Actio est reactio von Ur (von Nerdherzen und den physikalischen Gesetzen ihrer Eroberung) ================================================================================ Kapitel 26: Rum zum Abschied ---------------------------- »Für alle Jungen, die lernen mussten, nach anderen Regeln zu spielen« Weil ich ein echt langsamer Leser bin, hab ich von Taminos Ari und Dante Buch noch nicht viel mehr als zwanzig Seiten geschafft. Im Bett liegen und lesen kommt mir irgendwie komisch vor. Während ich darüber nachdenke, ob ich es noch schaffe, zehn weitere Seiten zu lesen und bei diesen Grübeleien die Widmung des Buches anstarre, kommt Mari herein. Sie stutzt, als sie mich auf dem Bett liegen sieht, ein Buch in den Händen. Dann legt sie den Kopf ein wenig schief, um den Titel lesen zu können. Ihren Gesichtsausdruck kann ich nicht so richtig deuten. »Möchtest du mir irgendwas sagen?«, fragt sie mit einem amüsierten Zucken um die Mundwinkel. »Hm?« Ich schaue den Buchrücken an, dann wieder meine Schwester. »Was denn?« Sie verengt die Augen ein bisschen und mustert mich eindringlich, als würde sie herausfinden wollen, ob ich sie verarsche. Dann scheint sie einen Entschluss zu fassen. »Seit wann liest du?«, fragt sie. Ich zucke mit den Schultern und schaue erneut die Widmung an. Ich frage mich schon die ganze Zeit, was sie bedeuten soll, aber vielleicht kommt die Erleuchtung, wenn ich mehr als zwanzig Seiten gelesen habe. »Ist eins von Taminos Lieblingsbüchern«, erkläre ich, auch wenn das ihre Frage nicht so richtig beantwortet. Mari schnaubt und fährt sich durch ihr kurzes Haar. »Hey, ich kann sogar Gemeinsamkeiten zwischen euch Vieren entdecken!«, meint sie breit grinsend. »Weil Ari nicht schwimmen kann?« Mari sieht aus, als läge ihr eine Erwiderung auf der Zunge. »Ja, das auch.« »Das heißt, du hast es auch gelesen?« »Jup. Ist ein sehr schönes Buch!« Sie kommt zu mir herüber und lässt sich neben mir aufs Bett fallen. »Eigentlich wollte ich dich was wegen unserer Geburtstagsfeier fragen«, sagt sie dann. »Ok. Feiern wir wieder zusammen?« »Ja, schon. Ich dachte nur, wir könnten vielleicht zweimal feiern. Weil… ich mir dachte, dass du Tamino ja sicher auch einladen willst, aber erstens ist er am fünften noch bei seinen Leuten und zweitens glaub ich nicht, dass er Bock auf sone große Feier hätte«, meint sie. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht, aber sie hat sehr wahrscheinlich Recht. Ich hatte schon wieder vergessen, dass er die ganzen Ferien weg ist – ich glaube, mein Gehirn will sich das einfach nicht merken – und deswegen auch nicht zu unserem Geburtstag kommen kann. »Und vielleicht wäre es cool, wenn wir eine zweite, kleine Feier machen. So… wir beide und Tamino und Linda und du könntest Cem fragen, ob er Bock hat. Und Taminos Freunde, wenn die es schaffen, herzukommen. Und vielleicht sonst noch ein, zwei nette Leute«, schlägt sie vor. Ich klappe das Buch zu und lege es beiseite. »Keine schlechte Idee«, sage ich und erinnere mich an meine fehlgeschlagenen Versuche, Tamino auf eine Party einzuladen. Dann wiederum machen seine Absagen ziemlich Sinn, seit ich weiß, dass er eine Angststörung hat. »Cool«, meint Mari und sieht zufrieden aus. »Du…ähm… du wusstest über Tamino Bescheid, oder?«, frage ich schließlich etwas aus dem Zusammenhang gerissen. »Bescheid?« »Naja… wieso er nicht gerne telefoniert und so«, sage ich ausweichend für den Fall, dass sie vielleicht doch nicht Bescheid weiß. »Oh, achso. Ja. Hat er dir davon erzählt?«, will sie wissen. Ich nicke und frage mich, was an meiner Schwester Tamino veranlasst hat, ihr so früh davon zu erzählen und mir nicht. Ich will nicht schon wieder in diese Gedankenschiene rutschen, aber ich kann diese blöden Fragen auch schlecht abschalten. »Ähm… ja. Gestern.« »Ok. Dann ist alles wieder ok bei euch?« Ich nicke. Dann denke ich darüber nach, ob ich Mari nach dieser Sache fragen soll, die Cem angesprochen hat. Aber es kommt mir komisch vor, mit meiner Schwester über Taminos sexuelle Orientierung zu reden, also lasse ich es bleiben und rappele mich auf. »Wir trinken morgen Abend einen zusammen. Bevor er sich Samstag aus dem Staub macht«, sage ich. Mari kneift mich in die Wange. »Aww, bist du maulig, weil er die Ferien woanders verbringt?« Ich öffne empört den Mund, um sie zu fragen, wie sie sich fühlen würde, wenn Linda sechs Wochen weg wäre, aber schlucke die Worte gerade noch rechtzeitig herunter als mir klar wird, dass Mari und Linda ein Paar sind und es etwas anderes wäre, wenn… Wie zum Teufel hat mein Gehirn diesen komischen Bogen geschlagen? »Zieh Leine, du Pest«, maule ich und schubse sie kurzerhand vom Bett. Sie macht eine unelegante Arschlandung und ich strecke ihr die Zunge heraus, bevor sie aus meinem Zimmer verschwindet. Ob man seine Schwester nach achtzehn Jahren noch umtauschen kann? * Ich habe beschlossen, dass Bier diesmal keine Option ist und schließe mich Taminos Rumkonsum an. Es dauert einfach zu lange, bis man mit Bier einen angemessenen Pegel erreicht hat. Wir beenden die zweite Staffel von Deep Space Nine und Tamino lacht mich aus, weil ich kerzengerade im Bett sitze und die Geschehnisse der letzten Folge mit verfolge. »Aber was sind das für Leute? Was? Wo kommen die her?« Ich schüttele ihn an der Schulter und nehme noch einen Schluck Rum. Ich verzichte auf Cola und schaudere nach jedem Schluck. Es hat nur anderthalb Folgen gedauert, bis ich mich ziemlich angeduselt gefühlt habe. Tamino hat schon wieder doppelt so viel getrunken wie ich und ist eloquent wie eh und je, während mir der bloße Gedanke an das Wort eloquent schon leichten Schwindel verursacht. »Ich hätte dir auch was anderes besorgen können, wenn du keinen Rum magst«, sagt Tamino schmunzelnd. Wir sitzen dicht nebeneinander und ich versuche das elende Geschrei in meinem Kopf zu ignorieren, das mir befiehlt, mehr Körperkontakt aufzubauen. »Ach, letztendlich schmeckt das ganze Zeug doch scheiße«, sage ich und muss mich sehr konzentrieren, um nicht zu lallen. Als würde Tamino mir das Gegenteil beweisen wollen, nimmt er einen großen Schluck Rum und leckt sich hinterher über die Lippen. Ich folge der Bewegung seiner Zunge. Ok, Julius. Du musst aufhören übers Knutschen nachzudenken, wenn du Tamino ansiehst. Vielleicht solltest du ein bisschen langsamer trinken. Oder noch sehr viel schneller. »Noch ne Folge?«, fragt Tamino und rutscht ein bisschen tiefer ins Bett, um es sich bequemer zu machen. Ich beschließe, dass ich schon betrunken genug bin, um mich nur noch minimal zu schämen und dass ich meine Hemmungen über Bord schmeißen sollte, weil Tamino morgen sechs Wochen von der Bildfläche verschwindet. Also stelle ich den Laptop vom Bett herunter, wobei Tamino mich interessiert beobachtet. Er hat die Brille abgenommen und den Kopf schief gelegt, während seine Augen auf mir ruhen. Unweigerlich denke ich daran, dass Cem Tamino als scharf betitelt hat. Und je öfter ich Tamino ansehe, desto häufiger stelle ich fest, dass Tamino tatsächlich… schön ist. Ich wedele mit der Hand undeutlich Richtung Kopfende, aber Tamino versteht sofort, was ich meine und legt sich längs ins Bett. Dann grinst er mich schief an und mein Herz stolpert ganz eindeutig. Bevor ich mir nähere Gedanken darüber machen kann, was das bedeutet, werfe ich mich neben ihn aufs Bett, sortiere seinen Arm zur Seite und platziere meinen Kopf an seiner Schulter. Sein Arm legt sich sofort um mich, als wäre das etwas, das schon ganz natürlich passiert. Wie atmen. Ich lege eine Hand auf seinen Bauch und Tamino dreht den Kopf zur Seite, um… jap. Um seine Lippen auf mein Haar zu drücken. Definitiv nicht mehr so nüchtern, wie er wirkt. Ich frage mich, ob er mich noch woanders hin küssen würde, wenn er mehr getrunken hätte. Und die Tatsache, dass mein ganzer Körper sofort mit einem wohligen Kribbeln auf den Gedanken antwortet, versetzt mir einen erkenntnisreichen Stromschlag. Fuck. Fuckfuckfuck. Taminos Finger der einen Hand malen Muster auf meine Seite, die andere Hand hat meine auf seinem Bauch gefunden und liegt locker darauf. Sobald mein Gehirn bei der Erkenntnis eingerastet ist, dass etwas sehr Schreckliches mit meinen Gefühlen passiert ist, steht mein ganzer Körper in Flammen. Jede Stelle, die Tamino anfasst, fühlt sich an, als würde gleich ein Vulkanausbruch darunter stattfinden. Ich will, dass er mich küsst. Und ich will, dass er mich immerzu anfasst und dass ich meine Nase in seinem Haar vergraben kann, weil er gut riecht. Ich will alles über ihn wissen und dass er sich bei mir in Sicherheit fühlt. Ich will, dass er mich küsst. Ich will. Dass Tamino mich küsst. Verfluchter Mistdreck, ich hab mich verknallt. Ich war noch nie verknallt. Ich bin in einen Kerl verknallt. Ich atme einmal tief ein und aus und versuche ruhig zu bleiben. Es ist kein Wunder, dass diese Erkenntnis so ewig gedauert hat, wo doch alles an der Beziehung zwischen Tamino und mir neu ist und ich diese ganze Körperkontakts- und emotionale Nähe-Schiene überhaupt nicht gekannt habe. Ich dachte, es wäre alles einfach nur neu und ungewohnt. Ich bin verknallt. In einen Jungen. Ich hab mich in Tamino verknallt und es jetzt erst gemerkt. Mein Gehirn verlangt mehr Alkohol, um mit dieser Erkenntnis besser umgehen zu können, aber im nächsten Augenblick lenkt Taminos Stimme mich ab. »Kennst du das… wenn man gar nicht nah genug dran sein kann… an jemandem?« Ich räuspere mich. Mein Herz hämmert irgendwo in der Nähe meines Adamsapfels. »Bisher nicht. Aber ich… äh… sehe, was du meinst«, krächze ich. Tamino atmet tief ein, dann scheint er einen Entschluss zu fassen und manövriert mich scheinbar vollkommen problemlos auf sich drauf. Ich lande zwischen seinen Beinen, während mein Kopf weiterhin auf seiner Schulter liegt und er schlingt so beide Arme um mich und drückt mich an sich. Während mein Gehirn vorher wild herum gestottert hat, ist es jetzt ganz still. Alles in mir kribbelt. »Ok?«, flüstert Tamino gegen meine Stirn. Ich nicke hastig. Ich höre ein leises Glucksen und da mein Gehirn sich anscheinend vom gesunden Menschenverstand verabschiedet hat, beschließt meine Zunge von allein drauflos zu plaudern. »Weißt du, du solltest noch mehr… ähm… bevor du fährst. Solltest du meine Batterie noch mal aufladen«, sage ich. Jup, ich lalle definitiv und habe dabei auch noch den Verstand verloren. Tamino lacht leise und ich bekomme eine Gänsehaut. Die wird sogar noch schlimmer, als Finger sich unter mein Shirt schieben und über meinen nackten Rücken streicheln. »Seit wann hast du ‘ne Batterie?«, will er wissen. »Deine Schuld«, murre ich und drücke mein Gesicht in seine Halsbeuge. Wenn ich ihn jetzt anschaue, mache ich bestimmt irgendwas Dämliches. Wie ihn zu küssen. Taminos Finger sind ein bisschen wie Federn auf meiner nackten Haut und die Gänsehaut beruhigt sich überhaupt nicht mehr. Seine Körperwärme scheint in mich hineinzusickern. »Ich bleib einfach hier liegen«, nuschele ich benommen gegen seinen Hals. Ich höre ihn förmlich schmunzeln. Er wird immer so viel gelassener mit Alkohol, es ist wirklich beeindruckend. Aber vermutlich nicht verwunderlich, wenn ich darüber nachdenke, dass Alkohol Hemmschwellen abbaut. Das gilt sicher auch für die übermäßig großen Hemmschwellen, die er wegen seiner Angststörung hat. Ich habe keine Ahnung, wie lange wir so auf Taminos Bett liegen, aber nach einiger Zeit muss ich mich aktiv zusammenreißen, um nicht zu zittern, weil ich auf all die Gefühle überhaupt nicht klar komme und Taminos Finger so ziemlich überall hin wandern, wo sie hin wandern können und nackte Haut finden. Er löst auch mein Haargummi und fährt mir immer wieder durchs Haar. »Weich«, murmelt er leise. Wenn mein Herz gleich explodiert, dann wäre es wenigstens ein schöner Tod. Um nicht durchzudrehen und mich vor einer Blamage zu bewahren, hebe ich den Kopf und sehe Tamino ziemlich verhangen an. Sein Gesicht ist definitiv zu nah an meinem dran und ich schlucke, ehe ich versuche Worte zu finden. »Würdest du… äh… wie stehst du zu vorlesen?« Er hebt beide Augenbrauen. »Ich les ganz gerne vor. Wieso?« »Ich hab Ari und Dante im Rucksack«, sage ich mit einem verlegenen Grinsen und beschließe, dass ich von Tamino herunter krabbeln muss, um nicht eine Dummheit zu begehen. Wie ihn zum Beispiel zu küssen. Tamino setzt sich auf, als ich nicht mehr auf ihm liege und schaut kurz auf seine Hände. Dann seufzt er und ich frage mich, ob er den Körperkontakt auch sofort vermisst. Ich frage das lieber nicht laut. »Dann muss ich erst mal mit Rum aufhören«, meint er und fährt sich durchs Haar. Ich frage mich, ob der betrunkene Tamino der Tamino ist, der er ohne Angststörung wäre. Dann beschließe ich, dass das ein dämlicher Gedanke ist und angele nach meinem Rucksack, um das Buch herauszuziehen. Sobald ich es ihm gereicht habe, trinke ich mehrere sehr große Schlucke Rum. Auf dass mir der Rum durch meine Krise helfen kann. Tamino nimmt das Buch entgegen und lacht leise darüber, dass ich noch nicht besonders weit gekommen bin. Dann lehnt er sich wieder gegen die Wand und ich bereue meine Frage eigentlich sofort, weil mit dem Buch in der Hand das Rumgekuschel fast unmöglich geworden ist. Ich lege mich mit dem Kopf auf seinen Oberschenkel und beschließe, dass das erst einmal reichen muss. So kann ich mich auch besser beruhigen, als wenn ich wie ein Stück Butter auf ihm schmelze, als wäre er eine Herdplatte. »Eines war sicher: Ich würde keinen dieser Idioten bitten, mir beim Schwimmenlernen zu helfen. Es war besser, allein zu sein und sich elend zu fühlen. Es war besser zu ertrinken. Ich blieb also für mich und ließ mich ein bisschen auf dem Wasser treiben. Nicht dass mir das Spaß machte. Und dann hörte ich seine leicht näselnde Stimme. ‚Ich kann dir beibringen, wie man schwimmt.‘«, liest Tamino. Ich weiß genau, wie ich auf diese Idee gekommen bin. All diese Sprachnachrichten und das Singen haben zu der Erkenntnis geführt, dass Tamino eine sehr angenehme Stimme hat. Er könnte mir wahrscheinlich das Telefonbuch vorlesen und ich würde es mir anhören. Meine Fresse, mich hat’s arg erwischt. Ob ich Cem davon erzählen soll? Nein, der baggert Tamino sehr engagiert an. Mari? Keine Ahnung, wie sie darauf reagieren würde. Aber wahrscheinlich wäre es kein sehr großer Skandal. Schließlich ist sie mit Linda zusammen. Wie meine Mutter das wohl findet, dass beide ihre Kinder… hm. Ja, was eigentlich? Ich hab gerade erst rausgefunden, dass ich wahrscheinlich asexuell bin. Und jetzt das. Heißt das, ich bin schwul? Kann man gleichzeitig schwul und asexuell sein? Bi und asexuell? Ich hab keine Ahnung, wie das alles funktioniert und ich weiß auch nicht, wen ich darüber ausfragen kann, weil Tamino sich ganz plötzlich nicht mehr als Gesprächspartner anbietet. Wahrscheinlich verrate ich mich in all meinem Ungeschick noch selber. Toll. Jetzt muss ich vor Tamino ein Geheimnis haben. Was für ein Scheißdreck. »Er redete über das Schwimmen wie über eine Lebenshaltung. Er war fünfzehn. Wer war dieser Typ? Er wirkte ein bisschen zerbrechlich – aber das täuschte. Er war diszipliniert und zäh und klug; er tat nicht so, als wäre er dumm und gewöhnlich. Er war keines von beiden. Er war lustig, konzentriert und leidenschaftlich. Er konnte wirklich leidenschaftlich sein. Und er hatte nichts Gemeines an sich. Mir war nicht klar, wie man in einer gemeinen Welt leben kann, ohne dass ein bisschen von dieser Gemeinheit auf einen abfärbt. Wie konnte jemand ohne einen Hauch von Gemeinheit leben? Dante wurde ein weiteres Geheimnis in einer Welt voller Geheimnisse.« Tamino ist auch ein einziges wandelndes Geheimnis, genau wie Dante. Ansonsten ist er eher nicht so wie Dante. Also. Vielleicht ein bisschen. Weil er alles kann und weiß. Ich sollte aufhören, Tamino mit einem fiktiven Charakter zu vergleichen. Nach noch vier großen Schlucken Rum wackelt die Welt zeitverzögert, wenn ich meinen Kopf bewege. Tamino liest mir in etwa zwanzig weitere Seiten vor, dann klappt er das Buch zu. »Ungewohnt auf Deutsch«, sagt er. Ich schaue ihn an. »Würdest du Französisch reden, wenn ich drum bitte?« Er lacht. Und nickt. »Und singen?« Ein Zögern. Dann noch ein Nicken. »Aber nur, wenn du wieder herkommst«, sagt er dann mit funkelnden Augen und ganz ohne eine Spur von Scham. Ich bin sehr sicher, dass ich knallrot im Gesicht bin. »Ok«, krächze ich, als er seine Arme ausstreckt und sich wieder so hinlegt wie vorher. Wahrscheinlich singt es sich nicht besonders gut mit über siebzig Kilo auf einem drauf, aber Tamino beklagt sich nicht, als ich mich wieder auf ihn lege. Seine Arme finden sofort ihren Weg um meinen Oberkörper, unter mein Shirt. Ugh. Fuck. Ich wünschte, ich könnte von einem Blitz erschlagen werden. »Liedwünsche?« »Weiß nicht. Was Französisches?« »Seit wann magst du Französisch?« »Seit niemals. Nur, wenn du’s sprichst.« Er lacht leise gegen mein Haar. Und dann singt er mir ein Lied auf Französisch, dass ich natürlich nicht kenne und von dem ich selbstredend kein einziges Wort verstehe. Aber die Tatsache, dass er überhaupt für mich singt, trägt nur noch mehr dazu bei dieses Luftballongefühl in meinem Innern zu verstärken und ich schließe die Augen, um zuzuhören, wie Taminos Stimme französische Worte formt. »Qui ne connaît pas la peur Ne connaît pas le courage…« Ich frage mich, wie Verliebtsein sich gleichzeitig so großartig und schrecklich anfühlen kann und schlafe ein, bevor das Lied zu Ende ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)