And then there was this boy - Jack Sparrow von Sweet_Sakura0307 (Armando Salazar X Junger Jack Sparrow) ================================================================================ Kapitel 1: And then there was this boy - Jack Sparrow ----------------------------------------------------- Piraten verseuchten seit Generationen die Meere und er, Armando Salazar, Offizier der Spanischen Armada, hatte geschworen sie alle zu vernichten. Keiner war besser darin, weshalb man ihn auch Jäger und Henker der Meere nannte. Er hatte sie schon fast alle ausgerottet, als er dabei war sich einen der letzten vorzuknüpfen. Und damit hatte es angefangen. Seit er diesen Burschen, diesen Jack Sparrow, das erste Mal gesehen hatte, wurde er vom Pech verfolgt. An diesen Tag erinnerte er sich noch ganz genau, denn Jack Sparrow hatte ihm alles genommen. Sein Schiff, seine Crew und noch etwas anderes, sehr Kostbares. Jack hatte gerade die Wicked Wench gekapert und Armando hätte fast der Schlag getroffen, als er durch sein Fernrohr diesen frech grinsenden, kaum volljährigen jungen Mann sah. Wie ein kleiner Spatz saß er da in seinem Nest. Fest entschlossen auch dieses Vögelchen in seiner Hand zu zerquetschen, verfolgte er das Schiff. Doch kurz bevor er es eingeholt hatte, konnte ihn Sparrow durch das waghalsigste Manöver, das er je gesehen hatte, in eine Falle locken. An einem aus dem Meer herausragenden Felsen hatte er den Anker ausgeworfen und so das Schiff zu einem harten Wendemanöver gebracht. Armando selbst war zu dicht an ihm dran um die gleiche Aktion vollbringen zu können und steuerte an der Wicked Wench vorbei in das Teufelsdreieck. Sein letzter, ungläubiger Blick galt dem Jungen, der das Lächeln des Triumphes auf seinen Lippen trug, ihm dann den Rücken zudrehte und ignorierte. Nie im Leben hätte er gedacht von einem dreckigen Piraten, einem Bengel, so schamlos hinters Licht geführt zu werden. Doch er steuerte direkt in sein Verderben, während Jack davon in die Freiheit segelte. Dort in der dreieckförmigen Felsformation wurde sein Schiff und seine Mannschaft von der unterirdischen Meeresströmung verschlungen. Er war der einzige, der sich auf ein paar auf der Wasseroberfläche treibenden Holzteile retten konnte. Tagelang trieb er als Schiffbrüchiger auf hoher See bis ihn ein Handelsschiff rettete und ihn in den nächsten Hafen brachte. Von dort aus ließ er sich nach La Habana bringen und forderte ein neues Schiff und eine Mannschaft an. Er würde diesen Jungen finden, koste was es wolle. Und während er den Brief an den Vizekönig seiner königlichen Majestät in Neugranada verfasste, waren seine Worte die eines spanischen Gentleman, gewählt und beherrscht, doch in seinem Herzen tobte er vor Weißglut bei dem Gedanken an diesen braunhaarigen, frechen Bengel, dem er die Leviten lesen würde, sollte er ihn jemals in die Finger bekommen. Er war wie besessen. Vor seinem geistigen Auge sah er die gleiche Szene immer und immer wieder vor sich. Jack Sparrow, wie er ihm den Rücken zuwandte. Ihm, Armando Salazar, Henker der Meere. Wie konnte er es nur wagen?! Nie war er jemanden begegnet der ihn nicht fürchtete, ihm nicht den nötigen Respekt zollte. Ja, Jack hatte ihm alles genommen und etwas Anderes in ihm hinterlassen. Einen großen Kratzer in seinem Ego und den Willen sich seine Ehre und seinen Stolz wieder zurück zu erkämpfen. Eine Woche später erhielt er das gewünschte Schiff, das auf dem neuesten Stand der Baukunst, schneller und weniger war als das alte. Seine Crew umfasste fünfzig Mann, zusätzlich wurden ihm drei Unteroffiziere unterstellt. Der erste Unteroffizier hieß ihn als neuen Captain gebührend an Bord des Schiffs willkommen und überreichte ihm eine Urkunde mit Siegel seiner Majestät des Vizekönigs und erklärte, dass auf Jack Sparrow ein Kopfgeld ausgesetzt worden sei. In einem zusätzlichen Brief, den Offizier Armando Salazar vom Vizekönig erhielt, erklärte er, dass die Handelsgewässer nicht sicher wären, solange noch ein einziger Pirat auf ihnen sein Unwesen trieb. Sein offizieller Befehl lautete von nun an, Jack Sparrow zu vernichten. Er rollte das Papier zusammen, gab die ersten Befehle und stach noch am selben Vormittag in See. Nicht einmal ein halbes Jahr verging, da hatte er den jungen Piraten auf einem anderen Schiff ausgemacht. Es war nicht die Wicked Wench, doch ein Blick durch sein Fernrohr sagte ihm, dass es unverkennbar Jack Sparrow sein musste. Jetzt da er ihn endlich gefunden hatte, würde er ihn nicht mehr entkommen lassen, koste was es wolle. So befahl er seinem ersten Unteroffizier Kurs auf das vor ihnen liegende Schiff zu nehmen und das Tempo zu erhöhen. Sein Pulsschlag stieg bei dem Gedanken, dass er und der junge Mann nur ein paar hundert Fuß voneinander getrennt waren. Monatelang hatte er die Meere nach ihm abgesucht und unter all den Piratenschiffen, die er mit seinem Kriegsschiff auf den Grund der Meere schickte war er nie dabei gewesen. Er dachte schon es würde eine Ewigkeit dauern oder, dass seine Suche vergebens sein würde und sie sich nie wieder über den Weg laufen würden. Immerhin könnte er sich auf der anderen Seite der Welt herumtreiben. Nun aber brachte das Schicksal sie anscheinend wieder zusammen und ihm hoffentlich in die Hände. Kurze Zeit später waren sein und das Schiff Sparrows auf gleicher Höhe und er befahl die Planken auszulegen und das Schiff zu entern. „Das Schiff und die Mannschaft werden festgenommen, wer sich widersetzt wird sofort erschossen!“, schrie er laut allen seinen Soldaten zu, die gerade dabei waren über die Planken zu stürmen und die Männer des anderen Schiffes anzugreifen. Er selbst ging ebenfalls ebenfalls an Bord und würde sich persönlich um Sparrow kümmern. Während seine Männer die Piraten in Schach hielten, suchte er das ganze Deck nach dem Jungen ab, fand ihn aber nicht. Jeden Winkel inspizierte er und wurde mit jeder Sekunde ungeduldiger. Jack Sparrow durfte ihm nicht entkommen. Dann entdeckte er die Treppe zum Oberdeck. Mit einem Satz sprang er hinunter, sah wie etwas hinter eine Ladung Fässer huschte und rannte dem Schatten hinterher. Natürlich, der Junge musste sich hier irgendwo versteckt haben. Leise trat er einen Schritt vor den anderen, damit man ihn nicht hören konnte wo er als nächstes hinging. Am Ende des Decks war eine Wand mit einer Tür, hinter der ein weiterer Bereich zu liegen schien. Er öffnete diese und dort, am Ende des Schiffs, stand Jack Sparrow an einem Fenster, ein Bein nach draußen geschwungen und beide Hände an einem Seil, das nach unten führte. Wieder einmal lächelte er ihn siegessicher an und mit einem „Adieu“ schwang er sich aus dem Fenster nach unten und war verschwunden. Ohne groß nachzudenken, schnellte er hinterher und sprang ebenfalls aus dem Fenster ins Meer. Als er wieder auftauchte und sich umsah, ruderte der junge Mann in einem kleinen Boot in Richtung der Insel, die vor ihnen lag. Mit langen Zügen kraulte Armando folgend hinterher und war entschlossen aufzuholen. Als Mann der Marine war er ein ausgezeichneter Schwimmer und kam nur wenige Sekunden nach Jack auf der Insel an. Obwohl er vollkommen außer Atem war, gönnte er sich keine Pause, sondern rannte den Fußstapfen im Sand hinterher. Sie führten in den Dschungel und in das Innere der Insel. „Bleib stehen, Jack Sparrow!“, rief er und hatte nun soweit aufgeholt, dass er nur wenige Meter hinter ihm war. Doch seine Kraft war aufgebraucht. Deshalb holte er aus seiner Tasche das zusammengefahrene Fernrohr heraus und warf es gegen den Rücken des vor ihm Laufenden. Endlich ging dieser zu Boden und er konnte die letzten paar Meter zu Nichte machen. Jack stand aber blitzschnell wieder auf und zog zur Verteidigung sein Säbel. „So trifft man sich wieder, Capitan!“, begrüßte er ihn frech. Auch er hatte sich mit seinem Säbel zum Angriff bereitgemacht und erwiderte zischend: „Sieht so aus, mein Junge. Bloß dieses Mal wirst du mir nicht entkommen.“ Und griff an. Sein Säbel traf hart auf das von Jack. Mehrere Male kreuzten sich ihre Säbel und während sie sich vor und zurückbewegten, musste er sich eingestehen, dass er ihn unterschätzt hatte. Zugegeben waren seine jungen Jahre, in denen er die Schwertkampfprüfung der Marine mit Auszeichnung bestanden hatte etwas her, doch hatte er schon mehr Zweikämpfe hinter sich als dieser Grashüpfer. Dass Jack ihm nicht nur das Wasser reichen konnte, sondern ihn auch fast außer Atem brachte, hätte er nicht gedacht. Jedes Mal, wenn ihr ihre Säbel aneinander gerieten gab es einen metallenen Klang. Es klirrte schon fast wie Musik, zu der sie sich im Kreis drehten. Seinen Blick hatte er dabei auf den Jungen fokussiert um seine Bewegungen zu analysieren und eventuell seinen nächsten Schritt vorauszusehen. Zum ersten Mal hatte er Zeit den Burschen genauer zu mustern. Er war jung, vielleicht um die zwanzig Jahre. Die meisten Piraten, die er bisher auf dem Gewissen hatte, waren erwachsene und teilweise auch in die Jahre gekommene Männer. Nicht so Jack. Er strahlte eine Energie und Impulsivität aus, die er bisher noch bei keinem anderen Mann gesehen hatte. Das Feuer in seinen Augen war unverkennbar, es war als würde er davon hypnotisiert werden, je länger er ihn ansah. Auch seine Bewegungen waren kontrolliert und geschmeidig. Kein Pirat war im Schwertkampf so gut gewesen wie er. Er musste der Schüler eines erfahrenen Schwertkampfmeisters gewesen sein. Obwohl er so jung war, oder vielleicht gerade deshalb, war er sich des Sieges sicher. Seine Ausstrahlung, sein Lächeln, als konnten weder Menschen noch Geister ihm etwas anhaben. Als stünde Fortuna persönlich auf seiner Seite. Plötzlich bemerkte Salazar, dass sich ein komisches Gefühl in seiner Brust ausbreitete. Sein Herz schlug schneller und mit jedem Mal da ihre Schwerter aneinander klangen, machte es einen Sprung, fast so als hätte er diesen Kampf herbeigesehnt. Fast so als würde es vor Freude in die Luft springen wollen. Doch jetzt wollte er es zu Ende bringen. Er machte einen Satz nach vorne und schaffte es Sparrow den Säbel aus der Hand zu schlagen. Geschlagen hob der junge Mann die Hände, hatte allerdings immer noch das gleiche Grinsen auf den Lippen. „Das Lachen wird dir gleich vergehen.“, grinste nun auch Armando und war siegessicher. Jack machte jedoch einen Schritt nach hinten und antwortete: „Das glaube ich nicht.“ Und im gleichen Moment schnellte aus dem Sand unter ihren Füßen ein Netz hervor, sodass sie nun in der Luft an einem Ast hangen. „Das kann nicht sein! Hast du mir etwa eine Falle gestellt, du kleiner Bengel?!“, schrie er wutentbrannt und rüttelte an dem Netz, obwohl er wusste, dass es nichts brachte. Sein Säbel hatte er bei dem Schwung nach oben fallen gelassen, ein Messer hatte er auch nicht dabei. „Naja, ich würde sagen, wir sitzen beide in der Falle.“, antwortete der Jüngere, der eingesehen hatte, dass es nichts brachte sich aufzuregen und sich energiesparend ins Netz niedergesetzt hatte, „Verschwendet Eure Energie nicht. Sie kommen uns sowieso gleich holen.“ Armando ahnte, was er damit meinte, denn im Hintergrund hörte man grölende Stimmen auf sie zukommen. Jack sollte Recht behalten. Eine Armee von schwarz-rot-bemalten Kriegern stürmte auf sie zu und breitete ihre Speere unter ihnen aus, während sie das Netz herunterließen. Ohne Waffen waren sie absolut wehrlos und mussten sich beide kopfüber an ein einen Pfahl fesseln lassen, der von den halbnackten Männern getragen wurde. Der spanische Henker war alles andere als erfreut über diese unerwartete Wendung, dabei hatte er den Jungen fast in seiner Gewalt gehabt. Außerdem wusste er nicht, wohin sie ihn brachten. Ein Blick zur Seite verriet ihm, dass der junge Jack die Sache weniger dramatisch sah, so gelangweilt wie er dreinschaute. Ein weiterer Punkt war, dass die Insel vollkommen unentschlossen war. Die Eingeborenen trugen sie längere Zeit durch den Dschungel und schon nach einigen Abzweigungen hatte er es aufgegeben sich den Weg zu merken. Kein zivilisierter Mensch hatte diese Insel je betreten. Hier gab es nur Wald und Wilde. Kurz bevor er glaubte, dass sein Rücken bald durchbrechen würde, schienen sie endlich an ihrem Zielort angekommen zu sein. Eine Art Dorf, in das sie die Eingeborenen verschleppt hatten. Sogleich kamen auch barbusigen Frauen angelaufen und bestaunten sie mit ihren zahllosen, faulenden Mündern. Schlimm genug, dass er sich dazu verleiten hatte lassen, von Bord des Schiffes zu gehen und dem Piraten auf diese Insel hinterher zu schwimmen, jetzt musste er anscheinend als Mahl für diese Wilden herhalten. Bei Gott dieser Junge brachte ihm nichts als Ärger. Statt sie aber gleich auf offener Flamme zu braten und zu verspeisen, schleppten sie ihn und Jack zu seiner Überraschung durch das Dorf hindurch zu einer gigantischen Felswand. Sie hatten eine Art Flaschenzug daran gebaut und brachten sie so auf zehn bis zwanzig Meter Höhe. Dort befand sich in der Felswand eine Höhle, wo sie mit einem Schubs reingeschmissen wurden. Hilflos musste Salazar zusehen, wie die Eingeborenen den Flaschenzug wieder runterfuhren und er nun mit dem jungen Jack in der Höhle festsaß. „Verdammt, das darf doch nicht wahr sein!“, knurrte er und stampfte mit dem Fuß auf dem Boden. Es war unmöglich aus der Höhle auszubrechen. Die Felswand war so steil, dass man nicht daran herunter klettern konnte ohne abzustürzen. Auch die Höhle selbst war nach innen nur wenige Meter tief und abgeschlossen. Kein unterirdischer Höhlengang, der nach draußen führte. Aussichtlos, bis auf weiteres waren sie in dieser Höhle gefangen. Er, Armando Salazar, Henker der Meere, musste sich wohl fürs Erste geschlagen geben. Ungehalten setzte er sich auf den Boden und lehnte sich gegen die Höhlenwand. Knurrend rekapitulierte er, wie er in diese missliche Situation geraten war und wusste nicht auf wen er wütender sein sollte. Auf sich selbst, zudem eine solche unüberlegte Aktion gar nicht passte oder auf diesen Jungen, wegen dem es überhaupt erst soweit gekommen war. „Gar keine Idee wie wir hier wieder rauskommen könnten, Capitan? Tja, das enttäuscht mich jetzt aber doch etwas.“, meinte der Junge eher schelmisch als provokant, worauf Armando ihn anbellte: „Klappe halten! Wie wär’s, wenn du dein Spatzenhirn auch mal anstrengen würdest?!“ „Nein, danke. Das überlasse ich lieber den gebildeten Leuten.“, meinte er lachend und ging ans Ende der Höhle, „Und trinke derweilen etwas Rum.“ Hinten waren ein paar Flaschen versteckt von denen sich der junge Mann eine nahm. Wahrscheinlich hatten die letzten Männer, die hier waren, sie liegen lassen. Genervt verdrehte der Marinekapitän die Augen. Das war mal wieder typisch Pirat. Nichts weiter als Saufen im Kopf und andere die Arbeit machen lassen. Aber was hatte er auch erwartet? Um etwas Ruhe zu bekommen und einen klaren Gedanken zu fassen, setzte er sich etwas Abseits von Jack an den Rand der Höhle und blickte nach draußen. Er hatte geglaubt, dass es vielleicht doch einen Weg gäbe herunter zu klettern, doch diesen Gedanken verwarf er gleich wieder. Dann ließ er seinen Blick durch die Höhle schweifen, an Jack und den Rumflaschen vorbei und begutachtete sich selbst. Sowohl er als auch der Junge hatten nichts dabei, was man für eine Flucht verwenden konnte. Alles was er dabeigehabt hatte, war aus den Taschen gefallen, als das Netz sie in die Luft geschwungen hatte. Seufzend gab er auf sich einen Fluchtplan zu überlegen und richtete seinen Blick stattdessen wieder nach draußen in den Sonnenuntergang. Man konnte die ganze Insel auf das Meer hinaussehen. Auch die beiden Schiffe waren immer noch deutlich vor der Insel zu sehen. Was wohl seine Crew jetzt machte? Ob sie das Piratenschiff schon eingenommen hatten? Sicher wunderten sie sich über sein Verschwinden. Welcher Teufel hatte ihn nur geritten aus dem Fenster zu springen? Solche unüberlegten Aktionen waren sonst auch nicht seine Art. Doch seit Jack sein Schiff versenkt hatte, war er wie besessen ihn in die Finger zu bekommen. Nun könnte er Jack ganz einfach gefangen nehmen, blöderweise brachte ihn das in dieser Situation auch nicht weiter. Unten im Dorf hatten die Eingeborenen ein großes Feuer vorbereitet. „Ob sie uns wohl grillen und verspeisen wollen?“, fragte er laut, obwohl die Frage eher an ihn selbst als an Jack gerichtet war. Dieser fühlte sich trotzdem angesprochen und antwortete, während er mit seinem Kompass herumspielte: „Nein, das sind keine Kannibalen. Sie werden uns wahrscheinlich ihrem Gott opfern um ihn gnädig zu stimmen.“ Soso, der Junge war also doch nicht so dumm. Zumindest war er herumgekommen und kannte sich mit indigenen Stämmen aus. Doch das Feuer brachte ihn auf die Idee, selbst eines in der Höhle zu entzünden, damit seine Crew seinen Aufenthaltsort sehen würde, falls sie nach ihm suchten. Eine Idee, die er wieder fallen ließ, da sie sowieso kein Holz und nichts Brennbares bei sich hatten. Alle seine Pläne schienen im Sand zu verlaufen. Eigentlich sollte er auf den jungen Mann hören und es ihm gleichtun, nämlich seine Energie schonen. Die Lage war sowieso aussichtslos. Jack schien wirklich die Ruhe weg zu haben. Lag an der Wand gelehnt in einer Ecke, trank genüsslich seinen Rum und begutachtete seinen Kompass, den er gestohlen hatte. Wie unterschiedlich sie beide waren. Er, Kapitän der spanischen Armada, war es gewohnt in schwierigen Situationen analytisch vorzugehen um eine Lösung oder einen Ausweg zu suchen. Manchmal vergingen Stunden, doch zuletzt hatte er immer einen Weg gefunden. Seine Lehre daraus war, dass man nur lange genug über etwas nachdenken musste um das Ziel zu finden. Nicht so anscheinend Jack. Wie er aus dieser Höhle entkommen, war ihm ein Rätsel. Wollte er das überhaupt oder gab er sich seinem Schicksal hin? Oder wartete darauf, dass der Rum ihm die Lösung brachte? Mittlerweile war es Nacht geworden und Jack hatte schon eineinhalb Flaschen allein versoffen. Der Vollmond leuchtete weiß am Himmel und erhellte die Höhle. Der Ältere war hin und her gerissen. Manchmal war er drauf und dran dem Jüngeren die Flaschen wegzunehmen, sonst würde er sich noch in den Tod saufen – und das in seinem jungen Alter. Jack schien jedoch bei bester Laune zu sein, als machte es ihm überhaupt nichts aus hier festzusitzen. Stattdessen trällerte er fröhlich ein paar Piratenlieder vor sich hin. Nach einiger Zeit ging er dem spanischen Kapitän damit aber so auf die Nerven, dass er das nicht mehr länger anhören konnte: „Sei endlich still, du Quälgeist, wegen dir sitzen wir überhaupt in dieser Höhle! Und während ich über einen Fluchtplan nachdenke, besäufst du dich mit Rum und störst meine Konzentration!“, brüllte er den Burschen an. „Wollt Ihr auch mal probieren. Ist der beste Rum, den ich je getrunken habe.“, lallte Jack und hob eine Flasche als Angebot in seine Richtung. Armandos einzige Antwort darauf war allerdings: „Danke, ich verzichte.“ Er hielt nicht viel vom Alkohol und trank selbst nur, wenn ihn die Gesellschaft dazu zwang. „Eure Uniform ist ziemlich schick. Besonders die Jacke!“, bewunderte der junge Mann und zeigte mit dem Finger auf die feingearbeiteten Details, die Schultern und die Dekoration an den Ärmeln. Der Kapitän fand es etwas seltsam gerade von einem Piraten solche Komplimente zu bekommen, musste aber zugeben, dass sie wirklich sehr aufwendig verarbeitet war. Allerdings war sie kein Unikat: „Nichts besonderes, jeder Kapitän der spanischen Armada trägt so eine.“ „Soso, ihr seid also ein spanischer Captain“, gluckste Jack erstaunt auf, „Seid bestimmt schon einige Jahre im Dienst, Kapitän eines Schiffes wird man da sicher nicht von heut auf morgen.“ Unglaublich, jetzt musste er auch noch dieses Piratengeschwätz ertragen. Schlimm genug, dass sie hier beide festsaßen, jetzt meinte dieser Kerl auch noch ihn vollschwafeln zu müssen. Und da er so viel getrunken hatte, redete er ohne Punkt und Komma. Hätte er bloß nicht dieses Gespräch angefangen. Großer Gott, wann hörte er bloß wieder auf zu reden. „Ich bin übrigens auch Captain!“, brach es stolz aus Jack. „Das glaube ich kaum.“, war das einzige das Armando darauf erwidern konnte. „Und wie ich das bin. Ich habe ein Schiff und eine Crew, also bin ich ein Captain!“, protestierte Jack. „Ein Schiff und eine Crew machen dich noch lange nicht zu einem Captain, aber du bist vielleicht zu jung um das einzusehen.“, erklärte Armando und sah in die Dunkelheit hinaus auf sein eigenes Schiff, in dem mittlerweile die Lichter angegangen waren, „Ein Captain handelt nie eigenmächtig. Auch, wenn er einen Auftrag hat und seiner Berufung folgt, würde er nie etwas tun, das die Männer seiner Mannschaft in Gefahr bringen würde. Im Gegenzug bringen ihm seine Männer bedingungslose Loyalität entgegen. Und jetzt frage dich selbst: Handelst du nach diesen Grundsätzen um den Schutz deiner Crew zu gewährleisten und würden sie jedem deiner Befehle folgen?“ Plötzlich kehrte Stille zwischen den beiden Männern ein. Was der spanische Capitan gesagt hatte, beeindruckte ihn auf eine gewisse Art und Weise. Er hätte nicht gedacht, dass dieser Mann ein so tiefes Verständnis für das was er tat hatte. Die meisten erfahrenen Männer konnten nichts weiter als von ihren Erfolgen zu prahlen. Brüsteten sich mit den Jahren und der Erfahrung, die sie gesammelt haben, als würde es sie zu etwas Besserem machen. Doch dieser Mann nahm seine Aufgabe ernst, auch wenn er nicht glaubte, dass er davon überzeugt war. Auch die Marine, die Männer im Auftrag des Königs, hatten für ihn keinen Schneid. Dieser Mann aber könnte der Erste werden, dem er Respekt entgegenbrachte. Als er diesen Gedanken zu Ende gedacht hatte, öffnete er den Kompass, mit dem er schon die ganze Zeit spielte. Er zeigte ihm immer das, was er am meisten wollte. Bisher hatte er ihn immer zu den sagenumwobensten Schätzen gebracht. Seit er aber Salazars Schiff versenkt hatte und er ihn damals zum ersten Mal gesehen hatte, schien er nicht mehr ganz so zuverlässig zu sein. Auch kurz bevor Salazars neues Schiff auf sie zusteuerte, hatte er sich orientierungslos im Kreis gedreht. Jetzt besah er sich die Nadel erneut und sie zeigte genau auf den Mann vor ihm. Ob er wohl kaputt war? Doch Jack entschied sich dem nicht weiter zu folgen und stattdessen das Gespräch wieder auf zu nehmen. „Tut Ihr das eigentlich aus Überzeugung?“, fragte er nach. „Was meinst du?“, der Ältere sah ihn verwundert an. „Die Jagd nach Piraten. Dass Ihr alle Piraten auslöschen wollt und der ganze Kram.“ Armando dachte eine Weile nach und antwortete dann: „Schon mein Großvater fing damit an. Und mein Vater tat es ihm gleich. Als Erbe der Familie trete ich selbstverständlich ihre Nachfolge an. Es erfüllt mich mit Stolz und Ehre in ihre Fußstapfen zu treten.“ „Aber Ihr seid nicht überzeugt davon.“, widersprach der junge Mann frech und stand auf. „Was willst du damit sagen?“, entgegnete der Ältere wütend. „Das ist ganz einfach, Captain.“, meinte Jack vergnügt und ging mit jedem seiner Worte näher an ihn heran, bis er schließlich ganz nah vor ihm stand, vor dem mächtigen Henker der Meere und stolzen Kapitän Armando Salazar und kein bisschen Ehrfurcht oder Nervosität vor der Präsenz dieses Mannes zeigte. „Vielleicht habe ich noch nicht die Lebenserfahrung, die Ihr habt. Doch ich weiß genau, was ich will und wenn ich mir etwas in den Kopf gesetzt habe, bekomme ich es auch. Wisst Ihr, was Ihr wollt, Capitan?“, fragte Jack provokant, nahm das Gesicht des Mannes in seine Hände und presste seine Lippen auf die seinen. Genüsslich kostete er seinen Geschmack und atmete den Geruch des Älteren tief ein. Der Moment dauerte allerdings nicht lange, denn schon in der nächsten Sekunde hatte Salazar wieder in die Realität gefunden und stieß den Jungen geschockt von sich weg. „Bist du von allen guten Geistern verlassen?!“, brüllte er und wischte sich den Mund ab. Es schmeckte immer noch nach Rum. Jack, der nun am Boden lag, lachte aber nur auf und meinte: „Ihr solltet Euer Gesicht sehen! Wollt Ihr nicht doch etwas von dem Rum? Das macht Euch lockerer.“ „Locker nennst du das? Das Teufelszeug hat dich deiner Sinne beraubt!“, er war dem Alkohol mittlerweile mehr als nur abgeneigt und nahm die Flasche Jack nun endgültig weg. Damit würde jetzt endgültig Schluss sein. „Nein, wirklich. Ihr seid ein Gefangener Eures eigenen Herzens. Ihr jagt Piraten nicht aus Überzeugung, nicht, weil es Euch Freude bereitet. Auch, wenn ich in diesem Moment in dieser Höhle mit Euch gefangen sitze, bin ich ein freierer Mann als Ihr. Es macht mir nichts aus mit Euch hier drin zu sitzen, denn es war der Weg, den ich gewählt habe. Und Euch rate ich auch, endlich Euren eigenen Weg zu gehen. Den, von dem Ihr überzeugt seid.“ Wieder kehrte Stille zwischen den beiden ein, während sich der Junge aufrichtete, sich in einer Ecke der Höhle an die Wand lehnte und die Augen schloss: „Denkt über meine Worte nach. Ich leg mich aufs Ohr.“ Salazar war sprachlos. Erst küsste er ihn, schmiss ihm dann die wüstesten Weisheiten an den Kopf, schwadronierte etwas von Rum und Freiheit und flüchtete nun in die Traumwelt. Sobald er wieder im nächst größeren Hafen angelangt war, würde er ein paar Zeilen an seine königliche Majestät schreiben, in denen er für ein Verbot von Rum und anderen Likören plädierte. Ungehalten von der ganzen Situation und dem Gespräch setzte sich der Kapitän auf einen größeren Stein am Rande des Höhlenausgangs und starrte in die Nacht hinein. Sein Herz schlug immer noch wie wild. Warum nur? Sicher war er aufgebracht wegen des Kusses. Alles nur wegen diesem Teufelszeug. Doch als er wieder daran dachte, musste er sich unweigerlich an die Lippen fassen. Er konnte Jacks Lippen immer noch auf seinen fühlen. Ein merkwürdiges Gefühl schien durch seinen ganzen Körper zu verlaufen und ihn unruhig werden zu lassen. Im ersten Moment war er geschockt gewesen, doch die Szene hatte sich wie Feuer in sein Gedächtnis gebrannt. Jetzt spielte sie sich immer wieder vor seinen Augen ab und ließ ihn an nichts Anderes mehr denken. Er zwang sich aber durchzuatmen und seine Gefühle wieder rational zu überreißen, wenn das nach diesem chaotischen Tag überhaupt möglich war. Angefangen hatte es mit derselben Unruhe in seinem Herzen wie jetzt. Es wollte vor Freude in die Luft springen, als er Jacks Schiff endlich ausfindig gemacht hatte. Die Freude, seinen Erzfeind endlich in die Finger zu bekommen um Rache nehmen zu können. Doch auf der Jagd nach ihm hatte sich diese Rachsucht verändert. Noch vor ein paar Monaten war „Jack Sparrow“ der Name eines Jungen, auf den er all seinen Hass und Verachtung gegen Piraten projizierte. Als er auf der Insel aber gegen ihn kämpfte, wichen die negativen Gefühle immer mehr anderen Eigenschaften, die er an ihm feststellte. Jetzt sah er nur Feuer, Leidenschaft, Geschicklichkeit und Impulsivität eines jungen Mannes, der ihn damit in seinen Bann gezogen hatte und hatten Bewunderung in ihm ausgelöst. Und wenn man das Nerv tötende Geschwafel herausnimmt, könnte man sagen, dass Jack ihn nach diesem Gespräch sogar ernsthaft zum Nachdenken angeregt hatte. Er sollte den Weg gehen, von dem er überzeugt war? Den Weg, den sein Herz ihm riet? Das waren die kitschigsten Worte, die er je in seinem Leben gehört hatte und über die er jetzt ernsthaft nachdachte. Wenn er ehrlich war, hatte er keine Ahnung was er wollte. Er dachte immer, dass es ihm genüge Piraten zu jagen, genau wie sein Vater und sein Großvater. Doch jetzt spürte er, dass ihn das Kommando über ein Schiff und der Rang und Ehre, die ihm zu Teil wurden, mit Stolz erfüllten, das Töten von tausenden von Piraten aber keinerlei Bedeutung für ihn hatte. Jack hatte Recht. Das was er tat, hatte nichts mit Überzeugung zu tun gehabt, bis er persönlich Rache an dem Jungen Piraten, der ihm so übel zugerichtet hatte, verüben wollte. Sein Blick fiel von dem dunkelblauen, mit Sternen besetzten und vom Vollmond erhellten Nachthimmel rüber zu dem Piraten, der tief und fest schlief. Noch eine Wirkung des Rums. Leise ging er zu ihm, kniete sich hin und besah sich den jungen Mann genauer. Er war schön und hatte ein makelloses Gesicht, nicht einmal ein Kratzer. Sicher hatte er das seiner perfekten Schwertkunst zu verdanken. Er konnte nicht anders als diese reine Haut dieses Mannes, der das Geschenk der Jugend innehatte, berühren zu wollen und vorsichtig die Hand nach seiner Wange aus. Wie merkwürdig das Leben doch war. Auf hoher See waren er Marineoffizier der Armada, Jack ein gemeiner Pirat. Das Gesetz hatte sie schon von Natur aus zu Jäger und Gejagtem gemacht. Hier und jetzt aber waren sie nichts weiter als zwei normale Männer in der gleichen misslichen Situation. Und wieder kamen ihm Jacks Worte in den Sinn. Was sein Herz wollte? Ja, was wollte er eigentlich? Den Piratenjungen an den Galgen bringen? Nein. Doch es hatte etwas mit Jack zu tun, dessen war er sich sicher. Während er darüber nachdachte, erregte etwas anderes seine Aufmerksamkeit. Der Kompass, den Jack von dem spanischen Offizier, dessen Schiff er gekapert hatte, gestohlen hatte. Was es wohl mit ihm auf sich hatte? Der Junge hatte ihn immer noch bei sich, hatte ihn in der ganzen Zeit nicht verkauft oder getauscht. Er besah sich den Kompass genauer und bemerkte, dass er nicht nach Norden zeigte. Dann war er eigentlich nutzlos für einen Seemann, weder Jack noch jemand anderes konnte eine Verwendung dafür haben. Stattdessen – und das erstaunte ihn – zeigte er auf ihn. Um das zu überprüfen bewegte er sich in der Höhle hin und her, die Kompassnadel richtete sich immer nach seiner Position aus. Jack hatte gesagt, er wusste immer genau was er wollte und bekam es auch. War das was er wollte etwa – Doch plötzlich wurde er daran gehindert den Gedanken zu Ende zu denken, denn er hörte Schritte sich der Felswand nähern. Von der Klippe herunterschauend, entdeckte er mehrere Männer mit Fackeln. Es war seine Mannschaft, die nach ihm gesucht hatten und von einem der Unteroffiziere befehligt wurden und aber auch daran scheiterten, wie sie diese Wand erklimmen sollten. Salazar befahl ihnen ein Seil für den Flaschenzug hochzuwerfen, das er dann wieder nach unten schmiss. Keine fünf Minuten später begrüßte er seinen ersten Unteroffizier in der Höhle: „Wurde aber auch langsam Zeit. Was hat denn so lange gedauert?“ „Verzeiht, Capitan, aber nachdem wir uns ohne Euch auf das Schiff zurückziehen mussten, war es schwer Euch auf der Insel ausfindig zu machen. Es war nicht leicht das Dorf zu finden und mit den Eingeborenen fertig zu werden.“, erklärte der Mann mit der Augenklappe und reichte ihm eine Karaffe Wasser. „Schon gut, hab Dank für die Rettung. Zurück zum Schiff.“, bedankte er sich und war schon kurz davor den Flaschenzug herunter zu fahren als ihn der Unteroffizier unterbrach, „Sir, eine Frage noch: Was machen wir mit ihm?“ Vor seinen Männern war Salazar wieder der harte, erbarmungslose Kapitän geworden, der er sonst auch war und ließ sich nicht anmerken, wie er jetzt zu Jack Sparrow stand. Stattdessen sah er ihn nur, als würde er nicht verstehen, was die Frage überhaupt sollte. Da er aber gerade gerettet wurde, wollte er nicht so sein und erklärte nochmal das Prozedere: „Na, was wir immer mit Piraten machen. Gefangen nehmen, Handschellen anlegen und aufs Schiff bringen.“ „Aye, Capitan!“, rief der Mann und erfüllte seinen Befehl. Daraufhin schwang er sich nach unten und wenig später wurde der junge Pirat nach unten gebracht. Das Ganze hatte ihn natürlich wieder aufgeweckt und er war sichtlich verdutzt darüber plötzlich Handschellen an seinen Händen zu sehen. „Und so dankt Ihr mir meine Worte der Erleuchtung?“, war Jacks beschwipste Reaktion, woraufhin der Kapitän genervt die Augen verdrehte und den Abmarsch ankündigte. Zurück an Deck seines Schiffes, befahl er: „Ich will, dass Jack Sparrow in meine Kabine an einen Pfahl gekettet wird. Die Zellen unter Deck sind mir zu unsicher, ich will nicht riskieren, dass er entkommen kann.“, natürlich musste er an diesen Befehl noch eine Erklärung dranhängen. Einen gefangenen, stinkenden Piraten in seine Privatkabine ketten zu lassen war höchst ungewöhnlich. Doch er hatte Glück und keiner fragte nach oder wunderte sich. Während Jack in seiner Kabine gebracht wurde und er sich ebenfalls dahin machte, schickte er auch nach einer Schüssel Wasser und Seife. „Danke, ihr könnt gehen. Ich setzte mich dann auch zur Ruhe und will nicht mehr gestört werden. Das Kommando geht an den ersten Unteroffizier.“, meinte er und wartete kurz bis die beiden Soldaten aus seiner Kabine verschwunden waren. Dann entledigte er sich seiner schweren und unbequemen Kapitänsjacke, krempelte die Ärmel hoch und wusch sich die Hände mit dem Stück Kernseife. Er schwang sich auch etwas Wasser ins Gesicht um sich von dem Schweiß des Tages zu befreien und trocknete sich schließlich mit einem danebenliegenden Handtuch ab. Währenddessen wurde jede seiner Bewegungen die ganze Zeit von dem Piratenjungen aufs genaueste beobachtet. „Das Bedürfnis sich nach einem langen Tag zu waschen, versteht ein Pirat wie du wohl nicht.“, kommentierte Armando seine Aktion und fühlte sich gleich wieder frisch und ausgeruht, obwohl es Mitten in der Nacht war. Auch die Situation gefiel ihm jetzt viel besser. Jack Sparrow, befand sich in seiner Kabine und war sein Gefangener. Die Strapazen des Tages hatten sich doch gelohnt. Vergnügt setzte er sich auf seinen Sessel, legte die Beine hoch und goss sich aus einer Karaffe Wasser in ein Glas. „Wie gedenkst du nun dich aus dieser Lage zu befreien?“, fragte er den jungen Mann, obwohl er genau wusste, dass es unmöglich war. Jack hatte jedoch sein siegessicheres Lächeln nicht verloren und erwiderte: „Ach, mir wird schon etwas einfallen.“ „Habt Ihr über meine Worte nachgedacht?“, wechselte Jack nun das Thema. „Ja, das habe ich.“, antwortete der Ältere, stand mit seinem Glas Wasser auf und ging in der Kabine auf und ab und dabei immer wieder an seinem Gefangen vorbei. „Und zu welchem Schluss seid Ihr gekommen?“, wollte der Junge wissen. „Dass du ein vollkommen übergeschnappter Pirat bist und ich Kapitän der spanischen Armada. Einen Teufel werde ich tun und deinen Worten Gehör schenken.“ Er war wieder in seinem Element. Jacks siegessicherer Charme, der ihn bei ihrem Schwertkampf so beeindruckt hatte, hatte nun seinen Zauber verloren, denn nun hatte er eindeutig die besseren Karten. Dieser schien sich dem Ernst der Lage aber nicht bewusst zu sein. „Dann habt Ihr Eure Einstellung also doch geändert.“, gluckste Jack vergnügt und war von dem Kommentar sichtlich unbeeindruckt. Er wusste, dass das nicht seine wirkliche Meinung war. Der Kapitän hatte den frechen Unterton allerdings wohl bemerkt, ging drohend auf den Jungen zu und knurrte: „Hast du mir nicht zugehört?“ „Und was wollt Ihr nun mit mir anstellen?“, auf die rhetorische Frage, kam eine Gegenfrage. Doch so langsam wurde es Salazar zu bunt und er erklärte sehr deutlich: „Dich im nächsten Hafen abliefern, zusehen wie dir der Prozess gemacht wird und du am Galgen hängst.“ „Nein, das wollt Ihr nicht.“, lächelte Jack, dabei war es kein Kunststück gewesen ihn zu durchschauen. Seine wahren Gefühle waren einfach zu offensichtlich – zumindest für den jungen Piraten. Durch seinen Kommentar bewirkte er aber genau das, was er wollte, nämlich den sonst so beherrschten Mann in Rage zu bringen. Dies gelang ihm auch, denn weiter würde sein Stolz das nicht zulassen. Vollkommen aufgebracht, warf Salazar das Glas auf den Boden und brüllte: „Hör auf dich so aufzuspielen!“ Dann wurde er wieder ruhiger, er war Jack mittlerweile so nah, dass nur noch wenige Zentimeter sie trennten, „Mein lieber Jack, vorhin hast du mich überrumpeln können und dich über mich lustig gemacht, doch jetzt bist du mein Gefangener. Ich bestimme über dein Leben, verstehst du? Und ich werde dieses Malheur nicht auf mir sitzen lassen!“ Damit führte er seine Hand an den Nacken Jungen und presste seine Lippen auf die seinen. Diesmal würde er sich nicht geschlagen geben. Diesmal nicht. Zu seiner Überraschung schien Jack aber höchst unbeeindruckt, stattdessen stimmte er in den Kuss sogar mit ein. Das war dem Kapitän allerdings nur noch mehr zu wider und er wurde deshalb leidenschaftlicher. Mit seiner Zunge stach er in den Mund des Jüngeren und forderte ihn zu einem Kampf heraus, worauf dieser willig einstieg. „Ihr glaubt doch nicht ernsthaft mich damit unterwerfen zu wollen?“, keuchte Jack während des Luftholens hervor, wurde aber von Armando mit einem „Halt den Mund!“ gleich wieder zum Schweigen gebracht. Er konnte gar nicht glauben, dass der Junge so gut mit ihm mithalten konnte. Auch er war fast außer Atem, wollte aber nicht von dem Burschen ablassen. Genüsslich umschlang er Jacks Zunge, saugte seinen Saft und seinen Geruch in sich auf. Anfangs wollte er ihn für den überraschenden Kuss bestrafen, bei dem er sein Gesicht verloren hatte. Doch so wie Jack es zu genießen schien, war er sich nicht mehr sicher, ob es sich um eine Strafe für ihn handelte. Er verlangte sogar noch mehr. Es war kein ewig andauernder Kuss. Immer wieder löste sich der Kapitän in kleine Abständen von dem Piraten aber nur um kurz nach Luft zu schnappen aber gleich darauf wieder mit den Lippen des Anderen zu verschmelzen. Mittlerweile war er so erregt, dass sein Herz gar nicht mehr aufhören wollte schneller zu schlagen. Jetzt hatte er es erkannt. Er wollte Jack, nur deshalb hatte er ihn Jagd auf Piraten gemacht. Nur deshalb. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, als er sich von dem Jungen löste, einen Moment innehielt. Er keuchte, sein Herz schlug schneller als er es bei dieser Art von Körperkontakt je für möglich gehalten hatte. Er musste sich beruhigen und wieder die Kontrolle über seine Sinne bekommen. Denn sonst würde er noch garantiert Sachen mit dem jungen Piraten anstellen, die er vor ein paar Minuten nie in Erwägung gezogen hätte. Im gleichen Moment spürte er jedoch etwas Kaltes an seinen Handgelenken und plötzlich dämmerte es ihm. Jack Sparrow hatte ihm während des Kusses die Schlüssel entwendet und ihn stattdessen an den Mast gebunden. Dieser hinterlistige Bengel hatte ihn schon wieder überlistet! „Tja, Capitan, ich sagte doch, dass mir etwas einfallen würde. Währt Ihr ehrlich zu Euch selbst gewesen, wäre es nicht dazu gekommen. Dann hättet Ihr mich womöglich nicht unterschätzt. Jetzt aber muss ich Euch leider verlassen.“ Jack ließ seinen Blick durch eines der Fenster schweifen und plötzlich spürte man einen kräftigen Ruck das Schiff erschüttern. Sein Schiff hatte angedockt. „Warte! Mach mich sofort los, du verdammter Teufel!“, brüllte er dem Piraten nach, der – es kam ihm wie ein Déjà-vu vor – schon wieder am Fenster stand und sich aus dem Staub machen wollte. „Jetzt seid Ihr ehrlich.“, meinte er vergnügt, ging noch mal auf den Kapitän zu und fuhr mit seiner Hand den kräftigen Hals des Älteren entlang, „Obwohl es schade ist, dass ich sowas Leckeres zurücklassen muss.“, drehte ihm wieder den Rücke zu und ging auf das Fenster zu. „Wag es ja nicht aus diesem Fenster zu springen!“, drohte Salazar, wutentbrannt darüber, dass sich Glück wieder auf Jacks Seite gestellt und die Sache schon wieder eine hundertachtziggrad Wendung gemacht hatte. Jack war jedoch schon mit einem Bein draußen und antwortete vergnügt, „Dieser Bitte kann ich leider nicht nachkommen.“ „So lange ich lebe und du irgendwo dort draußen auf freiem Fuß bist, werde ich keine Ruhe haben bis ich dich wieder in meiner Gewalt habe. Hörst du, Jack Sparrow, ich werde dich jagen!“, brüllte er. „Na, dann bin ich mir sicher, dass sich unsere Wege irgendwann wieder kreuzen werden.“, freute sich Jack und setzte aber noch etwas nach, bevor er sich schließlich aus dem Fester schwang, „Ach und übrigens: Es heißt Captain Jack Sparrow.“ Kapitän Armando Salazar konnte es nicht fassen. Schon zum zweiten Mal war er von Jack Sparrow hinters Licht geführt worden. Und wieder einmal hatte er ihm alles genommen: Sein Stolz, seine Ehre und sein Herz. Doch er war fest entschlossen diesen Burschen zu schnappen. Und, wenn er ihn bis ans Ende der Welt jagen müsste! Koste was es wolle! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)