Together von Shijin (Seto x Joey) ================================================================================ Kapitel 1: Gemeinsames Erwachen ------------------------------- „Er ist wunderschön.“ Staunend steht Seto an der Seebrücke und betrachtet den Sonnenaufgang. In diesem Moment scheint die Welt um ihn herum still zu stehen und zu schweigen. Er spürt nur noch den kleineren Körper vor sich, der sich an seine Brust schmiegt. Ohne weitere Worte bestaunen sie wie der orange Sonnenball aus dem schwarzen Meer auftaucht. Allmählich bringen die roten Strahlen die Farben in die Welt zurück. Das Meer wechselt von schwarz zu blau-türkis, der Strand entwickelt seine besondere Farbe und der wolkenlose Himmel färbt sich von babyrosa zu hellblau. Beide nehmen einen tiefen Atemzug aus der noch kühlen klaren Seeluft. „Es ist seltsam, dich mal schweigen zu hören, Hündchen!“ „Tja, du weißt einiges noch nicht, Drache!“ Dann zuckt Joey sein Handy. „Ich glaube, wir haben einem jungen Mann zu danken. Da er deine Nummer gesperrt hat, muss mein Handy dafür wohl herhalten.“ Mit einem fiesen Grinsen wählt Seto eine sehr bekannte Nummer eines Jungunternehmers. „Bist du entführt worden oder vergiftet worden, Joey. Einen anderen Grund sollte deine Störung zu nachtschlafender Zeit nicht haben!“ Seto und Joey müssen sich sein Lachen verkneifen. Joey reicht das Handy an den großen Bruder des Anrufers weiter. „Einen wunderschönen guten Morgen, Brüderchen. Hier meldet sich der tägliche Weckdienst. Ich wollte nur sicher gehen, dass du pünktlich in der Firma bist, Junior Chef.“ Verschlafenes Gemurmel ertönt von der anderen Seite. „Seto?? Was hast du mit Joey gemacht? Der lässt dich doch niemals freiwillig telefonieren!“ Nun reicht Seto das Handy an den Eigentümer zurück. „Es geht mir gut, Mokuba. Wir wollten uns bei dir bedanken. Du bist doch dafür verantwortlich, dass wir uns an diesem Ort getroffen haben. Und ich möchte meinen restlichen Jahresurlaub noch nehmen. Big Boss hat den Antrag schon auf dem Schreibtisch liegen und genehmigt.“ „Wir sehen uns in zwei Wochen, Brüderchen. Du machst das mit der Firma schon.“ Nun lassen sie einen verdutzten Schwarzhaarigen am Ende der Leitung zurück, als sie auflegen. Joey dreht sich zu Seto um. Er verwickelt ihn in den ersten Sonnenstrahlen des neuen Morgens in einen leidenschaftlichen Kuss. „Ich liebe dich, Seto! Verletze mich bitte nicht.“ „Nicht mehr gegen deinen Willen, Joey … Ich liebe dich auch, Hündchen!“ ~~*~~ „Hey, Streuner! Zeit zum Aufstehen!“ Vorsichtig beugt sich Seto über den neben ihm liegenden Körper und gibt ihm einen Kuss auf die noch leicht geöffneten Lippen. Joey zuckt verschlafen mit den Augen. Langsam räkelt er sich unter der Decke. Dabei rutscht sie von seiner Brust. Seto nutzt die Gelegenheit, um mit seinen Lippen über Joeys Hals zu wandern. Er beißt mal hier und mal dort liebevoll zu. Dem noch nicht ganz wachen Joey entfährt ein Stöhnen. Zufrieden grinst Seto und fährt mit seiner Aktion fort. Joeys Bauch und seine Seite werden mit zärtlichen Bissen und Küssen versehen. Als Seto die Decke von Joeys restlichem Körper entfernt, streckt sich Joey, schlägt die Augen auf und setzt sich an die Bettkante. Flüchtig gibt er Seto einen Kuss, bevor er aus dem Bett steigt. „Guten Morgen, Drache!“ Er sucht sich seine Kleidung zusammen und verschwindet im Bad. Diesmal sperrt er die Tür hinter sich ab. Seto seufzt. Er lässt sich resigniert aufs Bett fallen. Dann folgt er Joeys Beispiel und macht sich ebenfalls ausgehfertig. Danach beginnt er damit das Frühstück zu richten. Als Joey aus dem Bad kommt, duftet es verführerisch nach Kaffee und Brötchen. Seto sitzt bereits am Tisch und nippt an seiner morgendlichen Tasse schwarzer Brühe. Für Joey hat er wohlwissend, Kakao in die Tasse gemacht. „Welch seltener Anblick, der große Seto Kaiba lässt sich dazu herab, Frühstück zu machen. Danke, Schatz!“ Joey umarmt seinen Partner von hinten und haucht ihm einen Kuss auf die Wange, bevor er sich dazusetzen will. Seto zieht ihn schneller auf seinen Schoß. „Hey, nicht so schnell! Das war doch kein richtiges Danke.“ Irritiert schaut Joey nach oben in die Augen seines Partners. Schon spürt er wie sich Setos weiche Lippen auf seine legen. Vorsichtig teilt er die Lippen des Blonden und verwickelt ihn in einen Zungenküsse. Genießerisch lässt sich Joey fallen. Vorsichtig lässt Seto seine Hand unter Joeys T-Shirt verschwinden. Sofort verspannt sich Joey und löst den Kuss. „Ich habe Hunger, Seto!“ Überrascht zieht Seto seine Hand zurück und lässt seinen Freund frei. Joey setzt sich mit gesenktem Kopf an den für ihn gedeckten Platz. Schweigend nimmt er sich ein Brötchen, beschmiert es und kaut darauf herum. Seto beobachtet sein Hündchen genau. Er begreift, dass er Joey mit seiner Aktion gerade überfordert. Dabei hatte er doch gar nichts Schlimmes gemacht bzw. im Sinn gehabt! Joey kostet es einige Anstrengung sein Lächeln wieder aufzusetzen. „Was unternehmen wir heute?“ „Das zeige ich dir nach dem Frühstück.“ Joey bekommt auch mit noch so gezielten Fragen nicht die gewünschte Auskunft. Nachdem sie gemeinsam die Überreste des Frühstücks versorgt und weggeräumt haben, schultert Seto eine gepackte Tasche. „Komm, lass uns in unseren ersten gemeinsamen Ausflug starten.“ Joey ergreift Setos Hand. Er folgt ihm zu seinem Auto und setzt sich auf den Beifahrersitz. Seto kommt mit einem Schal auf ihn zu. „Ich möchte dich überraschen. Lässt du mich dir die Augen verbinden? Vertraust du mir?“ Joey schreckt im ersten Moment zusammen. Vertraute er Seto wirklich schon so weit, dass er sich blind von ihm mitnehmen lässt? Trotzdem fühlt er sich seinem Freund verpflichtet. Er möchte ihm seine Liebe beweisen. Für Joey heißt Liebe auch, dass er Vertrauen zu dem anderen hat. Also nickt er. Seto legt ihm sanft den Schal über die Augen. Dann küsst er seinen Liebsten unerwartet. „Ich danke dir, Joey! Erschreck dich nicht, ich schließe jetzt die Tür und steige direkt auf der anderen Seite ein.“ Trotz der Ankündigung zuckt der Blonde doch zusammen, als sich seine Tür schließt und die Fahrerseite öffnet. Nervös knetet er seine Hände im Schoß, während Seto den Motor startet. Seto verfällt ihn schweigen, was Joey noch nervöser macht. Natürlich hat der andere den Zustand seines blinden Beifahrers sofort erkannt. „Wohl fühlst du dich hier gerade nicht, mmhh?“ „Nicht wirklich…“ Joey kann gerade nicht mehr sagen. Seto greift gezielt nach einer Hand seines Freundes. Er verhakt seine Finger mit denen des anderen und fährt weiter. „Du wirst es mögen, Joey!“ „Seto, das ist es nicht. Es ist nur so ungewohnt, blind neben dir zu sitzen. Noch vor einer Woche warst du so grob und herrisch. Und jetzt sind wir zusammen.“ „Du meinst die Sache mit deinem Urlaub?“ Joey nickt. „Nicht nur, aber auch das. Es…es ging so schnell…“ Seto drückt kurz Joeys Hand, aber schweigt wieder bis das Auto anhält. „Wir sind da, Liebling!“ Seto nimmt Joey die Augenbinde ab. Nachdem sich seine Augen an die Helligkeit gewöhnt haben, liest er das Schild über dem Gebäude und muss es nochmal lesen. Joey starrt entsetzt auf das Gebäude und schluckt. „Was wollen wir hier, Seto? Ich kann nicht schwimmen.“ „Du musst auch nicht schwimmen. Lass uns einfach einen entspannten Tag hier verbringen. Es ist kein Schwimmbad sondern eine Therme.“ Kapitel 2: Der entspannte Thermenbesuch --------------------------------------- Seto öffnet voller Vorfreude die Autotür und steigt aus. Joey holt stattdessen sein Handy aus der Tasche und beginnt hastig zu schreiben. Während Seto die gepackte Tasche aus dem Kofferraum holt, vibriert sein Handy. Mit einem immer breiter werdenden Grinsen liest er die Nachricht. Joey kann sich in der Zwischenzeit überwinden auszusteigen. Seto schließt das Auto ab, wirft sich die Tasche über die Schulter, nimmt Joey an die Hand und schlendert mit ihm in Vorfreude auf den Tag zum Eingang. Joey sieht dem Tag mit gemischten Gefühlen entgegen. Er betritt eine für ihn neue Welt und staunt über den Luxus, während Seto den Eintritt erledigt. Er gibt Joey ein rotes Gummiarmband. Gemeinsam betreten sie die Therme. Bis zu den Umkleideräumen wird Joey von der Architektur und Gestaltung abgelenkt. Doch jetzt fällt ihm ein, dass er keine Sachen dabei hat. „Ich habe nichts dabei…“ „Keine Sorge, Joey. Ich habe an alles gedacht. Hier, zieh dich um. Ich warte hier.“ Die Tasche wechselt den Träger und Joey geht sich umziehen. In der Tasche findet er tatsächlich fast alles, was er braucht. Umgezogen und in seinen Yukata gehüllt tritt Joey heraus. „Wo ist mein T-Shirt?“ „Es ist hier nicht notwendig. Vertrau mir.“ Seto beugt sich zu seiner Tasche und holt seinen Yukata ebenfalls heraus. „Das kannst du gar nicht wissen.“ Joeys geflüsterte Worte kommen sehr deutlich bei ihm an. Seto wundert sich. Gibt es etwas, wovon er nichts weiß? Er beschließt erstmal nicht darauf zu reagieren. Während er das Kleidungsstück über seinen Arm legt, schließt er einen Spint auf. „Brauchst du noch etwas?“ Joey schüttelt den Kopf. Seto schiebt die Tasche und ihre Kleidung hinein und schließt den Spint ab. Verstohlen blickt er sich um, bevor er einen verliebten Kuss auf Joeys Lippen drückt. Er verschränkt ihre Finger ineinander und betritt mit Joey den Saunabereich. Joey staunt nicht schlecht, als er plötzlich nackte Menschen in einem öffentlichen Bad sieht und auch Seto zieht seine Badehose aus. „Was machst du, Seto?“ Verlegen blickt er an seinem Freund vorbei. Diesen stört es überhaupt nicht, sich vor seinem Freund auszuziehen. Doch er bemerkt Joeys Unsicherheit und Unwohlsein. Darum zieht er schnell seinen Yukata über. „Du warst noch nicht oft in einer Sauna, oder?“ Zaghaft schüttelt Joey den Kopf. „Um ehrlich zu sein, Seto, ich kenne so etwas überhaupt nicht.“ Seto führt Joey zu einer Nische und setzt sich mit ihm auf die Bank. „Eine Sauna ist ein sehr heißes Dampfbad. Über heißen Steinen wird Wasser verstreut. Das nennt sich Aufguss. Manchmal sind ätherische Öle beigemischt. Es tut dem Körper sehr gut.“ „Warum musst du dich dafür ausziehen?“ „Badekleidung ist für die herrschenden Temperaturen nicht gemacht. Komm, ich zeig es dir einfach. Es ist nicht viel los. Wir finden sicherlich eine Sauna nur für uns. Seto zieht Joey mit sich und findet tatsächlich eine leere Sauna. Mit einem Schild kennzeichnet er sie als privat belegt. Im Vorraum legt er seinen Mantel ab und geht in den Saunabereich vor. „Ich bereite schon mal alles vor.“ Joey versteht, dass er sich jetzt ebenfalls entkleiden soll. Aus Joeys Schamgefühl und Unsicherheit heraus entsteht plötzlich Wut in seinem Bauch. Sein Freund hat sich das so einfach vorgestellt, mit ihm zu schlafen?! Öffentlich?! Joey solle ihm vertrauen, dabei kennen sie sich erst seit einer Woche auf dieser freundlichen Basis. Bis dahin ist Seto ein strenger und hartherziger Chef gewesen. Zu Hause hat sich Joey ihm noch nicht unbekleidet gezeigt und dann erwartet Seto, dass er es hier tut?? Die Wut in seinem Bauch bricht plötzlich aus ihm heraus. „Leck mich, du Mistkerl! So einfach mache ich es dir nicht. Du verschleppst mich in ein Schwimmbad, obwohl du weißt, dass ich nicht schwimmen kann. Ich mag Wasser nicht! Dann soll ich auch noch nackt mit dir in diese Sauna. Alleine! Ficken können wir auch zu Hause!“ Seto hört Joeys Geschrei und kommt in den Vorraum zurück. Überrascht mustert er seinen Freund und wird nach den Anschuldigungen seinerseits sauer. Seine Augen werden zu Schlitzen und er baut sich vor Joey auf. „Wenn ich nur mit dir … ficken … wollen würde, wären wir nicht hier, Köter. Du kannst unsere nächsten Ausflüge gerne selbst organisieren und bezahlen. Ach, ich vergaß dein Budget, … dann werden wir wohl nicht so viel machen. Wenn du willst, fahren wir sofort zurück und du kannst in den nächsten Flieger steigen. Wir müssen uns nicht wiedersehen!“ „So schnell ist dein Problem gelöst, du notgeiler Bock. Wenn der Partner nicht mitmacht, wird er abserviert.“ Verächtlich zieht Joey die Mundwinkel nach oben. „Der große Seto Kaiba! Vergnüge dich mit wem zu willst in der Sauna. Du sollst das Geld nicht umsonst bezahlt haben. Ich bin weg!“ Joey flieht aus der Sauna und dem Saunabereich zu den Spinten. Er will seine Sachen holen gehen. Doch Seto hat abgeschlossen. Wütend hämmert er dagegen, aber der Spint bleibt zu. Langsam sinkt er davor zu Boden und realisiert nach und nach, was da grade passiert ist. Oh nein! Was hat er jetzt wieder angestellt?? Perplex bleibt Seto nach Joeys Abgang stehen. Seine Wut lodert immer noch in ihm, sodass er sich einen Aufguss macht, um zur Ruhe zu kommen. Er versucht den Blonden aus seinen Gedanken zu streichen. Das funktioniert leider nur halb. Seine Wut wird durch den Gedanken beruhigt, dass nur er Zugang zum Spint hat. Joey kann nicht einfach weg. Er stellt sich den Blonden vor, als dieser dies ebenfalls realisiert und lacht laut auf. Bei einem weiteren Aufguss beginnt er allerdings nochmal über das Geschehene nachzudenken. Er hat Joey überfordert und dieser hat sich geschützt. Davor hat ihn Mokuba doch heute Morgen gewarnt. Seto beschließt Joey zu suchen und das gerade Geschehene zu klären. Nachdem er sich angezogen hat, geht er zuerst zu den Spinten. Doch Joey ist dort nicht oder nicht mehr. Überrascht sucht er die Becken ab, aber er entdeckt keine Spur des Blondschopfes. Zufällig entdeckt er den Hinweis zur Solegrotte. In den Becken findet er ihn auch dort nicht. Durch ein Geräusch wird er auf den Zugang zur Solewand aufmerksam. An einer imitierten Felswand läuft Salzwasser herab. Davor gibt es eine steinerne Sitzgelegenheit, auf der Joey zusammengerollt liegt. Sein Gesicht ist dem Eingang abgewendet. Leise nähert sich Seto und beobachtet den Liegenden, der leise weinend seinen Gedanken nachhängt. „Unser erster Streit…“ Während Seto seinen Yukata zu Joeys hängt und sich mit auf die Bank setzt, nimmt Joey langsam eine sitzende Position ein. Verstohlen wischt er sich über die Augen. Seto erkennt die Tränenspuren trotzdem. „Sieht so aus…“ Seto blickt sein Gegenüber lange an. „Was ist vorhin passiert, Joey? Warum bist du plötzlich so wütend geworden?“ Joey schluckt. „Ich weiß es nicht … genau.“ Doch seine Körperhaltung straft ihn Lügen. „Mokuba hat mir euren kurzen Chatverlauf von heute Morgen geschickt, Joey. Du warst auch noch nie in einer Therme. Warum sagst du mir so etwas nicht?“ „Es war mir peinlich, Seto.“ „Und die Anschuldigungen in der Sauna?“ „Ich war verunsichert … und überfordert. Seto, du hast mich zu Hause noch nie nackt gesehen. Wir haben noch nicht einmal miteinander geduscht. Jetzt sollte ich mich hier vor dir ausziehen? Das ging nicht.“ Seto kann ein leises Lachen trotz der ernsten Situation nicht unterdrücken. „Mein kleines Hündchen ist eitel! Oder vielleicht sogar schüchtern?“ Joey reagiert auf Setos Versuch, die Situation aufzulockern, nicht und fährt einfach fort. „Ich dachte du lässt mich auf der Stelle stehen, wenn … Aber das ist egal, es ist doch sowieso aus. Du wirst mich doch in den nächsten Flieger setzen.“ Seto erinnert sich an seine Worte und diese waren es nicht. „Eine Trennung schien dein Wunsch gewesen zu sein. Doch du bist ja noch da.“ Seto lächelt, worauf Joey zaghaft antwortet. „Ging nicht! Der Spint wollte mich nicht an meine Sachen lassen.“ Doch Joey wird wieder ernst. „Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Du weißt schon, dass du nur mit mir intim werden willst und all das.“ Seto nickt. „Du weißt hoffentlich, dass es mir nicht darum geht und ich nur deshalb mit dir zusammen wäre. Ich weiß schon länger, dass du dafür noch nicht bereit bist.“ Seto nähert sich Joey vorsichtig und sucht den direkten Blickkontakt. „Ich liebe dich, Joey Wheeler, mein süßer, wasserscheuer Straßenköter!“ Liebevoll wuschelt er Joey durchs Haar. „Möchtest du nach Hause?“ Seto hätte jetzt ein freudiges Nicken erwartet. Stattdessen schüttelt Joey den Kopf. „Du hast so viel für den Eintritt bezahlt. Wenigstens du solltest deinen Spaß haben. Ich fühle mich hier sehr wohl.“ „Nein, so machen wir es nicht. In einer Therme geht es ums Entspannen. Du wirst in jedem Becken stehe können. Lass es uns gemeinsam ausprobieren.“ Seto hält Joey aufmunternd die Hand hin. Nur der andere zögert wieder. „Ich möchte dir etwas zeigen. Auch deswegen will ich in der Öffentlichkeit nicht oben ohne gesehen werden.“ Joey steht auf, atmet noch einmal tief durch und dreht sich um. Seto wird ein Rücken übersät mit Narben präsentiert. „Ich wurde viel geschlagen…“ Seto sieht Joey in sich zusammensinken. Zärtlich berührt er die Taille des Kleinen und küsst die Schultern. „Du bist schön, Joey. Dafür brauchst du dich nicht zu schämen. Jetzt komm. Testen wir die Therme.“ Seto zieht Joey mit sich aus der Grotte. Im obersten Stock befinden sich zwei Whirlpools. In einen davon setzt sich Seto mit Joey. Das sprudelnde Wasser gefällt Joey. Er lehnt sich sogar entspannt an den Rand zurück. In den nächsten Stunden besuchen Seto und Joey jedes vorhandene Innen- und Außenbecken. Joey wird immer mutiger. Zum Schluss traut er sich sogar in den Strudel und ärgert Seto mit Spritzwasser. Natürlich rächt sich dieser irgendwann. Auf dem Weg aus dem Becken stellt Seto Joey ein Bein und taucht ihn einmal kurz unter. Nach dem ersten Schock lacht der Blonde auch wieder. „Wollen wir etwas essen gehen, Joey?“ Joey nickt. Seto wählt den Außenbereich des Thermerestaurants. In der Tageskarte werden beide fündig. Sie unterhalten sich beim Essen entspannt und tauschen verliebte Blicke. Der Streit ist vergessen. Joey lässt das Essen auf seine Rechnung setzen. „Lass uns bitte nicht diskutieren, Seto. Ich möchte mich an dem Ausflug beteiligen. Du hattest den Eintritt, ich bezahle das Essen.“ Danach legt er sich mit Seto auf die Wiese. Trotz des sonnigen Tages ist nicht viel los und sie haben ihre Zweisamkeit. Während Seto in einer Wirtschaftszeitschrift liest, schläft Joey ein. Irgendwann dreht er sich auf die Seite und gibt seinen Rücken zur Betrachtung frei, was Seto ausnutzt. Er betrachtet die Verzierung ausgiebig. Später weckt er seinen Liebsten mit Küssen im Nacken. „Lass uns noch etwas ins Wasser gehen, bevor wir fahren.“ „Ist es schon so spät?“ Seto muss grinsen. „Die Zeit vergeht hier schneller als gedacht, nicht? Hast du noch einen Ort, wo du hin möchtest?“ Verschlafen richtet sich Joey auf. Er überlegt kurz und schüttelt dann den Kopf. „Aber ich möchte noch nicht zurück.“ „Dann lass uns noch kurz in der Salzgrotte entspannen.“ Sie nehmen ihre Sachen schon mit. In der Grotte steuert Joey gleich die Höhle an, in der Seto in gefunden hat. Dieser bemerkt es und greift schnell nach Joeys Hand. „Ich hatte das Schwebebecken im Sinn.“ Kurz nickt er in Richtung einer dunklen Wasseroberfläche. Er zieht Joey gleich mit sich hinein. „Hier im Wasser ist der Salzgehalt so hoch, dass du dich darauflegen kannst. Das Wasser trägt dich.“ Seto legt sich auch gleich demonstrativ aufs Wasser und lässt sich zum anderen Ende des Beckens treiben. Joey traut der Sache nicht und geht bis zum anderen Ende. Dort lässt er sich in die Hocke sinken. „Halte dich am Rand fest und heb die Füße. Dann mach dich lang. Joey setzt Setos Anleitung um. Sobald seine Füße den Boden verlassen, gerät er in Panik und muss um sich strampeln. Er versucht wieder Boden zu fassen. Seto lacht ihn aus. Zum Glück sind sie alleine im Becken. „Ich komme, Joey.“ Seto geht in die Hocke. Nachdem er einen sicheren Stand gefunden hat, fordert er Joey auf sich hinzulegen. „Ich halte dich. Erinnere dich an deinen Unfall auf dem Schiff. Spanne dich an, finde deinen Schwerpunkt und dann wirst du schweben können.“ „Wirklich?“ „Vertraue mir!“ Joey muss lachen. „Das habe ich heute schon einmal gehört und wir endeten in unserem ersten Streit.“ Seto grinst jetzt auch. „Lass es uns dann jetzt nochmal versuchen.“ Joey nickt. Er beginnt wie beim ersten Versuch. Als dieses Mal seine Füße den Boden verlassen, merkt er Setos Arme am Rücken und Oberschenkel als Stützen, bevor er in Panik verfallen kann. Er sucht seinen Schwerpunkt und merkt den Auftrieb durch das Salz. „Das ist cool!“ „Jetzt lass den Rand los.“ Mit Joeys Händen vom Rand löst auch Seto seine Hände und steht auf. Er geht neben Joey her. „Jetzt schwebst du ganz alleine. Auch normales Wasser trägt dich, Joey.“ „Mmh…“ Joey genießt gerade nur den Schwebezustand. Seto setzt sich auf die Sitzfläche und beobachtet seinen Freund zufrieden. „Seto? Hilf mir auf, bitte!“ Sofort ist der Gerufene zur Stelle. Er hilft Joey beim Aufstehen. „Gehen wir, Seto?“ Der Gefragte stimmt zu. Kurz duschen sie sich unter der Regenwalddusche ab und gehen zu den Duschräumen. „Bevor es bei uns wieder Streit gibt, Joey, ich ziehe mich zum Duschen aus. Wenn du nicht willst, musst du es nicht tun.“ Joey nickt. Sie stellen sich nebeneinander in die Duschen und machen ihre Prozedur. Als Joey gehen möchte, hält Seto ihn noch kurz zurück. „Ich möchte dir auch noch etwas zeigen. Hier im Licht sind sie nämlich zu sehen.“ Damit dreht er Joey seinen Rücken zu. „Ich sehe nichts, Seto.“ „Schau genau hin. Sie sind nur ganz dünne Linien. Gozaburo war auch nicht zimperlich mit dem Gürtel. Wenn du deine Narben loswerden möchtest, kann ich dir dabei helfen.“ Jetzt sieht Joey Setos Narben. Wie Spinnenfäden auf der Haut. „Die Seele heilt damit aber nicht, Joey.“ „Ich verstehe.“ Joey küsst Seto an der Schulter und streicht über einige Stellen. Aus Setos Sachen nimmt er den Schlüssel zum Spint an sich. „Du schmeckst nach Seife. Dusche dich ab, mein Schöner. Ich warte am Spint.“ Seto kommt nach ein paar Minuten nach. Joey ist bereits angezogen und packt seine Sachen gerade in die Tasche. Seto schnappt sich seine Sachen und sucht sich eine Kabine. Joey trocknet seine Haare in der Zwischenzeit im Vorraum. Seto wuschelt durch Joeys trockene Haare. „Ich bin soweit. Lass uns gehen!“ Schnell sind die ausstehenden Beträge bezahlt. Auf dem Rückweg besorgen sie sich noch das Abendessen in einem Fast-Food-Restaurant und lassen den Abend bei einem Film auf der Couch ausklingen. Irgendwann macht sich Seto lang und fordert Joey auf sich vor ihn zu legen. Joey braucht ein paar Minuten, bis er sich in die Arme seines Liebsten begibt. Während sie den Film zu Ende schauen, krault Seto Joey am Haaransatz. Der andere döst dabei leicht ein. Seto beobachtet dies zufrieden. So bleiben sie auch nach dem Film noch liegen. „Was wollen wir morgen unternehmen, Joey?“ Joey zuckt mit den Schultern. „Hattest du nur den Piratenausflug für deinen Urlaub geplant?“ „Nein. … Ich wollte noch in die Berge. Da gibt es eine Ranch, die eine Tour zu einer Berghütte anbietet. Ich liebe Pferde und das Reiten. Nur meine Tour wäre bei dem starken Unwetter gewesen und ich hatte sie bereits bezahlt. Ich kann sie mir kein zweites Mal leisten.“ Seto schmunzelt. „Ich glaube, ich muss dir eine Gehaltserhöhung bewilligen.“ Joey setzt sich abrupt auf. „Seto, nein, … das wollte ich damit nicht andeuten.“ Seto zieht Joey wieder in seine Arme. „Ich weiß, Joey. Lass deine Sorgen über das Geld mal außen vor. Möchtest du gerne reiten?“ Joey nickt. Seto holt sein Handy aus der Tasche. Er schaut schnell im Internet nach der Ranch und telefoniert mit den Besitzern. Zufrieden beendet er das Gespräch. „Sie haben schon versucht, dich zu erreichen, Joey. Wegen des Unwetters ist die Tour ausgefallen und du bekommst dein Geld zurück. Wir können morgen zwei Pferde haben, zur Hütte reiten und dort übernachten. Wie klingt das?“ Joey strahlt Seto glücklich an. Das ist für ihn Zeichen genug. Dann öffnet er schnell noch eine SMS auf seinem Handy. „Bist du bereit, meine besten Freunde kennen zu lernen? Wir sind in drei Tagen zum Golf hier verabredet. Ich wäre glücklich, wenn du mich begleitest.“ „Dann wird das jetzt offiziell, oder?“ Seto nickt lächelnd und küsst ihn liebevoll. „Für dich tue ich fast alles, Drache.“ „Danke, Hündchen!“ Kapitel 3: Die Berghütte ------------------------ Joey kann es kaum erwarten endlich anzukommen. Seit er zusammen mit Seto die Küste verlassen hat und über weites grünes Land fährt, wird er immer aufgeweckter. Seto beobachtet diese Wandlung mit großem Interesse. Joey erinnert ihn jetzt immer mehr an den Schüler, mit dem er sich so gerne Wortgefechte geliefert hat. „Du freust dich ja sehr auf den Ausritt heute. Schön, dass ich endlich weiß, wie ich mich entschuldigen kann.“ Seto lacht über Joeys verdutzten Gesichtsausdruck. „Ich kaufe dir ein Pferd.“ Jetzt muss Joey ebenfalls lachen. „Bei deinem Talent brauchst du eine große Weide für die Gäule. Ich brauche kein eigenes Pferd. Nur einen Ausritt…“ „Das lässt sich auf jeden Fall arrangieren. Vielleicht darfst du dann ja auch mich mal als Pferd benutzen.“ Ein Schatten huscht über Joeys Gesicht. „Das möchte ich nicht, Seto.“ Bevor die Stimmung im Wagen gänzlich kippt, erreichen sie die Ranch. „Ich melde uns an, Joey.“ Joey nickt. Er steigt aus und steuert sofort die Koppel mit drei neugierigen Pferden an. Während Seto auf die Reaktion auf sein Klingeln an der Haustür wartet, beobachtet er seinen Freund beim Streicheln der Tiere. Ihm sind diese Viecher unheimlich. Eine junge Frau öffnet ihm und fordert seine Aufmerksamkeit. „Mister Kaiba nehme ich an. Mein Onkel bereitet gerade ihre Pferde vor. Lassen Sie uns die Formalitäten erledigen und dann bringe ich Sie zu ihm.“ Seto folgt ihr zur Rezeption. Joey ist von den drei Pferden auf der Koppel so stark abgelenkt, dass er Setos Verschwinden nicht mitbekommt. Drei Köpfe, die gestreichelt werden wollen und nach Zuckerl suchen, sind zu viel für zwei Hände. Ein wütender Ruf lässt Joey zurückschrecken. „Die Ranch ist Privatgelände. Bitte lassen Sie meine Tiere in Ruhe und verlassen Sie das Gelände.“ Ein Cowboy kommt auf ihn zu. Joey tritt von den Pferden zurück und bleibt mit gesenktem Kopf stehen. Der Mann führt zwei gesattelte Pferde zum Zaun und bindet sie fest. Jetzt erkennt er seinen Irrtum. „Entschuldigen Sie, Mister Wheeler. Ich habe Sie für einen Wanderer gehalten. Manche füttern meine Tiere mit ihrem Proviant. Ich darf mir daraufhin die Nächte um die Ohren schlagen und verliere das ein oder andere Tier sogar.“ „Kein Problem, Mister Green.“ Joey überspielt seine Verlegenheit, indem er sich den beiden Tieren zuwendet. „Das sind Moonrune und Pollux, die Pferde für Ihren Ausflug. Mister Kaiba erledigt gerade die Formalitäten, schätze ich. Das ist noch für Sie, das Geld des ausgefallenen Ausflugs.“ Mister Green reicht Joey einen Umschlag. „Behalten Sie das Geld. Es ist mein Anteil am Ausflug.“ Lächelnd schüttelt Mister Green den Kopf. „Mister Kaiba hatte schon so etwas angekündigt. Es ist alles bezahlt. Wenn Ihnen das nicht recht ist, müssen Sie das Finanzielle mit Mister Kaiba persönlich klären.“ Joey hätte sich das eigentlich selbst denken können. Seto tritt in diesem Moment aus dem Farmhaus. Joey zeigt ihm den Umschalg, den er einstecken soll. Er nickt ergeben. Mister Green beobachtet dies schmunzelt. Seto begrüßt ihn mit Handschlag. Während sich Joey ein Pferd für den Ausflug aussucht, steht Seto untätig neben Mister Green daneben. Er kann sich nicht überwinden, eines der Tiere zu streicheln. „Das ist sehr spannend. Ihr Freund ist von den Tieren gar nicht wegzubekommen, während Sie sie nicht mal berühren wollen. Wie sind sie bloß auf die Idee für diesen Ausflug gekommen? Können Sie überhaupt reiten?“ „Ich habe sehr lange Reitunterricht bekommen, Mister Green. Sie können sicher sein, dass ich reiten kann. Ich mag nur nicht ständig die Pferde knuddeln. Die Idee dazu hatte Joey. Meine wäre es sicher nicht gewesen.“ „Ich hoffe, es ist klar, dass ich Sie beide auf dem Reitplatz sehen möchte, bevor ich Sie guten Gewissens ins Gelände lasse. Die restlichen Wünsche sind wie besprochen erledigt.“ „Vielen Dank, Mister Green. Es würde mich schockieren, wenn Sie uns nicht auf dem Reitplatz vorreiten lassen würden.“ Mister Green öffnet schon einmal das Gatter und wartet. Joey hat sich mittlerweile für den hellbraunen Quarter-Horse-Wallach Pollux entschieden. Somit bleibt Seto die edlere dunkelbraune Trakehner-Stute Moonrune übrig. Sie führen die Pferde am Zügel zu Mister Green. Dieser schmunzelt über die getroffene Wahl. Er lässt sie in der Mitte des Platzes aufsitzen. Joey greift an den Sattel, setzt den linken Fuß in den Steigbügel und hebt sich leicht in den Sattel. „Brauchst du Hilfe, Seto?“ Seto grinst herablassend. Er gleitet gleich beim ersten Mal elegant und kontrolliert in den Sattel und erntet einen überrascht anerkennenden Blick von seinem Freund. „Danke, Schatz! Ich glaube, ich komme schon klar.“ Mister Green lässt beide mehrere Runden in den verschiedenen Gangarten auf dem Platz reiten. Bei Joey lobt er die gute Haltung und sicheren Hilfen. Seto braucht ein paar kleine Erinnerungen zu den notwendigen Hilfen. Mister Green korrigiert ebenfalls seinen Sitz im Sattel. „Mister Kaiba, die Fersen tiefer, Ellenbogen an den Körper. Ihre Haltung wirkt etwas angespannt. Schultern entspannen bitte. Merken Sie wie Moonrune leichter reagiert.“ Nachdem er zufrieden ist, dürfen beide noch vorspringen. Er öffnet das Gatter zum Reitweg. „Ich wünsche Ihnen beiden viel Spaß. Sie finden ausreichend Wasser und Proviant sowie eine Karte in den Satteltaschen. Für die Pferde ist im Stall neben der Hütte alles vorbereitet. Wir sehen uns morgen Nachmittag.“ Joey kommt neben Seto zum Stehen. „Bist du bereit, für einen Ritt im Gelände?“ „Lass uns gehen!“ Sie reiten zusammen durch das Gatter. Mister Green übernimmt das Schließen. Der Weg führt zuerst in sanfter Steigung über die Wiesen der Ranch zum Wald. Jeder konzentriert sich auf die Bewegung des Pferdes und gewöhnt sich an die ungewohnte Fortbewegung. Im Wald wird der Weg steiler und führt in Serpentinen nach oben. Sie reiten nebeneinander her. „Wir hatten jahrelang Reitunterricht. Gozaburo war es wichtig, dass wir uns in der feinen Gesellschaft bewegen können. Mokuba war begeistert. Im Gegensatz zu Mokuba finde ich Pferde nutzlos. Ich habe es gelernt, aber die Pferdepflege habe ich dagegen gehasst. Seit ich die Firma übernommen habe, bin ich nicht mehr reiten gewesen. Wie bist du zum Reiten gekommen?“ „Mokuba! Er reitet immer noch ab und zu. Kurz nach meiner Einstellung hat er mich mit zum Gestüt genommen. Während er seine Ausritte gemacht hat, hatte ich Unterricht. Pferde sind wunderschöne Wesen. Mokuba hat mich hier angemeldet…“ Joey hängt wieder seinen eigenen Gedanken nach. Seto beobachtet seinen stillen Freund. Er ist so entspannt auf dem Rücken seines Pferdes und möchte jetzt nicht mehr reden. Seto folgt seinem Beispiel. Er beobachtet die Natur um sie herum und entdeckt das ein oder andere. An einem Bachlauf auf dem Gebirgsplateau machen sie eine Pause. Sie können ihre Hütte sehen und den Ausblick schon genießen. Während die Pferde grasen, liegen Seto und Joey beieinander im Gras. „Schau, Seto, die Wolke sieht aus wie ein Drache und ist da nicht ein Herz um ihn herum?“ Seto lacht herzlich. „Joey, das sind Wolken. Sie verändern ihre Form durch den Wind. Es ist Zeitverschwendung in die Wasserstoff- und Sauerstoffverbindungen Formen zu denken.“ „Es ist ein Spiel, Seto. Du bist in der Spielebranche tätig. Und dann hältst du Spiele für Zeitverschwendung? Ich wünschte, ich hätte Platz für solche Spiele in meiner Kindheit gehabt, Seto.“ Joey schließt die Augen. Eine Träne schafft den Weg zu seinem Augenwinkel. „Erzählst du mir davon?“ „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Wir waren in der gleichen Klasse. Du hast den Großteil meines Lebens mitbekommen. Nach der Schule musste ich arbeiten. Botengänge für diverse Gangs und zwischen verfeindeten Gruppen. Du glaubst gar nicht, wie verzweigt die Jakuza arbeitet.“ „Wenn du wüsstest, Joey. Es ist ein großer Vorteil auch mit dem ein oder anderen Jakuzaboss in Kontakt zu stehen.“ „Du arbeitest für sie?!“ „Nein, aber ich habe Kontakte… Hast du dir so dein Taschengeld verdient?“ Joey schüttelt den Kopf. „Schön wäre es gewesen. Ich habe das Geld gebraucht, um zu überleben. Bei einem der Botengänge bin ich in den Fluss gefallen und musste ums Überleben kämpfen. Ich würde sofort von der Strömung mitgerissen… Eine Baumwurzel rettete mich damals. Seit diesem Abend halte ich mich fern von Gewässern. Meinen Eltern war es nicht wichtig, dass ich schwimmen lerne.“ „Daher also die Angst vor Gewässern… Schwimmen kannst du jetzt auch noch lernen. Es ist nicht schwer.“ Joey zuckt ratlos mit den Schultern. „Wollen wir weiter, Geliebter?“ „Ungern, es ist gerade so schön hier!“ Seto setzt sich auf und gibt seinem Freund einen Knuff. Joey kümmert sich um die beiden Vierbeiner, während Seto das Lager aufräumt. Dieses Mal fällt Seto das Aufsitzen nicht mehr ganz so leicht. Joey lacht. „Irgendwann werden wir mal tauschen, Joey. Dann wirst du Muskelkater haben und ich dich auslachen.“ Der Weg zur Hütte ist schmaler und führt an der Kante vorbei. Beide müssen sich sehr konzentrieren, um sicher über den Grad zu gelangen. An der Hütte laden sie gemeinsam die Satteltaschen ab. Während Seto sie im Haus auspackt und den vorbereiteten Auflauf in den Ofen schieb, kümmert sich Joey um die beiden Pferde. Er füllt die Tränken mit Wasser, streut die Boxen mit Stroh aus und gibt das Futter in die Tröge. Anstatt nach dem Erledigen der Aufgaben zu seinem Freund ins Haus zu gehen, nimmt er sich eine Bürste. Sanft bürstet er sein Pferd. Er schnaubt ihm zufrieden gegen den Arm und wendet sich wieder seinem Abendessen zu, Joey vertieft sich völlig in das Bürsten und verliert sein Zeitgefühl. Irgendwann holt ihn ein Räuspern in die Gegenwart zurück. „Was machst du hier so verträumt? Unser Abendessen wird kalt.“ Seto steht am Eingang zum Stall und beobachtet Joey interessiert. Dieser wirft ihm einen verlegenen Seitenblick zu. „Entschuldige, Seto. Ich habe die Zeit vergessen. Stehst du schon lange dort?“ „Schon ein paar Minuten… Kommst du rein?“ „Ja… sofort.“ Joey streicht dem Pferd noch einmal über den Rücken, bevor er die Box verlässt. Er legt die Bürste in die vorgesehene Kiste zurück. Seto nimmt ihn bei der Hand und führt ihn in die Küche. Überrascht bleibt Joey stehen und betrachtet sprachlos den liebevoll gedeckten Tisch. Es duftet auch verführerisch nach Auflauf. „Das hast du alles für uns vorbereitet? Und … du hast gekocht?!“ „Nicht ich alleine… Mister Green hat für mich ein kleines Essenspaket vorbereitet und in meine Satteltasche gepackt. Für einen entspannten Abend! Ich habe es lediglich nach genauen Vorgaben in den Ofen getan.“ Seto gibt ihm einen Kuss auf die Wange. Danach verzieht er aber leicht das Gesicht. „Dein … Parfüm Cheval … passt noch nicht ganz zur Abendplanung.“ Joey bricht in ein lautes Lachen aus, das von Herzen kommt. „Was hast du dagegen? In Zukunft werde ich doch öfters danach riechen. Du hast mir für jeden Streit einen Ausritt versprochen.“ Immer noch grinsend gibt er ihm einen langen, liebevollen Kuss. „Willst du mich prozieren, Kleiner?“ „Niemals, Setolein! … Gib mir fünf Minuten. Ich gehe duschen.“ Joey sucht seine frischen Sachen und geht ins Bad. Plötzlich greift Seto nach Joeys Hand. „Ich könnte auch eine Dusche gebrauchen. Wartest du auf mich?“ Sofort versteinert sich Joeys Miene. Er schüttelt automatisch den Kopf. Seto bemerkt die Änderung in Joeys Verhalten und lässt ihn los. „Kein Problem, Joey. Ich gehe nach dir ins Bad.“ Ohne eine weitere Erwiderung verschwindet Joey im Bad und schließt hinter sich ab. Seto betrachtet irritiert die geschlossene Tür. Von jetzt auf gleich hat sich das harmlose Aufziehen, miteinander spielen, stark verändert. Dagegen sind ihre Begegnungen in der Schule schon fast bösartig gewesen und da hat sich Joey nicht so leicht geschlagen gegeben. Seto setzt sich an den Tisch und beginnt alleine mit dem Essen. So hat er sich den Abend nicht vorgestellt. Joey setzt sich einige Minuten später dazu. Keiner der beiden beginnt wieder ein Gespräch. Stattdessen starren sie auf ihre Teller und essen. Scheue, musternde Blicke werden gewechselt. Während sich Joey um den Abwasch kümmert, macht Seto sich frisch und setzt sich danach auf die Coach. Daneben brennt der Kamin. „Es hätte so romantisch werden können…“ Gedankenverloren starrt er aus dem großen Panoramafenster über die Insel in die aufkommende Nacht. Ihm fällt plötzlich auf, dass sie sich nach dem Schulabschluss komplett aus den Augen verloren haben. Joeys Einstellung in die Firma hat Mokuba ohne seine Zustimmung veranlasst und dementsprechend kalt ist er mit seinem neuen Mitarbeiter umgegangen. Als Joey alles erledigt hat, setzt er sich zu Seto. Vorsichtig wuschelt er dem Anderen durch die Haare. „Es tut mir leid. Ich wollte den romantischen Abend nicht platzen lassen.“ Seto nimmt Joeys Entschuldigung nur mit halben Ohr wahr. Er reagiert auch eher automatisch mit einer undefinierten Antwort. Joey lässt sich auf den Teppich vor den Ofen rutschen und mustert Seto. „Worüber grübelst du nach?“ Jetzt begegnet Seto seinem Blick. „Ich erinnere mich gerade an unsere Schulzeit. Weißt du noch, warum wir uns dermaßen gegenseitig provoziert haben?“ Joeys Blick schweift gedankenverloren in die Ferne. Er schüttelt den Kopf. „Das war auch nie wichtig.“ Seto kann dieses Mal den Gesichtsausdruck wieder nicht richtig deuten. „Du hast nicht so gute Erinnerungen an unsere gemeinsame Schulzeit, hab ich Recht?“ „Das stimmt nicht ganz, Seto. Ich habe unsere Hahnenkämpfe sehr gemocht. Obwohl ich ständig zu spät kam und keine guten Leistungen brachte, liebte ich die Schule. Dort durfte ich Joey sein.“ „Du warst ein ziemlicher Draufgänger gewesen. Ständig hast du dich mit anderen geprügelt. Deine Verletzungen sahen oft ziemlich schwer aus. Mit wem hattest du dich eigentlich ständig in den Haaren gehabt?“ Joey lässt sich mit der Antwort viel Zeit. „Es hat sich vieles verändert. Tristan ist jetzt Staatsanwalt und prügelt sich vor Gericht. Vor einem Jahr hat er geheiratet. Jetzt ist er Vater geworden. Das hat alles groß in der Presse gestanden.“ „Ach, du hast dich regelmäßig mit Counsler Taylor geprügelt… Der ist ein Arschloch. Immer gewesen und jetzt noch nerviger. Ich trage auch die eine oder andere Streitigkeit mit ihm aus. Ein echt mieser Fuchs! Und … wie oft hast du ihn geschlagen?“ Joey lacht. „Immer! Die großen Tiere aus unserer Klassen habe ich immer geschlagen… Tja, und was ist aus mir geworden, …ein kleiner Grafiker.“ Seto horcht auf. „Hast du dir seines oder mein Leben in den letzten Jahren gewünscht?! Hast du dich deshalb bei mir beworben? Ist dieser Neid der Grund für deine Veränderung?“ Joey starrt lange ins Feuer, während er antwortet. „Um ehrlich zu sein, finde ich den Gedanken zu wissen, wie ich meine Rechnungen bezahlen kann und mir vielleicht auch noch das ein oder andere leisten zu können, sehr entspannend. Und ja, um diese Sicherheit beneide ich Tristan, Yugi, Tea, Yami und … auch Mokuba und dich… Aber nein, das war nicht der Grund für meine Bewerbung… Ich habe nach unserem Schulabschluss beschlossen meine Maske des starken Draufgänger Joey abzulegen. Der Joey, der jetzt vor die steht, ist der echte Jonouchi. Es gab ihn immer schon. Weder meine Schulfreunde noch Tristan oder du haben ihn je kennen gelernt. Nur vor Yugi und Mokuba habe ich diese Maske nie benutzen müssen. Mokuba scheint emotional ein sehr cleveres Kerlchen geworden zu sein. Er hat mich sofort erkannt und unsere Freundschaft ist momentan tiefer als jemals zuvor. Und jetzt zeige ich ihn dir. Ich will mich nicht mehr verstellen… Sag mir, Seto, genügt dir das hier?“ Seto ist von den Worten gerührt. „Wer hat dir das Gefühl gegeben, unwürdig zu sein?“ Er setzt sich zu seinem Freund auf den Boden und nimmt ihn in die Arme. Joey lächelt bei den Erinnerungen daran wieder traurig. „Da gab es einige: Die Nachbarjungen, die mich mit Steinen beworfen haben, … Tristan beim Prügeln und mit seinem Werdegang … Das hätte ich mir auch gewünscht, aber ich habe mir einige Chancen durch meine Schullaufbahn verbaut. … Meine Mutter, die mich nicht haben wollte und mich von Serenity trennte, … mein Vater, … der mich verprügelt hat … immer und immer wieder … und er war der erste, der mir gesagt hat, dass ich nur ein Straßenköter wäre und … dort irgendwann verende. Und dann noch … jemand, in den ich mich verliebt hatte … schon in der Schulzeit…“ Joey spricht nicht weiter. Doch Seto hat die Worte wiedererkannt. „Die Verletzungen waren alle von deinem Vater?! … Und dann kam ich … Ich war der zweite, der dich so genannt hat, Joey. Aber … das war nur Spaß gewesen. Das wusstest du, oder?“ Joey nickt. „Ja, ich wusste das schon, Seto. Doch dieser Spitzname tut trotzdem weh. Ich hatte eigentlich nach der Einstellung gehofft, dass wir uns wieder näherkommen würden. Doch dann warst du so kalt und hart. Irgendwann hat mir Mokuba erzählt, dass du meine Einstellung abgelehnt hättest. Und mein Urlaub hat auch Mokuba erst bewilligt. Seto, du bist ein Arschloch als Big Boss. Mokuba hätte meine Kündigung danach sofort entgegengenommen, aber … ich wollte nicht schon wieder gehen. Endlich wurde ich für die Arbeit bezahlt, die ich gerne mache und gelernt habe.“ Seto schluckt bei den Erinnerungen an sein Verhalten. „Das tut mir leid, Joey. Ich wusste nicht, was… wie… Danke für dein Vertrauen. Es ist schön dich kennen lernen zu dürfen, Jonouchi. Ich werde mir einen anderen Spitznamen für dich überlegen. Wünsche? „Joey ist immer noch okay und … wenn du beim Tier bleiben möchtest … Streuner finde ich ganz passend.“ Der andere antwortet nicht. Joey wendet sich zu Seto um und sucht den Blick des anderen. Er sieht den Schmerz darin. Zärtlich streicht er ihm über die Wange. „Im Urlaub hast du mich auch hinter deine Maske blicken lassen. Danke, Drache! Ich hatte nicht geplant, dass du mir begegnest. Eigentlich solltest du gar nicht wissen, dass ich in dich verliebt bin. Der Regen…“ „Der Regen scheint einiges zwischen uns beschleunigt zu haben. Darüber bin ich sehr froh.“ Joey nickt. Beide hängen ihren Erinnerungen nach und lassen sich vom Feuer wärmen. Irgendwann setzt sich Seto etwas bequemer in den Schneidersitz und lehnt sich an das Sofa. Joey kuschelt sich entspannt in Setos Schoß, während Seto beginnt ihn am Haaransatz zu kraulen. „Hast du dir den Abend eigentlich so vorgestellt, Seto?“ Unwillkürlich muss Seto traurig seufzen, während er den Kopf schüttelt. „Nein … ich hatte auf eine andere Art von Zweisamkeit gehofft.“ Joey versteht Seto nicht. Mit fragendem Gesichtsausdruck blickt er zu ihm auf. Seto grinst ihn verlegen an. „Ich wollte dich verführen. Wenn du es ebenfalls gewollt hättest, hätte ich mit dir geschlafen.“ Fast sofort verkrampft sich Joey in den Armen seines Freundes. Schnell lenkt ihn Seto von seinem Kopfkino ab. „Hey, ich habe schon vorhin verstanden, dass du für diese Verbindung noch nicht bereit bist. Das ist okay, Joey. Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Wir sind uns heute Abend doch trotzdem nähergekommen. Emotional. Das ist genauso wichtig. Es war ein sehr schöner Tag. Du hattest eine tolle Idee mit dem Ausritt in die Berge.“ Joey dreht sich plötzlich unruhig in Setos Armen herum. Steif steht er auf und umschlingt seinen Körper mit seinen Armen. Wie ein verängstigter Hase schaut er sich suchend um. Dann hat er die Tür zum Stall entdeckt und flüchtet zu den Tieren. Seto versucht die Situation noch zu begreifen. Langsam steht er auf und folgt dem anderen. Er findet Joey in der Box seines Pferdes, wie er es streichelt. Es wirkt wie ein Zwang, besser noch eine Übersprunghandlung. Als er näherkommt, blickt Joey nur kurz auf. Seto wartet an der Boxentür. „Wieso erschreckt dich die Vorstellung mit mir zusammen zu sein, Joey? „Das geht mir zu schnell, Seto. Ich möchte dich erst noch besser kennen lernen, bevor ich mich dir nackt zeige. Ich muss wissen, dass du mich wirklich willst und nicht einfach nur eine weitere Eroberung für deine Sammlung.“ „Mit meinen Eroberungen verbringe ich deutlich weniger Zeit…“ Seto versteht Joey nicht und er merkt die aufkommende Wut auf Joey. Bevor er mit seinen nächsten Worten einen Streit beginnt, wünscht er Joey eine gute Nacht und lässt ihn alleine. Er vergräbt danach sein Gesicht in der Mähne. „Wieso kann ich ihn nicht vergessen?“ Seto schläft schon tief und fest, als Joey in die Hütte zurückkommt. Er liegt auf der Coach im Wohnzimmer. Joey holt sich die Decken und Kissen aus dem Bett und richtet sich ein Lager auf dem Boden. Er küsst Seto vorsichtig und flüchtig. „Gute Nacht, Drache!“ Die Sonnenstrahlen der aufgehenden Sonne fallen direkt auf die Schlafenden. Seto erwacht als erster. Der Blick nach draußen mit der aufgehenden Sonne raubt ihm den Atem. Er ist so fasziniert, dass er Joey vor der Coach einfach übersieht, und über den noch Schlafenden stolpert. Durch den Tritt in seine Seite wird auch der Blonde wach. Er reibt sich stöhnend über die Stelle. „Das habe ich jetzt nicht wegen gestern Abend verdient…“ „Ich habe hier einfach nicht mit dir gerechnet, Joey. Geht es?“ Joey nickt. Seto hilft ihm beim Aufstehen und deutet auf das Fenster zum Sonnenaufgang. Auch Joey ist von dem Farbenspiel überwältigt. Schweigend stehen sie einfach nur da und schauen bis die Sonne aufgegangen ist. „Was hast du eigentlich da unten gemacht?“ „Ich wollte gestern nicht alleine schlafen, … aber zu dir auf die Coach habe ich mich auch nicht getraut.“ Fragend mustert Seto den anderen. Verlegen senkt er den Blick. „Wie käme das denn bitte? Ich gebe dir einen Korb für Sex, aber ich will kuscheln?! Du wärst explodiert, Seto.“ Seto schmunzelt. „Das zeigt, dass wir noch einiges übereinander herausfinden sollten… Bitte glaube mir, ein Nein ist ein Nein, Joey, egal ob für Sex, Kuscheln, Kochen, Duschen, Baden oder was auch immer du in diesem Moment nicht willst. Das Gleiche gilt bitte auch für mich. Es ist okay, wenn du etwas anderes möchtest. Wir müssen nur miteinander reden.“ Joey nickt. Das Farbenspiel ist vorbei und Joey gähnt herzhaft. Seto greift vorsorglich nach dem Bettzeug. „Wir müssen zwar erst am Abend zurück sein, doch ich möchte einfach ein bisschen was sehen. Mittagspause am Fluss von gestern?“ „Kein Muskelkater, alter Drache?“ Seto schüttelt grinsend den Kopf. „Streuner, du weißt doch, dass ich alles kann…“ „Stimmt, habe ich vergessen…“ Sie packen zügig ihre Sachen in die Satteltaschen zurück. Da Seto mit der Pferdepflege immer noch nichts am Hut haben will, kümmert sich Joey um die Tiere. Seto führt sie anhand einer Karte über einen Panoramaweg mit genialen Ausblicken über die Insel entlang zu ihrem Lagerplatz von gestern. Hier brauchen sie die restlichen Vorräte auf und liegen entspannt auf der Wiese. Seto spielt mit Joey sogar Wolkenraten. An der Ranch treffen sie pünktlich und sehr gut gelaunt ein. Mister Green empfängt sie ebenfalls lächelnd. Seto übergibt ihm rasch seine Stute. Joey lässt es sich nicht nehmen, Pollux selbst in die Box zu bringen und abzusatteln. Während Joey Abschied nimmt, überprüft Seto seine Emails und Nachrichten. Rasch schaltet er in den CEO-Modus und bemerkt Joeys Eintreffen nicht. „Stimmt etwas nicht, Seto? Du hast doch Urlaub, Boss!“ Überrascht schaut er auf. „Du siehst so ernst aus, Seto. Was ist los? Gibt es Ärger in der Firma?“ „Achso, nein, Mokuba hat dort alles im Griff. Unsere Aktien verlaufen sehr gut… Freunde von mir sind auf der Insel. Wir hatten uns zum Golfen für morgen verabredet. Einer hat mich gerade daran erinnert und möchte eine Bestätigung. Sie kennen mich einfach. Danach sitzen wir in der Regel bei einem noch bis in die Nacht zusammen. Dieses Mal wäre ich dran.“ „Seto Kaiba, der Eisprinz Himself, hat Freunde… ich konnte es das letzte Mal schon nicht glauben. Da hatten wir es doch geklärt! Warum hast du nicht zugesagt?“ Seto zögert. Joey mustert ihn immer ernster werdend. „Ich bin dir doch nicht gut genug, habe ich Recht?“ „Was? Nein! … Nur, Joey, sie sind alle Manager einer Firma oder CEO. Wir haben das stillschweigende Abkommen, nicht miteinander zu konkurrieren, und verstehen uns gut. Sie alle sind mir verdammt ähnlich. Hältst du es einen Tag mit fünf Big Boss aus?“ Joey nickt sofort. „Wo soll da ein Problem liegen?“ „Außerdem hieße dieses Treffen, wir machen unsere Beziehung öffentlich. Du wirst meinen Freunden als mein Partner vorgestellt und mit uns zusammen Golf spielen. Rechne mit Paparazzi, die über uns berichten werden und das werden keine positiven Berichte… Bist du dazu bereit? Bitte sei ehrlich!“ Seto sucht den Blickkontakt zu Joey. Er sieht, wie die Erkenntnis über die Tragweite des Treffens bei ihm ankommt. Doch Joey senkt den Blick nicht. „Sag Bescheid, dass wir kommen. Ich bin bereit! Jetzt ist es deine Entscheidung.“ Seto lächelt dankbar. Schnell tippt er seine Nachricht ein und sendet sie ab. „Jetzt ist es abgemacht!“ Kapitel 4: Ein Tag mit Freunden ------------------------------- Mitten in der Nacht schreckt Joey aus einem Alptraum auf. Sein Herzschlag ist so schnell, als hätte er gerade einen Sprint hingelegt, und dementsprechend ringt er nach Atem. Ein Blick zum Wecker zeigt schon den beginnenden Morgen: vier Uhr. Joey es gar nicht mehr mit Einschlafen. Vorsichtig setzt er sich auf, um Seto nicht ebenfalls schon aufzuwecken. Mit einer dünnen Decke und einer Tasse Kaffee kuschelt er sich auf einen Liegestuhl auf dem Balkon. Er könnte die aufgehende Sonne über dem Meer betrachten, doch in Gedanken hängt er noch bei der Erkenntnis seines Traums fest. Er fürchtet sich vor der Begegnung mit Setos Freunden. „War ich vielleicht doch zu forsch? Ein kleiner Angestellter mit fünf CEOs… Verarsch mich nicht, Seto…“ Joey kämpft mit seiner Liebe für den anderen und dem Wunsch ein Teil seines Lebens zu werden auf der einen Seite. Dagegen stehen auf der anderen Seite der Schutz seines Privatlebens und immer noch Zweifel an Setos Liebe. Er seufzt laut und trinkt ein paar Schluck, bevor er sich in den dunklen Untiefen verliert. „Guten Morgen, Streuner! Es ist kalt ohne dich im Bett.“ „Ich wollte dich nicht wecken, Seto.“ Seto bedeutet ihm für ihn etwas Platz hinter sich zu machen. Joey lehnt sich dann mit dem Rücken an Setos Brust, als sich Seto gesetzt hat. Von hinten nimmt Seto den Kleineren in den Arm. Gemeinsam betrachten sie den Übergang von der Nacht zum Tag. „Du machst dir doch keine Sorgen wegen dem Treffen mit meinen Freunden, oder?“ „Natürlich nicht!“ Die Antwort ist schneller aus Joeys Mund, als er darüber nachgedacht hat. Doch er traut sich auch nicht die Lüge zurückzunehmen. „Sei einfach nur du selbst, Joseph.“ Joey nickt automatisch. „Gibst du mir keine Verhaltensregeln oder Ähnliches, damit ich dich nicht bloßstelle?“ „Wozu? Ich vertraue dir, Joey.“ Der Größere streicht mit seinen Händen über die Schultern des Kleineren. Er beginnt zu massieren. Joey schließt die Augen und entspannt unter den Berührungen. Leise genießende Laute seinerseits zeichnen ein zufriedenes Lächeln auf Setos Lippen. Vorsichtig und genau auf Joeys Reaktion achtend beginnt er Küsse auf Joeys Nacken zu verteilen. Als sich Joey nicht verspannt und auch sonstige Gegenwehr ausbleibt, huschen seine Hände unter Joeys T-Shirt und beginnen mit ihrer Erkundung entlang der Wirbelsäule. Joey zuckt mehrfach zusammen und versucht leise lachend den Berührungen auszuweichen. „So, so, mein kleiner Streuner ist kitzlig. Da eröffnen sich gerade Möglichkeiten...“ In diesem Moment schrillt der Alarm des Weckers. Seinen eiskalten Blick hat Seto bisher nicht oft gebraucht. Doch für die Unterbrechung im ersten intimen Moment mit Joeys Einverständnis hätte er die störende, klingelnde Uhr am liebsten eingefroren. Joey nutzt die Gelegenheit zur Distanz, indem er sofort aufspringt und durch die Suite auf der Suche nach seinen Sachen wuselt. „Seto, was soll ich anziehen?“ Er steht mit einer fleckigen Jeans und zwei bereits getragenen Pullovern im Türrahmen. Seto schüttelt nur eindeutig den Kopf. „Gib mir noch einen Moment… Dann bekommst du Jeans und Hemd von mir.“ „Leg mir die Sachen einfach aufs Bett. Ich bin duschen.“ Mit diesen Worten verschwindet der Blondschopf im Bad. Seto fährt sich mit einem wütenden Knurren durch die Haare. Er braucht noch ein paar Minuten, um in der Gegenwart anzukommen. Für Joey legt er eine ihm zu kurze, dunkle Jeans und ein bei ihm sehr enges schwarzes Hemd aufs Bett. Dann fällt sein Blick allerdings auf ein weißes und er bekommt eine Idee. Die Leute sollen doch sehen, dass sie zusammengehören. Schnell tauscht er die Hemden. Für sich selbst sucht er eine schwarze Hose, einen schwarzen Pullover mit Kragen und seinen weißen Mantel heraus. Er hört die Badezimmertür. Schnell geht er hinein, bevor Joey wieder abschließt. Fast zeitgleich verlässt Joey das Bad. Im Schlafzimmer zieht er die ausgesuchten Kleider an. Er betrachtet sich mit offenem Hemd im Spiegel und lächelt zufrieden. Doch dann entdeckt er eine blaue Verfärbung an seiner Seite. „Setos Tritt…“ Der Fleck geht fast bis zu seiner Achsel und endet unterhalb des Hosenbundes. Bei diesem Ausmaß wundert er sich, dass er keine Schmerzen hat. Als er die Badtür hört, schließt er schnell das Hemd. Seto soll sich keine Sorgen machen. Dann betrachtet er seinen Aufzug. Er posiert etwas vor dem Spiegel und zupft an der ein oder anderen Stelle herum. „Du siehst hervorragend aus, Joey. Der neue Look steht dir.“ Verlegen blickt Joey zu Seto, der nur mit einem Handtuch bekleidet im Türrahmen steht. Er stößt sich vom Rahmen ab und stellt sich hinter Joey. Die Arme legt er ihm locker über die Schultern. Er spürt das leichte Zittern des Kleineren. „Joey, es gibt keinen Grund für Sorgen. Du bist dort nicht alleine.“ „Der weiße Drache passt auf mich auf… oder was?“ „Immer!“ Seto küsst Joey auf den Hinterkopf. „Ich mache mich schnell fertig. Der Zimmerservice müsste gleich das Frühstück bringen. Fang doch schonmal an!“ Als Seto mit seiner schwarzen Hose, dem schwarzen Pullover und seinem weißen Mantel aus dem Schlafzimmer kommt, verschluckt sich Joey an seinem Bissen. „Partnerlook?!“ Seto grinst nur. Natürlich merkt er, dass Joey ihn nicht mehr aus den Augen lassen kann. „Klar doch! Jeder soll sehen, wer zusammengehört.“ In seiner morgendlichen Routine füllt er sich zuerst Kaffee ein, bevor er sich bewusst langsam setzt und ein Brötchen schmiert. Da Joey schweigt und nicht wie sonst redet, beobachtet er ihn irgendwann. Er knabbert nur noch an seinem Essen herum. Einige Minuten später räumt er sein Geschirr ab und wandert wie ein eingesperrtes Tier durch die Wohnung. Während der Autofahrt verstärkt sich das Zittern bei Joey und zur körperlichen Untätigkeit verbannt hängt er seinen rasenden Gedanken nach. Seto würde am liebsten umdrehen und absagen. Er sieht sofort die Autos der anderen auf dem Parkplatz vor dem Club. Doch nach einem Blick zu seinem Mitfahrer beschließt er noch einen Moment sitzen zu bleiben. „Joey, wenn dir das alles doch zu schnell geht, … wir müssen nichts überstürzen…“ „Nein, Seto, es ist alles in Ordnung. Let the show begin!“ Joey steigt aus. Seto folgt ihm und geht mit ihm gemeinsam zum Eingang. Vor der Tür greift er nach Setos Hand. Das Zittern des Kleineren ist deutlich zu spüren. „Sei einfach nur du selbst, Streuner.“ Seto küsst ihn sanft auf die Schläfe. Tief durchatmend nickt Joey. „Bitte nenne mich vor deinen Freunden nicht so.“ „Kein Problem!“ Gemeinsam betreten sie den Golf-Club. Für Joey öffnet sich die Tür in eine neue, ganz fremde Welt des Luxus. Von der Sitzgruppe am Eingang erheben sich sofort die vier Freunde: der Hotelbesitzer Duke Devlin, der Software-Riese Maximilian Pegasus und die Ishtar-Geschwister, bei denen das Geschäft nicht so ganz klar ist. Joey kennt sie alle aus den Medien. „Mister Kaiba, welche Ehre!“ Maximilian tritt auf Seto zu und reicht ihm die Hand zum Gruß. Duke lacht und umarmt Seto gleich darauf. „Jetzt stellt euch nicht so an. Man könnte glauben, dass ihr immer noch Konkurrenten seid, dabei nutzt ihr doch die Produkte des jeweils anderen. Wen hast du mitgebracht, Seth-chan?“ „Joseph Jay Wheeler, meinen Freund.“ „Der große Seto Kaiba ist endlich in festen Hände. Lass dich ansehen, Joseph. Wo sind deine Waffen?“ „Leider keine Waffen im Angebot. Nennt mich Joey!“ Dukes lockere Art bricht das Eis sofort. Seto hält immer noch die Hand seines Freundes und merkt, wie das Zittern aufhört. Mit einem Lächeln auf den Lippen lässt er Joey los. Duke begrüßt Joey gleich mit einer Umarmung. Maximilian, Marik und Ishizu nicken ihm freundlich zu. „Habt ihr schon Ausrüstung organisiert?“ „Klar doch! Ihr könnt euch sicherlich einen Satz Schläger teilen, oder?“ Seto nickt. „Na dann los!“ Marik ist als erster durch die Tür, dicht gefolgt von den anderen. Sie greifen sich ihre Bälle und Schläger. Der erste Abschlag liegt direkt hinter dem Eingang. Mit sicherer Hand werden vier erste Bälle in den Himmel geschlagen. „Jetzt du, Joey!“ Alle Augen richten sich auf ihn. Seto nickt ihm aufmunternd zu und reicht ihm den richtigen Schläger. „Einfach draufhauen…“ Und mit dieser Ansage fliegt der Ball bis fast ins Ziel. „Guter Schlag, Süßer!“ Duke klopft ihm anerkennend auf die Schulter. Dann machen alle Platz für Seto. Ein Schlag, ein Treffer, eingelocht mit dem ersten Schlag. „Du bist ja immer noch so gut.“ Neidisch und beeindruckt starrt Marik den Ball im Ziel an. Seto grinst nur. Er greift nach Joeys Arm und geht mit ihm zu seinem Golfball. Mit dem zweiten Schlag sind alle anderen auch am Ziel. Joey entdeckt sein Talent für das Golfen. Bald entwickelt er sogar Freude und Ehrgeiz am Spiel. „Wow Blueeyes, dein Freund beginnt dir Konkurrenz zu machen. Vielleicht findest du in ihm ja endlich deinen Meister.“ Ishizu steht neben Seto. „Ist er nicht in der Grafik tätig? Ich meine, seinen Namen bei den Mittwirkenden unseres letzten Projektes mal gesehen zu haben.“ „Ja, er war am Projekt beteiligt. Doch wir kennen uns schon länger. Wir waren in der gleichen Klasse.“ „Dann pass auf, dass du dich nicht verbrennst, Seth. Wir sind nicht mehr alleine.“ Sie deutet mit einem Kopfnicken auf den Wanderweg und die schlecht versteckten Fotografen. „Dann geben wir ihnen doch mal eine Story. Showtime!“ Joey steckt gerade in einem Sandgraben fest. Er trifft den Ball nicht vernünftig. „Ich helfe dir mal, Streuner!“ Die Worte sind so leise gesprochen, dass niemand anderer sie hören kann. Seto stellt sich hinter Joey. „Bereit den Journalisten eine Story zu liefern? Sieh zum Weg!“ Er nickt in die Richtung und greift mit seinen Händen ebenfalls den Schläger. Zusammen mit Joey macht er ein paar Mal die Schwungbewegung. Dann gibt Seto Kraft in die Bewegung und der Ball landet sicher wenige Meter vom Ziel entfernt. „Noch besser wäre es mit dem Putter gegangen. Wir hätten ihn eingelocht.“ Seto zeigt Joey den Schläger. Er nimmt sich selbst einen für seinen Schlag heraus. Während Seto seinen Schlag ausführt, geht Joey schonmal mit den restlichen Schlägern vor. Dabei achtet er nicht auf Setos Ball, der ihn mit voller Wucht in die Seite mit dem Bluterguss trifft. Joey bleibt die Luft weg und er geht zu Boden. „Oh Gott, Joey!“ Seto wirft sofort den Schläger zur Seite. Er braucht nur wenige Schritte zu Joey, der sich die Seite haltend mit zusammen gebissenen Zähnen im Gras sitzt. „Joey, wo habe ich dich getroffen?“ Der Angesprochene ringt noch ein bisschen nach Atem, sodass er nicht antworten kann. Seto knöpft sofort das Hemd auf. Zu spät bemerkt Joey das, denn Seto hat den Bluterguss bereits entdeckt. „Wann ist das denn passiert?“ „H…Hütte…“ Seto erinnert sich. Er kann darin den Abdruck des Golfballs entdecken. Vorsichtig berührt er die Stellen. Joey zuckt nicht vor Schmerzen zusammen. Marik bringt einen Verbandskasten. „Jungs, nehmt euch ein Zimmer. Gerne auch in einem unserer Etablissements. Die Fotografen macht ihr gerade sehr glücklich…“ Mit einem anzüglichen Schmunzeln überlässt er die beiden wieder sich selbst. Aus dem Verbandskasten nimmt Seto eine Salbe und eine elastische Binde. Er wechselt einen Blick mit Joey. „Ich verbinde dich jetzt und dann fahren wir nach Hause.“ „Nein, Seto. Wir bleiben hier!“ Seto und Joey halten für einen Moment den Blickkontakt. Dann küsst der Größere den Blonden. „Danke, Joey!“ Behutsam trägt er die Salbe auf und verbindet sie. Joey möchte sein Hemd selbst wieder schließen, aber Seto schlägt seine Hände von den Knöpfen weg. Mit Setos Hilfe steht er auch wieder sicher auf den Beinen. „Und was machen wir jetzt?“ „Weiter natürlich. Ich möchte doch sehen, ob ich den Platzchampion schlagen kann.“ Lächelnd greift Joey nach einem Schläger für die kurze Distanz zum Ziel und locht den Ball sicher ein. Seto muss an dieser Station aussetzen und bekommt die maximale Schlagzahl angerechnet. Sie lachen und ärgern sich in den nächsten Stunden oft auch gegenseitig. Die Fotografen sind mittlerweile verschwunden und lassen ihnen wieder ihre Privatsphäre. Am Abend treffen sie sich in Setos Suite zum Essen. Sie lassen sich vom Zimmerservice, das Essen bringen. Joey merkt allmählich, dass er die Zweisamkeit mit Seto ersehnt. Fünf Big Boss auf einem Haufen sind anstrengend. Dukes Blick verfolgt den Blonden sehnsüchtig bei allen Bewegungen. In Setos blitzt Eifersucht auf und Duke hebt entschuldigend die Hände. „Was machen wir jetzt, Seto?“ „Schlag was vor, Duke!“ In Dukes Augen blitzt es schelmisch auf. Er nimmt seine leere Bierflasche vom Tisch und wiegt sie in der Hand. „Ich habe schon lange nicht mehr Flaschendrehen gespielt. In Erinnerung an alte Zeiten? So wie früher auf der Uni?“ Maximilian und die Isthers stimmt Duke zu. Seto rollt nur mit den Augen. Er hat dieses Spiel nie sonderlich gemocht. Maximilian räumt die Gläser zur Seite. Duke reibt sich in Vorfreude die Hände. Ergeben folgt Seto dem Willen der anderen. Joey sieht jetzt seine Gelegenheit, sich zurückziehen zu können. „Wo möchtest du hin? Komm zu uns, Joey, und spiel mit. Flaschendrehen kennst du doch sicherlich.“ Verlegen sucht Joey Setos Blick. Dieser zieht einen Stuhl an seine Seite und lächelt ihm auffordernd zu. „Wenn ihr darauf besteht...“ Schon die erste Flasche zeigte auf Joey, gedreht vom Gastgeber höchstpersönlich. Seto grinst. „Wahrheit oder Pflicht, Streuner?“ „Wahrheit!“ Joeys Antwort klingt in Setos Ohren zu selbstsicher. Er mustert Joey lange und eingehend. „Wahrheit, also … Ich werde dich nicht schonen, Joey. Willst du es dir nochmal überlegen?" Joey wird in seiner Wahl unsicher. Setos Blick ruht auf seinem Freund. „Hast du so viel Angst, dass du mich einschüchtern willst? Wahrheit, Schätzchen!“ Pflicht ist definitiv keine Option. Sein Alter-Ego blitzt auf. „Wie viele Partner hattest du schon vor mir? Ich möchte eine Zahl hören, Liebster.“ Joey wird blass und muss schlucken. Die beiden anderen ziehen scharf die Luft ein. Solche Fragen stellt Seto normalerweise nicht am Anfang. Nur Joey weiß das nicht. Der Befragte weicht den erwartungsvollen Blicken aus und schluckt mehrfach. „Naja, ddda waren schon ein … ein paar. Eher so One- … One-Night-Stands. Keine Ahnung, wie viele genau …“ Seto grinst selbstsicher. „Komm schon, Joey! Du bist ein schlechter Lügner. Also, wie viele genau! Ich bin mir sicher, dass du es genau weißt.“ Joey errötet. „Drei...“ „Ach … ist das so?“ Seto mustert seinen Partner mit einem undefinierbaren Ausdruck in den Augen. Joeys Schamesröte nimmt weiter zu. Unruhig rutscht er auf seinem Stuhl hin und her. Um die Aufmerksamkeit von sich abzulenken, dreht er die Flasche und das Spiel nimmt seinen weiteren Gang. Erstaunlicherweise bleibt er von weiteren peinlichen Aufgaben oder intimen Fragen verschont. Je mehr Duke, Marik und Maximilian trinken, desto versauter werden sie. Ishizu klickt sich sehr bald aus dem Spiel aus. „Wenn die Männer so drauf sind, sollte man Abstand zu ihnen halten, Joey.“ Doch Joey wird offensichtlich geschont! Nur einmal muss er seinen Freund leidenschaftlich küssen. Der Kuss wird von anerkennenden Pfiffen und lüsternen Seufzern der Zuschauer begleitet. Joey sitzt auf Setos Schoß. Seto knabbert zum Schluss kurz an Joeys Ohr. „Das war heiß…“ Rasch klettert Joey von ihm herunter und setzt sich auf seinen Platz. Seto kämpft heute zum zweiten Mal mit einer Beule in seiner Hose und ist für die Jogginghose gerade sehr dankbar. Nur Joey hat es bisher bemerkt. Kapitel 5: Ausklang zu zweit ---------------------------- Spät in der Nacht löst sich die Runde auf. Ishter-Geschwister verabschieden sich zuerst. „Ihr wisst doch, wenn die meisten Menschen schlafen, fängt unsere Arbeit erst an. Es war schön mit euch, Leute.“ Mittlerweile ist Joey in der Gruppe angekommen. Ishizu umarmt ihn zum Abschied. „Du kümmerst dich darum, dass Seto auch bei unserem nächsten Treffen kommt, klar? Jetzt haben wir deutlich bessere Chancen ihn von seiner Firma loszubekommen.“ Marik ist eher der distanzierte und schweigsame Typ, doch auch er schenkt Joey eines seiner seltenen Lächeln, Maximilian gibt ihm freundschaftlich die Hand und Duke drückt ihn etwas länger. „Wenn dir Seto mal zu viel wird, kannst du gerne zu mir kommen.“ „Das wird nicht nötig sein, Duke. Danke trotzdem!“ Erleichtert schließt Seto die Tür auf. Joey ist nicht mitgekommen. Er liegt mit geschlossenen Augen ausgestreckt auf dem Sofa. Seto setzt sich dazu und bettet den Kopf seines Freundes auf seine Oberschenkel. Nachdenklich krault er Joey durch die Haare, was mit leisem Schnurren erwidert wird. „Wie geht es dir, Streuner?“ „Ich bin müde, aber der Tag war schön. Hey, ich habe fast den großen Kaiba beim Golf geschlagen. Ich mag deine Freunde, Seto. Obwohl sie ebenfalls ihre Firma im Griff haben, sind sie privat lustig und unkonventionell.“ Seto schmunzelt erleichtert. „Das ist schön. Ich möchte sie nämlich regelmäßig sehen. … Sag mal, … warst du wirklich ehrlich bei der Frage mit den Exfreunden?“ „Wieso fragst du?“ Er wusste, dass Seto seine Show durchschaut hat. „Ich glaube dir deine Antwort irgendwie nicht, Joey. In einer Beziehung gibt es zwei Dinge, die wichtig sind: miteinander reden und die Wahrheit. Also, warst du ehrlich?“ Joey schüttelt langsam den Kopf. „Nein, Seto, das war ich nicht …“ „Gibst du sie mir jetzt?“ Joey setzt sich ans andere Ende der Couch. Er starrt aus dem Fenster. „Du … Es waren … Du bist mein E … Erster. Ich wollte dich … uns … nicht vor deinen Freunden … Diese Blöße wollte ich uns nicht vor deinen Freunden geben…“ Seto nickt zufrieden. „Joey, meine Freunde wissen, wie du auch, dass ich genug Verehrer und Verehrerinnen hatte. Ich merkte schon, dass es dir peinlich ist und wollte dich nicht blamieren.“ Joey kämpft mit seinen Tränen. Seto überwindet die Distanz schnell und nimmt den Kleineren wieder in den Arm. „Du musst dich nicht schämen, weil du ein anderes Leben geführt hast. Lass uns ins Bett gehen. Es ist spät genug.“ Doch Joey bleibt einfach sitzen. „Ich kann noch nicht schlafen…“ Seto akzeptiert das und macht sich im Bad fertig. Doch Joey lässt sich eindeutig zu viel Zeit für seinen Geschmack. Er hört leises Geschirrklappern. „Joey, was machst du da noch? Das kann bis morgen warten.“ Als Seto zu Joey ins Wohnzimmer kommt, begegnet dieser unsicher Setos fragenden Blick. Der Große nimmt den Kleineren einfach an die Hand und zieht ihn mit sich ins Schlafzimmer. Seto legt sich ins Bett. Für Joey hebt er auffordernd die Decke an. Doch Joey ignoriert die Aufforderung. Er sucht sich seine Schlafsachen im Wohnzimmer zusammen. „Entschuldige, Seto. Ich möchte heute auf dem Sofa schlafen.“ „Joey, was stellst du dich heute so an? Was ist los mit dir?“ Joey ignoriert die Frage und geht einfach. Seto wundert sich. Er überlegt, was er in den letzten Stunden falsch gemacht haben könnte, kann sich nur an nichts erinnern. Plötzlich hört er die Ausgangstür ins Schloss fallen. Besorgt zieht er sich wieder an und folgt seinem Streuner unbemerkt durch den stillen Urlaubsort zum Stein, wo sie gemeinsam gegessen hatten. Mit hängenden Schultern, den Blick aufs Meer gerichtet sitzt Joey einfach nur darauf. Vorsichtig schlingt Seto seine Arme um seinen Partner und nimmt hinter ihm Platz. Joey bäumt sich erst auf, lehnt sich schließlich doch an den anderen an. „Was machst du hier, Seto?“ „Ich möchte einfach bei dir sein, Joey.“ Seto lässt Joey seinen Gedanken nachhängen und hofft, dass sein Geliebter ihn daran teilhaben lässt. Er spürt das angespannte Vibrieren der Muskeln und schweigt, bis er die ersten Tränen auf seinen Händen spürt! „Joey, was ist los? Was habe ich getan?“ Nur er kann einen Fehler gemacht haben und seinen Streuner unabsichtlich verletzt haben. Überraschend für Seto schüttelt Joey nur den Kopf. „Du hast nichts falsch gemacht, Drache…“ Er teilt seine Gedanken dennoch nicht und weint still vor sich hin. „Bitte, Joey, … rede mit mir! Miteinander reden und Ehrlichkeit, erinnerst du dich?“ Seto löst seine Umarmung. Sorge schwingt in seiner Stimme mit. Eine Hand wandert in Joeys Nacken, wo er ihn wiedermal am Haaransatz krault. Diese Berührung jagt eine Gänsehaut über den Körper des anderen. Joey seufzt dieses Mal eher verzweifelt als entspannt. Setos schlingt seine Finger der anderen Hand zwischen die seines Freundes. So zeigt Seto seine Verbundenheit zu ihm. Mit Blick auf das Meer gerichtet ringt sich Joey schließlich durch. „Seto, du … du bist nicht nur mein erster Freund. Es gab … gab vorher … niemanden. Wirklich gar nichts! Auch keine One-Night-Stands! Mein Dad … ich wollte niemanden mit nach Hause bringen und durfte nirgendwo übernachten. Jetzt … Seto, es ist mir peinlich … Ich merke doch, dass du den nächsten Schritt machen willst. Das macht mir Angst… Ich fühle mich so unsicher…“ Seto versteht mehr nur die Worte. Er grinst und freut sich über Joeys Geständnis. Vielleicht ist es gerade besser, dass Joey das nicht sehen kann. Seto ersetzt seine Hand im Nacken kurzerhand durch seine Lippen und gibt ihm einen Kuss auf die Stelle, bevor er sein Kinn dicht neben Joeys Ohr auf die rechte Schulter legt. „Stimmt schon, du machst mich heiß und ich sehne mich intimer Zweisamkeit mit dir. Meine Liebhaber meinten, dass sie noch nie so viel Freude im Bett hatten … Du kannst sofort von mir lernen…“ Bei diesen Worten erstarrt Joey. Setos freie Hand fährt Joeys Wirbelsäule langsam herab. Joey wird unruhig. Die Berührung kitzeln. Die forschende Hand ignoriert den Hosenbund und zwei Finger streichen fast unbemerkt am Steißbein entlang. Wie von der Tarantel gestochen springt Joey vom Stein auf. Seto hat mit dieser Reaktion gerechnet. Er zieht seine Hand also rechtzeitig zurück und verstärkt den Griff um Joeys Finger. Mitgezogen von Joeys Schwung steht auch er vom Stein auf. Ein kurzer erschrockener Blick begegnet Setos, wandert dann beschämt Richtung Strand. Seto legt seine Finger unter Joeys Kinn und zwingt seinen Geliebten sanft, ihm anzuschauen. Warmes Blau trifft auf ängstliches Braun. Auf Setos Lippen schleicht sich ein liebevolles Lächeln. Er gibt ihm einen schnellen Kuss auf die kalten Lippen. „Keine Angst, Joey! Mein Geheimnis: Du bestimmst wann, wo und wie wir unsere Beziehung auf die nächste Ebene heben. Du allein! Ich warte auf dich … ganz egal, wie lange es dauert, bis du dafür bereit bist und dann wird es mir eine große Ehre sein. Allerdings solltest du dann in der Lage sein, mir deine Wünsche und Gefühle ehrlich mitzuteilen. Das sollte in unserer Beziehung doch möglich sein. Meinst du nicht?“ Zögernd nickt Joey. „Ich liebe dich, Streuner! Merke dir: es gibt nichts, wirklich gar nichts, wofür du dich schämen musst. Bitte habe nur keine Geheimnisse vor mir! Genauso wie ich keine Geheimnisse vor dir haben werde.“ Seto senkt seine Lippen erneut und zieht Joey in einen zärtlichen, liebevollen Kuss. Danach führt er den leicht benebelten Jungen zurück in die Suite und ins Wohnzimmer. Joeys Anspannung bleibt, was Seto natürlich nicht verborgen bleibt. „Du bestimmst das Tempo, Joey. Vertraue mir einfach nur!“ Seto gibt Joey seine Schlafsachen in die Arme. „Willst du Hilfe beim Verbandswechsel haben?“ Joey schüttelt den Kopf. Die Tür ins Badezimmer wird doppelt abgeschlossen. Seto wartet im Schlafzimmer auf ihn. „Wenn du heute doch nicht im gleichen Bett mit mir schlafen möchtest, werde ich aufs Sofa gehen.“ Joey wickelt sich fest in seine Decke ein. Seto kann von seinem Freund nichts mehr sehen. Innerlich seufzend richtet er sich für eine Nacht auf der Couch ein, als ihn geflüsterte Worte erreichen. „Bitte bleib!“ Erleichtert legt er sich auf seine Seite. Vorsichtig wickelt er Joey aus der Bettdecke und schlüpft mit hinunter. Seto zieht seinen Freund an seine Brust. Joey versucht sich immer noch vergeblich zu entspannen. Unruhig bewegt er sich hin und her. „Du kannst immer noch nicht entspannen, Joey, mmh?“ Seto schlägt die Decke zurück und setzt sich im Schneidersitz neben Joey, der ihn fragend anschaut. „Leg dich mal auf den Bauch.“ Joey folgt zögernd der Aufforderung. Plötzlich möchte er sich wieder umdrehen, doch Setos Hand auf seinem Rücken hält ihn zurück. Er beginnt Muster auf dem T-Shirt zu malen. Anscheinend findet Seto zielsicher jede Verspannung und löst diese mit einer erstaunlichen Ruhe. Joey bemerkt die aufkommende Entspannung. „Seto, was machst du mit mir?“ Die Stimme des Big Boss ist sehr leise und sanft geworden. „Mokuba ist nachts auch sehr schwer eingeschlafen und konnte sich in meinen Umarmungen immer seltener entspannen. Er hat sich dafür schuldig gefühlt und die Situation würde noch schlimmer. Er wollte zu jedem Arzt, aber niemand konnte ihm helfen. Der Grund war lange in seinem Unterbewusstsein verborgen. Es tat mir weh, ihn so leiden zu sehen. Durch den Aufbau der Firma gönnte ich mir kaum Freizeit und so entfremdeten wir uns. Der einzige Urlaub, den ich mit ihm in dieser Zeit unternommen hatte, führte zu einem Shaolin-Kloster in den Bergen. Mokuba wusste nicht, wo es hingeht. Seinen Wutausbruch bei der Ankunft kannst du dir nicht vorstellen. Er hat seine Sachen gegriffen und sich für zwei Tage in seinem Zimmer verbarrikadiert.“ Joey kichert lautlos, was Seto an den Muskelbewegungen im Rücken spürt. Er drückt einen bestimmten Punkt etwas härter. „Au!“ „Sprich mit mir. Was findest du so witzig?“ „Mokuba hat mir nach den Ferien von eurer … Avatarreise, wie er es genannt hatte, erzählt. Ich konnte ihm nicht so recht glauben. Du mit ihm bei den Shaolin?! Die Vorstellung war absurd. Doch die Reise schien ihm gut getan zu haben. Er wirkte gelassener und glücklicher. Sein Wutausbruch, die Reitstunden und das Bogenschießen war das Einzige, was er detailliert erzählte. Er kam aus dem Zimmer, weil er die Novizen bei Training beobachtet hatte und neugierig war, aber er war damals richtig sauer.“ „Verständlich, er sollte meinen Ruf als Big Boss und Prinz Eisauge nicht ruinieren. Und eigentlich passt seine Beschreibung ganz gut. Ein Mönch hat uns begleitet. Er erkannte sehr schnell, was mit Mokuba los ist. Mein kleiner Bruder traute sich nicht mit mir über seine Sorgen zu sprechen. Man hat ihm erzählt, dass ich seine Vormundschaft nur für mein Image brauche. An ihm hätte ich kein Interesse. Darüber konnte er erst sprechen, als der Mönch ihn durch diese Grifftechnik entspannt hatte. Wir beide haben dort gelernt, wie wichtig das Sprechen miteinander ist. Seitdem gibt es keine Geheimnisse mehr zwischen uns und Mokubas Probleme waren gelöst. Während mir der Mönch diese Grifftechnik und andere Massagetechniken beibrachte, vertrieb sich Mokuba mit den Novizen die Zeit. Dort entdeckte er seine Begeisterung fürs Reiten und lernte Bogenschießen. Mokuba weiß, dass ich sie erlernte, und eine Frage nach Entspannung wurde zwischen uns zum Codewort, dass es Zeit für Brüderzeit ist. Und wie ich sehe, sprichst du ebenfalls sehr gut darauf an. Wie fühlst du dich?“ „Entspannt, müde, kurz vorm Einschlafen…“ „Sehr gut!“ Setos Hände wandern zu Joeys unterem Rücken. Ganz automatisch spannen sich Joeys Muskeln an, obwohl er ruhig liegt. Joey seufzt leise. „Meine Sorgen willst du jetzt sicherlich wissen…“ „Du musst nicht darüber sprechen…“ „Keine Geheimnisse, Seto, oder? … Du weißt schon, dass ich von meinem Vater verprügelt worden bin…“ Seto nickt. „Ich weiß sogar, dass es nicht nur körperliche Narben sind. War das wirklich schon alles? Hat er dich missbraucht?" Joey schüttelt den Kopf. "Mein Vater war vieles, aber ein pädophiles Monster war er nicht… und doch trägt er zu meinem jetzigen Verhalten bei. Ich kann deine Zuneigung, deine Suche nach Körperkontakt nicht einordnen. Ich verstehe deine Botschaft und Erwartungen dahinter nicht." Seto überlegt. "Lass mich das kurz zusammenfassen, Joey. Du bist mit den ganzen Zärtlichkeiten überfordert, möchtest sie erwidern, aber weißt nicht wie, habe ich Recht?“ „Das trifft den Nagel eigentlich ziemlich genau auf den Kopf. Ich bin eine verdammte Jungfrau, Seto. In allen Bereichen... Es fällt mir schwer deine Liebesbekundungen anzunehmen, weil ich sie dir so einfach nicht erwidern kann. Vor Sex nehme ich reiß aus... Zweifelst du nicht an meiner Aufrichtigkeit?“ „Nein! Deine Augen, Gestik und Mimik sagt mir, was ich wissen muss. Und trotz der ganzen Zärtlichkeiten, Joey, ich behalte die Hosen in einer Beziehung gerne an. Genieße einfach, Geliebter! Damit machst du mir die größte Freude. Und probiere dich aus. Ich werde dir sagen, wenn mir etwas nicht gefällt. Du musst keine Angst haben. Und... wahrscheinlich traust du dich nicht es anzusprechen... du wirst sicherlich ab und zu an meiner Aufrichtigkeit zweifeln. Du darfst gerade den Mann hinter der Maske kennen lernen, das durften meine Liebhaber bisher nicht..." Joey dreht sich um, legt seine Arme um Setos Nacken und zieht ihn zu sich herunter. Es folgt ein langer, dankbarer Kuss, der Joeys ganze Liebe enthält. Erst die Ermangelung von Sauerstoff lässt ihn den Kuss wieder trennen. „Aus dem großen, bösen Big Boss ist mein Kuscheldrache geworden. Das hätte ich gerne öfters.“ "Das kannst du so oft haben, wie du dich traust, mutig zu sein." Seto legt sich lächelnd neben seinen Freund. Mit liebevollen Kuscheleinheiten schickt Seto seinen Partner schnell ins Reich der Träume und folgt ihm bald selbst. Kapitel 6: Am Strand -------------------- Die Sonne weckt die beiden Langschläfer am nächsten Morgen. Seto will gleich aufstehen. Überrascht wendet er sich zu Joey um, als dieser nach seinem Handgelenk greift. „Danke, Seto! Für … für gestern Abend!“ Seto gibt ihm einen flüchtigen Kuss. „Guten Morgen! Dafür brauchst du dich nicht extra zu bedanken. Komm, lass uns zum Strand gehen.“ „Warte! Kannst … willst du noch etwas mit mir kuscheln?“ Seto nickt grinsend und legt sich wieder unter die Decke. „Was wünscht du dir, Joey?“ „Bleib einfach noch bei mir… Nimm mich in den Arm!“ Bisher ist der Kleinere noch nie so kuschelbedürftig gewesen. Seto folgt dem Wunsch sehr gerne. Joey kuschelt sich an ihn heran und atmet tief ein. Keine fünf Minuten später ist er bereits wieder eingeschlafen. Seto schmunzelt nur darüber. Er selbst schläft nicht mehr ein. Leise packt er seine Sachen für den Strand. Für Joey hinterlässt er einen Zettel auf dem Küchentisch neben dem Frühstück. So findet dieser seinen Freund ganz leicht um die späte Mittagszeit. Seto kommt gerade aus dem Wasser und nimmt sein trockenes Hündchen gleich lachend in den Arm. Joey quietscht auf. „Iiiiihh, Seto, du machst mich ganz nass!“ Joey trägt neben seinen Badeshorts nämlich noch ein T-Shirt. Seto zuckt ungerührt mit den Schultern. „Joey, es ist warm. Das T-Shirt trocknet wieder. Außerdem ist das ein Kleidungsstück zu viel für den Strand, Streuner.“ Seto fasst nach dem Saum und zieht es Joey mit einer schnellen Bewegung vom Körper. Er legt es zum Trocknen über den Sonnenschirm. Bevor Joey irgendetwas verhindern kann, steht er in Badehose bekleidet vor seinem Freund. Für Joey geht der Verlust seiner schützenden Kleidung etwas zu schnell. Er bedeckt sich unsicher mit einem Handtuch. „Mach dich locker, Joey! Wir sind am Strand.“ Seto will ihm das Handtuch auch wegnehmen. Doch Joey schüttelt stumm bittend den Kopf. Seto mustert seinen Freund. „Ging das jetzt wiedermal zu schnell, Joey?“ „Ein wenig, Seto.“ Seto versteht. Er legt sich auf seine Liege, nimmt eine Zeitung und lässt Joey einen Moment in Ruhe. Es dauert nicht lange und das Handtuch liegt auf der zweiten Liege. Joey nimmt seinen Platz neben Seto ein. Der Blauäugige grinst erfreut hinter seiner Zeitung und lässt seinen neugierigen Blick über den Körper seines Partners wandern. Joey entspannt sich langsam. Er nimmt sich ein Buch aus seiner Tasche. So verbringen sie einige Zeit schweigend nebeneinander. Seto kommt plötzlich eine Idee. Er holt aus seiner Tasche einen Stapel Duel-Monsters-Karten heraus. Joey beobachtet ihn erstaunt beim Mischen. „Du hast dein Deck immer noch?“ Seto grinst spitzbübisch. „Seit Mokuba in der Firma miteingestiegen ist, spiele ich sogar wieder regelmäßig. Den Zwillingen Yugi und Atemu Muto konnte ich den Titel leider noch nicht wieder streitig machen. Die ein oder andere neue Karte auf dem Markt ist aus meinen Tuniererfahrungen entstanden. Lust auf ein Spiel?“ „Ich musste mein Deck verkaufen…“ „Na und? Wir spielen mit zwanzig Karten. Stell dir aus meinen übrigen Karten einfach ein Deck zusammen. Es sind genügend Karten für mindestens fünf Decks vorhanden. … Oder traust du dich nicht mehr?“ Damit hat er Joey. „Das glaubst doch auch nur du. Gib die Karten her.“ Während Joey sich ein Deck zusammenstellt, ruft Seto die aktuellen Regeln nochmal in sein Gedächtnis. Es wird mit vier Handkarten und 4000 Lebenspunkten gestartet. Derjenige, der das Spiel eröffnet, darf in seinem ersten Zug nicht angreifen. Zur Beschwörung von Monster mit fünf Sternen wird ein Monster als Tribut benötigt, Monster mit sechs oder mehr Sternen brauchen zwei Tribute. Joey nickt zum Zeichen, dass er verstanden hat. Während er sein Deck finalisiert, bereitet Seto die Spielunterlagen vor und stellt schließlich die Liegestühle gegenüber. So liegen die Spielmatten aneinander und jeder sieht das Spielfeld. „Bist du damit einverstanden, dass ich das Spiel eröffne?“ „Ein Vorteil für mich? Aus Liebe oder Taktik? Wir lassen wie gewohnt die Münze entscheiden, Drache!“ Der Münzwurf bestimmt Seto zum Eröffnungsspieler. Sie ziehen ihre Handkarten und Seto beginnt. „Ich lege die Zauberkarte Berg. Das ist ein Spielfeldzauber, der Monster vom Typ Drachen, Donner und geflügeltes Ungeheuer +200 Angriff und Verteidigung verleiht.“ Es folgt noch eine Monsterkarte verdeckt und Seto beendet seinen Zug. Joey zieht eine Karte vom Stapel. Er legt eine Zauber- oder Fallenkarte sowie ein Monster verdeckt auf das Spielfeld. Dann spielt er noch eine weitere Karte aus. „Mit der Zauberkarte Hinotama verlierst du 500 Lebenspunkte, Seto.“ Nach der ersten Runde steht es 3500 Lebenpunkte von Seto gegen Joeys volle Lebenspunkte. Seto zieht seine nächste Karte und legt zwei Zauber- oder Fallenkarten verdeckt aufs Spielfeld. Sein Monster wechselt von der Verteidigung in den Angriff. „Mit Kyonshee-Meister greife ich dein verdecktes Monster an.“ Er dreht Joeys Monsterkarte um, starrt sie an und grinst. Schließlich kann er einen Lachanfall nicht mehr verhindern. „Was ist so lustig?“ „Du kennst diese Karte wohl noch nicht, mmh? Die Schallente ist ein geflügeltes Ungeheuer. Sie hätte durch den Bergzauber 1900 Angriff bekommen und meinen Kyonshee-Meister ohne Probleme erledigt. Die Ente selbst wäre gar nicht so einfach zu bezwingen gewesen.“ Joey starrt die Karte und dann Seto an. Dann setzt er wieder sein Pokerface auf. „Ein Fehler… Denke nicht, dass ich nicht noch das ein oder andere Ass im Ärmel hätte.“ Siegessicher legt Joey die Karte auf seinen Friedhof. Er zieht seine nächste Karte. „Okay, Seth-chan. Dann fange ich mal mit der Harpie an. Durch die Zauberkarte vornehmer Egotist kann ich die Harpienschwestern direkt aus meinem Deck beschwören.“ Er holt die besagte Karte aus seinem Deck. Seto beobachtet ihn interessiert und gespannt. Joey ist noch nicht fertig. „Ich habe dir sehr gut zugehört. Da es geflügelte Ungeheuer sind, erhalten sie +200 Angriff und Verteidigung durch die Zauberkarte Berg. Meine Harpie hat folglich 1500 Angriff und 1600 Verteidigung, die Harpienschwester 2150/2300. Ich aktiviere noch die Zauberkarte Banner des Mutes von meiner Hand, wodurch die Monster nochmal +200 Angriff während ihres Angriffs bekommen, und greife dein Monster…“ „Nicht so schnell, Joey. Ich aktiviere meine Fallenkarte Gabe der Mystischen Elfe. Für jedes Monster auf dem Spielfeld bekomme ich 300 Lebenspunkte. Drei Monster ergeben 900 Lebenspunkte.“ „…mit den Harpienschwestern an. Du verlierst 600 Lebenspunkte. Deine Fallenkarte kann dich nicht retten. Mit der Harpie greife ich deine Punkte direkt an: 1700 Lebenspunkte weniger, Blueeye. Du hast noch 2100 Lebenspunkte übrig, während an meinen noch nicht einmal gekratzt wurde.“ Seto nickt anerkennend. Joey freut sich diebisch über seinen Schachzug. „Du hast nicht viel verlernt, Joey. Wenn du dir so siegessicher bist, würde ich gerne eine Vereinbarung treffen. Der Gewinner dieses Duells hat am Ende einen Wunsch frei.“ „Egal welchen?“ „Ja, ganz egal welchen.“ Joey wird ein wenig mulmig. Doch er stimmt zu. Seto lächelt verschmitzt. Er hat einen Plan. „Du hast keine Karten mehr auf der Hand, Joey. Das sollte dir Sorgen machen.“ Gelassen zieht er eine Karte und legt eine Monsterkarte verdeckt. Damit beendet er seinen Zug. „Mehr hat der Meister nicht zu bieten?“ „Abwarten, Kleiner!“ Joey zieht eine Karte. Er analysiert lange das Spielfeld. Setos verdeckte Karte macht ihm Sorgen. Er zögert und beendet dann seinen Zug. „Das war ein großer Fehler, Joey. Ich rufe den Herrn der Drachen auf das Spielfeld und aktiviere meine verdeckte Zauberkarte Drachenrufflöte. Damit kann ich Blue-eyes-Dragon und Weißhorn-Drache sofort aufs Spielfeld rufen. Durch die Zauberkarte Berg hat der Blue-Eyes-White-Dragon 3200/2700. Mein Weißhorn-Drache hat einen Effekt: Für bis zu fünf Zauberkarten auf deinem Friedhof bekommt er 300 Angriff dazu. Lass mich zählen.“ Seto greift nach Joeys Friedhofstapel und legt die Karten Hinotama und Vornehmer Egotist auf die Seite. „600 Angriff mehr und der Effekt der Zauberkarte Berg wirkt bei ihm natürlich auch noch. Das macht 3000 Angriff und 1600 Verteidigung für ihn.“ Joey wird immer blasser. „Dann wollen wir mal. Mit Weißhorn-Drache greife ich deine Harpie an. Da die Zauberkarte Banner des Mutes nicht wirkt, verringern sich deine Lebenspunkte um 1500 Punkte. Der Blue-Eyes-White-Dragon nimmt sich deine Harpien-Schwestern vor und du verlierst nochmal 1150 Lebenspunkte. Das macht Summa sumarum 2650 Lebenspunkte weniger.“ Die Runde endet mit 2100 bei Seto gegen 1350 von Joey. Joey ist still geworden. Er muss sich erst einmal sammeln, bevor er zitternd seine nächste Karte zieht. Dann aktiviert er seine verdeckte Fallenkarte Verkörperung von Apophis und legt sie in den Angriffsmodus als Monster. „Ich greife den Herrn der Drachen an. Da er sich im Angriffsmodus befindet, verlierst du 600 Lebenspunkte… Doch das macht keinen Unterschied, nicht?“ „Richtig, das macht keinen Unterschied mehr.“ Schnell zieht er eine Karte und legt sie achtlos zur Seite. „Mit meinem Blue-Eyes-White-Dragon greife ich die Verkörperung von Apophis an. Damit sind deine Lebenspunkte auf 0 gebracht worden und ich habe gewonnen. Danke für das schöne Spiel.“ Joey sammelt immer noch ein wenig geschockt seine Karten ein. Dann lächelt er. „Es hatte etwas von den alten Zeiten.“ „Wir können das gerne wiederholen. Mokuba wird sich sicherlich freuen, wenn er nicht immer nur gegen mich spielen muss. So hat er wenigsten mal wieder eine Chance auf einen Sieg.“ „Womit denn? Meine eigenen Karten sind verkauft.“ Seto durchsucht Joeys Stapel nach einer bestimmten Karte. „Ich kann dir deine Karten nicht wiederbringen, aber vielleicht fängst du mit dieser Karte wieder an, ein Deck neu aufzubauen.“ Er hält ihm den rotäugigen schwarzen Drachen entgegen. „Er war mal deine Lieblingskarte. Als Geschenk hätte sie sogar eine besondere Bedeutung. Ich habe meine Blue-Eyes-White-Dragons. Dieser hier verstaubt bei mir doch nur.“ Ehrfürchtig nimmt Joey das Herzstück seines alten Decks in die Hände. Er nickt sprachlos. Seto möchte diese Sprachlosigkeit ausnutzen. Er nimmt ihm die Karte aus der Hand und zieht ihn von der Liege mit sich zum Wasser. Joey wird immer langsamer als er Setos Ziel begreift. „Seto, du weißt, dass ich nicht schwimmen kann!“ „Und deshalb willst du mit mir nicht ins Wasser, wo du stehen kannst? Joey, vielleicht willst du es auch heute mit mir ändern? Stell dich nicht so an.“ Damit nimmt er den Kleineren ungeachtet der schwächelnden Gegenwehr auf den Arm. Langsam schreitet er mit seiner Last ins Wasser bis das Wasser Setos Hüften umspült. Er lässt sich mit Joey auf die Knie sinken. Von der nassen Berührung um seinen Bauch aufgeschreckt, befreit er sich wild strampelnd aus den Armen seines Geliebten und taucht komplett ins Salzwasser ein. Schnell greift Seto nach Joey und richtet sich mit ihm wieder auf. „Wie kannst du nur, Seto?“ Er lächelt verschmitzt. „Du musstest einmal richtig nass werden, Joey. Freiwillig hätte ich dich doch nicht mit hierher bekommen. Jetzt zu meinem Wunsch: Ich möchte dir das schwimmen beibringen. Jetzt.“ Seto bedeutet ihm sich rücklings auf seine Hände unter Wasser zu legen. „Vertrau mir! Ich halte dich sicher.“ Joey schluckt. Er erinnert sich an die bisherigen Tage mit Seto. Es ist nichts geschehen, was ihm Grund für Zweifel an seinem Freund geben würde. Mit den Händen fährt er vorsichtig durch das Wasser. Eigentlich liebt er das Meer und er würde so gerne schwimmen können. „Also gut…“ Er legt sich bäuchlings auf das Wasser. Seto ist sofort zur Stelle und stürzt ihn von unten. Das Meer ist nicht ganz still. Joey wird von den Wellen sanft auf und ab geschaukelt. Seto geht mit den Bewegungen sicher mit. „Bereit zum Lernen, wie du über Wasser bleibst?“ Joey nickt. „Mit den Handflächen zueinander formst du vor deiner Brust eine Speerspitze. Die Hände liegen direkt am Körper. Dann streckst du die Arme parallel zur Wasseroberfläche gerade nach vorne, die Hände bleiben noch geschlossen. Sobald die Arme ganz gestreckt sind, drehst du die Handflächen zur Schaufel geformt nach außen und bewegst sie schnell in einem Halbkreis zur Ausgangsposition zurück.“ Joey kichert. „Das klingt ziemlich wissenschaftlich.“ Die nächste Welle erwischt ihn direkte im Gesicht und er schluckt. Angewidert verzieht er kurz das Gesicht und Seto lacht ihn leise aus. „Jeder bekommt, was er verdient. Was hast du daran auszusetzen? Setz es um!“ Erst langsam und genau, dann mit kräftigem Schlag setzt Joey die Bewegung um. Wenige Korrekturen von Seto sind notwendig. „Sehr gut! Den ersten Teil hast du verstanden. Wie wünscht sich der Herr die Beschreibung der zweiten Bewegung?“ „Etwas anschaulicher, bitte!“ Seto überlegt kurz und grinst dann. „Die Beinbewegung gleicht einem springenden Frosch. Und jetzt mach mal!“ „Sehr witzig, Drache!“ „Okay, ich gebe dir noch die andere: die Beine streckst du lang aus, sie berühren sich. Dann ziehst du sie in Hockposition an den Körper heran. Die Fußsohlen berühren sich. Jetzt trittst du ähnlich wie mit den Armen in einem Halbkreis nach hinten ins Wasser, parallel zur Oberfläche. Und dann zurück in Ausgangsposition…“ Während der Beschreibung übt Joey die Bewegung bereits. Diese fällt ihm etwas schwerer als die Armbewegung. Mit Setos Korrekturen erlernt er auch sie. Mit dem ersten kräftigen Beinschlag bringt er Seto aus dem Gleichgewicht, der ihn loslässt. Joey fehlt noch die nötige Körperspannung und Koordination beider Techniken, um über Wasser zu bleiben. Er geht wie ein Stein unter und schlägt wild nach Halt suchend um sich. Sofort ist Seto bei ihm und hilft ihm Boden unter die Füße zu kommen. Hektisch schnappt der Kleinere nach Luft. „So soll die Technik funktionieren, Streuner! Mit beiden Bewegungen zusammen bleibst du über Wasser und bewegst dich vorwärts. Noch ein bisschen Anspannung im Bauch und im Po… et voilà … du kannst schwimmen. Willst du es gleich noch mal versuchen? Vielleicht nicht gleich wieder so kraftvoll…“ Joey legt sich wieder auf Setos Hände. Er versucht, die Bewegungen zu koordinieren, und irgendwann klappt es. Seto lässt seine Hände erst etwas tiefer sinken, bevor er sie für Joey sichtbar aus dem Wasser hebt. „Du schwimmst, Joey!“ „Ich kann schwimmen…“ Von dieser Erkenntnis überwältigt, vergisst er die Bewegungen zu machen und geht natürlich auf Tauchstation. Dieses Mal taucht er ohne Hilfe schnell wieder auf und schnappt weniger nach Atem. Mit einem Strahlen in den Augen blickt er seinen Freund an. „Danke…“ Seto bemerkt jetzt erst die bläulichen, kalten Lippen. Joey ist so begeistert, dass er sich zum nächsten Schwimmversuch bereitmacht. Seto packt ihn am Handgelenk. „Wir waren etwas zu lange im Wasser. Lass uns etwas Aufwärmen. Später gehen wir wieder.“ Am Strand wird er von Seto in ein Handtuch gewickelt. Jetzt bemerkt Joey eine Gänsehaut am ganzen Körper und friert. Seto wechselt seine Badehose, bevor er sich auf die Liege legt. „Zieh dich auch um, Joey. Dann wird dir schneller wieder warm. Ich schaue dir auch nicht zu.“ „Das geht schon, Seto. Ich habe nur die eine…“ Seto fackelt nicht lange. „Ich bin gleich wieder da.“ Er hat die gleiche Größe wie Joey. Seinen Stil kennt er mittlerweile auch. In einem Strandladen kauft er eine Bade-Bermuda in Schwarz mit roten Tribals. Joey staunt nicht schlecht über seinen Boss. „Eine nasse Badehose tut deiner Gesundheit nicht gut. Bitte zieh dich um.“ Joey wickelt sich das Handtuch um die Hüften und wechselt die Kleidung. Während sich Seto einem Buch widmet, döst Joey ein. Am Nachmittag spielen sie noch eine Runde Duel Monsters. Seto erklärt Joey noch ein paar neue Karten und ermutigt ihn, selbst welche zu entwerfen. Schließlich liefert die Kaiba-Corporation einen Teil des Equipments. Joeys Blicke wandern immer sehnsüchtiger werdend auf das Meer. Irgendwann fordert Seto ihn zu einem Wettrennen heraus. Ins Wasser natürlich! Joey ist schneller. Doch Setos Vorteil liegt im Wasser. Er überholte ihn, weil er schwimmt. Sie treffen sich auf der Sandbank. „Das war unfair!“ Doch beide lachen herzlich. „Ich weiß… entschuldige!“ Seto haucht ihm einen Kuss auf die Lippen und bietet ihm wieder seine Arme an. Doch Joey lehnt grinsend ab. Joey schwimmt ohne Hilfsmittel um Seto herum. Sein Lehrer korrigiert das ein oder andere nochmal. Dann zeigt er Joey noch weitere Stile. „Im Laufe der Zeit bringen ich sie dir bei. Wie es aussieht, ist aus meinem wasserscheuen Streuner eine Wasserratte geworden.“ Joey grinst nur fröhlich. Er wirft sich gegen Seto und beide stürzen in die Fluten. Seto schwimmt schnell ins tiefere Wasser und wird von Joey verfolgt. „Du machst das schon sehr gut, Joey. Was macht die Angst?“ „Du bist doch bei mir, Drache. Wovor sollte ich mich fürchten?“ Joeys Lächeln wird von Seto erwidert. Sie schwimmen und balgen sich im Wasser. Die Zeit wird wieder völlig vergessen. Erst Joeys blaue Lippen erinnern sie daran an den mittlerweile fast leeren Strand zurückzukehren. Seto wirft dort einen Blick auf sein Handy. „Es ist schon halb neun, Joey.“ „Was schon?! Es war so ein schöner Tag.“ Seto nickt. „Was hältst du von Zimmerservice und einem Film zum Ausklang?“ „Ist eine gute Idee…“ Sie sammeln ihre Sachen ein. An der Rezeption ordert Seto einige Kleinigkeiten, die ihnen in einer halben Stunde gebracht werden. Die nassen Sachen trocknen nach dem Duschen im Bad. Seto und Joey haben es sich in kurzen Shorts und T-Shirts mit den Leckereien der Hotelküche auf dem Bett gemütlich gemacht. Seto scrollt durch die Mediathek nach einem Film. Letztendlich bleibt er bei einem animierten Dinosaurierfilm hängen. Das Leben eines kleinen Sauriers wird erzählt. Die Animation und Syncro gefällt den beiden. Gegen Ende ist Joey eingeschlafen und schnarcht leise vor sich hin. Seto deckt sie zu und löscht das Licht. Kapitel 7: Das längst überfällige Date -------------------------------------- Zum ersten Mal im Urlaub finden sich Seto und Joey zum Frühstück im Restaurant ein. Ein Kellner bringt ihnen das Übliche. Joey schaut etwas wehmütig vom Fenster aus aufs Meer. „Unser letzter Tag…“ „Wenn du noch bleiben willst, sag Mokuba Bescheid. Big Boss gibt dir den Urlaub.“ Seto schiebt ihm lächelnd sein Handy über den Tisch zu. Doch Joey schüttelt den Kopf. Er reagiert auch nicht auf Setos Lächeln. „Beruflich bin ich dein Angestellter mit unterschriebenem Vertrag und das möchte ich in der Firma auch bleiben. Und deshalb gibt es für mich Regeln, zum Beispiel einen begrenzten Jahresurlaub.“ Joey hängt einen Moment seinen Gedanken nach. „Außerdem habe ich Rechnungen zu bezahlen… Ich fahre nachher zum Flughafen und besorge mir einen Rückflug.“ „Das wird so kurzfristig ziemlich teuer… Ohne dich habe ich auch keinen Grund hier zu bleiben. Wir können auch zusammen in meinem Privatflugzeug zurückfliegen.“ „Privatjet…“ Unwillkürlich schüttelt Joey den Kopf. „Es muss schön sein, wenn mehr als genug Geld vorhanden ist… Ich will dein Geld und deinen Luxus nicht, Seto. Mein Ticket ist auf Abruf umgebucht. Ich muss Ihnen nur den Flug mitteilen.“ Ein enttäuschter oder verletzter Ausdruck flackert über Setos Gesicht. Joey bemerkt ihn sehr wohl. Doch er möchte sich nicht weiter erklären. „Bitte, Seto, lass uns nicht streiten… Was stellen wir mit unserem letzten Tag an?“ Der andere schweigt etwas länger und schaut nachdenklich aus dem Fenster. Joey schüttelt ihn sanft am Arm. „Hey, Drache?“ „Gestattest du mir dich heute Abend zu einem Essen auszuführen? Ohne dir Gedanken über das Geld zu machen?“ „Ein Date?! So ganz offiziell?“ Verlegen nickt Seto. „Keine Hintergedanken, Joey, nur ein Date! Wir haben die förmliche Kennenlernphase völlig übersprungen. Ich würde dich gerne ausführen. Bitte, gestatte mir das heute Abend!“ Seto klingt so … bittend und verletzlich in diesem Moment. Joey spürt, dass es seinem Drachen sehr wichtig ist, und er beschließt ihm den Wunsch zu erfüllen. Sämtliche Bedenken über Board werfend nimmt er Setos Einladung an. „Was soll ich anziehen?“ Ein spitzbübisches Grinsen zeigt sich auf Setos Lippen. „Wegen mir musst du gar nichts tragen, Joey.“ Joey verschluckt sich wiedermal an seinem Brötchen und Seto lacht. „Die Kleiderordnung ist ganz locker: kurze Hose und T-Shirt.“ Setos Gegenüber nickt langsam. Der Blauäugige beendet sein Frühstück. Auch Joey beginnt sich mit dem Essen zu beeilen. Seto legt seine Hand auf die Schulter seines Freundes. „Lass dir Zeit, Streuner. Ich bin gleich wieder bei dir und dann gehen wir nochmal an den Strand. Was hälst du davon?“ Joey nickt. Er schaut mit wehmütigem Blick - oder ist es Angst? – aufs Meer bis sein Freund wieder da ist. Irgendwann reißt er sich los und sucht mit seinem Handy einen passenden Rückflug für morgen Nachmittag. „Fertig, Joey?“ Wieder nickt Joey nur. Seto mustert seinen stillen Freund aufmerksam. Gemeinsam suchen sie sich etwas abgelegener stehende Liegen für heute aus. Nachdem Seto bereits im Meer geschwommen ist, liegt Joey immer noch angezogen mit nachdenklicher Miene auf der Liege „Woran denkst du?“ Joey seufzt schwer. Dann schüttelt er sich einmal und setzt sein Lächeln auf. „Nichts!“ Er stellt sich vor Seto, streicht ihm zärtlich über die Wange und gibt ihm einen flüchtigen Kuss auf diese. „Lass uns schwimmen gehen!“ „Wie du sicherlich merkst, war ich gerade im Meer…“ „Oh…“ Joey setzt sich zurück auf die Liege. Verlegen greift er nach einer Zeitschrift. Sie gehen später noch einmal ins Meer. Seto korrigiert noch einmal Joeys Schwimmbewegungen, sie spielen sie etwas Volleyball und ärgern sich gegenseitig mit Wasserspritzern. Danach setzt sich Joey ab. „Ich werde mich mal für den Abend fertig machen…“ Seto bemerkt ein nervöses Zittern in Joeys Stimme und schmunzelt vergnügt. „Ist gut… Warte im Zimmer auf mich. Ich hole dich ab.“ Als Seto vom Strand in die Suite kommt, sitzt Joey gerade mit einem Buch auf dem Sofa. Doch Seto ist klar, dass Joey wohl nicht lange so dasitzt. Der Lesende hält das Buch falsch herum. Er kann sich gut vorstellen, wie Joey in der Zwischenzeit alleine hier oben immer wieder von einer Ecke in die andere gegangen sein muss. Seto nimmt ihm das Buch aus der Hand und legt es auf den Tisch. „Fertig?“ Unsicher nickt Joey. Aus seiner Hosentasche zieht Seto ein Seidenhalstuch. „Vertraust du mir, Streuner?“ „Immer, mein Drache!“ Joey stellt sich vor Seto und greift hastig nach dem Tuch. Er legt es sich selbst über die Augen. Seto bindet es am Hinterkopf zu. Er legt eine Hand auf die Schulter des Blonden und streicht von dort am Arm entlang zur Hand. Das angespannte Zittern entgeht ihm nicht. Joeys Finger verschränkt er sofort mit seinen. Zärtlich legt er seine Lippen auf die des Blinden. Joey erwidert den Kuss mit einer ungewohnten Intensität, die Seto leise lachen lässt. „Wenn du so weitermachst, brauchen wir nicht mehr essen zu gehen. Komm, lass uns gehen.“ „Warte, ich habe noch keine Schuhe…“ „Die brauchst du nicht.“ Über den weichen Teppichboden wird Joey aus dem Hotel hinausgeführt. Nachdem Seto ihn vier Treppenstufen hinuntergebracht hat, hält er einen Moment inne. „Und jetzt einen Schritt nach vorne, Joey. Es geht keine Stufe mehr nach unten.“ Mit einem Arm in Joeys Rücken drückt er ihn nach vorne. Er soll den ersten Schritt machen. Vorsichtig setzt Joey einen Fuß auf einen weichen Untergrund und sinkt ein Stück ein. „Sand? Wir sind am Strand?“ Seto lächelt und übernimmt wieder die Führung. Gemeinsam gehen sie an die Wasserkante und dort eine Zeit lang entlang. Joey quietscht jedes Mal erschrocken auf, wenn das Meerwasser seine Füße umspült. Von diesem Verhalten selbst etwas beschämt lacht Joey danach etwas hysterisch. Trotzdem passiert es bei jedem Umspülen wieder. Seto achtet darauf, dass sich Joey auf dem Weg nicht verletzt. Allerdings genießt er jeden Überraschungsmoment und das Gefühl, dass Joey sich seiner Führung anvertraut. Plötzlich beginnt Joey zu schnuppern. „Ich rieche… ein Lagerfeuer? Kann das sein Seto?“ Sie stoppen. Seto löst die verschränkten Hände. Einen kurzen Moment wallt Panik in Joey auf, bis er merkt, dass Seto die Augenbinde löst. Seine Augen brauchen einen Moment, um sich an die Umgebung zu gewöhnen. Völlig überwältigt schlägt er die Hände vor den Mund. „Seto, du bist verrückt…“ Vor ihm liegt eine versteckte Bucht, … sein ehemaliger Zeltplatz, der Ort ihres ersten Treffens auf Augenhöhe… auch ein Abendessen… „Nein, Jonouchi, ich bin nur verliebt.“ Seto hat mehrere Fackeln aufstellen lassen. Auf dem Findling ist für zwei Personen eingedeckt worden und Fingerfood steht auf einem Buffet. Irgendwie ist auch noch ein großer Standkorb hierhergeschafft worden. „Was das wohl kostet…?“ „Du hast mir etwas versprochen, Joey. Keine Gedanken über Geld!“ Schuldbewusst senkt der Angesprochene den Kopf. „Ich kann nicht aus meiner Haut…“ „Versuch es einfach. Ich bin mir sicher, dass du es kannst. Erst einmal nur für heute Abend…“ Joey nickt. Seto reicht ihm einen Teller vom Findling und gemeinsam machen sie sich über das Abendessen her. Sie unterhalten sich über dies und das, betreiben Smalltalk wie bei einem richtigen Date. Joey entspannt sich sichtlich. Es wird immer dunkler und der Vollmond trägt sein Möglichstes zur Perfektion bei. Setos Lachen wird ebenfalls immer entspannter. Er hat auf alkoholische Getränke absichtlich verzichtet. In Joeys Blick entdeckt er ein aufkommendes Funkeln. Er weiß, dass er das gleiche erotische Knistern wahrnimmt wie er. Irgendwann blickt Joey zum Meer. „Eigentlich lädt diese Stimmung zu einem Nachtschwimmen ein. Findest du nicht, Seto?“ „Das ist eine gute Idee.“ Er zieht sich sein T-Shirt über den Kopf. Sein Freund blickt ihn zögernd an. „Hast du etwa Schwimmsachen dabei?“ „Warum sollte ich die brauchen? Es ist dunkel und ich bin hier mit meinem Freund. Es gibt keinen Grund sich zu schämen.“ „Aber… der Rückweg?“ Seto nickt zum Standkorb. „Wir können dort übernachten, Joey.“ „Nackt…“ Es ist eine Feststellung, keine Frage. Seto weiß, dass sie bisher nie soweit gegangen sind. Er löscht ein paar Fackeln, sodass das Licht etwas schummriger wird. Dadurch gibt er Joey einen Moment, um sich zu fangen. Bevor er auf seinen Streuner zutritt, entledigt er sich noch seiner Kleidung. Joey hat sich in der Zwischenzeit auch das Shirt über den Kopf gezogen. „Joey, du kannst jederzeit stoppen. Ich habe dir versprochen, dass du alleine bestimmst, wie weit es geht.“ Joey hat Seto einen Moment gemustert, bevor er mit einer deutlichen Errötung seinen Blick zwischen Himmel und Meer hin und her springen lässt. Seto lächelt nur, als er das Kinn des Blonden festhält und den Blickkontakt mit ihm sucht. „Vertraust du mir?“ Joeys verunsicherter Blick begegnet Setos ruhigen Augen. Er findet dort die Sicherheit, die ihm fehlt. Zögernd entledigt auch er sich seiner Hose und der Boxershort. Setos helfende Hände schlägt er jedes Mal weg. Seto sieht, wie Angst in Joeys Augen aufkommt. Er hat seinen vernarbten Körper im Schwimmbad auch am liebsten verstecken wollen. Seto hält seine Augen absichtlich nur auf Joeys Gesicht gerichtet. „Wer zuerst im Wasser ist, Streuner!“ Und schon sprintet Seto los. Natürlich braucht Joey einen Moment, um in seinem Geist umzuschalten und Seto zu folgen. Im Grunde machen sie das Gleiche wie sonst: ein Wettschwimmen, sich gegenseitig nachspritzen und im Wasser rangeln. Irgendwann entspannt sich Joey wieder. Er schafft es sogar Seto kurz vorm Erreichen des Strandes zu Fall zu bringen. Da er das Gleichgewicht selbst nicht mehr halten kann, landet er auf seinem Drachen drauf. Beide lachen herzlich. Im nächsten Moment legt Seto seine Hand in Joeys Nacken und seine Lippen zurückhaltend auf Joeys. Dieser antwortet forscher und gewährt Setos bittender Zunge tatsächlich Einlass. Zuerst etwas unbeholfen, doch schnell lernend, tanzen die Zungen gemeinsam. Seto hat sie beide in der Zwischenzeit gedreht und liegt nun über Joey. Tief nach Luft schnappend trennen sie sich wieder. „Du schmeckst nach Meer, Drache!“ Erst jetzt bemerkt Joey seine neue Position. Ein kurzer Anflug von Überraschung zeigt sich auf seinem Gesicht, aber die von Seto befürchtete Angst, Überforderung oder Panik bleibt aus. Vom Mondlicht werden die Narben am Bauch beschienen. Seto fährt sie zuerst mit dem Finger und dann mit seiner Zunge nach. „Du bist wunderschön, Jonouchi...“ Dann spürt er ein Knirschen im Mund und verzieht das Gesicht. „… und sandig.“ Seto greift nach Joeys Hand und zieht ihn mit sich hoch. „Der Sand muss runter.“ Bevor sie also zum Strand zurückkehren, gehen sie nochmal in etwas tieferes Wasser und befreien sich gegenseitig grob vom Sand. Joey bemerkt, dass Setos Berührungen an seinem Bauch, Rücken und Po nicht ohne Reaktion auf seiner Vorderseite bleiben. Sein Glied schwillt an. Diese Reaktion bleibt natürlich auch Seto nicht verborgen. Ein liebevolles Schmunzeln ziert seine Lippen. Der Blonde hat noch nicht bemerkt, dass es ihm genauso geht. Das bemerkt Joey, als sie am Strand ankommen. Seto beugt sich gerade zu einer Tasche und zieht zwei Handtücher daraus hervor. Während er sich einfach nur abtrocknet, hüllt sich Joey scheu in das Handtuch und wendet sich ab. Seto nimmt ihn einfach in den Arm. „Wie fühlst du dich?“ Dabei reibt er Joey sanft über den verhüllten Rücken. „Verwirrt… Ich meine, wir sind beide erregt und jetzt sollte es zur Sache gehen, oder? Was erwartest du jetzt von mir?“ „Oh Mann, du hast viel zu viel Pornos gesehen, Joey. Ich erwarte gar nichts von dir.“ Sanft zieht Seto Joey mit sich zum Strandkorb. Dort greift er nach den Enden des Handtuchs und zieht es langsam von Joeys Körper. Er setzt sich auf die rechte Seite des Bettes. Eine Hand streckt er Joey auffordernd entgegen. Der andere ergreift sie und lässt sich von Seto in den Schlafstrandkorb ziehen. Dabei legt er sich auf die linke Seite. Seto schließt das Verdeck des Korbes, sodass sie sich wie in einer Höhle geschützt fühlen. Durch ein paar Fenster im Dach können sie die Sterne sehen und der Mond spendet ihnen etwas Licht. Seto steigt mit einem Knie über Joeys Bein und kniet nun halb zwischen seinen Beinen. Er beugt sich zu den Lippen des anderen und haucht ihm einen Kuss auf die Lippen. „Ich liebe es, dich verwöhnen zu dürfen. Lehn dich einfach zurück.“ Damit beugt sich Seto zu Joeys Brustwarzen und haucht auch dort jeweils einen Kuss darüber, bevor er seine Hände auf Wanderschaft schickt. Joey wimmert überrascht, als Seto absichtlich über seine kitzligen Stellen an der Seite fährt. Seine Erektion wächst durch diese flüchtigen Berührungen bereits zur vollen Größe heran. Seto bemerkt dies mit einem zufriedenen Grinsen. Joey ist zu sehr mit den neuen Empfindungen beschäftigt, um sich auf Seto zu konzentrieren. Seto beugt sich jetzt soweit vor, dass auch sein herangewachsenes Glied das des anderen berührt. Erschrocken reißt Joey die Augen auf. Er stützt sich auf die Unterarme, um das Tun des Erfahreneren zu beobachten. Seto hebt Joeys Kinn zu sich an und küsst Joey fordernd. Als Joey dadurch abgelenkt ist, legt er die Hand an ihre Erektionen, die sich immer noch berühren und beginnt sie beide zu massieren. Die ersten Bewegungen genügen schon, um Joey im Kuss aufstöhnen und zurück in die Kissen sinken zu lassen. Ein paar weitere Auf-und-Ab-Bewegungen, das Zurückziehen der Vorhaut und ein zärtliches Umstreichen der Eichel treiben Joey über die Klippe. Mit Setos Namen auf den Lippen erlebt der Blonde seinen anscheinend ersten Orgasmus. Seto selbst kommt im gleichen Moment. Als er wieder klar denken kann, küsst er Joey, der immer noch nicht wieder im Hier und Jetzt gelandet ist, liebevoll auf die Stirn. Mit dem Handtuch wischt er notdürftig ihre Spuren der Liebe von ihren Körpern. Dann legt er sich neben den Blonden. „Ich liebe dich, mein Streuner!“ Joey antwortet ihm nicht. Stattdessen legt er sich einen Arm über die Augen und beginnt zu zittern. Seto ahnt, was los ist. Vorsichtig hebt er den Arm von den Augen. Jetzt sieht er die Tränen, die seinem Geliebten unaufhörlich über das Gesicht laufen. Joey versucht sich abzuwenden. Doch genau das lässt der Drache nicht zu. Er zieht den Blonden an seine Brust und hält ihn solange fest, bis er sich wieder gefangen hat. „Du musst mich für einen echten Waschlappen halten…“ „Keineswegs, Joey! Nach so einer intensiven Erfahrung kann alles passieren. Warum hast du geweint?“ Joey muss etwas länger überlegen. „Ich weiß es gar nicht mehr… zu viele unterschiedliche Gefühle?“ Seto lächelt zufrieden. Es hat also keine unbekannten Wunden aufgerissen oder ist keine Reaktion der Überforderung. „Das ist ganz normal. Wie fühlst du dich?“ „Müde… unendlich müde…“ Seto grinst wieder. „Dann schlaf!“ Kapitel 8: Der Morgen danach ---------------------------- Zum Meeresrauschen räkelt sich Seto genüsslich in den Kissen. Mit einem breiten Lächeln spürt er nochmal dem gestrigen Abend nach. Durch die Fenster in der Abdeckung dringt Sonnenlicht und eine leichte salzige Brise weht über ihn hinweg. „Eine Brise? Joey?“ Mit der Hand auf der anderen Seite des Strandkorbes nach dem Blonden suchend schlägt er die Augen auf und überzeugt sich nochmal von dem Fehlen seines Geliebten. Die Entspannung weicht sofort Besorgnis. Hastig klettert er aus dem Strandkorb und schaut sich nach Joey um, ohne ihn zu entdecken. „Hoffentlich habe ich ihn nicht überfordert…“ Er fährt sich mit einer Hand ratlos über den Mund, als er dann doch einen Schatten im Wasser erkennt. Seine Augen hatten sich noch nicht an das Sonnenlicht gewöhnt. Erleichtert beobachtet er Joey, der mit einer dampfenden Tasse gedankenversunken im Meer steht. Den Rücken hat der Blonde dem Strand zugewandt und er trägt seine Boxershort. Eine Tasse Kaffee kann Seto nach dem Schreck jetzt vertragen. Die Mitarbeiter des Hotels haben ihnen bereits ein Frühstücksbüffet hergerichtet. Der CEO gießt sich eine Tasse ein und trinkt das schwarze Wasser. Dabei lässt er seinen Freund nicht mehr aus den Augen. Als die Tasse geleert ist, geht er langsam zu ihm. Der Brünette stellt sich seitlich hinter den Blonden und streicht ihm mit den Fingerspitzen über den Rücken zur Schulter. „Es ist kalt geworden, Joey. Kommst du zurück ins Bett?“ Joey wendet sich überrascht seinem Freund zu und begrüßt ihn mit einem leidenschaftlichen Kuss. „Guten Morgen, Drache!“ Doch dann rückt er von Seto weg und schüttelt unmerklich den Kopf. Es ist nur eine kleine Distanz, die sich aber für Seto wie ein tiefer Graben anfühlt. „Joey, was hast du?“ „Nichts…“ Die Worte sind nur geflüstert, während er einen Punkt irgendwo am Horizont fixiert. „Danach sieht es aber nicht aus. Es hat mit gestern zu tun…“ „Du siehst Gespenster, Seto.“ Joey verwickelt Seto wieder in einen äußerst erotischen Kuss. Doch für Seto fühlt es sich nicht richtig an. Er trennt sich rasch, stellt sich vor seinen Freund und legt seine Stirn gegen Joeys. Eigentlich könnte Joey jetzt intensiven Augenkontakt mit Seto aufnehmen. Doch stattdessen wendet er den Kopf ab. Mit der Hand an der Wange zwingt der Größere Joey ihn anzusehen. „Eine Millionen Yen für deine Gedanken, Streuner…“ Verlegen senkt Joey kurz den Blick. In seinen Augen sammeln sich Tränen. Seto zieht den anderen sofort in seine Arme. Langsam führt er ihn zum Strandkorb, wo er sich mit ihm an den Rand setzt. Er hält ihn einfach nur fest, bis sich Joey beruhigt hat. Dann trennt sich der Blonde mühsam von Seto. „Bitte, Seto, missverstehe mich jetzt nicht. Es war sehr schön gestern Abend. Das Date… du hast dir so viel Mühe gegeben.“ „Aber?“ Joey schluckt. „Ich habe mich in dich verliebt, Drache, und ich möchte dich nicht wieder verlieren. Aber wie soll das zu Hause gehen? Mein Flug geht heute Nachmittag. Du wirst in deinem Privatjet irgendwann nach Hause kommen. Ich lebe in einem Appartement am Rande der Stadt, komme mit dem Fahrrad in die Firma. Mokuba und du lebt abgeschottet in eurer Villa. Das hat doch keine Zukunft! Außerdem … was ist mit der Freundschaft von Moki und mir? Die würde sich verändern…“ Seto braucht einen Moment zu lange, um Joeys Botschaft zu verstehen. Zögernd steht der Blondschopf in der Zwischenzeit auf. Er sucht seine Kleidung zusammen und zieht sich an. Als er zur Strandpromenade gehen will, wird er unsanft am Handgelenk gepackt. „War´s das jetzt, oder was?“ Die Stimme des CEOs ist ein Flüstern. Doch Joey zuckt von der darin liegenden Schärfe so heftig zusammen, als hätte Seto ihn angebrüllt. „Seto… bitte mache es mir nicht so schwer… Hier im Paradies ohne unsere Unterschiede ist es einfach gewesen. Wie soll das in Domino funktionieren? Du hast mir den echten Seto gezeigt. Als Boss wirst du wieder der kaltblütige Geschäftsmann sein. Damit kann ich nicht umgehen. Außerdem wird sich die Presse auf uns stürzen… Ich möchte dir nicht im Weg stehen. Gib mir eine halbe Stunde Vorsprung. Dann werde ich verschwunden sein. Wir müssen uns nicht wiedersehen.“ Joey reißt sich von dem Anderen los und rennt förmlich zum Hotel. Seto will ihm schon nachlaufen, als ihm klar wird, dass er immer nackt ist. Mit einem wütenden Aufschrei stürzt er sich in die Fluten. Draußen auf dem Meer schlägt er verzweifelt die Fäuste ins Wasser und schreit seinen Schmerz hinaus. Auch er packt nach dem Schwimmen seine Kleidung zusammen und kehrt in die Suite zurück. So hat er sich das Ende definitiv nicht vorgestellt. Joey ist bereits mit seinen Sachen verschwunden. Dagegen zeigt sein Handy drei entgangene Anrufe von seinem Bruder. Seufzend drückt er die Kurzwahl. „Was hast du wieder angestellt, Seto?“ Mokuba geht gleich beim ersten Freizeichen an sein Telefon und überrumpelt Seto. „Das wollte ich dich gerade fragen. Du rufst mich dreimal in kurzer Zeit an, Bruderherz. Was ist in der Firma los?“ „Nichts, Seto, alles in Ordnung. Denkst du immer nur ans Geschäft? Joey hat mich angerufen und will kündigen!“ „Die hast du aber nicht akzeptiert, oder Mokuba?!“ „Nein, natürlich nicht. Mal abgesehen davon, was zwischen euch war, ich gebe meinen besten Grafiker nicht der Konkurrenz. Also nochmal, großer Bruder, was hast du angestellt?“ Seto lässt sich seufzend in einen der Sessel fallen und setzt Mokuba über die letzten vierundzwanzig Stunden ins Bild. Am Ende lacht Mokuba seinen großen Bruder aus. „Schön, dass du dich amüsierst, Otôto-chan.“ „Man merkt, dass du ihn noch nicht so lange kennst, Oni-san. Joey hat Angst, Seto. Er hat dir sein Herz zu Füßen gelegt und glaubt, dass du zu Hause darauf herumtrampeln wirst. Du hast es geschafft sein Herz zu erobern, Drache, aber du hast noch nicht sein volles Vertrauen.“ „Was verheimlicht er mir, Mokuba? Warum schreckt er so zurück?“ „Das, mein liebster Bruder, muss dir Joey selbst beantworten. Aber ich verhelfe dir nochmal zu einem Treffen.“ Seto wird hellhörig. „Was schlägst du vor? „Ich weiß, wann und mit welchem Flug dein Streuner die Heimreise antreten wird. Sogar den Sitzplatz kenne ich. Dieses Wissen kann ich mit dir teilen. Was du damit machst, ist deine Sache.“ Mokuba gibt seinem Bruder die wertvollen Informationen weiter. „Isono holt Joey am Flughafen ab. … Bis heute Abend, Oni-san.“ Nachdem Mokuba aufgelegt hat, setzt sich Seto an seinen Laptop und packt nach einigen Telefonaten seine Sachen zusammen. Kapitel 9: Der Weg nach Hause ----------------------------- Joey wandert unterdessen traurig am Strand entlang. Ihn plagt ein furchtbar schlechtes Gewissen und Liebeskummer. Sein Flug startet in drei Stunden. Doch eigentlich will er gar nicht nach Hause. In einem Strandkaffee gönnt er sich einen Kaffee, seinen letzten Kaffee mit Meerblick. Seufzend setzt er die Tasse nach dem ersten Schluck ab. „Ich bin so ein Schisser!“ Er wirft einen Blick auf den immer noch schwarzen Bildschirm seines Handys. Niemand hat irgendwie versucht, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Ein ganz leiser Hoffnungsschimmer, dass sich Seto nicht so leicht geschlagen gibt, erschließt. „Aber allzu wichtig bin ich ihm wohl nicht gewesen…“ Traurig schultert er nach dem Bezahlen seine Sachen und läuft den restlichen Weg zum Flughafen zu Fuß am Meer entlang. So lässt sich der Liebeskummer betäuben und noch ein paar Erinnerungen sammeln. „Wer weiß, wann ich das nächste Mal ans Meer komme?“ Erschöpft stellt er sich schließlich in die Warteschlange vorm Schalter der Airline zum Einchecken. Er beachtet die anderen nicht. So bemerkt er auch nicht, wie sich ein wohlbekannter CEO hinter ihm in die Schlange einreiht. Seto lächelt zufrieden. Er hat in der Halle auf seinen Streuner gewartet. Schließlich muss er definitiv wissen, ob Joey einsteigt, bevor er selbst folgt. Joeys Rucksack wandert übers Fließband ins Innere des Flughafens, während er sein Ticket entgegennimmt und an der Sicherungsabsperrung überprüft wird. Bevor die Stewardess nun Setos Plan mit einer persönlichen Ansprache zunichte machen kann, bringt er sie mit einer freundlichen Bitte zum Schweigen. Dafür muss er den skeptischen Blick der plötzlich so überfreundlichen Dame ertragen. Sie bietet ihm sogar ein Upgrade in die Business class an. Setos ohnehin im Moment nicht gerade sehr langer Geduldsfaden wird auf eine harte Probe gestellt. Er steigt als Letzter in den Flieger und setzt sich geschmeidig neben Joey. „So schnell trifft man sich wieder, Streuner!“ „Seto?!“ Joeys Kopf ruckt ungläubig zur Seite. „Was machst du hier in der Holzklasse?“ „Nach Hause fliegen… Was sonst? Es war der einzige, noch verfügbare Flug.“ „Was ist mit deinem Privatflieger?“ Mit einem Schulterzucken lehnt er sich entspannt zurück. „Der Pilot ist nicht flugtauglich. Seine Frau hat gestern Zwillinge entbunden. Isono hat ihm Sonderurlaub gewährt, damit er ein paar Tage mit seiner kleinen Familie hat. Mir haben die Behörden keine Starterlaubnis gegeben.“ Joey stöhnt. „War ja klar, dass du auch selbst den Flugschein hast…“ Er richtet seinen Blick zurück auf das Programmheft auf seinen Knien. Der Flug dauert etwa eineinhalb Stunden. Normalerweise genug Zeit für einen Film! Er hätte sogar schon einen im Auge: Star Wars, sinnlose Action in grafisch cooler Umgebung. „Ein bisschen viel Zufall, dass du auch gleich meinen Rückflug und den Platz neben mir erwischst. Mokuba hat mit dir telefoniert…“ „Und wenn schon! Joey, du hast mich gar nicht zu Wort kommen lassen. Interessiert dich meine Meinung dazu gar nicht?“ Joey schluckt. Hier kann er nicht mehr einfach so verschwinden. Selbst die Toiletten sind noch abgeschlossen. „Ich hatte nicht den Eindruck, dass es noch etwas zu sagen gäbe.“ Eine Hand greift sanft nach Joeys Kinn. Mit bestimmten Druck zwingt Seto den Blonden mit ihm den Blickkontakt aufzunehmen. „Jetzt habe ich noch etwas dazu zu sagen!“ Seto lässt das Kinn wieder los. Sofort starrt Joey wieder auf seine Hände. „Ich bin nicht bereit, das als Urlaubsflirt in schöner Erinnerung zu behalten, Joey. Es mag Unterschiede zwischen uns geben, aber sie von vornherein als Trennungsgrund anzuführen, ist feige. Das bist du eigentlich nicht. Umstände kann man ändern und vor der Presse habe ich keine Angst.“ Seto beugt sich zu Joeys Ohr. „Ich liebe dich nämlich, mein scheuer, verklemmter Streuner.“ Zielsicher haucht Seto einen Kuss auf die Haut unterhalb des Ohrläppchens. Sofort stellt sich beim Anderen eine Gänsehaut auf. Schmerzlich wimmert er leise. „Seto, bitte! Wir sind in einem Flugzeug.“ Doch der Angesprochene denkt gar nicht daran, von Joeys Hals abzulassen. „Das Gerede interessiert mich nicht. Schon vergessen?“ In diesem Moment ertönt eine schrille Stimme aus den Lautsprechern. „Ladies und Gentlemen, wir bitten um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit. Ich bin heute Ihre Pilotin, Mai Valentine. Unser Flug ist abflugbereit. Kontrollieren Sie nochmal den Sitz Ihrer Sicherheitsgurte und hören Sie der Einweisung des Flugpersonals zu. Wir wünschen Ihnen einen guten Flug!“ Während die Flugbegleiterinnen ihre Choreografie aufführen, läuft auf den Monitoren das Ganze nochmal in Bildern ab. Der Pilot oder wohl eher die Pilotin setzt das Flugzeug währenddessen in Bewegung Richtung Startbahn. Ein kurzer Stopp, dann laufen die Turbinen auf voller Leistung und das Flugzeug startet. Seto blättert entspannt im Programmheft. Trotzdem fallen ihm Joeys verkrampfte Hände auf. Sofort verschränkt er die Finger einer Hand mit einer von Joeys und streicht ihm beruhigend darüber. „Das liegt jetzt aber nicht nur an mir, oder?“ Der Blonde schüttelt den Kopf. „Es ist erst mein zweiter Flug. Ich mag das Gefühl beim Starten nicht.“ Erst mit dem Abschnallzeichen entspannt sich Joey wieder. Er greift nach den Kopfhörern, was ihm ein missbilligendes Schnauben von Seto einbringt. „Bleibst du bei deinem Standpunkt, Streuner?“ „Seto… Ist das hier wirklich der richtige Ort für so ein Gespräch?“ „Ich wüsste nicht, welcher besser geeignet ist. Hier kannst du mir nämlich nicht weglaufen. Und alle anderen Fluggäste sind beschäftigt. Aber, wenn du darauf bestehst, können wir etwas mehr Privatsphäre haben.“ Skeptisch blickt sich Joey um. „Privatsphäre? Hier?“ Auf Setos Gesicht legt sich ein schelmisches Grinsen. Er greift nach Joeys Hand und führt ihn in die leere Business-Class. Eine Stewardess bringt ihnen zwei Cocktails und ein paar Snacks. Fassungslos bleibt Joey stehen. Er kann nur ungläubig den Kopf schütteln. „Du spinnst doch, Seto…“ Der Angesprochene legt seine Arme um Joeys Schultern, sodass sie sich gegenüberstehen. Wiedermal versucht er einen direkten Blick in Joeys Seele zu werfen. „Ich habe mich verliebt. Da macht man doch das ein oder andere verrückte Ding.“ „Wenn man das Geld dafür hat…“ Joey entweicht Setos Umarmung. Der CEO setzt sich mit einem Schulterzucken entspannt in einen Sitz, der sich um 180 Grad Joey zuwenden lässt. Dem Sitz gegenüber gibt er auch einen kleinen Stoß und fordert Joey mit einer Handbewegung auf, sich zu setzen. Doch der Blonde schüttelt leicht den Kopf. „Meinst du nicht, ich sollte wissen, warum du einfach so nach unserem Date abgehauen bist, Joey? Du hast selbst gesagt, dass es nicht an deinen Gefühlen liegt. Und ich wiederhole mich in diesem Fall gerne, unsere Standesunterschiede und mein Geld zählen für mich nicht als Grund.“ Joey schluckt. „Für mich ist es aber ein Grund, Seto. Du stehst in allem über mir. Meine berufliche Zukunft liegt in deinen Händen. Welche Auswirkungen hat es auf unsere Zusammenarbeit?“ „Gar keine, Joseph! Mokuba leitet die Creative Abteilung. Wir sind eine Doppelspitze. Und was das Geld betrifft, ich gebe dir Zugriffe auf meine Konten und eine Gehaltserhöhung.“ „Ich will dein Geld nicht!“ „Joey, ich versuche deine Bedenken auszuräumen, aber du sperrst dich gegen jedes Argument. Was macht dir solche Angst vor einer Beziehung?“ Joey blickt mittlerweile stur aus dem Fenster. Natürlich hat er gemerkt, wie Seto jede seiner Schutzmauern eingerissen hat. Krampfhaft versucht er seine Tränen und ein Schluchzen zu unterdrücken. „Waren das auch immer deine Ausreden, wenn es in der Vergangenheit ernster wurde? Du wolltest niemanden an dich heranlassen, Streuner. Deshalb bist du noch Jungfrau, nicht weil dich niemand wollte, Joey.“ „Bitte, Seto, lass es doch einfach so, wie es war. Bitte…“ „Waren das auch immer deine Ausreden, wenn es in der Vergangenheit ernster wurde? Du wolltest niemanden an dich heranlassen. Deshalb bist du noch Jungfrau, Joseph, nicht weil dich niemand wollte, Liebling.“ Entsetzt dreht sich Joey wieder zu Seto um. Dieser ist mittlerweile aus dem Stuhl aufgestanden und hat sich leise neben seinen Liebsten gestellt. Er hat nur Tatsachen benannt und Joey ganz einfach durchschaut. Gekonnt fängt der Brünette die nach ihm schlagenden Hände ab und zieht den Blonden eng an sich. „Bitte, Seto, lass es doch einfach so, wie es war. Bitte…“ „Nein!“ Dieses Wort flüstert der Größere nur in Joeys Ohr. Er dirigiert den daraufhin Erstarrten zu seinem Stuhl und zieht ihn auf seinen Schoß. „Soll es immer so weiter gehen, Joey? Soll deine Angst dir bei jeder Beziehung im Weg stehen? Uns im Weg stehen? Also, wovor hast du solche Angst?“ Joey hat seine Gegenwehr aufgegeben. Er kuschelt sich wie ein Kind in Setos Arme, der ihm beruhigend über den Rücken streichelt. „Davor wieder alleine gelassen zu werden… Meine Mutter hat mich bei dem Mistkerl von Vater gelassen. Serenity durfte mit ihr gehen…“ „Dafür kann deine Mutter doch nichts. Normalerweise legen doch die Gerichte fest, welches Kind bei wem bleibt. Bei Mokuba und mir lief die Sorgerechtsentscheidung nach dem Tod unserer Eltern zumindest über das Gericht. Wir hatten das zweifelhafte Glück, Waisen zu sein, sodass man uns nicht trennte. Die Psychologin hat deutlich gemacht, wie wichtig wir füreinander sind.“ In diesem Moment starrt Joey entgeistert zu Seto. Sofort geht er von ihm runter. „Ich habe dir erzählt, was mit mir los ist, und du sagst mir, dass ich mich nicht so anstellen soll?!“ Seto ist wiedermal voll in den Fettnapf hineingesprungen. Beschwichtigend hebt er die Hände. „Joey, das sollte nicht so klingen…“ „Ladies und Gentleman, bitte schnallen Sie sich an. Wir beginnen den Landeanflug.“ Joey will in die Economy zurück. Allerdings stellt sich ihm eine Stewardess in den Weg. Wütend setzt er sich also in den nächstgelegenen Sitz. Seto hat seinen Sitz nach vorne gestellt und sich ebenfalls angeschnallt. Sobald das Flugzeug mit den Rädern die Landebahn berührt hat, öffnet Seto seinen Gurt und versperrt Joey den Ausstieg. „Jetzt hau nicht gleich wieder ab, Joey. Es tut mir leid. Ich kann deinen Schmerz nur erahnen. Mir würde es richtig mies gehen, wenn Mokuba von mir getrennt würde. Aber soll die Angst vor neuem Schmerz dein ganzes Leben beherrschen?“ „Lass mich vorbei, Seto!“ Seto zieht eine Kette aus seiner Hosentasche. An dieser hängt ein Anhänger im Design einer Duellmonsters-Karte wie ihn auch die Kaiba-Brüder tragen. „Für Mokuba und mich gehörst du zur Familie. Gib uns eine Chance, Joey!“ Joey nimmt den Anhänger entgegen. An seinem alten Sitzplatz holt er seine Tasche und steckt ihn dort ein. Sie sind die Letzten, die das Flugzeug verlassen. Mokuba und Isono erwarten die beiden bereits auf dem Rollfeld. Natürlich hat der Chauffeur eine Sondererlaubnis und auch um das Gepäck hat sich Isono bereits gekümmert. Mit einem freudigen Lachen wird Mokuba von beiden in die Arme genommen. Doch der junge CEO merkt sofort, dass zwischen den beiden noch nicht alles stimmt. „Kommst du noch mit zu uns, Joey? Ich möchte unbedingt eure frischen Urlaubsgeschichten hören. Aus erster Hand, versteht sich!“ „Ein anderes Mal, Moki. Packen Sie meine Sachen bitte wieder aus, Isono. Wir sehen uns morgen, Chef!“ Joey schultert seinen Rucksack und verschwindet in der Menge. Der jüngere Kaiba gibt dem Älteren einen unsanften Stoß in die Rippen. „Hat wohl nicht so ganz funktioniert, Brüderchen.“ „Es wäre besser, wenn du jetzt nichts weiter zu dem Thema sagst, kleiner Bruder. Isono, in die Firma bitte!“ „Du fängst jetzt nicht schon wieder an zu arbeiten?! Vergiss es, Seto. Noch hast du Urlaub. Wir fahren nach Hause. Ich hätte wenigstens noch etwas Zeit mit Bruder nach seinem Urlaub, auch wenn mein bester Freund nicht dabei sein möchte.“ Mit einem Seufzen gibt Seto nach. Isono wirft dem jüngeren Kaiba ein anerkennendes Grinsen zu, als Seto mit seinen Gedanken anderweitig beschäftigt ist. Kapitel 10: Streuner -------------------- Durch die Glasfront der Ankunftshalle beobachtet Joey das Auto, bis es aus seinem Blickfeld verschwinden. Er merkt, wie seine Augen feucht werden. und es um das Herz herum schmerzt. So schnell wie wirklich verlässt er den Flughafen. Erst im Park verlangsamt er seine Schritte und setzt sich auf eine Bank am Rand. Jetzt kann er die Tränen nicht mehr zurückhalten. Seine Gefühle übermannen ihn und so bemerkte er seinen besten Freund nicht, der sich neben ihn sitzt. „Was ist passiert, Joey?“ „You, was machst du hier?“ „Die tägliche Gassirunde mit deinem Hund. Also, was machst DU hier?“ „Ach, Yugi… Ich glaube, ich habe Mist gemacht.“ Jetzt lacht der Bunthaarige leise. „Es würde mich wundern, wenn du Tollpatsch keinen Mist bauen würdest, besonders in deiner Freizeit.“ Er legt einen Arm um Joey und zieht seinen Kumpel in seine Arme. „Also, erzähl! Welche Fettnäpfchen hast du im Urlaub mitgenommen?“ Joey erzählt schließlich von der Begegnung mit Seto, den gemeinsamen Aktionen und dem Unwetter. Als er zum letzten Abend am Strand kommt, stockt er. An Yugis Lächeln erkennt er, dass sein bester Freund ihn auch ohne Worte verstanden hat. „Du bist verliebt, mein Freund. Und Seto scheint deine Gefühle zu erwidern. Das ist doch kein Grund zum Heulen! Joey, ich freue mich für euch. Wer hätte gedacht, dass aus den beiden Streithähnen ein Paar werden würde.“ Doch Joey schnieft nur. „Ich habe so reagiert wie immer, You, sobald sich nur etwas ergeben könnte. Weggelaufen bin ich und habe unser Arbeitsverhältnis als Trennungsgrund vorgeschoben.“ „Und Seto?“ Joey lächelt verliebt. „Der hatte danach noch immer nicht aufgegeben. Im Flugzeug hatte er die Business Class für uns gebucht… zum Aussprechen…“ Mit einer Handbewegung fordert Yugi Joey auf weiterzuerzählen. Doch dieser schüttelt nur den Kopf. „Lass mich raten: Du hast ihm das mit deiner Mutter erzählte und er hat dich gefragt, ob du dich wirklich ewig von deiner Vergangenheit kontrollieren lassen willst. Und da ich dich gut kenne, weiß ich, dass du wütend abgezogen bist und es jetzt bereust.“ Joey hat sich zu seinem Hund auf den Boden gesetzt. Nachdenklich streichelt er ihn und nickt zu Yugis Vermutung. Dieser gibt seinem Freund einen leichten Klaps auf den Hinterkopf. „Trottel!“ „Das weiß ich auch selbst! Was mach ich jetzt, Yugi?“ „Was ist das denn für eine Frage?! Wenn du ihn liebst, ruf ihn an!“ Yugi steht auf. „Wenn du mir ja so über den Weg stolperst, nimmst du deinen Hund doch bestimmt jetzt schon mit. Ich hätte ihn dir sonst heute Nachmittag vorbeigebracht.“ Überrascht blickt Joey zu dem Kleineren. „Wir hatten doch ausgemacht, dass ich ihn nach dem Wochenende erst wieder abhole.“ Yugi errötet leicht. „Ich habe heute überraschend noch was vor. Streuner war in deiner Abwesenheit ein Lämmchen. Ausnahmsweise! Stelle den kleinen Wirbelwind Seto doch gleich vor. Wenn er ihm vertraut, kannst du das auch. Wie immer! Ihr gehört nämlich genauso zusammen wie Seto und Mokuba. Ich muss los, Großer!“ Er wirft Joey die Leine zu. Die Freunde verabschieden sich mit einer Umarmung. Während Yugi davoneilt, blickt ihm Joey mit einem immer breiter werdenden Grinsen nach. So aufgekratzt hat er Yugi nur in Anwesenheit von Atemu gesehen. Anscheinend ist der optische Zwilling seines Freundes gerade in der Stadt. Er zückt sein Handy und wünscht Yugi viel Erfolg bei dem, was auch immer er am Wochenende vorhat. Joey bleibt noch eine Weile mit Streuner im Park. Der Hund tobt sich aus und versucht Joey immer wieder zum Spielen aufzufordern. Irgendwann setzt sich Streuner neben sein Herrchen. Als der Golden-Retriever-Welpe danach erneut unruhig wird, ist das für Joey das Signal nach Hause zu gehen. „Ab nach Hause, Streuner!“ Kaum durch die Tür stürmt der Hund zu seinem Körbchen. Sofort legt er sich hin. Joey schmunzelt über seinen Mitbewohner. Er packt seine Sachen aus und setzt sich dann mit seinem Handy aufs Sofa. Es blinkt für ungelesene, neue Nachrichten. Joey entsperrt das Display und sieht zu aller erst eine Nachricht von Mokuba. Dann öffnet er die Anruferliste. Seto hat ihn mehrfach versucht, ihn zu erreichen. Dieses Mal treibt ihm ein warmes Gefühl Tränen der Rührung in die Augen. „Drache, du gibst nicht auf.“ Eigentlich müsste er nur einen Knopf zum Zurückrufen drücken. Doch es dauert noch eine halbe Stunde bis er dies tatsächlich auch tut. Jedes Freizeichen legt er enttäuscht auf. „Es würde mich wundern, wenn er nicht sauer wäre.“ In diesem Moment klopft es an der Haustür. Streuner schreckt aus seinem Hundetraum auf. Noch ist er nicht ganz wach. Joey nutzt den kurzen Moment, um ihm das Maul zuzuhalten und ihn zu beruhigen. „Joey, bitte mach auf!“ „Einen Moment, Seto! Ich… ich komme gerade aus der Dusche.“ „Joey, stell dich nicht so an. Wir standen schon gemeinsam darunter.“ Joey flucht leise. Es hätte ihm klar sein müssen, dass er sich damit jeder weiteren Ausrede beraubt. Seto klopft noch einmal gegen die Tür. „Ich komme schon…“ Dann richtet sich Joeys Aufmerksamkeit auf seinen kleinen Hund. „Streuner, ich bin gleich wieder zurück. Bitte sei still.“ Langsam löst Joey seine Hände von der Welpenschnauze. Streuner bewegt seine Schnauze und setzt mit einem dementsprechenden Blick zu seinem vorwurfsvollen Winseln an. Joey fasst schnell wieder zu. Beim zweiten Versuch erntet er nur einen vorwurfsvollen Blick des jungen Hundes. „Jetzt sieh mich nicht so an. Es ist noch viel zu früh, um dich ihm vorzustellen.“ Langsam entfernt er sich, genau von den schokobraunen Augen beobachtet. Er öffnet die Tür einen Spalt breit. „Hallo, Drache…“ Seto mustert ihn erstaunt. „Hallo Drache? Darf ich auch reinkommen?“ „Lass uns lieber ein Stück gehen, Seto.“ Als Joey nach dem Schlüssel aus dem Schloss zieht und die Tür zum Durchgehen öffnet, entscheidet Streuner, dass die richtige Zeit gekommen ist, den Fremden vor der Tür kennen zu lernen. Mit einem freudigen Wuff stürmt er mit seiner Leine im Maul vor seinem Herrchen durch die Tür. „NEIN, Streuner!“ Der Hund setzt sich mit wedelndem Schwanz vor Setos Füße. Schokobraune Neugier trifft auf eisblaue Überraschung. Joey erstarrt im Türrahmen. Er ist noch überraschter, als Seto mit einem Lächeln vor dem kleinen Hund in die Hocke geht und ihn streichelt. „Streuner, also…“ Und der kleine Hund fällt Joey noch einmal in den Rücken. Er leckt Seto vertrauensvoll die Hand. Sogar die Leine lässt er sich von dem Fremden ans Halsband machen. Seto und Streuner gehen sogar schon ein paar Schritte zur Haustür, bevor Streuner Joey mit einem auffordernden Bellen zu ihnen ruft. „Normalerweise ist er nicht so zutraulich… Du wusstest von ihm?“ „Er erkennt, wem er vertrauen kann. Du hast ein Bild von ihm auf dem Schreibtisch stehen. In den Park?“ Joey nickt. Im Park lässt er Streuner von der Leine. Der Welpe tollt um sich herum. Seto holt sein Handy aus der Hosentasche und zeigt ihm den verpassten Anruf auf seinem Display. „Du hast mich lange warten lassen, Joey. Heißt das, du gibst mir eine Chance?“ „Du bist nicht sauer, Seto? Ich habe unseren Abschlussabend versaut und dich am Flughafen stehen lassen.“ Seto lacht nur und zieht Joey in seine Arme. „Mokuba hat mir den Kopf gewaschen. Wenn ich bei meinen Geschäften so schnell aufgeben würde, gäbe es die Firma nicht mehr, war sein Argument. Und da musste ich meinem Mitinhaber uneingeschränkt recht geben. Aber ich bin nicht der, auf den es ankommt.“ Damit gibt er Joey einen Kuss auf die Stirn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)