Together von Shijin (Seto x Joey) ================================================================================ Kapitel 3: Die Berghütte ------------------------ Joey kann es kaum erwarten endlich anzukommen. Seit er zusammen mit Seto die Küste verlassen hat und über weites grünes Land fährt, wird er immer aufgeweckter. Seto beobachtet diese Wandlung mit großem Interesse. Joey erinnert ihn jetzt immer mehr an den Schüler, mit dem er sich so gerne Wortgefechte geliefert hat. „Du freust dich ja sehr auf den Ausritt heute. Schön, dass ich endlich weiß, wie ich mich entschuldigen kann.“ Seto lacht über Joeys verdutzten Gesichtsausdruck. „Ich kaufe dir ein Pferd.“ Jetzt muss Joey ebenfalls lachen. „Bei deinem Talent brauchst du eine große Weide für die Gäule. Ich brauche kein eigenes Pferd. Nur einen Ausritt…“ „Das lässt sich auf jeden Fall arrangieren. Vielleicht darfst du dann ja auch mich mal als Pferd benutzen.“ Ein Schatten huscht über Joeys Gesicht. „Das möchte ich nicht, Seto.“ Bevor die Stimmung im Wagen gänzlich kippt, erreichen sie die Ranch. „Ich melde uns an, Joey.“ Joey nickt. Er steigt aus und steuert sofort die Koppel mit drei neugierigen Pferden an. Während Seto auf die Reaktion auf sein Klingeln an der Haustür wartet, beobachtet er seinen Freund beim Streicheln der Tiere. Ihm sind diese Viecher unheimlich. Eine junge Frau öffnet ihm und fordert seine Aufmerksamkeit. „Mister Kaiba nehme ich an. Mein Onkel bereitet gerade ihre Pferde vor. Lassen Sie uns die Formalitäten erledigen und dann bringe ich Sie zu ihm.“ Seto folgt ihr zur Rezeption. Joey ist von den drei Pferden auf der Koppel so stark abgelenkt, dass er Setos Verschwinden nicht mitbekommt. Drei Köpfe, die gestreichelt werden wollen und nach Zuckerl suchen, sind zu viel für zwei Hände. Ein wütender Ruf lässt Joey zurückschrecken. „Die Ranch ist Privatgelände. Bitte lassen Sie meine Tiere in Ruhe und verlassen Sie das Gelände.“ Ein Cowboy kommt auf ihn zu. Joey tritt von den Pferden zurück und bleibt mit gesenktem Kopf stehen. Der Mann führt zwei gesattelte Pferde zum Zaun und bindet sie fest. Jetzt erkennt er seinen Irrtum. „Entschuldigen Sie, Mister Wheeler. Ich habe Sie für einen Wanderer gehalten. Manche füttern meine Tiere mit ihrem Proviant. Ich darf mir daraufhin die Nächte um die Ohren schlagen und verliere das ein oder andere Tier sogar.“ „Kein Problem, Mister Green.“ Joey überspielt seine Verlegenheit, indem er sich den beiden Tieren zuwendet. „Das sind Moonrune und Pollux, die Pferde für Ihren Ausflug. Mister Kaiba erledigt gerade die Formalitäten, schätze ich. Das ist noch für Sie, das Geld des ausgefallenen Ausflugs.“ Mister Green reicht Joey einen Umschlag. „Behalten Sie das Geld. Es ist mein Anteil am Ausflug.“ Lächelnd schüttelt Mister Green den Kopf. „Mister Kaiba hatte schon so etwas angekündigt. Es ist alles bezahlt. Wenn Ihnen das nicht recht ist, müssen Sie das Finanzielle mit Mister Kaiba persönlich klären.“ Joey hätte sich das eigentlich selbst denken können. Seto tritt in diesem Moment aus dem Farmhaus. Joey zeigt ihm den Umschalg, den er einstecken soll. Er nickt ergeben. Mister Green beobachtet dies schmunzelt. Seto begrüßt ihn mit Handschlag. Während sich Joey ein Pferd für den Ausflug aussucht, steht Seto untätig neben Mister Green daneben. Er kann sich nicht überwinden, eines der Tiere zu streicheln. „Das ist sehr spannend. Ihr Freund ist von den Tieren gar nicht wegzubekommen, während Sie sie nicht mal berühren wollen. Wie sind sie bloß auf die Idee für diesen Ausflug gekommen? Können Sie überhaupt reiten?“ „Ich habe sehr lange Reitunterricht bekommen, Mister Green. Sie können sicher sein, dass ich reiten kann. Ich mag nur nicht ständig die Pferde knuddeln. Die Idee dazu hatte Joey. Meine wäre es sicher nicht gewesen.“ „Ich hoffe, es ist klar, dass ich Sie beide auf dem Reitplatz sehen möchte, bevor ich Sie guten Gewissens ins Gelände lasse. Die restlichen Wünsche sind wie besprochen erledigt.“ „Vielen Dank, Mister Green. Es würde mich schockieren, wenn Sie uns nicht auf dem Reitplatz vorreiten lassen würden.“ Mister Green öffnet schon einmal das Gatter und wartet. Joey hat sich mittlerweile für den hellbraunen Quarter-Horse-Wallach Pollux entschieden. Somit bleibt Seto die edlere dunkelbraune Trakehner-Stute Moonrune übrig. Sie führen die Pferde am Zügel zu Mister Green. Dieser schmunzelt über die getroffene Wahl. Er lässt sie in der Mitte des Platzes aufsitzen. Joey greift an den Sattel, setzt den linken Fuß in den Steigbügel und hebt sich leicht in den Sattel. „Brauchst du Hilfe, Seto?“ Seto grinst herablassend. Er gleitet gleich beim ersten Mal elegant und kontrolliert in den Sattel und erntet einen überrascht anerkennenden Blick von seinem Freund. „Danke, Schatz! Ich glaube, ich komme schon klar.“ Mister Green lässt beide mehrere Runden in den verschiedenen Gangarten auf dem Platz reiten. Bei Joey lobt er die gute Haltung und sicheren Hilfen. Seto braucht ein paar kleine Erinnerungen zu den notwendigen Hilfen. Mister Green korrigiert ebenfalls seinen Sitz im Sattel. „Mister Kaiba, die Fersen tiefer, Ellenbogen an den Körper. Ihre Haltung wirkt etwas angespannt. Schultern entspannen bitte. Merken Sie wie Moonrune leichter reagiert.“ Nachdem er zufrieden ist, dürfen beide noch vorspringen. Er öffnet das Gatter zum Reitweg. „Ich wünsche Ihnen beiden viel Spaß. Sie finden ausreichend Wasser und Proviant sowie eine Karte in den Satteltaschen. Für die Pferde ist im Stall neben der Hütte alles vorbereitet. Wir sehen uns morgen Nachmittag.“ Joey kommt neben Seto zum Stehen. „Bist du bereit, für einen Ritt im Gelände?“ „Lass uns gehen!“ Sie reiten zusammen durch das Gatter. Mister Green übernimmt das Schließen. Der Weg führt zuerst in sanfter Steigung über die Wiesen der Ranch zum Wald. Jeder konzentriert sich auf die Bewegung des Pferdes und gewöhnt sich an die ungewohnte Fortbewegung. Im Wald wird der Weg steiler und führt in Serpentinen nach oben. Sie reiten nebeneinander her. „Wir hatten jahrelang Reitunterricht. Gozaburo war es wichtig, dass wir uns in der feinen Gesellschaft bewegen können. Mokuba war begeistert. Im Gegensatz zu Mokuba finde ich Pferde nutzlos. Ich habe es gelernt, aber die Pferdepflege habe ich dagegen gehasst. Seit ich die Firma übernommen habe, bin ich nicht mehr reiten gewesen. Wie bist du zum Reiten gekommen?“ „Mokuba! Er reitet immer noch ab und zu. Kurz nach meiner Einstellung hat er mich mit zum Gestüt genommen. Während er seine Ausritte gemacht hat, hatte ich Unterricht. Pferde sind wunderschöne Wesen. Mokuba hat mich hier angemeldet…“ Joey hängt wieder seinen eigenen Gedanken nach. Seto beobachtet seinen stillen Freund. Er ist so entspannt auf dem Rücken seines Pferdes und möchte jetzt nicht mehr reden. Seto folgt seinem Beispiel. Er beobachtet die Natur um sie herum und entdeckt das ein oder andere. An einem Bachlauf auf dem Gebirgsplateau machen sie eine Pause. Sie können ihre Hütte sehen und den Ausblick schon genießen. Während die Pferde grasen, liegen Seto und Joey beieinander im Gras. „Schau, Seto, die Wolke sieht aus wie ein Drache und ist da nicht ein Herz um ihn herum?“ Seto lacht herzlich. „Joey, das sind Wolken. Sie verändern ihre Form durch den Wind. Es ist Zeitverschwendung in die Wasserstoff- und Sauerstoffverbindungen Formen zu denken.“ „Es ist ein Spiel, Seto. Du bist in der Spielebranche tätig. Und dann hältst du Spiele für Zeitverschwendung? Ich wünschte, ich hätte Platz für solche Spiele in meiner Kindheit gehabt, Seto.“ Joey schließt die Augen. Eine Träne schafft den Weg zu seinem Augenwinkel. „Erzählst du mir davon?“ „Da gibt es nicht viel zu erzählen. Wir waren in der gleichen Klasse. Du hast den Großteil meines Lebens mitbekommen. Nach der Schule musste ich arbeiten. Botengänge für diverse Gangs und zwischen verfeindeten Gruppen. Du glaubst gar nicht, wie verzweigt die Jakuza arbeitet.“ „Wenn du wüsstest, Joey. Es ist ein großer Vorteil auch mit dem ein oder anderen Jakuzaboss in Kontakt zu stehen.“ „Du arbeitest für sie?!“ „Nein, aber ich habe Kontakte… Hast du dir so dein Taschengeld verdient?“ Joey schüttelt den Kopf. „Schön wäre es gewesen. Ich habe das Geld gebraucht, um zu überleben. Bei einem der Botengänge bin ich in den Fluss gefallen und musste ums Überleben kämpfen. Ich würde sofort von der Strömung mitgerissen… Eine Baumwurzel rettete mich damals. Seit diesem Abend halte ich mich fern von Gewässern. Meinen Eltern war es nicht wichtig, dass ich schwimmen lerne.“ „Daher also die Angst vor Gewässern… Schwimmen kannst du jetzt auch noch lernen. Es ist nicht schwer.“ Joey zuckt ratlos mit den Schultern. „Wollen wir weiter, Geliebter?“ „Ungern, es ist gerade so schön hier!“ Seto setzt sich auf und gibt seinem Freund einen Knuff. Joey kümmert sich um die beiden Vierbeiner, während Seto das Lager aufräumt. Dieses Mal fällt Seto das Aufsitzen nicht mehr ganz so leicht. Joey lacht. „Irgendwann werden wir mal tauschen, Joey. Dann wirst du Muskelkater haben und ich dich auslachen.“ Der Weg zur Hütte ist schmaler und führt an der Kante vorbei. Beide müssen sich sehr konzentrieren, um sicher über den Grad zu gelangen. An der Hütte laden sie gemeinsam die Satteltaschen ab. Während Seto sie im Haus auspackt und den vorbereiteten Auflauf in den Ofen schieb, kümmert sich Joey um die beiden Pferde. Er füllt die Tränken mit Wasser, streut die Boxen mit Stroh aus und gibt das Futter in die Tröge. Anstatt nach dem Erledigen der Aufgaben zu seinem Freund ins Haus zu gehen, nimmt er sich eine Bürste. Sanft bürstet er sein Pferd. Er schnaubt ihm zufrieden gegen den Arm und wendet sich wieder seinem Abendessen zu, Joey vertieft sich völlig in das Bürsten und verliert sein Zeitgefühl. Irgendwann holt ihn ein Räuspern in die Gegenwart zurück. „Was machst du hier so verträumt? Unser Abendessen wird kalt.“ Seto steht am Eingang zum Stall und beobachtet Joey interessiert. Dieser wirft ihm einen verlegenen Seitenblick zu. „Entschuldige, Seto. Ich habe die Zeit vergessen. Stehst du schon lange dort?“ „Schon ein paar Minuten… Kommst du rein?“ „Ja… sofort.“ Joey streicht dem Pferd noch einmal über den Rücken, bevor er die Box verlässt. Er legt die Bürste in die vorgesehene Kiste zurück. Seto nimmt ihn bei der Hand und führt ihn in die Küche. Überrascht bleibt Joey stehen und betrachtet sprachlos den liebevoll gedeckten Tisch. Es duftet auch verführerisch nach Auflauf. „Das hast du alles für uns vorbereitet? Und … du hast gekocht?!“ „Nicht ich alleine… Mister Green hat für mich ein kleines Essenspaket vorbereitet und in meine Satteltasche gepackt. Für einen entspannten Abend! Ich habe es lediglich nach genauen Vorgaben in den Ofen getan.“ Seto gibt ihm einen Kuss auf die Wange. Danach verzieht er aber leicht das Gesicht. „Dein … Parfüm Cheval … passt noch nicht ganz zur Abendplanung.“ Joey bricht in ein lautes Lachen aus, das von Herzen kommt. „Was hast du dagegen? In Zukunft werde ich doch öfters danach riechen. Du hast mir für jeden Streit einen Ausritt versprochen.“ Immer noch grinsend gibt er ihm einen langen, liebevollen Kuss. „Willst du mich prozieren, Kleiner?“ „Niemals, Setolein! … Gib mir fünf Minuten. Ich gehe duschen.“ Joey sucht seine frischen Sachen und geht ins Bad. Plötzlich greift Seto nach Joeys Hand. „Ich könnte auch eine Dusche gebrauchen. Wartest du auf mich?“ Sofort versteinert sich Joeys Miene. Er schüttelt automatisch den Kopf. Seto bemerkt die Änderung in Joeys Verhalten und lässt ihn los. „Kein Problem, Joey. Ich gehe nach dir ins Bad.“ Ohne eine weitere Erwiderung verschwindet Joey im Bad und schließt hinter sich ab. Seto betrachtet irritiert die geschlossene Tür. Von jetzt auf gleich hat sich das harmlose Aufziehen, miteinander spielen, stark verändert. Dagegen sind ihre Begegnungen in der Schule schon fast bösartig gewesen und da hat sich Joey nicht so leicht geschlagen gegeben. Seto setzt sich an den Tisch und beginnt alleine mit dem Essen. So hat er sich den Abend nicht vorgestellt. Joey setzt sich einige Minuten später dazu. Keiner der beiden beginnt wieder ein Gespräch. Stattdessen starren sie auf ihre Teller und essen. Scheue, musternde Blicke werden gewechselt. Während sich Joey um den Abwasch kümmert, macht Seto sich frisch und setzt sich danach auf die Coach. Daneben brennt der Kamin. „Es hätte so romantisch werden können…“ Gedankenverloren starrt er aus dem großen Panoramafenster über die Insel in die aufkommende Nacht. Ihm fällt plötzlich auf, dass sie sich nach dem Schulabschluss komplett aus den Augen verloren haben. Joeys Einstellung in die Firma hat Mokuba ohne seine Zustimmung veranlasst und dementsprechend kalt ist er mit seinem neuen Mitarbeiter umgegangen. Als Joey alles erledigt hat, setzt er sich zu Seto. Vorsichtig wuschelt er dem Anderen durch die Haare. „Es tut mir leid. Ich wollte den romantischen Abend nicht platzen lassen.“ Seto nimmt Joeys Entschuldigung nur mit halben Ohr wahr. Er reagiert auch eher automatisch mit einer undefinierten Antwort. Joey lässt sich auf den Teppich vor den Ofen rutschen und mustert Seto. „Worüber grübelst du nach?“ Jetzt begegnet Seto seinem Blick. „Ich erinnere mich gerade an unsere Schulzeit. Weißt du noch, warum wir uns dermaßen gegenseitig provoziert haben?“ Joeys Blick schweift gedankenverloren in die Ferne. Er schüttelt den Kopf. „Das war auch nie wichtig.“ Seto kann dieses Mal den Gesichtsausdruck wieder nicht richtig deuten. „Du hast nicht so gute Erinnerungen an unsere gemeinsame Schulzeit, hab ich Recht?“ „Das stimmt nicht ganz, Seto. Ich habe unsere Hahnenkämpfe sehr gemocht. Obwohl ich ständig zu spät kam und keine guten Leistungen brachte, liebte ich die Schule. Dort durfte ich Joey sein.“ „Du warst ein ziemlicher Draufgänger gewesen. Ständig hast du dich mit anderen geprügelt. Deine Verletzungen sahen oft ziemlich schwer aus. Mit wem hattest du dich eigentlich ständig in den Haaren gehabt?“ Joey lässt sich mit der Antwort viel Zeit. „Es hat sich vieles verändert. Tristan ist jetzt Staatsanwalt und prügelt sich vor Gericht. Vor einem Jahr hat er geheiratet. Jetzt ist er Vater geworden. Das hat alles groß in der Presse gestanden.“ „Ach, du hast dich regelmäßig mit Counsler Taylor geprügelt… Der ist ein Arschloch. Immer gewesen und jetzt noch nerviger. Ich trage auch die eine oder andere Streitigkeit mit ihm aus. Ein echt mieser Fuchs! Und … wie oft hast du ihn geschlagen?“ Joey lacht. „Immer! Die großen Tiere aus unserer Klassen habe ich immer geschlagen… Tja, und was ist aus mir geworden, …ein kleiner Grafiker.“ Seto horcht auf. „Hast du dir seines oder mein Leben in den letzten Jahren gewünscht?! Hast du dich deshalb bei mir beworben? Ist dieser Neid der Grund für deine Veränderung?“ Joey starrt lange ins Feuer, während er antwortet. „Um ehrlich zu sein, finde ich den Gedanken zu wissen, wie ich meine Rechnungen bezahlen kann und mir vielleicht auch noch das ein oder andere leisten zu können, sehr entspannend. Und ja, um diese Sicherheit beneide ich Tristan, Yugi, Tea, Yami und … auch Mokuba und dich… Aber nein, das war nicht der Grund für meine Bewerbung… Ich habe nach unserem Schulabschluss beschlossen meine Maske des starken Draufgänger Joey abzulegen. Der Joey, der jetzt vor die steht, ist der echte Jonouchi. Es gab ihn immer schon. Weder meine Schulfreunde noch Tristan oder du haben ihn je kennen gelernt. Nur vor Yugi und Mokuba habe ich diese Maske nie benutzen müssen. Mokuba scheint emotional ein sehr cleveres Kerlchen geworden zu sein. Er hat mich sofort erkannt und unsere Freundschaft ist momentan tiefer als jemals zuvor. Und jetzt zeige ich ihn dir. Ich will mich nicht mehr verstellen… Sag mir, Seto, genügt dir das hier?“ Seto ist von den Worten gerührt. „Wer hat dir das Gefühl gegeben, unwürdig zu sein?“ Er setzt sich zu seinem Freund auf den Boden und nimmt ihn in die Arme. Joey lächelt bei den Erinnerungen daran wieder traurig. „Da gab es einige: Die Nachbarjungen, die mich mit Steinen beworfen haben, … Tristan beim Prügeln und mit seinem Werdegang … Das hätte ich mir auch gewünscht, aber ich habe mir einige Chancen durch meine Schullaufbahn verbaut. … Meine Mutter, die mich nicht haben wollte und mich von Serenity trennte, … mein Vater, … der mich verprügelt hat … immer und immer wieder … und er war der erste, der mir gesagt hat, dass ich nur ein Straßenköter wäre und … dort irgendwann verende. Und dann noch … jemand, in den ich mich verliebt hatte … schon in der Schulzeit…“ Joey spricht nicht weiter. Doch Seto hat die Worte wiedererkannt. „Die Verletzungen waren alle von deinem Vater?! … Und dann kam ich … Ich war der zweite, der dich so genannt hat, Joey. Aber … das war nur Spaß gewesen. Das wusstest du, oder?“ Joey nickt. „Ja, ich wusste das schon, Seto. Doch dieser Spitzname tut trotzdem weh. Ich hatte eigentlich nach der Einstellung gehofft, dass wir uns wieder näherkommen würden. Doch dann warst du so kalt und hart. Irgendwann hat mir Mokuba erzählt, dass du meine Einstellung abgelehnt hättest. Und mein Urlaub hat auch Mokuba erst bewilligt. Seto, du bist ein Arschloch als Big Boss. Mokuba hätte meine Kündigung danach sofort entgegengenommen, aber … ich wollte nicht schon wieder gehen. Endlich wurde ich für die Arbeit bezahlt, die ich gerne mache und gelernt habe.“ Seto schluckt bei den Erinnerungen an sein Verhalten. „Das tut mir leid, Joey. Ich wusste nicht, was… wie… Danke für dein Vertrauen. Es ist schön dich kennen lernen zu dürfen, Jonouchi. Ich werde mir einen anderen Spitznamen für dich überlegen. Wünsche? „Joey ist immer noch okay und … wenn du beim Tier bleiben möchtest … Streuner finde ich ganz passend.“ Der andere antwortet nicht. Joey wendet sich zu Seto um und sucht den Blick des anderen. Er sieht den Schmerz darin. Zärtlich streicht er ihm über die Wange. „Im Urlaub hast du mich auch hinter deine Maske blicken lassen. Danke, Drache! Ich hatte nicht geplant, dass du mir begegnest. Eigentlich solltest du gar nicht wissen, dass ich in dich verliebt bin. Der Regen…“ „Der Regen scheint einiges zwischen uns beschleunigt zu haben. Darüber bin ich sehr froh.“ Joey nickt. Beide hängen ihren Erinnerungen nach und lassen sich vom Feuer wärmen. Irgendwann setzt sich Seto etwas bequemer in den Schneidersitz und lehnt sich an das Sofa. Joey kuschelt sich entspannt in Setos Schoß, während Seto beginnt ihn am Haaransatz zu kraulen. „Hast du dir den Abend eigentlich so vorgestellt, Seto?“ Unwillkürlich muss Seto traurig seufzen, während er den Kopf schüttelt. „Nein … ich hatte auf eine andere Art von Zweisamkeit gehofft.“ Joey versteht Seto nicht. Mit fragendem Gesichtsausdruck blickt er zu ihm auf. Seto grinst ihn verlegen an. „Ich wollte dich verführen. Wenn du es ebenfalls gewollt hättest, hätte ich mit dir geschlafen.“ Fast sofort verkrampft sich Joey in den Armen seines Freundes. Schnell lenkt ihn Seto von seinem Kopfkino ab. „Hey, ich habe schon vorhin verstanden, dass du für diese Verbindung noch nicht bereit bist. Das ist okay, Joey. Nimm dir die Zeit, die du brauchst. Wir sind uns heute Abend doch trotzdem nähergekommen. Emotional. Das ist genauso wichtig. Es war ein sehr schöner Tag. Du hattest eine tolle Idee mit dem Ausritt in die Berge.“ Joey dreht sich plötzlich unruhig in Setos Armen herum. Steif steht er auf und umschlingt seinen Körper mit seinen Armen. Wie ein verängstigter Hase schaut er sich suchend um. Dann hat er die Tür zum Stall entdeckt und flüchtet zu den Tieren. Seto versucht die Situation noch zu begreifen. Langsam steht er auf und folgt dem anderen. Er findet Joey in der Box seines Pferdes, wie er es streichelt. Es wirkt wie ein Zwang, besser noch eine Übersprunghandlung. Als er näherkommt, blickt Joey nur kurz auf. Seto wartet an der Boxentür. „Wieso erschreckt dich die Vorstellung mit mir zusammen zu sein, Joey? „Das geht mir zu schnell, Seto. Ich möchte dich erst noch besser kennen lernen, bevor ich mich dir nackt zeige. Ich muss wissen, dass du mich wirklich willst und nicht einfach nur eine weitere Eroberung für deine Sammlung.“ „Mit meinen Eroberungen verbringe ich deutlich weniger Zeit…“ Seto versteht Joey nicht und er merkt die aufkommende Wut auf Joey. Bevor er mit seinen nächsten Worten einen Streit beginnt, wünscht er Joey eine gute Nacht und lässt ihn alleine. Er vergräbt danach sein Gesicht in der Mähne. „Wieso kann ich ihn nicht vergessen?“ Seto schläft schon tief und fest, als Joey in die Hütte zurückkommt. Er liegt auf der Coach im Wohnzimmer. Joey holt sich die Decken und Kissen aus dem Bett und richtet sich ein Lager auf dem Boden. Er küsst Seto vorsichtig und flüchtig. „Gute Nacht, Drache!“ Die Sonnenstrahlen der aufgehenden Sonne fallen direkt auf die Schlafenden. Seto erwacht als erster. Der Blick nach draußen mit der aufgehenden Sonne raubt ihm den Atem. Er ist so fasziniert, dass er Joey vor der Coach einfach übersieht, und über den noch Schlafenden stolpert. Durch den Tritt in seine Seite wird auch der Blonde wach. Er reibt sich stöhnend über die Stelle. „Das habe ich jetzt nicht wegen gestern Abend verdient…“ „Ich habe hier einfach nicht mit dir gerechnet, Joey. Geht es?“ Joey nickt. Seto hilft ihm beim Aufstehen und deutet auf das Fenster zum Sonnenaufgang. Auch Joey ist von dem Farbenspiel überwältigt. Schweigend stehen sie einfach nur da und schauen bis die Sonne aufgegangen ist. „Was hast du eigentlich da unten gemacht?“ „Ich wollte gestern nicht alleine schlafen, … aber zu dir auf die Coach habe ich mich auch nicht getraut.“ Fragend mustert Seto den anderen. Verlegen senkt er den Blick. „Wie käme das denn bitte? Ich gebe dir einen Korb für Sex, aber ich will kuscheln?! Du wärst explodiert, Seto.“ Seto schmunzelt. „Das zeigt, dass wir noch einiges übereinander herausfinden sollten… Bitte glaube mir, ein Nein ist ein Nein, Joey, egal ob für Sex, Kuscheln, Kochen, Duschen, Baden oder was auch immer du in diesem Moment nicht willst. Das Gleiche gilt bitte auch für mich. Es ist okay, wenn du etwas anderes möchtest. Wir müssen nur miteinander reden.“ Joey nickt. Das Farbenspiel ist vorbei und Joey gähnt herzhaft. Seto greift vorsorglich nach dem Bettzeug. „Wir müssen zwar erst am Abend zurück sein, doch ich möchte einfach ein bisschen was sehen. Mittagspause am Fluss von gestern?“ „Kein Muskelkater, alter Drache?“ Seto schüttelt grinsend den Kopf. „Streuner, du weißt doch, dass ich alles kann…“ „Stimmt, habe ich vergessen…“ Sie packen zügig ihre Sachen in die Satteltaschen zurück. Da Seto mit der Pferdepflege immer noch nichts am Hut haben will, kümmert sich Joey um die Tiere. Seto führt sie anhand einer Karte über einen Panoramaweg mit genialen Ausblicken über die Insel entlang zu ihrem Lagerplatz von gestern. Hier brauchen sie die restlichen Vorräte auf und liegen entspannt auf der Wiese. Seto spielt mit Joey sogar Wolkenraten. An der Ranch treffen sie pünktlich und sehr gut gelaunt ein. Mister Green empfängt sie ebenfalls lächelnd. Seto übergibt ihm rasch seine Stute. Joey lässt es sich nicht nehmen, Pollux selbst in die Box zu bringen und abzusatteln. Während Joey Abschied nimmt, überprüft Seto seine Emails und Nachrichten. Rasch schaltet er in den CEO-Modus und bemerkt Joeys Eintreffen nicht. „Stimmt etwas nicht, Seto? Du hast doch Urlaub, Boss!“ Überrascht schaut er auf. „Du siehst so ernst aus, Seto. Was ist los? Gibt es Ärger in der Firma?“ „Achso, nein, Mokuba hat dort alles im Griff. Unsere Aktien verlaufen sehr gut… Freunde von mir sind auf der Insel. Wir hatten uns zum Golfen für morgen verabredet. Einer hat mich gerade daran erinnert und möchte eine Bestätigung. Sie kennen mich einfach. Danach sitzen wir in der Regel bei einem noch bis in die Nacht zusammen. Dieses Mal wäre ich dran.“ „Seto Kaiba, der Eisprinz Himself, hat Freunde… ich konnte es das letzte Mal schon nicht glauben. Da hatten wir es doch geklärt! Warum hast du nicht zugesagt?“ Seto zögert. Joey mustert ihn immer ernster werdend. „Ich bin dir doch nicht gut genug, habe ich Recht?“ „Was? Nein! … Nur, Joey, sie sind alle Manager einer Firma oder CEO. Wir haben das stillschweigende Abkommen, nicht miteinander zu konkurrieren, und verstehen uns gut. Sie alle sind mir verdammt ähnlich. Hältst du es einen Tag mit fünf Big Boss aus?“ Joey nickt sofort. „Wo soll da ein Problem liegen?“ „Außerdem hieße dieses Treffen, wir machen unsere Beziehung öffentlich. Du wirst meinen Freunden als mein Partner vorgestellt und mit uns zusammen Golf spielen. Rechne mit Paparazzi, die über uns berichten werden und das werden keine positiven Berichte… Bist du dazu bereit? Bitte sei ehrlich!“ Seto sucht den Blickkontakt zu Joey. Er sieht, wie die Erkenntnis über die Tragweite des Treffens bei ihm ankommt. Doch Joey senkt den Blick nicht. „Sag Bescheid, dass wir kommen. Ich bin bereit! Jetzt ist es deine Entscheidung.“ Seto lächelt dankbar. Schnell tippt er seine Nachricht ein und sendet sie ab. „Jetzt ist es abgemacht!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)