die Luft schweben, doch dann wiederholte er die Bewegungen auf Bixslows Bettdecke, um sie für Laxus sichtbarer zu machen. „Ich habe noch nie Jutsu Shinki verwendet, Freed. Langsamer!“, forderte dieser schnaufend, was Freed ein nachsichtiges Lächeln entlockte. „In Ordnung. Noch einmal“, sagte er und griff kurzerhand nach Laxus‘ Handgelenk, um seinen Arm anzuheben. Freed stellte sich direkt an seine Seite, sodass ihre Oberarme sich berührten, umfasste Laxus‘ Hand sanft und manövrierte seine Finger in die richtige Position. Langsam malte Freed die Runen ein weiteres Mal – diesmal jedoch direkt mit Laxus‘ Zeigefinger. Er konnte regelrecht spüren, wie Elektrizität in dem Körper neben ihm vibrierte, wie die Magie, die Laxus besaß, an die Oberfläche dringen wollte. Zufrieden schielte Freed zu Laxus hoch. „Du lernst schnell. Das war zu erwarten gewesen“, lobte er und ließ Laxus wieder los. Auch Sekunden später hatte Freed noch das Gefühl, als würden seine Fingerkuppen kribbeln. Ein paar Mal übte Laxus die Handgesten noch allein, dann ließ er den Arm sinken. „Du hast gesagt, mein Gegner wird mich heilen. Wie soll das funktionieren?“ Freeds Augen blitzten unwillkürlich auf, denn wäre sein Plan nicht so riskant, wäre er wirklich stolz auf ihn. Er blieb jedoch ernst und faltete die Arme vor der Brust. „Wie bereits gesagt – er hat meine Barriere durchdrungen. Der einzige Weg, um dies zu tun, ist die Beseitigung der magischen Partikel, aus denen sie besteht. Daraus habe ich geschlossen, dass der Gegner sich darauf spezialisiert hat. Die Anti-Magie Partikel, die sich in deinem Körper befinden, sind gefährlich, aber… letzten Endes sind sie nur das: Partikel.“ Laxus‘ Augen weiteten sich langsam, als er zu verstehen begann. „Aktiviere das Jutsu Shiki und sieh zu, dass du dich innerhalb des Runenkreises befindest. Dein Gegner wird mit Sicherheit seine Spezialfähigkeit einsetzen und die Magie unwirksam machen, aber das spielt keine Rolle, denn im selben Atemzug wird er dich heilen, Laxus. Und wir beide wissen, was dann passiert.“ Freeds Mundwinkel verzogen sich zu einem verheißungsvollen Lächeln. Einen Moment lang war es vollkommen still, dann erklang Laxus‘ bellendes Lachen. „Du bist durchtrieben, Freed“, raunte er, was Freed als ein absonderliches Kompliment auffasste und verlegen zur Seite sah. „Gefällt mir“, meinte Laxus schließlich grinsend und kurz fragte sich Freed, ob er seine Durchtriebenheit oder den Plan meinte. Vielleicht auch beides. „Sieh zu, dass du eine Gelegenheit hast, um die Runen zu verwenden“, riet Freed mit Nachdruck, denn wer wusste schon, ob sie jemals wieder jemandem über den Weg laufen würden, der ähnliche Fähigkeiten hatte. „Keine Sorge, das werde ich“, sagte Laxus überzeugt und wollte sich abwenden, doch Freed bemerkte sein Zögern. Er spürte, wie Laxus ihn aus den Augenwinkeln musterte, doch was auch immer er sich dachte – es blieb sein Geheimnis. Stattdessen schob sich Laxus seinen Mantel von den Schultern und legte ihn kurzerhand Freed um. Dieser blinzelte perplex, als er den schweren Stoff spürte, der ihn wärmte und wunderbar nach Laxus roch. „Pass auf ihn auf. Und auf die zwei hier auch“, knurrte Laxus warnend und ließ seinen Kopf sachte kreisen, als würde er eine Verspannung im Nacken lösen wollen. Ein beinahe angriffslustiges Funkeln war in seinen Augen zu sehen, als er den Rest ihres Teams ins Visier nahm und Freed erkannte, dass er in Gedanken bereits kurzen Prozess mit seinem Gegner machte. Laxus schien höchstmotiviert, was für sie alle ein gutes Zeichen war. „Selbstverständlich“, versprach Freed, der sich nicht vorstellen konnte, eine von Laxus‘ Bitten abzuschlagen. „Viel Glück, Laxus.“ „Ich habe es dir bereits gesagt – das brauche ich nicht, ich habe deinen Plan“, erwiderte Laxus seelenruhig, dann wandte er sich endgültig ab und steuerte unzeremoniell den Ausgang an. Freed würde ihn nicht enttäuschen. Er würde auf alles aufpassen, das Laxus ihm anvertraut hatte. Sich nun, da er allein war, einen Moment lang den egoistischen Gefühlen hingebend, die in seiner Brust brannten, schlang Freed den Mantel enger um sich und schloss die Augen. Es war beinahe, als würde Laxus ihn umarmen – das Gefühl ließ sein Herz flattern, bis er, gerührt von der Vorstellung, Druck hinter seinen Lidern spürte. „Freed“, erklang Laxus‘ Stimme abermals und erschrocken zuckte dieser zusammen. Sofort riss er wieder die Augen auf. Wieso war Laxus noch einmal zurückgekommen? In Wirklichkeit war dies aber gar nicht der Fall, wie Freed feststellen durfte: Er hatte den Raum nie verlassen, sondern verharrte beim Ausgang, mit dem Rücken zu Freed. „Wenn das hier vorbei ist –“, setzte er an, brach jedoch abrupt ab. Endlose Sekunden lang regte sich Laxus nicht, dann ging er, ohne seinen Satz zu beenden. Verwirrt blickte Freed ihm hinterher und zerbrach sich auch noch Minuten später den Kopf darüber, was Laxus hatte sagen wollen, doch er kam nicht darauf. Er würde wohl einfach darauf warten müssen, dass das hier vorbei war. Und das würde es sein. Freed zweifelte nicht einen Moment daran, dass Laxus siegreich sein würde. „Freed“, flüsterte plötzlich eine weibliche Stimme und ließ ihn aufhorchen. „Ever!“, japste er erleichtert, als sie ihn mit schlaftrunkenen Augen anvisierte. „Der Mantel steht dir nicht“, sagte sie schnippisch, obgleich ein Lächeln auf ihren Lippen lag. „Ist mir egal. Er gehört Laxus“, erwiderte Freed trotzig. „Freed, mir ist kalt“, mischte sich Bixslows raue Stimme in das Gespräch ein, was wieder eine Welle der Erleichterung in Freed auslöste. „Der Mantel sieht warm aus.“ „Vergiss es“, empörte sich Freed, der nicht ganz registrierte, dass seine Freunde ihn nur aufzogen. „Laxus hat ihn in meine Obhut übergeben und ich werde mich gut um ihn kümmern.“ Evergreen und Bixslow schmunzelten, ärgerten ihn aber nicht weiter und Freed ließ sich schließlich wieder auf dem Stuhl nieder. Er würde sich ausruhen, um jederzeit einsatzbereit zu sein, sollte Laxus ihn brauchen. „Ja, kümmer dich gut um ihn“, seufzte Evergreen leise, ehe sie erneut in einen ruhigen Schlaf fiel. Freed sah auf, als er auf die Doppeldeutigkeit ihrer Worte aufmerksam wurde. Fragend wollte er Blicke mit Bixslow austauschen, doch dieser hatte ebenfalls den Kampf gegen die Erschöpfung verloren. „Das werde ich“, antwortete Freed nach einer Weile leise, dabei keine Sekunde lang an das Kleidungsstück auf seinen Schultern denkend. „Jetzt und auch, sobald das hier vorbei ist.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)